Cry of the Spirits: The Forgotten Night von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 4: Kapitel 4 -------------------- Kapitel 4 Es ist, was es ist „Kenta? Was machst du denn hier?“, fragte Evan verwundert. „Meine Schwester und ich sind hier um nach Miles zu suchen“, antwortete Kenta, der kleine Bruder von Miles Freundin. „Und wo ist deine Schwester jetzt?“, wollte Evan wissen. Kenta zeigte auf ein großes Haus auf einem Hügel, das allerdings in der Dunkelheit nur schwer zu erkennen war, aber dennoch über das Dorf thronte, als hätte es jemanden gehört, der viel in Guilswell zu sagen hatte. „Wir haben Miles bis nach dort oben verfolgt. Dann kam aber ein Mann, zumindest glaube ich dass es ein Mann war. Er war hinter uns her. Ich bin weggerannt und dann konnte ich sie nicht mehr finden. Ich hab mich einfach nicht ins Haus hineingetraut“, erzählte der Junge. „Nagut, dann gehen wir jetzt mal dorthin und suchen vor allem erst einmal deine Schwester. Vielleicht finden wir so auch Miles.“ „Warte, wieso bist du eigentlich hier?“ „Miles wollte sich mit mir hier treffen. Er meinte, dass er wegen irgendwas hier wäre. Frag aber nicht was, das hat er mir selber auch nicht gesagt“, sagte Evan und machte anschließend eine Geste, dass Kenta folgen sollte. Eigentlich hatte Evan ein gutes Verhältnis zu Kenta. Damals sollte seine Schwester Chiko oft auf ihn aufpassen. Doch stattdessen hatte sie sich mit Miles getroffen. So durfte Evan oft den Babysitter spielen und so freundeten sich die beiden irgendwann an. Auch wenn er es unsinnig fand, wieso ein damals 13-jähriger Junge überhaupt noch einen Babysitter gebraucht hätte. Aber vielleicht lag das auch eher daran, weil Kenta zwar auf den ersten Blick wie ein lieber, höfflicher Junge wirkte, in Wahrheit aber sogar ziemlich frech war. Aber Evan konnte dennoch gut mit ihm umgehen. Was vermutlich den Grund hatte, dass beide allgemein keine große Auswahl an Freunden hatten. Überwucherte Steinstufen führten den Hügel hinauf zum Herrenhaus. Das verwilderte Gestrüpp am Hang war nur noch ein Überbleibsel dessen, was früher wohl man eine wunderschön angelegte Gartenanlage war. Evan malte sich in Gedanken aus, wie dort wohl einst Rosenbüsche, Obstbäume oder gepflegte Beete waren. Doch jetzt war schon allein das Groß so hoch, dass wohl niemand freiwillig dort hineingehen würde. Bald waren sie oben angekommen und fanden sich in einem kleinen Vorhof wieder, der direkt an das große Haus anschloss. Erst jetzt war zu erkennen, dass das Gebäude mit weißen Holzbrettern verkleidet war. Diese wurden allerdings teilweise von Ranken überwuchert. Die Eingangstür stand offen und es brannte sogar ein schwaches Licht darin. Scheinbar funktionierte der Strom in dieser Behausung sogar noch. Evan konnte es sich nur so erklären, dass Guilswell wohl noch mit der allgemeinen Stromversorgung der Stadt verbunden sei. Er schaute sich noch einmal um und bemerkte, dass sich die dichte Wolkendecke langsam löste, sodass der Mond immer mehr durchdringen konnte. Gerade als er weitergehen wollte, packte Kenta ihn am Ärmel. „Du, sag mal. Sind das wirklich Geister hier?“, wollte der Junge verängstigt wissen. „Ich wünschte ich könnte dir eine Antwort geben, die dich beruhigt. Aber anlügen tu ich dich nicht. Ja, es sind Geister. Und ich hab auch Angst. Trotzdem müssen wir weiter. Je eher wir die beiden gefunden haben, desto schneller können wir von hier verschwinden“, beantwortete Evan, woraufhin Kenta los ließ. Beide betraten anschließend das Haus. Sie fanden sich in einem kleinen Eingangsbereich wieder, in dem nur ein Kleiderständer stand. Dieser sah allerdings so aus, als würde er zu Staub zerfallen, wenn man versuchte ein Kleidungsstück dran zu hängen. Der kleine Raum endete in einem Flur. Vom Design sah es dem Haus von vorhin identisch. Eine Ähnliche beige Tapete, die hier allerdings besser erhalten war. Auch der Fußboden hatte die gleichen Holzdielen. Kenta und Evan betraten den Flur. Gleich links befand sich eine Tür, die jedoch mit Brettern zugenagelt war. Also folgten sie den Gang weiter. „Was…ist das etwa…?“, rief Kenta, der plötzlich stehen blieb. „Was ist los?“, fragte Evan. Als Antwort zeigte Kenta allerdings nur auf den Boden. Dort war eine Blutspur zu erkennen, die weiter den Weg entlang führte. Kurz darauf war dann auch ein lautes Klopfen und Hämmern zu hören. Die Laute schienen nicht einmal von weit weg zu kommen. Nur wenige Meter weiter führte links vom Flur ein weiterer, kleiner Gang weg, der eine kurze Treppe hochging. Scheinbar kam der Lärm von da. Die Stufen endeten an einer Tür. Jetzt war es deutlich, dass jemand auf der anderen Seite dagegen hämmerte. Doch Evan zögerte sie zu öffnen. Welche Garantie hatte er, dass ihn kein Geist in eine Falle locken wollte. „Worauf wartest du?“, fragte Kenta. Daraufhin seufzte Evan nur und öffnete vorsichtig die Tür. Kaum hatte er sie einen Spalt geöffnet, wurde sie von etwas aufgerissen. Doch bevor er eine Reaktion zeigen konnte, stürmte schon ein Mädchen mit langen schwarzen Haaren, schwarzen Jeans und einer Lederjacke heraus, Chiko, Kentas Schwester und Miles Freundin. „Wo warst du, du warst plötzlich weg“, sagte sie, während sie ihren kleinen Bruder in die Arme schloss. Der verweigerte die Umarmung allerdings und schaute zu Evan. Erst jetzt drehte sich Chiko um und bemerkte ihn. „Was zum Teufel machst du denn hier?“, fragte sie fast schon zickig. „Genauso wie ihr bin ich wegen Miles hier. Sag mal, was hast du da drin gemacht?“ „Ich hab jemanden gesehen. Hab zwar nicht genau erkannt wer das war, aber ich bin natürlich davon ausgegangen dass es Miles war. Ich bin der Person aber hier in diesen Vorratsraum oder was das ist rein gefolgt, allerdings ist hier niemand drin gewesen. Dann ging auch noch die Tür zu und ich hab sie nicht mehr aufbekommen“, klärte sie auf. Danach ging sie die Treppe hinunter. „Oh mein Gott, Miles muss diesen Weg weiter gegangen sein, weil er definitiv hier ins Haus ist. Das Blut, was wenn das von ihm ist? Evan, wir müssen ihn schnell finden“, sagte Chiko schon fast hysterisch. Evan folgte daraufhin auch den Stufen hinunter und sah sich das Blut, welches eine Spur den Gang entlang bildete, noch einmal an. „Nein, das ist nicht seins. Schau mal genau hin, das ist schon fest eingetrocknet. Das bedeutet es ist schon älter. Aber wenn er wirklich in dieses Haus gegangen ist, muss er diesen Weg entlang sein“, klärte er auf. Ihm war schon immer klar, dass Chiko nicht gerade das intelligenteste Mädchen war, das er kannte. Auch allgemein konnte er sie nicht besonders gut leiden. Sie hatte schon immer diese leicht überhebliche Art. Sie folgten nun den Flur tiefer ins Haus. Irgendwann kamen sie in einem kleinen Bereich an, der genauso aussah wie der Eingangsraum. Mit Ausnahme dass statt des Kleiderständers ein Regal mit einem Telefon stand. Dazu war in jeder Wand eine Tür. Doch die Blutspur führte weiter geradeaus, weshalb sie auch diesen Weg gingen. Ein weiterer Gang, der allerdings weiter hinten versperrt war, da dort anscheinend die Decke eingestürzt ist. Aber die Spur führte durch eine Tür rechts davor. Als sie sich diese näherten, ging sie von alleine auf. „Nein, vergiss es. Ich geh nicht weiter“, weigerte sich Chiko und blieb stehen. Auch wenn Evan sie verstehen konnte und selbst auch kein gutes Gefühl hatte, ging er trotzdem weiter, ohne ihre Ablehnung zu beachten. Vorsichtig schaute er durch die Tür. Es war ein kleiner Raum, in dem sich lediglich eine Toilette befand. Allerdings war das einstige weiße Porzellan überhäuft von Blutspritzern. Er verließ den kleinen Raum mit dem Abort. „Hier ist nichts“, sagte er dabei. „Und jetzt?“, fragte Chiko. „Dann ist er halt eben durch eine der anderen Türen gegangen“, warf Evan genervt zurück. Ihm ging schon lange ihre Art auf die Nerven scheinbar nicht selbständig denken zu können. Zumindest empfand er das so. Zurück in dem Ort, wo das Telefon stand, versuchten sie die anderen beiden Türen. Die Linke war verschlossen, weshalb es ihnen nur die Rechte blieb. Diese führte zu einer Treppe, die in das obere Stockwerk führte. „Wartet ihr beiden hier. Gerade stabil sieht das Ding hier nicht aus“, sagte Evan, während er nach oben ging. Das obere Geschoss schien allerdings nicht mehr einem so guten Zustand zu sein. Die Wände waren teilweise stark durchbrochen und die Möbel lagen in Einzelteilen da, als wenn ein Tornado gewütet hatte. Evan schaute sich um, konnte allerdings nicht wirklich sagen, was nun Gang oder Zimmer war. Er nutzte nun die Gelegenheit und holte aus seinem Rucksack wieder die Kamera heraus, um damit weiter aufzunehmen. Es fühlte sich hier wie ein surrealer Ort an. Als hätte man ein altes Haus genommen und es in einen Mixer gesteckt. Auch dadurch, dass viele der Wände zerstört waren, hatte er ein ungutes Gefühl, dass hier nicht jeden Moment alles einstürzen könnte. Aber er ging dennoch weiter, begleitet von dem schon bekannten Knarzen der Bodendielen. Irgendwann kam er in den Überresten eines Raumes an. Mitten in dem Bereich stand ein Bett, auf das ein Regal gefallen war. In der etwa zehn Meter entfernten Wand klaffte wieder ein riesen Loch, allerdings stand ein anderen Regal davor, als hätte man es damit verdecken wollen. Der Durchbruch war allerdings dennoch größer. Und genau dahinter erkannte Evan etwas. Er hielt mit der Kamera direkt drauf. Ein kleines Mädchen stand da, leicht transparent und blau schimmernd. Sie stand einfach nur da und beobachtete ihn. Als er dann einen Schritt weiter auf sie zu machen wollte, verschwand sie und der Schrank fiel um. Ein lauter Knall durchdrang die staubige Luft, wie ein Donner eine warme Sommernacht. Miles schien allerdings nicht hier zu sein, weshalb Evan wieder zurückgehen wollte. Zu spät. Auf ihn kam schon ein Mann zu, genauso durchsichtig und blau schimmernd wie das Mädchen. Mit einem starren, aber gequälten Gesichtsausdruck kam er mit ausgetreckten Armen und Händen direkt auf Evan zu. Kurz packte ihn die Panik, ehe er begann los zu rennen, durch das Loch, hinter dem das Kind stand. Dort fand er sich wieder in einem Gang wieder. Der Fußboden hinter ihm knarzte weiter. Der Geist verfolgte ihn weiter. Also blieb ihn nichts anderes übrig, als zu rennen. Doch da geschah es und der Boden brach untern seinen Füßen ein. Ein lautes Krachen ertönte und er fiel. Ein drückender Schmerz durchzog jede einzelne Faser seines Körpers, als er im Raum darunter auf den Boden stürzte. Am liebsten wollte er liegen bleiben, zumindest bis die Schmerzen vorüber waren. Doch langsam und steif richtete er sich dennoch auf. Kleine Gesteinsbrocken fielen noch von der Durchbruchsstelle herab. Die Taschenlampe hielt er noch fest in der Hand. Allerdings die Videokamera lag auf den Boden. Als er sie aufheben wollte, bemerkte er einen großen Riss im Gehäuse. Dazu war auch noch ein Klappern im inneren zu hören. Er drückte ein paar Knöpfe, aber scheinbar hatte sie den Sturz nicht überlebt. Er hatte zumindest die Hoffnung, dass sie alles bis zum Schluss aufgenommen hatte, während er sie wieder wegpackte. Nun schaute er sich um. Scheinbar befand er sich nun in einem Arbeitszimmer. Einige alte Bücherregale standen dort und unter den Fenstern war ein Schreibtisch. Die Tapete unterschied sich vom Rest des Hauses. Diese hier war dunkler, eine Art Weinrot mit schwarzen Karomustern. Fast schon irgendwie gemütlich, wenn man auf alte Einrichtungen stand. Unter dem Schreibtisch war eine große Blutlache. Auf dem Möbelstück selber war auch nicht gerade wenig Blut. Die zerstreuten Blätter, der noch offene Füller und ein Zettel, auf dem ein Text stand, deuteten fast schon an, als ob hier jemand etwas schreiben wollte, aber dabei überraschend angegriffen wurde. Evan versuchte den Text zu lesen, auch wenn dies etwas schwer war. Nicht weil das Papier vergilbt war, sondern weil es in einer alten Schrift geschrieben wurde. Sehr geehrter Mr. Folks, das Ritual der Erinnerungen hätte heute um Mitternacht durchgeführt werden sollen. Ich muss Sie ja nicht extra daran erinnern, was passiert, wenn dies nicht geschieht. Unser ganzer Glaube basiert darauf, die Nacht des Vergessens zu verhindern. Mir sind schon am gestrigen Tage Gerüchte zu Ohren gekommen, dass Mrs. Wilson und ihr Sohn nirgends zu finden seien. Und tatsächlich sind sie nicht wie vereinbart aufgetaucht. Der Sohn, Chad Wilson, hätte vor zwei Stunden geopfert werden sollen. Jetzt frage ich Sie, wie Ihnen als die Person, die für die Aufsicht unseres Dorfes zuständig ist, es passieren kann, dass die beiden abhauen. Ich mache Sie dafür verantwortlich, wenn… Und da hörte der Brief auf, als ob der Verfasser unterbrochen wurde. Aber dieser Name, Chad Wilson. Evan war sich sicher den schon einmal gehört zu haben. Ein Klopfen an der gegenüber liegenden Tür riss Evan aus den Gedanken. Dieser Ort setzte ihn allmählich immer mehr zu, wenn er sich schon vor so etwas banalen erschrecken ließ. „Evan, bist du da drin?“, hörte er Chikos Stimme auf der anderen Seite. „Ja.“ „Okay, geht es dir gut?“ „Geht schon, morgen werde ich von dem Sturz aber richtige Schmerzen haben.“ „Hör mal, ich hab keine Ahnung wie ich diese Tür auf bekomme. Du bist in diesem Raum neben dem Eingang, der zugenagelt ist.“ Diese Tatsache schloss einfach gemütlich durch die Tür zu spazieren schon einmal aus. Er schaute sich um. Der Raum war zu hoch, als dass er irgendwo durch das Loch in der Decke wieder durchgekommen wäre. Da fiel ihm das Fenster auf. „Ich hab eine Idee. Wir treffen uns vor dem Haus“, sagte er. Und schon nahm er den Stuhl vor dem Schreibtisch und warf ihn mit voller Kraft durch das Fenster, welches daraufhin zerbrach. So konnte er auf den Schreibtisch klettern und das Haus verlassen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)