Neuanfang von Kitticate ================================================================================ Kapitel 2: ----------- Kapitel 2 - Tobirama Es war früher Morgen, als Tobirama seinen Rundgang durch das Haus antrat. Hashirama hatte ihn gestern gebeten, regelmäßig nach den beiden Uchiha, die sie nun schon seit einem Tag beherbergten, zu sehen und ihnen etwas zu essen und zu trinken zu geben, sobald sie wach wurden. Er tat das nur sehr ungern, vor allem nach den gestrigen Ereignissen, die noch immer an seinem Stolz kratzten. Wie konnte er sich nur von diesem unglaublich geschwächten Uchiha so überwältigen und misshandeln lassen? Bei der Erinnerung daran zog sich alles in Tobirama zusammen. Er hatte zugelassen, dass Madara ihn demütigte und ihm unglaubliche Angst einjagte. Ja, er hatte tatsächlich Angst vor dem Älteren. Und diese Angst hat ihn dazu verleitet, alles zu machen, was der andere von ihm verlangte, was zu einem mehr als peinlichen Gespräch mit Hashirama geführt hat, wofür er sich ebenfalls hätte selbst ohrfeigen können. Wo war nur sein gesunder Menschverstand geblieben? Er würde nie vergessen können, wie er vor seinem Bruder stand, welcher gerade mit Izuna beschäftigt war und schon da sehr erschöpft ausgesehen hatte. Er hatte ihm mit zittriger Stimme alles berichtet und ihm seinen - zugegeben sehr kindischen - Plan gebeichtet. Hashirama hatte lediglich eine Augenbraue hochgezogen und ihn nach einer kleinen Ansage und der anschließenden Bitte, auf die beiden aufzupassen (wobei das eher einem Befehl gleichkam), aus dem Zimmer geschickt. Wie sollte er ihm jetzt nur wieder unter die Augen treten? Er hatte seitdem nicht mehr die Möglichkeit, mit seinem älteren Bruder zu sprechen, denn als er am gestrigen Abend wieder nach ihm sah, lag er schon bewusstlos auf dem Boden. Tobirama hasste es, wenn Hashirama den Arzt spielen musste, denn seine unglaublichen Heilkräfte hatten einen ebenso unglaublichen Preis: Je nachdem, wie groß die Verletzung war, die Hashirama behandelte, konnte er sich tagelang nicht mehr bewegen und war komplett auf die Hilfe anderer angewiesen. Als Tobirama zehn Jahre alt war, hat er sich in einem Kamp den linken Arm gebrochen. Nachdem Hashirama ihn behandelt hat, war er für ganze drei Tage an seinen Schlafplatz gebunden. Selbst als er sich wieder bewegen konnte, hatte es einige Wochen gedauert, bis er wieder zu seiner normalen Stärke zurückfand. Seltsamerweise konnte er sich selbst jedoch ohne irgendwelche Probleme heilen. Sie dachten damals, er würde es nicht überleben, und wäre es nicht Hashirama, sondern ein anderer Shinobi gewesen, hätte ihr Vater ihn vermutlich am zweiten Tag getötet, um ihm die Demütigung, von anderen abhängig zu sein, und andere Qualen, von denen sie dachten, er würde sie verspüren, zu ersparen und ihn in Würde sterben zu lassen. Aber Hashirama ist schon damals ein sehr talentierter Kämpfer gewesen und ihr Vater wollte unbedingt an der Hoffnung festhalten, dass er wieder gesund werden würde. Ein kalter Schauer lief Tobirama den Rücken runter, als er sich an damals erinnerte. Ihr Vater gab ihm damals die Schuld an Hashiramas Zustand. Er ist unglaublich wütend auf Tobirama gewesen und hatte ihn vor dem gesamten Clan grün und blau geschlagen. Er hatte unglaubliche Schmerzen und ist weder davor noch danach jemals so gedemütigt worden. Jedenfalls nicht bis gestern Morgen. Tobirama wollte sich gar nicht vorstellen, wie es bei einer so schweren Verletzung wie der von Izuna sein würde. Er hoffte inständig, dass der Ältere das halbwegs unbeschadet überleben würde. Es schmerzte Tobirama, seinen Bruder so hilflos zu sehen. Er konnte es nicht ertragen zu wissen, dass dieser starke und stolze Mann, zu dem noch immer aufsah und den er so sehr verehrte, ohne fremde Hilfe verhungern oder verdursten würde. Als er vor einigen Tagen erfuhr, dass Hashirama vorhatte, die Verletzung, die er Izuna zugefügt hatte, zu heilen, dachte er für einen Moment, er würde an dem Kloß in seinem Hals ersticken. Sekunden vergingen wie Wochen und die Panik in seinem Inneren zerfraß ihn. Als er sich aus seiner Schockstarre gelöst hatte, hatte er Hashirama angeschrien, er solle das nicht tun, Madara sei sein Feind und Izuna nur ein weiteres Opfer unter vielen. Die beiden seien es nicht wert, dass er so viel für sie riskierte. Ja, er hatte ihm sogar Verrat vorgeworfen, doch sein Bruder ließ sich nicht beirren. Er hielt an seinem Plan fest und Verzweiflung breitete sich in Tobirama aus. Er wollte seinen geliebten Bruder nicht verlieren! Aber was Tobirama am meisten schmerzte, war die Tatsache, dass es schon wieder seine Schuld war, dass Hashirama sich dazu gezwungen sah, seine Heilkräfte einzusetzen. Natürlich konnte er Madara keinen Vorwurf dafür machen, dass er seinen Bruder retten wollte, er wusste ja nicht, was Hashirama alles riskierte. Wahrscheinlich verspürte der Uchiha dieselbe Verzweiflung wie er selbst. Tobirama machte sich selbst dafür verantwortlich, dass sein Bruder seine Gesundheit aufs Spiel setzte. Er hatte gar nicht vor, Izuna so schwer zu verletzen. Er wollte ihm lediglich einen Schnitt in die Seite verpassen, damit dieser einige Zeit nicht kämpfen konnte und sie Madara gemeinsam besiegen und dazu drängen konnten, den Friedensvertrag zwischen ihren Clans zu unterschreiben. Denn selbst wenn er Madara als Person nicht leiden konnte und ihn tatsächlich am liebsten weggesperrt hätte, wusste er, dass Hashirama sehr an diesem Mann und ihrer vergangenen Freundschaft hing. Tobirama selbst wollte nicht mehr kämpfen. Er war diesen Krieg und die vielen Opfer leid. Und er wollte seinen Bruder glücklich sehen, aber stattdessen hatte er nur dafür gesorgt, dass dieser in eine nahezu ausweglose Situation geriet. Natürlich hätte er auch ablehnen können, jedoch hätte das dazu geführt, dass Madara Rache hätte nehmen wollen und der Frieden, den Hashirama sich so sehr ersehnte, wäre in noch weitere Ferne gerückt. Zudem ist es Madara sicherlich nicht leicht gefallen, ausgerechnet ihn um Hilfe zu bitten. Seufzend öffnete Tobirama die Tür zu Madaras Zimmer. Der Mann lag mit dem Rücken zu ihm auf dem Futon und schien noch immer zu schlafen. Um sicher zu gehen, schlich Tobirama sich leise in das Zimmer. Als er bei Madara ankam, sah er, wie sich seine Brust durch die ruhige Atmung regelmäßig auf und ab bewegte. Tobirama stellte das Glas mit dem Wasser neben Madara ab, für den Fall, dass dieser in seiner Abwesenheit aufwachte, und verließ das Zimmer wieder leise. Es schien so, als wäre Madara mehrere Tage am Stück nicht zur Ruhe gekommen, so wie dieser nun schlief. Tobirama konnte nicht anders, als Mitleid mit ihm zu empfinden, denn selbst wenn er ihn zutiefst verabscheute, konnte er die Gefühle, die der Ältere empfand, durchaus nachvollziehen. Er empfand sie jetzt in diesem Moment und wäre Hashirama an Izunas Stelle gewesen, wäre Tobirama bereit, bis an das andere Ende der Welt zu laufen und jede noch so schlimme Erniedrigung über sich ergehen zu lassen, um seinen Bruder zu retten. Bevor Tobirama Izuna einen Besuch abstattete, ging er in die Küche, wo er sich eine Schüssel mit einer leicht verträglichen Suppe sowie ein Glas Wasser mitnahm. Izuna müsste bald aufwachen und würde dann sicherlich sehr hungrig sein. Nachdem er sich um Hashirama gekümmert hatte, ist er gestern noch einmal zu dem jungen Uchiha gegangen und hatte sich die Wunde angesehen. Dabei musste er feststellen, dass sein Bruder ganze Arbeit geleistet hatte: Der Schnitt war so gut wie verschwunden, lediglich ein etwas tieferer Kratzer und zwei rote Stellen an dessen beiden Enden erinnerten noch an die lebensgefährliche Verletzung, die dieser Mann hatte. Tobirama vermutete, dass Hashirama zusammengebrochen ist, bevor er seine Behandlung beenden konnte. Erneut breitete sich die Angst in ihm aus und er betete still zu jedem Gott dieser Welt, dass das Herz seines Bruders nicht wie der Rest seines Körpers erschlaffte. Er würde es nicht ertragen, ihn so zu verlieren. Leise betrat er das Zimmer, in dem Izuna sich derzeit ausruhte. Er setzte sich neben dem schlafenden Mann auf den Boden, stellte die Schüssel und den Becher ab und sah zu dem anderen hinunter. Sein langes Haar war offen und verteilte sich über den ganzen Futon. Scheinbar ist er in der Nacht ein wenig unruhig gewesen. Tobirama streckte die Hand aus, um zu fühlen, ob der andere noch Fieber hatte, und legte sie zu diesem Zweck auf dessen Stirn. Sie war angenehm warm, jedoch nicht heiß, was bedeutete, dass es ihm gut ging. Tobirama sah ihn sich noch einmal genauer an. Izuna hatte ein sehr zartes und jungenhaftes Gesicht, das im Schlaf ganz anders wirkte, als in den Kämpfen, die er gegen Tobirama geführt hatte. Damals wirkte er stets ernst, verbissen und auch etwas wütend. Jetzt hatte sein Gesicht ganz sanfte Züge, als könnte er keiner Fliege etwas antun. Er weckte das Bedürfnis, ihn vor dem Rest der Welt zu beschützen, auch wenn Tobirama genau wusste, wie stark dieser Mann war. Ob sein Haar so weich war, wie es aussah? Bevor Tobirama seine Gedanken in die Tat ausführen konnte, wurde er von einer Regung aus ihnen gerissen. Izuna seufzte kurz, bevor er seinen Kopf zu ihm drehte und die Augen leicht öffnete. Als hätte er sich verbrannt, zog Tobirama seine Hand, welche noch immer auf Izunas Stirn lag, zurück. Himmel, was hatte er da gerade gedacht? „Madara?“, kam es verschlafen von dem anderen. „Nein, hier ist Tobirama, Madara ruht sich aus.“ Sicherlich war es nicht die beste Idee, bei Izunas Erwachen hier zu sein, allerdings würde er früher oder später sowieso erfahren, wo er sich befand. Aber er hätte ihn vielleicht doch alleine aufwachen lassen sollen, damit er sich wenigstens daran gewöhnen konnte, dass er nicht bei sich zu Hause war. Jetzt war es dafür allerdings sowieso zu spät. „Ach so, in Ordnung“, nuschelte der Schwarzhaarige und schloss seine Augen wieder... nur um sie drei Sekunden später aufzuschlagen und Tobirama erschrocken anzusehen. Als er versuchte, sich aufzusetzen, und dabei vor Schmerzen auf keuchte, drückte Tobirama ihn vorsichtig wieder auf seinen Schlafplatz zurück. Izuna jedoch schlug seine Hand weg, stützte sich auf den Ellenbogen ab und sah ihn feindselig an. Tobirama seufzte und fragte sich, wie er nur auf den Gedanken kommen konnte, dass dieser Mann ein sanftes und zartes Gesicht hatte. „Was machst du hier? Und wo ist mein Bruder? Wie viele von euch sind noch hier? Was um alles in der Welt habt ihr mit uns vor?“ Izuna sah ihn verschreckt, misstrauisch aber auch etwas verwirrt an. „Beruhige dich. Ich wohne hier, dein Bruder ruht sich in einem anderen Zimmer aus und wir sind alle hier, du bist dich nämlich im Senju-Clan. Aber außer Hashirama und mir weiß niemand, dass ihr zwei hier seid, also schrei nicht so, sonst bricht hier noch eine Massenpanik aus, weil sich zwei Uchiha in unserem Clan befinden. Und dann kann ich nicht für eure Sicherheit garantieren.“ Schweigend sah Izuna sich im Zimmer um. Seine Atmung ging schnell und Tobirama bemerkte, dass der Schwarzhaarige immer unruhiger wurde und nicht wusste, wie er auf die Informationen reagieren sollte. „Was habt ihr mit uns vor?“, fragte er erneut. „Warum sind wir hier?“ „Wir werden weder dir, noch Madara etwas antun. Du lagst im Sterben und er hat dich aus Verzweiflung zu Hashirama gebracht, damit er dich behandeln konnte. Das war gestern früh. Seitdem schläft Madara. Er hat vor Sorge um dich mehrere Tage weder gegessen noch geschlafen und war ziemlich fertig, als wir ihn empfangen haben. Hashirama hat dich gestern zwar behandelt, aber ein kleiner Schnitt ist noch immer übrig geblieben, du solltest dich also besser nicht so viel bewegen.“ „Ich will zu ihm.“ Fragend sah Tobirama sein Gegenüber an. „Ich will zu meinem Bruder und sichergehen, dass ihr ihm nichts getan habt.“ Izunas Blick strahlte Entschlossenheit aus und Tobirama seufzte ergeben. Ihm war klar, dass der Mann vor ihm nicht einfach klein beigeben würde, hätte er an seiner Stelle auch nicht. Es musste ein Schock für ihn gewesen sein, sich auf feindlichem Gebiet zu befinden, da war es nur natürlich, dass er ihm misstraute. „In Ordnung, ich bringe dich zu ihm. Aber zuerst musst du etwas essen, sonst fällst du mir beim Aufstehen noch um. Komm, ich helfe dir, dich aufzurichten.“ Tobirama streckte seine Arme nach dem Uchiha aus, doch dieser schlug sie weg und wich leicht zurück. „Fass mich nicht an, Senju!“, zischte er Tobirama entgegen. Dieser seufzte resigniert auf und ließ Izuna in Ruhe. Er beobachtete ihn dabei, wie er sich umständlich aufsetzte. Seine Wunde schmerzte wohl stärker, als Tobirama gedacht hatte. Als der andere nun aufrecht saß, reichte er ihm die volle Schüssel. Izuna sah sehnsüchtig auf die Suppe und versenkte schnell den Löffel darin. Als er ihn daraufhin zum Mund führen wollte, hielt er inne und sah Tobirama misstrauisch an. Dann richtete er den vollen Löffel auf ihn. „Du zuerst.“ Tobirama schnaufte belustigt. „Glaubst du wirklich, ich würde dich vergiften wollen, nachdem mein Bruder alles dafür getan hat, um dich zu retten? Aber gut, wenn du dich dann besser fühlst.“ Er beugte sich zu Izuna vor, ließ den ihm hingehaltenen Löffel in seinem Mund verschwinden und schluckte den Inhalt kurz darauf hinunter. „Siehst du? Ich lebe noch, also iss jetzt“, sagte er, als er sich wieder zurückgezogen hat. Das ließ sich Izuna nicht zweimal sagen und fing an die Suppe in sich hineinzulöffeln. Als er fertig war, stellte er die leere Schüssel seufzend neben sich ab. „Das war überraschend gut. Euer Koch versteht wirklich was von seinem Handwerk, richte ihm meinen Dank aus“ sagte Izuna ruhig. „Das kannst du selbst machen, er sitzt nämlich direkt neben dir.“ Izuna sah Tobirama an und leichte Verwunderung spiegelte sich in seinen Augen wider. „Ich mir dich schwer in der Küche vorstellen. Aber um ehrlich zu sein, wäre ich lieber verhungert, als etwas von dir zubereitetes zu essen.“ „Na dann ist es ja gut, dass ich dir nicht schon früher erzählt habe, dass das Essen von mir kommt. So etwas Undankbares wie dich habe ich schon lange nicht mehr gesehen.“ Schockiert schnappte Izuna nach Luft. „Undankbar? Na entschuldige bitte, dass ich dem Mann, der mich fast getötet hat, mit Ablehnung gegenübertrete!“ „Das habe ich doch nicht gemeint! Es ist mir völlig egal, ob du mir dankbar bist, oder mich beleidigst, aber dass du so leichtfertig von Verhungern sprichst, ist einfach nur ekelhaft! Hast du eigentlich eine Ahnung, was dein Bruder alles auf sich genommen hat, um dafür zu sorgen, dass du überlebst? Er hat tagelang weder geschlafen noch gegessen und ist dennoch zu uns gekommen! Er ist nicht dumm! Er wusste sicherlich, dass es eine Falle hätte sein können, und dass er zu geschwächt war, um es alleine mit mehreren von uns aufnehmen zu können! Dennoch ist er diese Gefahr eingegangen und hat dich zu Hashirama gebracht, der dich so lange behandelt hat, bis er vor Erschöpfung zusammengebrochen ist! Und du wagst es, deinen Stolz vor dein eigenes Leben zu setzen!“ Tobirama kochte vor Wut. Er wollte dem Uchiha noch so viele andere Dinge an den Kopf werfen, doch der erschrockene Gesichtsausdruck Izunas ließ ihn innehalten. „Das wusste ich nicht. Woher hätte ich denn wissen sollen, dass es Madara und deinem Bruder meinetwegen so schlecht geht?“, flüsterte Izuna. „Das mit Madara habe ich dir gesagt und das mit Hashirama angedeutet.“ Langsam beruhigte sich Tobirama wieder, doch ganz verschwand die Wut in ihm nicht. Er musste hier raus, auch wenn er möglicherweise überreagierte. Doch die Angst um Hashirama ließ ihn, was das anging, sensibler werden. Er konnte es einfach nicht fassen, dass dieser Mann vor ihm die Bemühungen seines Bruders so einfach mit Füßen trat. Auch wenn er wusste, dass Izunas Bemerkung höchst wahrscheinlich unbedacht war. Er stand schweigend auf und hob die leere Schüssel auf. „Das Wasser steht neben dir. Keine Sorge, es ist nicht vergiftet“, sagte er mit einem sarkastischen Unterton, als er zur Tür ging. „Wenn Madara wach ist, bringe ich ihn zu dir.“ Damit ging er hinaus und ließ Izuna allein. Madara schlief noch tief und fest, als Tobirama diesem einen erneuten Besuch abstattete. Da das Glas mit dem Wasser allerdings leer war, ging er davon aus, dass der Uchiha in der Zeit, in der er sich um dessen Bruder gekümmert hatte, aufgewacht sein musste. Leise näherte er sich ihm, um den leeren Behälter wieder an sich zu nehmen. Dann ging er wieder in die Küche, um das Glas mit neuem Wasser zu füllen und es zurück zu Madara zu bringen. Als Tobirama das Zimmer wieder betrat, hatte Madara die Augen leicht geöffnet. Scheinbar ist er gerade erst aufgewacht. „Wie geht es Izuna“, murmelte er verschlafen. Tobirama ging auf ihn zu und reichte ihm das Wasser, welches dieser erneut komplett austrank. Er hatte einen ganzen Tag lang geschlafen, daher war es kein Wunder, dass er so durstig war. „Ihm geht es gut. Hashirama hat es zwar nicht geschafft, die Wunde komplett verschwinden zu lassen, aber das, was übrig geblieben ist, ist zwar lästig, aber nicht bedrohlich. Er ist sogar wach. Ich habe ihm etwas zu essen gebracht.“ Madara nickte zufrieden. „Wann kann ich ihn sehen?“ „Nachdem auch du etwas gegessen hast. Ich komme gleich wieder.“ Er verließ erneut das Zimmer, um Madara sein Essen zu bringen. Er konnte es nicht fassen, dass er den Diener für diese beiden Uchiha spielen musste, und das auch noch in seinem eigenen Haus! Mit einer vollen Schüssel warmer Suppe kehrte er zu Madara zurück, welcher sich inzwischen aufgesetzt hatte. „Diese mal hoffentlich ohne Abführmittel.“ Tobirama schnaubte verärgert und setzte sich auf den Boden. Er wollte jetzt nicht an den gestrigen Morgen denken, was dem Uchiha jedoch egal zu sein schien. Dieser grinste nur wissend und fing an zu essen. Als er fertig war, gab er Tobirama die Schüssel zurück und stand auf. Der Yukata, in dem er geschlafen hatte, ist während der Nacht etwas verrutscht, wodurch Tobirama einen guten Blick auf die nackte Brust des anderen erhaschen konnte. Also eines musste er wohl zugeben: Madara war trotz des tagelangen Hungers verdammt gut gebaut. Ob Izuna wohl auch so muskulös war? Er hatte sich den Körper des Verletzten beim Verbinden nicht genau angesehen, da er möglichst schnell fertig werden wollte, um sich um seinen Bruder zu kümmern. Da fiel ihm gerade ein, dass der Verband sicherlich gewechselt werden musste. Aber das würde Madara wahrscheinlich übernehmen wollen. Verdammt, er hätte ihn besser ansehen sollen, auch wenn die Muskeln, die früher da waren, aufgrund der Bettlägerigkeit zurückgegangen sein müssten. „Etwas gesehen, das dir gefallen hat?“ Tobirama wurde aus seinen Gedanken gerissen und starrte in das hämisch dreinblickende Gesicht des Älteren. Ihm war gar nicht aufgefallen, dass er ihn angestarrt hatte, während er seinen Yukata richtete. „Sei nicht albern“, sagte er abwehrend und stand ebenfalls auf. „Ich muss vorher noch zur Toilette“, hörte er Madara sagen. „Das musst du aber draußen hinter einem Busch machen, ich will nicht riskieren, dass dich jemand sieht, während ich dich zur Toilette bringe. Wir benutzen den hinteren Ausgang.“ Damit ging Tobirama vor und ignorierte Madaras missmutiges Gemurmel. Tobirama führte sie hinter dem Haus entlang zu einigen Bäumen und Büschen, die den Anfang des Waldes darstellten. Dann stellte er sich hinter Madara hin, wobei er sich wegdrehte, um diesem etwas mehr Privatsphäre zu geben. „Stell dich irgendwo hin, wo ich dich nicht sehen kann“, hörte er dann Madaras gereizte Stimme. Das konnte doch nicht wahr sein. „Madara, ich stehe hinter dir, mit dem Rücken zu dir. Selbst wenn ich mich umdrehe, sehe ich nur deinen Rücken, mal ganz davon abgesehen, dass du nichts hast, was ich nicht schon gesehen habe. Und jetzt mach endlich, ich muss auch mal.“ „Dann mach, aber geh danach hinter einen Baum oder so. Ich will dich nicht dabei haben.“ „Bist du vielleicht umständlich.“ Dann drehte er sich zu Madara und stellte sich neben diesen, um den Stoff seiner Hose etwas nach unten zu ziehen und sich zu erleichtern. Dann richtete er seine Kleidung und entfernte sich genervt von Madara, damit der edle Herr ungestört sein Geschäft verrichten konnte. Als dieser fertig war, kam er zu ihm - ihn zu rufen wäre zu gefährlich - und sie gingen wieder zurück in das Haus. Tobirama führte ihn daraufhin zu Izunas Zimmer. Als er die Tür öffnete wurde er sofort von Madara zur Seite gestoßen. Er beobachtete missmutig, wie Madara in das Zimmer lief und vor seinem Bruder auf den Boden fiel. Er umarmte ihn und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn. „Gott sei Dank, du hast es überstanden. Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht. Ich dachte wirklich, ich würde dich verlieren.“ Tobirama sah gebannt auf das Geschehen vor sich. Er hatte Madara noch nie so emotional erlebt. Er streichelte den Kopf und das Gesicht seines Bruders so zärtlich, als hätte er Angst, dass er unter seinen Berührungen zerbrechen würde. Dann lächelte er. Sein Lächeln war so sanft und so schön, wie das eines Engels. Jedenfalls dachte er das, bevor er sah, wie Izuna zurücklächelte. Sein Herz machte einen kleinen Sprung und er fragte sich, ob er je eine Person gesehen hatte, die ein so schönes Lächeln hatte wie Izuna. Es war so schwer zu glauben, dass dieser hübsche Mann so viele Menschen getötet hat. Aber Tobirama selbst war da nicht viel besser. Er hatte schon vor langem aufgehört, seine Opfer zu zählen. Nach einigen Minuten wandte er sich ab und ging fort. Es war Zeit, nach Hashirama zu sehen. In dem Zimmer herrschte eine bedrückende Stille. Tobirama hatte seinen Kopf auf die Brust seinen Bruders gelegt. Es beruhigte ihn, seinen Herzschlag zu hören, denn das hieß, dass er noch lebte. Sein Rücken tat ihm weh, denn er saß bestimmt schon eine Stunde wenn nicht sogar noch länger in dieser Position. Er wollte sich anfangs zu Hashirama legen, hatte das aber gelassen, da er nicht wusste, ob sein Bruder das gewollt hätte. Seine Arme hatte er um den regungslosen Körper gelegt und streichelte sanft über dessen Seite. Als sich die Atmung Hashiramas veränderte und er endlich ein leichtes Keuchen hörte, setzte er sich auf. Der Kopf des Schwarzhaarigen ist im Schlaf auf die linke Seite gefallen, weswegen dieser nicht an die Decke sondern an die Wand schaute, als er seine Augen öffnete. Tobirama fing vor Erleichterung an zu grinsen und umarmte seinen Bruder stürmisch, woraufhin dieser erneut keuchte. Schnell ließ der Weißhaarige von ihm ab. „Ich bin so froh, dass du wach bist. Du weißt gar nicht, was für Sorgen ich mir gemacht habe. Wie geht es dir denn?“ Hashirama öffnete den Mund um zu antworten, blieb allerdings still und Verwirrung schlich sich auf sein Gesicht. Dann verzerrte er es leicht und seine Augen wanderten verwirrt an sich hinab. Tobirama beobachtete ihn besorgt. Versuchte er, sich zu bewegen? Schnell legte er eine Hand unter Hashiramas linke Wange und drehte seinen Kopf so, dass er nach oben schaute. Dieser öffnete erneut den Mund, doch außer einem Keuchen verließ diesen kein Ton. „Nicht reden. Du hast Izunas Verletzung geheilt, schon vergessen? Du kannst dich für einige Zeit nicht mehr bewegen. Aber das wird schon, ich bin ja bei dir.“ Sanft streichelte er Hashiramas Wange, was dieser mit einem liebevollen Lächeln belohnte. Immerhin konnte er seine Gesichtsmuskulatur bewegen. Da fiel ihm auf, dass der Ältere wahrscheinlich hungrig war. „Ich gehe schnell in die Küche und bringe dir etwas zu essen, du bist wahrscheinlich schon am Verhungern. Gestern hast du ja auch nicht mehr vernünftig essen können. Ich bin gleich wieder da.“ Es dauerte nicht lange, bis Tobirama mit einer vollen Schüssel in der einen und einem Glas Wasser in der anderen Hand in das Zimmer zurückkehrte. Er hob Hashiramas Oberkörper in etwas hoch und stützte ihn, damit er nicht wieder nach hinten kippen konnte. Die Schüssel stellte er vor sich auf den Boden und versank den Löffel darin. „So, und jetzt mach schön den Mund auf“, sagte er in einem übertrieben kindlichen Ton, woraufhin Hashirama ihn mit einem bösen Blick musterte. Tobirama kicherte leise. „Hör auf, mich wie ein Kind zu behandeln“ oder etwas ähnliches hätte Hashirama ihm jetzt wahrscheinlich am liebsten gesagt. Widerwillig öffnete der Ältere den Mund und ließ sich von seinem jüngeren Bruder füttern. Tobirama konnte sich vorstellen, dass das ziemlich an Hashiramas Stolz kratzen musste, so abhängig zu sein. Es schmerze ihn selbst, seinen Bruder so zu sehen und er wollte ihm helfen, diese Phase zu überstehen. Er würde sich um ihn kümmern, bis er wieder alleine zurecht kam, und er würde dafür sorgen, dass niemand etwas von seinem Zustand erfuhr. Egal wie schwer es werden würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)