Rückkehr der schwarzen Vögel von Gioia ((Dramione)) ================================================================================ Kapitel 13: Schokoladenschnatz ------------------------------ Samstag, der 6. Dezember Seit dem Gespräch mit Ginny im Krankenflügel waren sechs Tage vergangen. Es war der Nikolaustag, mit einer der ersten winterlichen Feiertage und Hermine war sehr erleichtert, dass es innerhalb der Schlossmauern nicht zu weiteren Angriffen gekommen war. Anscheinend verfehlten die anwesenden Auroren nicht ihre Wirkung auf den Feind, aber dieser augenscheinliche Frieden konnte einfach nicht von Dauer sein. Mit einem kleinen, spielerischen Hüpfer sprang die junge Gryffindor die letzten Stufen der verzauberten Treppe herunter und lief Richtung Schlosshof. Mit einem Lächeln auf ihrem hübschen Gesicht steckte sie ihre Hand in ihre linke, tiefe Manteltasche und betastete den Inhalt. Das Knistern der Folie, die das kleine Präsent einhüllte, war zu hören und bestätigten der Löwin erneut, dass es auch wirklich in ihrer Tasche lag. Es handelte sich nur um eine Kleinigkeit, doch war es ihr zu einer lieben, vorweihnachtlichen Tradition geworden. Seit zwei Jahren fertigte Hermine für ihre Freunde kleine Figuren aus Schokolade an, die auf den Charakter der jeweiligen Person passten. Dabei bemühte sie sich jedes Jahr eine andere passende Gestalt zu wählen. Dafür schmolz sie die Mengen an Schokolade in einem Topf und formte sie anschließend, natürlich mithilfe ihres Zauberstabes, in kleine Figürchen, was allerdings gar nicht so einfach war. Ginny war so begeistert gewesen, dass sie selbst probieren wollte. Allerdings war dies nur von wenig Erfolg gekrönt. Als Hermine am Hof angekommen war, hielt sie nach einer kleinen Gruppe Ausschau, welche jeden Samstag auf dem Rasenplatz fleißig das Fliegen übte. Und schnell wurde die Hexe fündig, als sie seine dominante Stimme vernahm. Schon von weitem konnte man das Kommandieren und Rufen des Malfoysprosses hören, was die brünetten Frau kurz schmunzeln ließ. Mit leichten Schritten lief sie auf die Gruppe zu. Doch je näher sie ihrem Partner und seinen Schützlingen kam, umso schneller schlug ihr Herz in der Brust. Die Unsicherheit packte sie, ob sie ihr Vorhaben wirklich in die Tat umsetzen sollte. Sie hatte dieses Jahr zwei Schokoladenfiguren mehr angefertigt. Wie üblich bekamen Harry, Ron, Ginny, Luna und Neville eine kleine Figur. Zusätzlich hatte sie eine für Micheal, den jungen Auroren, vorbereitet. Diese hatte sie ihm bereits vor dem Frühstück gegeben, als sie ihn auf dem Flur getroffen hatte. Und die zweite Figur war tatsächlich für Draco Malfoy gedacht. Allerdings hatte sie das ihren Jungs verschwiegen. Sie wollte sich nicht rechtfertigen, warum sie gerade ihm eine Schokolade schenkte. Dass sie den Slytherin eigentlich mochte, konnte sie ihnen einfach nicht erzählen. Dafür war es viel zu früh. Deswegen hatte sie auch gewartet, bis sie mit Malfoy alleine einigermaßen unauffällig sprechen konnte, ohne neugierige Blicke. Ihr Herzschlag beschleunigte sich noch mehr, als sie den blonden, attraktiven Zauberer endlich erkennen konnte. Draco stand auf dem Boden neben einer braunen Holzkiste und blickte in den Himmel, wo seine Schüler ihre Kreise zogen und etwas hin und her warfen. Er selbst trug, wie immer zum Training, legere Kleidung. Einen Pullover, eine Trainingshose und heute sogar Armschützer. Wofür er die wohl brauchte? Mittlerweile konnte sie seinen zerzausten Haare erkennen, die wild auf seinem Kopf lagen. Doch schadete das seinem Aussehen nicht im Geringsten. Hermine schluckte den großen Kloß in ihrem Hals herunter, zog unauffällig das kleine Geschenk aus ihrer Tasche und hielt es mit beiden Händen hinter ihrem Rücken versteckt. „Spielt ihr was?“, fragte sie nun und blieb neben ihm stehen. Erschrocken über ihr plötzliches Auftauchen, drehte Draco seinen Kopf etwas zur Seite und bedachte sie mit großen Augen. „Hast du dich angeschlichen?“, fragte er nun seinerseits, doch die Gryffindor schüttelte nur ihren Kopf. „Eigentlich nicht. Ich bin ganz normal gelaufen.“ „Hmpf, dann habe ich es nur nicht mitbekommen“, tat er es nun schulterzuckend ab und sah wieder nach oben. Hermine folgte seinem Blick. „Du hast meine Frage noch nicht beantwortet. Spielt ihr...Quidditch oder sowas ähnliches?“, mutmaßte Hermine, als sie das Werfen und Fangen des Quaffels beobachtete. Draco grinste. „Kein Quidditch, Granger. Auch wenn die Knirpse das gerne würden. Aber dafür reicht ihr Flugtalent einfach noch nicht aus. Deswegen lasse ich sie ein bisschen den Quaffel werfen.“ „Wie nett“, grinste die Gryffindor. Sie gab sich äußerlich sicher, aber innerlich war sie tierisch nervös. Einen kurzen Moment schwiegen beide und blickten einfach in die Luft zu den spielenden Jungzauberern auf ihren Besen. Was war das doch für eine verquere Situation. Hier stand sie, Hermine Granger, optisch durchschnittliche Gryffindorstreberin, neben dem Adonis aus Slytherin, Draco Malfoy. Und sie wollte ihm tatsächlich ein Geschenk machen. In ihrem Kopf malte sie sich bereits alle möglichen Reaktionen ihres Partners aus. Wie er sie auslachen oder sogar anschreien würde. Ihr das Geschenk aus der Hand schlagen und auf dem Boden zertrampeln würde. Oder würde er es gar nicht erst anfassen? Mit aller Macht versuchte sie ihre zitternden Hände ruhig zu halten, damit die Folie nicht raschelte und er es hörte. ´Okay, Hermine. Ganz ruhig. Du hast eine neue Seite an ihm kennengelernt. Er war dir gegenüber sehr nett´, versuchte sie sich selbst in Gedanken zu beruhigen und atmete leise durch die Nase ein und aus. Es bestand ja auch die Möglichkeit, dass er ihre Geste zu würdigen weiß. „Ehm, Draco?“, sprach die mutige Löwin nun leise und ihre Stimme zitterte leicht, „Ich bin aus einem bestimmten Grund hier.“ Ein bestimmter Grund? Hatte er irgendwas verbrochen? Fragend richtete sich Dracos Kopf in Richtung Granger und musterten ihr Gesicht. Es war nicht mehr nach oben, sondern auf den Boden gerichtet und es schien, als mied sie seinen Blick. „Und der wäre?“, fragte er mit hochgezogener Augenbraue und klang ehrlich interessiert.„Normalerweise kommst du doch regelmäßig und überprüfst meine Arbeit.“ „Ja, schon. Aber ich habe heute ein Anliegen.“ Soso? „Habe ich irgendwas falsch gemacht?“ „Nein, nein, gar nicht! Das hat nichts mit dieser Arbeit zu tun. Zumindest nicht so, wie du denkst“, nuschelte Granger und schien mit ihren Augen überall hinzu sehen, nur nicht in sein Gesicht. Zumindest nicht länger als zwei Sekunden. Seine Neugier wurde größer, genauso wie sein Unwohlsein. Doch die sonst so vorlaute Gryffindor schien wieder zu schweigen. Sie hatte ihm zwar mittlerweile ihren Körper zugewandt, doch sie sah noch immer zu dem zertrampelten Rasen, als wäre er schöner anzusehen, als seine Wenigkeit. Draco stöhnte genervt auf. „Granger...Wenn du ein Anliegen hast, ist es verdammt unhöflich den stummen Fisch zu spielen und mir nicht in die Augen zu sehen!“ Die leichte Wut in seiner Stimme gab ihr wohl den nötigen Tritt in den Hintern. „Ich habe ein Geschenk für dich.“ Draco stockte. Hatte er sich gerade verhört? „Wie bitte?“, fragte er verdutzt und die leichte Wut war bereits wieder verschwunden. Anstatt ihm zu antworten, holte sie das in Folie verpackte Schokoladenstückchen hinter ihrem Rücken hervor und hielt es ihm vor die Brust. Überrascht huschten seine grauen Augen über das kleine Präsent, ehe sein Blick dem von Hermine begegnete. Sie lachte kurz über sein überfordertes Gesicht. „Nur eine Kleinigkeit zum Nikolaus. Ich hoffe, es gefällt dir“, lächelte die Brünette und eine leichte Röte schlich auf ihre kalten Wangen. „Du...verschenkst etwas zum Nikolaus?“ „Ja. Aber eben nur diese kleinen Schokoladenfiguren. Vor zwei Jahren habe ich das einfach mal probiert und weil es so gut bei meinen Freunden ankam, habe ich es beibehalten.“ „Aha. Ich verstehe ja, dass du deinen Freunden etwas schenkst. Aber warum mir?“, fragte der Jüngste der Malfoys nun und schien sich wieder beruhigt zu haben. Von der anfänglichen Überraschung war zumindest äußerlich nicht mehr viel zu erkennen. Doch auch Draco konnte das kleine, kräftige Schlagen seines Herzens nicht kontrollieren, als er das gerötete Gesicht der Hexe betrachtete. Sie lächelte verlegen und eine ihrer gelockten Haare fiel ihr vor die leuchtenden, braunen Augen. Der junge Mann musste zugeben, dass sie in ihrem dicken Wintermantel ziemlich süß aussah. Ein Adjektiv, welches er selten für die Beschreibung eines Mädchens gebrauchte. „Es ist ein Dankeschön an dich. Für die gute Zusammenarbeit und deine Mühen. Und auch für dein Schweigen bei dieser...Sache halt. Und zeitgleich ist es auch nochmal eine Entschuldigung für mein peinliches Verhalten.“ „Das brauchst du doch gar nicht. Die Arbeit ist ja, so gesehen, nicht freiwillig. Und-“ „Trotzdem! Ich möchte dir das gerne schenken.“ Von ihrer Beharrlichkeit überrascht, blinzelte Draco zweimal, was die Gryffindor offenbar falsch deutete. „Es sei denn...du willst es nicht haben.“ Kurz betrachtete der Slytherin sie, ehe ein aufrichtiges Lachen seine Kehle verließ. Die Gryffindor zuckte zusammen und lief feuerrot an. Lachte er sie aus? „Du bist ja niedlich, Granger“, sagte er dann einfach so, ohne viel darüber nachgedacht zu haben. „Ich habe gegen Schokolade nichts einzuwenden. Also, wenn das Angebot jetzt nicht vom Tisch ist, würde ich es gerne annehmen.“ „Du...nimmst es an?“ „Ist das jetzt etwas ein Problem? Ist sie eigentlich für wen anderes gedacht und du hast sie bloß aus einem Pflichtgefühl heraus angeboten?“, scherzte Malfoy nun frech und genoss ihre offensichtliche Unsicherheit ihm gegenüber. Dabei war er selbst nervös. „Eh, nein. Sie ist schon für dich. Nur ich...hätte auch damit gerechnet, dass du sie ablehnst. Alte Gewohnheit nehme ich an.“ Okay...Das war definitiv ein Stimmungskiller ihrerseits gewesen. Ihm war klar, dass sie auf ihre Herkunft und seine Vorurteile ihr gegenüber anspielte. Wobei er sich eingestehen musste, dass diese muggelstämmige Hexe vor ihm eine sehr angenehme Zeitgenossin war. Jetzt gerade aber war ihm sehr unwohl in seiner Haut. Zum Glück rettet die Gryffindor ihn, mal wieder, aus einer brenzligen Situation. „Naja, egal. Wir haben uns eben etwas kennengelernt. Und was spricht schon dagegen, eine kleine Aufmerksamkeit von einer Arbeitspartnerin anzunehmen“, sprach Hermine nun gut gelaunt und hielt ihm die Schokoladenfigur noch etwas näher hin. Draco nickte und nahm es ihr aus Hand. Durch die transparente Folie konnte er die etwa daumengroße Figur aus dunkler Schokolade endlich näher betrachten und er staunte nicht schlecht, als er die Form erkannte. „Soll das ein Schnatz sein?“ „Eh, ja. Die Figuren haben immer eine Form, die auf die entsprechende Person passt.“ „Aha? Dann haben Potter und Wiesel wohl jeweils einen Troll bekommen?“, witzelte Malfoy und zog spöttisch seine perfekte Augenbraue nach oben. Hermine gab ihm einen Schlag gegen den Oberarm. „Nein, das haben sie nicht“, meckerte sie, doch konnte sich ein Lachen ebenfalls nicht verkneifen. Draco hätte gerne gefragt, was für Formen sie denn nun hatten, entschied sich in letzter Minute aber anders. „Und was bedeutet mein Schnatz? Dass ich ein wahnsinnig talentierter Sucher bin?“ „Naja, ich dachte mir, du hättest so etwas gerne mal in deiner Hand, wenn dein Gegenüber ein Gryffindor ist.“ „Provokant, Granger“, knurrte Draco und seine Augen suchten die ihre, auf seinen Zügen das vertraute, arrogante Grinsen. Austeilen konnte das kleine Biest vor ihm. Und sie schien sich daran auch noch zu ergötzen. Beeindruckend. „Dann solltest du beim nächsten Spiel mal besser gut aufpassen. Ich werde deine Freunde in Grund und Boden stampfen.“ „Beweise es!“, forderte sie nun ihrerseits und grinste ihm frech entgegen. Ohh, wie sie ihn gerade dazu motivierte das Spiel gegen die Löwen zu gewinnen. Die Luft knisterte förmlich zwischen ihnen und das starre Grau der Schlangenaugen blickten in das unendliche Braun der Löwin. „Vorsicht!“, ertönte es plötzlich von oben und Dracos Augen huschten von Hermines Gesicht in Richtung Himmel. Er erschrak kurz, bevor er reflexartig einen kleinen Schritt zur Seite hopste und der Quaffel direkt vor seinen Füßen mit einem dumpfen Knall landete. Hermine zuckte ebenfalls kurz zusammen. „Könnt ihr nicht aufpassen, ihr Deppen?!“, schrie Malfoy aufgebracht nach oben, aber der Schreck saß noch immer in seinen Knochen. „T-tut mir Leid!“, stotterte Mauler in Richtung seines Trainers und kratze sich verlegen den Hinterkopf. Der Blonde quittierte seine Entschuldigung mit einem arroganten Nasenschnauben. Als seine angespannten Hände sich langsam wieder lockerten, spürte Draco etwas Knisterndes in seiner Hand. Plötzlich fiel ihm wieder Grangers Geschenk ein. Er öffnete seine Hand und begutachtete das kleine Präsent. Hoffentlich hatte er die Schokolade nicht zerdrückt... Aber bis auf die zerknitterte Folie schien es unversehrt zu sein. Seine Augen schlichen sich noch einmal in ihre Richtung. Granger hob gerade den Quaffel auf und beförderte ihn mit einem kräftigen Wurf zurück in den Himmel. Mit einer raschen Bewegung öffnete er die durchsichtige Folie und holte die kleine Schokoladenfigur heraus. Kurz bestaunte er die kleinen Details des Schokoladenschnatzes. Die Ähnlichkeit mit dem goldenen Ball war verblüffend, obwohl Granger vermutlich nie einen in der Hand gehalten hatte. „Hast du lange daran gearbeitet?“, fragte Draco sie nun. „Es geht. Ich habe extra in einem Buch nachgesehen, um ihn möglichst realistisch zu formen. Aber es hat nicht viel länger gedauert, als die anderen Figuren.“ „Verstehe.“ Er drehte den kleinen Schnatz noch einmal zwischen seinen Fingern und beförderte ihn anschließend elegant in seinen Mund. Zu seinem Erstaunen schmeckte die Schokolade ganz gut. Für eine Sekunde hatte er an einen Scherz ihrerseits gedacht, dass die Schokolade nach Erbrochenem oder Ohrenschmalz schmecken würde, wie Bertie Botts Bohnen es hin und wieder taten. Aber tatsächlich schmeckte sie nach normaler Vollmilchschokolade und war wirklich lecker. „Schmeckt sie?“, fragte Hermine ihn und aus den Augenwinkeln konnte er ihr breites Grinsen erkennen. „Besser als gedacht“, gestand er und schluckte die Schokolade herunter. „Freut mich.“ „Haben nur Potter und die Wieselbande das Vergnügen auf dein besonderes Nikolauspräsent?“, erkundigte Malfoy sich mit einem spitzbübischen Ausdruck. Hermine schüttelte kurz ihre lockigen Haare. „Luna und Neville bekommen auch welche. Dieses Jahr durftest du auch in den Genuss kommen. Achja, und Micheal.“ Dracos Grinsen erstarb augenblicklich und er sah stur in den Himmel zu seinen Schülern. Der Name Micheal hinterließ einen bitteren Nachgeschmack auf seiner Zunge, obwohl sie ihm verraten hatte, dass er in festen Händen war. Trotzdem schien sie diesen Auroren sehr zu mögen. Unbewusst verzog der Blonde sein hübsches Gesicht zu einer finsteren Grimasse. Überrascht über sein Schweigen musterte die hübsche Hexe sein Gesicht und war erstaunt von diesem bösen Ausdruck in seinen grauen Augen. „Stimmt etwas nicht?“, erkundigte sie sich und klang leicht besorgt. Dieser plötzliche Stimmungswechsel beunruhigte sie doch sehr. „Nichts weiter“, brummte er missmutig, vermied den Blickkontakt mit ihr. „Aber du-“ „Ich sagte, nichts weiter!“, unterbrach er Hermine lauter als gewollt und sah sie nun direkt an. Die Jahrgangsbeste erschrak, zuckte zusammen und starrte ihm ungläubig in die Augen. So hatte Draco schon lange nicht mehr mit ihr gesprochen... „Okay...Ich...Ich geh dann besser“, murmelte sie traurig und drehte sich schnell von ihm weg, um in das warme Schloss zu flüchten. Mit dieser Kehrtwende hatte sie nicht mehr gerechnet, nachdem er ihr Geschenk angenommen hatte. Noch während Hermine mit eiligen Schritten davon lief, spürte sie das verräterische Brennen in ihren Augen. Mit bösen Augen verfolgte der Malfoyspross seine Partnerin, doch innerlich war der plötzliche Zorn schon längst wieder verraucht. Stattdessen fühlte er sich ziemlich...dreckig. Mit einem tiefen Brummen drehte er seinen blonden Kopf zur Seite und verzog dabei seinen Mund. Diese nervige Streberin ist wirklich empfindlich geworden... „Ahem“, ertönte es plötzlich hinter ihm. Verwundert drehte Draco sich um und erblickte seine drei miserablen Flieger. Sie alle schienen ihn beinahe vorwurfsvoll anzuschauen, besonders diese kleine Nervensäge Mauler aus Gryffindor. Dessen Augen hatten sich gefährlich verengt und sein Fuß trampelte immer wieder auf dem Boden herum. „Was ist mit euch?“, fragte Draco nun genervt. „Das ist meine Frage! Was ist mit dir?“, erwiderte Mauler nun auch noch rotzfrech. Völlig überfordert mit dieser respektlosen Haltung einem Malfoy gegenüber, konnte der Blonde nur mehrmals blinzeln. „Pass auf, wie du mit mir redest, du kleiner Wicht! Du vergisst wohl, wen du vor dir hast!“, drohte der große Slytherin und spürte schon wieder den Zorn in sich aufsteigen. „Bei allem Respekt, Mister Malfoy“, betonte Oliver Mauler ätzend seinen Namen und der Blonde traute seinen Ohren nicht. „Normalerweise gehe ich dir gerne aus dem Weg und mische mich auch nicht in deine Angelegenheiten ein. Aber das gerade war wirklich unter aller Würde!“ „Wie bitte?! Was habe ich euch denn getan?“ Langsam kam die Panik in ihm auf. Hatte er ihnen was getan? Er wollte keinen Ärger von dem alten Knacker von Schulleiter bekommen, sollten die drei Quälgeister ihn anprangern. „Um uns geht es hier doch gar nicht.“ „Was ist dann euer scheiß Problem?“ „Du hast Hermine verletzt!“ Was? War das sein verdammter Ernst?! „Das tue ich schon mein ganzes Schulleben lang, falls du das nicht mitbekommen hast.“ „Ihr seid doch Partner oder nicht?“ War dieser einfältige Gryffindor wirklich so dumm, wie er sich gerade vor dem Malfoyerben präsentierte? Nicht nur eine große Klappe, sondern auch über alle Maße dumm. Eigentlich typische Eigenschaften für einen Gryffindor. Die anderen beiden standen teilnahmslos daneben. Sie mischten sich zwar nicht ein, aber sonderlich freundlich waren deren Blicke ebenfalls nicht. „Das ändert absolut gar nichts, kapiert?“, entgegnete Draco und reckte arrogant sein Kinn nach oben. „Ach, wirklich? Das sah vorhin aber anders aus. Wir sind nicht blind.“ „Vorsicht, Kleiner“, knurrte der Blonde nun bedrohlich. Diese Andeutungen gefielen ihm ganz und gar nicht. Was fiel dieser Miniaturausgabe eines Zauberers überhaupt ein, ihm so etwas zu unterstellen? „Was auch immer du gesehen zu haben glaubst, zwischen mir und Granger hat sich nichts geändert.“ „Deswegen hat sie dir auch ein Geschenk gemacht, nehme ich an.“ Draco stutzte. „D-das bedeutet rein gar nichts! Das war nur eine Entschuldigung für...Bei Salazar, das geht euch Rotznasen einen Eulenmist an!“, fluchte Draco nun und spürte diese innere Hitze, die ihm den Schweiß aus den Drüsen trieb. „Belüge dich nur weiter. Fakt ist jedoch, dass Hermine dir ein Geschenk gemacht hat und wenn das von eben deine Art ist, dich als dankbar zu erweisen, dann hoffe ich, dass Hermine dich bald wieder los ist!“ Der Blonde hielt den Atem an und konnte nicht verhindern, dass sein Herz plötzlich schwerer in seiner Brust schlug. „Wir haben für heute genug trainiert. Einen schönen Samstag noch, Mister Malfoy“, verabschiedete sich die Rotznase Mauler und marschierte erhobenen Hauptes an dem Schlangenkönig vorbei, gefolgt von Platt und Fletcher. Draco blieb alleine auf dem Feld zurück und war zu verdattert, um ihm überhaupt noch zu antworten. Normalerweise ließ kein unwürdiger Zweitklässler einen Malfoy sprachlos zurück! Seltsamerweise hallten Maulers Worte noch immer in seinem schmerzenden Kopf und sie hinterließen ein merkwürdiges Gefühl. Das Knistern der Folie, die zuvor noch Grangers Schokolade verpackte, zog nun die Aufmerksamkeit des blonden Zauberers auf sich. Er hatte sie wohl fallen gelassen, denn sie lag auf dem nassen Rassen und wurde leicht von dem eisigen Wind herum geschubst. Bevor sie endgültig davonfliegen würde, bückte sich Draco und griff abwesend nach der Folie. ´Ich wollte mich bedanken...´, ging es der Schlange durch den Kopf, während er die durchsichtige Verpackung begutachtete. Doch als Hermine den Namen des Auroren erwähnte...Argh! Es war doch alles albern. Kopfschüttelnd zerknüllte Draco die Folie zu einem kleinen Ball, verstaute sie in seiner Hosentasche und hob den massigen Quaffel vom Rasen auf, um ihn zurück in die vorgesehene Kiste zu packen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)