Vampire Boyfriend von Uchan382 ================================================================================ Kapitel 1: Horrorclowns – mehr Clown als Horror (1) --------------------------------------------------- Zitternd zog ich meine Jacke enger um mich. Kaum neigte sich der Oktober dem Ende zu, hatten die Außentemperaturen wohl endlich mitbekommen, dass es langsam Winter wurde. Aber warum denn von einem Tag auf den Anderen? Gestern war es noch so schön mild gewesen und nun das! Haben die verdammten Jahreszeiten ihren Kalender wiedergefunden, oder was? „Alles gut bei dir?“ Murrend verdrehte ich die Augen. Sah es denn aus, als wäre alles gut bei mir? Mit einem bemüht bösen Blick drehte ich mich zu meinem ‚Begleiter auf Zwang‘ um und sah in die pechschwarzen Augen of Doom. Anders konnte man diese dunklen Löcher, die sich als Iriden tarnten, nicht nennen. Vor allem so, wie dieser Alptraum auf zwei Beinen mich gerade anstarrte, bekam ich langsam wirklich Angst davor, von diesen schwarzen Minilöchern in eine andere Dimension gesaugt zu werden. Obwohl, da konnte es nur besser sein als hier… Nun ja, um fair zu blieben, war das auch nicht wirklich schwer. Alter, so langsam ging ich mir selbst mit meiner inneren Zickigkeit auf den Sack. Auch wenn ich aktuell versuchte es nicht nach außen zu tragen. Wenn ich so reagieren würde, wie ich es gern wollte, hätte ich definitiv ein großes Problem. Nicht nur zu Hause, sondern auch in der Uni. Seit ich hier in L.A lebte, war mein soziales Umfeld ein Arsch mir gegenüber. Also hatte ich mir in den letzten Jahren große Mühe gegeben, es allen Idioten dieser Stadt Auge um Auge heimzuzahlen. Doch nun auf der Uni, da war es aktuell recht… na ja, es war nicht perfekt oder gut, aber es war akzeptabel. Nur dieser Uchiha-Idiot ging mir gerade wirklich auf die Nerven. Ich konnte nicht wirklich verstehen, was dieser Unsinn überhaupt sollte. Ich meine Itachi Uchiha hatte nur teilweise denselben Weg wie ich und doch hatte er beinahe schon förmlich darum gebettelt mich nach Hause begleiten zu dürfen. Nun gut, gebettelt in dem Sinne, dass er einfach gesagt hatte, dass er mich nach Hause bringt und auch nach meinem deutlichen ‚leck mich, du Arsch‘ einfach mitgekommen war. Gott, reichte es nicht, dass ich schon in einer Arbeitsgruppe sein musste mit diesem verfickten Mr. Perfekt? Nein, nun musste ich diesem verdammten Mistkerl, ohne jeglicher künstlerischen Ader, auch noch nach der Uni ertragen. Mein wunderbares Lebensglück schien mir heute einmal mehr mit dem Mittelfinger zu zuwinken. Drecks Pack, elendes! Ganz ehrlich, ich könnte wirklich kotzen bei so viel Aufmerksamkeit. Andererseits… war ‚Aufmerksamkeit‘ hier wohl etwas zu hoch gegriffen. Es sah nämlich nicht wirklich so aus, als wollte mein Begleiterarsch mit mir direkt kommunizieren. Ständig sah er auf sein Handy, ganz so als würde er sich nichts sehnlicher wünschen, als dass ihn jemand anrief, um ihm damit die perfekte Ausrede zu liefern, mich einfach stehenlassen zu können Wäre jedenfalls nichts Neues und so langsam sollte ich mich an solche Umstände gewöhnt haben, doch insgeheim zog sich mir, allein bei dem Gedanken an diese Ablehnung, der Magen zusammen. Schmerzhaft und unangenehm, bis man das Gefühl bekam brechen zu müssen. Ein Blick zur Seite sagte mir deutlich, dass der Uchiha wahrscheinlich aus falscher Höflichkeit mit mir mitgekommen war. Entweder das, oder er machte sich nun Sorgen, dass uns jemand zusammen sehen könnte. Schließlich bin ich nicht wirklich die beliebteste Person in diesem verdammten Kaff. Von wegen bezaubernde Nachbarschaft… Long Beach war bisher die reinste Bitch zu mir gewesen. War es da verwunderlich, dass ich langsam ihre Eigenschaften übernahm? Und nein, ich übertrieb nicht bei der ganzen Sache. Bisher hatte es kaum jemand gegeben, der vernünftig mit mir sprach oder sich ernsthaft für mich interessierte. Bisher hatte sich jeder den ich kennengelernt hatte eher große Mühe gegeben mir zu zeigen, wie wenig ich hier verloren hatte oder wie wenig ich dazu gehören konnte. Dabei wusste ich nicht einmal, womit ich mir diesen Hass verdient hatte. Aber ich konnte mir gut vorstellen, wer die anderen gegen mich aufbrachte. Seit drei Jahren war ich nun schon gezwungen hier zu leben. Drei verfickte Jahre, in denen meine entzückende Patentante versuchte mir meine Familie zu ersetzen. Oh Gott, ich glaub ich kotze gleich vor Rührung… Ganz ehrlich, diese letzten drei Jahre waren wie tausend Jahre Vorhölle auf Erden. Drei Jahre in denen ich beinahe jeden Tag den Hass meines Patenbruders erfahren musste. Dabei hatte ich mir am Anfang wirklich Mühe gegeben mich mit ihnen anzufreunden, dann mich mit ihnen zu arrangieren… und nun versuchte ich nur noch ihnen aus dem Weg zu gehen. Mir war schrecklich bewusst, dass diese Familie mich nicht wollte, doch warum war diese Frau dann mit meinen Eltern diesen Pakt eingegangen? Etwa um sie abzuwimmeln, damit sie ihre Ruhe hatte? Frei nach dem Motto ‚euch passiert eh nichts, also macht mal‘? Wütend presste ich die Lippen aufeinander, versuchte diesen verdammten Knoten in meinem Inneren zu ignorieren. Diese Gedanken taten weh, so weh, dass ich sie am liebsten nicht haben wollte. Doch meist kamen sie ganz spontan zu einem Plausch vorbei, hinterließen diesen metallischen Geschmack in meinem Mund und verabschiedeten sich dann für die nächsten Tage oder Wochen. Schönen Dank auch! Das schlimmste war, je älter ich wurde, desto schlimmer wurde es. Dieses ziehen im Magen, jedes Mal, wenn jemand versuchte freundlich zu mir zu sein. Dieses Wissen, dass diese Nettigkeiten schnell wieder verstummten, sobald man diese Leute am nächsten Tag wieder ansprach. Alles was man dann bekam war ein kleines Lächeln und eine schnelle Flucht. Und dass, wenn ich Glück hatte. Meist ignorierten mich die Leute auf einmal und taten so, als würde ich nicht existieren. Wen wundert’s … Wer sich mit mir anfreundete, legte sich mit meinem Patenbruder an. Hinzu kamen die Lügen, die über mich verbreitet wurden, noch bevor ich überhaupt einen Fuß in die neue Schule gesetzt hatte. Es gab Gerüchte, die ich zum größten Teil selbst nicht verstand. Und bei anderen war ich mir nicht einmal sicher, ob ich wirklich beleidigt sein sollte, oder geschmeichelt, dass sich jemand so viel Mühe gab, dass ich gemieden wurde. Aber dachten sie alle etwa wirklich, dass ich sie nicht hatte reden hören? Dieses heimliche Flüstern hinter meinem Rücken? Zu Anfang war ich wirklich geschafft, verletzt und wütend. Doch so langsam kam die Zeit, dass ich dankbar war für alles was sie mir angetan hatten. Es hatte mich abgestumpft, hatte mich aus der heilen New Yorker Welt hinein katapultiert in die grausame, stumpfe Realität. So war ich wenigstens gegen jeglichen Rückschlag gut gepanzert und ich hatte nach drei langen Jahren gelernt, dass es besser war alleine zu sein. So konnte mir ein neuer Tod einer geliebten Person nicht mehr passieren. Ich musste nur mit dem alten Schmerz weiterleben. Doch das konnte ich packen. Es waren neue Rückschläge, vor denen ich panische Angst hatte. Die letzten Jahre der Schule hatten mich abgestumpft, so dass ich selbst in der Uni es nicht wagte jemanden die Hand zu reichen. Ich wagte es einfach nicht. Ich hatte viel zu viel Angst davor, dass Blasen aus freundlichen Wörtern platzen könnten und ich immer tiefer, immer härter als zuvor auf dem Boden aufschlagen würde. Deswegen wollte ich die Gesellschaft dieses Idioten nicht. Nicht hier, nicht in der Uni, in der er eines Tages auf einmal mit Kurs neben mir saß und garantiert NICHT mitten in der Nacht als Heimwegbegleitung! „Deidara?“ Die tiefe, beinahe sanfte Stimme dieses Idioten riss mich aus meiner Gedankenwelt. Die Realität schlug mir so heftig ins Gesicht, dass ich glatt erschrocken zusammenfuhr, als ich eine vorsichtige Berührung am Arm spürte. Instinktiv zuckte ich weg und stolperte wenige Schritte zurück. Alles in mir wollte nur so weit wie möglich von der Nähe des fremden Körpers weg. Oh Verdammt, ich hatte dem Uchiha beinahe komplett ausgeblendet und nicht einmal gemerkt, dass er wohl schon länger versuchte meine Aufmerksamkeit zu bekommen. Verdammte Scheiße, nun wirkte der Arsch auch noch besorgt. Was wollte der Kerl überhaupt von mir? Und wenn ich unsicher wurde, sprach ich meist das aus, was mir als erstes auf der Zunge lag. „Alter, kümmere dich um deinen eigenen Scheiß, okay?“ Es klang härter, als es eigentlich gemeint war, doch ich konnte nichts dafür. Seit ich hierherziehen musste, ging mein Leben den Bach runter. Erst der Verlust meiner Eltern, dann der Umzug zu der Frau, die sich noch heute stur als meine Patentante beschimpfte, zusammen mit ihrem Wichser von einem Möchtegernmann, der mich wohl am liebsten auf der Straße sehen würde. Ich weiß nicht, wie sie den Kerl besänftigt hatte, um ihn zu überreden, dass ich bleiben konnte. Das gehörte mit zu den Dingen, bei denen ich nicht wusste ob ich dankbar sein sollte oder ob die Straße am Ende nicht die bessere Alternative gewesen wäre. Doch der Kerl war mein eigentlich größtes Problem. Der Wichser meiner Patentante war homophob, ein richtiger Macho und der Meinung, dass ich mit in dem Flieger hätte sitzen sollen, bei dessen Absturz meine Eltern ums Leben kamen. Ja verdammt, ich war schwul und zugegeben recht feminin für mein Alter. Doch das konnte doch nicht der Grund sein, dass man mir ständig nahelegte, dass etwas wie ich für die Menschheit überflüssig wäre, oder? Schön ist auch sein stetiger, recht subtiler ‚Hinweis‘, dass sie mehr als nur einen schönen stabilen Baum im Garten und starke Seile hätten. Diese Familie war wirklich nicht gut für mein Selbstwertgefühl, hatte ich das schon einmal erwähnt? Da durfte ich also überempfindlich reagieren. Gott ich hatte sogar manchmal Angst eines Nachts aufzuwachen und eine Schlinge um den Hals zu haben. Schließlich schien der Wichser meiner Patentante ganz heiß darauf mich hängen zu sehen. Leider schienen diese Prügelleien auf meinem Selbstwertgefühl, sich auf meine Wirkung auf Personen auszuwirken, das wiederum Personen mit starken Minderwertigkeitskomplexen magisch anzog. Wahrscheinlich glaubten sie, dass ich mich als ‚Schwuchtel‘ nicht prügeln würde und dass sie sich bei Prügellein mit äußerlich schwächeren besser fühlen würden. Muss ich wirklich erwähnen, dass ich diesen Pissern meist schnell gezeigt hatte, wer wirklich der Knochenbrecher war? Ja, ich hatte es bei einen dieser Pausenhof-Prügellein wirklich geschafft einem Footballspieler die Nase zu brechen. Und auch wenn es wirklich Ärger dafür gegeben hatte, so gut wie an diesem Tag hatte ich mich schon lange nicht mehr gefühlt. Tja, egal wie sehr das Leben mich auch anpissen wollte, so leicht würde ich niemals aufgeben. Doch wirklich gern zur Schule war ich hier nicht gegangen und die Uni machte es nicht wirklich besser. Viele der alten Arschlöcher waren immer noch in meiner Nähe. Wie auch immer. Es gab eben nichts woran man sich nicht gewöhnte. Irgendwann auch an Einsamkeit. Ein kleiner Stich ließ meinen Magen sich erneut ungemütlich zusammenziehen. Ein Blick zum Uchiha reichte, umzusehen, dass er mich aufmerksam beobachtete und dabei immer noch so verdammt besorgt wirkte, als befürchtete er einen nervlichen Zusammenbruch. Seufzend schloss ich die Augen und rieb mir über die Ärmel meines Hoodies. Dabei ging es mir dieses Mal nicht einmal um die Kälte von außen. Die Innerliche Kälte war etwas, was mir manchmal bei weitem mehr Angst machte. Seelische Kälte war nie ein gutes Zeichen… Ich presste meine Lippen aufeinander, versuchte dieses Gefühl zu verdrängen und sah etwas unsicher zu Itachi, der so aussah, als würde er verzweifelt nach Worten suchen, die ihm nicht eine Faust ins Gesicht zauberten. Dabei sah er glatt ein wenig verloren und – jeder Gott dieser verfickten Kugel soll mich sofort und auf der Stelle erschlagen für diesen Gedanken- niedlich aus. Verdammt… Dieser Kerl war wirklich das reinste Mysterium in sich. Er lächelte nicht viel, war stets ruhig und besonnen und zeigte auch kein richtiges Interesse an irgendetwas oder irgendjemanden. Er war wie ein Schatten, der von der Umgebung viel zu viel Aufmerksamkeit bekam. Dass dieser Wixer überhaupt so beliebt war, war mir echt ein Rätsel. Er wirkte eher wie der typische Einsiedler, der in jedem Film als Außenseiter deklariert werden würde. Okay, zugegeben, ein verdammt heißer und attraktiver Außenseiter, der mit den kleinsten Reaktionen seine Umwelt zum schmelzen bringen konnte. Wenn Itachi Uchiha den Raum betrat, war es als wären alle unter Hypnose. Die ganze verfickte Uni schien ihm zu Füßen zu liegen. Wenn er etwas wollte, bekam er es auch. Alles was ich immer an Akzeptanz und Integration gewollt hatte, bekam dieser Mistkerl hundertfach hinterher geworfen ohne dafür etwas zu tun. Manchmal wirkte es sogar so, als wollte er diese ganze Aufmerksamkeit nicht einmal! Als wäre ihm jeder Kontakt mit Menschen zu viel und irgendeine kranke Erziehung und Höflichkeit zwang ihn förmlich dazu alles über sich ergehen zu lassen. Und so ein Verhalten kotzte mich wirklich an. Ich war wirklich nicht die eifersüchtige Type, so tief würde ich niemals sinken. Aber das es in dieser verfickten Stadt nicht einen gab, der mit mir befreundet sein wollte oder mich so nahm wie ich war, tat so scheiße weh, dass ich den Uchiha in dieser Beziehung nicht verstehen konnte. Ich wäre so dankbar über so viel Akzeptanz. Mach Mal schien Itachi Uchiha so etwas wie ein verbotener, heiliger Gral zu sein, dessen Licht alles anzog, was keine Sonnenbrille trug und die Mädchen dazu zwang sich ihm reihenweise zu Füßen zu werfen. Es war dieses seltsame Gefühl einem stärkeren Wesen gegenüber zu stehen, dessen Angesicht ich nicht einmal würdig war, welches ständig eine Art von Fluchtinstinkt in mir weckte. Und dass wirklich jedes Mal, wenn ich Itachi so nahe war, wie eben. Was bei benachbarten Tischen wirklich scheiße sein konnte. Wie oft hatte ich versucht unbemerkt mit meinem Tisch abzuhauen? Leider fand es unser Dozent wohl nicht wirklich lustig, wenn er vorne auf und ab ging, seine Anekdoten zum Thema Farbe und Farbspiele hielt und auf einmal über meinen Tisch fiel. Tja, langsam hatte er gelernt, dass er die Augen aufmachen musste. Wie war das noch? Aus Schaden wird man klug? Zurück zu meinem Problem No. Uno: wie konnte ich den Mistkerl à la Uchiha heute loswerden? „Pass auf!“ Auf einmal packte mein Problem No. Uno mein Handgelenk und zog mich zu sich ran. Die plötzliche Körperwärme brannte unangenehm auf meinen Fingern. Die Nähe des fremden Körpers ließ meinen eigenen Körper sich augenblicklich und komplett verkrampfen. Oh Gott, nah, viel zu nah! Ich Spürte schon, wie das bekannte Zittern von meinem Körper besitzergreifen wollte. So schnell wie möglich und nach dem ich mich wieder gefangen hatte, stieß ich den Mistkerl von mir weg. Tief atmete ich durch, versuchte weiter hin die aufsteigende Panik zu bekämpfen. Und dabei wurde mir schrecklich bewusst, wie geschädigt ich schon sein musste, wenn ich die Nähe eines solchen Idioten schon als höchste Gefahr sah. Besonders wenn es von einer Person kam, die mir wirklich noch keinen, wirklich nicht einen beschissenen Grund für eine plötzliche Panikattacke geben hatte. Ein Blick auf meinen alten Standpunkt verriet mir, dass Itachi mich gerade vor einer ziemlich schmerzhaften Begegnung mit einer Laterne gerettet hatte. Doch dass er mich dafür angefasst hatte, wollte mir einfach nicht in den Kopf. Warum? Warum nur? Gut, ich war ziemlich in Gedanken gewesen, aber dennoch… Mit zitternden Fingern umklammerte ich mein Handgelenk, an welchem der Uchiha mich gepackt hatte. Ich hatte immer noch das Gefühl, als würden Itachis kühlen Finger auf meiner Haut brennen. Schwer Atmend sah ich meinem aktuellen, persönlichen Alptraum auf zwei Beinen entgegen. Verdammt, so wie Itachi mich ansah, wirkte ich wohl aktuell wie der berühmte Hase, der vor einer Schlange saß und wartete, dass sie ihn verschlang. Ein weiterer Blick in meine Umgebung zeigt mir deutlich, dass Itachi und ich schon im Stadtpark angekommen waren und heimlich fragte ich mich, ob der Uchiha mich schon zuvor vorsichtig dirigiert hatte. Ansonsten konnte ich mir wirklich nicht erklären, wie ich es hier her geschafft hatte ohne schon vorher Schilder oder Laternen zu knutschen. Moment! Wir waren schon im Stadtpark… diesem verfluchten kleinen Wald, der dem Städtchen am Meer sein Grün zurückgeben sollte. Der reinste Irrsinn, wenn man mich fragte. Aber wer tat das schon. „Ist wirklich alles okay bei dir? Du bist heute so in Gedanken.“ Wieder diese Nettigkeit… So langsam machte er es mir schwer ihn zu ignorieren. Erneut presste ich meine Lippen aufeinander. Ich wollte ihm nicht antworten, ich wollte nicht mit ihm reden. Jedes Wort was ich mit jemanden wechselte war wie eine süße Droge. Und ab morgen würde der Entzug folgen. Und dennoch musste ich dringend ein paar Dinge klarstellen! „Alter, pack mich einfach nicht an, okay?“ Meine Stimme zitterte und dennoch war ich stolz, dass ich es schaffte so viel Kälte wie möglich in ihr zu behalten. Der Uchiha machte einen Schritt zurück, wollte mir wohl mehr Raum geben und atmete einmal tief durch. Kurz biss er sich auf die Lippen, bevor er den Blick senkte und auf einmal etwas kleiner wirkte, so als wäre er in sich zusammengesunken. Verdammt, warum machte er gerade den Eindruck eines geprügelten Welpen? Oder sammelte der Idiot seine Geduld? wurde Itachi nun Sauer und würde endlich sein wahres, dreckiges Gesicht zeigen? Vielleicht war der Uchiha es auch einfach nicht gewohnt, dass ihm einer nicht sabbernd zu Füßen lag? Ach scheiße, so wie es aussieht, habe ich komplett verlernt andere Menschen richtig einzuschätzen. Doch Itachi war so oder so eine Ausnahme. Er war anders. Und ich meine damit wirklich anders als alles was man erleben konnte. Ich meine, selbst mein Patenbruder lag dem Mistkerl zu Füßen und würde alles dafür tun, dass Itachi ihn überhaupt einmal ansah. Bei dessen letzten Schwärmanfall war ich so kurz davor ihm unter die Nase zu reiben, dass er wohl gerne die Beine für den Uchiha breitmachen würde. Und das als homophober Wichser. Am besten sollte ich so etwas mal vor seinem Vater fallen lassen. Mal sehen wie es dieser scheiß Familie gefiel, wenn ihr Sohn für einen anderen Mann schwärmte. Aber ernsthaft, der Kerl hatte sich mit mir geprügelt, weil ich Schwul bin und dabei schwärmte er selbst für einen anderen Kerl. Seltsam war die Welt… Aber bei meinem Patenbruder ging es wohl eher darum, dass Itachi beliebt war. Denn egal wer gerade beliebt war, mein Patenbruder wollte genau zu dessen Gruppe gehören und sei es nur um selbst mehr Aufmerksamkeit zu bekommen, als gut für sein aufgeblasenes Ego war. Wenn dieser Wichser nun rausbekam, dass Itachi mit mir nachhause gegangen war und sogar mit mir sprach… Wen würde es dann wohl mehr schaden? Itachis Ruf, wenn herauskam dass er nett zu mir gewesen ist, oder mir, wenn mein Patenbruder davon Wind bekam. Gott ich bin so gut wie tot… „Hätte ich dich gegen die Laterne laufen lassen sollen? Du kannst doch nicht mit geschlossenen Augen durch die Nacht rennen.“ Oh ha, sieh einmal einer an. Ich hatte nicht mehr gedacht, dass da noch was kommen würde. Und zugegeben, Punkt für den Uchiha-Arsch. „Aus Schmerzen wird man klug.“ Nun gut, diese Theorie hatte ich schon hundertfach wiederlegt und auch der Uchiha musste belustigt schnauben, schluckte allerdings wohl einen gemeinen Kommentar runter. Aber selbst wenn etwas gekommen wäre, aktuell hatte ich das Gefühl, dass auch ein sarkastischer Kommentar nicht wirklich böse gemeint gewesen wäre. Denn auch wenn ich dem Frieden nicht ganz vertraute, ging der Uchiha doch relativ normal mit mir um. Und dass obwohl alle so taten als wäre ich ein von der Pest gebrandmarkter Penner. Itachis Normalität mit mir zog an meinem Innersten und langsam fingen alte Wunden wieder an zu schmerzen. Wunden von denen ich nicht einmal mehr wusste, dass sie da waren. Und einmal mehr schwirrten mir alte Fragen durch den Kopf: Wie wäre es, nur einen zu haben, der mich verstand, mich mochte und mich so akzeptierte wie ich war. Wie wäre es, wenn ich nur einen hätte, der mich wie ein Mensch behandelte? Wie jemanden, der etwas Wert war… Wäre Itachi auch noch so lieb und nett zu mir, wenn er wüsste, dass ich auf Schwänze stand? Aber das war ein anderes Thema. Obwohl… Ein weiterer Blick zu Itachi, der immer noch abwartend vor mir stand, reichte aus um erneut zu realisieren, wie attraktiv der Kerl wirklich war. Zugegeben, früher hätte ich es in den Clubs bei so einem Kerl versucht. Itachi war eigentlich genau mein altes Beuteschema. Mal davon ab, dass ich natürlich offiziell als Siebzehnjähriger nicht in solchen Clubs gewesen bin! Heute wurde mir allein bei dem Gedanken an Berührungen von anderen oder gar Sex etwas schlecht. Oh verdammt, wo war ich denn nun schon wieder mit meinen Gedanken? Was war denn heute los? Tief atmete ich durch, versuchte wieder etwas runter zu kommen. Ich musste hier weg, so schnell wie möglich. Am besten natürlich ohne meinen unliebsamen Anhang Nummer eins! Von hier aus hatte ich zwei Möglichkeiten zu mir zu kommen. Entweder ich ging den längeren, beleuchteten Weg oder die unbeleuchtete Abkürzung. Doch der beleuchtete Weg wäre auch Itachis weitere Reiserute, die Abkürzung hingegen würde einen Umweg für ihn bedeuten und wer wollte das schon? Gegen die Dunkelheit hatte ich immer noch mein Handy. Was gab es da noch zu überlegen? Fest sah ich Itachi in die Augen deutete auf die Treppen, die mich zur Abkürzung bringen würden. „Danke fürs begleiten, bla, bla bla. Ab jetzt, geh ich hier lang.“ Sollte der Kerl ruhig wissen, wie genervt ich schon war. Itachi brachte mich allein mit seiner Anwesenheit und Begleitung dazu viel zu viel über mich selbst nachzudenken. Und dass war wirklich etwas, dass ich aktuell nicht gebrauchen konnte. Nicht um diese Uhrzeit. Alter, irre ich mich oder war der Uchiha tatsächlich gerade zusammengezuckt? Es dauerte nur zwei Sekunden und schon sah er mich wieder direkt an, dieses Mal wirkte er allerdings nicht mehr so überzeugt. „Wirklich? Der Weg ist kaum beleuchtet… Du solltest Nachts lieber nicht alleine im Wald unterwegs sein…“ Ich konnte nicht anders, als den Uchiha ungläubig anzustarren. War das sein Ernst? Mit einem leisen Schnauben verschränkte ich abwertend die Arme. Sah ich für den Meister der Humorlosigkeit etwa so weiblich aus, dass er nun anfing mich ernsthaft wie ein kleines Mädchen zu behandeln? Ich war doch keine Frau im Minirock! „Wieso? Was soll denn passieren? Es ist ja nicht so, dass ich im Minirock dadurch marschiere. Ich kann mich wehren. Ich hab einfach keine Lust mit dir weiter durch die Gegend zu laufen.“ Itachi wirkte nicht wirklich begeistert und sah im ersten Moment ernsthaft verletzt aus, was mich tatsächlich in meinem Vorhaben kurz schwanken ließ. Verdammt, das kann doch nicht sein! Wenn ich jetzt nachgab, würde ich mich selbst damit verraten. Murrend drehte ich mich um und ging auf die Treppen zu, als ich merkte, dass Itachi tatsächlich Anstalten machte mir zu folgen. War das sein verfickter ernst? Wie offen musste ich ihm denn noch zeigen, dass ich kein Bock auf ihn hatte? „Alter, hast du es nicht kapiert? Ich hab‘ kein Bock dich an den Hacken kleben zu haben. Geh nach Hause, Uchiha!“ Während ich sprach kam ich mir eher vor wie ein alter, kalter Mann, der einen nach liebe suchenden Hund schlug, anschrie und aussetze. Allein der Gedanke war grausam und ich fragte mich, wie tief ich noch sinken konnte. Ein weiterer Blick auf den Uchiha-Idioten ließ beinahe so etwas wie Mitleid in mir aufsteigen. Och man, nun tat mir der Wichser echt auch noch leid… Nein! Nein, nein, nein! Nicht mit mir! Ich durfte nicht nachgeben! Hoffentlich hatte der Kerl meinen Wink nun endgültig verstanden und ließ mich gehen. Alleine. Dass ich hier anfing nicht mehr mit Zaunpfählen zu wedeln, sondern mit stämmigen Eichen, sollte nun selbst ihm endlich klar sein. Wo hatte der Mistkerl denn seinen hohen IQ gelassen? In der Arbeitsgruppe, die wir gerade verlassen hatten? Und ganz ehrlich, wenn ich heute noch einen geprügelten Hund zu sehen bekomme, würde mein Herz an Zuckerschock und Weichheit zu Grunde gehen… Warum berührte mich das Verhalten von diesem Idioten nur so sehr? Ein Blick zurück zeigte, dass Itachi wirklich stehen geblieben war und mir verletzt nachsah. Ich schluckte den Klos im Hals runter und versuchte das unangenehme Ziehen in meiner Brust weiterhin zu ignorieren. Ich hatte auf einmal das Gefühl eine einmalige Chance komplett zerstört zu haben. Aber besser so, als sich erneut Hoffnungen zu machen und am Ende kaputter aus der Sache raus zu kommen, als man reingegangen ist. Itachi würde es mir am Ende danken. Hinzu kam, dass ich wirklich die Sorge hatte, dass mich einer bei Itachi sah. Wenn es so wirkte, als würde ich mehr Aufmerksamkeit von ihm bekommen als andere Individuen dieser Welt, könnte ich so kurz vor Halloween mir meinen Sarg bestellen. Und um meinen Eltern zu folgen, war ich wirklich noch zu jung. Seufzend schloss ich kurz die Augen und schüttelte den Kopf. Schön, dass ich mir mit meiner aktuellen Art und Weise das Leben auch nicht besser machte. Aber was soll’s. Für alles andere war es nun einmal zu spät. „Deidara, bitte warte.“ Verdammt ich war schon beim Treppenabsatz! Beim Verdammten Treppenabsatz! Konnte er mich nicht einfach in Ruhe lassen? Knurrend drehte ich mich zum Uchiha um, doch auch wenn er mich zurückgerufen hatte, hatte dieser Wichser nichts Besseres zu tun, als auf sein verdammtes Handy zu starren! In dem Moment reichte es mir wirklich! Was viel ihm nur ein? Wenn er wirklich Interesse an mir oder an meiner Gesellschaft hätte, sollte er dann nicht lieber reden, anstatt sein Handy zu checken? So Handysüchtig war mir Itachi bisher nicht vorgekommen… Nun Gut, Itachi hatte es bisher mehrfach versucht mich in ein Gespräch zu verwickeln, aber anrechnen würde ich ihm das nicht! Allein wegen dieser Handyaktion und dass er mich dazu gebracht hatte über meine aktuelle Lage nachzudenken! Murrend wandte ich mich der Treppe zu. Ich wollte nur noch weg. Alle in mir schrie, dass ich abhauen sollte, so lange ich noch die Möglichkeit hatte. Bevor… ich weich wurde und nachgeben konnte. „Schönen Abend noch.“ Innerlich klopfte ich mir auf die Schulter, dass ich es noch schaffte irgendwo einen Funken anstand auszugraben. Ein Hoch auf meine Erziehung. Das, was der Uchiha mir noch hinterher rief, hörte ich schon gar nicht mehr. Zugegeben eher aus Trotz, als wegen der Entfernung, doch ich fand, dass der Kerl wirklich schon viel zu viel gesagt hatte für einen Abend. Itachi Uchiha und zu viel gesagt? War das nicht ein Wiederspruch in sich? Kurz musste ich ernsthaft über diese Tatsache nachdenken. Itachi hatte sich wirklich anders verhalten als in der Uni. Vielleicht hatte er sich auch einfach nur höflich verhalten wollen, um seinem Image treu zu bleiben. Schließlich war er ein Vorbild, eine Bereicherung für jede Gruppe, die Omnipotenz der Uni. Okay, vielleicht übertrieb ich ein wenig, doch genau so wurde der Wichser allen vorgestellt. Sei es von den Lehrern oder von den Studenten. Ich wette irgendwann würden sie noch einen Schrein bauen… Es dauerte keine fünf Minuten, da bereute ich es schon mich für die Abkürzung entschieden zu haben und verfluchte regelrecht meinen Trotz. Mit jedem Schritt schien der Weg immer dunkler zu werden und selbst der Schein des Mondes wurde immer wieder von den Wolken gedämpft. Der Weg selbst war vom Regen des Nachmittages noch nass und durch das herab gefallende Laub war der Untergrund so verflucht rutschig, dass ich wirklich aufpassen musste mich nicht abzupacken. Ich versuchte meinen Blick nach vorne zu richten und etwas zu sehen. Irgendetwas, wie der Schein der nächsten Lampe. So ganz wollte es nicht in meinem Kopf rein, warum diese Idioten von der Stadtverwaltung überall tausende von Lampen regelrecht anpflanzten, aber hier hatten sie es scheinbar als unnötig empfunden. So Typisch! Warum sollte man auch in einem dunklen Parkabschnitt Lampen aufstellen. Das wäre ja Verschwendung von Steuergeldern! Eine starke Böe ließ den Wald um mich herum ächzen und Knacken. Das rascheln der Bäume schien unnatürlich laut und bedrohlich über mich hinweg zu grollen. Irgendwo knackte ein Ast, als wäre jemand draufgetreten. Vielleicht war es einfach nur ein herunterfallender Ast, doch für mich klang es in diesem Augenblick wie ein in der Dunkelheit lauerndes Raubtier. Zitternd zog ich die Jacke enger um mich und versuchte meinen Körper unter Kontrolle zu bringen. Herrgott, ich war immer noch mitten in der Stadt! Hier gab es keine wilden Raubtiere. Was soll mich denn hier anfallen? Ein Wolf? Ein Bär? Nein… vor Tieren hatte ich keine Angst, doch ich wusste nur zu gut, dass Menschen bei weitem grausamer waren als jedes Tier. Ein weiteres lautes Knacken gleich neben mir ließ mich zusammen zucken, besonders als ich einen Ast auf meinen Schuh fallen spürte. Ich zwang meinen Körper stur weiter zu gehen. Es war nur der Wind. Nur nicht stehen bleiben. Das machten sie ihn Horrorfilmen auch immer. Sie blieben stehen und gaben damit dem Mörder die Chance anzugreifen. Horrorfilme… Halloween… In dem Moment begriff ich, dass ich aktuell das beste Ziel dieser Stadt war und in einem seltsamen und seltenen Augenblick der wirklichen Schwäche erwischte ich mich dabei, wie ich mich zurück zu Itachi sehnte. Itachi… Natürlich, vielleicht war er es, der mir doch hinterherlief, weil er genau wusste, wie scheiße dieser Weg in der Nacht war… Obwohl… würde er sich dann nicht bemerkbar machen oder mir hinterherrufen? Die nächste Böe zerrte an meiner Kleidung. Eiskalte Gänsehaut krabbelte über meinen Körper, fraß sich über jede Stelle, die sie erreichen konnte. Mein Körper zitterte, als würden meine Muskeln verzweifelt versuchen meinen Körper warm zu halten. Gleichzeitig schienen meine Sinne schärfer zu werden. Alles um mich herum wurde lauter, meine Ohren schienen Laute wahr zu nehmen, die mir ansonst verborgen geblieben wären. Und sei es nur weil ich sonst immer meine Kopfhörer in den Ohren hatte. Meine Sinne erwarteten jeden Moment einen Angriff, machten mich innerlich bereit für einen Kampf, den ich noch nicht sehen konnte. Meine Augen schienen langsam schärfer zu werden, allmählich konnte ich sogar soweit Umrisse ausmachen, dass ich es sogar schaffte auf dem Weg zu bleiben. Doch selbst jetzt schienen die Dunkelheit zu versuchen auch das letzte Stückchen Licht aufzusaugen. Ich verließ mich gerade rein auf den Klang meiner Schritte auf dem Asphalt um zu hören, ob ich immer noch auf dem Weg war. So lange ich auf dem Weg blieb, sollte ich auf jeden Fall da ankommen, wohin ich wollte. Doch mein Körper stand so unter Strom, dass ich jedes Mal, wenn ein Blatt auf mir landete, mein Gesicht streifte oder mir auf den Kopf fiel, zusammen zuckte. Und je weiter ich ging, je mehr spielte meine Fantasie verrückt, so dass ich mir am Ende einbildete, dass es keine Blätter waren, die da von den Bäumen fielen, sondern Insekten oder… andere Dinge. Verdammte Fantasie! Aber was konnte man anderes erwarten? Ich war Künstler, da war man eben anfälliger für Atmosphäre! Auf einmal schlugen alle Alarmglocken in meinem Körper gleichzeitig an und ich konnte mich nicht beherrschen. Erschrocken fuhr ich herum und versuchte etwas zwischen den Bäumen auszumachen. Verdammte Scheiße, das rascheln eben neben mir waren doch wirklich Schritte gewesen! Ich weiß es einfach! Das hieß, ich war hier nicht alleine! Ich versuchte meine Atmung ruhig zu halten, versuchte mich wieder zu beruhigen. Es brachte nichts, wenn ich nun durchdrehte. Aber klar, es war kurz vor Halloween und schon Wochen vorher drehte jeder durch. So ein Wald war doch das perfekte Angriffszentrum für solche Irren, denen es Spaß machte anderen Aufzulauern, um ihnen Herzinfarkte zu verpassen. Doch dann durfte ich mir erst recht nichts anmerken lassen. Ich hatte hunderte Male gegen Idioten gekämpft und niemals hatte ich mich vor einem Kampf gedrückt. Ich war nicht wehrlos! Ich musste nur ruhig bleiben. Ganz ruhig! Verdammt, bekam ich hier grad ernsthaft nur wegen ein paar knackenden Ästen, Dunkelheit und Wind Panik? Mist, wenn ich so darüber nachdachte, erinnerte ich mich wieder an eines der aktuellsten Themen an unser Uni. Es waren die Zeitungsmeldungen und der letzten Wochen. Sie berichteten von Horrorclowns und andere Wesen, die Fußgänger und augenscheinlich Wehrlose angriffen. Nachts in dunklen Parks oder Gassen. Natürlich, feige wie sie waren, gingen sie mit Äxten und Kettensägen auf ihre Opfer los. Der Ernst der ganzen Situation war allerdings erst aufgekommen, als einem dieser Clowns die Kettensäge außer Kontrolle geraten war und es ein Todesopfer gab. Wegen eines Scherzes… Tja, da konnte man einmal mehr sehen, dass einiges für die einen nur ein Scherz war, während andere litten. Sadistisches Dreckspack! Okay, ganz ruhig… Konzentrier dich, Deidara, nur nicht durchdrehen. Das konnte nicht gut ausgehen…. Kurz schloss ich die Augen, atmete tief durch, bevor ich sein Handy aus der Tasche holte. Entschlossen entriegelte ich den Bildschirm und stellte die kleine Kameralampe an. Insgeheim konnte ich mich ohrfeigen, dass ich nicht von Anfang an daran gedacht hatte einfach mein Handy zur Hilfe zu nehmen. Na ja, viel Licht brachte es zwar nicht, aber es war besser als gar nichts. Normalerweise war ich nicht so ein Angsthase, doch mit Licht, egal wie wenig es auch war, fühlte ich mich gleich besser und wieder ruhiger. Ich hatte oft schon das Gefühl gehabt, als würde ich im Schutz der Dunkelheit mehr wahrnehmen, als wirklich da war. Vielleicht ein weiterer Grund, weshalb ich mit zwanzig immer noch eine kleine Lampe jede Nacht brennen ließ. Ich wollte der Dunkelheit keine Chance geben mir die Schrecken der Nacht zu zeigen. Auch wenn ich mir nicht wirklich erklären konnte, WAS genau die Schrecken der Dunkelheit sein sollten. Seufzend schüttelte ich den Kopf um mich von diesen Gedanken zu befreien und setzte meinen Weg fort. Ich gab mir wirklich Mühe die umliegenden Geräusche zwischen den Bäumen auszublenden. Doch so langsam stellte ich mir die Frage, welcher beschissene Idiot nur auf die Idee kam, einen Park mit Waldstück zu konzipieren? Und das mitten in der Stadt! Diese idiotischen Wichser, die sich Stadtplaner schimpften, gehörten allesamt zum Teufel gejagt! Ein erneuter, nun bei weitem lauterer Knall aus dem dichten Dickicht hallte an den Bäumen wieder und ließ das Blut in meinen Adern förmlich Gefrieren. Alles in meinem Körper schaltete von einer Sekunde auf die andere erneut um auf ‚Alarm-Modus‘. Egal wie sehr mich meine Vernunft verarschen wollte, aber das war definitiv kein Ast gewesen, der allein durch den Wind gegen einen benachbarten Baum geschlagen wurde. In verdächtig regelmäßigen Abständen hörte ich es aus dem Unterholz knallen und krachen. Holz auf Holz, so als hätte sich jemand einen Knüppel genommen, um ihn gegen jeden Baum zu schlagen, der ihm entgegenkam. Meine Hände zitterten und mit einem sehr unguten Gefühl in meinem Magen sah ich auf mein Handy. So mitten im Wald, mit einem Handy in der Hand, dessen Licht ich nicht so einfach an- und ausschalten konnte, wie das Licht einer Taschenlampe, war ich ein leichtes Ziel. Jeder potenzielle Angreifer konnte mich aus der Dunkelheit heraus sehen. Ich ihn allerdings nicht. Aber ich war mir sicher, dass der beleuchtete Weg und das Ende des Waldes nicht so weit von hier waren. So groß war das scheiß Ding nicht. Ich musste es nur zurück auf den Weg schaffen, dann konnte ich besser agieren! Schnell schaltete ich mein Handy wieder aus und lief los. Es war mir egal, wie bescheuert ich mir dabei vorkam, ich hatte nur eines im Kopf: bessere Verteidigungsbasis finden! Sobald ich wieder auf dem beleuchteten Weg war, hätte ich wenigstens eine Chance zu reagieren, wenn etwas sein sollte. Scheiß auf meinen Stolz. Wenn so eine Begegnung eskalierte, dann wenigstens so, dass ich als Sieger aus der Scheiße herauskam! Kaum war ich losgelaufen, konnte ich es bei weitem deutlicher zuordnen. Schritte! Schnelle Schritte und so wie es klang von mehr als nur einer Person. Das war definitiv KEINE Einbildung mehr! Das hier war ernst! Fuck, warum immer ich? Und wenn es Itachi war? Nein, der Uchiha war zwar heute ein wenig offener gewesen, doch so einen scheiß Scherz konnte ich ihm wirklich nicht zutrauen. Dafür war Itachi einfach nicht der Typ. Jedenfalls wirkte er nicht wie der Typ für so eine Scheiße. Kaum war ich um die nächste Ecke gebogen, konnte ich auch schon den Schein der ersten Laterne ausmachen. Mein Herz machte einen kurzen, freudigen Hüpfer. Die erste Laterne hieß auch, dass der Park gleich zu Ende war. Dann war ich auf der Straße und zwei Blöcke weiter stand das Haus meiner Patentante. Mit Glück würde das ganze heute ohne Prügelei enden. Doch kaum hatte ich die Hoffnung auf einen heilen Heimweg wiedererlangt, sah ich sie… Eine große, breite Gestalt, die aus der Dunkelheit neben der Laterne auf den Weg trat und ihren Hammer in einer ausladenden Bewegung über seine Schulter schwang. Ein großer, breiter Kerl hatte sich auf dem Weg aufgebaut. Seine Kleidung zerrissen und mit Kunstblut wirklich mühevoll in Szene gesetzt. Eine Clownsmaske zierte sein Gesicht und spitze Zähne blitzten mir entgegen, die wohl mit Neonfarbe bemalt waren. Der Kerl grinste mich breit an und verzog dabei sein Gesicht in eine noch hässlichere Grimasse. Oder es wirkte einfach nur so, weil ein Teil des Clownsgesichtes einfach eine Plastikmaske war. Vorsichtshalber blieb ich mit einigem Abstand stehen und sah dem Spinner misstrauisch entgegen. Im Normalfall hätte ich einen solchen Idioten ausgelacht und wäre einfach weitergegangen. Doch hier, alleine im Wald und mit dem Wissen, das mehr als nur eine Person noch im Dunkeln lauerte, ließ mich meine typischen Verhaltensmuster noch einmal überdenken. Ich war stark, sehr stark, wenn ich an die Auseinandersetzungen in der High-School dachte, doch der da vorne hatte einen Vorschlaghammer… einen verfickten Vorschlaghammer! Verdammte Scheiße, war der Wichser so feige, dass er dieses Ding gegen einen unbewaffneten Passenten richten würde? Oder wollte er nur Passanten erschrecken und würde auf den Einsatz dieses Dings verzichten? Weitergehen, stehen bleiben, umdrehen? Was sollte ich nur machen? Ich wusste nur, was ich nicht wollte und dass war mein Kopf, aufgeplatzt wie eine Tomate auf dem Asphalt, nur weil der Wichser der Hammer ausrutschte. Während meine Gedanken Achterbahn fuhren, blieb der Kerl ruhig auf dem Weg stehen, bis es erneut aus dem Unterholz klopfte. So wie es aussah, war das ein Signal für den Horrorclown, dass er wohl anfangen konnte. Womit genau würde ich wohl gleich zu spüren bekommen. Ich machte mich auf jedenfalls auf alles bereit. Wenn der Kerl stress haben wollte, konnte er den bekommen. Ich würde einfach zusehen, dass ich seinen Hammer bekomme und dann hätte ich schon so gut wie gewonnen. Ich musste nur das scheiß Ding zu packen bekommen! Mit langsamen, abgehackten und schwer schwankenden Bewegungen, die sich der Spinner wohl aus einem Horrorfilm abgeschaut hatte, kam er auf mich zu. Nach wenigen Schritten ließ er den Schlaghammerkopf auf den Asphalt krachen. Immer und immer wieder hob er den Hammer an und ließ ihn anschließend auf den Boden zurückfallen. Also wollte er wohl wirklich nur drohen. Wenn ich glück hatte. Doch dann wurde es um mich herum laut. Auf einmal wurde das Geräusch des Hammers um mich herum wieder gegeben, so als würde eine ganze Armee von Clowns im Unterholz sitzen, mit ihren Vorschlaghämmern und an Bäume Klopfen. Bereit zum Angriff. Sollte dieses Geräusch den Wichser vor mir etwa anheizten? Etwa so wie die Neuseeländischen Rugby-Spiele? Würde er auch anfangen so einen komischen Tanz aufzuführen? Hätte was…. Oooh hallo mein schwarzer Humor, schön dich wieder zu haben. Du kommst zu spät! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)