Fliegen von phean (Alles für die Freiheit) ================================================================================ Kapitel 2: Predigten – Gut oder Schlecht? ----------------------------------------- Predigten – Gut oder Schlecht? Verschlafen streckte ich mich und wartete auf das übliche Knacksen meiner Gelenke. Ohne eine Miene zu verziehen starrte ich an die Decke. Ich war weg. Die Insel würde ich nie wieder sehen. Endlich weg! Auch mein Herr war Vergangenheit. Leise kichernd schloss ich meine Augen. Dann kam das Andere… Erschrocken setzte ich mich auf. Ich war immer noch auf einem Piratenschiff. Und der Typ war mir mehr als unheimlich. Ach und wenn schon, dann sterbe ich halt, doch wenigstens nicht durch die Unterdrückung meines Herrn. Seufzend warf ich die Bettdecke beiseite und streckte meine Füße rechts am Bett raus. Leichtfüßig stand ich auf und ging zu meinen verdreckten Sachen. Vorsichtig hob ich mein schwarzes Kleid auf und sah dann an mir herunter. Mein Körper war auch verschmutzt. BH und Slip konnte man nur bei genauerem Hinsehen erkennen. Egal, ich wollte hier nicht duschen. Nicht auf diesem Schiff! Ein Klopfen an der Tür holte mich aus meinen Gedanken heraus. „Gleich“, rief ich und schlüpfte eilig in mein Kleid, doch anscheinend war es zu leise gewesen, denn der Maskierte stand schon im Raum, als ich noch das Kleidungsstück zurecht zupfte. „Tut mir Leid“, er versuchte verlegen zu klingen, doch das glaubte ich ihm nicht wirklich. Skeptisch hob ich eine Augenbraue und musterte ihn von oben bis unten. Er trug die gleichen Sachen wie gestern und zusätzlich noch ein Tablett. „Ich hab dir Frühstück mitgebracht“, meinte er und stellte es auf dem Bett ab. Ich wusste nichts zu sagen, da ich auch ein wenig eingeschüchtert war, doch meine Stimme holte ich schon wieder in die Realität zurück. „Bist du der Laufbursche der Mannschaft?“, ich klang nicht so sicher, ich zitterte und es war doch unterwürfig. „Nein“, lachte er amüsiert, „ich bin der Vize hier. Los setz dich, dein Kakao wird kalt.“ „Aber wieso kümmerst du dich dann um mich?“ „Käpt´n Kid hätte dich schon längst über Bord geworfen und die Anderen hätten sonst was mit dir gemacht. Ich kann es nur nicht mit ansehen, wenn Leute fertig gemacht werden, die sowieso schon am Ende sind. Ich will mich zwar nicht in deine Vergangenheit einmischen und es geht mich zwar auch nichts an, aber du solltest dich ausruhen, bevor du dir das anhören musst.“ Verwirrt legte ich den Kopf schief. Was redete er denn da für einen Schwachsinn? „Ich brauch das alles gar nicht“, murmelte ich und sah auf das Tablett. „Egal, jetzt komm“, er setzte sich aufs Bett und klopfte neben sich. Ich setzte mich hin und nun befand sich das Tablett zwischen uns. So etwas passte nicht zu mir, das war viel zu viel für mich. Früher hatte ich zwei Scheiben Brot mit Marmelade und – wenn es gut lief – ein Glas Saft, sonst Wasser. „Los iss“, befahl er. Sofort gehorchte ich und nahm reflexartig die Scheibe Brot mit Marmelade darauf. Ich biss hinein und kaute es schnell, ehe ich es runterschluckte. „Was ist denn nun los?“, er lachte amüsiert, „das war nur ein Spaß.“ Ruckartig hielt ich inne: „Wie?“ „Na los, es wird kalt“, er lachte immer noch. Die Maske störte, so konnte ich sein Gesicht nicht sehen. Es fiel einem verdammt schwer jemanden zu beurteilen ohne dessen Gesicht zu sehen. Ich versuchte den Gedanken zu verdrängen und nahm die Tasse mit Kakao in die Hand. Zischend zog ich die Luft ein. Die Tasse war verdammt heiß. So stellte ich sie wieder ab und blies in meine Hände. Während ich versuchte meine Hände wieder auf Normaltemperatur zu bringen, lachte sich mein Gegenüber schlapp. Als alles wieder passte versuchte ich es erneut und vorsichtiger. Bevor ich einen Schluck nahm, blies ich auch noch etwas den Kakao kalt und trank. „Tut mir Leid“, warf er in den Raum, als ich die Tasse wieder absetzte. Aus lauter Trotz antwortete ich ihm nicht. „Wie heißt du eigentlich?“ Nun sah ich auf. Sein Tonfall hatte sich etwas verändert. „Surebi“, murmelte ich Kleinlaut. „Ich bin Killer.“ „Das ist doch kein Name“, platzte es aus mir heraus. Schnell schnappte ich nach Luft und hielt mir die Hand davor. Erschrocken sah ich ihn aus großen Augen an. „Tut mir Leid“, sagte ich schnell und ging auf dem Boden in die Knie. „Ganz ruhig“, er half mir hoch und setzte mich wieder mit aufs Bett. Mein Puls wollte sich trotz aller gesagten Worte nicht beruhigen. Die Angst hatte mich übermannt. Solch ein loses Mundwerk war nicht gut. Das passte nicht zu mir. Aber es war mir einfach so herausgerutscht. „Iss noch auf und dann gehst du noch duschen und dann gehen wir hoch.“ Nun schüttelte ich nur noch den Kopf. Ich traute mich fast schon gar nicht mehr, den Mund aufzumachen. „Du willst nicht duschen?“ Wieder schüttelte ich den Kopf. Ich nahm mir nochmal mein Brot und biss hinein. Genüsslich kaute ich und aß eilig den Rest. Auf dem Tablett war noch eine Schüssel mit einem Brei. Ich vermutete, dass es Grießbrei oder so etwas war. Vorsichtig und misstrauisch nahm ich den Löffel und stocherte in der Schüssel herum. Immer noch etwas skeptisch nahm ich einen Löffel voll in den Mund. Schmeckte gar nicht so schlecht. Für Piraten. Aber schon nach dem fünften Löffel merkte ich, dass ich satt war. „Schon fertig?“ Ich nickte. „Hättest zwar auch mehr essen können, aber gut“, er lächelte – meine ich zumindest – und fuhr dann fort, „dann komm. Gehen wir hoch.“ Er nahm das Tablett wieder an sich und stand auf. Zögerlich folgte ich ihm zur Tür und den gleichen Weg zurück wie am Vortag. Kurz darauf fand ich mich an Deck wieder. Auf dem Weg nach oben hatte Killer noch schnell das Tablett in die Kombüse geschafft. Etwas zurückhaltend sah ich mich um. Es sah hier so befremdlich aus. Das Schiff war dunkel gehalten, wie ich es mir gar nicht anders hätte vorstellen können. „Ach, da ist ja unser lieber Gast“, bedrohlich kam der Rothaarige auf mich zugeschritten. Ängstlich wich ich einen Schritt zurück. Killer legte einen Arm um mich und redete beruhigend auf mich ein. „Killer jetzt lass den Quatsch, los verschwinde, ich will mit ihr allein reden“, scheuchte er seinen Mitstreiter davon. Fast schon flehend sah ich dem Blonden nach. Er war der Einzige auf diesem Schiff gewesen der nett zu mir war. „So meine Liebe. Du bist gestern in mich rein gerannt. Niemand rennt ungestraft in mich hinein“, sein Gesicht verzog sich zu einer Grimasse. Eigentlich war es ganz schön, mal einen Menschen zu sehen, dessen Gesicht man erkennen konnte. „Normal hätte ich dich gleich umgebracht, doch irgendetwas war da, was mich davon abgehalten hat. Dieser Mann hat dich gejagt und er war widerlich. Daher wahrscheinlich. Auf jeden Fall hab ich beschlossen, dass du hier bleibst, ob du willst oder nicht, das ist mir total Schnuppe. Du musst deine Schuld abarbeiten, auch wenn du lediglich in mich hineingerannt bist. Aber ich kann das nicht ausstehen. Du hast ja bereits ein Zimmer, mach es sauber, wenn du willst, das ist mir egal und du wirst auch andere Dinge erledigen. Aber sollte es irgendwelche Probleme geben, wirst du mich kennen lernen“, drohend hob er einen Finger, seine Augen verengten sich und seine Lippen waren nur noch eine dunkle Linie. Ich schluckte schwer, aber nickte zustimmend. Vielleicht war mein Überlebenswille doch nicht ganz gestorben, wie ich eigentlich gedacht hatte. Und durch die Worte von Killer hatte ich eigentlich mit schlimmeren gerechnet, doch so gemein, kam mir der Käpt´n nun gar nicht vor. Er schien recht nett zu sein – wenn man das so behaupten konnte. „Wie heißt du eigentlich?“, er lehnte sich etwas zurück und verschränkte seine Arme vor der Brust. „Surebi“, murmelte ich. „Oh, du kannst sprechen“, es klang sarkastisch, „gut, dann kannst du aber auch in einem Satz reden und vor allem höflich. ICH bin hier der Käpt´n und ich verlange Respekt von dir! ICH will Piratenkönig werden und somit brauch ich den Respekt und die Loyalität von den Männern hier an Bord… und deinen!“, bei seinen letzten Worten sah er herablassend auf mich hinab. „Ich heiße Surebi, mein Herr“, ich senkte den Kopf und deutete somit eine Verbeugung an. „Herr? Hahaha“, lachend kamen die anderen Mitstreiter der Mannschaft zu uns. „HÖRT AUF DAMIT“, schrie ihr Käpt´n. Sofort verstummten alle und stellten sich gerade hin. „Gut, Surebi reist ab heut mit uns, sie wird einige Arbeiten auf dem Schiff erledigen“, erklärte er kurz und knapp, „jetzt kannst du sie wieder haben Killer, zeig ihr alles. Aber rühr sie nicht an!“ Anrühren? Ich schluckte schwer, was meinte er damit? „Komm mit Surebi“, Killer legte einen Arm um mich, er stellte mir nicht die anderen Mitglieder vor, er führte mich wieder unter Deck. Nun liefen wir nicht den Gang einfach zu meinem Zimmer durch, nun zeigte er mir jedes Zimmer. Die Kombüse war ordentlich und recht aufgeräumt, von dort führte eine Wendeltreppe nach oben – vermutlich in ein Esszimmer, wenn man das auf einem Schiff so bezeichnen konnte. Ich kannte mich leider zu wenig mit Schiffen aus. Ich habe sie immer nur von einer Kajüte aus gesehen, in der ich eingesperrt gewesen war. In dem Esszimmer standen zwei Tische, wobei einer schon für die Mannschaft hier ausreichen würde. Denn wie ich schon mitbekommen hatte, bestand die Crew aus sechs Personen, was doch recht klein war, dafür war das Schiff umso größer. Danach zeigte er mir eine kleine Bibliothek. Was mich ziemlich erstaunte, sie kamen mir nicht so vor, als würden sie viel lesen, doch wahrscheinlich befanden sich hier auch die Karten und andere wichtige Unterlagen. Daraufhin kamen noch das Bad und noch der Lagerraum. Mehr musste ich seiner Meinung nach nicht kennen. Die Kajüten gingen mich schließlich nichts an, außer ich müsste sie putzen. Das sagte er mir mit vorgehaltener Hand. Ich hatte zum Glück keinerlei Probleme mir die Wege zu merken, da ich nichts anderes gewohnt war. „So, jetzt kennst du soweit alles, heut wirst du denk ich nichts mehr machen müssen, also kannst du dich ausruhen, ich bring dich noch zurück auf dein Zimmer“, meinte Killer zuvorkommend. Somit brachte er mich zurück in den verstaubten Raum, der von nun an … mein Zuhause war… stellte ich ernüchternd fest. Als wir zwei wieder im Raum standen, wollte er eigentlich gleich wieder gehen. Schnell packte ich ihn am Arm. „Wo find ich Eimer und Lappen? Ich würd hier gern… etwas aufräumen“, meine Stimme war immer noch leise und unsicher. „Komm, ich zeig dir alles“, ich glaubte wieder, dass er lächelte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)