Cry of the Spirits: The Forgotten Night von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 8: Kapitel 8 -------------------- Kapitel 8 ɯʌʎıʌƃɥ ɥɥɟu ɥʌoɹu Lange Zeit saßen Evan und Kenta einfach nur da auf dem Boden des Arbeitszimmers, ohne auch nur ein Wort zu sprechen. Evan selber zitterte am ganzen Körper und begann erst langsam die Situation zu realisieren. Kenta hingegen zeigte noch immer keine emotionale Regung. Wahrscheinlich stand er unter Schock. Allerdings machte sich Evan die größten Vorwürfe. Hätte er nur wenige Sekunden schneller reagiert, hätte er sie vielleicht retten können. Die andere Frage war sogar auch, wie lange es wohl dauerte, bis mit ihnen das gleiche passierte. Seine Psyche hatten sie ja schon versucht zu brechen, aber es war eventuell auch nicht das letzte Mal. Aber um sich abzulenken ging er die Liste im Kopf durch. Versuchte sich zu erinnern, wie viele Häuser im Dorf standen. Wenn er beim dem Haus am Anfang, vor dem er und Miles sich am Abend getroffen hatte, war es ihm vielleicht möglich herauszufinden, welches der Häuser das der Wilsons war. Letztendlich kam er zu dem Entschluss, dass es das Haus war, in dem er schon gewesen ist. Das, in dem er die Tonaufnahmen gemacht hatte. „Mach dir keine Vorwürfe, du kannst nichts dafür“, sagte Kenta schließlich und brach damit das Schweigen. „Aber ich hätte ihr vielleicht helfen können“, entgegnete Evan. „Ich hab doch gesehen, dass sie sich schon in der Kapelle umbringen wollte. Mir war das schon klar. Sie war sowieso psychisch nie sonderlich stabil. Zum Teil ist da auch Miles dran schuld, weil er sie oft wie Dreck behandelt hatte. Hat sie vernachlässigt, sie mehrmals betrogen. Aber immer wieder ist sie ihm hinterhergekrochen. Dafür hab ich sie gehasst, für diese Schwäche. Genauso gehasst wie Miles. Auch wenn er immer nett zu mir war, aber ich konnte ihn einfach nie leiden. Im Gegensatz zu dir. Du warst als einziger immer da, wenn ich jemanden gebraucht hab. Du warst mir schon immer ein besserer Bruder, als Chiko mir eine Schwester. Und das obwohl wir nicht einmal verwandt sind. Daher fände ich es auch viel schlimmer, wenn dir etwas passieren würde, als dass sie gestorben ist. Das klingt hart, ich weiß. Aber es ist nun einmal so. Also versprich mir bitte eine Sache. Und zwar dass wir hier rauskommen. Und dass du mich dann auch weiterhin besuchen kommst, ist das ok?“, sagte Kenta fast schon beängstigend emotionslos. Aber das war ja auch kein Wunder, nach allem was er in dieser Nacht schon durchgemacht hatte. „Ich verspreche es dir“, sagte Evan. „Aber jetzt lass und dafür sorgen, dass wir es hier auch überleben“, sagte er anschließend und stand auf. Er reichte Kenta seine Hand und sie verließen beide das Haus. Gingen zurück in den Hof und blickten hinunter ins Dorf. Mehrere Geister wandelten dort ziellos umher. Bei manchen konnte man deutlich erkennen, wie sie als lebende Menschen ausgesehen hatten, andere erschienen nur als blasse Lichtgestalten. „Die Nacht der Vergessens. Wo die Seelen der Verstorbenen keine Ruhe finden und dazu verdammt sind auf ewig umherzuwandern“, flüsterte Evan leise, als hätte jemand anderes ihm die Worte in den Mund gelegt. Langsam gingen sie die Treppe hinunter. Die Geister hier schienen aber nun ungefährlich zu sein. Einfach verirrte Seelen, die den Weg ins Licht nicht finden konnten. Evan glaubte daran, dass dies Besucher waren, die alle hier gestorben sind. Wahrscheinlich würde auch Chiko bald unter ihnen weilen. Manche von ihnen sprachen zusammenhangslose Sätze vor sich hin. „Es ist so kalt.“ „Wo ist mein Zuhause?“ „Wann darf ich endlich schlafen?“ „Meine Großmutter ruft mich, ich kann sie hören. Doch ich finde sie nicht.“ Das waren nur ein paar der Aussagen, die Evan verstehen konnte. Als er die Straße entlang ging, kam ein Geist direkt auf ihn zu. Noch bevor er reagieren konnte, lief dieser schon durch ihn hindurch und verschwand dann. Evan stand mit weit aufgerissenen Augen da. Also ob ein Stromschlag durch ihn durchgefahren wäre und dann, mit einem Schlag, übermannten ihn erneut die Gefühle. Ohne irgendeine Regung begannen Tränen aus seinen Augen zu fliesen. „All das Leid, das diese armen Seelen ertragen müssen. Gefangen in der Dunkelheit, nur weil sie diesen verfluchten Ort besucht hatten“, sprach Evan vor sich hin. Danach schüttelte er kurz den Kopf und schien sich wieder gefangen zu haben. Sie gingen weiter. Das Haus war schon in Sichtweite. Als sie dann schließlich vor der Tür standen, atmete Evan noch einmal tief durch, bevor sie es betraten. Zunächst gingen sie ins Wohnzimmer. „Und was wollen wir hier?“, wollte Kenta wissen. „Keine Ahnung. Miles wollte, dass ich hier etwas für ihn suche. Aber frag nicht was“, antwortete Evan. Doch in dem Moment fiel ihm etwas ein. Aus seiner Jackentasche kramte er einen Zettel hervor. Bis zu der Nacht, liegen die Erinnerungen im Garten begraben. Vielleicht war ja das gemeint. Doch wo war der Garten? Etwa am anderen Ende hinter der zugenagelten Tür? War wohl die logischste Antwort. „Hast du eine Ahnung wie wir das auf bekommen?“, frage Evan. Kenta schüttelte aber mit dem Kopf. Sie gingen dann in die Küche. Vielleicht fand sich da ja etwas. Da fiel sein Blick auf den Esstisch. Dieser hatte zwar eine Tischplatte aus Plastik, aber die Beine schienen aus Metal zu sein, auch wenn sie etwas verrostet waren. Ohne Rücksicht auf das, was noch drauf stand drehte er den Tisch um und rüttelte an den Beinen, um sie abzubrechen. Erst als Kenta auch half, schafften sie es. Es war zwar etwas körperliche Anstrengung erforderlich, aber mit Hilfe des Tischbeines schaffte es Even nach einiger Zeit die Bretter zu lösen, woraufhin sich die Tür auch öffnete. Es entblößte sich ein kleiner Garten, dessen Gras und Gestrüpp aber mittlerweile eher an einen Urwald erinnerten. Kenta stürmte gleich hinaus. „Dieses Haus ist mir zu unheimlich“, sagte er, während er vor dem Gras stehen blieb. Evan blickte instinktiv noch einmal ins Haus. Da packte er Kenta und zog ihn mit ins hohe Gras, um sich dort hinzulegen, damit man sie nicht sah. Er beobachtete, wie ein Geist, von dem nur der Oberkörper sichtbar war, die Treppe hinunterschwebte, durch die Tür in den Garten. Mit toten Augen und weit aufgerissenem Mund wirkte dieser alles andere als vertrauenswürdig. „Die Erinnerungen müssen bewahrt werden“, war eine leicht verzerrte Stimme vom Geist zu hören, ohne dass dieser den Mund bewegte. Daraufhin schwebte er weiter aufs Gras zu, aber verschwand. Einige Momente blieben sie noch liegen, ehe sie aufstanden. Da war erst zu merken, dass Kenta am ganzen Leib zitterte. „Es ist fast geschafft“, versuchte Evan ihn zu beruhigen. Am Ende des Gartens stand ein Hügel von Steinen, der von Moos und Unkraut bedeckt war. Evan nahm einige davon weg, bis eine darunter vergrabene Holzkiste sichtbar wurde. „Ich hoffe dass es das ist“, murmelte Evan. Er stampfte wieder durch das Gras, das ihm immerhin bis zur Brust ging, und kehrte ins Haus zurück, die Schachtel dabei fest umklammert. Er blieb vorsichtig, aber wollte nur eilig weitergehen. Aber die Hand tauchte wieder auf und griff nach seinem Arm. Egal wie stark er zog, er konnte sich nicht befreien. Kenta eilte hinzu und versuchte ihm zu helfen. Aus dem Augenwinkel sah Evan, dass der Geist zurückkehrte. „Renn weg“, schrie er zu Kenta, der aber nicht hörte und ihn befreien wollte. „Hörst du denn nicht, du sollst verschwinden“, rief er ihm noch einmal zu. Doch er reagierte nicht darauf. Evan spürte schon den Griff des Geistes, doch in dem Moment schafften sie es ihn zu befreien und er rannte so schnell er konnte nach draußen. „Tschuldigung, aber das geht jetzt zu deinem Enkel“, rief er dem Geist über die Schulter, während er nach draußen rannte. Dort herrschte nun wortwörtlich eine Totenstille. Die umherstreunenden Geister waren wieder verschwunden. Sie machten sich auf den Weg zurück zu der Weggabelung mit den Treppen, um diesmal die rechte Abzweigung zu nehmen. Wohlwissend, dass er Geist in der dunklen Robe sie aus der Entfernung beobachtete. Aber Evan ließ sich nun wirklich nicht mehr einschüchtern. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)