Tagebuch eines Starfleetkadetten von Yanara126 ================================================================================ Kapitel 5: Kobayashi Maru 2.0 ----------------------------- Ich ging zufrieden durch die Korridore. Ich war unterwegs in den Kontrollraum, denn meine zweite Prüfung sollte gleich beginnen. Vor der Tür blieb ich stehen und atmete noch einmal ganz tief durch. Erst danach ging ich in den Raum. Der Anblick der sich mir bot war grauenvoll. Im Simulator befand sich eine andere Klasse! Und natürlich wirkte sich meine Computerveränderung auf die erste Gruppe Prüflinge aus die getestet wurde! Ich stand vollkommen erstarrt vor Entsetzen herum, starrte durch die Scheibe und musste mit ansehen wie ein anderer Kadett den Ruhm für meine Tat einheimste. Ich stieß einen Wutschrei aus. Geweckt von meinem eigenen Schrei fuhr ich hoch. Ein Seufzer der Erleichterung entglitt mir. Der Test hatte noch nicht stattgefunden. Eigentlich sollte erst in zwei Wochen der nächste Test stattfinden, aber ich beschloss, auf Nummer sicher zu gehen und darum zu bitten den Test gleich morgen wiederholen zu dürfen. Ich stand wieder auf der Brücke im Simulator. Ich durfte tatsächlich schon am nächsten Tag den Test wiederholen. Ich glaube die Prüfer wollten alles schnell hinter sich bringen. Es ging noch einmal von vorn los. Die ganze Prozedur. Meine Crew war dieselbe wie beim letzten Mal. Wie auch alles andere. Das Schiff hieß USS Kelvin und wir waren unterwegs um ein paar ausrangierte Shuttles aus Raumbasis Elf abzuholen um sie anschließend ins Raumdock Neun zu bringen. Da ich das von Anfang an schon wusste, fragte ich erst gar nicht. Stattdessen saß ich im Befehlstand und wartete darauf, dass uns der Notruf erreichte. Nervös fragte ich mich ob alles funktionieren würde. Es kam mir so vor als würde der Test erst ein paar Sekunden laufen, als auch schon die Stimme von Maria Lopez vom Kommunikationspult her rief: „Wir empfangen einen Notruf, Captain!“ „Lassen sie hören“, sagte ich und hoffte, dass es nicht zu angespannt klang. „Hier ist die Kobayashi Maru! Wir sind mit einer Gravitationsmine kollidiert! Die Lebenserhaltungssysteme fallen aus! Kann uns jemand hören?“, tönte es wieder einmal aus den Lautsprechern. Meine Antwort kam fast sofort: „Hier ist die USS Kelvin. Wie sind ihre Koordinaten?“ „Oh, dem Himmel sei Dank! Kelvin, wir befinden uns auf Gamma Hydra, Sektor Zehn.“ Diesmal wurde es nicht still, denn niemand war überrascht. Ich gab natürlich sofort den Befehl, in die neutrale Zone zu fliegen, um der Kobayashi Maru zu helfen. Wie erwartet, tauchten bald darauf zwei Klingonenschiffe auf, was meine Nervosität noch steigerte. Ich unternahm diesmal keinen Versuch mit den Klingonen Kontakt aufzunehmen, da ich wusste, dass der Versuch scheitern musste. Meine erste Taktik war, die Klingonen zu ignorieren, was leider nicht allzu lange funktionierte, denn schon bald meldete Akio: „Die Klingonen schießen auf uns!“ Wie zur Bestätigung erbebte die Brücke und die ersten Schadensmeldungen kamen herein: „Deck acht und neun sind schwer getroffen!“ „Deflektoren auf 25 Prozent!“ „Auch Deck fünfzehn und elf melden schwere Schäden!“ „Die Phaserleistung ist runter auf 20 Prozent!“ Mein erster Gedanke war: Nanu? Der Computer entwickelt ja plötzlich Kreativität! Letztes Mal waren es jedenfalls andere Schäden. Doch nachdem der Anfangshumor verflogen war, verdichtete sich meine Nervosität zu Panik, auch wenn ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen. Wenn meine kleine Sabotage nicht bald Wirkung zeigte, war es zu spät. Plötzlich kam ein Ruf von der Wissenschaftskonsole her. Michael klang ziemlich aufgeregt: „Sir! Die Klingonen sind mit derselben Gravitationsmine zusammengestoßen wie zuvor die Kobayashi Maru!“ Ich versuchte überrascht zu wirken, doch innerlich seufzte ich auf. Es hatte also gewirkt. Danach lief mir alles automatisch von der Zunge: „Lopez, suchen sie auf allen Frequenzen nach Notrufen! Nonaka, versuchen sie noch ein wenig Energie für die Deflektoren zusammenzukratzen! Williams, gehen sie zur technischen Konsole und versuchen sie, den Transferfokus auf möglichst viele Überlebende zu richten, sowohl auf unserem Frachter als auch auf den klingonischen Schiffen! Nowatschek, programmieren sie zur Sicherheit einen Fluchtkurs! Ching, bringen sie uns möglichst weit an die Schiffe heran, ohne uns selbst in Gefahr zu bringen! Ausführen!“ Während ich im Kommandosessel saß und meinen Offizieren beim Ausführen meiner Befehle zuschaute, durchströmte mich wieder dieses wundervolle Gefühl, wenn man als Captain eine effiziente und treue Crew hat. Bereits nach wenigen Sekunden meldete Maria: „Ich habe einen Notruf empfangen Sir!“ Daraufhin war ich sehr zufrieden: „Gut, speichern sie ihn ab, und dann verbinden sie mich mit dem Commander der beiden Raumschiffe.“ Der Befehl wurde sofort ausgeführt, und kurz darauf erschien ein Klingone auf dem Wandschirm. „Was wollen sie?“, knurrte er mich zornig an. Ich sprach ganz ruhig und hoffte, dass niemand meine Aufregung bemerkte: „Ich bin Captain Manderson, Kommandant der USS Kelvin. Wir wollten nur auf ihren Notruf reagieren.“ „Wir haben keinen Notruf gesendet!“, behauptete der klingonische Kommandant trotzig und blickte mich aus zornfunkelnden Augen an. „Doch haben sie“, war meine Antwort und ich bedeutete Maria mit einer Geste den Notruf abzuspielen. Sie drückte einige Tasten und plötzlich dröhnte die Stimme eines Klingonen aus den Lautsprechern, der vom Empire Hilfe verlangte. Ich sprach weiter: „Durch unseren Ehrenkodex sind wir jetzt gezwungen ihnen zu helfen, abgesehen davon sind wir ihre einzige Chance. Ein Schiff des Empire wäre niemals schnell genug hier, bevor die Mine ihr Schiff zerfetzt.“ Der Klingone sah mich wütend und zugleich nachdenklich an. Eine merkwürdige Mischung. Schließlich sagte er: „Habe ich ihr Ehrenwort dass sie uns auf der nächsten Station freigeben?“ Ich nickte: „Ja, ich gebe ihnen mein Ehrenwort.“ „Na gut, beamen sie uns an Bord“, sagte der Klingone wiederstrebend und das Bild verschwand. Meine Zunge handelte auf einmal wieder eigenmächtig: „Mister Williams, beamen sie die Besatzung der Kobayashi Maru und der klingonischen Kreuzer an Bord.“ „Ja, Sir“, antwortete der völlig verdatterte Michael. Er drückte einige Tasten und plötzlich wurde das Licht heller und der Computer gab das Zeichen für das Ende der Simulation. Ich schreckte aus meinen Gedanken hoch. Bei dem ganzen Durcheinander hatte ich glatt vergessen das alles nicht echt war. Fast erwartete ich dass der Klingone durch die jetzt geöffnete Brückentür stürmte, stattdessen aber war es ein vor Wut schnaubender Commodore Wallet. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)