Cry of the Spirits: The Forgotten Night von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 5: Kapitel 5 -------------------- Kapitel 5 Kein Entkommen „Ich glaube ich weiß nun, was Miles hier vor hat“, verkündete er Chiko und Kenta, die er vor dem großen Haus angetroffen hatte. „Ja? Was denn?“, wollte Chiko wissen. „Ist etwas schwer zu erklären, aber auch nicht weiter wichtig. Viel wichtiger ist, dass ihr beiden von hier verschwindet. Ich finde ihn schon und bringe ihn Nachhause“, sagte Evan. „Vergiss es“, stellte sich Chiko stur. „Du weißt verdammt nochmal, was hier los ist. Und denke zumindest einmal an deinen Bruder. Er hat eine scheiß Angst. Ich frag mich sowieso, wieso du ihn mit hierher gebracht hast. Deshalb lasse ich es nicht zu, dass ihr beide noch länger hier seid.“ „Nagut, zugegeben hab ich auch die Schnauze voll von diesem Ort.“ So machten sie sich auf den Weg. Evan wollte sie zumindest so lange begleiten, bis sie sicher aus Guilswell heraus waren. Aber er folgte ihnen erst einmal. Denn scheinbar sind sie einen anderen Weg gegangen, da sie um das Herrenhaus herumgingen. Dort führte ein etwas steiler Hang hinunter. Unten angekommen, kam wie nicht anders zu erwarten war, Wald. Immerhin führte da ein kleiner Pfad hindurch. „Nachdem Miles damals die Schule gewechselt hat, ist bei euch ja der Kontakt abgebrochen oder?“, begann Chiko während des Marsches zu reden. „Ja, wir haben uns noch zwei oder dreimal getroffen, aber dann hat sich keiner mehr gemeldet. Und je länger kein Kontakt mehr da war, umso weniger hab ich mich getraut mich bei ihm zu melden. Das hatte mich sehr schwer getroffen. Wir waren seit unserer Kindheit so eng befreundet und dann bricht der Kontakt so leicht ab. Das konnte ich irgendwie nie verstehen“, erzählte Evan. „Mit mir hat er vor ein paar Tagen Schluss gemacht. Ich wollte ihn heute dann zur Rede stellen, da er nicht einmal gesagt hat wieso. Er war nicht Zuhause, hab aber auf seinem PC gesehen, dass er sich mit diesem Dorf hier befasst hatte. Bin dann einfach davon ausgegangen, dass er hier ist.“ „Und wieso hast du Kenta mitgebracht?“ „Wieso wohl? Weil meine Eltern ausgegangen sind und sie mich umgebracht hätten, wenn sie gemerkt hätten, dass ich ihn alleine gelassen hätte. Aber würdest du mir nun verraten, was Miles nun hier eigentlich vor hat?“ „Ich weiß es doch auch nicht. Hab eigentlich nur eine Theorie, aber wenn diese nicht stimmt, dann ist es Unsinn dich damit verrückt zu machen. Er soll es dir doch dann selber erzählen.“ „Ich vertraue dir, dass du ihn findest“, sagte Chiko, bevor das Gespräch hinterher verstummte. Eine gefühlte Ewigkeit wanderten sie weiter, bis Evan bemerkte, dass die Geräusche der Schritte der anderen ebenfalls verschwanden. Er blieb stehen und blickte um sich. Er wusste nicht wie das passieren konnte, aber er war auf einmal alleine. „Chiko? Kenta? Wo seid ihr?“, rief er laut in den finsteren Wald hinein. Doch es kam keine Antwort, egal wie oft er rief. Dabei schloss er eigentlich sogar aus, dass er sich unbemerkt verlaufen hatte, da er sich noch auf dem Wanderpfad befand. Also folgte er diesen weiter. Der Wald schien zu Enden und er rief noch ein weiteres Mal nach ihnen. Allerdings bemerkte er dabei erst zu später, dass er einen weiteren Abhang hinunterstürzte. Mit dem Bauch voraus kam er dann unten auf. Jetzt war es sogar noch Schmerzhafter als im Haus zuvor, da er auf harten und teilweise scharfkantigen Steinen fiel. Er rappelte sich auf und bemerkte, dass er nun einige Schrammen davontrug, wovon manche sogar bluteten. Er fand sich in einer Landschaft wieder, die an eine Schlucht erinnerte. Zwischen den Beiden Abhängen, direkt über den Boden des Abgrundes schien der Mond hell zwischen einigen kleineren Wolken. Es hing noch immer ein leichter Nebel in der Luft. Evan wollte weitergehen, doch sein Knie tat ihm höllisch weh, weshalb er nicht mehr als ein Humpeln zusammenbrachte. Wieder fühlte er sich beobachtet, als ob die Geister aller Einwohner Guilswells oben an den Abhängen standen und jeden seiner Schritte genauestens beäugten. Er schleppte sich mehrere hundert Meter durch die Schlucht, bis sie irgendwann endete. Dort fand er ein altes Haus vor, dessen Grundstück an eine Farm erinnerte. So stieg er auf dessen leicht angehobene Veranda, deren Bretter sich bei seinem Gewicht leicht durchbogen. Beinahe befürchtete er wieder durchzubrechen. Da er sowieso keine Bewohner erwartete, betrat er einfach das Haus. Das Innere war dabei allerdings nur sehr spärlich eingerichtet. Direkt hinter der Tür stand ein runder Tisch, mit drei Stühlen darum. Daneben befand sich ein Raum, mit einer sehr rustikalen Küche, die eigentlich nur aus ein paar Regalen, einer Feuerstelle und einem Waschbecken bestand. Gegenüber stand auch schon ein Bett. Über dem Tisch beim Eingang hin ein großes Kreuz. In der Luft hing ein feuchter Geruch von Schimmel. Kein Wunder, da das ganze Haus nur aus Holz bestand. Hier hab es nichts weiter, also verließ er das Haus wieder. Neben der Hütte war eine Überdachung, das wohl eine Garage andeutete. Darin stand auch ein verrostetes, ausgeschlachtetes Auto. Gerade als Evan weitergehen wollte, sah er im Augenwinkel, dass etwas hinter der Garage stand. Doch als er hinblickte, war es schon verschwunden. Sonst befand sich nur noch eine Scheune auf dem Grundstück, die allerdings wahrscheinlich schon einstürzen würde, wenn man sie zu intensiv anstarrte. Er ging an dieser vorbei und kam kurze Zeit später wieder auf einen Feldweg, der durch kleinere Bäume und Büsche führte. Er versuchte es zunächst zu überhören, aber das ging nicht. Seine Schritte machten ein knackendes Geräusch auf dem steinigen Weg. Doch wenige Meter hinter sich hörte er genau das gleiche. Vielleicht war es ja aber doch Chiko oder Kenta. Dennoch traute er sich nicht sich umzudrehen. Auch wenn er noch ein ganzes Stück weiterging, tat er es letztendlich doch. Falls einer der beiden gewesen wäre, hätte er nicht vor ihnen davon laufen wollen. So wendete er seinen Blickwinkel nach hinten, doch dort war nichts. „Ich kann nicht mehr“, seufzte er leise vor sich hin. Ja, er war langsam am Ende seiner Kräfte angelangt. Sowohl der körperlichen, als auch der psychischen. Immer mehr dachte er darüber nach aufzugeben und einfach zu gehen. Aber das konnte er weder gegenüber Miles, noch Kenta verantworten. Auch Chiko wollte er nicht hier irgendwo alleine lassen. Er blieb noch einen Moment stehen. Langsam ließ auch der Schmerz in seinem Knie nach. Wieder bemerkte er eine Bewegung in seinem Augenwinkel. Sofort richtete er seine Blicke dorthin. So erkannte er, dass eine Gestalt sich direkt auf ihn zubewegte. Eine weißblaue Erscheinung, die Finger wie Klauen ausgestreckt und einem grimmigen Gesicht, mit leeren toten Augen. Dieser Geist schwebte direkt durch die Bäume und Büsche hindurch, direkt auf Evan zu. Der machte sich auf, um so schnell er konnte den Pfad weiter zu rennen. Obwohl er schon völlig außer Atem war, trieb ihn wohl nur noch pures Adrenalin an. Seine Füße schmerzten zwar höllisch und jeder noch so kleine Stein tat mehr und mehr weh, aber von dem Geist wollte er sich nicht erwischen lassen. Aber er spürte den Griff an seiner Schulter. Wie ihn die zornige Seele des verstorbenen Mannes festhielt. Dies reichte aus, um Evan genug zu verlangsamen, dass ihn der Geist richtig packen konnte. Dieser hielt ihn mit einer überraschend starken Kraft fast, obwohl Evan sich mit aller Gewalt loszureißen versuchte. Aber er schaffte es nicht. Sein Gesicht war jetzt wenige Zentimeter von dem des Geistes entfernt. Sein Atem stockte, als würde sich etwas Schweres auf seiner Brust befinden. Mit einem letzten, verzweifelten Ruck gelang es ihm sich dann doch zu befreien. Ohne zu zögern rannte er. Er rannte so schnell, dass ihm noch immer der Atem weg blieb. Seine Sicht wurde immer dunkler und verschwommener. Ihm war klar, dass wenn er so weitermachen würde, dass er das Bewusstsein verlor. Doch er musste das Risiko eingehen. Er rannte immer weiter, bis seine Beine komplett versagten und er stolperte. Das war es jetzt, so seine Überzeugung. Sein Blick wanderte nach oben. „Wie kann das sein?“, fragte er murmelnd. Zwar fehlte von dem Geist jede Spur. Allerdings befand sich wieder mitten in Guilswell, genau dort wo er vorher die Spur von Miles verloren hatte. Da wurde es ihm klar. Die Geister würden ihn nicht gehen lassen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)