Cosmic Latte von Done ================================================================================ Kapitel 6: VI. -------------- „Warte!“ Hajime war gerade dabei, den Film zu starten und sich das Popcorn zu gönnen, als Oikawa ihn aufhielt, das Smartphone in der Hand. „Ich muss noch ein Foto machen.“ „Echt jetzt?“ „Ja, echt jetzt, Iwa-chan! Geburtstagsfotos sind ein Muss.“ Mit höchster Konzentration machte Oikawa seine Fotos, während Hajime vom Bett glitt und ihm über die Schulter guckte. „Zeig mal.“ Oikawa reichte ihm das Handy und er schaute sich die Bilder an, die er heute schon alles gemacht hatte. Ein Bild von dem Blumenstrauß seiner Schwester, daneben das selbstgemalte Bild von Takeru. Die Geburtstagstorte (von der jetzt nicht mehr viel übrig war), die Geschenke seiner Eltern. Ein Bild von ihm, wie er nachdenklich vor einem der Filmregale in der Videothek stand. Hajime grummelte. „Lösch das.“ „Aw, aber du siehst darauf so toll aus, Iwa-chan.“ „Gut, dann lösch ich’s selbst.“ „Nein! Iwa-chan, gib mir das Handy zurück!“ Ein Gerangel fing an. Hajime drückte mit seiner freien Hand Oikawa von sich weg, der mit beiden Händen nach dem Smartphone grabbelte, um die Löschung des Fotos zu verhindern. Wann hatte der Kerl das überhaupt von ihm gemacht?! Hajime versuchte verzweifelt mit dem Daumen das Foto in das Land der Löschung zu verbannen. Dabei rutschte der mit dem Daumen ab (blöder Touch-Screen!) und… Hajime hielt inne und Oikawa tat es ihm gleich. „Was ist das?“ Hajime beäugte das Bild, welches sich jetzt auf dem Display zeigte, mit Argwohn. Er konnte sich die Antwort schon denken. Es war eindeutig, nicht zu übersehen. Ein Blick zu Oikawa und er wusste, dass er wohl nicht damit gerechnet hatte, dass er dieses Bild jemals zu Gesicht bekommen würde. „Was hast du nur gegen ihn?“ „Iwa-chan, das is-“ „Kageyama hat dir nie etwas getan. Warum musst du ihn ständig piesacken?“ Und warum hatte ihn Kageyama nichts davon erzählt? Warum hatte es Oikawa auch nicht getan? Er mischte sich doch sonst immer ein, wieso hatte er ihm nicht erzählt, dass er sich mit ihm getroffen hatte? „Ich habe ihn nicht geärgert!“ „Kageyama verbeugt sich also zum Spaß vor dir?“ „Nein. Also… Ok, vielleicht habe ich ihn ein bisschen auf’s Korn genommen.“ Hajime lachte hohl auf. Ein bisschen. Oikawa seufzte, setzte sich auf das Bett. „Er wollte einen Ratschlag von mir. Und du glaubst doch nicht, dass ich das einfach so mache.“ Oikawa erklärte die Situation und das Foto, doch Hajime hörte nur mit halbem Ohr zu. Warum hatte Tobio ihm das nicht erzählt? Fand er es nicht wichtig? Er warf Oikawa sein Handy zu, dieser fing es auf. „Na, wie auch immer.“ „Du bist nicht sauer?“ „Warum denn? Ist nur ein Foto.“ „Iwa-ch-“ „Aber das löschst du auch.“ Warum würde er so ein Bild überhaupt behalten wollen? Das war kindisch und bescheuert. Hajime ließ sich neben ihn auf das Bett fallen und schnappte sich die Fernbedienung, um den Film zu starten. Dann griff er nach einer der Popcornschüsseln. Sie sprachen kein Wort, während des ganzen Films. Einmal erschrak sich Oikawa bei einer Szene und ein paar der Popcornkörner fanden ihren Weg zwischen die Decken. Hajime sah aus den Augenwinkel dabei zu, wie Oikawa nach den Snacks tastete, um später keine Krümel im Bett zu haben (die würde er haben). Auf den Film konnte sich Hajime jedoch nicht wirklich konzentrieren. Zu sehr kreisten seine Gedanken um das große Warum. Was hatte Kageyama noch alles nicht erzählt? Hajime versuchte sich einzureden, dass er sicherlich seine Gründe gehabt hatte, aber ihm waren diese Gründe vollkommen schleierhaft. „Sicher, dass du nicht sauer bist?“ „Hm?“ Oikawa schaltete den Film aus, da der Abspann nun über den Bildschirm wanderte. Hajime war nicht sauer. Er war enttäuscht. Sagte er sich selbst. Er wusste nicht, was er davon halten sollte. Und er wusste nicht, inwieweit es ihn auch etwas anging. Er und Kageyama waren zusammen. Aber das gab ihm nicht das Recht, alles über ihn wissen zu müssen. Oder doch? Er war doch jetzt Teil seines Lebens. „Bin ich nicht.“ „Aber-“ „Lass gut sein.“ Das aufkeimende Gespräch wurde von Oikawas Mutter unterbrochen, als sie an die Zimmertür klopfte und den Jungs mitteilte, dass sie von der Arbeit zurück sei und nun Abendessen machen würde. „Komm. Wir gucken jetzt die Komödie.“ Oikawa stand auf und wechselte die Filme. Hajime öffnete die Chipstüte und füllte ihre Gläser mit Limonade. Er sollte Oikawa nicht den Geburtstag durch seine komischen Gedanken vermiesen. Das war nicht in Ordnung. Das war etwas, was ihn nicht betraf. Das war eine Sache zwischen ihm und Tobio. „Was hast du da überhaupt ausgeliehen?“ „Oh, so einen Film mit diesem Hollywood-Star. Der macht gute Komödien.“ „Hm.“ „Du wirst dich totlachen, Iwa-chan.“ Totgelacht hatte sich Hajime zwar nicht, aber es waren wirklich ein paar herzhafte Lacher dabei. Nach dem Film gingen sie in die Küche, zum Abendessen. Oikawa erzählte seiner Mutter, was sie bis jetzt gemacht hatten und Hajime fügte gelegentlich etwas hinzu. Pappsatt machten sie sich bettfertig. Hajime half dabei, den Gästefuton in Oikawas Zimmer auszubreiten, bevor er seinem besten Freund dabei half, die Krümel aus dessen Bett zu bekommen. „Du bist noch nicht müde, oder? „Quatsch! Wir haben noch drei Filme zum Gucken, Iwa-chan!“ Also machten sie es sich dieses Mal auf Hajimes Futon bequem. Das war leichter auszuschütteln und von unliebsamen Krümeln und Popcorn zu befreien, als sein Bett. Hajime hielt die drei Filme nicht durch. Der Actionfilm bekam noch die volle Kontentration mit, bei dem Thriller jedoch fielen ihm immer wieder die Augen zu, obwohl es dem Film nicht an Spannung fehlte. Oikawa hielt den Film an. „Willst du schlafen?“ „Nein, geht schon.“ Es ging nicht. Hajime döste weg und wurde irgendwann, als der Film zu Ende war, von Oikawa angestupst. „Iwa-chan, du bist eingeschlafen. Du kannst ruhig sagen, wenn du müde bist. Du bist doch kein Kind mehr.“ „Sagst ausgerechnet du?“ Oikawa lachte, während Hajime versuchte ihn zu treten. Dieser krabbelte auf sein Bett und unter die Decke, bevor er sowohl Fernseher, als auch den DVD-Player ausschaltete. In seinem Zimmer wurde es schlagartig dunkel. „Wie spät ist es?“ „Fast Mitternacht.“ „Heh, bald ist dein Geburtstag vorbei.“ „Hmm. Gute Nacht, Iwa-chan.“ „Gute Nacht.“ Es war still im Zimmer. Nicht einmal das Ticken einer Uhr war zu hören, obwohl Hajime wusste, dass Oikawa einen Wecker hatte. Aber er hatte schon immer einen empfindlichen Schlaf gehabt. Wahrscheinlich war sein Wecker extra leise. „Sag mal, Iwa-chan?“ „Hm?“ „Schläfst du schon?“ Hajime schnalzte genervt mit der Zunge. „Ja. Ich schlafe schon.“ Er hörte Oikawa leise lachen, dann herrschte wieder Stille. „Iwa-chan?“ „Was?“ „Was magst du eigentlich an Tobio-chan?“ Diese Frage kam derart unerwartet und erwischte Hajime eiskalt. „Was?“ „Ja. Was magst du an ihm. Muss ja einen Grund haben, warum du mit ihm zusammen bist. Und du hast es nie gesagt.“ „Es geht dich auch nichts an.“ „Ach, komm schon, Iwa-chan. Das kannst du nicht ständig sagen.“ „Gute Nacht, Shittykawa.“ „Iwa-chan! Hey!“ Hajime schwieg und kniff die Augen zu. Er hörte wie Oikawa irgendetwas murmelte und sich dann wohl beleidigt zur Seite rollte. Insgeheim wusste Hajime, dass sein bester Freund Recht hatte: er konnte nicht ständig sagen, das es ihn nichts anging. Es war nur eine Ausrede für die unbequeme Wahrheit, um sie so lange wie möglich vor sich herzuschieben. Hajime wusste auf viele Fragen, die Oikawa ihm stellte, die Antwort nicht. Er wusste nicht, warum er Tobio keinen Korb gegeben hatte. Er musste zumindest etwas für ihn empfinden, sonst hätte er dessen Gefühle nicht akzeptiert. Warum konnte er es damals nicht? Hajime wusste nicht, was genau er an Tobio mochte. Hajime wusste nicht einmal, wie ernst die ganze Sache überhaupt war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)