Silbermond von Fiamma ================================================================================ Kapitel 5: ----------- Kapitel 5   Schlaflos wälzte sich Mamoru hin und her. Er konnte nicht mehr schlafen. Rei hatte er, mit großem Protest ihrerseits, rausgeschickt, damit sie selbst noch etwas schlafen konnte. Sie hatten am nächsten Tag viel zu besprechen. Grübelnd stand er auf und ging wieder herüber zum Fenster. Einige Wolken hatten sich zwar über den Mond geschoben, und dennoch konnte man es noch erkennen. Das Mondlicht schimmerte Silber. Was hatte das nur zu bedeuten? Verwundert zog er seine Augenbrauen zusammen, als er einen kleinen Schatten über den Hof huschen sah. Luna war zurück. Vorsichtig schob er das Fenster auf und steckte seinen Kopf heraus. „Psst.“ Luna blickte zu ihm und schnell winkte Mamoru sie zu sich, worauf sie durch das Fenster in das kleine Zimmer sprang und nun neben ihm stand. „Habt ihr etwas herausgefunden?“ „Der Mann von dem Usagi die Kette bekommen hat, ist zurück. Er war wohl verreist. Da er mit einem großen Koffer wieder kam.“ Kurz huschte Mamorus Blick zum Fenster. „Luna, weißt du, warum das Mondlicht Silber ist?“ Mit einem Satz sprang Luna zurück auf das Fensterbrett und sah hinauf zum Mond. „Wir wissen es leider auch nicht. Artemis ist gerade auf den Weg zu Minako. Er versucht etwas herauszubekommen. Aber ich glaube nicht, dass es etwas Gutes zu bedeuten hat.“ Mamoru schüttelte seinen Kopf und setzte sich zurück auf das Bett. „Das denke ich auch nicht … Bring mich morgen zu dem Mann. Wir müssen herausfinden, was diese Kette für eine Bedeutung hat.“ Kurz zögerte Luna, stimmte dann aber doch zu. „Aber nur wenn die anderen auch mitkommen. Rei hat mir erzählt …“ Doch weiter kam Luna nicht, da sie von Mamoru unterbrochen wurde. „Mir geht es gut. Und umso schneller wir herausfinden, was das alles zu bedeuten hat, wird sich auch mein Zustand wieder verbessern.“     Angespannt stand Mamoru mit Ami und Rei vor der Eingangstür eines Mehrfamilien Hauses. Mamoru drückte auf den Klingelknopf und kurze Zeit später meldete sich eine männliche Stimme aus der Sprechanlage. „Ja?“ „Guten Tag. Wir müssten dringend mit Ihnen sprechen. Könnten wir vielleicht kurz hereinkommen?“, sprach Ami in die Gegensprechanlage. „Worum geht es und wer sind sie überhaupt?“ Nun war es Mamoru, der das Wort ergriff. „Sie haben vor ein paar Wochen einer jungen Frau eine Kette geschenkt. Nun ja die Frau ist verschwunden.“ Kurze Zeit herrscht Stille und die Drei sahen sich fragend an, bis sie hörten, dass die Tür summte. Schnell drückte Rei gegen die Tür und sie betraten das Haus. Langsam liefen sie die Stufen des Treppenhauses herauf, da Mamoru immer wieder Pausen machen musste. Schwer atmend zog er sich am Geländer hoch. „Du hättest wirklich lieber zu Hause bleiben sollen“, seufzte Ami und half ihm mit Rei zusammen die Treppe herauf. „Ich kann nicht unnütz herumsitzen und …“, hörte Mamoru mitten im Satz auf, da ein junger Mann auf der Türschwelle zu seiner Wohnung stand und die Drei verwundert musterte. „Herr Nakamura?“, trat Ami fragend näher heran, worauf dieser kurz nickte. „Könnten Sie mir bitte erklären, was das Ganze hier zu bedeuten hat? Und was Sie von mir wollen?“ „Das ist Rei Hino, Mamoru Chiba und ich bin Ami Mizuno. Dürften wir kurz hereinkommen?” Nur widerwillig wurden die Drei von dem Mann hereingelassen und nahmen bei ihm im Wohnzimmer platz. Mit verschränkten Armen saß Herr Nakamura auf einen kleinen Sessel gegenüber von Mamoru und den anderen und zog seine Augenbrauen in die Höhe. Da Mamoru immer noch außer Atem war, fing Rei an zusprechen. „Vor ein paar Wochen haben sie einer jungen Frau eine Kette geschenkt. Diese Frau ist nun verschwunden.“ „Verstehen Sie mich nicht falsch. Es tut mir leid, dass die Frau verschwunden ist, aber was habe ich nun damit zu tun?“, drehte Herr Nakamura seinen Kopf schief. Ami nickte Mamoru und Rei zu und gab ihnen damit zu verstehen, dass sie nun weitersprechen würde. „Wir würden Sie gerne fragen, was das für eine Kette war und warum Sie die Kette Usagi geschenkt haben.“ Herr Nakamura wunderte sich, warum sie das wissen wollten, aber wenn es ihnen weiter half. Er konnte sich noch gut an die blonde junge Frau und die Begegnung mit ihr erinnern. „Nun ja. Ich bin an dem Tag ins Museum gefahren, um einige Dinge meines verstorbenen Großvaters dem Museum zu spenden. Mein Großvater besaß viele alte und antike Gegenstände, die er in seinem Leben erworben hatte. Ich war gerade im Gespräch mit einer Angestellten, als, Usagi sagten Sie?“, Ami nickte kurz und so sprach er weiter, „Als Usagi auf uns aufmerksam wurde. Genau genommen auf die Kette. Wir kamen ins Gespräch, weil sie die Kette so schön fand.“ „Und dann schenken Sie sie ihr einfach?“, zog Mamoru seine Augenbrauen zusammen. Langsam hatte sich seine Atmung wieder normalisiert und er konnte sich wieder konzentrierter an der Unterhaltung beteiligen. „Nein, so war das nicht.“ „Und wie dann?“, wurde Mamoru nun etwas genervt, er wollte endlich Antworten. „Sie fragte mich, was das für ein Stein wäre, der in den Anhänger gefasst war, da sie so einen noch nie gesehen hatte. Ich erzählte ihr, dass es ein Mondstein sei und mein Großvater glaubte, dass dieser, samt Kette, direkt von Mond stammen würde. Und der Göttin Selene persönlich gehörte … Er hatte die Kette bei einer Ausgrabung erwerben können.“ Sofort wurden die Drei hellhörig. „Warum glaubte er das?“, fragte nun Rei und sah Mamoru und Ami ernst an. „Wissen Sie, mein Großvater war sehr fasziniert von der griechischen Mythologie. Ich hielt es damals schon für abergläubischen Blödsinn … Aber mein Großvater war der festen Überzeugung gewesen, dass es stimmte. Ich kann halt diesen übernatürlichen Dingen nicht viel abverlangen.“ Rei bemerkte, dass Mamoru sich wieder an seine Brust fasste, es musste ihm wieder schlechter gehen. Sie mussten die Sache beschleunigen, damit er wieder ins Bett konnte. „Und wie kamen Sie nun dazu, für Ihren Großvater, so ein wertvolles Stück einer Wildfremden zu schenken?“ Herr Nakamura seufzte kurz und holte dann tief Luft. „Halten Sie mich nun bitte nicht für verrückt … Usagi strahlte so etwas Warmes und Freundliches aus. Ohne, dass ich darum gebeten hatte, spendete sie mir Trost, da ich meinen Großvater verloren hatte … Aus mir unerklärbaren Grund erinnerte sie mich an die Göttin Selene“, lachte er kurz und schüttelte kurz seinen Kopf, „Mein Großvater erzählte mir ständig alte Mythen und Sagen, auch über die Göttin Selene und zeigte mir Zeichnungen in alten Büchern. Ich glaube normalerweise nicht an so etwas, aber aus irgendeinem Grund blitzten mir die Zeichnungen von Selene vor meinen inneren Augen auf, als ich sie sah … Großvater sagte mir, bevor er von uns ging. Gebe die Kette einer ganz besonderen Person. Ich wusste lange nicht, was er damit meinte. Bis ich Usagi getroffen habe. Ich schenkte ihr die Kette und bin gegangen.“ Besorgt blickten Rei und Ami wieder zu Mamoru. Er begann schon wieder zu schwitzen und beugte sich mit verkrampften Fingern nach vorne. „Geht es Ihnen nicht gut? Soll ich einen Arzt rufen?” Sofort schüttelten die Drei ihren Kopf und die beiden Frauen zogen Mamoru vom Sofa hoch. „Haben Sie vielen Dank. Sie haben uns sehr geholfen. Wie Sie sehen, geht es ihm nicht gut. Wir werden nun gehen.“ Schnell verabschiedeten sie sich und verschwanden aus der Tür. Kurz sah Herr Nakamura seinem seltsamen Besuch hinter her und schloss dann die Tür.     Erschöpft lag Mamoru wieder bei Rei in dem Gästezimmer. Es wurde immer schlimmer. Sie mussten schleunigst die Ursache herausfinden und was genau mit der Erde passierte. Rei und Ami hatten ihn direkt zurück zum Tempel gebracht und die anderen zusammen getrommelt. Sie mussten über das Gespräch sprechen. Die Worte von dem Mann gingen ihm nicht aus dem Kopf. Das er irgendetwas Böses an sich hatte, fand er nicht. Er glaubte ihm, dass es genau so gewesen war. Auch Ami und Rei waren der Meinung. Aber was hatte das Ganze zu bedeuten? Stimmte es, was sein Großvater sagte? Aber wie passte das alles zusammen und wo steckte Usagi dann? Seufzend nahm er sich erneut ihr Tagebuch. Es musste doch irgendetwas zu finden sein, wo sie stecken könnte, was es mit dieser Kette auf sich hatte. Hatte diese Kette doch gar keinen bösen Ursprung? Schnell blätterte er das Büchlein auf.     Jetzt muss ich gleich los. Mal wieder in den Tempel. Das wird doch wieder ein langweiliger Nachmittag voller lernen und Übungen. Außerdem wollten sie mit mir etwas besprechen. Was wollen sie denn nun schon wieder? Was das nur wieder sein soll. Kann ja eigentlich nur etwas mit der Kette sein. Mamoru war gestern auch so seltsam am Telefon. Wir haben zwar lange telefoniert, aber er war irgendwie komisch. Hoffentlich ist er am Wochenende nicht so seltsam, wenn wir uns endlich mal wieder sehen. Weiß er vielleicht, was sie wollen? Wobei, ich glaube, sie wissen es selber nicht genau, was sie überhaupt wollen. Das eine Mal sagen sie, benutze es nicht, und dann sagen sie wieder, dass es jetzt umso wichtiger wäre, meine Fähigkeiten, als Königin zu schulen. Damit ich mit dieser neuen Kraft besser umgehen kann. Bis sie wissen, wie ich sie wieder loswerde. Wer soll da denn noch durchsteigen, was sie wollen? Aber ich werde mich nicht länger von ihnen herumschubsen lassen. Ich spiele doch schon die brave Prinzessin, die alles lernt und sich vorbereitet, damit sich perfekt wird. Aber ich will das alles so nicht mehr. Wenn ich sie benutzen will, dann benutze ich sie. Und das werde ich ihnen jetzt auch sagen …   Mamoru blätterte die Seite weiter und klappte seufzend das Tagebuch zu. Das war ihr letzter Eintrag. Er wusste genau, von wann dieser war. Es war der Tag, an dem sie weggelaufen war. Er erinnerte sich noch gut daran. Das Gesicht von ihr, als sie ihn bei den anderen sitzen sehen hatte, hatte sich eingebrannt. Sie war so wütend und enttäuscht von ihm, das sah er genau. Aber er meinte es doch nur gut. Die anderen hatten ihn angerufen und gefragt, ob er nicht zusammen mit ihnen mit ihr noch mal sprechen könnte und seine Hilfe anbieten könnte. Also hatte er sie in seine Arme genommen, als sie zum Tempel kam, und wollte ganz ruhig mit ihr reden und seine Hilfe anbieten. Doch sie hatte sich sofort von ihm entfernt und wurde sauer. Ami versuchte es auch noch und erklärte ihr, dass sie es wussten, dass sie diese Kraft benutzen würde und sie alle doch nur helfen wollten, ihr zu helfen, es zu unterdrücken. Doch das machte sie nur noch wütender, als sie das erfuhr. Böse hatte sie ihn gefragt, warum er da mitmachen würde. Er meinte es doch wirklich nicht böse, auch die anderen nicht. Sie machten sich doch einfach nur Sorgen um sie. Jetzt im Nachhinein war ihm klar, warum sie so reagierte. Er versuchte sie noch zu beruhigen. Wie ein Film liefen die letzten Minuten, bevor sie verschwand, vor ihm ab. Sie ließ sich nicht von ihm beruhigen. Aufgebracht warf sie ihm und den anderen vor, dass sie sich nicht um sie sorgen würden, sondern, dass es ihnen einfach nicht passen würde, dass sie wohl nicht so funktionierte, wie sie wollten. Es verpasste ihm immer noch einen Stich, dass sie das von ihnen dachte. Er wollte sie in seine Arme nehmen und sie wieder wachrütteln, doch sie schubste ihn einfach von sich weg und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Und dann ging alles ganz schnell. Sie schrie, dass sie das nicht mehr wollen würde, und lief zu den Treppen. Sofort waren sie natürlich hinter ihr her. Bevor sie sie jedoch erreichten, hob sie ihre Hand und ließ eine Art Energiewelle gegen sie los, wodurch sie alle zu Boden gingen. Einige Minuten konnte sie sich nicht mehr rühren. Als sie sich wieder bewegen konnten, liefen sie natürlich gleich los und suchten die Stadt nach ihr ab. Bis heute vergebens. Schwer atmete er ein und wieder aus. Hätte er doch nur vorher was geahnt, wie es ihr die Wochen zuvor ging. Er hätte ganz anders reagieren können und ihr besser helfen können. Aber er war ja zu beschäftigt. Leise klopfte es an der Tür und vorsichtig richtete er sich auf. „Ja?“ Rei streckte ihren Kopf durch die Tür und lächelte ihn an. „Wie geht es dir?“ „Es ging schon mal besser … Sind die anderen da?“ „Möchtest du dabei sein?“, ging Rei nickend einen Schritt ins Zimmer. Langsam stand Mamoru von dem Bett auf und ging einen Schritt nach den anderen auf sie zu. „Ich komme.“ Sofort eilte Rei neben ihn und stützte ihn. Zusammen liefen sie in Reis Zimmer zu den anderen.   „Was ist, wenn es doch wahr ist?“, grübelte Minako. Schnell hatten Ami und Rei die anderen auf den neusten Stand gebracht und nun überlegten alle seit Stunden fieberhaft, was es zu bedeuten hatte. Mittlerweile war es schon spät am Abend und draußen dunkel geworden. „Ich werde versuchen herauszufinden, ob es so eine Kette auf dem Mond gegeben hat“, hüpfte Luna von dem Tisch herunter. Mamoru lag mehr auf den Boden neben den Tisch, als dass er saß, und starrte die Decke an. Die anderen hatten ihn immer wieder vergewissert, dass er ruhig ins Bett gehen könnte. Aber er konnte jetzt nicht einfach schlafen, wenn noch so vieles unklar war. „Warum das Mondlicht Silber ist, wissen wir aber auch immer noch nicht“, seufzte Minako und legte ihren Kopf auf den Tisch. Mamoru drehte seinen Kopf zum Fenster und konnte dadurch genau auf den Mond blicken, der hoch am Firmament leuchtete. Abrupt riss er dabei auf ein mal seine Augen auf und ging langsam zum Fenster herüber. „Aber natürlich … Warum bin ich da nicht gleich drauf gekommen.“ Verwundert sahen sich die anderen an. Makoto stand vom Tisch auf, stellte sich neben ihn und folgte seinen Blick herauf. „Was meinst du?“ Kurz schloss Mamoru seine Augen. Wie blind waren sie überhaupt, dass da niemand von ihnen dran gedacht hatte. Es war doch so offensichtlich. Mit einem Schlag öffnete er wieder seine Augen und sah in die irritierten Gesichter der anderen. „Sie ist auf dem Mond.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)