Touching Tomorrow von Varlet ================================================================================ Kapitel 14: 14.12. ------------------ Shu saß im Büro von James. Er sah seinen Vorgesetzten schlecht gelaunt an. „Haben Sie etwas über Sayaka Shibungi raus gefunden?“ „Nein“, antwortete James ruhig. „Ich habe Männer auf die Bahnhöfe und Flughäfen angesetzt. Wenn Sayaka selbst versucht das Land oder die Stadt zu verlassen, bekommen wir es mit. Wenn sie hingegen entführt worden ist, sieht die Sache ein wenig schwerer aus. Ich gehe davon aus, dass ein Entführer nicht an belebte Orte mit ihr geht.“ „Eher unwahrscheinlich“, nickte Akai. „Falls wirklich ein Gewaltverbrechen vorliegt.“ „Sie glauben also nicht daran?“ „Nicht wirklich. Die Menge an Blut die gefunden wurde weist auf eine sehr schwere Verletzung hin. Wenn alles Sayaka Shibungi zugeordnen wird, kann man davon ausgehen, dass die Menge zum Tode führt. Es sei denn sie ist entkommen und konnte rechtzeitig Hilfe kriegen. Aber dann wäre sie bereits im Krankenhaus und die Polizei hätte sie gefunden“, antwortete Shuichi. „Es ist natürlich auch möglich, dass das Blut nicht zu Sayaka gehört sondern zu ihrem Angreifer. Dann können wir aber davon ausgehen, dass sie früher oder später versuchen wird mit ihrem Mann Kontakt aufzunehmen. Ich habe sicherheitshalber die Observation heute Nacht aufrecht erhalten. Es kam zu keiner Kontaktaufnahme. Das ist in Anbetracht der Lage nicht verwunderlich. Wenn ich eine verängstigte Frau bin, die für die Organisation arbeitet und die versucht mich umzubringen, würde ich erst ein paar Tage warten, ehe ich mich bei irgendwem melde. Unschön für Jodie, aber so ist es leider. Außerdem war ich vorher noch einmal im Haus und hab mir den Tatort angesehen.“ Akai räusperte sich. „Wir befürchten ja bereits länger, dass die Polizei von der Organisation infiltriert wurde. Der Tatort war unverändert. Mir sind auch keine neuen Spuren aufgefallen.“ „Dann haben wir momentan nichts, was Jodies Unschuld beweist“, murmelte James. „Allein wegen der Unschuldsvermutung wird sie nicht bestraft werden können. Aber wenn die Presse erst einmal Wind davon bekommt und es auch noch in die Staaten weiter getragen wird, kann es ihre Karriere verbauen“, sprach er. *** Inspektor Takagi sah seinen Vorgesetzten – Inspektor Megure – an. Er stand in dessen Büro und wartete. „Inspektor?“, fragte er nach einer Weile. Megure seufzte. Er schlug die Akte des Falles zu und blickte Takagi an. „Gut gemacht, Takagi.“ „Danke, Inspektor. Aber…“ Takagi zögerte. „Was aber?“ „Ich bin nicht froh über das, was ich heraus gefunden habe“, antwortete dieser. „Bei der Befragung der Mitarbeiter von Medipharm kam eindeutig heraus, dass die Shibungis sehr beliebt und von allen gemocht werden. Sie haben auch gesagt, dass Jodie Starling erst seit wenigen Tagen im Unternehmen ist und noch keiner weiß, wie sie einzuschätzen ist. Es gibt aber zwei Sachen die alle ausgesagt haben: Frau Starling hatte bisher noch gar keinen Kontakt zu Sayaka Shibungi und jeder würde Frau Starling zutrauen im Affekt jemanden zu verletzten. Letztes ist meiner Meinung nach dadurch entstanden, weil sie Ausländerin und neu ist.“ Megure hatte stillschweigend zugehört. „Die Meinungen der Kollegen sind nicht ausschlaggebend um Frau Starling zu verhaften und in Untersuchungshaft zu bringen.“ „Zum Glück“, murmelte Takagi leise. Megure räusperte sich. „Wir dürfen aber auch nicht aufgrund von Emotionen und der Tatsache, dass wir sie kennen, ein Auge zu drücken. Wir müssen wie Polizisten denken und den Fall genau so behandeln, wie wenn Frau Starling eine fremde Person wäre.“ Takagi nickte. „Aber Sie wissen genau so gut wie ich, dass sie es nicht gewesen ist.“ „Was ich weiß und was ich nicht weiß, spielt keine Rolle.“ Der Inspektor seufzte. „Haben Sie nicht auch das Gefühl, dass die Beweise manipuliert sind?“ Er stockte. „Nein, nicht manipuliert. Ich meine, sie sehen nicht zufällig aus. So als würde jemand wollen, dass wir Frau Starling ins Visier nehmen.“ „Deswegen müssen Sie die Wahrheit heraus finden“, antwortet Megure. „Aber Sie dürfen unsere Arbeit dabei nicht behindern. Und bitte keine Extrabehandlungen. Behandeln Sie sie wie jede andere Person auch.“ Megure sah ihn an. „Was wissen wir über den anderen FBI Agent?“ „Nicht wirklich viel, Inspektor“, sprach Takagi. „Er ist bisher einmal in Erscheinung getreten. Das war allerdings als Zeuge bei einer Busentführung. Die Entführer wollten das er und Dr. Araide mit ihnen die Kleider wechseln. Am Ende ist alles zum Glück gut ausgegangen. Frau Starling war ebenfalls in dem Bus. Ansonsten haben wir keine Informationen zu ihm. Ich hab versucht mehr über ihn heraus zu finden, aber das FBI hat alle Akten unter Verschluss.“ „Ich verstehe“, entgegnete Megure. „Deswegen möchte ich jetzt zu Frau Starling fahren. Ich hoffe, dass Herr Akai ebenfalls dort ist. Dann kann ich beide befragen. Und ich muss sie wegen dem Video befragen.“ „Machen Sie das. Und Takagi?“ „Ja?“ „Ich bin froh, dass Sie vorher zu mir gekommen sind und über Ihren Standpunkt sprachen.“ Takagi lächelte leicht und ging nach draußen. Er wusste, dass Jodie keine Täterin war. Nicht nur, weil er sie kannte und mit ihr zusammen arbeitete, es war ihre Art und sein Gefühl. In Megures Augen sah er den gleichen Zweifel den er selber auch hatte. Aber mit Zweifel alleine konnte man keine Anklage abwenden. Takagi war sich sicher, dass irgendjemand Jodie als Sündenbock hinstellen wollte. Die Frage war nur wer es auf sie absah. *** Takagi klingelte an der Haustür. Er wartete. Als die Tür aufging, war er für einen Moment überrascht. „Guten Tag. Ich wollte zu Frau Starling.“ James trat zur Seite. „Kommen Sie rein“, sprach er und führte den Inspektor in das Wohnzimmer. Jodie saß auf dem Sofa. Sie sah müde aus. Sie hatte in der Nacht kein Auge zu gemacht, was nicht unwahrscheinlich war in Anbetracht der Tatsache, dass sie sich für die Entführung verantworten sollte. Wäre Takagi an ihrer Stelle gewesen, hätte er auch kein Auge zu gemacht. „Inspektor Takagi.“ Jodie stand auf und reichte ihm die Hand. „Setzen Sie sich doch.“ Der Angesprochene schüttelte den Kopf. „Ich muss Sie bitten, mich auf das Revier zu begleiten.“ Jodie schluckte. „Haben Sie Frau Shibungi gefunden?“ „Ich würde das gern im Revier mit Ihnen besprechen. Es tut mir leid, aber um nachher auf der sicheren Seite zu sein, müssen wir nun nach Vorschrift handeln.“ James tätschelte Jodies Arm. „Schon gut. Fahr ruhig mit dem Inspektor. Ich komm nach.“ „Okay…“, murmelte Jodie. Sie ging in den Flur und zog sich die Jacke sowie ihre Schuhe an. „Braucht Sie einen Anwalt?“, wollte James wissen. „Sagen wir es mal so: Es kann nichts schaden.“ James nickte. „Warten Sie mit dem Verhör bis ich da bin.“ „Natürlich“, kam es von Takagi. *** Takagi führte Jodie direkt in das Verhörzimmer. Während der Fahrt und auch auf dem Gang schwieg er. Nur die wichtigsten Worte hatte er mit ihr gewechselt. Wäre es anders gewesen und er hätte Jodie irgendwie gewarnt, wäre ihm der Fall um die Ohren geflogen. Vielleicht hätte er ihn sogar verloren oder man hätte später die Glaubhaftigkeit in Zweifel gezogen. Takagi blieb vor dem Zimmer stehen. Er öffnete die Tür und sah zu Jodie. „Sie müssen sich keine Sorgen machen“, sagte er und wies auf die Stühle. „Setzen Sie sich.“ Jodie sah sich um. Der Raum war recht spartanisch eingerichtet. In der Mitte stand ein Tisch in weiß. An beiden Seiten standen jeweils zwei Stühle. An einer Wand hing ein Spiegel. Die Räumlichkeiten ähnelten denen vom FBI. Jodie wusste genau was es hieß. Zwei Ermittler konnten Fragen stellen, sogar mehr wenn sie standen. Die verdächtige Person oder der Zeuge nahm auf der anderen Seite platz. Daneben saß der Verteidiger. Auf der anderen Seite des Raumes – hinter dem Spiegel – standen meistens andere wichtige Personen: Polizisten, Staatsanwälte, Zeugen. Sie konnten das Gespräch beobachten und wenn man mit ihnen verkabelt war, das Verhör in eine bestimmte Richtung lenken. Jodie setzte sich und sah den Inspektor an. „Dann fangen wir an“, sagte sie. „Noch nicht. Ihr Boss möchte auch dabei sein. Wir werden noch etwas warten.“ „Verstehe“, murmelte sie leise. Jodie tippte ungeduldig auf dem Tisch herum. Als wenige Minuten später die Tür aufging, verspürte Jodie einen Hauch von Erleichterung. Sie drehte sich um. Als sie James sah lächelte sie. Die unbekannte Person neben ihm beäugte sie kritisch. Takagi ging auf beide Männer zu und reichte ihnen die Hand. „Ich bin Inspektor Takagi“, stellte er sich dem Fremden vor. „Bitte, setzen Sie sich doch. Wir können dann mit dem Verhör anfangen.“ „Tanaka“, antwortete der Mann. Er setzte sich auf den Stuhl neben Jodie. James zog den Stuhl neben Takagais Platz zu sich und nahm an Jodies linken Seite Platz. „Das ist Herr Tanaka. Er ist Anwalt, dein Anwalt. Ich habe ihn während der Fahrt in groben Teilen in deinen Fall eingewiesen.“ Jodie sah den Anwalt an. „Jodie Starling“, sprach sie. „Vielen Dank.“ Sie sah zu James. „Dir auch danke.“ „Dann können wir anfangen?“, wollte Takagi wissen. Herr Tanaka nickte. „Nur zu.“ „Zuerst einmal muss ich Sie darüber aufklären, dass wir das Gespräch aufzeichnen. Wenn Sie damit einverstanden sind, sagen sie: ja.“ „Ja.“ Takagi zog das Aufnahmegerät zu sich. „Jodie Starling bestätigte die Aufnahme des Verhörs.“ Er sah zu Jodie. „Also Frau Starling, Sie haben sich bei dem Unternehmen Medipharm beworben?“ „Ja.“ „Wann war das?“ „Ich habe eine Bewerbung am 6. Dezember raus geschickt. Danach dachte ich mir, dass es nicht schaden kann, wenn ich die Bewerbung persönlich abgebe. Manchmal kann man ja auch mit potentiellen Kollegen in Kontakt kommen oder man kriegt direkt ein Vorstellungsgespräch“, antwortete Jodie. „Woher wussten Sie von der freien Stelle? Laut Sota Shibungi wurde keine Stelle ausgeschrieben.“ „Es war eine Initiativbewerbung. Ich habe einfach mein Glück versucht. Im Gespräch erzählte mir Herr Shibungi dann, dass tatsächlich eine Stelle frei ist. Wir hatten ein gutes Vorstellungsgespräch.“ „Und danach haben Sie die Stelle bekommen?“ „Naja nicht ganz“, kam es von Jodie. „Herr Shibungi war sich noch unsicher. Auf der einen Seite brauchte er dringend einen neuen Mitarbeiter und auf der anderen Seite wollte er nicht eine schnelle Entscheidung treffen. Und da er noch nicht vollends von mir überzeugt war, schlug ich vor, dass ich zum Probearbeiten komme. Er wollte es aber erst mit seiner Frau besprechen, rief mich aber am gleichen Abend noch an und sagte mir zu. So sollte ich schließlich bis zum Jahresende dort Probearbeiten.“ „Und dann haben Sie also direkt am nächsten Tag angefangen?“ „Ja, genau. Ich hatte Zeit und konnte deswegen sofort los legen.“ „Stimmt es, dass Sie sich vorgestern in der Firma nach Frau Shibungi erkundigt haben?“, wollte Takagi wissen. „Ja, das habe ich“, sagte sie ruhig. „Ich wollte mit ihr sprechen und stellte in der Firma fest, dass sie nicht erschienen ist. Aus dem Grund hab ich bei Frau Kawasaki nachgefragt.“ „Und warum wollten Sie mit ihr sprechen?“ „Am Sonntag sah ich sie sehr aufgewühlt durch die Stadt gehen. Ich verlor sie dann aber aus den Augen und als ich dann am nächsten Tag wieder in der Arbeit war, wollte ich mich nach ihrem Befinden erkundigen.“ „Woher wussten Sie, dass die Frau die sie sahen Frau Shibungi ist? Soweit ich gehört habe, war Frau Shibungi in Ihrer ersten Woche noch im Urlaub, sodass Sie gar keine Gelegenheit gehabt haben, mit ihr zu sprechen.“ „Das ist richtig“, nickte Jodie. „Wir haben in unseren Computern natürlich den Zugang zu dem internen Netzwerk. Mir wurde gesagt, dass ich mich durch die verschiedenen elektronischen Ordner durchklicken kann, wenn ich die Zeit habe. Das tat ich dann auch und stieß so auf ein Foto von Frau Shibungi. Deswegen erkannte ich sie.“ „Ich verstehe“, murmelte der Inspektor. „Und als Sie erfuhren, dass Frau Shibungi nicht da ist, was haben Sie gemacht?“ „Ich dachte zuerst, dass ich mit ihrem Mann sprechen könnte, aber da hatte Frau Kawasaki auch schon erwähnt, dass dieser nicht im Haus ist. Deswegen bin ich zum Haus der Shibungis. Die Tür stand auf. Das alarmierte mich. Deswegen bin ich langsam rein und sah mich um. Das Blut machte mich stutzig und ich erkannte, dass ich aufpassen musste. Ich sah mich um und folgte den blutigen Abdrücken zur Küche. Als ich dort auf die Blutlache stieß, standen Sie auch schon da.“ Takagi überlegte. „Mhmm…verstehe…“, sagte er. „Also damit wir uns richtig verstehen. Sie sind eigentlich FBI Agentin und in Japan machen Sie Urlaub oder besser gesagt, Sie nehmen sich eine Auszeit. Ab und an helfen Sie trotzdem dem FBI, wenn sich amerikanische Täter oder Opfer in Japan aufhalten oder aber wenn es um Recherchen geht?“ „Genau“, sagte sie. „Das FBI möchte mich in den Staaten wieder einsetzen. Deswegen geben sie mir ab und an kleine Aufträge.“ „Warum Medipharm?“, wollte Takagi dann wissen. Jodie sah kurz zu James. Dieser nickte. „Medipharm stellt unter anderem freiverkäufliche Arzneimittel her und ist in Japan damit sehr erfolgreich. Nun ist es in dieser Branche üblich, dass diese Arzneimittel nur innerhalb eines Landes vertrieben werden dürfen. Alle anderen Länder sind unzulässig. Das FBI ist einem anonymen Hinweis nachgegangen. Und ich sollte überprüfen, ob Medipharm heimlich seine Produkte in die Staaten schickt und dort vertreibt“, antwortete Jodie. Das war die offizielle Version. „Aber Sie können mir jetzt nicht sagen, was Sie heraus gefunden haben?“ „Inspektor.“ Jodie sah ihn an. „Ich arbeitete in der Firma seit gerade mal zwei Tagen. So viel habe ich in dieser Zeit nicht in Erfahrung bringen können. Über meinen Tisch sind zumindest keine Geschichten ins Ausland gelaufen.“ „Ich verstehe“, sprach Takagi. „Eines möchte ich dann doch noch wissen. Wie sind Sie an die Adresse der Shibungis gekommen?“ „Wir haben die Adresse im Vorfeld ermittelt. Eine Art Absicherung für den Notfall. Hätte ich etwas heraus gefunden, bestünde immer die Möglichkeit, dass man mich verschleppt oder im Haus niederschlägt. Unter den Umständen wüssten meine Kollegen, wo man mich zuerst suchen sollte.“ „Denken Sie, dass Frau oder Herr Shibungi etwas damit zu tun haben?“ „Das wissen wir nicht“, antwortete Jodie. „Wie gesagt, wir stehen mit den Ermittlungen erst am Anfang. Die Möglichkeit besteht natürlich auch, dass sich nicht der Geschäftsführer um den Vertrieb ins Ausland kümmert. Es könnte jeder aus der Firma sein.“ „Ich frage mich, was das mit dem Verschwinden von Frau Shibungi zu tun hat und warum wir so viel Blut fanden.“ „Das kann ich Ihnen nicht sagen, Inspektor. Falls der anonyme Hinweis den wir bekamen der Wahrheit entspricht, könnte es sein, dass Frau Shibungi auch dahinter kam. Ansonsten kann ich nur Mutmaßungen anstellen. Aber die bringen uns nicht weiter. Wir müssen Frau Shibungi finden.“ „Wenn ich ehrlich bin, sprechen die Indizien nicht gerade für Sie.“ Jodie seufzte leise. „Ich weiß. Ich habe gegen die Firma ermittelt. Man könnte mir anlasten, dass ich Frau Shibungi verdächtigt habe und es dadurch zum Kampf kam. Gerade weil ich auch noch die Adresse hatte, wirke ich erst Recht verdächtig.“ Takagi nickte. „Außerdem haben Sie, seit Sie in Japan sind, gelogen“, begann Takagi. „Sie wurden hier als Englischlehrerin eingestellt. Keiner wusste, dass Sie für das FBI gearbeitet haben. Sie haben eine Waffe bei sich geführt ohne japanischen Waffenschein. Und Sie sind hier geblieben. Aber jedes Mal wenn wir Sie antreffen, ermitteln Sie in irgendeinen Fall für das FBI, weil sie darum gebeten werden. Oder Sie sind zufällig Zeuge eines Mordes und helfen uns dabei. Man könnte Ihnen das alles anlasten.“ „Ich weiß, dass es nicht gut für mich aussieht. Damals wurde ich freigestellt und wollte in Japan neu anfangen. Deswegen trat ich die Stelle als Lehrerin an. Ich fühle mich hier wohl und habe auch einige Freunde hier. Das ich wieder zum FBI zurück kehre, war auch für mich nicht selbstverständlich.“ „Das mag sein“, entgegnete Takagi. „Es gibt da aber noch eine Sache, die ich mit Ihnen besprechen will. Bei unserer ersten Begegnung stellten Sie sich als Jodie Saintemillion vor. Ihre Papiere waren auf Saintemillion ausgestellt. Nachdem wir heraus fanden, dass Sie für das FBI arbeiten, änderten Sie ihren Namen auf Starling. Das haben Sie uns nie erklärt.“ Jodie sah auf den Tisch. „Starling ist mein richtiger Nachname…mein Familienname“, murmelte sie. „Saintemillion ist auch mein richtiger Nachname.“ Takagi sah sie fraglich an. „Können Sie das genauer erklären?“ „Inspektor, was hat das mit dem Fall zu tun?“, wollte James wissen. „Es geht hier um die Glaubwürdigkeit. Bisher haben wir nur Lügen gefunden.“ James räusperte sich. „Die Sache mit dem Nachnamen kann ich aufklären. Jodie bekam als kleines Mädchen eine neue Identität unter der sie jahrelang lebte. Ihre Eltern wurden vor rund 20 Jahren ermordet. Ihr Elternhaus wurde daraufhin verbrannt. Jodie war die einzige Überlebende. Sie hatte den Täter gesehen und das FBI musste handeln. Jodie wurde damals direkt ins Zeugenschutzprogramm aufgenommen.“ Takagi stand der Mund offen. „Das wusste ich nicht“, murmelte er leise. „Dann war Saintemillion der Name Ihrer neuen Familie?“ „Nein“, kam es gleich von James. „Das FBI hat den Namen ausgesucht. Wir konnten für Jodie damals kein geeignetes Elternpaar finden. Aus dem Grund kam sie zu mir. Es war zu auffällig, Jodie den Namen Black aufnehmen zu lassen. Aus dem Grund entschieden wir uns für Saintemillion. Diesen behielt sie solange bis wir sicher waren, dass der Täter gefasst wurde.“ „Das war jetzt der Fall?“ „Ja. Jodie hat damals in den Staaten alles auf den Kopf gestellt um den Mörder ihres Vaters zu finden. Leider wurde dieser vor 20 Jahren nicht gefunden. Sie stieß auf eine heiße Spur und arbeitete viel zu verbissen an dem Fall. Deswegen wurde sie vorübergehend suspendiert. Mittlerweile konnte der Täter gefasst werden und befindet sich in FBI Gewahrsam. Dadurch war es Jodie wieder möglich ihren richtigen Namen anzunehmen“, erklärte James. „Und wir wissen, dass Jodie sich gut selbst verteidigen kann.“ Takagi sah Jodie wieder an. „Es gibt etwas, das ich Ihnen bisher verschwiegen habe. Warten Sie bitte.“ Takagi stand auf. Er ging raus und kam nach einer Weile mit einem rollenden Fernsehschrank und Video zurück. Takagi legte dieses ein. Das Video wurde abgespielt. Es zeigte Jodie und Sayaka Shibungi. Einen Ton gab es nicht. Man sah ganz deutlich, dass beide Frauen miteinander gestikulierten – sich stritten. Und dann stieß Jodie die Frau gegen ein Auto, das in der Garage parkte. „Das bin ich nicht.“ „Haben Sie eine Zwillingsschwester?“ Jodie biss sich auf die Unterlippe. „Nein.“ Sie wusste genau, wer ihre Rolle in dem Video spielte. Und sie hasste es. Sie hasste sie. Am liebsten wäre Jodie wie eine Furie aufgesprungen und hätte ihren Unmut raus geschrien. Aber sie hielt sich zurück. Sie durfte nicht auf den Trick der Organisation hereinfallen. Das Video lief weiter. Man sah Sayaka auf dem Boden sitzen. Kauernd. Flehend. Eingeschüchtert sah sie Jodie an. „Sie haben sich in dem Video mit dem Opfer gestritten und sind anschließend handgreiflich geworden. Anschließend sieht Frau Shibungi sehr verängstigt zu Ihnen“, entgegnete Takagi. „Ich war das aber nicht…“ Jodie sah zu James. „James…“ „Ich weiß“, nickte dieser. „Mir scheint es so, als hätte sich jemand als Jodie ausgegeben und versucht ihr nun die Tat in die Schuhe zu schieben. Wurde das Video auf Echtheit überprüft?“, wollte James wissen. „Nicht zu vergessen die Überprüfung ob das Video aus anderen Szenen zusammen geschnitten wurde“, fügte Tanaka an. „Wir haben das Video aus dem Archiv von Medipharm, sagte Takagi. „Die Tiefgarage wird überwacht. Das Video stammt vom Wochenende, genau gesagt vom Sonntag. 14:30 Uhr. Haben Sie ein Alibi für diese Zeit?“ „Am Sonntag war ich zu Hause…alleine…“ Jodie wusste, was das hieß. Sie hatte kein Alibi und es gab ein Video, welches gegen sie sprach. „Ich verstehe.“ „Muss ich jetzt…hier bleiben?“, wollte Jodie wissen. Takagi runzelte die Stirn. „Als Ausländerin besteht bei Ihnen Fluchtgefahr. Die Beweise sind sehr belastend. Sie ließen sich aber nie etwas zu Schulden kommen und arbeiten auf der gleichen Seite wie die Polizei – auch wenn Sie andere Mittel verwenden. Auf dem Video sehen wir nur, dass es einen Streit zwischen Ihnen und Frau Shibungi gab. Es beweist keine Tat. Sollten sich die Beweise gegen Sie aber verstärken oder sollten Sie versuchen zu fliegen, muss ich Sie verhaften.“ Takagi sah sie an. „Mehr kann ich nicht für Sie tun. Sie können jetzt gehen. Sobald ich mit Ihnen reden muss, melde ich.“ „Ist gut…“ Jodie wirkte niedergeschlagen. Sie stand auf und ging mit James und dem Anwalt – der die ganze Zeit schwieg – nach draußen. „Was soll ich jetzt machen, James?“ James sah den Anwalt an. „Sie werden kein Geständnis ablegen“, sagte er. „Für mich ist die Sache ganz klar. Die Indizien gegen Sie haben sich verstärkt. Aber dennoch ist die Polizei in der Beweislast und muss zeigen, dass Sie am Tatort waren und wirklich etwas damit zu tun haben. Aus dem bisherigen Bericht konnte ich ersehen, dass sich kein Spritzer Blut an Ihrer Kleidung befand. Wenn nicht noch so ein Video auftaucht, sollten wir die Sache noch retten können.“ „Das hört sich doch gut an“, kam es von James. Jodie nickte. „Was ist mit dem FBI?“ „Wir stehen hinter dir. Mach dir darüber keine Sorgen. Akai ermittelt und sucht Beweise.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)