The Company They Keep von Votani (Aomine x Kise x Momoi) ================================================================================ Kapitel 1: The Company They Keep -------------------------------- „Bist du sicher?“ Kasamatsus Stimme ist rau, was nach dem ganzen Herumgebrülle auf dem Spielfeld kein Wunder ist. Das Spiel gegen Fukuda Sōgō, gegen Haizaki, hat an all ihren Nerven gezerrt. Seine Sporttasche ist über seine Schulter geworfen und seine Brauen graben eine tiefe Furche zwischen seine Augen. Besorgnis schwimmt in seinem Blick, denn so gemein Kasamatsu auch sein kann, er ist der beste Teamkapitän, den Kise kennt. Ein Lächeln taucht auf seinem Gesicht auf. „Absolut sicher, Senpai!“ Während Kasamatsu im Türrahmen zur Umkleidekabine steht und bereit zum Gehen ist, sitzt Kise auf einer der Bänke. Er klopft mit den Händen neben sich auf das Holz der Sitzbank. „Ich werde mich auch gleich auf den Weg machen. Ich… brauch nur ein paar Minuten für mich.“ Skepsis huscht über Kasamatsus Gesicht, als er Kise mustert. Für eine Sekunde zuckt sein Blick zu Kises Bein hinunter, bevor er ein Seufzen ausstößt. „Okay. Wir sehen uns morgen. Schone dich.“ Er dreht sich um, hält jedoch noch einmal inne. „Ach, Kise… und arbeite an deinen Schauspielkünsten. Die sind einfach miserabel.“ Kasamatsu verlässt den Raum und zieht die Tür hinter sich zu. Kise sieht sie weiterhin an und grinst schwach. Doch der Ausdruck verliert sich schnell, als er sich stattdessen auf das Ziehen in seinem Bein konzentriert. Er hat es überanstrengt. Kise braucht keinen Arzt, um sich dessen bewusst zu sein. Das Spiel gegen Aomine und Tōō hat seine Spuren hinterlassen. Sein Bein hat bisher nicht die Chance bekommen zu heilen, was Haizaki schamlos ausgenutzt hat. Aber sie haben gewonnen, was das einzige ist, was letztendlich zählt, denn nun haben sie die Gelegenheit im Halbfinale des Winter Cups gegen Seirin zu spielen, gegen Kagami und Kuroko. Das Adrenalin schwimmt allein bei dem Gedanken durch Kises Arterien, obwohl sein Bauchgefühl ihm schon jetzt sagt, dass es nicht einfach wird. Dass ihm sein Bein Schwierigkeiten bereiten wird. Er hat sich schon oft in seiner bisherigen Basketballkarriere verausgabt und überanstrengt, aber dieser Schmerz ist neu und langanhaltend. Seine Kopie der Spielzüge und Fähigkeiten seiner ehemaligen Teiko-Teamspieler beansprucht seinen Körper, wie nichts anderes es kann. Es macht sich physisch bemerkbar, aber es führt Kaijō auch zum Sieg. Plötzlich ist Kise nicht mehr das schwächste Mitglied ihrer Generation, sondern kann sich mit den Besten messen und irgendwann wird er in der Lage ein weiteres Mal mit Aomine auf dem Spielfeld zu stehen und sein ehemaliges Idol zu besiegen. Dem fiebert Kise entgegen. Zuerst gilt es aber Kaijō zum Finale des Winter Cups zu führen und endlich seine Revanche gegen Seirin einzulösen. Kises Hand umklammert den Rand der Sitzbank, während die Finger der anderen seinen Unterschenkel massieren. Die Muskeln sind angespannt und gezerrt, während sein Knöchel pocht und zieht, nach dem Haizaki ihm in einer präzisen Bewegung auf den Fuß getreten ist. Ein Klopfen lässt ihn aufsehen und einen Moment später öffnet sich die Tür einen Spalt. Ein rosafarbener Haarschopf zeigt sich, als Momoi den Kopf in die Umkleidekabine steckt. „Ki-chan“, sagt sie. „Ich habe mich schon gewundert, ob du schon weg bist. Darf ich reinkommen?“ „Natürlich, Momoicchi“, erwidert Kise und winkt sie mit der Hand, die zuvor sein Bein massiert hat, heran. Sie scheint draußen auf ihn gewartet zu haben. Kise blinzelt verwirrt. „Was machst du noch hier? Ich dachte, alle sind bereits gegangen?“ Ein sanftes Lächeln breitet sich auf ihren Lippen aus. „Ja, es ist inzwischen ziemlich leer geworden. Ich wollte dir zum Sieg gratulieren, Ki-chan.“ Sie trägt ihre dicke, pinke Winterjacke und schiebt sich ins Innere des Zimmers, die Tür hinter sich anlehnend. Ein Zögern unterliegt ihren Bewegungen und Kise kann sie lesen wie ein offenes Buch. Er erkennt in jedem ihrer Schritte dieselbe Besorgnis, die er auch in Kasamatsus Gesicht hat ablesen können. „Mein Bein ist gar nicht so schlimm“, versichert Kise ihr, als sie vor ihm zum Stehen kommt. „Ich merke es kaum noch.“ Ein Zucken seiner Schultern folgt, aber Momoi ignoriert seine Worte, als sie stattdessen vor ihm in die Knie geht. Sie holt einen Verband aus ihrer Jackentasche. „Auch wenn du es nicht merkst, ist es wichtig, dass du dein Bein bis zum Spiel gegen Seirin ausruhst.“ Kurz sieht sie zu ihm auf und lächelt ihn an, ehe sie seinen Schuh auszieht. Kise schluckt und schätzt sich glücklich, dass er wenigstens schon duschen gewesen ist und seine Shorts und Socken gewechselt hat. Momoi ist nicht schüchtern, als sie ihm die Socke auszieht und anfängt den Verband um seinen Fuß und Knöchel zu binden, um ihn zu stabilisieren. Ihre Finger sind sanft auf seiner Haut, weil alles an Momoi sanft ist. Sie ist konzentriert und presst die Lippen aufeinander, während sein Fuß bei jeder noch so kleinen Bewegung schmerzt. Sein Knöchel ist gerötet und leicht geschwollen, aber keiner von ihnen kommentiert es. „Danke, Momoicchi“, sagt Kise leise. Ihre Wangen erröten. „Du musst besser auf dich aufpassen, Ki-chan.“ Bevor Kise ihr sagen kann, dass sie recht hat, erklingt bereits eine andere, tiefere und nicht minder vertraute Stimme. „Was machst du hier, Satsuki? Habe ich dir nicht gesagt, dass du nach Hause gehen sollst?“ Aomine schlüpft durch den Türspalt. Eine Hand ruht auf der Türklinke, die andere steckt in die Tasche seiner gefütterten Jacke. Er steht im Türrahmen und starrt finster von Momoi zu Kise, ehe er näher zu ihnen hinüber trabt. Sein Blick wandert durch die Umkleide, als erwartet er, dass sich einer von Kises Teamkameraden hinter den Schränken versteckt. „Dai-chan!“, platzt es aus Momoi heraus und ihre Hände frieren beim Verbinden seines Fußes ein. Sie starrt mit großen Augen zu ihrem Kindheitsfreund hinauf. „Ich dachte, du bist schon weg.“ Sich wieder zu Kise umdrehend lächelt sie ihn an. „Sieht so aus, als macht sich Dai-chan auch um dich Sorgen, Ki-chan.“ „W-Wie bitte?“, zischt Aomine. „Was erzählst du da für einen Mist, Satsuki?“ Unter Kises fragendem Blick verdunkelt sich Aomines Blick und sein Gesicht gewinnt an Farbe, was bei seiner natürlichen Bräune kaum sichtbar ist. Auch Kise errötet bei dieser Feststellung und senkt den Kopf. Blonde Haarsträhnen fallen ihm in die Stirn und schirmen seine Augen von Aomine ab, wenn schon nicht von Momoi, welche direkt vor ihm hockt und ihre Arbeit fortsetzt. Das tut sie, bis Aomine sich neben sie hockt und sie an der Schulter zur Seite bugsiert, um sie aus dem Weg zu schieben. „Was machst du hier überhaupt?“, fährt er sie an und schüttelt den Kopf, als er sich den losen Verband ansieht, der schräg um Kises Fuß gewickelt ist. „Das nennst du einen Verband anlegen, Satsuki? Wenn du dir schon die Mühe machst, mach es wenigstens richtig. Wie soll das Kise etwas bringen, wenn der Verband so locker ist?“ Grummelnd wickelt Aomine ihn wieder ab, rollt ihn auf, um Kises Fuß anschließend auf seinem Knie abzustützen und den Verband ein zweites Mal um ihn herum zu wickeln. Es ist fester diesmal, stabiler – und Kises Herz flattert, als er daran denkt, dass er heute viele Leute hat, die sich um ihn sorgen. Zunächst Kuroko, der ihn von den Tribünen aus angefeuert und seinen Kampfgeist eingeheizt hat, dann Kasamatsu, dann Momoi, die auf ihn gewartet hat, um seinen Fuß zu verbinden. Am meisten überrascht ihn jedoch Aomine, dessen Blick zwar finster ist, der aber dafür sorgt, dass der Verband richtig sitzt. Kise ist plötzlich warm und seine Augenwinkel brennen, bis er die verkrampfte Hand von der Sitzbank löst und mit dem Handrücken über seine Augen fährt. „Sei keine Heulsuse, Kise“, brummt Aomine, der seinen Fuß zu Ende verbindet und ihn anschließend auf dem Boden abstellt. Er verweilt in seiner hockenden Position und sieht zu Kise auf. „Das Spiel gegen Seirin wird das schwerste Spiel, das du bisher je gespielt hast. Du hast keine Zeit für Tränen und irgendwelche dummen Sentimentalitäten.“ Momoi, die hinter Aomine steht, hat die Finger ihre Hand ineinander verschränkt und presst sie gegen ihre Brust. Ihre Augen glitzern, Feuchtigkeit hat sich in ihnen gesammelt, als sie Aomine und Kise beobachtet. „Dai-chan hat recht. Es wird ein schweres Spiel, aber wir werden da sein, um dich anzufeuern.“ Kise nickt, denn er weiß, dass es keine leeren Worte sind. Ganz besonders von Momoi, die grundsätzlich für Kuroko ist, denn immerhin hat er einen ganz besonderen Platz in ihrem Herzen. Aber trotzdem ist sie im Moment hier, in Kaijōs Umkleide, und tritt einen Schritt näher, um ihm die Hand entgegenzustrecken und ihn auf die Beine zu ziehen. Kise wackelt ein bisschen, doch steht aufrecht und gerade und für alles bereit. Auch Aomine steht auf und hebt Kises Sporttasche neben der Bank an, um sich den Riemen über die Schultern zu schieben. „Können wir dann endlich nach Hause gehen?“, grummelt er und steuert die Tür an. Momoi zieht Kise lächelnd an der Hand hinter sich her. „Sollen wir irgendwo auf dem Nachhauseweg anhalten und etwas essen? Ki-chan hat nach dem Spiel bestimmt Appetit.“ „Ich kenne da ein gutes Restaurant, welches das beste Sushi in der Gegend anbietet“, räumt Kise ein und seine Mundwinkel heben sich, obwohl der Kloß noch immer heiß und schwer in seiner Kehle sitzt. Seine Finger verhaken sich mit Momois, als sie hinter Aomine herschlendern. Dieser wirft einen skeptischen Blick über seine Schulter, halb zu ihnen herumgedreht. „Wenn es sein muss... Du zahlst aber, Kise.“ Er wendet sich von ihnen ab, doch Kise streckt seinen Arm aus, um Aomines Hand abzufangen. „Kise…“, mahnt er, doch dessen Finger schlüpfen zwischen Aomines in einer intimen Geste, die Kises Bauch kribbeln lässt. Aomine gewinnt mehr an Gesichtsfarbe, Kise kann es von der Seite her sehen, doch versucht sich nur halbherzig aus seinem Griff zu befreien, bis er es vollständig aufgibt. „Wieso sind deine Knöchel eigentlich abgeschürft, Aominecchi?“, erkundigt sich Kise dann, denn die roten Blessuren an Aomines Hand sind ihm schon beim Verbinden seines Fußes aufgefallen. Aomine schnauft, halb ertappt und halb irritiert. „Das geht dich einen Scheißdreck an, Kise.“ „Dai-chan, sei nicht so unhöflich“, entweicht es Momoi und sie schielt um Kise herum, als sie das Stadion verlassen und hinaus in die eisige Kälte treten, damit Kise sie in sein Lieblingsrestaurant bringen kann - und als auch noch ein paar einsame Schneeflocken vom Firmament segeln, vergisst Kise fast den Schmerz in seinem Fuß. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)