Und vieles mehr von jane-pride ================================================================================ Ehrliche Liebe -------------- Kapitel 6: Ehrliche Liebe     Es war nicht derselbe Morgen. Definitiv nicht derselbe. Zwar wachte Vaughn in seinem eigenen Bett neben seiner geliebten Chelsea auf, wie die vergangenen Wochen zuvor, aber etwas hatte sich verändert. Etwas sehr Wichtiges und für ihn überaus Bedeutsames. Dabei lag es nicht nur an der Tatsache, dass sie zum ersten Mal Sex gehabt hatten, vielmehr hatte es zu einem veränderten Gefühl beigetragen. Und es war ein sehr schönes, unbeschreibliches Gefühl. Er lag in seinem Bett, in seinem eigenen zu Hause und die eine Frau lag schlafend in seinen Armen. Die eine, die ihm so viel bedeutete, dass es mit Worten gar nicht zu beschreiben war. Sie gab ihm so viel. Ihre Sicht auf die kleine Insel und deren Leute, die auf ihr lebten, inzwischen war es auch seine geworden. Wann das genau geschehen war, konnte er nicht sagen. Im Laufe der Zeit war es einfach so passiert. Er fühlte sich hier zu Hause, und dieses zu Hause bedeutete ihm gleich viel mehr, wenn seine Chelsea neben ihm lag und morgens mit ihm zusammen aufwachte.   Vaughn küsste sie sanft auf ihre Stirn, als sie begann ihre Augen zu öffnen. „Guten Morgen, meine Schöne.“ „Morgen.“, gähnte die erwachende Schönheit und warf einen kurzen Blick aus dem Fenster. „Es ist schon hell?“ „Hm, ja. Wenn du es genau wissen willst, es ist kurz vor 9 Uhr.“ „Wie? Kurz vor 9, schon? Dann habe ich verschlafen.“ Die junge Frau machte Anstalten aufzustehen, doch Vaughn hielt sie zurück. „Moment, warte noch. Wofür hast du verschlafen?“ „Heute ist Montag und ich habe Mark versprochen, dass ich wieder etwas mehr auf der Ranch mitarbeiten werde. Es war auch nicht geplant, dass wir gestern Abend den Hof wieder verlassen haben.“ Die Erinnerung an das warum, trieb ihr die Schamesröte ins Gesicht. „Ist das so schlimm? Ich dachte, es hätte dir letzte Nacht gefallen.“ Leichter Zweifel schwang in seiner Stimme mit. Er wollte Chelsea nicht sofort wieder gehen lassen.   „Doch. Natürlich hat es mir sehr gefallen. Es ist nur so, ich hatte es Mark versprochen.“ „Meinst du, dass er verärgert sein wird? Das kann ich mir nicht vorstellen. Angerufen hat auch niemand.“ „Bevor ich gehe, kann ich ja erstmal zu Hause anrufen und fragen wie es aussieht und mich entschuldigen. Wenn mein Bruder alleine klar kommt, kann ich in aller Ruhe mit dir frühstücken.“, lachte sie ihn an. „Das hört sich schon viel besser an.“, antwortete er und gab ihr einen Kuss. „Wann musst du im Laden sein?“ „Heute Nachmittag ab 13 Uhr. Wir haben also noch ein paar Stunden nur für uns alleine.“ „Hihi. Okay. Dann rufe ich schnell bei Mark an, damit das geklärt wird.“ „Gut. Und ich setzte schon mal Kaffee auf.“                                                                                          ~<>~   Mark war nicht im Geringsten verärgert über die Abwesenheit seiner Schwester. Er hatte ihre Blicke gesehen, die sie und Vaughn am vorherigen Abend ausgetauscht hatten und irgendwie geahnt, dass sie alleine sein wollten. Zudem ist die Erntezeit noch nicht ganz angebrochen. Ihnen blieb also noch etwas Zeit, bevor die endgültige Saisonarbeit richtig losgehen würde. Außerdem hatte Nathalie ihm tatkräftig geholfen. Mittlerweile kannte sie sich recht gut auf der Ranch und der Arbeit aus. Sie entwickelte zumindest ein sehr gutes Gespür für die anfallenden Tätigkeiten. Er war ungemein Stolz auf sie und sagte es ihr auch, so oft es ihm möglich war.   „Meine Schwester kommt heute Nachmittag zurück. Zum Abendessen wird sie den Fisch zubereiten.“ „Hat sie dir auch erzählt, weswegen sie so plötzlich wieder gegangen waren?“ Verblüfft starrte der junge Mann seine Verlobte an. Wie naiv sie manches Mal noch war. Dafür liebte er sie abgöttisch und er musste umso mehr auf sie aufpassen. Das war ihm bewusst. „Nun, das frag sie am besten selber, wenn Chelsea wieder da ist. Auf jeden Fall wollten die zwei alleine sein.“ „Hm.“ „Was hältst du davon, dass wir uns gleich auf dem Weg zu Regis machen? Die Tiere sind versorgt und durch den Regen gestern muss nichts gegossen werden.“ „Ja. Was für Ringe hast du dir denn ausgesucht?“ „Das bleibt eine Überraschung.“, grinste der Blondhaarige. „Ich hoffe, dass du die Ringe ebenfalls so geeignet finden wirst, wie ich.“ „Bestimmt. Ich vertraue dir.“   Und es war absolut ehrlich von ihr gemeint. Für Mark ist es nach wie vor das Allergrößte solche Worte aus ihrem Mund zu hören, die nur für ihn bestimmt waren. Zwar war es schon häufiger vorgekommen, dass Nathalie ihm sagte, dass sie ihn liebte, aber wenn es nach ihm ginge, könnte er es nicht oft genug hören. Ins Besondere, aufgrund der letzten Geschehnisse vor dem Frühjahr war es ihm immens wichtig geworden regelmäßig Bestätigung von ihr zu bekommen. Selbstverständlich war alles, was geschehen war, vergeben und beinahe vergessen und er war überglücklich Nathalie bald zu heiraten, aber seine Furcht davor seine Geliebte beinahe verloren zu haben, war einfach zu mächtig gewesen und nagte immer noch an ihm. Schon vom ersten Tag an lebte er mit der Angst, Nathalie eines Tages zu verlieren, aber er hätte nie gedacht, dass es tatsächlich jemals geschehen könnte. Als es dann den Anschein danach hatte, war seine geliebte Welt fast daran zerbrochen und er hätte den größten Fehler seines Lebens begangen, wenn er sie einfach hätte ziehen lassen. Ein Glück, er hatte es nicht getan und Nathalie hatte den Weg wieder zu ihm zurück gefunden. „Hol deine Jacke, Liebling. Dann können wir los.“                                                                                                ~<>~   Als das junge Paar vor Regis Anwesen ankam, wurde der Pinkhaarigen ein wenig mulmig zumute. Ungern erinnerte sie sich an ihre letzte Auseinandersetzung mit Will und Lily in diesem Haus zurück. Die Party war ein reines Desaster gewesen. Zu allem Überfluss hatte Nathalie ernsthaft versucht Will zu gefallen. Ausgerechnet ihm. Ab und zu fragte sie sich, wie sie so blind und vor allen Dingen so dumm sein konnte, so etwas Absurdes zu denken. Bloß, weil sie sich kurzzeitig von Mark zu stark vernachlässigt gefühlt hatte. Es war komplett bescheuert gewesen, das war ihr inzwischen klar geworden. „Nathalie? Ist alles in Ordnung mit dir?“, wollte Mark von ihr wissen, nachdem sie ihren Händedruck verstärkt hatte. „Ja, es ist alles gut. Ich musste nur kurz daran denken, dass ich zuletzt…auf Lilys Party hier gewesen war.“ Beschämt schaute sie zur Seite. Der Abend lag ihr noch peinlich in Erinnerung. „Es ist alles gut. Ich bin bei dir.“, flüsterte Mark ihr zärtlich ins Ohr. Außerdem würde er es für kein Geld der Welt zulassen, dass sie jemals alleine und ohne ihn dieses Haus betrat. „Und du warst seitdem zweimal wieder hier?“ „Ja. Einmal sogar mit Vaughn.“ „Mit Vaughn?“ „Sicher. Immerhin ist er mein Trauzeuge.“   Mit offenem Mund starrte Nathalie ihren Verlobten an. „Vaughn???“ „Klar. Wir sind gute Kumpel geworden. Außerdem dachte ich mir, dass das passen würde, wenn Chelsea deine Trauzeugin ist.“ „Ich bin platt. Aber irgendwie…hast du Recht. Obwohl ich dachte, dass du meinen Bruder fragen wirst.“ „Ich habe lange darüber nachgedacht. Doch Vaughn erschien mir geeigneter.“ „Stimmt mein Bruder würde den Ring wahrscheinlich fallen lassen und wir würden ihn nie wieder sehen…“, seufzte die junge Frau. „Haha. Daran habe ich zwar nicht gedacht, aber jetzt, wo du es erwähnst, haha. Lass uns erstmal reingehen. Ich bin gespannt, wie du die Ringe finden wirst.“ „Sind, ähm, ist nur Regis daheim?“ „Wieso? Ach! Wegen Will?“ „Ich dachte viel eher an Lily.“, gestand sie und vergrub ihr Gesicht an seiner Schulter. Erleichtert atmete der Blondhaarige aus. „Ich sagte doch, du musst dir keine Sorgen machen. Lily hat sich doch für ihr Verhalten bei uns entschuldigt. Und was Will betrifft, der ist glücklich und zufrieden mit Sabrina zusammen.“ Das „mit“ betonte er mit Absicht. „Das weiß ich. Ach. Also schön, ich mache mir keine Sorgen. Lass uns reingehen.“   Kaum hatten sie die Tür hinter sich geschlossen, trat Will auf die beiden zu. „Nathalie! Mark! Wenn das nicht das frisch verlobte Paar ist! Schön euch wieder zu sehen.“ Freudig trat der Gentleman auf sie zu, gab Mark die Hand und umarmte zu allem Überfluss die erstarrte Nathalie. Sofort legte Mark seinen Arm um ihre Taille und zog sie enger an sich heran. Sein Griff war so fest, dass Nathalie sich kaum rühren konnte, was ihr allerdings nur recht war. Im Moment fühlte sie sich, wie im schlechten Film. „Hey, Will. Wie geht es dir und Sabrina?“ Der junge Hausherr war nicht auf den Kopf gefallen. Er spürte den drohenden Unterton, der in Marks Frage mitschwang und das er zugleich auf Sabrina aufmerksam machte, sollte ihn offensichtlich von abwegigeren Gedanken fernhalten. „Uns geht es gut. Regis hat erzählt, dass ihr zwei kommen werdet. Deswegen habe ich Ausschau nach euch gehalten. Ich hoffe, ich bin euch damit nicht zu nahe getreten. Immerhin hatte ich gehofft, dass wir Freunde werden können.“ Will sprach direkt und ehrlich, dass Mark keinen Anlass darin sah, ihm nicht zu glauben. Eigentlich war zwischen ihm und Nathalie nichts geschehen und mit seiner Kusine war es genauso. Dennoch war er nicht erpicht darauf, ihn sofort regelmäßig um sich zu haben. „Das werden wir.“ Überrascht blickte Nathalie zu ihrem Verlobten auf. Was ging denn in ihm vor? „Aber jetzt sind wir hier, um unsere Eheringe zu begutachten und hoffentlich,“ ein kurzer Seitenblick auf seine Verlobte, „zu behalten.“ „Davon gehe ich aus. Ich bringe euch zu Regis Büro. Einverstanden?“ Das Paar nickte gleichzeitig und mit einem Mal war die angespannte Atmosphäre verschwunden.                                                                                              ~<>~   Zum ersten Mal in seinem Leben verabscheute Vaughn die Tatsache, dass es so etwas wie Arbeit, und dass man damit seinen Lebensunterhalt verdienen musste, gab. Sein gemeinsamer freier Vormittag mit Chelsea war wie im Flug vergangen. Seiner Meinung nach viel zu schnell. Sie hatten zusammen gescherzt, gelacht und waren zu zweit duschen gewesen. Dieser Moment gehörte definitiv zu einem seiner schönsten Erlebnisse in seinem Leben. Noch immer benahm sich Chelsea ein wenig zurückhaltend, wenn sie ihn komplett nackt sah. Vaughn fand das furchtbar anziehend und konnte nicht anders, als sich etwas über sie lustig zu machen. Selbstverständlich hatte es ihm Chelsea wieder heimgezahlt, in dem sie urplötzlich den Wasserstrahl auf kalt gestellt hatte. Mit einem solchen Schrecken hatte der Weißhaarige nicht gerechnet, nutzte aber auch diese Situation gekonnt aus, um sich mit ihr gemeinsam wieder aufzuwärmen. Als sie sich wieder anzogen, bemerkte Vaughn, dass das Bett bereits neu bezogen war. Anscheinend hatte Chelsea es getan, während er die Küche aufgeräumt hatte. Ansonsten hatte er sie keine einzige Sekunde aus den Augen gelassen.   Jetzt im Tierladen füllte er die Regale auf und überprüfte gelieferte Ware mit den Bestelllisten. Ein paar Worte hatte er mir Mirabelle gewechselt, dass der Angelausflug schön gewesen war und sie heute Abend den gefangenen Fisch bei Chelsea und Mark zu Hause essen würden. Für einen Augenblick hatte Mirabelle traurig ausgesehen. Da der Moment rasch wieder von ihrem Gesicht verschwunden war, glaubte Vaughn sich das nur eingebildet zu haben. Darum hakte er nicht weiter nach und erledigte den Rest des Nachmittags eher gelangweilt seine Arbeit.                                                                                                ~<>~   Auf der Ranch zeigte Nathalie ihrer Freundin die gekauften Eheringe. Chelsea war mehr als entzückt über den silbernen Ring, der einen winzig kleinen weißen Diamanten eingearbeitet hatte. Zusätzlich war auf der Innenseite des Ringes eine Gravur zu lesen: Auf eine glückliche Zeit, mit dir an meiner Seite. Marks Ring trug dieselbe Gravur, nur den Diamanten wies sein Ring nicht auf. Nathalie war hin und weg. Bereits die zweite Taschentuch-Packung ging auf ihr Konto. „Sind die nicht wunderschön.“, schniefte sie vor Freude und Glückseligkeit. „Chelsea, dein Bruder ist der Beste.“ Nach diesen Worten warf sie sich ihm prompt an den Hals und heulte sich an seiner Schulter weiter aus. „Du meine Güte, Bruder. Damit hast du sie aber umgehauen.“ „Das war auch beabsichtigt.“, gab der junge Mann zu und fuhr seiner aufgelösten Verlobten gleichmäßig übers Haar. Chelsea erkannte, wenn sie fehl am Platze war und beschloss einen Rundgang über die Ranch zu machen. Drei Tage war sie nicht mehr da gewesen. Sie musste sich persönlich vergewissern, dass alles noch seine Ordnung hatte und ihre Tiere zufrieden waren. Toto begleitete sie dabei auf Schritt und Tritt, der nicht weniger glücklich darüber war, dass sein Frauchen wieder zu Hause war.   Zu Hause…Inzwischen hatten die zwei Wörter eine neue Bedeutung bekommen. Nach wie vor liebte Chelsea ihre Arbeit und die Ranch. Sie würde sie auch in Zukunft mit ihrem Bruder zusammen weiterführen. In naher Zukunft, sogar mit Nathalie an ihrer Seite. Eine sehr gute Freundin und Schwägerin im Haus zu haben, darauf freute sie sich. Wenn dann auch noch Vaughn mit dabei sein wird… Nun, was würde mit ihnen in Zukunft werden? Würden sie irgendwann auch heiraten und hier auf der Ranch leben? Gemeinsam mit ihrem Bruder und seiner Frau? Chelsea musste zugeben, dass ihr diese Vorstellung gefiel. Für beide gäbe es so viele Möglichkeiten, aber momentan war sie einfach nur glücklich, dass es Vaughn überhaupt in ihrem Leben gab und er an ihrer Seite war.   Hoffentlich auch für immer.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)