A Single Red Rose von Daelis (The 25th of December) ================================================================================ Kapitel 5: ♣ Rosenblütentee --------------------------- Es war bestimmt Reiji. Ihr hattet euch wirklich gut verstanden und diese klassische Bild einer Rose mit Liebesbrief passte einfach nur zu ihm wirklich! Bei einer Tasse Tee könntest du sicher in Ruhe darüber mit ihm sprechen. Nur wann, das war die Frage? Du konntest ja schlecht einfach unangekündigt wieder bei den Sakamakis auflaufen, oder? Reiji fände das sicher nicht gut. Er war so penibel, ordentlich und darauf bedacht, dass alles der Planung nach verlief, dass er es sicher lästig fände, wenn du einfach von einem Moment auf den nächsten da wärst und über Nacht bleiben müsstest – denn so schnell reisen wie ein Vampir konntest du ja auch nicht. Für dich blieben die üblichen Mittel: Bus und Bahn. Besser also, wenn du vorher kurz mal durchriefst. Gesagt – getan. Die Nummer hattest du ja zum Glück. Eines deiner Mitbringsel von der aufregenden Adventszeit bei den Vampiren. Du hättest sie heute sowieso noch anrufen wollen, schon um frohe Weihnachten zu wünschen und zu hören, ob sie alle ihr Geschenk bekommen hatten, ob es ihnen gefiel und ob sie alle auch ja freundlich zu einander waren. Denn zumindest daran hattest du so den einen oder anderen berechtigten Zweifel. Biep. Biep. Biep. Biep. „Sakamaki, Reiji am Apparat“, meldete sich – ganz wie erwartet – Reiji am anderen Ende der Leitung. Die Anderen waren vermutlich eh zu faul, um ans Telefon zu gehen und du musstest zugeben, dass es vermutlich auch nicht allzu viele Leute gab, die die Vampire anriefen. Ihr Vater vielleicht, dann natürlich diverse Hotlines für Umfragen und Telefonverkäufe. Und du. „Hallo Reiji, ich bin's“, begannst du gut gelaunt. „Wie geht es allen? Hattet ihr eine schöne Weihnachtsfeier?“ Eine Weile lang herrschte Stille auf der anderen Seite, dann antwortete Reiji mit monotoner Stimme: „Es verlief ruhiger als erwartet.“ Das war dann wohl schon die Variante von „gut gelaufen“. Was hattest du auch erwartet? „Ist... Laito wieder da?“ Du schlucktest den Kloß in deinem Hals hinunter. Die Frage war dir entschlüpft, bevor du nachdenken konntest. „Ja, schon vor einer Weile. Mach dir seinetwegen keine Gedanken.“ So wie Reiji klang, tat er das auch nicht. „Mache ich nicht!“ Zu schnell. Mist. Du atmetest tief durch. „Ich rufe nicht wegen ihm an“, betontest du langsam. „Ich rufe an, weil...“ Nun machtest du eine Pause, doch Reiji ließ sie dir. „Weil ich eigentlich mit dir reden wollte.“ Du konntest es nicht hören, aber du könntest schwören, er schob nun seine Brille zurecht, wie er es oft tat. „Ich bin ganz Ohr. Sprich.“ „Persönlich. Kann ich... einfach die Tage mal vorbei kommen?“ Reiji schwieg einen Moment und beinahe bereutest du, überhaupt gefragt zu haben. Vielleicht solltest du das ganze Thema doch ruhen lassen, nicht weiter nachbohren. „Du bist uns jederzeit willkommen.“ Dir fiel ein Stein vom Herzen. „Super, dann... komm ich einfach nach den Feiertagen mal rum.“ Stille. „Bis... bis dann, Reiji.“ „Bis dann. Gib auf deine Gesundheit acht. Es ist sehr kalt geworden und Menschen erkälten sich schnell. Es wäre unansehnlich, wenn du uns erkrankt besuchst.“ Schwang da etwa Sorge in seiner Stimme mit? Deine Lippen kräuselten sich zu einem Grinsen. „Mach ich. Danke, Reiji. Bis dann.“ Keine drei Tage später standest du, dick verpackt in Winterjacke und gegen die Witterung mit Schal, Mütze und Handschuhen gerüstet, vor der Haustür der Sakamakis. Ob die Mukami-Brüder auch noch dort sein würden? Du drücktest die Klingel und einen Moment lang war es ruhig, dann öffnete sich die Tür und Kanato streckte den Kopf zur Tür hinaus. „Hallo Kanato.“ Sofort breitete sich auf seinen Zügen ein Lächeln aus. „Hallo. Reiji hat gesagt, dass du herkommst.“ Hatte er das? Dabei hattet ihr gar keinen spezifischen Tag ausgemacht. Kanato trat zur Seite, um dich einzulassen. „Wir haben Kuchen. Teddy und ich teilen auch mit dir.“ Nun war es an dir zu lächeln. Kanato teilte schließlich nicht mit jedem freiwillig. „Das ist lieb von euch, dankeschön.“ Kanato führte dich in den Salon, nachdem du dich aus deiner Wintermontur geschält hattest. Offenbar warst du mitten in seine persönliche Kuchenstunde geplatzt. Der zweite, leere Teller neben dem mit dem angefangenen Stück Kuchen gehörte Teddy. Diese Marotte Kanatos kanntest ja inzwischen ja. „Sind die Anderen auch da?“, wandtest du dich an den lilahaarigen Vampir. Dieser nickte. „Ja. Außer Ayato.“ Dein fragender Blick ließ Kanato weitersprechen. „Er ist auf einem Festival in der Nähe, um Takoyaki zu essen.“ Typisch Ayato. Grinsend nicktest du. „Verstehe. Darf ich?“, fragtest du mit einer Geste gen Sofa und Kanato nickte. Kaum, dass du Platz genommen hattest, trat auch schon Reiji ein. Er hatte ein Tablett mit einer Teekanne nebst zwei Tassen dabei. „Hallo Reiji.“ Du wolltest dich wieder erheben, um ihn zu begrüßen, doch er bedeutete dir mit einer knappen Geste, sitzen zu bleiben. Ohne ein Wort zu verlieren, nahm er ebenfalls Platz, eindeutig zu Kanatos Missfallen. „Reiji, du störst uns!“, protestierte er genervt, doch Reiji ließ sich davon nicht beeindrucken. „Ich habe etwas mit ihr zu besprechen, Kanato“, meinte er stattdessen und warf dir einen kurzen Blick zu. Im ersten Moment kamst du gar nicht umhin, dich zu wundern, was genau er denn mit dir zu besprechen hatte, bis dir dämmerte, dass es nicht er war, der etwas mit dir besprechen wollte, sondern vielmehr anders herum. Du hattest es ihm ja vor ein paar Tagen am Telefon angekündigt. Deshalb wollte er Kanato wegschicken! Unbewusst blieb dein Blick an dem ruhigen Vampir hängen, der gerade seiner üblichen Gewohnheit folgte und seine Brille zurecht schob. Genau so, wie er es in deiner Vorstellung auch getan hatte, während ihr telefoniertet. Wie Kanato erst wütend zu Reiji sah, dann zu dir und sich sein Gesicht dabei zu einer trotzigen Miene verzog, bemerktest du so allerdings nicht. „Teddy und ich wollten sowieso gehen!“ Eingeschnappt griff sich Kanato seinen über alles geliebten Teddybären und stapfte davon, wobei er die Salontür mit lautem Krachen hinter sich zuschlug, was Reijis Mundwinkel kurz verräterisch zucken ließ. Klar, dass ihn das ärgerte. Es entsprach ganz sicher nicht seinen Vorstellungen von Etikette. Nun aber wandte sich Reiji mit voller Aufmerksamkeit dir zu. „Ich denke, nun können wir in Ruhe besprechen, weshalb du hierher kamst.“ Unter seinem Blick wurde dir gleich wieder ein wenig flau. War es wirklich eine gute Idee gewesen, hierher zu kommen? Was, wenn es nicht Reiji gewesen war? Er würde es kaum herumposaunen, aber bestimmt wissen, wer in Frage kam, der heimliche Verehrer zu sein. Nervös nicktest du ihm zu. „Ja... Danke, Reiji.“ Dein Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, so aufgeregt warst du ob dieser Situation. Innerlich gemahntest du dich zur Ruhe. Es gab überhaupt keinen Grund, nervös zu sein. Entweder der Brief und die Rose waren von Reiji, dann würde er das sicher zugeben und sich erklären. Oder aber sie waren nicht von ihm und er könnte dir helfen, herauszufinden, wer es gewesen war. Lachen würde er über die Angelegenheit ganz bestimmt nicht. Er goss den mitgebrachten Tee in die zwei Tassen und reichte dir dann eine der beiden. Die hellrote Flüssigkeit duftete herrlich süß und zauberte dir ein Lächeln auf die Lippen. „Danke. Also... Worüber ich mit dir reden wollte... Es geht um...“ Nervös drehtest du die Tasse zwischen den Fingern. Reijis Blick war auf dich geheftet und verriet absolut nicht, was in dem strengen Vampir vor sich ging. „Es geht nicht um Laito und darum, weshalb er so schnell wieder hier war.“ Das war weniger eine Frage als eine Feststellung und du nicktest. „Ja. Also nein. Es geht nicht um Laito. Es geht um einen Brief, den ich am 1. Weihnachtstag gefunden habe.“ Du zogst den Brief aus deiner Hosentasche und reichtest ihn Reiji, der das zerknitterte Papier entgegennahm und eine Augenbraue hob. Anstatt den Brief zu öffnen, nahm einen Schluck seines Tees und nervös tatest du es ihm gleich. Der Tee war wirklich köstlich. Er war süß und schmeckte genauso intensiv wie er roch. Irgendwie kam der Geruch dir auch bekannt vor, doch du konntest nicht festlegen, woher. Noch immer blickte Reiji unverwandt auf den Brief, machte aber keine Anstalten, das Papier zu entfalten. „Ich wusste nicht, ob ich es dir sagen sollte, aber du sollst es erfahren, ehe es zu spät ist. Dein Lächeln verzaubert mich. Ich liebe dich. Nicht dein Blut, sondern dich. So du mich willst, bin ich dein.“ Vor lauter Schreck hättest du beinahe den Tee wieder ausgespuckt. Reiji kannte den Brief. Dann hattest du richtig gelegen, soviel stand fest. Sprachlos starrtest du ihn an. „Ich hatte nicht erwartet, dass du ihn finden würdest“, gab er ruhig zu und noch immer hattest du keine Ahnung, was er bei all dem empfand. „Reiji, du hast...“, begannst du schließlich kaum hörbar und sein Blick wandte sich wieder dir zu. Er nickte. „Ja, ich habe diese Zeilen verfasst und damit zugegebenermaßen kein Meisterwerk zu Papier gebracht, doch es schienen mir die rechten Worte.“ Dein Herz schlug hart in deiner Brust. Reiji war dein heimlicher Verehrer. Er war derjenige, der dir diese Zeilen geschrieben hatte, derjenige, der dir eine Rose hatte bringen wollen. Jetzt erkanntest du auch den Duft des Tees. Rosen! Es war ein Tee aus Rosen! War das Reijis Art gewesen, sich wortlos zu offenbaren? Du starrtest in die rote Flüssigkeit, deren Duft dir noch immer wohltuend in die Nase stieg. Als du den Blick wieder hobst, war dir Reijis Gesicht so nahe, dass sich eure Nasenspitzen beinahe berührten. Glühend schoss dir die Röte in die Wangen. Dazu, etwas zu sagen, kamst du allerdings nicht mehr, denn da legten sich die Lippen des stoischen Vampirs auch schon auf deine. „Ich liebe dich.“ Mehr sagte Reiji nicht, als ihr euch löstet. Und mehr brauchte er auch nicht sagen. Laito mochte dich nicht geliebt haben, aber seinem Bruder glaubtest du. Deine Augen schlossen sich wie von selbst, denn in deinem Herzen wusstest du, dass das hier funktionieren könnte, dass diese Liebe erblühen könnte. ❤ The End ❤ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)