Und vieles mehr von jane-pride ================================================================================ Ein plötzlicher Regenguss ------------------------- Kapitel 4: Ein plötzlicher Regenguss     Mitten in der Nacht, es war bereits weit nach Mitternacht, wurde Chelsea durch eine Bewegung geweckt. In ihrem gemeinsamen Zelt mit Vaughn spürte sie, wie sich ihr Freund unruhig von einer Seite auf die andere wälzte und missverständliche Worte im Schlaf murmelte. An Schlaf war nicht mehr zu denken. Da Vaughn auch nach weiteren Minuten nicht zur Ruhe kam, entschloss die junge Frau ihn zu wecken. Vorsichtig rüttelte sie an seiner Schulter und beugte sich über ihn. Mit Beiden Händen umfasste sie sein Gesicht und streichelte ihm behutsam die Haare aus der Stirn. Kurz zuvor hatte sie ihre Taschenlampe angeknipst. In dem Lichtkegel erkannte sie, Vaughns umherwanderten Augen, die sich erstmal daran erinnern mussten, wo er sich gerade befand.   „Vaughn? Hast du schlecht geträumt?“ Noch immer streichelte Chelsea über seine Wangen und endlich sah er sie an und erkannte sie. „Chelsea, du bist hier.“, murmelte der junge Mann erleichtert. „Natürlich bin ich hier. Ist alles in Ordnung?“ Chelsea machte sich Sorgen. Ihr Freund wirkte immer noch stark zerstreut. „Soll ich dir einen Becher Wasser holen?“ „Nein, das ist nicht nötig. Lass mich nur dein Gesicht sehen.“ Behutsam fuhr er mit seiner Hand über ihre Wangen und zeichnete die Konturen ihrer Lippen nach. „Du bist wunderschön und du bist hier.“ „Vaughn, ist wirklich alles in Ordnung? Du machst mir nämlich Angst.“ „Mach dir bitte keine unnötigen Sorgen. Ich habe von früher geträumt…Von meinen Eltern.“ „Oh. Magst du mir davon erzählen?“   Es vergingen einige Sekunden, ehe Vaughn bereit war ihr von seinem Traum zu erzählen. „Der Traum war sehr undeutlich. Hier und da tauchten Bilder auf und waren schnell wieder verschwunden. Ich erinnere mich nicht mehr an alles. Aber an das Gesicht meiner Mutter. Sie hat so traurig ausgesehen. Aus irgendeinem Grund habe ich mich umgedreht und bin gegangen. Ich habe sie zurück gelassen. Dann sah ich meinen Vater, der…der mit einer Flasche im Sessel saß und mir zugeprostet hat.“ Vaughn schluckte, doch Chelsea unterbrach ihn nicht. „Auch von ihm habe ich mich abgewandt. Zum Glück. Das ist die einzige Handlung die ich verstehe. Doch dann, dann bist du aufgetaucht. Du hast ebenfalls so traurig ausgesehen. Ich konnte  nicht begreifen, warum. Also wollte ich auf dich zu gehen, aber du … du hast dich einfach umgedreht. Ich wollte dir hinterher rufen, aber du hast mich nicht gehört und dann stand ich plötzlich auf einem Schiff. Keine Ahnung wieso. Aber, es war nur ein Traum, denn du bist hier. Du bist hier.“ „Ja, es war nur ein Traum.“, lächelte Chelsea und küsste ihn sanft auf den Mund. „Ich werde mich auch niemals von dir abwenden. Wahrscheinlich war in letzter Zeit zu viel passiert, dass einiges noch richtig verarbeitet werden muss.“ „Das kann schon sein. Trotzdem, dass meine Eltern im Traum vorkamen, verstehe ich nicht.“ Möglicherweise hatte es etwas mit seinem Gespräch mit Denny zu tun. Seien spontane Offenheit über den Verlust seines Vaters zu reden, musste in Vaughn verdrängte Gefühle und Erinnerungen an die Oberfläche befördert haben. An die meisten würde er sich sein Leben lang nie wieder erinnern wollen. „Manche Dinge kann man nicht erklären. Für die gibt es auch keine Erklärung.“   „Danke, dass du mich aufgeweckt hast.“ „Kein Problem. Ist jetzt wieder alles gut? Meinst du, du kannst noch etwas schlafen? In drei Stunden wollten wir ursprünglich aufstehen.“ „Ja, ich denke schon. Solange du hier in meinen Armen liegst.“ „Hihi. Es gibt nichts, was ich lieber täte. Wenn ich dir damit deine bösen Träume fernhalten kann.“ „Was habe ich doch für ein Glück. Ich liebe dich, Chelsea. Mehr als du ahnst.“ „Ich liebe dich auch. Mehr als dir bewusst ist.“   Der nächste Morgen kam eindeutig zu früh. Vaughn hatte erst nach zwei Stunden etwas Schlaf gefunden, da ihm sein ungewöhnlicher Traum nicht mehr aus dem Kopf ging. Denny hatte bereits ein letztes Mal die Angelruten in den See geworfen. Am Nachmittag würden sie dann wieder zusammenpacken und den Abstieg beginnen. „Hey, Vaughn. Komm her und nimm deinen Platz von gestern ein.“, rief ihm Denny gutgelaunt zu. „Ich komme schon.“ Vaughn bekam nicht mit, dass Chelsea ihren Freund beobachtete. Sie sah ihm an, dass ihm die letzte Nacht und der eigenartige Traum zu schaffen machten. Er konnte danach nicht mehr viel geschlafen haben. Er sah müde aus und war stiller als sonst.   „Ist zwischen euch etwas vorgefallen letzte Nacht?“ „Wie? Nein, Lana. Es ist nur, Vaughn hatte unruhig geschlafen und mich dadurch ebenfalls wach gehalten.“ „Ich bin es auch nicht gewohnt in einem Zelt zu schlafen, aber als ich mich an Denny geschmiegt hatte, fühlte ich mich sehr gut aufgehoben.“, grinste die Blondhaarige und brachte den Männern einen dampfenden Becher Kaffee. Chelsea dachte noch kurz darüber nach, grinste ebenso und eilte mit zwei Tellern gebratenen Würstchen und Rührei hinterher. Als sie sich neben Vaughn setzte, lächelte er und ihre Bedenken wegen letzter Nacht waren auf der Stelle vergessen.                                                                                       ~<>~   Mark schlenderte mit Toto über seine Felder, die das Saatgut der Frühjahrespflanzen beherbergten. Die ersten Blumen fingen bereits an zu blühen. Dieses Jahr hatten er und seine Schwester beschlossen, Primeln zu pflanzen und zu verkaufen. Vor einigen Wochen wurden sie in dafür passenden Blumentöpfen gepflanzt, um den Transport zu erleichtern. Nun ruhten sie auf dem Boden und wurden bis vor wenigen Tagen mit einer Plastikfolie bedeckt. Dadurch waren sie gut vor dem Frost geschützt gewesen. Der Farmer war zufrieden und auch seine restlichen Felder sahen vielversprechend aus. Die Kartoffeln und Frühlingszwiebeln standen kurz davor geerntet zu werden.   Er war glücklich. Seit Tagen strahlte er nur noch über das ganze Gesicht. Seine Schwester hatte sich mit Vaughn wieder versöhnt und seine Verlobte war den ganzen Tag über bei ihm. Nie hätte er sie wieder aus den Augen gelassen oder freiwillig hergegeben. Er freute sich ungemein auf seine bevorstehende Hochzeit, die einen neuen Lebensabschnitt einleiten wird. Damit verbunden hatte er viele Pläne. Pläne für die Ranch und seine einzig wahre Liebe, die vom Haus aus auf ihn zu gerannt kam. Jedoch, anstatt ihm um den Hals zu fallen, warf sie ihm einen bitterbösen Blick zu. „Was ist los?“, fragte Mark und sein Lächeln, welches er eben noch für sie aufgesetzt hatte, schwand allmählich. „Du bist los.“ Irritiert sah er sie an. Was könnte sie meinen? „Was genau meinst du?“ „Regis hat gerade angerufen.“ Verdammt! Mit den Eheringen wollte er sie doch überraschen. „Okay. Was wollte er?“ „Spiel nicht den Ahnungslosen.“, fauchte die Pinkhaarige ihn an und pikste ihm gegen seine Brust. „Warum hast du mir nichts davon gesagt? Von allen Menschen auf dieser Welt bin ich ja wohl die einzige, die ein Recht hat darüber Bescheid zu wissen.“ „Nathalie, bitte beruhig dich. Ich wollte dich überraschen.“   „Wann warst du losgegangen und hast hinter meinem Rücken die Eheringe ausgesucht?“ „Unsere Eheringe.“, korrigierte er sie und wollte, dass sie ihn ansah. Doch sie kehrte ihm den Rücken zu. „Na schön! Unsere Eheringe. Es ändert aber nichts daran, dass du es mir verschwiegen hast.“ „Tut mir Leid. Es war keine Absicht von mir, dich damit zu verärgern. Wenn du willst, suchen wir zusammen neue Ringe aus, wenn sie dir nicht gefallen sollten.“ „Darum geht es mir nicht.“ „Ach nein? Worum dann?“ „Es geht so verflixt schnell.“ „Verflixt schnell?“ Noch verwirrter als vorher hob er seine Augenbrauen und trat direkt vor seine Verlobte, die ihm weiterhin stur nicht in die Augen sah. „Nathalie.“ Seine Stimme bekam allmählich einen leicht drohenden Unterton. „Willst du mich heiraten?“   „Was? Ja, ja, sicher. Es ist nur…Vielleicht sind es die sogenannten kalten Füße. Ich…Ich bin heute Morgen aufgestanden, habe geduscht, mich angezogen, mit dir gefrühstückt und erneut versucht mich in der Küchenkunst zu beweisen. Ich bin nach wie vor eine Katastrophe. Dann habe ich mir Toto gespielt, habe mir dir zusammen die Pferde auf die Koppel gelassen und dann…Ja, dann ist es irgendwie passiert.“ „Was ist passiert?“, hakte der Blondhaarige nach und musterte seine Verlobte teilweise argwöhnisch aber auch ängstlich. Hoffentlich machte sie keinen Rückzieher. „Das Gefühl, dass ich dann mit einem Mal gespürt habe.“ „Nathalie, ich verspreche dir, es wird gewiss alles gut und du musst dich nicht ändern oder so, Ich liebe dich so wie du bist. So will ich dich haben und nicht anders. Wenn dir irgendeine Arbeit auf der Ranch zu viel ist, dann…“ Nathalie beendete Marks Redefluss mit einem langen zärtlichen Kuss. „Nichts von all dem hier ist mir zu viel.“, hauchte sie ihm ins Ohr und schmiegte ihre Wange an seine. „Ich wollte dir nur sagen, dass ich das Gefühl habe, dass alles richtig ist. Es ist richtig, dass ich hier bin. Hier an deiner Seite und ich liebe es. Das ist das Leben, dass ich mit dir führen will.“ „Hättest du das nicht gleich sagen können.“ Der junge Mann zog seine Geliebte erleichtert an seine Brust und verstärkte seine Umarmung. „Was ist mit unseren Eheringen? Möchtest du, dass wir neue aussuchen?“ „Nein. Ich vertraue dir. Ich bin mir hundertprozentig sicher, dass du für uns passende Ringe ausgesucht hast. Ich war bloß etwas vor den Kopf geschlagen, als der Anruf von Regis kam. Damit wird es so endgültig. Die Ringe können wir morgen abholen.“ „Ich will auch, dass es endgültig wird. Möchtest du morgen mitkommen?“ „Ja, sehr gerne, Mark.“                                                                                          ~<>~   Gegen Abend waren Chelsea, Vaughn, Lana und Denny wieder im Dorf. Zu ihrem Bedauern hatten sie keinen weiteren Fisch gefangen. Dennoch hatte es ihnen viel Spaß gemacht und sie vereinbarten, dass sie das wieder gemeinsam machen würden. Als Chelsea und Vaughn den Weg zur Farm einschlugen, fing es unvermittelt an zu regnen. Die letzten Meter zur Ranch absolvierte das Paar im Laufschritt, denn aus den anfänglichen Tropfen war schnell ein heftiger Regenguss geworden. „Na, wenn das mal nicht die Regenreiter ohne Pferde sind.“ „Lass die albernen Witze, Bruder und geh uns lieber aus dem Weg. Sonst wirst du auch noch nass.“ „Auch ich freue mich, dich wiederzusehen, Schwesterlein.“ Eilig entledigten sie sich ihrer klitschnassen Jacken und Stiefel. Die Rücksäcke verstaute Mark ohne Kommentar in der Abstellkammer. Vorher holte er noch den Fisch heraus und trug diesen in die Küche. Angewidert verzog Nathalie ihr Gesicht. „Die haben noch ihre Augen.“ „Du bist ein schlaues Mädchen. Dir entgeht aber auch nichts.“ „Hör auf mich zu veräppeln, sonst schläfst du heute Nacht auf der Coach.“ „Meine Lippen sind versiegelt.“ Mark zog die entsprechende Geste vor seinen Lippen nach. Daraufhin schüttelte Nathalie nur ihren Kopf, konnte sich aber ein Grinsen nicht verkneifen.   In der oberen Etage stand Chelsea seufzend unter der Dusche und spürte wie ihr das warme Wasser neues Leben einhauchte. Vaughn konnte sich nicht genau erklären warum, aber er stand an der Badezimmertür und sah seiner Freundin beim Duschen zu. Flüchtig hatte er sie bereits nackt gesehen, aber noch nie so entspannt wie in diesem Moment. Spontan nahm er all seinen Mut zusammen und klopfte zaghaft gegen die Duschkabine. Sofort drehte sich Chelsea zu ihm um. In stummer Absprache öffnete sie die Kabine und Vaughn trat zu ihr ein. Nach kurzem Zögern schlang der junge Mann seine Arme um ihren Bauch und lehnte sich ganz dicht an sie. Chelsea spürte jede Faser seiner Haut an ihrer. Wohlige Schauer durchfuhren sie und sie legte ihren Kopf in den Nacken, um ihren Freund in die Augen zu sehen. Sie küssten sich. Sanft und sinnlich. Unerwartete Begierde überkam ihnen. Ihre Zungen tanzten miteinander. Schweißten sie noch enger zusammen. Ließen ihnen kaum noch genug Raum zum Atmen. Seine Hände fuhren sanft Kreise über ihren Bauch und suchten langsam den Weg nach oben. Als sie das Ziel fanden, keuchte Chelsea und drückte mit ihrer Hand seine fester um ihre rechte Brust. Er stöhnte. Etwas regte sich an ihrem Rücken. Und dieses Etwas, wollte sie mit einem Mal an einer ganz anderen Stelle spüren.   „Vaughn.“ Atemlos sah sie ihn an. „Nicht hier.“ „Chelsea, ich…ich will dich so sehr.“ „Ich weiß. Aber nicht hier. Lass uns zu dir gehen.“ „Zu mir?“ „Ja, in deine Wohnung. Solange mein Bruder und Nathalie hier sind, geht es nicht.“ Sekundenlang starrten sie sich an. Dann setzten sich beide gleichzeitig in Bewegung und stolperten aus der Dusche. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)