Silbermond von Fiamma ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Kapitel 1   Wie konnte es nur so weit kommen? Warum hatte er das nicht kommen sehen? Tief holte er Luft und atmete schwer aus. Doch wem machte er hier etwas vor. Er wusste ja genau, warum er es nicht bemerkt hatte. Er hatte sie vernachlässigt. Er war einfach viel zu beschäftigt mit seinem Studium gewesen. Dabei wollte er doch nur alles dafür tun, damit die beiden eine gesicherte Zukunft haben würden. Doch das Wichtigste hatte er dabei aus den Augen verloren. Immer wieder hatte er sie vertröstet. Dabei hatte er sich geschworen, sie niemals mehr alleine zu lassen. Nun war er zwar körperlich bei ihr und dennoch hatte er es geschafft sie alleine zu lassen. Müde klappte er das kleine rote Buch zu und legte es vor sich auf den Sofatisch. Nachdenklich sah er auf den kleinen Häschen Aufkleber und fuhr mit seinem Finger herüber. Eigentlich gehörte es sich nicht darin zu lesen, doch unter diesen Umständen hatte er keine andere Wahl. Seit vier Wochen war sie nun schon verschwunden und bisher gab es keinen Anhaltspunkt, wo sie steckte. Egal, wie oft sie auch die gesamte Stadt nach ihr absuchten. Es gab einfach keine Spur von ihr. Michiru und Haruka weiteten die Suche nun sogar schon in ganz Japan aus. Aber war sie überhaupt noch in Japan? Schmerzlich zog sich sein Herz zusammen, als er daran dachte, wie sie ihn angesehen hatte, bevor sie davon gelaufen war. Diese Enttäuschung in ihren Augen. Er hatte sie ihrer Meinung nach hintergangen, aber er wollte doch nur das Beste für sie. Vorsichtig griff er wieder nach dem kleinen Büchlein und drehte es in seinen Händen hin und her. Es war das Einzige, was ihm von ihr geblieben war. Kurz schüttelte er seinen Kopf, als er daran dachte, wie er es bekommen hatte. Nie wäre er auf die Idee gekommen darin zu lesen, doch ihre Mutter bestand darauf. Sie hoffte, dass es dort drinnen vielleicht einen Anhaltspunkt gäbe, wo sie hin verschwunden wäre. Sie hatte es ihm einfach heimlich in die Hände gedrückt, als er ein weiteres Mal bei den Tsukinos vor der Haustür stand, um nachzuschauen, ob Usagi vielleicht zurückgekehrt wäre. Ihre Mutter machte sich große Sorgen um sie, was kein Wunder war. Ihre Tochter war verschwunden und niemand wusste wohin. Sie selber wollte jedoch nicht darin lesen. „Das gehöre sich nicht für eine Mutter“, hatte sie gesagt. So, wie sie ihn aber dabei angesehen hatte, ahnte sie mit Sicherheit, dass ihre Tochter ein Geheimnis hatte, welches über normale Alltagsprobleme hinausging und sie wohl lieber nicht davon wissen sollte. Seufzend blätterte er nun wieder in ihrem Tagebuch. Es schmerzte ihn, lesen zu müssen, welch Kummer sie die letzten Monate in sich trug. Warum hatte sie nie mit ihm über ihre Albträume gesprochen? Nach außen wirkte sie stets fröhlich, doch wie es schien, war es in Wirklichkeit ganz anders. Warum hatte er das nicht bemerkt? Warum hatte er nicht bemerkt, dass der Kampf gegen Galaxia nicht spurlos an ihr vorbei ging? Er war wirklich ein Idiot. Eigentlich hätte er es besser wissen müssen. Hätte er ihr einfach besser zu gehört, sich Zeit für sie genommen. Dann hätte er vielleicht gemerkt, wie sie tief in ihrem Herzen wirklich fühlte. Das etwas anders seit dem letzten Kampf war. In der Hoffnung wenigstens irgendetwas, auch wenn es noch so ein kleiner Hinweis wäre, der ihren Aufenthalt verriet, finden zu können, blätterte er auf die Seite, auf der er zuletzt gelesen hatte. Angespannt las er weiter die Zeilen.   … Schon wieder. Schon wieder dieser Albtraum. Wann hört das endlich auf? Jede Nacht dieser Traum. Warum muss ich jede Nacht auf ein Neues dabei zu sehen, wie meine Freunde sterben müssen? Nun sind schon ein paar Monate vergangen und doch lässt es mich immer noch nicht los. Müsste ich jetzt nicht freudig in die Welt hinaus spazieren und mein Leben genießen? Die Welt ist gerettet, meine Freunde leben und auch Mamo-chan ist wieder bei mir. Ich müsste der glücklichste Mensch auf Erden sein. Aber, warum verspüre ich dann so eine Leere tief in mir? Warum kann ich diesmal nicht einfach weiter leben, wie bisher auch immer? Bei den anderen Kämpfen konnte ich es doch auch. Immerhin geht es meinen Freunden gut. Sie leben ihr Leben und sind glücklich. Das ist gut. Ich freue mich für sie. Aber können sie mich nicht einfach in Ruhe lassen? Ja, ich werde irgendwann Königin sein. Aber diese Vorbereitungen. Sie übertreiben es einfach. Vorbereitungen, Vorbereitungen. Ich kann das nicht mehr hören. Ich möchte doch eigentlich einfach nur alles vergessen. Den Kampf, meine Zukunft, meine Bestimmung. Aber sie sollen ja stolz auf mich sein können. Ich will sie nicht enttäuschen. Also muss ich da wohl durch und werde für sie die perfekte Königin. Niemand wird je erfahren, wie ich mich wirklich fühle. Sie sollen sich keine Sorgen machen müssen. Wir alle haben schon so viel durchmachen müssen. Andererseits, wie soll ich mal Königin werden, wenn ich doch so schwach bin? Beinahe wäre gegen Galaxia alles verloren gewesen. Ich bin doch viel zu schwach um eine Königin zu sein. Ich bin schwach und zerbrechlich. Ich kann das nicht mehr. Ich kann das alles einfach nicht mehr …     Schwer atmete Mamoru ein und ließ sich nach hinten gegen die Sofalehne fallen. Was für ein Trottel war er, dass er nicht bemerkte, dass mit ihr etwas nicht stimmte. Er hätte es doch besser wissen müssen. Aber er war ja viel zu beschäftigt. Er hatte nur noch sein Studium im Kopf. Eilig blätterte er zum nächsten Eintrag. Er musste einfach irgendwas finden. Er musste es einfach schaffen sie zurückzubringen und alles wieder gut machen. Wenn es dafür hoffentlich noch nicht zu spät war. Seufzend rieb er sich mit zwei Fingern über seine Stirn und nahm danach einen Schluck von seinem Kaffee, nur um ihn gleich wieder prustend in seine Tasse zurückzuspucken. Sein Kaffee war mittlerweile eiskalt geworden. Angewidert stellte er die Tasse zurück auf den Tisch und fuhr erschrocken hoch, als die Türklingel schellte. Schnell sah Mamoru auf seine Uhr und sprang dann plötzlich hektisch auf. Fluchend rannte er zur Haustür und drückte auf den Summer. Er hatte total die Zeit vergessen. Und nun stand Shouta schon vor Tür. Eilig lief er in sein Arbeitszimmer, legte das Tagebuch auf seinen Schreibtischstuhl und durchforstete den Papierstapel auf seinem Tisch. Irgendwo hier musste die blöde Mappe doch sein. Seit Usagi verschwunden war, hatte er hier nichts mehr getan. Wahllos warf er seine Unterlagen einfach auf den Schreibtisch, was ihm nun zum Verhängnis wurde. Gerade, als er die blaue Mappe entdeckte, klopfte es auch schon an seiner Haustür. Schnell schnappte er sich den kleinen Ordner und lief damit zur Haustür. Schwungvoll öffnete Mamoru die Tür und hielt auch schon die Mappe in die Höhe. „Hey Mamoru.“ „Hallo Shouta. Hier“, drückte er seinem Kommilitonen die Mappe in die Hand, „Bring sie mir einfach in die Uni mit.“ Dankend steckte Shouta sie in seine Tasche und wunderte sich abermals über Mamoru. Seit ein paar Wochen hatte er sich verändert. Er war zerstreut und unkonzentriert. So kannte man ihn gar nicht. Mamoru war stets einer der Besten und bestens vorbereitet. Doch seit Kurzem wirkte er so geistesabwesend. So als wäre er mit seinen Gedanken ganz wo anders. Ja, er kam sogar des Öfteren zu spät zur Vorlesung. Total untypisch für ihn. Irgendwas musste passiert sein, dass ihn so aus der Bahn warf. Sollte er ihn vielleicht mal fragen, ob alles in Ordnung war? Sie waren zwar nur Kommilitonen, aber er mochte ihn. Verwundert, warum Shouta einfach nur da stand und ihn anstarrte, hob Mamoru fragend seine Augenbraue in die Höhe. „Ist noch was?“ Ertappt räusperte sich Shouta und kratze sich verlegen an seinem Kopf. „Es geht mich zwar nichts an, aber … ähm … Ist bei dir alles Okay?“ Schnell winkte Mamoru ab und schüttelte seinen Kopf. Ja, es ging ihn wirklich nichts an. Und selbst wenn er es ihm erzählen würde, würde er es doch nicht verstehen. Er würde ihn vermutlich noch für verrückt halten. Er konnte ihm ja schlecht erzählen, dass er der Erdenprinz sei, dass seine Verlobte, die Mondprinzessin, mit der er in der Zukunft über die Erde herrschen würde, der Druck offenbar zu viel wurde, ein Trauma vom letzten Kampf zurückbehielt, ein seltsames Geschenk erhielt und niemand wusste, was es damit auf sich hatte und zu allem Übel auch noch verschwunden war. Allein, wenn er daran dachte, wurde ihm ganz schwindelig dabei. Wie sollte also ein normal Sterblicher das verstehen. „Äh Mamoru?“, wedelte Shouta vor ihm herum und holte ihn damit aus seiner Gedankenwelt zurück. „Alles in Ordnung. Wir sehen uns dann in der Uni“, schloss Mamoru schnell die Tür, bevor Shouta nachher noch irgendwelche Fragen stellen konnte. Kurz lugte er noch mal durch den Türspion und sah, wie sein Kommilitone in Richtung Aufzug verschwand. Den war er zum Glück los. Erleichtert ging Mamoru zurück in sein Arbeitszimmer und tippte sich nachdenklich gegen sein Kinn. Er sollte mal bei Rei anrufen. Vielleicht hatten die anderen schon irgendwas über diese seltsame Kette herausgefunden.     „Verstehe. Wir müssen dringend herausfinden, was es mit dieser seltsamen Kette auf sich hat“, murmelte Mamoru mehr zu sich selber, als dass er es ins Telefon sprach. „Ami und Makoto versuchen auch schon diesen ominösen Typ, von dem sie diese Kette bekommen hat, ausfindig zu machen. Mach dir keine Sorgen, wir werden Usagi schon finden.“ „Sie ist seit vier Wochen verschwunden Rei. Langsam glaube ich …“ „Hör auf. Sag so etwas nicht. Sie wird zu uns zurückkommen!“, wurde Rei nun etwas lauter am anderen Ende der Leitung. „„So, wie sie sich gefühlt hat. Wir waren alle so ... ", schluckte Mamoru schwer. Es machte ihm immer mehr zu schaffen, aus ihrem Tagebuch zu erfahren, wie sie sich die letzten Wochen fühlte, und machte sich selber die größten Vorwürfe, es nicht gemerkt zu haben. „Alles in Ordnung?“, wurde Rei nun hellhörig bei seinen Worten. „Wusstest … wusstet ihr eigentlich, wie sie sich seit dem Kampf gegen Galaxia fühlt?“ „Wie meinst du das? Ihr ging es doch gut?“, war Rei nun sichtlich verwundert. „Ach schon gut … Rei sei mir nicht böse, aber ich muss nun auflegen. Ich muss noch etwas erledigen.“ „Okay. Wir treffen uns übrigens morgen alle im Tempel. Falls du auch dabei sein möchtest …Ich melde mich sonst sofort, wenn es Neuigkeiten gibt“, verabschiedete sich Rei und legte auf. Mamoru drückte auf das rote Hörersymbol auf seinem Telefon und stellte es nachdenklich zurück in die Ladestation. Die anderen hatten es wohl genau so wenig, wie er bemerkt. Waren sie alle so blind, oder konnte Usagi so gut schauspielern? Kurz fasste sich Mamoru an seine Brust und schwankte etwas zur Seite, sodass er sich schnell an dem kleinen Flur Schränkchen festhalten musste. Schon wieder dieses Schwindelgefühl. Schon seit einigen Tagen hatte er immer wieder diese kleinen Anfälle und fühlte sich matt. Allem Anschein nach hatte er sich zu allem Übel auch noch eine Erkältung zugezogen. Er sollte am Besten versuchen ein wenig zu schlafen. Davon bekam er eindeutig zu wenig in letzter Zeit. Langsam schlurfte er durch den Flur in sein Arbeitszimmer, schnappte sich das Tagebuch und ging danach ins Schlafzimmer. Schnell zog er seine Hose aus und schwang sich in sein Bett. Eilig wickelte er sich in seine Bettdecke, da ihm auf einmal eiskalt wurde und er am ganzen Körper zitterte. „Toll muss ich jetzt krank werden?“, stöhnte er und griff nach dem Tagebuch. Er musste dennoch weiter kommen und durfte keine Zeit verlieren. Bevor er sich ein kleines Nickerchen gönnen konnte, musste er noch etwas weiter lesen. Geschwind war die entsprechende Seite aufgeblättert und Mamoru begann wieder zu lesen.     … Rei war wieder so gemein. Aber von ihr bin ich ja nichts anderes gewöhnt. Doch auch die anderen lassen mich nicht in Ruhe. Sie wollen die perfekte Frau, nein die perfekte Königin aus mir machen. Sie meinen es ja nur gut, aber ich will das alles nicht mehr. Ich will keine Vorbereitungen mehr, keine Vorträge mehr. Ich möchte doch einfach nur meine Ruhe. Und zu allem Übel gibt Mamo-chan ihnen auch noch recht. Naja gut er meinte, es könnte ja nicht schaden, aber dennoch. Kann er nicht auf meiner Seite sein? Nach dem schlimmen Streit, den wir deshalb hatten, spreche ich ihn aber lieber nicht wieder darauf an. Die wenige Zeit, die wir haben, sollten wir nicht streiten. Ich bin nun mal nicht die hellste Kerze auf der Torte. Aber das wissen doch alle. Und dennoch bin ich ja irgendwann Königin geworden. Musste mein Zukunfts-Ich vielleicht auch dadurch? Morgen schleppen sie mich sogar in ein Museum. Warum habe ich mich da nur zu überreden lassen. Aber Ami meint, eine zukünftige Königin sollte auch über die Vergangenheit bescheid wissen. Und natürlich geben sie ihr alle recht. Wie soll ich bloß den Tag überstehen. Ich habe einfach keinen Kopf für so etwas. Ich will doch einfach nur wieder normal leben. Bei alltäglichen Dingen, die mir früher Freude gebracht haben, wieder Spaß dran haben. Nichts macht mir mehr Spaß. Mein einziger Lichtblick für Morgen, mich danach mit Mamo-chan zu treffen. Ob er morgen Zeit für mich hat? Die letzte Zeit bekommt er ja nicht mal mit, wenn ich ohne etwas zu sagen gehe, nachdem ich den ganzen Tag wartend auf seinem Sofa gesessen habe. Ich weiß ja, dass er viel lernen muss und ich verstehe das ja auch. Aber manchmal wünsche ich mir einfach, dass er mehr Zeit für mich hat. Wir waren doch so lange voneinander getrennt …   Kapitel 2: ----------- Kapitel 2   Unruhig wälzte sich Mamoru in seinem Bett hin und her, bis er schließlich schweißgebadet hochschreckte. Er brauchte einen Moment, bis er sich wieder gesammelt hatte und wieder wusste, wo er sich befand. „Es war nur ein Traum“, flüsterte er leise zu sich selber und fuhr sich durch seine verschwitzten Haare. Er musste eingeschlafen sein. Wie lange er wohl geschlafen hatte? Ein Blick auf seinen Wecker, der auf seinem kleinen Nachtschränkchen stand, verriet ihm, dass es noch früh am Morgen war, beinahe noch Nacht. Gähnend schwang er seine Beine über die Bettkante und schlüpfte in seine Hausschuhe. Schlaftrunken stand er auf, ging herüber zum Fenster und stützte sich mit seinen Händen am Fensterbrett ab. Nun hatte er schon so lange geschlafen, doch besser fühlte er sich trotzdem nicht. Traurig sah er herauf zum Mond und schluckte schwer. Sein Traum hing ihm immer noch in den Knochen. Er suchte verzweifelt nach Usagi und fand schließlich ihren leblosen Körper zwischen den Trümmern des zerstörten Tokios. Die leeren Augen, die ihn dabei anstarrten, ließen ihm das Blut in den Adern gefrieren. Schwer atmete er ein und aus, kniff seine Augen zusammen und versuchte sich zu beruhigen. Es war bloß ein Traum. Nur ein Traum redete er sich immer wieder selber zu. Langsam öffnete er wieder seine Augen und richtete seinen Blick wieder auf den Mond. Doch kurz stutzte er. Irgendetwas war anders an ihm, aber er kam nicht herauf, was es war. Doch schnell schüttelte er seinen Kopf. Das war doch absurd. Er sah doch aus, wie immer. Nachdenklich wandte er seinen Blick ab, drückte sich mit seinen Händen vom Fensterbrett ab und drehte sich wieder Richtung Bett. Kurz überlegte er, ob er vielleicht doch noch mal probieren sollte zu schlafen, doch schnell entschied er sich, erst mal unter die Dusche zu springen. Er würde ja doch keinen Schlaf finden, selbst wenn er es versuchen würde.   Erfrischt durch die Dusche, fühlte sich Mamoru etwas besser. Mit einem Handtuch die Haare trocken rubbelnd, lief er langsam zurück in sein Schlafzimmer. Nachdem er sich schnell neue Klamotten übergezogen hatte, schnappte er sich das Tagebuch, ging damit in sein Wohnzimmer und ließ sich auf das Sofa fallen. Rasch suchte er den letzten Eintrag, den er gelesen hatte, bevor er eingeschlafen war, heraus und begann wieder zu lesen.       … Nun klopft meine Mutter schon wieder an die Tür. Ich hab ihr doch gesagt, dass ich nicht mit ihm sprechen möchte. Ich kann jetzt einfach nicht mit ihm reden. Er würde ja doch nur den anderen wieder recht geben, dass ich sie nicht benutzen soll. Aber was soll den nur so schlimm an dieser Kette sein? Ich mache doch nichts Schlimmes damit. Es fühlt sich gut an sie zu tragen. Ich fühle mich auf einmal nicht mehr so … ja, nicht mehr so leer. Die Leere, die ich seit Monaten verspüre, scheint zu verblassen … Diese Stimme, die um Erlaubnis fragte, sich mit mir zu verbinden, war so sanft und gutmütig. Ich fühlte mich sofort so geborgen in dieser Wärme. Warum sollte ich da nicht zu stimmen? … Und dieses Gefühl, als diese neue Kraft durch meinen Körper strömte … Endlich fühle ich mich nicht mehr so schwach und hilflos. Daran kann doch nichts Schlimmes sein? Gegen eine starke Königin spricht doch nichts dagegen? Ein wenig tut es mir schon leid, was ich Mamo-chan an den Knopf geworfen habe. Aber ich konnte einfach nicht mehr anders. Ich wollte doch nur mit ihm sprechen, was im Museum passiert war und er hörte einfach mal wieder nicht zu …   Gedankenschwer sah Mamoru auf. Er erinnerte sich gut an den Tag, als sie zu ihm kam. Er machte ihr die Tür auf und ging danach sofort, ohne sie anzusehen, wieder an seinen Schreibtisch, da er noch etwas fertig machen wollte. Sie wollte mit ihm sprechen, doch er hörte gar nicht wirklich zu, was wie wollte und machte seine Aufgabe weiter, bis sie ihn schließlich bei seinem vollen Namen rief. Dies tat sie nur, wenn sie wirklich sauer auf ihn war, huschte ihm ein kurzes Lächeln übers Gesicht. Also unterbrach er seine Arbeit. Zurückblickend hätten ihm die herumfliegenden Zettel auf seinen Schreibtisch schon zu denken geben müssen, als sie ihn anschrie. Aber er wäre nie darauf gekommen, dass sie dies war. Der Anblick, der sich ihm dann aber bot, als er sich zu ihr herumgedreht hatte, würde er vermutlich nie vergessen. Wie sie ihn mit ihren silbernen Augen und den silbernen Strähnen in ihrem Haar, angefunkelt hatte. Seufzend lehnte er sich zurück an die Sofalehne. Auch den darauffolgenden Streit würde er nicht so schnell vergessen. Schnell hatte sie ihm erzählt, was passiert war und die Tatsache, dass er ihren Freundinnen recht geben musste, hatte sie natürlich aufgebracht davon laufen lassen. Sofort war er natürlich hinterhergelaufen. Der Gedanke daran, was sie ihm dann, mit Tränen in den Augen, sagte, ließ seine Brust schmerzlich zusammenziehen. Denn sie hatte absolut recht damit, dass er keine Zeit für sie hatte und sie nicht beachtete. Ja, es fiel ihm wirklich nicht auf, wenn sie bei ihm war und dann irgendwann, ohne etwas zu sagen, dann wieder ging. Es wäre ihm vermutlich wirklich nicht mal aufgefallen, wenn sie sich wochenlang nicht gesehen hätten. Vorsichtig legte Mamoru das Tagebuch neben sich auf das Sofa, fuhr sich mit seinen Händen durch die Haare und stand auf. Er war wirklich so ein Idiot gewesen. Wenn er könnte, würde er die Zeit zurückdrehen und alles besser machen. Doch dies konnte er nicht. Er konnte jetzt nur hoffen, dass sie zu ihm zurückkehrte. Schnell huschte Mamoru herüber in die Küche und goss sich ein Glas mit Wasser ein. Er musste dringend seine trockene Kehle befeuchten. Mit einem Zug leerte er das Glas und stellte es zurück in die Spüle. Das kalte Wasser tat ihm gut. Ihm wurde schon wieder so warm und er hatte das Gefühl, der Boden würde sich unter ihm drehen. Mamoru hatte noch gar nicht gemerkt, dass die ersten Sonnenstrahlen sich schon längst durch die Wolken bahnten und der Morgen schon lange angebrochen war, als er die Wasserflasche zurück in den Kühlschrank stellte. Kurz streckte er seine müden Glieder, wobei sein Blick auf die kleine Uhr an seinem Herd fiel. „Verdammt“, stöhnte er laut aus und spurtete aus der Küche. Erst jetzt hatte er wirklich realisiert, wie spät es schon war. Er hatte zwar keine große Lust, aber wenn er noch pünktlich in der Uni sein wollte, musste er sich jetzt beeilen. Oft klemmte er seit Usagi verschwunden war Stunden ab, aber bei dieser konnte er es nicht. Es herrschte Anwesenheitspflicht, wenn man den Kurs bestehen wollte. Eilig hatte er seine Tasche gepackt, war in seine Schuhe geschlüpft und wollte schon zur Tür hinaus stürmen, als er noch mal zurück ins Wohnzimmer lief. Rasch steckte er ein Lesezeichen in Usagis Tagebuch, packte es in seine Tasche und verließ danach die Wohnung.     Lustlos saß Mamoru kurze Zeit später in der Vorlesung und versuchte seinem Dozenten zu folgen. Doch so richtig wollte ihm das nicht gelingen und seine Gedanken schweiften immer wieder ab. Halbherzig notierte er sich die wichtigsten Fakten und war froh, als die Stunde endlich vorbei war. Er war gerade dabei seine Sachen einzupacken, als ihm jemand von hinten auf die Schulter klopfte. „Hey Chiba. Wir wollen in die Bibliothek lernen gehen, bevor der nächste Block anfängt. Kommst du mit?“ Schulterzucken steckte er seinen Block in die Tasche und drehte sich zu seinem Kommilitonen herum. „Ja, warum eigentlich nicht.“ Ohne ein Wort zu sprechen, trottete er den anderen hinterher und betrat mit ihnen die Universitätsbibliothek. An einen der Tische saß Shouta und winkte ihm schon von Weitem zu. Kurz gab er den anderen zu verstehen, dass er sich zu Shouta setzen würde, und trennte sich von dem kleinen Grüppchen. „Hey Mamoru. Hier, bevor ich es vergesse“, überreichte Shouta Mamoru die ausgeliehene Mappe. „Oh. Danke“, nahm Mamoru die Mappe entgegen und setze sich zu ihm an den Tisch, „So schnell hätte ich gar nicht damit gerechnet.“ Grinsend wedelte Shouta daraufhin mit seinen Händen und tippte sich danach mit dem Zeigefinger gegen seine Schläfe. „Köpfchen muss man nur haben. Ich habe einfach die fehlenden Seiten kopiert, statt alles mühsam abzuschreiben.“ Schmunzelnd legte Mamoru seine Tasche vor sich auf den Tisch und wollte die Mappe hineinstecken, als ihm wieder einmal schwindelig wurde. Kreidebleich krallte er seine Finger in seine Tasche und wartete, bis es wieder vorbei war. Shouta, dem das nicht entgangen war, runzelte besorgt seine Stirn. „Alter, alles in Ordnung bei dir?“ „Ja … ja … alles Okay“, atmete Mamoru hörbar ein und aus. Nach einigen Minuten hatte sich Mamoru wieder gefangen und nahm einen großen Schluck aus seiner mitgebrachten Wasserflasche. Skeptisch wurde er dabei von Shouta beobachtet. „Ist auch wirklich alles in Ordnung? Du siehst … “ „Alles gut. Ich bekomme glaube ich, einfach eine Erkältung“, wurde Shouta sofort von Mamoru unterbrochen, „Lass uns lieber anfangen zu lernen. Die nächsten Prüfungen stehen schließlich an.“ Schulterzuckend nahm sich Shouta wieder seine Bücher zur Hand und machte sich eifrig Notizen dazu. Auch Mamoru nahm seine Unterlagen heraus, wodurch ihm das kleine rote Buch in die Hände fiel. Sofort blickte er auf, ob ihn auch niemand beobachtete, und stellte zu seiner Zufriedenheit fest, dass alle vertieft in ihre eigenen Unterlagen waren. Schnell war die Seite mit dem Lesezeichen aufgeblättert und er begann wieder zu lesen.     … Wie meine Familie geguckt hat, als ich nach Hause kam. Gut, dass mir gleich die Ausrede mit der Schule gekommen ist. Da Shingo nicht auf meine Schule geht, kann er zum Glück auch nicht verraten, dass es nicht gerade Mode bei uns ist, mit silbernen Augen und Haaren herumzulaufen. Wie mein Vater sich wieder aufgeregt hat. Er sollte lieber langsam einsehen, dass ich kein Kind mehr bin und ich tun und lassen kann, was ich möchte. Ich kann ihnen ja schließlich nicht verraten, dass ich im Museum einen Mann getroffen habe, der mir einfach so eine Kette geschenkt hat, die anscheinend mit mir geredet hat, sich mit mir auf irgendeine Weise verbunden hat und ich nun silberne Augen bekommen habe, und wenn ich meine neue Kraft benutze, einzelne Strähnen meiner Haare sich Silber verfärben. Wobei ich ihnen am Liebsten zeigen würde, was ich alles kann. Ich meine, die Sache mit den Blumen bei Rei, war doch der Wahnsinn. Ich brauchte mich nur auf die vertrockneten Blumen zu konzentrieren und zack haben sie wieder geblüht. Ich verstehe gar nicht, warum sich alle so aufgeregt haben, als ich es ihnen gezeigt habe und alle wollten, dass ich die Kette ablege. Gut, dass Rei von mir, beziehungsweise von einer Art Energiedruckwelle oder so etwas, weggeschleudert wurde und böse deswegen war, kann ich ja verstehen. Aber sie sollte halt nicht so an mir zerren, es war doch wirklich keine Absicht … Wenn Rei und die anderen wüssten, dass ich froh bin, dass ich die Kette nicht abnehmen konnte, egal wie sehr ich es probierte, würde sie mit Sicherheit ausflippen lassen. Die anderen sind zwar der Meinung, ich sollte diese neue Kraft nicht benutzen, da man nicht wisse, ob sie guten Ursprungs ist, aber ich finde, ich sollte sie ausprobieren. Ich meine, ich würde es doch merken, wenn etwas Böses davon ausgehen würde? Ob der Großvater von dem Mann recht damit hatte? Ist der Stein der Kette wirklich direkt vom Mond und gehörte der König Selene persönlich? …   Nachdenklich tippte sich Mamoru gegen sein Kinn und versuchte sich an die Kette zu erinnern. Sie war Silber mit einem silbernen Anhänger. In dem Anhänger war ein weiß, bläulicher Stein gefasst, wenn er sich richtig erinnerte. So einen Stein hatte er zumindest vorher noch nicht gesehen gehabt. Schwungvoll klappte er das Tagebuch wieder zu, steckte alle seine Unterlagen zurück in seine Tasche und stand auf. „Entschuldige mich bitte.“ Irritiert, warum Mamoru so plötzlich aufstand, hob Shouta eine Augenbraue in die Höhe und nickte ihm dann zu. Kurz sah er ihm noch hinterher, wie er zwischen den großen Bücherregalen verschwand, und richtete danach seinen Blick wieder auf seine Notizen.   Grübelnd ging Mamoru durch die Bibliothek und suchte nach der richtigen Abteilung. Da sie groß war und nicht nur für das Medizinstudium zuständig war, sondern vielen Studenten der Universität zur Verfügung stand, gab es hier dementsprechend viele Bücher und Regale. Wenn er sich jedoch nicht ganz irrte, gab es hier auch einen kleinen Bereich mit Büchern über Kristalle und Steine. Vielleicht konnte er ja herausfinden, was es für ein Stein war. Stöhnend ging er durch den nächsten Gang, da er sie immer noch nicht gefunden hatte. Aufgeregt drängten sich mehrere Studenten auf einmal an ihm vorbei. Verwundert sah er ihnen hinterher, wie sie eilig zum Ausgang liefen. Vermutlich kamen sie zu spät zu ihrer Vorlesung, schoss es ihm durch den Kopf, als plötzlich Shouta hinter ihm rief. „Was machst du denn noch hier?“ „Ich suche etwas warum? Bis zum nächsten Block ist doch noch Zeit.“ Sofort wedelte Shouta mit seinen Armen und lief auf ihn zu. „Hast du es gar nicht gehört? Alle Studenten sollen sich sofort nach Hause begeben. Schlimme Sturmwarnung wurde für heute Nachmittag ausgerufen.“   Kapitel 3: ----------- Kapitel 3   Nachdenklich stand Mamoru an seinem Fenster, sah hinaus und nahm einen Schluck aus seiner Kaffeetasse, die er in der Hand hielt. Immer dunklere Wolken zogen auf und es braute sich ein schlimmer Sturm zusammen. Er war, so wie die anderen auch, umgehend nach Hause gefahren, nachdem er von der Warnung gehört hatte. Einerseits war er froh, nun nicht mehr in der Uni herumhocken zu müssen, andrerseits hätte er noch gerne etwas in der Bibliothek recherchiert. Doch dies musste nun warten. Vielleicht konnte er ja irgendetwas in Onlinearchiven finden. Grübelnd, wie Usagis Verschwinden und das Auftauchen der seltsamen Kette zusammenpassen könnte, trank er einen weiteren Schluck seines Kaffees und ging wieder zu seinem Sofa herüber. Er dachte an den Tag, an dem sie weggelaufen war zurück. Sie war sauer auf sie alle gewesen. Ziemlich sauer, aber nie im Leben hätte er gedacht, dass sie einfach verschwinden würde. Er dachte, sie würde irgendwo Dampf ablassen und würde dann, wenn sie sich beruhigt hatte, nach Hause gehen. Aber war sie wirklich freiwillig fort oder hatte irgendjemand seine Finger im Spiel? Womöglich der Besitzer dieser Kette? Es war zum Haareraufen. Er musste am Besten ganz am Anfang beginnen. Wo alles mit der Kette begann. Immer wieder ging er das Gespräch von ihr und ihm, als sie am besagten Tag zu ihm kam, in seinen Gedanken durch, ob ihm irgendetwas entgangen war. Sie erzählte ihm, wie sie mit ihren Freundinnen im Museum war, ihre Freundinnen in einen Raum vorgegangen waren und sie ein Gespräch von einem Mann und einer Museumsmitarbeiterin mitbekommen hatte. Dieser Mann spendete einen Haufen alter Sachen dem Museum. Darunter war auch diese Kette. Seufzend stellte er seine Tasse auf den kleinen Sofatisch und setzte sich auf das Sofa. Langsam fuhr er sich mit der Hand durch seine Haare und tippte sich danach mit seinem Zeigefinger gegen sein Kinn. „Was war dann?“, murmelte er zu sich selber, „Ach ja.“ Sie war mit diesem Mann ins Gespräch gekommen und er erzählte ihr, dass die Kette seinem verstorbenen Großvater gehörte, der der Meinung war, dass der Stein der Kette direkt vom Mond stammen würde und der Göttin Selene gehörte. Warum auch immer, hatte er dann Usagi einfach die Kette geschenkt. Sie erzählte ihm, nachdem sie sich die Kette um ihren Hals gebunden hatte, dass ihr plötzlich schwindelig wurde und dann alles ganz schnell ging. Sie hatte wohl das Gefühl, irgendwer würde mit ihr sprechen. Schwer einatmend lehnte sich Mamoru zurück. Das war doch alles mehr als mysteriös. Wer schenkte denn einer unbekannten Frau einfach so eine Kette? Irgendetwas war doch faul daran. Dies hatte er aber schon damals gesagt. Er sollte noch mal mit den anderen sprechen, was ihre Freundinnen genau im Museum mitbekommen hatten. Schnell sah er auf seine Uhr und sprang auf. Rei hatte gesagt, dass sie sich heute alle im Tempel treffen wollten. Wenn er sich beeilte, würde er sie bestimmt noch allesamt erwischen. Eilig schnappte er sich seine Tasche und hielt kurz inne, als er auf Usagis Tagebuch sah. Er sollte den anderen erzählen, wie es ihr wirklich ging. Vielleicht bekamen sie dann eine Idee, wo sie stecken könnte. Wenn sie denn freiwillig verschwand. Selbst dies wusste ja immer noch keiner gewiss. Flink war das Büchlein in seiner Tasche verstaut. Rasch verließ er seine Wohnung und lief mit schnellen Schritten die Treppen herunter. Unten angekommen hetzte er zur Eingangstür. Er musste sich wirklich beeilen, um den nächsten Bus zum Tempel noch zu erwischen. Doch sofort, als er die Tür geöffnet hatte, pustete ihn schon eine starke Böe entgegen. Eine gute Idee bei diesem Wetter noch vor die Haustüre zu treten war es nicht, doch er musste unbedingt mit den anderen sprechen. Gegen den Wind ankämpfend erreichte er glücklicherweise noch rechtzeitig die Haltestelle, an der schon mehrere Passanten ungeduldig warteten. Sie wollten vermutlich alle nur noch schnell nach Hause, bevor es richtig losginge. Und was machte er? Er verließ sein sicheres Zuhause, um noch durch halb Tokio zufahren. Die ersten Regentropfen fielen vom Himmel und genervt stöhnte Mamoru auf, da er keinen Regenschirm dabei hatte. Wobei der vermutlich eh nur zusammengeklappt wäre bei den Böen. Wo blieb nur der verdammte Bus? Als der Regen allmählich begann richtig loszulegen, quetschten sich alle schnell unter den kleinen Haltestellenunterstand. So dicht beieinander, wie sie nun standen, kam er nicht drum herum ein Gespräch zweier älterer Damen mitzubekommen. „Das ist doch nicht normal. Das Wetter spielt total verrückt.“ Nickend stimmte die andere Dame zu und atmete hörbar ein. „Hast du von der schlimmen Flutwelle in Miami gehört? Furchtbar. Ich hoffe, uns trifft es heute nicht so schlimm.“ „Ich sag ja. Das Wetter spielt total verrückt“, schüttelte die Frau ihren Kopf und streckte ihn dabei aus der Menge, um nach dem Bus Ausschau zu halten. Zum Glück fuhr er dann auch endlich um die Ecke. Schnell drängelten sich alle in den Bus und kurze Zeit später stand Mamoru vor der langen Treppe, die hinauf zum Tempel führte. Der Wind wehte unaufhörlich und der Regen nahm auch immer mehr zu. Mamoru nahm seine Beine in die Hand und hastete die Treppen herauf. Aus irgendeinen Grund ging ihm jedoch das Gespräch der zwei Damen nicht mehr aus dem Kopf. Spielte das Wetter wirklich verrückt? Kurz blieb er stehen und sah in den wolkenbedeckten Himmel hinauf. Die Regentropfen prasselten in sein Gesicht und er musste kurz seine Augen schließen. Doch schnell verschob er den Gedanken auf später und lief weiter. Darüber konnte er auch noch später nachdenken. Oben angekommen, lief er geschwind über den Hof zu dem kleinen Häuschen in dem Rei wohnte. Ohne zu zögern, klopfte an die Tür. Er hörte schon die Stimmen der jungen Frauen und es hatte auch nicht lange gedauert, bis ihm geöffnet wurde. „Mamoru?“, sah ihn eine sichtlich überraschte Rei an, „Ich hätte nicht gedacht, dass du doch noch kommst. Komm rein. Mensch du bist ja klitschnass.“ „Hallo Rei.“ Rei bat ihn herein und dankend huschte er auch schnell ins Trockene. „Ich hol dir mal schnell ein Handtuch“, verschwand Rei aus dem Zimmer, und Mamoru begrüßte in der Zeit den Rest. „Sind Haruka und die anderen noch im Ausland?“, wanderte sein Blick durch das Zimmer und bemerkte dabei, dass vier der Truppe fehlten. „Ja. Und sie wissen auch noch nicht, wann sie zurückfliegen können, da seit Tagen ein schlimmer Sturm über Europa wütet“, seufzte Makoto und schlürfte an ihrer Limonade. Stutzig setzte sich Mamoru neben Minako zu den anderen an den Tisch. Das war doch mehr als ungewöhnlich. Auch in Europa gab es zurzeit schlimme Stürme? „Haben sie denn irgendetwas herausfinden können?“, fragte er schnell. Doch das betrete Schweigen der anderen, war ihm Antwort genug. „So bitte“, kehrte Rei zurück und drückte Mamoru das Handtuch in die Hand, „Schön, dass du doch gekommen bist. Obwohl es bei dem Wetter wohl besser gewesen wäre, du wärst zu Haus geblieben … Also, erzähl.“ Verwundert rubbelte sich Mamoru seine Haare trocken und zog seine Augenbrauen zusammen. Rei schüttelte nur lächelnd ihren Kopf, als sie Mamorus verdutzen Gesichtsausdruck erblickte. „Dir liegt doch etwas auf dem Herzen, wenn du extra herkommst.“ Ertappt kratzte sich Mamoru an seinem Hinterkopf. „Ja. Ehrlich gesagt schon. Ihr müsst mir unbedingt noch mal erzählen, was genau an dem Tag im Museum passiert ist, und zwar ganz genau. Jedes noch so kleinste Detail könnte wichtig sein. Danach muss ich euch etwas erzählen. Aber es wäre mir lieb, wenn ihr anfangen könntet. Fällt euch noch irgendetwas ein, was ihr vielleicht vergessen habt? Sei es auch noch so klein und vielleicht für euch unbedeutend.“ Ami klappte ihr Buch zu und tippte sich gegen ihr Kinn. „Also außer das, was dir Usagi oder wir dir schon erzählt haben, wissen wir leider auch nicht. Da wir ja nicht dabei waren, als sie diese Kette geschenkt bekommen hatte“, entschuldigte sich Ami und sah danach die anderen an, die ihr nickend zu stimmten. Niedergeschlagen senkte Mamoru seinen Kopf. Irgendwie mussten sie doch weiter kommen. Aufmunternd legte Minako ihre Hand auf seine Schulter. „Ich erzähle es dir aber gerne noch ein Mal, wenn dir das hilft.“ Dankend hob Mamoru wieder seinen Kopf und gab Minako zu verstehen, dass sie anfangen konnte. Minako schloss, damit sie sich den Tag besser in Erinnerung rufen konnte, ihre Augen und holte tief Luft. „Wir waren schon eine Weile im Museum und liefen von einem Saal zum Nächsten. Irgendwann bemerkten wir, dass Usagi gar nicht mehr hinter uns her lief. Schnell gingen wir sie suchen und fanden sie dann kauernd auf dem Boden sitzen. Sie kniff ihre Augen zusammen und drückte ihre Hände auf ihre Ohren. Als wir sie dann ansprachen, schrie sie plötzlich auf und rief >Was wollt ihr von mir?< Wir versuchten sie weiter anzusprechen, aber sie reagierte gar nicht auf uns. Ohne etwas zu sagen, nahm sie dann ihre Hände von den Ohren und legte sie um den Anhänger dieser Kette und starrte mit ausdruckslosen Augen darauf“, machte Minako eine kleine Pause, doch als sie weiter sprechen wollte, ergriff Ami das Wort. „Als wir überlegten, ob sie diese Kette schon vorher getragen hatte, schüttelte Makoto an ihrer Schulter und versuchte zu Usagi durchzudringen. Doch ohne etwas zu sagen, schloss sie nur ihre Augen und die goldene Mondsichel leuchtete auf ihrer Stirn auf. Und dann plötzlich, ohne Vorwarnung, kippte sie nach hinten. Makoto konnte sie gerade so noch auffangen, bevor sie mit dem Kopf auf dem Boden aufschlug. Da ein Museumsmitarbeiter auf uns aufmerksam wurde und auf uns zu lief, bedeckte ich Usagis Stirn schnell mit meiner Hand. Als Makoto den Angestellten endlich abwimmeln konnte, nahm ich meine Hand wieder herunter und Usagis Halbmond war nicht mehr golden, sondern silbern … Wir wollten sie lieber schnell aus dem Museum bringen. Makoto und Minako wollten sie gerade hochheben, als Usagi ruckartig ihre Hände neben ihren Körper legte und der silberne Halbmond auf ihrer Stirn wieder verblasste. Kurz danach öffnete sie ihre Augen. Und .. “ „Ihre Augen waren auf einmal ganz Silber“, plapperte Minako dazwischen, wofür ihr Rei auch prompt einen tadelnden Blick zu warf, „Entschuldige“, senkte sie ihren Kopf. Mamoru stellte seine Ellenbogen auf dem kleinen Tisch ab und legte seinen Kopf in seine Hände. „In diesem Moment sind Usagi und die Kette irgendwie verschmolzen“, grübelte er leise und einen kurzen Moment hing jeder in seinen eigenen Gedanken. Mamoru verstand immer noch nicht, warum Usagi es zu ließ. Wobei, wenn er ehrlich zu sich selber war, wusste er es schon warum. Wenn er da an Usagis Tagebucheinträge dachte. Und da fiel ihm ein, dass er ja noch etwas mit den anderen besprechen wollte. „Also, ich wollte euch ja auch noch etwas erzählen“, räusperte er sich und hatte sofort die volle Aufmerksamkeit. Vorsichtig öffnete er seine Tasche und zog das kleine rote Buch heraus. „Aber das ist doch Usagis Tagebuch“, sprang Luna plötzlich auf den Tisch, wodurch Mamoru erschrocken zusammenzuckte. Er hatte ganz vergessen, da die beiden gar nichts sagten, dass die beiden Katzen eingerollt am anderen Ende des Zimmers lagen. „Richtig erkannt … Usagis Mutter hat es mir, in der Hoffnung Usagi zu finden, gegeben“, legte es Mamoru auf den Tisch. Sofort brach wildes Getuschel aus. Minako schnappte sich das kleine Büchlein und wollte es aufblättern, als Ami es ihr wieder aus den Fingern riss. „Ich finde nicht, dass wir darin lesen sollten“, schob sie das Buch zurück zu Mamoru. „Aber Mamoru hat doch bestimmt auch schon darin gelesen“; schmollte Minako und verschränkte ihre Arme. „Das ist doch auch etwas anderes. Ich gebe Ami recht. Das ist ihre Privatsphäre“, mischte sich nun auch Makoto ein. Sofort begann eine Diskussion, ob sie es lesen sollten oder nicht. Rei, die ungewöhnlich still geworden war, drehte sich nun aber zu Mamoru. „Du möchtest mit uns über etwas, was dort drinnen steht, sprechen oder?“ Abrupt wurde es still und alle Augen waren wieder auf Mamoru gerichtet. „Das möchte ich tatsächlich …“ Traurig erzählte Mamoru, wie sich Usagi wirklich die ganze Zeit gefühlt hatte, und musste immer wieder kurze Pausen machen. Doch niemand unterbrach ihn, oder drängelte ihn, dass er schneller sprechen sollte. Es schmerzte ihn sehr, darüber zu berichten und er machte sich selber immer noch große Vorwürfe, dass er es nicht bemerkt hatte.   Nachdem Mamoru gesagt hatte, was er sagen wollte, herrschte Stille im gesamten Raum. Jeder war in seinen eigenen Gedanken und musste verdauen, was Mamoru da gerade erzählte. „Ich denke, es ist besser, wenn ihr davon wisst“, durchbrach Mamoru dann die Stille und stand auf, „Ich muss dann jetzt auch wieder geh... “ Mitten im Satz brach Mamoru ab und sackte wieder auf seinen Platz. Keuchend drückte er seine Hand gegen seine Schläfe. „Alles Okay?“, standen sofort alle um ihn herum. „Geht schon wieder. Ich sollte mich am Besten zu Hause einfach ins Bett legen“, versuchte er wieder aufzustehen. Rei, die in der zwischen Zeit zum Fenster gegangen war, schüttelte ihren Kopf und verschränkte ihre Arme. „Ich glaube nicht, dass das was wird. Der Sturm wütet viel zu sehr. Ich denke, ihr werdet alle heute hier bleiben müssen. Es wäre viel zu gefährlich jetzt noch rauszugehen“, drehte sie sich wieder herum und, wie zur Bestätigung, knarzte das Fenster unter den starken Windböen.         „Brauchst du noch etwas?“, sah Rei Mamoru besorgt an und setzte sich zu ihm aufs Bett. Sie hatte ihm schnell ein Zimmer zurechtgemacht, damit er sich etwas hinlegen konnte. Sie machte sich Sorgen um ihn. Er sah immer noch kreidebleich aus. „Nein danke, ich habe alles“, versuche Mamoru zu lächeln, also stand Rei wieder auf und ging Richtung Tür. „Sag mal …“, stand sie auf der Türschwelle, ohne sich zu ihm umzudrehen, „Hattest du solche Anfälle schon öfter in letzter Zeit?“ Einen kurzen Moment war es totenstill in dem kleinen Zimmer, bis Mamoru tief einatmend antwortete. „Ja …“, sagte er bloß kurz und knapp und sah danach zu Boden. „Mhm … Am Besten du versuchst ein wenig zu schlafen“, verließ sie ohne ein weiteres Wort das Zimmer. Nachdem Rei die Tür hinter sich verschlossen hatte, ließ sich Mamoru nach hinten auf das Bett fallen. Müde schloss er seine Augen und lauschte dem Trommeln der Regentropfen. Draußen tobte der Sturm und der Wind peitschte unentwegt gegen die Fenster. Er sollte wirklich versuchen zu schlafen, doch in seinem Kopf schwirrten einfach zu viele Gedanken herum. Also nahm er sich das kleine rote Büchlein zur Hand und blätterte, bis zu seinem Lesezeichen auf.     … Das war so klar, dass sie wieder nur gemeckert haben. Ich hätte einfach gar nicht ins Crown gesehen sollen. Ich saß noch nicht einmal am Tisch, da wurde auch schon losgezetert. Meine Güte ist doch meine Sache, ob ich so herumlaufe oder meine silbernen Augen und Haare verstecke. Blöd, dass sie auch genau sehen müssen, wenn ich diese neue Kraft benutze. Müssen meine blöden Haare mich auch verraten. Dabei war ja nicht mal absichtlich. Ich war einfach nur so sauer auf Mamo-chan, dass er mir nicht zugehört hat, da ist es einfach passiert. Aber ich glaube, Ami hat wirklich recht, dass es irgendwie mit meinen Gefühlen zusammenhängt. Nur wie stellt sie sich das vor? Ich soll meine Gefühle kontrollieren. Gerade ich … Ich bin ja mal gespannt, wie morgen alle in der Schule gucken werden. Bestimmt genau so, wie Motoki heute. Über seinen Gesichtsausdruck könnte ich mich immer noch kringeln. Zum Glück hat er die Ausrede, die ich auch meiner Familie erzählte, gleich geglaubt … Zu dem Treffen morgen hab ich ja gar keine Lust. Haruka und Michiru halten mir mit Sicherheit auch bloß eine lange Predigt. Luna nervt schon genug herum. Das hat sie nun davon. Jetzt kann sie schön die Nacht bei Shingo verbringen. In mein Zimmer kommt sie heute nicht mehr rein … Kapitel 4: ----------- Kapitel 4   Leise klopfte es an der Tür und müde richtete sich Mamoru in dem kleinen Bett auf. Irgendwann in der Nacht hatte er es doch irgendwie geschafft ein wenig Schlaf zu finden. Doch wie so oft in letzter Zeit, fühlte er sich nach dem Aufwachen nicht ausgeruht und fit sondern matt und niedergeschlagen. „Herein“, räusperte er sich und streckte sich erst mal ausgiebig. Langsam wurde die Tür ein Stück aufgeschoben und Rei streckte ihren Kopf hindurch. „Morgen. Wir frühstücken gerade. Möchtest du auch etwas?“ „Gern“, nickte Mamoru ihr zu und schob seine Beine dabei über die Bettkante, „Bin gleich bei euch.“ Rei schloss wieder die Tür und Mamoru zog sich schnell seine Hose wieder an. Nachdem er das Tagebuch wieder in seiner Tasche verstaut hatte, wagte er kurz einen Blick durchs Fenster. Der Sturm, der noch letzte Nacht schwer gewütet hatte, war zum Glück vorbei. Doch das Ausmaß der Verwüstung war noch nicht auszumachen, wenn er da allein über den Hof vom Tempel blickte. Überall lagen heruntergestürzte Äste herum. Er mochte sich gar nicht ausmalen, wie es nun in der gesamten Stadt aussah. Mit schnellen Schritten verließ er das Gästezimmer und ging in Richtung Küche. Er konnte schon von weiten Minako und Makoto über irgendetwas lauthals sprechen hören. „Warum hab ich denn nicht gemerkt, wie es ihr ging. Ich hätte es merken müssen. Warum hat sie denn auch nichts gesagt?“ „Minako. Wir haben doch alle nichts mitbekommen. Selbst Mamoru nicht. Mach dir keinen Vorwurf. Wir sind alle irgendwie schuld daran.“ Betrübt betrat Mamoru die Küche und seufzte laut, wodurch alle in Richtung der Tür sahen. „Da hast du recht Makoto“, betrat er die Küche. Mit hängenden Schultern setzte er sich zu den jungen Frauen an den Tisch und ließ verwundert seinen Blick durch die Küche wandern. „Wo sind denn Luna und Artemis?“ Minako biss einen riesigen Happen von ihrem Toast ab und wandte sich dann an Mamoru, um ihm zu antworten. „Mie verpuchen den Mann, von dem Usagi die Pette bekommen hat, zumpf finden.“ Genervt boxte Rei Minako in die Seite. „Minako. Also wirklich. Mit vollem Mund spricht man nicht.“ Verlegen schluckte Minako ihren Toast herunter und kratze sich an ihrem Kopf. „Entschuldigung … Also wir wissen nun, von wem Usagi die Kette bekommen hat. Allerdings war der Typ seit Tagen nicht mehr in seiner Wohnung. Luna und Artemis beschatten die Wohnung. Als Katzen schenkt ihnen keine Beachtung, wenn sie da vor dem Haus herumlungern.“ Aufgebracht legte Mamoru seine Hände auf ein Mal auf den Tisch. „Und das sagt ihr mir erst jetzt?“ Niemand sagte mehr etwas und betretene Stille beherrschte die Situation, bis Ami schließlich das Wort ergriff. „Wir wollten es dir sagen, aber nachdem du uns das über Usagi erzählt hast, haben wir es ehrlich gesagt vergessen gehabt. Und dann ging es dir ja auch plötzlich so schlecht“, entschuldigte sich Ami und die anderen nickten ihr zustimmend zu. „Verstehe“, senkte Mamoru wieder seinen Kopf. Ja, es musste ein großer Schock gewesen sein, dass zu erfahren. Niemand hatte geahnt, wie es ihr ging. Still saßen danach alle am Frühstückstisch und hingen in ihren eigenen Gedanken, als sich Mamoru ganz plötzlich gegen seine Brust fasste und sich keuchend zusammenkrümmte. „Mamoru“, schrien alle im Chor und eilten zu ihm. Ami griff unter seinen linken Arm und blickte schnell zu Makoto. „Bringen wir ihn ins Bett.“ Nickend griff Makoto unter den anderen Arm. Doch Mamoru schüttelte nur schwer atmend seinen Kopf. „E-es geht sch-schon“, löste er sich von Ami und Makoto und schnappte nach Luft. „Ich denke, du solltest dich wirklich lieber hinlegen“, versuchte Ami ihn zu überreden, doch er schüttelte nur vehement seinen Kopf und versuchte sich wieder aufzurichten. Besorgt setzte sich jeder wieder an seinen Platz. Rei jedoch ging herüber zum Fenster und sah nachdenklich heraus. „Mamoru …“, begann sie, ohne sich herumzudrehen, „Du weißt genau so wie ich, was das zu bedeuten hat …“ Seufzend senkte Mamoru seinen Kopf und schloss seine Augen. Tief atmete er ein und wieder aus. Sie hatte recht, er konnte nicht mehr davon laufen. Die ganze Zeit hatte er sich immer wieder selber eingeredet, dass er bloß eine Erkältung bekommen würde. Aber Rei hatte recht, er durfte darüber nicht mehr hinwegsehen. „Ja, ich weiß … “, krallte er seine Finger in seine Hose, da ihm wieder schwindelig wurde. Verwirrt sahen sich die anderen an und verstanden nicht, worüber die beiden gerade sprachen. „Könnte uns bitte einer von euch mal aufklären, wovon ihr redet?“, verschränkte Minako die Arme vor ihrer Brust. Rei legte ihre Hände auf dem Fensterbrett ab und senkte ihren Kopf. „Denkt mal über die seltsamen Stürme auf der ganzen Welt nach … Mit der Erde passiert etwas … Ich habe nur noch keine Ahnung, was es ist. Aber an Mamoru sieht man, dass wirklich etwas Schlimmes sein könnte.“ Geschockt rissen alle ihre Augen auf und Minako sprang aufgeregt auf. „Meinst du ein neuer Feind Rei?“ Nachdenklich tippte Ami mit ihren Fingern auf dem Tisch herum und sah dabei zu Mamoru herüber. „Hast du vielleicht eine Ahnung?“, sah Ami Mamoru fragend an. Doch Mamoru schüttelte nur bedrückt seinen Kopf. „Ich finde, du solltest erst mal hier bleiben. Wir werden dich und die Erde beschützen. In deiner Verfassung kannst du nicht kämpfen …“, sah Rei weiterhin aus dem Fenster und atmete schwer ein, „Usagi … Wo bist du nur? Wir brauchen dich hier …“         Nach langem Hin und Her diskutieren, hatte sich Mamoru überreden lassen, für heute im Tempel zu bleiben. Nun saß er hier wieder in dem kleinen Gästezimmer und fragte sich, warum er sich nur darauf eingelassen hatte. Morgen würde er aber wieder zu sich nach Hause fahren, er musste seinen Alltag einfach weiter leben. Außerdem brauchte er niemanden, der auf ihn aufpasste. Das schaffte er noch alleine. Sie wussten ja auch noch gar nicht, was das alles zu bedeuten hatte. Standen sie wirklich bald einem neuen Feind gegenüber? War dieser Schuld, dass Usagi nicht nach Hause kam? Wenn nicht, was passierte dann mit der Erde? Dass irgendetwas mit dem blauen Planeten nicht stimmte, fühlte er traurigerweise ganz deutlich. Niedergeschlagen, da sie einfach nicht weiter kamen, und es immer noch keine Spur von Usagi gab, ließ sich Mamoru nach hinten auf das Bett kippen. Ab und wann drangen die Stimmen von Makoto oder Rei, von draußen zu ihm ins Zimmer. Sie räumten gerade mit Yuichiro den Hof wieder auf. Er hatte angeboten ihnen zu helfen, aber die anderen waren strickt dagegen gewesen. Er solle sich lieber ausruhen. Doch nun lag er hier nur nutzlos herum. Traurig starrte er die Decke an und krallte seine Finger, auf der Höhe seines Herzens, in den Stoff seines Shirts. Langsam lief ihm eine einzelne Träne die Wange herunter. „Usako …“ Schnell wischte er sich die Träne allerdings wieder aus dem Gesicht und richtete sich wieder auf. Mit einem Handgriff war das kleine rote Buch aus seiner Tasche herausgeholt. Er musste herausfinden, wo sie stecken könnte. Er musste einfach einen Anhaltspunkt finden, wo sie sein könnte. Aber was war, wenn er nichts dazu fand? Gedankenverloren drehte er das Tagebuch in seinen Händen herum. War sie wirklich von irgendeinem neuen Feind verschleppt worden, nachdem sie weggelaufen war? Was für einen Grund sollte sie sonst haben, nicht nach Hause zu kommen? Entschlossen schlug er wieder das Büchlein auf. Es brachte nichts hier nur zu spekulieren. Vielleicht fand er in ihrem Tagebuch keine Hinweise, aber vielleicht auch doch. Und genau dies musste er herausfinden. Seufzend strich er mit seinen Fingern über die geschriebenen Wörter. Außerdem hatte er, wenn er ihre Zeilen las, dass Gefühl, dass sie ganz nah bei ihm war. Verwundert blätterte er die Seite mit seinem Lesezeichen auf. Seit dem letzten Eintrag hatte sie wohl ein paar Tage nichts geschrieben. Angespannt rutschte er auf die Mitte des Bettes und begann wieder zu lesen.     … Das war wieder ein nerviger Tag heute. Es gibt doch auch noch was anderes. Aber nein, jeden Tag heißt es: Aufstehen zur Schule, nach der Schule zu Rei in den Tempel. Und dann lernen. Lernen, meine Güte kennen die nichts anderes mehr? Und diese Predigten jedes Mal auf ein Neues. Ich kann es einfach nicht mehr hören. Benutzte sie nicht. Du weißt nicht, was es mir die macht. Lass es. Ich versuche ihnen ja alles recht zu machen. Aber gleichzeitig spüre ich dieses Verlangen tief ihn mir. Als wäre da ein brodelnder Vulkan in mir, der versucht auszubrechen. Würde ich es nicht heimlich herauslassen, würde es glaub ich irgendwann einfach aus mir ausbrechen. Ich kann einfach nicht anders. Es ist fast so, als wäre da eine kleine Stimme in mir drinnen, die mir zuflüstert es zu tun, dass es schon in Ordnung wäre. Mich ermuntert weiter zu machen, es wieder zu tun. Und was ist auch schlimm daran? Es fühlt sich gut an. Ich fühle mich dadurch stark. Und was soll schlimm daran sein sich stark zu fühlen? Was ist schlimm daran, wenn man sich besser fühlt? Wenn sie wüssten, was ich schon alles damit machen kann. Heute habe ich auf dem Weg zum Tempel ein kleines Kätzchen mit einer Verletzung am Bein entdeckt. Mir tat das arme Ding einfach leid. Hätte ich sie einfach ihrem Schicksal überlassen sollen? Das konnte ich einfach nicht. Also habe ich ihr geholfen. Es hatte nur wenige Sekunden gedauert und das kleine Kätzchen ist freudig davon getapst. Aber anstatt, dass ich dieses schöne Erlebnis mit jemandem teilen kann, muss ich es für mich behalten …     Nachdenklich sah Mamoru auf und fuhr sich durch seine Haare. Es schien ja fast so, als hätte diese Kette mit ihr gesprochen und sie manipuliert. Hatte dieses Ding sie irgendwo hingelockt, wo sie hingehen sollte? Das konnte doch nichts Gutes verheißen. Schnell senkte er wieder seinen Blick und blätterte weiter.     … Jetzt muss ich gleich wieder zu den anderen in den Tempel. Ich habe gar keine Lust dazu. Enttäuschen möchte sie allerdings auch nicht. Aber … sie verstehen mich einfach nicht … Nun muss ich sogar am Wochenende mit ihnen üben. Hoffentlich entdecken sie meine neuen silbernen Strähnen nicht. Wobei … ich denke, sie wissen es sowieso. Sie wissen, dass ich es heimlich mache … Ich kann den Drang einfach nicht widerstehen … Ich musste es einfach ausprobieren und diese Kraft. Wahnsinn. Ich kann es langsam einfach nicht mehr unterdrücken. Und was heute passiert ist. Ich brauchte mich nur auf die Steine konzentrieren und sie haben einfach so angefangen in der Luft zu schweben. Wenn ich daran denke, ich hätte sie wegschleppen müssen, dann …   Zitternd rutschte Mamoru plötzlich das Tagebuch aus seinen Fingern und stöhnend kippte er zur Seite aufs Bett. Keuchend krampfte sich sein ganzer Körper zusammen. Es wurde schlimmer. Er musste den anderen Bescheid geben. Irgendetwas passierte. Langsam zog er sich zur Bettkante und schob die Beine herüber. Schwer atmend stellte er seine Füße auf dem Boden ab und drückte sich vom Bett weg, bis er wankend davor stand. Schweißperlen tropften ihm die Stirn herunter und immer noch zitternd ging er einen Schritt nach den anderen Richtung Tür. Doch weit kam er nicht. Ihm wurde schwarz vor Augen und er hatte das Gefühl den Boden unter den Füßen zu verlieren. Im gleichen Atemzug sackte er auch schon auf dem Boden zusammen und blieb regungslos liegen.     Wo war er hier? Vorsichtig versuchte Mamoru vorwärtszugehen. Doch überall lagen Trümmer herum. War das Tokio? Was war hier passiert? Langsam ging er weiter und versuchte herauszufinden, was hier los war. Rasch lief er die lange Straße entlang und wich gekonnt den Gesteinsbrocken aus, als er eine leise Stimme, nicht weit von ihm flüstern hörte. Wer war das? „Hallo? Ist da jemand?“, rief er in alle Richtungen. Doch niemand antwortete. Ein eisiger Windhauch umwehte ihn und augenblicklich wurde ihm eiskalt. Wärmend schlang er seine Arme um seinen Oberkörper und ging weiter. „Mamo-chan …“ Ruckartig drehte er sich um. Das war doch … Sofort lief er in die Richtung, aus der die Stimme zu hören war. Schnell lief er die Straße zurück. Er war noch nicht lange gelaufen, da sah er sie auch schon. „Usako!“ Sie stand vor einem tiefen Abgrund und es sah fast so aus … Das konnte doch nicht ihr ernst sein. Wollte sie etwa herunterspringen? Mamoru beschleunigte seine Schritte und hatte sie fast erreicht, als sie einen großen Schritt nach vorne machte. Panisch sprang er den letzten Meter zum Abgrund und versuchte ihre Hand zu fassen zu bekommen …   „Usako!“, schrie er und saß senkrecht im Bett. Verwirrt wischte sich Mamoru den Schweiß von seiner Stirn und brauchte einen Moment, um wieder zu sich zu kommen. „Es war nur ein Traum“, murmelte er leise. Verwirrt sah er sich um. Wie kam er hier her ins Bett? Das letzte an das er sich erinnerte war, dass er zu den anderen wollte und dann, dann wurde alle schwarz. Das es dunkel in dem kleinen Raum war, konnte nur bedeuten, dass es mittlerweile Nacht geworden war. Wie lange hatte er geschlafen? Schwer ausatmend ließ er sich wieder zurück auf das Kissen fallen. Vermutlich hatte ihn Rei oder ein der anderen gefunden und ihn zurück ins Bett gebracht. Grübelnd verschränkte er seine Arme unter seinem Kopf und schloss für einen kurzen Moment die Augen. War das wirklich bloß ein Traum? Oder war sie in Gefahr? Räuspernd öffnete er wieder seine Augen. Er brauchte dringend einen Schluck Wasser. Langsam richtete er sich auf und sein Blick fiel dabei in Richtung Fenster. Die Vorhänge am Fenster waren nicht zu gezogen und so schien das Licht des Mondes herein. Doch irgendwie sah es anders aus. Verwundert zog Mamoru seine Augenbrauen zusammen und schlug die Bettdecke beiseite. „Wie ist das denn möglich?“, sprach er etwas lauter, als er wollte zu sich selber. Vorsichtig beugte er sich ein Stück über die Bettkante, damit er besser sehen konnte. Was hatte das zu bedeuten? „Du hast es also auch bemerkt?“ Erschrocken fuhr Mamoru zusammen, wodurch er vorwärts vom Bett rutschte. Laut polternd landete er mit dem Gesicht auf dem Boden. Stöhnend rappelte er sich wieder auf und hob seinen Kopf. „Himmel Rei. Erschreck mich doch nicht so. Was sitzt du denn hier leise im Dunkeln?“, zog sich Mamoru an der Matratze wieder hoch und setzte sich zurück auf das Bett. Rei saß nicht weit von ihm entfernt auf dem Schreibtischstuhl. „Entschuldige bitte. Ich wollte dich nicht erschrecken. Wir haben abwechselnd, nachdem wir dich bewusstlos auf den Boden gefunden haben, wache gehalten. Ich muss wohl eingeschlafen sein“, gähnte sie und rieb sich über die Augen. Mit ernster Miene stand sie jetzt jedoch auf, ging herüber zum Fenster und sah heraus. „Also bilde ich es mir nicht ein“, drehte sie sich nun abrupt zu Mamoru, „Es ist wirklich Silber.“ „Was hast das zu bedeuten?“, trat Mamoru nun neben sie. „Ich weiß es nicht, aber wir sollten es schnell herausfinden.“ Kapitel 5: ----------- Kapitel 5   Schlaflos wälzte sich Mamoru hin und her. Er konnte nicht mehr schlafen. Rei hatte er, mit großem Protest ihrerseits, rausgeschickt, damit sie selbst noch etwas schlafen konnte. Sie hatten am nächsten Tag viel zu besprechen. Grübelnd stand er auf und ging wieder herüber zum Fenster. Einige Wolken hatten sich zwar über den Mond geschoben, und dennoch konnte man es noch erkennen. Das Mondlicht schimmerte Silber. Was hatte das nur zu bedeuten? Verwundert zog er seine Augenbrauen zusammen, als er einen kleinen Schatten über den Hof huschen sah. Luna war zurück. Vorsichtig schob er das Fenster auf und steckte seinen Kopf heraus. „Psst.“ Luna blickte zu ihm und schnell winkte Mamoru sie zu sich, worauf sie durch das Fenster in das kleine Zimmer sprang und nun neben ihm stand. „Habt ihr etwas herausgefunden?“ „Der Mann von dem Usagi die Kette bekommen hat, ist zurück. Er war wohl verreist. Da er mit einem großen Koffer wieder kam.“ Kurz huschte Mamorus Blick zum Fenster. „Luna, weißt du, warum das Mondlicht Silber ist?“ Mit einem Satz sprang Luna zurück auf das Fensterbrett und sah hinauf zum Mond. „Wir wissen es leider auch nicht. Artemis ist gerade auf den Weg zu Minako. Er versucht etwas herauszubekommen. Aber ich glaube nicht, dass es etwas Gutes zu bedeuten hat.“ Mamoru schüttelte seinen Kopf und setzte sich zurück auf das Bett. „Das denke ich auch nicht … Bring mich morgen zu dem Mann. Wir müssen herausfinden, was diese Kette für eine Bedeutung hat.“ Kurz zögerte Luna, stimmte dann aber doch zu. „Aber nur wenn die anderen auch mitkommen. Rei hat mir erzählt …“ Doch weiter kam Luna nicht, da sie von Mamoru unterbrochen wurde. „Mir geht es gut. Und umso schneller wir herausfinden, was das alles zu bedeuten hat, wird sich auch mein Zustand wieder verbessern.“     Angespannt stand Mamoru mit Ami und Rei vor der Eingangstür eines Mehrfamilien Hauses. Mamoru drückte auf den Klingelknopf und kurze Zeit später meldete sich eine männliche Stimme aus der Sprechanlage. „Ja?“ „Guten Tag. Wir müssten dringend mit Ihnen sprechen. Könnten wir vielleicht kurz hereinkommen?“, sprach Ami in die Gegensprechanlage. „Worum geht es und wer sind sie überhaupt?“ Nun war es Mamoru, der das Wort ergriff. „Sie haben vor ein paar Wochen einer jungen Frau eine Kette geschenkt. Nun ja die Frau ist verschwunden.“ Kurze Zeit herrscht Stille und die Drei sahen sich fragend an, bis sie hörten, dass die Tür summte. Schnell drückte Rei gegen die Tür und sie betraten das Haus. Langsam liefen sie die Stufen des Treppenhauses herauf, da Mamoru immer wieder Pausen machen musste. Schwer atmend zog er sich am Geländer hoch. „Du hättest wirklich lieber zu Hause bleiben sollen“, seufzte Ami und half ihm mit Rei zusammen die Treppe herauf. „Ich kann nicht unnütz herumsitzen und …“, hörte Mamoru mitten im Satz auf, da ein junger Mann auf der Türschwelle zu seiner Wohnung stand und die Drei verwundert musterte. „Herr Nakamura?“, trat Ami fragend näher heran, worauf dieser kurz nickte. „Könnten Sie mir bitte erklären, was das Ganze hier zu bedeuten hat? Und was Sie von mir wollen?“ „Das ist Rei Hino, Mamoru Chiba und ich bin Ami Mizuno. Dürften wir kurz hereinkommen?” Nur widerwillig wurden die Drei von dem Mann hereingelassen und nahmen bei ihm im Wohnzimmer platz. Mit verschränkten Armen saß Herr Nakamura auf einen kleinen Sessel gegenüber von Mamoru und den anderen und zog seine Augenbrauen in die Höhe. Da Mamoru immer noch außer Atem war, fing Rei an zusprechen. „Vor ein paar Wochen haben sie einer jungen Frau eine Kette geschenkt. Diese Frau ist nun verschwunden.“ „Verstehen Sie mich nicht falsch. Es tut mir leid, dass die Frau verschwunden ist, aber was habe ich nun damit zu tun?“, drehte Herr Nakamura seinen Kopf schief. Ami nickte Mamoru und Rei zu und gab ihnen damit zu verstehen, dass sie nun weitersprechen würde. „Wir würden Sie gerne fragen, was das für eine Kette war und warum Sie die Kette Usagi geschenkt haben.“ Herr Nakamura wunderte sich, warum sie das wissen wollten, aber wenn es ihnen weiter half. Er konnte sich noch gut an die blonde junge Frau und die Begegnung mit ihr erinnern. „Nun ja. Ich bin an dem Tag ins Museum gefahren, um einige Dinge meines verstorbenen Großvaters dem Museum zu spenden. Mein Großvater besaß viele alte und antike Gegenstände, die er in seinem Leben erworben hatte. Ich war gerade im Gespräch mit einer Angestellten, als, Usagi sagten Sie?“, Ami nickte kurz und so sprach er weiter, „Als Usagi auf uns aufmerksam wurde. Genau genommen auf die Kette. Wir kamen ins Gespräch, weil sie die Kette so schön fand.“ „Und dann schenken Sie sie ihr einfach?“, zog Mamoru seine Augenbrauen zusammen. Langsam hatte sich seine Atmung wieder normalisiert und er konnte sich wieder konzentrierter an der Unterhaltung beteiligen. „Nein, so war das nicht.“ „Und wie dann?“, wurde Mamoru nun etwas genervt, er wollte endlich Antworten. „Sie fragte mich, was das für ein Stein wäre, der in den Anhänger gefasst war, da sie so einen noch nie gesehen hatte. Ich erzählte ihr, dass es ein Mondstein sei und mein Großvater glaubte, dass dieser, samt Kette, direkt von Mond stammen würde. Und der Göttin Selene persönlich gehörte … Er hatte die Kette bei einer Ausgrabung erwerben können.“ Sofort wurden die Drei hellhörig. „Warum glaubte er das?“, fragte nun Rei und sah Mamoru und Ami ernst an. „Wissen Sie, mein Großvater war sehr fasziniert von der griechischen Mythologie. Ich hielt es damals schon für abergläubischen Blödsinn … Aber mein Großvater war der festen Überzeugung gewesen, dass es stimmte. Ich kann halt diesen übernatürlichen Dingen nicht viel abverlangen.“ Rei bemerkte, dass Mamoru sich wieder an seine Brust fasste, es musste ihm wieder schlechter gehen. Sie mussten die Sache beschleunigen, damit er wieder ins Bett konnte. „Und wie kamen Sie nun dazu, für Ihren Großvater, so ein wertvolles Stück einer Wildfremden zu schenken?“ Herr Nakamura seufzte kurz und holte dann tief Luft. „Halten Sie mich nun bitte nicht für verrückt … Usagi strahlte so etwas Warmes und Freundliches aus. Ohne, dass ich darum gebeten hatte, spendete sie mir Trost, da ich meinen Großvater verloren hatte … Aus mir unerklärbaren Grund erinnerte sie mich an die Göttin Selene“, lachte er kurz und schüttelte kurz seinen Kopf, „Mein Großvater erzählte mir ständig alte Mythen und Sagen, auch über die Göttin Selene und zeigte mir Zeichnungen in alten Büchern. Ich glaube normalerweise nicht an so etwas, aber aus irgendeinem Grund blitzten mir die Zeichnungen von Selene vor meinen inneren Augen auf, als ich sie sah … Großvater sagte mir, bevor er von uns ging. Gebe die Kette einer ganz besonderen Person. Ich wusste lange nicht, was er damit meinte. Bis ich Usagi getroffen habe. Ich schenkte ihr die Kette und bin gegangen.“ Besorgt blickten Rei und Ami wieder zu Mamoru. Er begann schon wieder zu schwitzen und beugte sich mit verkrampften Fingern nach vorne. „Geht es Ihnen nicht gut? Soll ich einen Arzt rufen?” Sofort schüttelten die Drei ihren Kopf und die beiden Frauen zogen Mamoru vom Sofa hoch. „Haben Sie vielen Dank. Sie haben uns sehr geholfen. Wie Sie sehen, geht es ihm nicht gut. Wir werden nun gehen.“ Schnell verabschiedeten sie sich und verschwanden aus der Tür. Kurz sah Herr Nakamura seinem seltsamen Besuch hinter her und schloss dann die Tür.     Erschöpft lag Mamoru wieder bei Rei in dem Gästezimmer. Es wurde immer schlimmer. Sie mussten schleunigst die Ursache herausfinden und was genau mit der Erde passierte. Rei und Ami hatten ihn direkt zurück zum Tempel gebracht und die anderen zusammen getrommelt. Sie mussten über das Gespräch sprechen. Die Worte von dem Mann gingen ihm nicht aus dem Kopf. Das er irgendetwas Böses an sich hatte, fand er nicht. Er glaubte ihm, dass es genau so gewesen war. Auch Ami und Rei waren der Meinung. Aber was hatte das Ganze zu bedeuten? Stimmte es, was sein Großvater sagte? Aber wie passte das alles zusammen und wo steckte Usagi dann? Seufzend nahm er sich erneut ihr Tagebuch. Es musste doch irgendetwas zu finden sein, wo sie stecken könnte, was es mit dieser Kette auf sich hatte. Hatte diese Kette doch gar keinen bösen Ursprung? Schnell blätterte er das Büchlein auf.     Jetzt muss ich gleich los. Mal wieder in den Tempel. Das wird doch wieder ein langweiliger Nachmittag voller lernen und Übungen. Außerdem wollten sie mit mir etwas besprechen. Was wollen sie denn nun schon wieder? Was das nur wieder sein soll. Kann ja eigentlich nur etwas mit der Kette sein. Mamoru war gestern auch so seltsam am Telefon. Wir haben zwar lange telefoniert, aber er war irgendwie komisch. Hoffentlich ist er am Wochenende nicht so seltsam, wenn wir uns endlich mal wieder sehen. Weiß er vielleicht, was sie wollen? Wobei, ich glaube, sie wissen es selber nicht genau, was sie überhaupt wollen. Das eine Mal sagen sie, benutze es nicht, und dann sagen sie wieder, dass es jetzt umso wichtiger wäre, meine Fähigkeiten, als Königin zu schulen. Damit ich mit dieser neuen Kraft besser umgehen kann. Bis sie wissen, wie ich sie wieder loswerde. Wer soll da denn noch durchsteigen, was sie wollen? Aber ich werde mich nicht länger von ihnen herumschubsen lassen. Ich spiele doch schon die brave Prinzessin, die alles lernt und sich vorbereitet, damit sich perfekt wird. Aber ich will das alles so nicht mehr. Wenn ich sie benutzen will, dann benutze ich sie. Und das werde ich ihnen jetzt auch sagen …   Mamoru blätterte die Seite weiter und klappte seufzend das Tagebuch zu. Das war ihr letzter Eintrag. Er wusste genau, von wann dieser war. Es war der Tag, an dem sie weggelaufen war. Er erinnerte sich noch gut daran. Das Gesicht von ihr, als sie ihn bei den anderen sitzen sehen hatte, hatte sich eingebrannt. Sie war so wütend und enttäuscht von ihm, das sah er genau. Aber er meinte es doch nur gut. Die anderen hatten ihn angerufen und gefragt, ob er nicht zusammen mit ihnen mit ihr noch mal sprechen könnte und seine Hilfe anbieten könnte. Also hatte er sie in seine Arme genommen, als sie zum Tempel kam, und wollte ganz ruhig mit ihr reden und seine Hilfe anbieten. Doch sie hatte sich sofort von ihm entfernt und wurde sauer. Ami versuchte es auch noch und erklärte ihr, dass sie es wussten, dass sie diese Kraft benutzen würde und sie alle doch nur helfen wollten, ihr zu helfen, es zu unterdrücken. Doch das machte sie nur noch wütender, als sie das erfuhr. Böse hatte sie ihn gefragt, warum er da mitmachen würde. Er meinte es doch wirklich nicht böse, auch die anderen nicht. Sie machten sich doch einfach nur Sorgen um sie. Jetzt im Nachhinein war ihm klar, warum sie so reagierte. Er versuchte sie noch zu beruhigen. Wie ein Film liefen die letzten Minuten, bevor sie verschwand, vor ihm ab. Sie ließ sich nicht von ihm beruhigen. Aufgebracht warf sie ihm und den anderen vor, dass sie sich nicht um sie sorgen würden, sondern, dass es ihnen einfach nicht passen würde, dass sie wohl nicht so funktionierte, wie sie wollten. Es verpasste ihm immer noch einen Stich, dass sie das von ihnen dachte. Er wollte sie in seine Arme nehmen und sie wieder wachrütteln, doch sie schubste ihn einfach von sich weg und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Und dann ging alles ganz schnell. Sie schrie, dass sie das nicht mehr wollen würde, und lief zu den Treppen. Sofort waren sie natürlich hinter ihr her. Bevor sie sie jedoch erreichten, hob sie ihre Hand und ließ eine Art Energiewelle gegen sie los, wodurch sie alle zu Boden gingen. Einige Minuten konnte sie sich nicht mehr rühren. Als sie sich wieder bewegen konnten, liefen sie natürlich gleich los und suchten die Stadt nach ihr ab. Bis heute vergebens. Schwer atmete er ein und wieder aus. Hätte er doch nur vorher was geahnt, wie es ihr die Wochen zuvor ging. Er hätte ganz anders reagieren können und ihr besser helfen können. Aber er war ja zu beschäftigt. Leise klopfte es an der Tür und vorsichtig richtete er sich auf. „Ja?“ Rei streckte ihren Kopf durch die Tür und lächelte ihn an. „Wie geht es dir?“ „Es ging schon mal besser … Sind die anderen da?“ „Möchtest du dabei sein?“, ging Rei nickend einen Schritt ins Zimmer. Langsam stand Mamoru von dem Bett auf und ging einen Schritt nach den anderen auf sie zu. „Ich komme.“ Sofort eilte Rei neben ihn und stützte ihn. Zusammen liefen sie in Reis Zimmer zu den anderen.   „Was ist, wenn es doch wahr ist?“, grübelte Minako. Schnell hatten Ami und Rei die anderen auf den neusten Stand gebracht und nun überlegten alle seit Stunden fieberhaft, was es zu bedeuten hatte. Mittlerweile war es schon spät am Abend und draußen dunkel geworden. „Ich werde versuchen herauszufinden, ob es so eine Kette auf dem Mond gegeben hat“, hüpfte Luna von dem Tisch herunter. Mamoru lag mehr auf den Boden neben den Tisch, als dass er saß, und starrte die Decke an. Die anderen hatten ihn immer wieder vergewissert, dass er ruhig ins Bett gehen könnte. Aber er konnte jetzt nicht einfach schlafen, wenn noch so vieles unklar war. „Warum das Mondlicht Silber ist, wissen wir aber auch immer noch nicht“, seufzte Minako und legte ihren Kopf auf den Tisch. Mamoru drehte seinen Kopf zum Fenster und konnte dadurch genau auf den Mond blicken, der hoch am Firmament leuchtete. Abrupt riss er dabei auf ein mal seine Augen auf und ging langsam zum Fenster herüber. „Aber natürlich … Warum bin ich da nicht gleich drauf gekommen.“ Verwundert sahen sich die anderen an. Makoto stand vom Tisch auf, stellte sich neben ihn und folgte seinen Blick herauf. „Was meinst du?“ Kurz schloss Mamoru seine Augen. Wie blind waren sie überhaupt, dass da niemand von ihnen dran gedacht hatte. Es war doch so offensichtlich. Mit einem Schlag öffnete er wieder seine Augen und sah in die irritierten Gesichter der anderen. „Sie ist auf dem Mond.“ Kapitel 6: ----------- Kapitel 6   „Sie ist auf dem Mond.“ Eine kurze Zeit herrschte Stille im Raum, bis schließlich alle wild durcheinander anfingen zu sprechen. „Aber natürlich … Wie konnten wir daran nicht denken. Darum ist er also Silber. Aber was hat das zu bedeuten?“, lief Minako aufgeregt in dem kleinen Zimmer auf und ab, „Worauf warten wir noch? Auf zum Mond!“ Mamoru ging zurück zum Tisch. Er musste sich dringend wieder setzen. Er merkte, wie er immer schwächer wurde. Und genau das ärgerte ihn. Er wollte hier nicht nutzlos herumsitzen, und nur damit beschäftigt sein, sich zu konzentrieren, nicht um zu kippen. „Wir sollten nächste Nacht zum Mond reisen“, sprang Luna auf die Mitte des kleinen Tisches, „Lasst uns Usagi zurückholen.“ Besorgt sah Rei herüber zu Mamoru. „Du solltest lieber hier bleiben. Ich denke nicht, dass du den Weg schaffen würdest.“ Zähneknirschend nickte Mamoru. Er hatte keine Wahl. Er würde es vermutlich wirklich nicht schaffen in seinem Zustand. Dabei wollte er nichts lieber, als Usagi wieder in seine Arme schließen und ihr sagen, wie leid ihm das alles tat. Wollte er ihr sagen, was für ein Idiot er gewesen ist. Aber er konnte nicht. Er konnte jetzt nur darauf hoffen, dass die anderes es schaffen würden, sie zurückzubringen. „Gut, dann morgen Nacht also“, hüpfte Artemis neben Luna und sofort begannen sie die Vorbereitungen. Kurz flüsterte Luna Artemis, unbemerkt vor den anderen, etwas ins Ohr. Kurz nickte Artemis und so widmeten sie sich wieder dem Gespräch.       Angespannt lag Mamoru in der nächsten Nacht auf dem Bett und starrte die Decke an. Nun lag er schon wieder hier in dem kleinen Gästezimmer. Eigentlich wollte er schon längst wieder zurück nach Hause. Aber kam er überhaupt wieder nach Hause? Wenn sie nicht schnell herausfanden, was mit der Erde passierte und es aufhielten, sah es wohl schlecht um ihn aus. Hatte Usagi womöglich etwas damit zu tun? Oder standen sie wirklich neuen Feinden gegenüber? Aber, wenn dem so wäre, warum hatte sich dann bisher niemand gezeigt? Oder agierten sie so im Hintergrund, dass sie keine Chance hatten, sie zu bemerken? Üblicherweise gingen ihre Gegner immer sehr offensiv an die Sache. Stöhnend seufzte er laut aus. Es war doch einfach zum verrückt werden die ganze Sache. Leise klopfte es an der Tür und Mamoru richtete sich langsam auf. „Ja?“ Leise wurde die Tür einen Spalt aufgezogen. „Ich wollte kurz bescheid geben, dass wir uns nun auf den Weg machen“, lugte Rei durch die Tür. „Okay“, ließ Mamoru seinen Kopf hängen. „Wir werden sie zurückholen … Mach dir keine Sorgen“, flüsterte Rei und hörte sich selbst nicht so überzeugt davon an, wie sie es wohl gerne wäre. Ohne ein weiteres Wort schloss sie wieder die Tür und Mamoru blieb allein zurück. Tief ein atmend ließ er sich zurück auf das Bett fallen. Nun hieße es warten. Was anderes blieb ihm nicht übrig. Er konnte nichts tun, außer warten. Er war dazu verdammt, hier auszuharren und das Schicksal in die Hände der anderen zu legen. Zu gerne wäre er mit ihnen gegangen, aber er konnte nicht. Zur Bestätigung krampfte sich auch prompt schmerzhaft seine Brust zusammen. Wie lange er dies wohl noch durchhielt? Er wusste es nicht. Erschöpft schloss er seine Augen und ohne es zu wollen, schlief er kurze Zeit später ein.     Erstaunt gingen die vier Senshi und die bei beiden Katzen in Richtung Mondpalast. Sie hatten den Mond noch nicht mal erreicht gehabt, da strahlte ihnen schon das silbern schimmernde Licht, welches er ausstrahlte, entgegen. „Wow“, bekam Venus große Augen, „Das ja der Wahnsinn.“ Auch die anderen konnten ihre überraschten Gesichter nicht verbergen. Usagi hatte hier einen prachtvollen Palast geschaffen. Alles funkelte, wie kleine Diamanten. Und doch wirkte es irgendwie, … es wirkte irgendwie kalt. Es versprühte keine Wärme oder Geborgenheit, wie man es von früher kannte. „Schaut mal“, deutete Jupiter um den Palast herum. Tiefe Risse zierten den trockenen Boden. „Was hat das zu bedeuten?“, sah Venus die anderen fragend an. Doch die konnten nur mit ihren Köpfen schütteln. Sie steuerten weiter den Palast an, als plötzlich ein kurzes Beben den Mond erschütterte. Die Senshi, sowie Luna und Artemis, gingen zu Boden, und beobachteten, wie laut krachend neben ihnen ein weiter Spalt im Boden aufriss. Kurz vor den Palast Mauern stoppte es zum Glück. Schnell rappelten sich alle wieder auf. „Was war das denn?“ „Nichts Gutes denke ich Mars. Wir sollten schleunigst Usagi finden.“ Nickend stimmten alle Luna zu und gingen schnell weiter. Sie liefen einen langen glänzenden Boden entlang, der sie zum riesigen Palasteingang brachte. Der Weg wirkte fast so, als wäre er aus Glas. Plötzlich blieb Mars allerdings stehen und schloss ihre Augen. „Spürt ihr das auch?“ „Ich spüre es auch“, nickte Merkur und auch die anderen stimmten zu. Es blieben keine Zweifel übrig. Usagi war hier, das spürten sie. Aber ihre Aura hatte sich verändert. Schnell gingen sie weiter und hatten das große Tor erreicht. „Da suchen wir die ganze Erde nach ihr ab und sie versteckt sich hier auf dem Mond“, schnaubte Mars und schob vorsichtig mit Jupiter die große Tür auf, die sie ins Innere führte. Sie betraten den Palast und standen nun in einer großen Eingangshalle. Alles wirkte auf sie so vertraut und gleichzeitig ganz fremd. Es war der frühere Palast und andrerseits war er ganz anders. „Lasst und schnell Usagi finden und von hier verschwinden. Mir ist die Sache hier nicht geheuer“, ging Jupiter einige Schritte vor. Luna und Artemis nickten sich zu. Artemis trennte sich daraufhin von der kleinen Gruppe und lief einen langen Gang entlang. „Wo läuft denn Artemis hin?“, wandte sich Ami an Luna und sah dem kleinen weißen Kater hinterher, wie er aus ihrem Blickfeld verschwand. „Er muss kurz etwas erledigen. Los suchen wir Usagi.“ Mit schnellen Schritten liefen sie durch den riesigen Palast, doch keine Spur von ihrer Freundin. „Usagi?“, riefen alle durcheinander und suchten ein Zimmer nach dem anderen ab. „Warum muss dieses verdammte Ding auch so viele Zimmer haben“, schnaufte Venus und verließ mit den anderen einen großen Saal. Rasch liefen sie zu einer langen Treppe, die in die oberen Stockwerke führte, und blieben schlagartig am Treppenansatz stehen. Am anderen Ende stand eine junge Frau und sah zu ihnen herunter. Mit ihren silbernen Augen funkelte sie die Neuankömmlinge böse an. „Wer seid ihr?“ Mit offen stehenden Mündern starrten die Senshi und Luna die junge Frau an. Sollte das Usagi sein? Von ihrer früheren Freundin war kaum etwas wiederzuerkennen. Aber sie musste es sein. „U-u-usagi?“, stotterte Jupiter und zeigte auf sie. Statt ihren wiedererkennbaren blonden Zöpfen fielen ihr nun lange silberne Haare offen über den Rücken. Hell leuchtete ihr Halbmond auf ihrer Stirn. Doch wie vor ein paar Wochen im Museum war er nicht mehr golden, sondern Silber. „Dein Kleid … wow“, staunte Minako und betrachtete sie von oben bis unten. Usagi trug ein silbernes bodenlanges Kleid und es funkelte und glitzerte überall. „Wer seid ihr?“, erhob Usagi erneut ihre Stimme und ließ sie dabei nicht aus den Augen. Verwundert sahen alle zu ihr herauf. „Erkennst du uns denn nicht? Wir sind es doch“, hüpfte Luna eine Stufe herauf. „Ich kenne euch nicht. Was wollt ihr hier?“ Mars ging an den anderen vorbei und stieg bis zur Mitte der Treppe hinauf. „Usagi. Wir sind es doch … Deine Freundinnen. Ami, Makoto, Minako, Luna“, drehte sie sich zu den anderen und zeigte nacheinander auf sie, „ und ich … Ich bin es doch, Rei. Wir möchten dich nach Hause holen.“ Usagi legte ihren Kopf schief und musterte die jungen Frauen und die Katze genau. „Usagi es tut uns leid, was passiert ist. Wir wissen mittlerweile, wie du dich gefühlt hast. Wir wollten doch nur, … ich meine, … bitte verzeih uns ... Komm mit uns nach Hause. Du fehlst uns“, bekam Venus tränen in den Augen und sah ihre Freundin bittend an. Kopfschüttelnd rieb sich Usagi mit ihrer Hand über ihre Schläfe. „Nein, ich … Ich kenne euch nicht. Das hier ist mein Zuhause. Verschwindet von hier. Ihr seid doch nur gekommen, um sie zu holen“, schnell legte sie ihre Hände über die Kette. Usagi drehte sich herum und wollte davon laufen, als sie eine Hand an ihrem Oberarm spürte. Mars war sofort zu ihr geeilt und hinderte sie daran schon wieder wegzulaufen. „Dein Zuhause ist nicht hier. Erinnere dich … Usagi … Mamoru braucht dich. Ihm … Ihm geht es gar nicht gut. Ich weiß nicht, wie lange …“, brach Mars mitten im Satz ab. „Mamo-chan …“, flüsterte sie leise, doch sofort danach kniff sie ihre Augen zusammen und schüttelte Mars ab. „Verschwindet endlich!“, schrie sie und hob beide Hände in die Luft, „Haut endlich ab!“ Ihre Hände begannen zu leuchten, und bevor die Kriegerinnen oder Luna auf irgendeine Weise reagieren konnten, schwebten sie auf ein Mal in der Luft und eine Art Energiewirbel umhüllte sie. Keine Sekunde später landeten sie plötzlich vor dem Palast auf dem Boden. „Hat sie uns gerade rausgeschmissen?“, rappelte sich Jupiter wieder auf. Auch die anderen standen langsam wieder auf. „Wieso erinnert sie sich nicht an uns?“, klopfte Venus den Staub von ihrem Rock. Traurig sahen alle zur großen Tür des Palastes. „Ich denke, die Kette ist daran schuld. Und ich habe auch schon einen Verdacht. Daher habe ich Artemis losgeschickt, etwas zu suchen“, schüttelte Luna ihr Fell. Und wie aufs Stichwort sahen sie, wie er auf sie zu gelaufen kam. Er hatte offenbar einen der Seitenausgänge benutzt. „Trägt er da ein Buch in seiner Schnauze?“, hob Merkur fragend ihre Augenbrauen. Nachdenklich wanderte Mars Blick zu dem großen Tor. „Ich denke nicht, dass wir noch mal hereinkommen … Luna, was hast du für einen Verdacht?“ Doch Luna antworte ihr nicht und wartete, dass Artemis sie erreicht hatte. „Wie ich sehe, hast du es gefunden. Lasst uns zurück zur Erde reisen. Ich erkläre euch alles, wenn wir zurück sind. Ich glaube, hier kommen wir heute nicht weiter.“       Die ersten Sonnenstrahlen bahnten sich langsam durch die Wolken und müde hatte die kleine Gruppe den Tempel betreten. Ohne ein Wort zu sprechen, schlichen sie, damit sie Reis Großvater nicht weckten, zu dem kleinen Gästezimmer, dass Mamoru gerade bewohnte. Luna hatte ihnen immer noch nicht gesagt, was sie für eine Befürchtung hatte und so hing jeder in seinen eigenen Gedanken. Luna und Artemis hatten sich kurz zurückgezogen. Sie wollten gleich hinterherkommen und ihnen alles erklären. Leise betraten sie das Gästezimmer. Mamoru schlief noch, daher ging Ami langsam zu ihm herüber und rüttelte ihn vorsichtig an seinem Arm. Blinzelnd öffnete er seine Augen. „Ami?“ räusperte er sich und schlagartig war er wach. Wenn Ami wieder da war, mussten sie zurück sein. Ruckartig richtete er sich auf, doch sofort kippte er zurück. Alles drehte sich. „Usa …“, wanderte sein Blick durch das Zimmer und entdeckte dabei die anderen. Aber wo war Usagi? War sie nicht mit zurückgekehrt? „Wo?“, richtete er sich wieder auf und lehnte sich an die Wand. Beklommen sahen plötzlich alle auf den Boden und ein unangenehmes Schweigen herrschte in Raum. „Wo ist Usagi?“ Tief einatmend setzte sich Rei zu Mamoru ans Bett und schloss kurz ihre Augen. Seufzend begann sie zu erzählen, was auf dem Mond passiert war. Zitternd krallte Mamoru seine Finger in die Bettdecke. Das einzige Wort, das ihn durch den Kopf schoss war, warum. Warum erinnerte sie sich nicht? Warum passierte das alles? Warum konnte er sie nicht in seinen Armen halten? Er musste es herausfinden, und zwar sofort. Entschlossen warf er die Decke zur Seite und versuchte vom Bett zu rutschen. Er musste zu ihr. „Hey. Schön liegen bleiben. Ich weiß, was du vorhast und das ist eine ganz blöde Idee“, hielt Rei ihn an seinen Schultern fest. „Lass mich. Ich muss zu ihr.“ Blöderweise hatte er in seinem Zustand keine Chance gegen Rei und rutschte zur Wand zurück. Er wusste selbst, dass es eine blöde Idee war. Vermutlich würde er es nicht mal bis zum Mond schaffen, aber er konnte doch nicht einfach hier herumsitzen und nichts tun. „Wir verstehen dich. Wirklich. Aber du kannst kaum geradestehen“, sah Rei ihn eindringlich an. Ami ging in der Zwischenzeit zum Fenster und betrachtete nachdenklich den Sonnenaufgang. „Das muss doch irgendeinen Zusammenhang haben … Usagi bekam silberne Augen und ihre Haare wurden auch immer silberner. Und nun schimmert auch der Mond Silber … Irgendetwas passiert mit der Erde … “, murmelte Ami leise und ging in ihren Gedanken alle Fakten hindurch, die sie kannten. Keiner störte sie dabei, bis Mamoru sie plötzlich fixierte. „Denkst du etwa …?“, zog er seine Augenbrauen zusammen. Ohne sich zu Mamoru herumzudrehen, sah sie weiterhin aus dem Fenster. „Ja, genau das denke ich.“   Kapitel 7: ----------- Kapitel 7   Verwirrt wanderten die Blicke der anderen zwischen Ami und Mamoru hin und her. „Könntet ihr uns eventuell aufklären, worüber ihr sprecht? Ami, was denkst du?“, stellte sich Makoto neben sie und versuchte zu verstehen, was ihre Freundin meinte. Ami drehte sich wieder herum und lehnte sich gegen das Fensterbrett. Gedankenversunken tippte sie sich mit dem Zeigefinger gegen ihr Kinn. „Also, ich weiß nicht, ob es so ist, aber wenn …“ „Nun spann uns doch nicht so auf die Folter“, taperte Minako nun im Raum umher. Ami wollte gerade weitersprechen, als Luna und Artemis plötzlich den Raum betraten. Sofort sahen alle zu den beiden Katzen und bemerkten Lunas besorgten Ausdruck. Seufzend setzte sie sich mit Artemis in die Mitte des Raumes. Artemis hatte immer noch ein kleines Buch in seiner Schnauze und legte es nun vor Luna ab. „Wir haben, so wie es aussieht, keine guten Neuigkeiten“, ließ sie ihren Kopf hängen. „Was ist das für ein Buch?“, hockte sich Rei zu den Katzen und nahm das braune Büchlein in ihre Hand. „Es sind Annalen, also Aufzeichnungen des Silver Millenniums ... Hier drinnen dokumentierte man wichtige Ereignisse, die passierten.“ Erstaunt sahen alle auf das kleine braune Buch in Reis Händen. Doch bevor jemand etwas sagen konnte, sprach Luna auch schon weiter. „Ich habe Artemis gebeten es zu suchen. Und zum Glück fand er es auch in den alten Bibliotheksräumen … Doch hat sich meine Befürchtung dadurch leider bestätigt.“ „Und die wäre?“, blickte Rei ernst auf das Buch und dann wieder zu Luna. Tief atmete die kleine schwarze Katze ein. Aufmunternd nickte ihr Artemis zu und so begann sie zu erzählen. „Damals auf dem Mond … Lange, bevor Königin Serenity überhaupt Königin wurde, lernte sie einen jungen Mann kennen. Usagis, beziehungsweise Prinzessin Serenitys Vater. Die beiden verbrachten viel Zeit miteinander und schnell verliebten sich die beiden ineinander. Doch, was die junge Serenity nicht wusste, war, dass der junge Mann an ihrer Seite eigentlich schon einer anderen Frau versprochen wurde. Als sie dies herausfand, trennte sie sich von ihm. Doch der junge Mann kämpfte um die junge Liebe und flehte seine Eltern an, diese arrangierte Hochzeit nicht stattfinden zu lassen. Und er hatte Erfolg. Sie wollten ihren Erstgeborenen sein Glück nicht verwehren und gaben ihm ihren Segen, die Frau zu heiraten, die er liebte. Serenity verzieh ihm und gab ihm noch eine Chance“, kurz machte Luna eine Pause, sah in die angespannten Gesichter der anderen und sprach dann weiter, „Eines Tages suchte eine Frau die beiden auf. Der junge Mann erkannte sie sofort, es war die Frau, die ihm einst versprochen wurde. Bitterlich weinte sie und bettelte den jungen Mann an, die Hochzeit stattfinden zu lassen. Sie würde ihn doch lieben. Doch der junge Mann wies sie ab und erklärte ihr, dass diese arrangierte Hochzeit nichts mit liebe zu tun hätte und er seine Liebe gefunden hätte. Wütend beschimpfte sie die junge Serenity, sie hätte ihm den Mann gestohlen und verschwand mit den Worten, dass sie es noch bereuen würden. Lange wurde sie danach nicht mehr gesehen.“ Stille herrschte im gesamten Raum, bis Minako ihre Stirn runzelte und seufzte. „Die Frau tut mir ja schon leid. Sie hatte ihn anscheinend wirklich geliebt, aber … ich verstehe nicht ganz, wie die Sache nun mit Usagi zusammenhängt?“ Nickend stimmten ihr die anderen zu und auch Mamoru richtete sich etwas mehr auf und wartete, was Luna nun antworten würde. „Dazu komme ich jetzt … Nachdem die Verlobung der beiden bekannt gemacht wurde, tauchte die Frau plötzlich wieder bei den beiden auf und entschuldigte sich für ihr Verhalten. Sie wünschte ihnen alles Gute und schenkte der jungen Serenity zur Verlobung eine Kette.“ Augenblicklich fingen alle bis auf Mamoru an zu tuscheln. Artemis sorgte wieder für Ruhe und nickte Luna zu, dass sie weitersprechen sollte. „Nun gut … Serenity bedankte sich bei der Frau und um ihr zu zeigen, dass sie ihre Entschuldigung annahm, band sie sich die Kette um ihren Hals. Danach verschwand die Frau wieder. Und dann … dann veränderte sich Serenity. Der spätere König bemerkte schnell, dass etwas nicht stimmte, und versuchte seine Verlobte dazu zu bringen, die Kette wieder abzunehmen. Doch es brachte alles nichts. Daher suchte er nach seiner einstigen Versprochenen und fand sie. Doch sie lachte ihm auf die Frage, was mit seiner Verlobten passierte, nur aus, und sagte, dass sie doch gesagt hätte, es würde ihnen noch leidtun. Sie erzählte ihm, dass die Kette verflucht wäre und nur darauf bestrebt sei, die Prinzessin und alle Erben der Mondfamilie, samt Königreich zu zerstören … Auf den Knien flehte der spätere König die Frau an, es rückgängig zu machen, da es allein seine Schuld gewesen wäre und sie sich an ihm rächen sollte. Doch auch dies brachte nichts. Denn die Frau schüttelte nur ihren Kopf und erklärte ihm, dass Serenity die Kette nur selbst, aus freien Stücken, wieder abnehmen könnte. Doch die Frau ging wohl nicht davon aus, das Serenity dies machen würde. Denn die Kette gebe einem das, was man gerade brauchte, damit man sich besser fühlen würde und dazu einen auch noch stärker machen würde. Doch umso stärker man durch sie wurde, desto mehr nahm die Kette Besitz von einem. Und ohne es zu bemerken, fror die Kette dadurch das Herz der Person, die sie trug Stück für Stück ein … Und würde sich schlussendlich dadurch selbst zerstören … mitsamt dem Königreich …“ Geschockt rissen Makoto und Minako ihre Augen auf. „Das heißt Usagi zerstört sich und … den Mond?“, flüsterte Minako und hielt ihre Hände über ihren Mund. „Ist es denn sicher, dass es diese Kette ist, die Usagi bekommen hat?“, ballte Makoto ihre Händen zu Fäusten. Betrübt nickte Luna, blätterte in dem kleinen Buch eine bestimmte Seite auf und zeigte eine Zeichnung der Kette. Sie sah haargenau nach der Kette aus, die Usagi um ihren Hals trug. Zweifellos handelte es sich um ein und dieselbe Kette. Fassungslos krallte Mamoru seine Finger in die Decke. Das konnte doch nicht wahr sein. Sie würde sich selbst vernichten und sie konnten rein gar nichts dagegen machen? Doch dann brannte ihm eine Frage auf der Zunge, bevor er sie jedoch aussprechen konnte, kam ihm Ami zu vor. „Aber … Irgendwie muss Königin Serenity sie ja abgenommen haben? Ich meine, sonst würde es Usagi ja schließlich gar nicht geben … “ Gespannt sahen wieder alle zu Luna. „Das ist richtig … Zum Glück hatte die Kette sich noch nicht gänzlich mit Serenity verbunden und sie durchschaute zum Glück das böse Spiel, bevor es zu spät war. Da sie die Kette aber nicht zerstören konnte, egal was sie versuchten, verbannte sie sie auf die Erde. Vor allem tief verborgen geriet sie in Vergessenheit, bis …“ „Bis sie nun den Weg zu Usagi gefunden hat“, beendete Ami Lunas Satz und drehte sich wieder herum zum Fenster, „Also war meine Vermutung leider richtig.“ Minako sah herüber zu Ami und dann zu Mamoru. „Ja stimmt, Ami wollte uns ja eigentlich gerade sagen, was sie meinte.“ Mit hängendem Kopf stützte sich Ami am Fensterbrett ab und atmete noch mal durch. „Ich wollte euch eigentlich sagen, dass ich glaube, dass der Mond irgendwie den Einfluss auf die Erde verliert, und es Mamoru daher so schlecht geht. Aber durch Luna wissen wir ja nun, dass es weitaus schlimmer ist. Wenn es den Mond nicht mehr gibt, ist Leben, so wie wir es kennen, nicht mehr möglich auf der Erde. Starke Stürme, Überflutungen würden über die Erden fegen. Der Tag hätte keine 24 Stunden mehr und das sind nur ein paar Beispiele.“ Minako und Makoto stellten sie nun neben Ami und sahen ebenfalls hinaus aus dem Fenster in Richtung des Mondes. „Und es hat schon begonnen? Daher das seltsame Wetter und alles?“, sah Makoto weiterhin heraus. Rei setzte sich in der Zwischenzeit zu Mamoru und fragte ihn, ob er etwas trinken wollte. Doch schnell schüttelte er seinen Kopf und wandte sich von Rei ab. „Könntet ihr mich bitte alleine lassen?“ Nickend stand Rei auf und verließ gefolgt von den anderen das kleine Zimmer. Für sie alle war es nicht leicht, aber sie konnte sie kaum vorstellen, wie es ihm gerade gehen musste. Nicht nur, dass sie, wenn sie keine Lösung fanden, Usagi verlieren würden. Nein auch die Erde würde so nicht mehr existieren können. Und da die Erde litt, litt er zwangsweise mit. Wenn ihnen nichts einfallen sollte, sah es schlecht für sie alle und die Erde aus. Wenn sie da an die tiefen Risse auf dem Mond dachte, blieb ihnen wohl nicht mehr viel Zeit, sich etwas einfallen zu lassen.   Leise klopften die ersten Regentropfen an die Fensterscheibe und langsam schob Mamoru seine Beine über die Bettkante. Wie lange er wohl hier auf dem Bett lag, die Decke angestarrt hatte und versuchte hatte irgendeine Lösung zu finden. Er wusste es nicht. Doch einige Stunden mussten es wohl gewesen sein. Und dennoch hatte er immer noch keine Ahnung, keine Lösung, um das Unglück noch abzuwenden, welches ihnen blühte. Der Regen wurde allmählich kräftiger und prasselte nun laut gegen das Fenster. Vorsichtig schob Mamoru einen Fuß vor den anderen und sah kurz hinaus. Draußen regnete es wie aus Eimern. War das ein normaler Regenschauer oder ein weiterer Bote des Unglücks? Was wohl die anderen gerade machten? Nachdenklich steuerte er die Tür an, um nachzusehen, was die anderen gerade taten. Er wollte sie nicht vor den Kopf stoßen, schließlich hingen sie alle mit drinnen, aber er brauchte einfach etwas Zeit für sich. Schritt für Schritt steuerte er das Zimmer von Rei an und klopfte an der Tür. „Ja?“, sprach eine Stimme von drinnen und zaghaft öffnete er die Tür. „Mamoru … Komm doch rein. Wie geht es dir?“, versuchte Minako zu lächeln, doch so richtig wollte es ihr nicht gelingen. „Es geht“, betrat er das Zimmer und sein Blick wanderte hindurch, „Wo sind denn Rei und Makoto?“ Kurz sah Ami von einem Stapel Bücher auf und nickte Mamoru zu. Auch Luna und Artemis begrüßten ihn und widmeten sich dann wieder den Büchern. „Rei meditiert und Makoto macht etwas zu essen. Sie konnte einfach nicht mehr nur herumsitzen und das lenkt sie am Besten ab, hat sie gesagt.“ „Verstehe … Es tut mir leid … Ich wollte vorhin nicht …“ Doch bevor Mamoru weiter sprechen konnte, wurde er auch schon von Minako und Ami gestoppt. „Alles gut, wir verstehen dich.“ „Minako hat recht, du brauchst dich für gar nichts rechtfertigen.“     Draußen regnete es immer noch und müde schaltete Makoto durch die Kanäle des Fernsehers. Sie hatten beschlossen lieber alle bei Rei zu bleiben. Es war jetzt besser, wenn sie alle beisammen waren. Und alle waren einstimmig dafür. Sogar Mamoru war dafür gewesen. Sie mussten einfach irgendeinen Weg finden diese verdammte Kette von Usagi zu bekommen. Nachmittags hatte sich auch Haruka gemeldet und ihnen mitgeteilt, dass sie endlich einen Flug zurück nach Tokio bekommen hatten. Natürlich hatte sie auch gleich gefragt, ob es Neuigkeiten geben würde. Jedoch wollten sie ihnen diese Nachricht nicht am Telefon sagen, also verneinten sie lieber und warteten, bis sie wieder hier wären. Von dort konnten sie nun eh nichts ausrichten. Nun saßen sie hier und es war mittlerweile spät am Abend. Ohne zu sprechen, saßen sie einfach nur in dem kleinen Zimmer und sahen sich die Nachrichten an. Überall wurde von den seltsamen Stürmen gesprochen. Makoto schaltete weiter und blieb bei einer weiteren Sendung hängen. Sie sprachen gerade über den Mond.   … Einige Wissenschaftler sprechen von seltsamen und eigenartigen Mondaktivästen, aus denen sie sich noch keinen Reim machen können. Was sagen sie dazu, als Experte. Haben diese merkwürdigen Wetterereignissee einen Zusammenhang damit?   Makoto stellte den Fernseher aus und sah zu den anderen. „Wir sind wohl bald nicht mehr die Einzigen, die davon wissen.“   Erschöpft hatte sich Mamoru wieder zurückgezogen und wälzte sich in dem Bett hin und her. Müde schloss er für einen kurzen Moment seine Augen. Ein kalter Windhauch wehte ihm ins Gesicht und er spürte auf einmal eine seltsame Energie. So vertraut und doch so fremd. Zaghaft öffnete er seine Augen und ein silberner Schimmer leuchtete durch das Zimmer. Was hatte das zu bedeuten? Er versuchte etwas zu erkennen, doch außer diesem Schimmer war nichts zu sehen. Leise flüsterte eine Stimme neben ihm und ruckartig drehte er sich herum. „Usako?“, flüsterte er und versuchte von dem Bett aufzustehen. Mitten im Raum bildeten sich plötzlich die Umrisse einer Frau, die ihn anlächelte. „Mamo-chan …“ Schnell lief er zu ihr, doch als er sie erreicht hatte, und sie berühren wollte, verpuffte sie und der Schimmer war verschwunden.   „Usako?“, riss Mamoru seine Augen auf und saß senkrecht im Bett. Verwirrt atmete er schnell ein und aus. Schweißperlen tropfen ihm die Stirn herunter. Verkrampft hielt er seine Hand gegen seine Brust. Was war das? War das bloß ein Traum? Doch schnell schüttelte er seinen Kopf. Nein, das konnte kein Traum gewesen sein. Er musste zu ihr. Sie brauchte ihn, das spürte er. Entschlossen stand er auf und ging wankend zu dem kleinen Fenster. Er musste zu ihr, bevor es zu spät war. Er durfte keine Zeit verlieren. Schnell schloss er seine Augen und konzentrierte sich auf den Rest seiner Kraft, die ihm noch geblieben war. Wenige Sekunden später stand er in voller Rüstung im Zimmer. Er musste zu ihr, auch wenn dies vielleicht seine letzte Reise werden sollte … Kapitel 8: ----------- Kapitel 8   Leise schlich sich Rei aus ihrem Zimmer. Sie wollte die anderen nicht wecken. Sie hatten sich noch lange unterhalten, viele Szenarien durchgespielt und doch kamen sie auf keine Lösung. Nach und nach waren dann alle eingeschlafen. Auf dem Sofa, am Tisch, doch sie fand einfach keinen Schlaf. Egal, was sie versuchte. Also konnte sie genau so gut auch aufstehen. Nachdenklich wanderte ihr Blick noch mal durch ihr Zimmer, bevor sie dann seufzend die Tür schloss. Sie hatte einfach keine Ahnung, wie sie das alles hier wieder herumbiegen sollten. Schwermütig huschte sie in die Küche und befüllte den Wasserkocher mit Wasser. Wartend, dass das Wasser kochte, stellte sie das kleine Küchenradio ein. Einer ihrer Lieblingssongs wurde gerade gespielt. Summend tippte sie mit ihren Fingern auf der Arbeitsplatte herum. Der Wasserkocher klackte und so goss sie schnell das Wasser in ihre Tasse. Das Lied endete und der Moderater begann mit den Nachrichten. Mit einem halben Ohr verfolgte sie die neuesten Meldungen und bereitete sich ihren Tee zu. Stutzig hielt sie jedoch kurz inne, als das Wetter verkündet wurde.   Uns ereilte gerade die Meldung, dass heute Nachmittag ein schlimmer Tsunami die Küstenregionen treffen soll. Bitte treffen sie Vorkehrungen und …   Ohne ihre Miene zu verziehen, schaltete sie das Radio wieder aus und sah aus dem kleinen Küchenfenster heraus. Die Sonne ging allmählich auf und die ersten Sonnenstrahlen drangen durch den wolkenbedeckten Himmel. Kurzerhand schnappte sie sich daher ihre Teetasse, ging damit hinaus auf die Veranda und setzte sich auf das noch feuchte Holz. Wie lange sie wohl noch einen Sonnenaufgang miterleben durften? Tränen sammelten sich in ihren Augen und eine Einzelne kullerte ihr ganz langsam die Wange herunter. Verstohlen wischte sie sie allerdings mit ihrem Ärmel aus dem Gesicht, als sie Schritte hinter sich vernommen hatte. „Ich bin es nur … Du brauchst deine Tränen nicht wegzuwischen. Uns geht es doch genau so. Darf ich?“, deutete Makoto auf den Platz neben ihr. „Mako … Hab ich dich etwa geweckt, als ich aus dem Zimmer bin?“ Kopfschütteln setzte sich Makoto neben Rei und sah hinauf in den Himmel. „Ich konnte nicht mehr schlafen.“ Nickend sah Rei ebenfalls wieder in die Ferne. Ohne zu sprechen, saßen die beiden auf der Veranda und jeder hing in seinen eigenen Gedanken. „Wir müssen noch mal zu ihr. Wir müssen einfach irgendwie probieren dieses verdammte Ding von ihr abzubekommen“, ballte Makoto auf ein Mal ihre Fäuste und kniff ihre Augen zusammen. Schnell stellte Rei ihre Tasse beiseite und drehte sich zu ihr. „Sie muss sie von alleine abnehmen, das weißt du doch“, seufzte sie und nahm sich wieder ihre Tasse. Nachdenklich rührte sie mit einem Löffel in dem Tee herum. „Und was wäre, wenn wir unsere Kräfte vereinen und es so probieren? … Ich meine, … wir müssen doch einfach alles versuchen“, murmelte Makoto. „Ein Versuch wäre es zumindest“, ertönte eine Stimme hinter ihnen. Erschrocken blickten die beiden hinter sich. Ami und Minako standen mit hängenden Köpfen auf der Türschwelle und gingen nun langsam auf sie zu. „Ich denke, wenn wir es versuchen wollen, brauchen wir wenn alle Kräfte … also auch die von Haruka, Michiru, Hotaru und Setsuna“, setzte sich Ami neben Rei und auch Minako nahm neben ihren Freundinnen Platz. „Was ist mit Mamoru?“, hob Makoto eine Augenbraue. „Ich glaube nicht, dass er das durchstehen würde“, senkte Rei wieder ihren Kopf und blickte stur in ihre Tasse. Bedrückt mussten die anderen ihr leider recht geben. Selbst wenn er die Reise zum Mond schaffen würde, hätte er keine Kraft mehr, um seine mit ihren zu vereinen. „Wann wollten Haruka und die anderen wieder in Tokio eintreffen?“, flüsterte Minako und schlang ihre Arme um ihren Oberkörper. Ein kalter Windhauch wehte über den Platz und ließ sie frösteln. „Heute Nachmittag“, antwortete Ami schnell auf die Frage und alle sahen sich entschlossen in die Augen. Rei nahm einen Schluck von ihrem Tee, stellte die heiße Tasse wieder neben sich auf die Veranda und stand auf. „Wenn sie denn durchkommen. Es gibt wieder eine Tsunami Warnung für heute Nachmittag.“ Kurze Zeit herrschte wieder Stille, bis Makoto erneut das Wort ergriff. „Dann ist es also beschlossene Sache?“, zog sie ihre Augenbrauen zusammen und stand mit geballten Fäusten auf, „Sobald die Vier hier sind, brechen wir auf?“ Entschlossen erhoben sich nun auch Ami und Minako. Die Freundinnen nickten sich gegenseitig zu und richteten ihre Blicke gen Himmel. Gemeinsam sahen sie zum Mond hinauf, der nur noch blass am Firmament zu sehen war, da der Tag allmählich Einzug hielt. „Wir werden dich retten“, flüsterte Makoto leise und sah sich zusammen mit den anderen den Sonnenaufgang an.     Die Sonne stand schon hoch am Himmel und die vier Freundinnen standen immer noch, ohne zu sprechen auf der Veranda. Jeder machte sich selbst auf seine Weise Mut und es waren im Moment keine Worte nötig. Langsam erwachte der Tag und die Menschen auf den Straßen gingen ihren Alltag nach. Auch im Tempel rührte es sich und Yuichiro verließ das kleine Haus. „Guten Morgen“, winkte er über den Hof und begann seine Aufgaben zu erledigen. „Wir sollten vielleicht etwas frühstücken“, überlegte Makoto laut. „Gute Idee“, stimmte ihr Minako zu, „Ich werde Mamoru fragen, ob er auch etwas möchte … Dann können wir ihm gleich erzählen, was wir vorhaben.“ Zu stimmend gingen alle zurück ins Haus und steuerten die Küche an. Ami jedoch lief geradewegs auf Reis Zimmer zu. „Wir sollten Luna und Artemis ebenfalls dazu holen.“ Ins Zimmer gehuscht, weckte sie behutsam die schlafenden Katzen. Ami wollte ihnen gerade sagen, dass sie mit ihnen etwas zu besprechen hätten, als sie von Minakos Rufen aufgeschreckt wurden. Rasch liefen alle zu ihr und aufgeregt wedelte Minako mit ihren Händen herum. „Was ist denn los?“, legte Rei ihr beruhigt eine Hand auf die Schulter. „Mamoru … das Zimmer … es ist leer. Er ist weg.“ „Was?“, riefen alle im Chor und eilten zu dem kleinen Gästezimmer. Das Fenster stand Sperrangel weit offen und der kalte Wind wehte durchs Zimmer. „Wo ist er hin?“, sah sich Makoto um. „Seine Sachen liegen hier zumindest noch“, deutete Ami auf das Bett. Davor stand noch seine Tasche und auch seine Hose hing noch über den Stuhl. Doch es hatte nicht lange gedauert, bis es bei allen Klick machte und sie sich geschockt ansahen. „Ist er verrückt geworden? Er kann doch nicht in seinem Zustand … Ich meine“, stammelte Minako und setzte sich auf das Bett. Rei ging nachdenklich zum Fenster herüber und schloss es. Der Wind nahm stetig zu und es würde nicht mehr lange dauern, bis erneut ein schlimmer Sturm über Tokio fegen würde. „Ich denke nicht, dass er das groß geplant hat. Es wird eine Kurzschlussreaktion gewesen sein“, drehte sie sich wieder zu den anderen. „Dann müssen wir ihm hinterher.“ Rei schüttelte den Kopf. „Das würde nichts bringen, Mina. Mamoru hat seinen eigenen Kopf. Außerdem müssen wir auf die anderen warten. Eine andere Chance haben wir leider nicht, um Usagi zu helfen.“ „Auch wenn mir das nicht gefällt. Rei hat leider recht. Wir können im Moment nichts für ihn tun“, setzte sich Ami neben Minako auf das Bett. Irritiert sahen sich Luna und Artemis an. „Könntet ihr uns mal aufklären, was ihr vorhabt?“, hüpfte Luna auf den Schreibtisch herauf. Nickend wandte sich Makoto an die beiden Katzen und begann ihnen zu erklären, was sie vor Kurzem besprochen hatten.       Laut krachte es neben Mamoru und blinzelnd öffnete er seine Augen. Er hatte es tatsächlich bis zum Mond geschafft. Wie lange er nun allerdings hier bewusstlos auf dem Boden lag, wusste er nicht. Das Letzte, an das er sich erinnerte war, dass er hier angekommen war, die Füße auf den Boden stellte und dann wurde alles schwarz um ihn herum. Vorsichtig drückte er sich mit seinen Händen vom Boden ab und richtete somit seinen Oberkörper auf. Langsam schaffte er es sich hinzuknien und versuchte aufzustehen. Zum Glück gelang ihm es auch irgendwie. Keuchend fasste er sich an seine Brust. Es hatte ihm ganz schön Kraft gekostet hier herzukommen. Aber er hatte keine andere Wahl. Und, ob er nun hier auf dem Mond, bei ihr, starb, oder alleine auf der Erde, war schlussendlich egal. Wenn er schon starb, wollte er sie wenigstens noch ein letztes Mal vorher sehen und ihr sagen, wie leid ihm das alles tat. Wankend setzte er einen Fuß vor den anderen und ging auf den Palast zu. Sein Blick wanderte dabei durch die Gegend. Es sah furchtbar aus. Der gesamte Boden hatte tiefe Schluchten und desto näher er dem Palast kam, umso besser konnte er erkennen, dass auch das Gemäuer schon tiefe Risse hatte. Er hatte das große Tor beinahe erreicht, als erneut ein heftiges Beben den Mond erschütterte. Sofort zog die Erschütterung Mamoru von den Füßen und er landete schmerzhaft auf seinen Knien. Der Boden platzte erneut an vielen Stellen auf. Mit weit aufgerissenen Augen musste er dabei ansehen, wie dabei die erste Mauer des Palastes einstürzte. Nachdem der Mond sich wieder beruhigt hatte, rappelte er sich wieder auf und schleppte sich weiter zum Tor. Er musste sie finden und dafür blieb ihm nicht mehr viel Zeit. Langsam näherte er sich immer weiter dem Tor. Er krallte sich an der Mauer fest und zog sich Stück für Stück weiter, bis er es durch die große Tür ins innere geschafft hatte. Ein starker Schmerz zog durch seinen Körper und keuchend sackte er auf den Boden. Schweißperlen tropften ihm die Stirn herunter. Trotzdem stand er stöhnend und mit zittrigen Beinen wieder auf. Er durfte jetzt nicht so kurz vorm Ziel aufgeben. Er musste weiter. Kurz hielt er jedoch noch mal inne und schloss die Augen. Den gesamten Palast abzusuchen, würde einfach zu lange dauern. Er musste wissen, wo er hinlaufen musste. Daher konzentrierte er sich auf Usagi und versuchte ihre Energie aufzuspüren. Es hatte nicht lange dauert und er wusste genau, wo er sie finden würde. Dort war schon früher einer ihrer Lieblingsorte hier im Palast gewesen. Da hätte er auch gleich drauf kommen können. So schnell ihn seine Beine trugen, steuerte er die lange Treppe an. Stufe für Stufe zog er sich am Geländer herauf. Er hatte das Ende der Treppe beinahe erreicht, da erschütterte ein weiteres Beben den gesamten Palast. Ein langer Riss wanderte neben ihm die Treppe herauf und drohte diese zu spalten. Er konnte sich gerade noch so über die letzte Stufe ziehen, als die ersten Steine herausplatzten. Schwer atmend lag er mit dem Rücken auf dem Boden. Er brauchte einen kleinen Moment, um sich wieder zu sammeln. Er musste zwar nur noch den langen Gang hinunter und durch das Zimmer hindurch, doch was in der Theorie gar nicht so weit klang, war in seinem jetzigen Zustand ein schwieriges Unterfangen. Zittrig drehte er sich auf seinen Bauch zurück und drückte sich mit seinen Händen vom Boden ab. Er musste weiter. Mit einer Hand an seiner Brust und der anderen sich an der Wand stützend, schleppte er sich bis zum Ende des Ganges. Endlich hatte er das Zimmer erreicht, durch das er zu dem großen Balkon hinaus kam. Er spürte immer deutlicher, dass Usagi nicht mehr weit von ihm war. Diese Tatsache ließ ihm noch mal alle Kraftreserven sammeln. Rasch öffnete er die Tür und eilte durch das Zimmer. Er hatte die große Balkontür erreicht und blieb mitten auf der Türschwelle stehen. Da stand sie an die Balkonbrüstung gelehnt und sah hinunter. Endlich hatte er sie gefunden. Sie hatte ihn anscheinen bemerkt, denn langsam drehte sie sich herum. Kurz stockte ihm der Atem, als ihre Augen seine trafen. Sie waren so leer und kalt. Und dies lag nicht an ihrer jetzigen Augenfarbe. Erschrocken blickte er sie an. Ihre Haut war kreidebleich. Das sie nun komplett silberne Haare hatte und auch ihr Halbmond silbern leuchtete, wusste er ja schon von den anderen. Entsetzt riss er dann aber seine Augen auf. Risse durch zierten ihre Haut, so als wäre sie eine alte Porzellanpuppe, die an einigen Stellen aufgeplatzt war. „Usako“, flüsterte er leise und ging einen Schritt auf den Balkon heraus. Doch sofort schüttelte Usagi ihren Kopf. „Bleib stehen. Wer bist du? Und was willst du hier?“ Er wusste ja, dass sie sich nicht an sie erinnerte. Aber einen Stich versetzte es ihn dennoch. Hatte er insgeheim gehofft, sie würde wenigsten ihn erkennen. „Usako … Ich bin es …Irgendwo tief in deinem Herzen, muss ich doch noch sein. Bitte denk nach“, flehte er sie an und ging langsam einen Schritt nach den anderen auf sie zu, „Es tut mir so leid, was passiert ist. Wenn ich es könnte, würde ich die Zeit zurückdrehen. Du hattest völlig recht, ich habe dich total vernachlässigt. Bitte glaube mir, wenn ich dir sage, dass ich wirklich nicht gemerkt habe.“ Ganz langsam ging er dabei weiter auf sie zu. Sie stand einfach nur regungslos an Ort und Stelle und starrte ihn an. Er hatte sie fast erreicht und streckte nun seinen Arm nach ihr aus. „Bitte … Komm mit mir nach Hause. Wir alle vermissen dich dort schrecklich. Uns tut es allen leid. Usako bitte. Ich liebe dich. Komm zu mir zurück. Nimm die Kette ab und wir gehen nach Hause.“ Er streckte seine Hand nach ihrer aus und wollte sie in seine nehmen, als Usagi abrupt ihren Hände zu Fäusten ballte und anfing zu zittern. „Du willst doch auch bloß meine Kette!“, schrie sie, hob ihren Arm und öffnete ihre Hand, „Verschwinde!“ Durch eine Druckwelle wurde Mamoru auf die andere Seite des Balkons geschleudert und blieb regungslos am Boden liegen.     Kapitel 9: ----------- Kapitel 9   Unruhig lief Minako auf der Veranda des Tempels auf und ab. „Wo bleiben sie denn nur? Sie müssten doch schon längst gelandet sein.“ Makoto wollte ihre Freundin beruhigen, allerdings gelang ihr es nicht so richtig. Zu sehr war sie selbst in Sorge. Ein Knacken ließ die beiden aber schnell zur Tür blicken. Gespannt sahen sie zu Rei und Ami, die gerade wieder herauskamen. Doch sofort schüttelte Rei ihren Kopf und sah traurig zu Boden. „Wir haben beim Flughafen angerufen. Die Maschine wurde wegen der Tsunami Warnung umgeleitet. Sie landet an einem anderen Flughafen … Sie werden also noch brauchen, bis sie hier in Tokio sein können“, erklärte Ami und seufzte bedrückt. „Das heißt, wir können nichts tun, außer zu warten“, senkte Minako kurz ihren Kopf und blickte dann hinauf in den Himmel, „Wir können nur hoffen, dass Mamoru es, bis dahin alleine schafft …“     Zitternd krallte Usagi ihre Hände um die Kette und sah zu Mamoru herüber, der immer noch regungslos am Boden lag. Laut krachte es und der Boden begann wieder zu beben. Weitere Wände stürzten ein und ein langer Riss zog durch Usagis Arm. Schwer atmend verkrampfte sich ihr gesamter Körper. Blinzelnd öffnete Mamoru seine Augen. Ein dumpfer Schmerz stach ihm durch seine Brust. Er hatte das Gefühl, dass ihm die Luft zum Atmen abgeschnürt wurde und doch versuchte er keuchend seinen Oberkörper aufzurichten. Entschlossen legte er seine Hände neben sich und stemmte sich mit seiner letzten Kraft vom Boden ab. „Usako … B-bitte … hör mir zu.“ Zitternd begann er sich aus der Hocke komplett aufzurichten und hob dabei langsam seinen Blick. Schmerzhaft drückte er eine Hand auf seine Brust und wankte einen Schritt nach vorne. „Die Kette … s-sie ist verflucht. Sie gehörte Mal deiner Mutter … S-serenity.“ „Sei ruhig. Verschwinde endlich von hier“, schrie Usagi ihn an und weitere Furchen platzten auf ihrer Haut auf. „D-die Kette soll die Familie des Mondes zerstören … Nichts anderes“, machte er einen weiteren Schritt auf sie zu. „Lüge! Nichts als Lügen“, schüttelte Usagi vehement ihren Kopf und drückte ihre Hände gegen ihre Schläfen. „Glaube mir … es tut mir so leid, dass es so weit kommen konnte, dass dieses verdammte Ding überhaupt von dir Besitz ergreifen konnte. Hätte ich mehr Zeit gehabt, dann hätte ich bestimmt gemerkt, dass es dir nicht gut ging und dann …“ „Sei still!“, schrie Usagi wieder auf, hob ihre Hände in die Luft und ließ eine weitere Druckwelle los. Mamoru wusste, was nun kommen würde und versuchte dagegen anzukommen. Doch keine Chance. Er war zu schwach und wurde gegen die Mauer hinter sich geschleudert. Laut schrie er bei dem Aufprall auf und rutschte an der Wand herunter zu Boden. Doch er gab nicht auf, rappelte sich wieder auf und zog sich am Gemäuer wieder hoch. Schweißperlen tropften ihm das Gesicht herunter und sein gesamter Körper schmerzte. Aber ans Aufgeben dachte er gar nicht. Er würde alles probieren, auch wenn es das Letzte war, was er tun würde. „Was willst du von mir, lass mich endlich in Ruhe!“, schimpfte Usagi laut auf. Doch wurde sie von einem lauten Grollen übertönt. Die Brüstung vom Balkon brach weg und stürzte in die Tiefe. „Usako … i-ich weiß, dass wir tief in deinem Herzen noch irgendwo sein müssen. Auf der Erde warten deine Familie und deine Freunde auf dich. Erinnere dich.“ Usagis ganzer Körper bebte und zitternd ballte sie ihre Hände zu Fäusten. „Dort wartet niemand auf mich! Ich bin und war schon immer alleine!“ Wankend setzte Mamoru einen Fuß vor den anderen. „Dort“, hob er seinen Arm und zeigte mit seinem Finger auf den blauen Planeten. Schwer atmend legte er seine Hand zurück auf seine Brust und holte tief Luft. „Warten Ami … Rei … Makoto … Minako …“ Bei jedem Namen schleppte er sich weiter und ging einen weiteren Schritt auf sie zu. „Haruka … Michiru … Setsuna … Hotaru … Luna … Artemis“ Usagi drückte ihre Hände erneut gegen ihre Schläfen und schüttelte immer wieder ihren Kopf. „Sei still … seit still. Sei doch endlich still“, flüsterte sie und schloss ihre Augen. „Naru … deine Mutter … dein Vater und dein Bruder auf dich.“ Wenige Schritte stand er nur noch von ihr entfernt, als er stehen blieb. „Sie alle vermissen dich und ich auch … Usako, … ich habe dich schon immer geliebt. Ich habe dich schon geliebt, lange bevor wir in dieser Zeit wiedergeboren wurden. Unsere Liebe hat schon so viele Jahrhunderte überdauert und so viele Hürden überstanden … Sollte das hier nun wirklich unser Ende sein, dann bin ich mir sicher, dass wir uns auch in dem nächsten Leben wiederfinden werden. Egal, wie lange das auch dauern möge, bis wir uns wieder fänden. Nur damit du es weißt, ich werde dich suchen und finden, auch wenn es Jahrzehnte dauern sollte. Denn ich werde dich auch noch die nächsten Jahrhunderte lieben …Wenn das nun das Ende ist, dann ist das Okay. Wenn dies unser Schicksal sein sollte, dann sollte es dieses Mal einfach nicht sein. Jedoch bin ich froh, dass ich dich dann wenigstens ein letztes Mal sehen durfte.“ Vorsichtig ging er noch einen weiteren Schritt auf sie zu. „Ich bin mir sicher, sie wird es uns verzeihen, dass es wohl noch etwas dauern wird, bis sie bei uns sein kann. Aber eines Tages wird Chibiusa ein Teil unseres Lebens sein. Davon bin ich fest überzeugt“, flüsterte er leise und ging noch einen weiteren Schritt auf sie zu. Abrupt riss Usagi ihre Augen auf, ging einen Schritt nach hinten und sah ihn direkt an. Langsam füllten sich ihre Augen mit Tränen und eine Einzelne kullerte ihr die Wange herunter. „Chibiusa …“, hauchte sie und schüttelte wieder ihren Kopf. Angespannt starrte Mamoru Usagi an. Sie stand bedrohlich nah am Ende des Balkons, und da die Brüstung weggebrochen war, stand nichts mehr zwischen ihr und dem Abgrund. Ein ohrenbetäubendes Grollen ließ die beiden aufschrecken. Der Boden begann wieder zu beben und ein lautes Knacken hinter Mamoru ließ ihn über seine Schulter zurückblicken. Ein tiefer Sprung platzte den Marmorboden hinter ihm auf und er bahnte sie einen Weg Richtung ihn und Usagi. Wenn er sie erreicht hätte, würden sie in die Tiefe stürzen. Augenblicklich schoss ihm wieder sein Traum in den Kopf, wie Usagi vor einem Abgrund stand und hinunter stürzte. Nein, dieses Mal nicht. Dieses Mal würde er das nicht zu lassen. Mit einem Satz sprang er auf sie zu. Er wusste nicht, woher er die Kraft nahm, aber er würde es nicht zu lassen, dass sie in die Tiefe stürzte. Überrumpelt von dieser Aktion, ließ es Usagi zu, dass er sie an ihrem Handgelenk schnappte und sie dadurch zu sich zog. Schnell legte er seine Arme um ihren Oberkörper und sprang mit ihr gerade noch rechtzeitig zur Seite. Unter ihnen brach der Boden weg und der halbe Balkon stürzte dröhnend in den Abgrund. Bewegungslos lagen die beiden auf dem zerstörten Balkon und schmerzhaft krampfte sich Mamoru zusammen. Langsam öffnete Usagi wieder ihre Lider und blickte direkt in Mamorus schmerzverzerrtes Gesicht. „Mamo-chan“, flüsterte sie leise. Langsam hob er darauf hin seine Hand und legte sie auf ihre Wange. Neben ihnen bebte und krachte es unaufhörlich und es war nur eine Frage der Zeit, bis das letzte Bisschen, was noch von dem Balkon, sowie Palast übrig geblieben war, zerstört wäre. Danach würde es nicht mehr lange dauern, bis der gesamte Mond ausgelöscht wäre. Mamoru merkte, wie es mit seiner Kraft zu Ende ging, und strich Usagi sanft über die Wange. „Usako … I-ich bin so froh, dass … dass ich dich noch ein letztes Mal sehen k-kon...“ Doch, bevor er weite sprechen konnte, fielen ihm die Augen zu und sein Kopf kippte zur Seite. „Mamo-chan“, weiteten sich Usagis Augen. Panisch richtete sie sich auf und setzte sich hin. Die Tränen kullerten ihr über die Wangen. Schmerzhaft runzelte sie ihre Stirn und strich sie sich mit den Fingern darüber. Ihre Gedanken wurden wieder klarer und ihre Erinnerungen kehrten allmählich komplett zurück. Schluchzend zog sie Mamorus Kopf auf ihren Schoß und strich ihm immer wieder durch seine Haare. Immer mehr Tränen tropften dabei auf sein Gesicht hinunter. Ein weiterer Teil des Balkons stürzte in die Tiefe und der gesamte Mond begann zu vibrieren. Usagi bewegte sich nicht von der Stelle und sah auf den bewusstlosen Mamoru herunter. Sie sah, wie sich sein Brustkorb hob und wieder senkte, allerdings wurde es zunehmend schwächer. Usagi schluchzte und weinte bittere Tränen. Das hier war alles ihre Schuld. Sie merkte, wie auch ihre Kraft immer schwächer wurde. Aber konnte sie das alles hier noch aufhalten? Das Beben wurde stärker und ein bedrohliches Grollen legte sich über den gesamten Mond. Es wurde so laut, dass es Usagi in den Ohren schmerzte. Und mit einem Mal fiel der Palast einfach in sich zusammen. Der Rest des Balkons dröhnte und wankte. Es handelte sich vermutlich nur noch um Sekunden, bis auch dieser einstürzen würde, wie ein Kartenhaus. Weinend beugte sich Usagi zu Mamoru herunter und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. Vorsichtig umarmte sie ihn und legte ihren Kopf auf seine Brust. Genau in diesem Moment gab der Marmorboden unter ihnen nach. Panisch versuchte sie Mamoru festzuhalten, doch durch die auseinanderplatzenden Platten wurden sie voneinander weggerissen und stürzten mit den Überresten des, einstigen, prächtigen Balkons in die Tiefe. Das war es also. So endete hier alles, schloss Usagi ihre Augen. Sie hoffte, dass sie wirklich erneut eine Chance bekommen würde, und breitete ihre Arme aus. Bereit sich ihrem Schicksal hinzugeben. Den Preis für ihr handeln zu zahlen. Schmerzlich dachte sie an ihre Freunde und Familie. In Sekundenschnelle blitzte jedes einzelne Gesicht vor ihren inneren Augen auf. Tränen kullerten ihr über ihre Wangen, doch entwich kein Laut ihrer Kehle. Der Sog aus Trümmern zog sie unerbittlich weiter in die Tiefe und sie wartete auf das erlösende Ende. Ein letztes Mal flüsterte sie Mamorus Namen. Gleich war es so weit. Sie würde den Boden erreichen und von Trümmern begraben werden. „Wir werden uns wiedersehen“, lief ihr die letzte Träne herunter, doch auf ein Mal wurde ihr so warm ums Herz und eine ihr altbekannte Energie strömte durch ihren Körper. Nein, sie durfte jetzt nicht aufgeben. Nicht jetzt. Mit einem Ruck öffnete sie wieder ihre Augen. Sie sah, dass sie von einem schimmernden goldenen Licht eingehüllt wurde und sich nicht mehr abwärts bewegte. Nicht weit von ihr entfernt entdeckte sie Mamoru, der ebenfalls von diesem Licht eingehüllt wurde. Sie legte ihre Hände auf ihre Brust und atmete tief durch. Die Mondsichel auf ihrer Stirn leuchtete golden auf und Usagis Hände wanderten hinauf zu der Kette. Entschlossen legte sie ihre Finger um den Anhänger und mit einem Ruck riss sie die Kette von ihrem Hals. Sie fühlte sich auf einen Schlag frei und von einer tonnenschweren Last befreit. Die weiße Porzellanhaut bekam wieder Farbe und die Furchen verschwanden. Strähne für Strähne wurden ihre Haare wieder blond. Ruhig atmete sie ein und wieder aus, legte ihre Hände an ihre Brosche und schloss ihre Lider. Der Silberkristall schwebte heraus und das silberne Kleid, welches sie gerade trug, wich einem langen weißen Kleid. Sie verwandelte sich in Serenity. Als sie ihre Augen wieder öffnete, strahlten sie wieder im schönsten blau. Schnell hob sie ihre Arme über ihren Kopf und konzentrierte sich auf ihre Kraft. Das Licht des Kristalls breitete sich aus, das Vibrieren des Mondes hörte auf und um sie ihre herum begann sich alles wieder herzustellen.     Betrübt saßen die Senshi mit Luna und Artemis in Reis Zimmer und warteten auf die anderen. Jeder hing in seinen eigenen Gedanken, bis alle plötzlich aufsahen. „Spürt ihr das?“, flüsterte Minako und fasste sich an ihre Brust. Nickend stimmten ihr die anderen zu. „Heißt das etwa?“, rannte Makoto fragend zum Fenster und sah hinaus. „Ich hoffe …“, murmelte Rei und konzentrierte sich auf diese Wärme, die sie in ihrer Brust verspürte.     Erschöpft schwebte Serenity mit dem, immer noch regungslosen Mamoru, hoch in der Luft und unter ihnen erstrahlten der Palast und der Mond im neuen Glanz. Langsam sank Usagi zurück und landete auf dem erneuerten Balkon. Vorsichtig ließ sie nun auch Mamoru zu sich herunter schweben. Mit dem Rücken lag er auf dem kalten Steinboden und Serenity fiel neben ihm auf ihre Knie. „Mamo-chan.“ Behutsam nahm sie sein Gesicht in beide Hände und beugte sich zu ihm herunter. Sanft legte sie ihre Lippen auf seine. Doch er rührte sich nicht. Schnell legte sie ihre Hände auf seine Schultern und schüttelte ihn. Aber auch jetzt rührte er sich nicht. Eine schlimme Erkenntnis traf sie. Es war zu spät. Sie hatte ihn verloren. Schluchzend legte sie ihr Gesicht in ihre Hände. Er war gekommen, um sie nach Hause zu holen und nun würde er selbst nicht mehr zurückkehren. Weinend ließ sie sich auf seinen Oberkörper fallen und vergrub ihr Gesicht unter ihren Armen. „Hey, warum weinst du denn?“, keuchte eine Stimme. Abrupt sah Usagi auf und blickte in zwei blaue Augen. „Mamo-chan“, flüsterte sie und fiel ihm um den Hals, „I-ich dachte, ich hätte dich für immer verloren.“ „So schnell wirst du mich nicht los … Usako“, krächzte er und legte seine Arme um ihren Oberkörper.             „Na, wie immer zu spät“, wedelte Rei mit ihrem Zeigefinger, doch lange konnte sie nicht ernst bleiben und begann zu grinsen, „Wir haben schon mal für euch mit bestellt.“ „Naja, da bin ich nicht ganz unschuldig daran“, kratzte sich Mamoru verlegen an seinem Kopf. Lächelnd begrüßte Usagi ihre Freundinnen und setzte sich mit Mamoru zu ihnen an den Tisch. „Mamoru mal zu spät? Was habt ihr angestellt?“, streckte Minako ihre Zunge heraus. Prompt liefen die beiden rot an und senkten verlegen ihre Blicke. „Bestimmt nicht das, woran du wieder denkst“, sah Usagi wieder auf. Mamoru legte seinen Arm um Usagi und zog sie eng an sich heran. „Da bald Sommerferien sind, habe ich mir gedacht, ich und Usagi verreisen ein wenig.“ Motoki brachte die Bestellungen und klopfte Mamoru auf die Schulter. „Und bleibt es bei Freitag Kino?“ „Das steht“, nickte Mamoru und so ging Motoki zurück zum Tresen. „Und wo geht es hin?“, fragte Ami neugierig. „Wir fliegen nach Europa. Daher waren wir eben noch im Reisebüro, was leider etwas länger, als geplant gedauert hat.“ Gespannt hörten alle, bis auf Usagi, Mamoru zu, als er über ihre Reiseroute erzählte. Lächelnd rührte sie stattdessen mit dem Strohhalm in ihrem Getränk herum und hing in ihren eigenen Gedanken. Einige Wochen war es nun her, dass sie mit Mamoru zurück zur Erde reiste und es herrschte wieder so etwas wie Normalität. Worüber sie mehr als froh war. Lange hatten sie, nachdem sie sich alle erholt hatten, zusammengesessen und über alles gesprochen. Sie hatten alle Fehler gemacht und das haben auch alle zusammen eingesehen. Oft hatten sich die Mädels und auch Mamoru noch bei ihr entschuldigt. Aber auch sie hat eingesehen, dass sie, anstatt sich einzuigeln, mit ihnen hätte sprechen sollen, wie sie sich wirklich fühlte. Sie gaben sich das Versprechen, dass sie von nun an immer ehrlich zueinander sein wollten. Damit so etwas nie wieder passieren konnte. Die Kette konnte sie leider nicht zerstören. Daher hatte sie sie zusammen mit Mamoru gut versteckt auf dem Mond zurückgelassen. Aber eins war sie sich sicher. Die Kette sollte nicht in Vergessenheit geraten. Sobald Chibiusa alt genug wäre, würde sie über die Kette erfahren und welche Gefahr sie bringt. Damit sie niemals wieder, solch ein Unheil bringen konnte. „Was sagst du dazu? Usagi?“, schnippte Makoto vor ihrem Gesicht herum. „Hä was?“ „Wo bist du nur wieder mit deinen Gedanken“, lachte Rei. „Bestimmt schon mit Mamoru in Europa“, zwinkerte Minako und alle begannen zu lachen, „Wollen wir noch alle zusammen zu Rei in den Tempel?“ „Klar von mir aus gerne“, antwortete Usagi. Die anderen unterhielten sich wieder angeregt und Usagis Blick wanderte zu Mamoru, der sie lächelnd ansah und sich dann zu ihren Ohr herüberbeugte. „Ich liebe dich Usako. Ich freue mich schon sehr auf unsere gemeinsame Reise.“ „Ich liebe dich auch Mamo-chan.“ Langsam näherten sich ihre Lippen und sie versanken in einem leidenschaftlichen Kuss. Ja, das würde ein toller Sommer werden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)