Touching Tomorrow von Varlet ================================================================================ Kapitel 12: 12.12. ------------------ Jodie hatte sich den Wecker extra früh gestellt. Sie fühlte sich großartig, strotzte vor Energie. Nie hätte sie es für möglich gehalten, dass dem FBI in so kurzer Zeit der Durchbruch gelang. Sie waren ihrem Ziel schnell näher gekommen, hatten die Firma infiltriert und hörten bei den Shibungis jede Unterhaltung mit an. Letzteres war verwerflich, diente aber einem höheren Zweck. Nur so gelang es ihnen heraus zu finden, dass sich Sayaka mit einem von ihnen getroffen hatte. Sie war eingeschüchtert und plante ihre Flucht. Jetzt war das FBI dran. Sie mussten ihren nächsten Zug machen. Und schneller sein als die Organisation. Wer wusste, ob diese nicht auch schon von den Fluchtplänen wusste. Sayaka war ihr Einstieg. Sie würden ihr Sicherheit anbieten können. Dafür musste sie nur reden. Sie benötigten nicht viel. Es reichte, wenn Sayaka Namen wusste oder ihnen ihr Telefon gab. So konnten sie auf den nächsten Anruf der Organisation warten, ihn lokalisieren und Stunden später vor ihrem Versteck sein. Jodie spürte, dass es diesmal klappte. Damit es nicht auffiel, fuhr sie wie gewohnt zur Arbeit. Jodie betrat mit einem Lächeln auf den Lippen das Bürogebäude. „Guten Morgen“, grüßte sie Aiko am Empfang und ging zu ihren Räumlichkeiten. „Guten Morgen“, entgegnete sie erneut. Sie stellte ihre Tasche auf den Tisch und setzte sich. „Guten Morgen. Ihnen scheint es heute ja sehr gut zu gehen.“ Jodie sah ihre Kollegin Kasumi überrascht an. „Eh…“, murmelte sie. Sie hatte recht. Dabei wollte sich Jodie ganz normal Verhalten. Jodie nickte. „Ich hab irgendwie gute Laune. Ein alter Freund von mir kommt mich zur Weihnachtszeit besuchen. Er wollte unbedingt Japan zu Weihnachten kennen lernen“, log sie. „Wir haben uns gefühlt eine Ewigkeit nicht mehr gesehen.“ „Ja, das kenn ich nur zu gut“, antwortete Kasumi. „Ich komm ursprünglich aus Osaka. Ich weiß, es ist nicht so weit weg wie die Staaten und ich könnte mit einer schnellen Bahnfahrt oder Autofahrt wieder dort sein, aber ich finde nie die Zeit dafür.“ „Wenn Sie Ihre Familie so vermissen, warum ziehen Sie nicht zurück?“ Kasumi seufzte. „Das ist nicht so einfach möglich. Ich hab hier einen guten Job. In Osaka hätte ich nichts. Als ich damals direkt nach dem Studium eine Stelle gesucht hab, sah es sehr mau aus“, entgegnete sie. Und auch wenn ich sie vermisse, tut mir auch der Abstand gut. Sie kennen das bestimmt auch. Wenn man zu sehr aufeinander hockt, giftet man sich irgendwann an.“ Jodie nickte. „Dafür bewundere ich Sie.“ „Mich?“ „Entschuldigung…Herr Shibungi hat mir erzählt, dass Sie zusammen mit Ihrem Freund hier her kamen. Naja Ex-Freund…“, murmelte sie. „Ach das, ja…“ „Und nachdem Sie sich getrennt haben, blieben Sie hier. Sie gaben nicht auf und konnten wahrscheinlich auch kaum die Sprache. Das bewundere ich.“ „Jetzt bringen Sie mich aber wirklich in Verlegenheit“, antwortete Jodie. „Dann sollten wir uns am besten ablenken. Wie wäre es mit Arbeit?“ *** Jodie streckte sich. Sie sah auf die Uhr. „Mittagspause“, sagte sie leise. Sie sah zu ihrer Kollegin. „Macht es Ihnen heute etwas aus, wenn ich schon früher in die Pause gehe?“ Kasumi blickte auf die Uhr. „Kein Problem. Sind Sie verabredet?“ „So ähnlich. Ich muss noch mit jemanden telefonieren.“ Jodie stand auf und nahm das Handy aus ihrer Handtasche. Sie sah kurz auf das Display und steckte es in ihre Hosentasche. „Bis später.“ Im Flur zog sie das Handy wieder raus. Sie sah auf die Kurzmitteilung. Gerade als sie sie lesen wollte, hörte sie einen Kollegen nach ihr rufen. Jodie drehte sich um. „Was kann ich für Sie tun?“ „Wir benötigen ganz dringend die Freigabe für eines unserer Medizinprodukte. Die Unterlagen werden Ihnen nach dem Essen vor liegen. Könnten Sie diese dann mit oberster Priorität behandeln?“ Sie nickte. „Natürlich. Machen Sie sich keine Gedanken.“ „Danke.“ Jodie sah ihm nach und schüttelte den Kopf. Das kannte sie. Gerade noch wollte man etwas anderes machen, wurde aber von einem Kollegen um einen Gefallen gebeten. Auch beim FBI war es so. Sie würde sich aber später darum kümmern. Jodie durchquerte den langen Flur und kam am Empfangstisch vorbei. Aiko saß nicht an ihrem Platz. Das war gut. So gab es keine Zeugen. Trotzdem sah sich Jodie um, ehe sie die Treppen in die zweite Etage ging und vor dem Büro von Sayaka stand. Sie klopfte an. Jodie wartete einen Moment. Auf der Gegenseite regte sich nichts. War das nun ein gutes oder ein schlechtes Zeichen? Sie klopfte erneut an. Nachdem wieder keine Reaktion kam, drückte sie die Klinke langsam nach unten und öffnete die Tür. „Frau Shibungi?“ Das Büro war leer. Die Agentin knurrte leise. Der Anfang verlief schon mal großartig. Die Arbeit hätte sie sich auch ersparen können und direkt zum Haus fahren. Jodie holte ihr Handy raus. Nun las sie die Nachricht. Shibungi ist zu Hause. „Verdammt“, murmelte sie leise. Hätte sie die Nachricht doch nur eher gelesen, hätte sie den Arbeitstag nicht durchgezogen. Sie wäre direkt zu Sayaka nach Hause gefahren. Jodie ging die Treppen nach unten und kam am Empfang vorbei. Aiko saß wieder an ihrem Platz. „Wissen Sie ob Herr oder Frau Shibungi heute noch ins Büro kommen?“ Aiko sah sie an. Dann blickte sie auf ihren Computer, klickte sich rum und sah wieder zu Jodie hoch. „Herr Shibungi hat heute Termine außerhalb“, antwortete sie. „Frau Shibungi hat sich kurzfristig heute noch frei genommen.“ Jodie biss sich auf die Unterlippe. Sayaka war bereits in der letzten Woche nicht in der Firma. Heute sollte ihr erster Tag nach dem Urlaub sein. Sollte. War es aber nicht. „Frei? Ich dachte sie kommt heute aus dem Urlaub wieder zurück.“ Aiko zuckte mit den Schultern. „Sie muss wissen ob sie zur Arbeit kommt oder nicht“, kam es dann. „Scheinbar ging es ihr heute morgen nicht so gut. Deswegen wollte sie noch einen Tag zu Hause bleiben.“ „Mhmm…okay…danke.“ „Soll ich Frau Shibungi etwas ausrichten?“, fragte Aiko nach. Jodie schüttelte den Kopf. „Nein nein, nicht nötig. Das reicht auch noch bis morgen oder übermorgen“, sagte sie. Jodie ging zurück zu ihrem Büro. Es war keiner da. Nach allem was sie von Shu wusste, war es kein gutes Zeichen. „Da sind Sie ja wieder“, kam es von Kasumi. „Hab meine Handtasche vergessen“, log sie. Sie nahm diese und ging wieder nach draußen. Jodie achtete darauf langsam zu gehen. Ihre Kollegen sollten keine Auffälligkeiten an ihr feststellen. Sie ging nach draußen zu ihrem Wagen und fuhr los. Sogleich steckte sie ihr Handy an die Freisprechanlage und wählte die Nummer ihres Kollegen. „Ich weiß Bescheid“, sprach Akai in den Hörer. Jodie seufzte. „Ich hab die Nachricht zu spät gesehen. Sonst wäre ich nicht einmal in die Firma gekommen.“ „Mach dir keine Vorwürfe. Sayaka ist heute Morgen los gefahren und nach einer Stunde wieder zurück nach Hause. Du konntest nicht vorhersehen, das sie doch nicht kommt.“ „Das nicht, aber ich hätte Zwischendurch wenigstens auf mein Handy gucken können.“ Jodie sah in den Rückspiegel, danach nach links und bog ab. „Und was hättest du dann gemacht? Wärst du einfach weg gefahren?“, wollte Shu wissen. „Ja. Ich hätte gesagt, dass es mir nicht gut geht und wäre gefahren“, kam es sogleich von ihr. „Wäre ich doch bloß direkt am morgen zu ihr gegangen.“ „Dann wäre es auffällig geworden“, warf Akai ein. „Wie willst du ihr erklären woher du ihre Adresse hast?“ „Mir wäre schon etwas eingefallen. Wenn es sein müsste, hätte ich gesagt, das ich sie aus dem Büro habe.“ „Und du glaubst, dass die Empfangsdame die Adresse einfach so weitergibt?“, fragte er schließlich. „Damit wäre sie sofort ihren Job los.“ „Dann halt aus dem Telefonbuch. Oder ich sah die Adresse mal durch Zufall.“ „Aha“, murmelte er. „Was hast du jetzt vor?“ „Ich bin im Wagen“, fing sie an. „Und auf dem Weg zum Haus der Shibungis.“ „Was?“ „Ja, ich weiß. Aber die anderen Agenten passen dort auf mich auf. Und wenn die Organisation dort auftaucht, bin ich nicht allein. Ich muss mit ihr reden und ich muss wissen, ob sie überhaupt zu Hause ist. Wenn sie abhauen wollte und heute nicht zur Firma kam, wird sie bestimmt schon Pläne schmieden. Woher weißt du, dass sie uns nicht austrickst? Vielleicht ist sie ja auch gar nicht mehr dort.“ „Jodie…“ „Jetzt halt mir keine Predigt. Ich hör den Motor deines Wagens. Du bist genau so wie ich unterwegs.“ „Wenn du dort bist, pass auf. Wir wissen nicht, ob die Organisation nicht auch das Haus abhört. Sei bei der Wahl deiner Worte vorsichtig.“ „Keine Sorge. Ich hatte nicht vorgehabt alles heraus zu brüllen“, sprach sie. Jodie stellte ihren Wagen am Seitenrand ab. „Shu, ich bin jetzt da. Ich melde mich, wenn ich mit ihr gesprochen habe.“ „Sei vorsichtig“, mahnte er sie. Jodie schmunzelte. „Bin ich doch immer.“ Sie legte auf und steckte das Handy in ihre Handtasche. Jodie stieg aus ihrem Wagen aus. Sie warf einen kurzen Blick auf das Zivilfahrzeug das das Haus beobachtete. Sie nickte den Agenten kurz zu und ging dann zur Haustür. Jodie wollte gerade die Klingel betätigen, als sie stockte. Die Tür stand offen. Nun war ihr mulmiges Gefühl an die Oberfläche gekommen. Es konnte einfach nichts Gutes heißen. Aber warum hatten die Agenten im Wagen nichts bemerkt? Sie hätten wenigstens eine Meldung machen können. Oder hatten sie es getan und sie sah einfach nichts aufs Handy? Jodie wusste, dass sie unter keinen Umständen in das Haus gehen sollte. Aber irgendwas in ihr sah es anders. Die Agentin kam zum Vorschein. Sie musste heraus finden, was passiert war. Ob es Sayaka gut ging und ob die Tür nur versehentlich offen stand. Jodie atmete tief durch. Sie zog ein Taschentuch aus ihrer Handtasche und legte es um ihre Hand. Damit öffnete sie die Tür. Jodie achtete darauf keine Fingerabdrücke zu hinterlassen. Jodie gefror das Blut in den Adern. Der Flur war verwüstet. Jacken lagen auf dem Boden. Sie entdeckte einen kleinen Blutfleck. Instinktiv zog Jodie ihre Waffe aus der Handtasche. Es waren mindestens zwei Menschen im Haus. Sayaka und ihr Angreifer. Es gab einen Kampf. Die Spuren waren deutlich. Vorsichtig ging sie weiter. Der nächste Blutfleck hatte die Form eines Handabdrucks. Er war auf der Treppe. Jodie sah nach oben. Sayaka wollte hoch. Vielleicht war sie noch dort. Vielleicht auch nicht. Der Abdruck war verstrichen. Jodie stellte sich die Situation vor. Sayaka lief vom Flur zur Treppe. Dort stolperte sie und landete mit den Händen auf dieser. Dann stand jemand hinter ihr, zog sie möglicherweise am Bein nach hinten. Sayaka wehrte sich. Vielleicht trat sie ihren Angreifer und lief weiter. Jodie sah sich um. Sie entdeckte weitere Tropfen von Blut. Die Spur zog sich zur Küche. „FBI“, rief sie als sie den Raum betrat. Sofort erblickte Jodie die große Blutlache in der Küche. Alles sah nach einem weiteren Kampf aus. Die Tischdecke war weggerissen, die Stühle lagen umgekippt auf dem Boden genau wie das Besteck und einige Töpfe. Sayaka hatte sich mit allem gewehrt, was sie hatte. Das Küchenfenster war zerbrochen. Auch dort fand sie blutige Abdrücke. War Sayaka durch das Fenster entkommen? Jodie näherte sich diesem. Es war zerstört. Der Angreifer konnte sie rausziehen und wegbringen. Aber warum hatten die Kollegen nichts bemerkt? Warum saßen sie noch immer im Wagen und taten nichts? Jodie ging zurück zu der Blutlache. Sie kniete sich hin. Betrachtete das Blut. Vorsichtig berührte sie das Blut mit ihren Fingerspitzen. Es war warm. Jodie wusste, das es ein Fehler war. Sie berührte den Tatort. Aber sie musste ganz sicher sein. „Waffe auf den Boden und Hände über den Kopf.“ Sie zuckte zusammen. Langsam tat Jodie was ihr befohlen wurde. Sie legte die Waffe auf den Boden und hob die Hände hoch. Sie verschränkte sie an ihrem Hinterkopf. „Und nun langsam aufstehen und zu mir drehen. Ich will keine hektischen Bewegungen.“ Jodie kannte die Stimme. Ein Hauch von Erleichterung legte sich über sie. Sie stand auf, und drehte sich um. „Inspektor Takagi.“ „Miss Jodie“, sprach er. Die Beiden blickten einander ungläubig an. „Was machen Sie hier?“, kam es zeitgleich von beiden. „Darf ich meine Hände wieder runter nehmen?“, fügte Jodie dann an. Takagi nickte. „Und jetzt erzählen Sie mir mal, was Sie hier zu suchen haben.“ Jodie sah ihn an. Nun brachte ihr Lügen nichts mehr. Die Polizei war vor Ort und würde bald auch die Mitarbeiter der Firma befragen. Es waren nur Stunden ehe heraus kam, das sie nun für Medipharm arbeitete. So konnte sie auch gleich mit der Wahrheit – mit der halben Wahrheit – heraus rücken. Kooperation war immer besser. „Meine Vorgesetzten in den Staaten baten mich darum, mich in der Firma Medipharm ein wenig umzuhören. Zu diesem Zweck habe ich mich dort beworben und werde bis zum Endes des Jahres Probearbeiten. Sota Shibungi, der Besitzer dieses Hauses, hat die Firma vor einigen Jahren gegründet. Seine Frau, Sayaka Shibungi, hatte sich für heute krank gemeldet. Mein Ziel für heute lag darin mit ihr ins Gespräch zu kommen. Deswegen habe ich mich entschieden, hier her zu kommen. Als ich draußen am Eingang stand, bemerkte ich, dass die Tür offen ist. Es war mein Instinkt der mir sagte, dass ich nach dem Rechten gucken soll. Ich sah das Blut und kam schließlich hier in die Küche. Dann waren Sie auch schon da“, erklärte sie. „Ihre Waffe müssen wir trotzdem zur Untersuchung mitnehmen“, entgegnete Takagi. „Natürlich.“ „Sie können hier nicht durch…“ Shuichi schob sich an dem Polizisten vorbei. Ein Blick von ihm reichte aus, damit dieser nach hinten wich. Heute war nicht mehr mit ihm zu spaßen. Akai erblickte Jodie und ging zu ihr. „Was ist passiert?“, wollte er wissen. „Und Sie sind? Wie sind Sie eigentlich rein gekommen?“, wollte Takagi von ihm wissen. „Inspektor“, meldete sich der Polizist zu Wort. „Er ist einfach an uns vorbei gelaufen.“ „Und warum haben Sie ihm dann nicht den Weg versperrt?“ „Er…“ Der Polizist druckste herum. „Er sah nicht gerade so aus, als würde ihm das was ausmachen.“ Takagi sah zu Akai. Sein Blick war finster. Finsterer als bei den anderen Menschen. „Ich muss Sie bitten…“ „Vergessen Sie es. Ich fasse am Tatort nichts an.“ Akai drehte sich um und sah zu der Blutlache. „Da ich kurz nach Ihnen hier her kam, zähle ich nicht zu den Verdächtigen. Ihre Leute können bestätigen, dass ich vorher nicht im Haus war“, fügte er an. „Und wie ich das gerade überblicke, ist Jodie momentan die einzige Hauptverdächtige. Sie kniete wahrscheinlich mit der Waffe in der Hand neben der Blutlache. Durchsuchen Sie ihre Tasche. Sie werden kein Blut daran finden. So wie die Situation aussieht, fand ein Kampf statt. Jodies Haare sind allerdings nicht durcheinander.“ Shuichi kniete sich hin. „Das Blut hier unten hat einen hellen Rotstich. Es ist feucht glänzend und klebrig. Das Blut hier ist definitiv frisch. Nicht getrocknet und nicht dunkel.“ Akai sah sich um. „Sayaka Shibungi ist nicht mehr hier. Mit diesen Indizien kann es Jodie nicht gewesen sein. Sie ist weder von Blut besudelt, noch hätte sie die Möglichkeit die Frau rauszubringen und wieder hier her zu kommen. Nach der Menge zu urteilen, kann sich Sayaka nicht selber heraus geschleppt haben. Sie hätte dazu nicht die Kraft. Sie hätten zumindest mehrere Bluttropfen an Jodie finden müssen. Behandeln Sie das Blut also mit einer hohen Priorität. Da Jodie außerdem kurz vor Ihnen hier her kam, kann sie unmöglich Zeit gehabt haben um Beweise zu entsorgen.“ Takagi stand mit offenem Mund da. Er räusperte sich. „Dennoch müssen wir diesen Fall nach den Vorschriften verfolgen.“ Takagi holte sein Notizbuch heraus. „Ich brauche Ihren Namen und Ihre Adresse.“ „Shuichi Akai“, sprach er gelassen und gab ihm dann die Adresse. „Wenn Sie mich überprüfen lassen wollen, machen Sie das nur. Sie können aber auch mit meinem Boss sprechen: James Black.“ „James Black“, murmelte Takagi und sah ihn verdutzt an. „FBI?“ „Er ist mein Kollege.“ Jodie blickte zu Shu. „Ja, ich weiß, er sieht manchmal grimmig aus, ist aber hoch kompetent. Er hat eine hohe Aufklärungsrate.“ Akai zog Jodie zur Seite. „Du hast genug gesagt“, sprach er. „Wie es aussieht, bist du die einzige Verdächtige. Außer wir können noch anderen Besuch benennen, was meiner Meinung nach sehr schwer wird.“ Selbst wenn sie zugaben, dass das FBI das Haus beschattete, Besuch in den letzten Stunden gab es keinen. Zumindest keinen der registriert wurde. Jodie nickte. „Es gibt keine Leiche. Ein Vorteil für dich. Oder Nachteil, je nachdem wie man es dir auslegen möchte“, sagte er. „Wenn das Blut wirklich von Sayaka stammt, müssen wir hoffen, dass sie wieder auftaucht. Wer auch immer sie hat, wird sie möglicherweise nicht wieder gehen lassen. Und wenn du großes Pech hast, wird der Fall als Mord verhandelt.“ „Es sei denn wir finden Beweise die dagegen sprechen“, kam es dann von Takagi. Er sah zu Jodie. „Sie werden sicher verstehen, dass wir mit allen Beteiligten noch einmal sprechen müssen.“ „Natürlich.“ „Und in der Zwischenzeit werden wir Ihre Waffe, ihre Kleidung, die Handtasche und das Blut untersuchen.“ Jodie nickte. Ein Polizist kam mit Wechselsachen herein. „Inspektor.“ Takagi nahm die Sachen entgegen und sah wieder zu Jodie. „Sie müssen diese hier anziehen und uns Ihre Sachen überlassen.“ „In Ordnung“, sagte Jodie. Sie ging in den Nebenraum und zog sich um. Da hatte sie sich ja was eingebrockt. Jodie sah an sich runter. Sie trug ein braunes Sweatshirt und die passende Sporthose dazu. Nicht gerade etwas in dem sie auch draußen herumlaufen wollte. Sie hatte aber keine andere Wahl und kam zu der Gruppe zurück. Ihre Sachen reichte sie an Takagi der sie sofort in eine Beweistüte steckte. „Gibt es noch etwas, das Sie mir mitteilen müssen?“, wollte der Inspektor wissen. „Außer das ich unschuldig bin?“ „Verstehe.“ „Sehen Sie einen Grund warum Jodie in Haft kommt?“, fragte Shuichi. „Ich würde es begrüßen Jodie nach Hause zu bringen.“ Takagi sah ihn nachdenklich an. „Heute zumindest nicht.“ Er wandte sich an Jodie. „Sobald Sie das Land verlassen, werden wir Sie in Gewahrsam nehmen, Miss Starling. Bleiben Sie für uns erreichbar, in Ordnung?“ „Ja, Sie können sich auf mich verlassen.“ „Komm.“ Shu nahm ihr Handgelenk und zog sie nach draußen. Er schwieg. Jodie seufzte. „Kommt jetzt die Predigt?“ „Du weißt selbst wie unverantwortlich es von dir gewesen ist einfach in das Haus zu gehen. Die Organisation hätte auf dich warten können. Und was dann? Du wärst ihnen direkt in die Falle gelaufen.“ „Mir ist aber nichts passiert“, warf sie ein.“ Und die Agenten die das Haus bewachen und abhören, wären mir schon zur Hilfe gekommen.“ „Meinst du?“ Shuichi ging zu dem Zivilfahrzeug. Er klopfte an die Scheibe aber nichts passierte. Dann öffnete er die Tür. Die Agenten saßen mit geschlossenem Auge da. „Sie schlafen. Ich habe James bereits verständigt. Wie es aussieht, wurde ihnen ein Schlafmittel verabreicht.“ Akai sah in den Wagen. „Sie holten sich vorhin den Kaffee aus dem Backshop. Wenn dort das Schlafmittel war, dann gute Nacht…“ Shuichi sah sie mahnend an. „Du hättest die Beiden überprüfen sollen, ehe du ins Haus bist.“ „Ich hab den Wagen gesehen, okay? Ich nickte ihnen zu, aber ich dachte, wenn ich nun zu ihnen gehe, wäre es viel zu auffällig“, warf Jodie ein. „Wenn die Organisation hier war, hätten sie möglicherweise gleich zugeschlagen. Dann hätte ich die beiden Agenten auch in Gefahr gebracht.“ „Und es ist besser wenn du dich dafür in Gefahr bringst?“ „Shu…“, murmelte sie. „Fahr nach Hause, Jodie. Du musst dich ausruhen und wir sehen morgen weiter. Geh normal zur Arbeit. Du bist unschuldig. Zeig ihnen nicht, dass dir die Verdächtigungen etwas aus machen.“ *** Takagi sah Sota Shibungi an. Der Geschäftsmann kam spät nach Hause. Er wusste nicht was vor sich ging und war überrascht gewesen die Spurensicherung und die Polizei in seinem Haus vorzufinden. Sofort wurde er von der Sorge um Sayaka überschüttet. „Herr Shibungi?“ Takagi ging zu ihm. Der Angesprochene nickte. „Wo ist Sayaka?“ „Wir haben Ihre Frau noch nicht finden können“, antwortete der Inspektor. „Können Sie mir sagen welche Termine Ihre Frau heute hatte?“ „Heute?“ Er schluckte. „Keine. Sie sollte eigentlich in der Firma sein. Was ist passiert? Wo ist sie?“ „Scheinbar hat es sich Ihre Frau heute morgen anders überlegt und blieb zu Hause. Wir haben noch keine Spur von ihr. Hatte sie Feinde?“ „Nein. Sie wurde von jedem gemocht.“ „Welche Blutgruppe hat Ihre Frau?“ Sota schluckte. „B negativ.“ Er schluckte. „Oh Gott…Sie haben ihr Blut gefunden. Ist sie…ist sie…“ „Das wissen wir noch nicht“, kam es von Takagi. „Wir lassen das Blut im Labor untersuchen. Wenn wir mehr wissen, werden wir Ihnen Bescheid geben.“ Sota nickte. „Wie konnte das passieren?“, wollte er wissen. „Wieso waren Sie nicht früher hier?“ „Wir erhielten einen Notruf. Wir konnten den Anrufer noch nicht identifizieren. Er sagte, er hätte eine fremde Person in ihrem Haus gesehen und einen Schrei gehört. Er sprach vom Mord. Deswegen bin ich mit meinen Leuten hier.“ „Warum hat der Anrufer meiner Frau nicht geholfen?“ „Angst. Oder er wusste nicht, was er tun sollte. Menschen handeln in Gefahrensituationen nicht immer mit klarem Kopf.“ „Was…was geschieht jetzt?“ „Sie müssen erst einmal ins Hotel. Wir können den Tatort frühestens morgen freigeben. Halten Sie sich bitte für weitere Befragungen bereit.“ „Aber natürlich.“ „Herr Shibungi. Noch eine Frage. Sie sagten, Ihre Frau hatte heute keine Termine. Wissen Sie ob sie sich heute mit Frau Jodie Starling treffen wollte?“ „Frau Starling?“ Er schüttelte den Kopf. „Nein…sie arbeitet bei uns. Das war es aber auch schon. Meine Frau kennt sie nicht. Frau Starling ist erst seit einigen Tagen bei uns. In der Zeit hatte Sayaka Urlaub. Sie wären sich erst heute begegnet.“ „Ich verstehe. Sie haben sie vor kurzem eingestellt. Wie hat Ihre Frau darauf reagiert?“ „Eigentlich ganz gut. Ich zeigte ihr die Bewerbung und da wir dringend jemanden brauchten, stimmte Sayaka zu. Aber ich glaube sie war ein wenig eifersüchtig. Sie müssen wissen, Frau Starling ist eine große blonde Frau. Sie entspricht nicht dem üblichen Bild eines Japaners. Denken Sie, dass Frau Starling etwas damit zu tun hat?“ „Wir müssen in alle Richtungen ermitteln“, meinte Takagi. „Aber warum ausgerechnet meine neuste Mitarbeiterin? Ich versteh nicht…Inspektor, was wird hier gespielt?“ „Als wir hier ankamen, haben wir Frau Starling vor der Blutlache vorgefunden.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)