Rückkehr der schwarzen Vögel von Gioia ((Dramione)) ================================================================================ Kapitel 6: Der erste Angriff ---------------------------- „Das machst du wirklich fantastisch, Marlene. Eben eine echte Ravenclaw!“, schmunzelte Hermine die kleine Hexe mit ihren haselnussbraunen Haaren an, welche mit ihren fröhlichen grünen Augen zu ihr auflachte. „Ich bin auch froh, dass es nun klappt. Ich war letztes Jahr mit meiner Leistung nicht zufrieden, auch wenn ich bestanden hatte.“ Die Gryffindor mochte dieses Mädchen wirklich sehr gerne. Sie war schlau und höflich, aber auch sehr selbstkritisch. Erinnerte sie wohl an sich selbst. Immer ehrgeizig sein und alles gut können wollen. Aber ihre fröhliche und unbeschwerte Art erinnerte sie mehr an ihre Freundin Luna Lovegood. „Wenn du magst, kannst du noch alleine weiter üben. Ich gehe mal zu den anderen“, verabschiedete sich Hermine mit einem Lächeln und lief weiter durch die Bankreihen. „Wenn du so weiter machst, ist deine Maus gleich tot“, kritisierte Draco den jungen Hufflepuff, welcher auf den Namen Terence Paws hörte, scharf. Dieser zog eine beleidigte Schnute und sah seinem Zusatzlehrer unsicher ins Gesicht. Malfoy stand mit verschränkten Armen vor dem Tisch und tippte erwartungsvoll mit seinem Zauberstab aus Weißdornholz auf seinem Arm herum. Missbilligend blickte er auf die Schnupftabakdose, die vorne einen fiependen Mauskopf und an den Seiten sogar vier Beine hatte. „Ich zeig´s dir nur noch einmal, verstanden? Achte mal auf meine Zauberstabhaltung. Deine ist nämlich grottig“, befahl Draco streng und verwandelte die gequälte Maus erst zurück, bevor er sie mit der Formel erfolgreich verwandelte. Ein leichter Anflug von Neid erschien auf dem Gesicht von Terence. „Hast du gesehen? Und jetzt nochmal!“ Ebenso erfolgreich verwandelte er die Schnupftabakdose zurück in die Maus und zog seine Brauen nach oben. Etwas verunsichert versuchte der Hufflepuff den Stab diesmal genau so zu halten, wie Draco es eben getan hatte, traute sich aber nicht die Formel zu sprechen. Malfoy verdrehte einmal genervt die Augen und stellte sich hinter Terence, um seine Zauberstabhaltung noch etwas zu korrigieren. Auch wenn dieser etwas verängstigt schien, ließ er es über sich geschehen und hörte ihm konzentriert zu. Ein weiteres Augenpaar beobachtete die beiden aufmerksam. „In diesem Winkel muss dein Zauberstab zu der Maus stehen, siehst du?“ Der Zweitklässler nickte. „Gut. Und jetzt sprich die Formel. Dann solltest selbst du es diesmal hinbekommen“, fuhr Malfoy ernst fort und stellte sich wieder neben den Tisch. Terence sprach die Formel und tatsächlich verwandelte sich die Maus in den gewünschten Gegenstand...ohne Gliedmaßen! Überrascht sah der kleine Junge mit dem Lockenkopf zwischen Malfoy und der Dose hin und her. Ein breites Lächeln erschien nun auf seinem Gesicht und Malfoy konnte über die Freude über diese banale Leistung nur die Augen schließen und genervt ausatmen. „Na endlich. Verwandel die Maus nun zurück und übe weiter“, sprach der Slytherinprinz gelangweilt und wanderte zurück Richtung Pult. Der Gesichtsausdruck von Terence wurde mit einem Male panisch und er flüsterte überfordert: „Ähh...Zurück...?“ Stolz wie ein König marschierte Draco nach vorne und lehnte sich gelangweilt an das Lehrerpult. Sein Blick wanderte ausdruckslos durch die Gesichter der untalentierten Hufflepuffs, der übermütigen Gryffindors, der unnötig anwesenden Ravenclaw und zu guter Letzt zu den Slytherins, die, zu seinem großen Entsetzen, ebenfalls hier sitzen mussten. Granger war gerade bei ihnen, aber schien ihre Hilfe dort nicht benötigt zu werden, denn auch sie lief zurück in den vorderen Bereich des Klassenraumes. Seit ihrem letzten Treffen am Sonntag in den Kerkerfluren hatten sie den jeweils anderen gemieden. Für Draco änderte sich also nichts, aber Granger hatte sich seinen Wunsch wohl zu Herzen genommen. Sie hatte ihn weder an das Treffen erinnert noch irgendwas mit ihm abgesprochen. Beim ersten Mal hatte sie sogar auf dem Flur auf ihn gewartet, aber heute war sie bereits im Raum und hatte begonnen die Verwandlungsformel zu erklären. Dabei hätte sie noch fünf Minuten gehabt, aber Draco sollte es Recht sein. Umso eher war dieser Scheiß hier nämlich wieder vorbei. Den einzigen Satz den sie heute ´miteinander´ gesprochen hatten, war dieser: „Wir gehen gleich rum und helfen. Ich beginne bei den Gryffindors und du gehst zu deinesgleichen. Wäre jetzt peinlich für dich, wenn du den Zauber nicht beherrschst.“ Draco schnaubte verächtlich. Als würde er so einen Kinderkram nicht können! Untalentiert war er nun wahrlich nicht. In der Praxis war er Granger sogar überlegen. Eben diese lief gerade an ihm vorbei und kramte ein Buch aus ihrer, mal wieder, überfüllten Tasche. Ihn ignorierte sie dabei vollkommen. Ohne groß weiter darüber nachzudenken, kramte Malfoy in seiner tiefen Umhangtasche und holte etwas heraus, was er der jungen Hexe auch direkt vor die Nase hielt. Etwas irritiert zuckte Hermine mit dem Kopf und besah sich das Stückchen Pergament in seiner Hand. Es war unordentlich geknickt. Nicht wissend, was sie nun machen soll, blickte sie heute zum ersten Mal in sein Gesicht. Er sah sie aber nicht an, sondern mit halb geschlossenen, sturen Augen nach vorne. Hermine besah sich also nur Dracos Profil. „Was ist das?“ „Die Liste.“ „Liste...?“ „Die du mir am Sonntag gegeben hast. Mit den Verwandlungen...Du kannst die doch besser gebrauchen.“ Jetzt musste Hermine doch leicht schmunzeln. Niemals hatte sie gedacht, dass er daran denken würde, ihr die Liste zurück zu geben. Dabei musste das nicht mal sein. „Nein, schon gut. Das ist deine.“ „Meine?“, fragte der Malfoyspross seinerseits nun nach. Seine Hand war immer noch vor ihrer Nase ausgestreckt, ohne das sie damit irgendwie interagieren wollte. Musste ja dämlich aussehen, besonders vor den Zwergen. „Ich habe die Liste von Luna kopiert. Ich finde, du solltest auch eine haben, damit du vorbereitet bist.“ „Aha“, war alles, was Malfoy darauf antwortete, ehe er schnell seine Hand wieder einzog und das Zettelchen wieder in seinen Umhang verschwinden ließ. Hätte er das dumme Ding doch einfach weggeschmissen. Er bemerkte das dämliche Gekicher der Slytherinschüler von ganz hinten. Auch die anderen taten sehr auffällig interessiert an ihren Mäusen alias Schnupftabakdosen. Draco ärgerte sich über sich selbst und verzog seinen Mund. „Warum wolltest du sie mir überhaupt zurückgeben?“, stichelte Hermine nun ihrerseits den arroganten Zauberer, der sie immer noch keines Blickes würdigte. Diese Frage behagte ihm gar nicht, das wusste Hermine ganz genau. Aber nachdem er sich vor zwei Tagen wie der letzte Idiot benommen hatte, geschah ihm das bisschen Ärgern ganz recht. „Du hattest so einen dramatischen Abgang hingelegt. Da dachte ich, du dumme Gans hättest es vielleicht vergessen und nicht, dass du mir nachher die Schuld für eine verschluderte Liste in die Schuhe schiebst und ich von der Schule fliege“, rechtfertigte sich Draco im üblichen Malfoy-Ton. ´Okay, dieses Gespräch geht schon wieder in Richtung Streit´, dachte Hermine leicht enttäuscht und entschied diesen Dialog wieder zu beenden. „Schon gut, Malfoy. Lassen wir das.“ „Du hast angefangen.“ „Braucht noch jemand Hilfe?“, rief die Gryffindor nun einmal lauter in die Klasse, in der Hoffnung von der Schlange wegzukommen. Eine junge Hexe aus ihrem Hause meldete sich und Hermine zögerte nicht lange. Malfoy dagegen, dachte nicht im Traum daran, jetzt irgendwem zu helfen, sondern versteckte bockig die großen Hände in seinen Hosentaschen und fixierte einen unbedeutenden Punkt in dem Klassenzimmer. „Bei den beiden scheint ja mal wieder ganz dicke Luft zu sein“, flüsterte ein strohblonder, spitzhaariger Slytherin seinem Freund auf der selben Bank ins Ohr. Hermine und Draco hatten während ihres kleinen Gespräches nicht bemerkt, dass sie von zwei slytherinschen Augenpaaren genauestens beobachtet wurden. „Die beiden sind ja auch das Paradebeispiel für Reinblut trifft Schlammblut“, bestätigte sein dunkelhaariger Freund mit den zwei verschieden Augenfarben. Seine wachsamen Augen, eins blau, das andere grün, beobachteten auch jetzt noch die beiden Nachhilfelehrer und ein diabolisches Grinsen erschien auf seinem Gesicht. „Hey, Stephen!“, rempelte er auch sofort die Schulter seines blonden Freundes an, als diese geniale Idee durch seinen Kopf schwirrte. „Ja, was denn, Roger?“, antwortete Stephen auch sofort, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. „Hast du Lust auf einen kleinen Spaß?“ „Was für einen Spaß?“ „Mir ist da soeben eine Idee gekommen, was wir mit Malfoy und Granger anstellen könnten.“ „Du willst Malfoy einen Streich spielen? Der kommt auch zufällig aus unserem Haus, falls du das vergessen haben solltest. Und wenn er das rausfindet-“ „Kein Stress! Das wird er schon nicht. Dieser Streich ist der beste um Granger eins reinzuwürgen und dafür brauchen wir nun mal Malfoy. Das wird ein Spaß!“ „Sollen wir wirklich einem Mitglied unseres Hauses einen Streich spielen?“, fragte Stephen nun unsicher nach und beugte sich etwas zu Roger vor. „Wäre nicht das erste Mal. Loyalität wird bei uns eher unter Freunden groß geschrieben. Und ich weiß zufällig, dass mein älterer Bruder Ted keinen guten Draht zu Malfoy hat. Der wird uns bestimmt helfen.“ „Alles klar. Dann lass mal deinen genialen Plan hören. Ich bin dabei!“, nickte der junge Slytherin und beide begannen miteinander zu tuscheln. Es war eine Stunde vor dem Abendessen und in der großen Halle war bereits reger Betrieb. Vereinzelte Gruppen saßen an den Haustischen und erledigten Projekte oder Schularbeiten. Auch Hermine und Ginny saßen sich gegenüber und erledigten ihre Aufgaben. Harry und Ron waren noch im Gemeinschaftsraum und spielten Zauberschach. Hermine genoss die Zeit allein mit Ginny. Dann konnten sie sich auch mal über andere Themen unterhalten, die nicht für die Ohren der Jungs bestimmt waren. „Wirklich? Malfoy ist gar kein so schlechter Lehrer?“, fragte Ginny sicherheitshalber nochmal nach, nachdem Hermine ihr alles von der heutigen Nachhilfestunde erzählt hatte, und tunkte ihre Feder erneut in das Tintengläschen. Die ältere Hexe beendete ihren Aufsatz für Kräuterkunde, legte die Feder beiseite und richtete die Ärmel ihres himbeerfarbenen Hoodies. Sie war froh, wenigstens zum Abendessen nicht mehr die Schuluniform tragen zu müssen. „Er ist jetzt kein Vorzeigelehrer“, nahm die hübsche Löwin Ginnys Frage auf und sah sich unauffällig um, ob ihnen auch keiner zuhörte. Wäre ja noch schöner, wenn Malfoy aus drittem Mund erführe, dass Hermine Granger von ihm positiv gesprochen hat. „Ich habe ihn halt beobachtet, wie er einem Schüler aus Hufflepuff geholfen hat. Natürlich war Malfoy nicht feinfühlig, aber er hat es ihm irgendwie beigebracht und...gar nicht so viel geschimpft. Verstehst du, was ich meine?“ Ginny hob ihren Blick von ihrem Pergament und sah ihre langjährige Freundin nun an. „Ja. Ich verstehe, glaub ich. Auch wenn ich es mir nicht vorstellen kann. Aber wenn er er nicht so eine große Klappe hätte, scheint er ja ein guter Lehrer zu sein. Beim Fliegen warst du auch überrascht von Malfoy, nicht wahr?“, grinste die Rothaarige jetzt breit und Hermine spürte, wie eine leichte Röte über ihre Wangen huschte. „Ginny! Hör mit diesen Anspielungen auf. Du weißt genau, dass ich Malfoy keine Gefühle entgegenbringen kann und will.“ „Könntest du´s, wenn er nicht so ein Idiot wäre?“ Diese Frage überraschte die Gryffindor etwas und sie wusste nicht sofort die ehrliche Antwort darauf. Sie stützte ihren Kopf auf beide Fäuste und dachte nach. „Hmm, rein äußerlich....gibt es an ihm nichts zu kritisieren. Gut sieht er ja schon aus und wenn sein Charakter anders wäre...Ja, vielleicht aber...Er ist nun mal so, wie er ist: ein Trottel. Das ist die Realität.“ „Ja, da hast du wohl Recht“, nickte Ginny der älteren Gryffindor zu und widmete sich wieder ihrem Text. Hermine beobachtete sie dabei und seufzte leise in sich hinein. ´In Malfoy verliebt sein, wenn er anders wäre...Hmm...´ Ein lauter Knall ließ alle Schüler augenblicklich herum fahren. Ein Fenster in der großen Halle ist, wie vor zwei Tagen auch, zerbrochen und ließ Scherben auf den Boden regnen. Da aber nicht so viele Schüler anwesend waren, wie am vergangenen Samstag, trafen die spitzen Scherben diesmal keinen. Sofort sprangen Ginny und Hermine von ihren Plätzen auf und sahen nach oben. Sie hielten nach einem schwarzen Nebel Ausschau, aber...nichts dergleichen passierte. Verwirrtheit und Angst zierten die Gesichter aller Anwesenden, jedoch sprach keiner besonders laut, um eventuelle Geräusche des Feindes zu vernehmen. Hermine suchte die Decke genauestens ab, aber keine Gestalt war zu sehen. Ginny Weasley war bereits über den Tisch geklettert und stellte sich dicht neben Hermine. „Ist das wieder dieser Xavier?“ „Ich...weiß nicht. Ich kann zumindest nichts entdecken. Ob die Scheibe wegen der Kälte draußen zersprungen ist?“ Ginny sah ihre Freundin unsicher an. Sie traute diesem ´Frieden´ nicht, aber Hermine glaubte genauso wenig an die Kältetheorie. Der schrille Schrei einer Mitschülerin riss die beiden aus ihren Gedanken. „Seht! Da oben! Was ist das?!“ Augenblicklich sahen alle nach oben zu dem beschädigten Fenster. „Da fliegt etwas rein!“ „A-aber das ist kein Nebel!“ „Was ist DAS dann??“ Mit vor Schreck geweiteten Augen sahen Hermine und Ginny nach oben und beobachteten den bienenartigen Schwarm, der die Decke der Halle in sekundenschnelle schwarz werden ließ. Hermine vernahm ein immer lauter werdendes Surren und sie bekam Angst. „Ginny! Sind das...Insekten oder sowas?!“ „Keine Ahnung, aber wir sollten hier raus, bevor-“ Doch es war zu spät. Im Sturzflug knallte der schwarze Schwarm auf die Schüler nieder. Jetzt erkannte Hermine diese Schädlinge und sie kamen direkt auf sie zugeflogen. Sie kniff die Augen zusammen, hielt ihre Arme schützend vor ihren Körper, doch gegen die Wucht, die sie mit einem Mal erfasste, kam sie nicht an. Sie wurde niedergerissen und ein Dutzend dieser Wesen stürzte sich auf sie. ´Doxys?!´ Doch lange konnte die Brünette nicht darüber nachdenken, als sich die ersten spitzen Zähne bereits in ihre Hand bohrten. Überrascht, welche Schmerzen dies verursachte, schrie Hermine auf. Der nächste Biss kam, noch einer in den Arm, der nächste ins Bein, sogar am Hals spürte sie die Bisse und der Schmerz wurde unerträglich. „Hermine!“, rief Ginny entsetzt und begann die Doxys mit den Händen wegzuschlagen. Sie beide hatten keinen Zauberstab dabei und die anderen Schüler wurden ebenfalls von den feenähnlichen Kreaturen angegriffen. Hermine schlug panisch um sich, um die Biester fernzuhalten. Ihre Körper waren mit schwarzen Haaren bedeckt und jedes Wesen hatte vier Arme und Beine, deren Enden mit kleinen Krallen versehen waren. Eisern und schmerzhaft hielten sie sich an der Löwin fest. Die harten, undurchsichtigen Flügel sorgten für ein tiefes Brummen, was Hermine fast das Trommelfell platzen ließ. Es waren so viele und sie waren überall an ihrem Körper. Die Lautstärke dieser ekligen Viecher war beängstigend. Dazu gaben sie noch hohe, schrille Kampftöne von sich. Hermine wusste, dass die Zähne der Doxys giftig waren und das die Schmerzen verursachte. Die Löwin schrie erneut. Immer mehr Zähne bohrten sich in ihren Körper. Es sollte endlich aufhören! Nur entfernt nahm Hermine die Hilfeschreie der anderen war. Ginnys Stimme, die immer wieder ihren Namen rief, war bloß noch ein dumpfes Geräusch, ehe erneut ein lauter Knall in der Halle zu hören war. Mit hektischem Geflatter und spitzen Schreien ließen die Doxys von Hermine ab und schwirrten in ihrer großen Masse aus dem kaputten Fenster. Die letzten hartnäckigen Parasiten schlug sie mit energischen Schlägen von ihrem Körper, ehe auch diese benommen aus der Halle schwebten. „Hermine! Oh mein Gott! Geht es dir gut?“, kniete auch gleich eine besorgte Ginny neben ihr und stützte ihre Schulter, damit die ältere Gryffindor sich aufsetzen konnte. Hermine zitterte am ganzen Körper vor Schreck und vor Schmerz. Sie besah sich ihre Hände. Sie waren dick geschwollen und sie fühlten sich fast taub an. „Ich...glaube, ich lebe noch...“, antwortete Hermine schließlich überfordert, sah in Ginnys Gesicht und erschrak. „Oh mein- Ginny! Dich haben sie auch angegriffen!“ „Ja, haben sie, als ich dir helfen wollte. Aber es waren nicht so viele wie bei dir oder anderen Schülern.“ Erst jetzt sah sich Hermine in der großen Halle um und entdeckte einige am Boden liegende Schüler. Andere standen verschreckt in den Ecken und pressten ihre vor Angst zitternden Körper noch immer an die Wand. „Wer hat die Doxys verjagt?“, fragte Hermine, ihre braunen Augen noch immer ihr Umfeld absuchend. Doch sie brauchte gar nicht auf eine Antwort ihrer Freundin zu warten. „Hört mir gut zu! Alle Verletzten begeben sich sofort in den Krankenflügel! Die Unverletzten helfen dabei!“, befehligte Dumbledore sofort und eilte mit einigen anderen Kollegen zu bewusstlosen Schülern, die noch schlimmer als Hermine zugerichtet waren. Erleichtert atmete Hermine aus. Es war vorbei. „Komm, kannst du aufstehen?“, fragte Ginny vorsichtig und half der schwachen Hermine langsam auf die Beine. Mit einigen anderen Schülern humpelten die beiden angeschlagenen Löwinnen in Richtung Krankenflügel. „Draco! Hast du´s schon gehört!?“, platzte ein aufgeregter Blaise Zabini in das Zimmer des Malfoyerben, welcher mit großen Augen auf die Tür starrte und einen kurzen Schreckensschrei ausstieß. Eben lag er noch friedlich in seinem Bett und blätterte durch seine liebste Qudditchzeitschrift, als ohne Vorwarnung die hölzerne Tür förmlich aus den Angeln gerissen wurde. „A-alter! Spinnst du?! Ich hätte auch nackt sein können! Oder nicht allein!“, schrie er nun seinen Freund an, als er wieder etwas von seiner Coolness zurückerlangte und beschmiss ihn hart mit seiner Zeitschrift, die sein Ziel nur verfehlte, weil eben dieses sich rechtzeitig geduckt hatte. „Merlin, Draco! In der großen Halle fand ein Angriff statt!“ „Was?“ „Vor einigen Minuten sind in der großen Halle Schüler von einem riesigen Doxyschwarm angegriffen worden.“ „Bitte? Doxys?“, fragte Draco nun verblüfft und erhob sich von seinem Bett. Wie ein Wilder wedelte Blaise hastig mit seinem Arm in der Luft. „Ich weiß auch noch nichts genaueres! Nur das Dumbledore sie mit einer immensen Ladung Doxyspray vertreiben konnte. Komm, wir gehen hoch!“ Interessiert folgte der Blonde dem Dunkelhaarigen schnell aus seinem Zimmer. Bereits in den Fluren bemerkten sie die ersten rennenden Schüler, die alle ein gemeinsames Ziel hatten: die große Halle. „Waren viele Schüler drin?“, fragte Draco nun gehetzt. Der Schwarzhaarige konnte nur mit den Schultern zucken. „Keine Ahnung. Aber es soll einige Verletzte geben.“ Draco nickte zum Verständnis und lauschte einigen Gesprächsfetzen auf den Fluren. „Merlin, wie gruselig!“ „Es waren hunderte von diesen Kreaturen!“ „Sie sollen die Muggelgeborenen direkt angegriffen haben.“ „Ja, genau. Und diejenigen, die helfen wollten, wurden dann ebenfalls attackiert.“ Angespannt liefen sie weiter durch die Flure des alten Gemäuers und sprachen für einige Minuten gar nicht. Zu interessant waren die Gespräche der anderen Mitschüler, die scheinbar bestens informiert waren. „Das war Vane, nicht wahr?“, unterbrach Malfoy die Redepause, als sie endlich die letzte Treppe vor der großen Halle erreichten. Zabini nickte. „Wahrscheinlich. Wenn das auch alles stimmt, was die hier tratschen.“ Kurz vor dem Schauplatz wurde Dracos Augenmerk auf zwei Gryffindors gelenkt, die sich gerade angestrengt durch die Schülermassen kämpften. Potter und Weasley rannten so schnell, dass sie Draco gar nicht bemerkten und ihn beinahe niedertrampelten. „Beeil dich, Ron! In den Krankenflügel!!“ Beide rannten im Eiltempo die erste Treppe hinauf und Draco sah ihnen überrascht hinterher. Granger war nicht bei ihnen. War sie etwa- „Komm schon, Draco! Lass uns näher ran“, hetzte Blaise, der von Potters und Weasleys Wettrennen nichts mitbekommen hatte, und zupfte etwas grob an Dracos Hemdsärmel. Ohne weiteres ließ dieser sich näher zur großen Halle ziehen, bis der Weg vor lauter schaulustiger Schüler blockiert wurde. Die beiden Schlangen reckten angestrengt ihre schönen Köpfe, aber viel interessantes sehen, geschweige denn hören, konnten sie nicht. Lediglich das hektische Getuschel und Spekulieren der anderen. Als dann auch noch weitere Personen von hinten damit anfingen, sich weiter nach vorne zu drücken, würde Draco diese Enge doch zu viel. Auch Blaise fühlte sich zunehmst unwohl und beide versuchten sich seitwärts raus zu drängeln. Als der Druck von hinten stärker wurde, schubste Malfoy die anderen einfach aus dem Weg, obgleich welche durch diese Grobheit ihr Gleichgewicht verloren und beinahe von den Massen totgetrampelt wurden. Erschöpft erreichten die beiden Slytherins dann schließlich den Vorhof, wo sich auch vereinzelnd Schülergruppen sammelten, aber es gab genügend Luft zum Atmen. Schnaufend reckten die Männer ihre eingequetschten Glieder, auf dass das Blut bald wieder durch sie fließen möge. „Wusste gar nicht, dass auf diese Schule so viele Schüler gehen“, motzte Draco verächtlich und wischte sich den imaginären Dreck anderer Leute von seinen Armen. „Tja, dafür ist der Rest der Schule jetzt auch leer“, antworte Blaise mit kratziger Stimmer, als er versuchte seinen Rücken, durch seitliche Drehung des Oberkörpers, zum Knacken zu bringen. Seiner Aktion keiner Aufmerksamkeit schenkend, ließ der Malfoysohn seinen Blick durch den Hof wandern und machte dabei ein paar interessante Entdeckungen. „Schau mal. Die Krähen fliegen wieder in Formation“, sprach Draco und deutete mit seinem Kopf in den Abendhimmel. Zabini folgte seinem Blick und stöhnte genervt auf. „Und ich dachte, wir würden sie irgendwann mal wieder los werden.“ „Ich glaube...Die verschwinden nicht so schnell“, widersprach Draco seinem besten Freund und beobachtete weiterhin die schwarzen Vögel. 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