Practice Stage!! von Writing_League ================================================================================ Prolog: special act. 0.5 ------------------------ “Was? Eine Neuverfilmung von Rotkäppchen?” Izumi sah seinen Freund erstaunt an. Der grinste breit und voller Stolz, als er sich neben ihm auf dem Bett niederließ. Schon als Ryouma am Vormittag diese verdächtige Textnachricht geschrieben hatte, wusste Izumi, dass etwas Großes im Busch war. Er konnte sich allerdings nicht denken, was das sein mochte. Jetzt wusste er es und er verstand, wieso der Schauspieler so aus dem Häuschen gewesen war.   „Ja. Die sind gerade total im Trend. In Hollywood machen die das schon eine ganze Zeit. Cinderella, Snow White and the Huntsman. Als nächstes kommt sogar Beauty and the Beast in die Kinos.“   „Verstehe, da ist es natürlich klar, dass sie auf diesen Trendzug aufspringen“, stellte Izumi nachdenklich und eher mit sich selbst redend fest, dann grinste er begeistert zu Ryouma hinauf. „Ich freu mich so für dich! Das ist großartig!“ Einen Moment sahen sie sich tief in die Augen, ein glückliches Lächeln umspielte ihrer beider Gesichter, dann umarmte Izumi seinen Freund und drückte ihn fest. Glücklich legte auch der seine Arme um den Kleineren. Als Izumi seinen Kopf gegen Ryoumas Schulter lehnte und zufrieden die Augen schloss, begann der ihm durch die Haare zu streichen. Er bemerkte es zuerst gar nicht, aber die gute Stimmung begann schon ziemlich bald sich in Luft aufzulösen. Ryoumas Lächeln verschwand mit ihr. Erst als Izumi ihn seufzen hörte, wurde ihm klar, dass etwas nicht stimmte.   „Was ist, Ryouma?“, fragte Izumi und löste sich dabei etwas aus ihrer Umarmung. Den Kopf hob er weit genug an, um zu seinem Freund hinauf sehen zu können.   „Naja... Während der Dreharbeiten werden wir uns wieder eine ganze Weile nicht sehen können...“   „Oh, daran hab ich noch gar nicht gedacht.“   Beide machten ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter, Izumi wurde nachdenklich und bedrückt. Es war schwierig ihr Privatleben mit ihrem Beruf zu vereinen, vor allem, wenn viele ihrer Drehs außerhalb stattfanden. Sie hatten leider nicht immer das Glück, am Abend zurückfahren zu können. So wie auch dieses Mal. „Ich wünschte, wir könnten wieder gemeinsam drehen. Dann hätte ich dich ganz dicht bei mir am Set und das jeden Tag.“   „Ryouma...“ Nun war es Izumi, der seufzte. Er suchte nach einer Lösung für ihr Problem, doch es schien aussichtslos. Dass die Freude um die Rolle so schnell abgeflaut war und sie nun beide fast depressiv auf seinem Bett saßen, passte ihm nicht. Er wollte Ryouma lächeln sehen. Er wollte, dass sie eine schöne Zeit miteinander hatten, so lange sie konnten. Es wäre schwer genug, wenn sie sich erst einmal nicht mehr sehen konnten. In ihm wuchs der Entschluss, die gemeinsame Zeit zu nutzen, so gut sie konnten. „Dann sehen wir uns bis dahin eben jeden Tag!“, verkündete er plötzlich und ließ einen irritiert dreinblickenden Ryouma auf dem Bett zurück, als er aufstand, um sich voller Elan seinen Terminplaner vom Schreibtisch zu holen, ihn zu öffnen und seinem Freund förmlich vor die Nase zu halten. „Da, siehst du? Hier hab ich überall die Nachmittage frei! Egal wie spät es bei dir wird, du kannst immer vorbei kommen. Oder ich komme zu dir, wenn du willst. Wir können auch gemeinsam übernachten, dann können wir uns noch länger sehen!“   „Izumi...“   „Was ist? Du...schaust so komisch. Willst du mich etwa nicht jeden Tag sehen?“   „Das ist es nicht“, antwortete Ryouma und presste die Lippen kurz zusammen, bevor er sich hadernd durch die Haare fuhr. „Hör zu, ich will dich auf jeden Fall jeden Tag sehen. Am liebsten hätte ich dich immer um mich, aber... Ich muss mich auf meine Rolle vorbereiten, da brauche ich die freie Zeit nach meinen offiziellen Terminen.“   Izumi sah Ryouma mit festem Blick an. Er wollte nicht aufgeben, war sicher, dass es irgendwie funktionieren könnte, wenn sie es versuchten. Und noch bevor er wirklich drüber nachgedacht hatte, drängte sich eine Idee in seinen Kopf. Wieso musst es sich schließlich ausschließen, sich auf eine Rolle vorzubereiten und Zeit miteinander zu verbringen? Fest entschlossen griff er beherzt nach Ryoumas Hand und drückte sie fest. „Dann lernen wir deinen Text gemeinsam. Ich helfe dir dabei und ich werde dafür sorgen, dass du das Ganze nicht schleifen lässt, wenn ich da bin!“   „Izumi! Das ist eine tolle Idee!“   „Nicht wahr?“   „Abgemacht!“, sagte Ryouma grinsend – von Trübsal war keine Spur mehr. Überschwänglich legte er seine Hände auf Izumis und sah ihn fest an. „Sobald ich meinen Text habe, sage ich dir Bescheid. Dann können wir sofort loslegen. Ich werde für dich kochen, wir können zusammen baden und abends schlafen wir aneinander gekusch-“ Der Finger auf seinen Lippen ließ ihn kurzerhand verstummen. „Beruhige dich, Ryouma. Noch ist es nicht so weit. Lass uns lieber das Hier und Jetzt genießen“, hauchte Izumi ruhig und beugte sich zu ihm hoch, um seinen Finger gegen ein Lippenpaar auszutauschen. special act. 1 -------------- Der Tag an dem sich Ryouma schließlich mit einem „Hab meinen Text! Können nachher sofort loslegen! ♥♥♥“ meldete, kam sehr schnell. Izumi störte sich daran jedoch nicht. Er hatte es seinem Freund versprochen und er tat es nach wie vor gerne, wenn sie sich dafür wenigstens sehen konnten. So lange er seine eigenen Termine und Pflichten dabei nicht vergaß, wäre es okay, hatte Rei gesagt. Der würde letztendlich auch darauf aufpassen, dass Izumi nichts davon vergaß.   Er hatte den Werbedreh, der in seinem Terminplaner stand, längst beendet und lag auf seinem Bett zusammengerollt um sein großes Lalalulu-Kissen. Es war anstrengend gewesen – das war es immer, wenn er vor der Kamera stand – und er brauchte eine kleine Erholungspause. Schließlich wollte Izumi fit sein, wenn sein Liebster zu Besuch kam und bis dahin konnte es gar nicht mehr so lange dauern. Die Zeit war natürlich völlig vergessen, als er der Müdigkeit nachgab und einschlief. So bemerkte er auch gar nicht, dass Ryouma endlich auftauchte. Er hörte die Türklingel nicht, auch das Gespräch im Flur zwischen Rei und Ryouma blieb ungehört.       Als die Tür sich langsam öffnete und ein Kopf durch den Spalt zwischen ihr und dem Türrahmen gestreckte wurde, entwich Ryouma ein Lächeln. Der Anblick war nach wie vor einfach viel zu süß. Wann immer er Izumi schlafen sah, kam ihm dieser Gedanke. In der Regel blieb es dann allerdings nicht nur dabei, nein, jedes Mal wurde er auch aufs Gemeinste verführt. Von allem Möglichen! Sei es, dass er einmal keine Unterhose unter seinem Schlafhemd anhatte und es deutlich verrutscht gewesen war oder dass er wie so oft beim Schlafen eine Schnute zog, die geradezu Küss mich! rief. So wie auch jetzt. Ryouma konnte sie schon von Weitem sehen, wie sie sich an dem Kissen vorbei drückte und nur darauf wartete, dass er der Forderung nachkam. Seine Beine trugen ihn wie von selbst zum Bett. Noch einmal sah er Izumi in sein wunderhübsches, schlafendes Gesicht, während seine Mundwinkel zu zucken begannen. Er konnte nicht anders. So beugte sich Ryouma runter zu seinem Freund und drückte ihm einen zärtlichen Kuss auf die kleine Schnute.   Als er sich wieder aufrichtete und langsam die Augen öffnete, musste er feststellen, dass es wie immer nicht geholfen hatte. Izumi war immer noch am Schlafen, doch dieses Mal würde er ihn nicht einfach so liegen lassen. Sie hatten immerhin vor, gemeinsam für seine Rolle zu üben, da konnte er doch jetzt nicht den halben Abend verschlafen.   „Izumi. Hey, Izumi“, sagte Ryouma ruhig und strich dem Jungen über die Wange. „Du musst aufwachen, Dornröschen.“ Er war hartnäckig genug, um Izumi wirklich wach zu bekommen. Träge öffnete der die Augen und sah zu ihm hoch, während ein mildes Lächeln seine Lippen umspielte. „Ryouma, du bist ja schon da.“   „Natürlich. Du bist eingeschlafen. Es ist schon sieben Uhr durch.“   Mit einem Schlag öffneten sich Izumis Augen ein gutes Stück weiter und sein Blick suchte den Wecker auf seinem Schreibtisch. Dass es schon so spät sein sollte, konnte er gar nicht glauben. Dann hatte er ja das Abendessen verpasst! Es stimmte allerdings, es war schon fast 20 nach. Missmutig rieb er sich die Augen – nach seinem Nickerchen war er noch müder als vorher, musste er zugeben.   „Bist du immer noch müde, Izumi? Wie soll ich dich denn jetzt wach bekommen?“ Die Antwort war lediglich ein träges Nicken. Immerhin hatte sich Izumi jetzt aufgesetzt und begann, vom Bett aufzustehen. „Hast du denn schon gegessen, Ryouma?“, fragte er schließlich. Sein Magen jedenfalls verlangte nach Abendessen, umso passender also, wenn es Ryoumas ebenfalls so ging. Zu seinem Glück verneinte er und damit war es für Izumi beschlossen. Zuerst würden sie etwas essen, danach könnten sie satt und erholt an ihre erste Übungssession gehen.       Im Nachhinein wirkte die glorreiche Idee von einer anfänglichen Stärkung nicht mehr so toll. Eigentlich hätten sie es wissen müssen, aber Izumi und Ryouma hätten ja einmal Glück haben können. Leider saßen sie im Esszimmer wie auf einem Präsentierteller für Shougo, der sie – ganz sicher dank Rei – bemerkt hatte. „Iiiizumi! Und Ryouma-kun!“, stellte er vergnügt und überschwänglich fest, womit die ruhige, entspannte Stimmung zwischen ihnen beiden einstürzte wie ein Haus, in dem eine Ladung Sprengstoff gezündet wurde. Izumi verzog keinen Muskel in seinem Gesicht und aß weiter. Er war es gewohnt, schließlich war der Kerl sein großer Bruder. Ryouma dagegen sah nicht amüsiert aus über den spontanen Tischgast. Trotzdem rang er sich eine entnervte Begrüßung ab – er war eben höflich! Wenn es nach ihm ging, konnte Shougo jetzt wieder verschwinden und sie den Rest des Abends alleine lassen. Er wollte schließlich Zeit mit seinem Freund verbringen. Aber es ging nicht nach ihm...   „Ryouma-kun?“, fragte Shougo und sah ratlos zu ihm, als der plötzlich wortlos aufstand und seinen Teller wegräumte. „Huh, was hat er? Ob es ihm nicht schmeckt?“   „Ich denke nicht, dass es das ist.“   „Was? Aber was soll es sonst sein, Rei?“   Eine Antwort bekam er nicht, jedenfalls nicht von Rei. Dafür mischte sich Ryouma wieder in das Geschehen ein, nachdem er erfolgreich seinen Teller weggebracht hatte. Er griff Izumi am Handgelenk, der sah ihn daraufhin fragend an. „Es hat ganz wunderbar geschmeckt, aber ich bin satt! Izumi! Lass uns in dein Zimmer gehen!“   „Aber ich ess noch“, stellte Izumi mit leichter Empörung fest. Sein Blick wurde allerdings schnell überraschend verärgert, als er am Arm mit sich gezogen wurde. Er hatte doch gerade gesagt, dass er- „Ryouma!“ Izumi konnte gar nicht anders, als ihm hinterher zu stolpern. Leider – das hatte er schon feststellen müssen – war sein Freund nämlich viel kräftiger als er. In der Regel nutzte er das nicht aus, doch jetzt tat er es. Es gefiel Izumi nicht, was schon allein daran lag, dass er seinen eigenen Willen hatte, der zu respektieren war.   „Ryouma-kun, lass meinen süßen Izumi los“, sagte Shougo schließlich und ging ihnen eilig hinterher, um ihn aufzuhalten. „Er will noch hier bleiben, hörst du das nicht? Wenn Izumi sich was wünscht, dann bekommt er das auch!“   „Er kann später weiter essen. Jetzt haben wir wichtigeres vor.“   „Wichtigeres? Doch nicht etwa schmutzige Dinge? Lass ja die Finger von meinem Izumi.“   Dass es dafür schon 10 Mal zu spät war... Das mussten sie Shougo an dieser Stelle natürlich nicht unter die Nase reiben. Und Rei würde sich ebenfalls hüten. Izumi war schließlich so gut, die Situation aufzuklären, bevor Shougo seinem Freund an die Gurgel gehen konnte. „Wir üben nur für Ryoumas neue Rolle.“   „Was? Ryouma-kun, davon hast du mir ja noch gar nichts erzählt! Was ist das für eine Rolle?“   „Der Jäger aus Rotkäppchen“, antwortete er notgedrungen. Am liebsten hätte er Izumi längst in das Zimmer gezogen, vor dem sie mittlerweile standen, hätte die Tür zugeschlagen und abgeschlossen. Und wieder war er einfach zu nett. Außerdem wollte er sich eigentlich so gut wie möglich mit Izumis Bruder und seiner Familie verstehen – teilweise ihm zu liebe, teilweise aber auch aus purer Berechnung. Er musste sie schließlich davon überzeugen ein guter Umgang für Izumi zu sein, wenn er mit ihm zusammen sein wollte.   „Das hast du mir ja noch gar nicht erzählt, Ryouma-kun. Aber der Jäger hat doch nur 'ne kleine Rolle in dem Märchen. Irgendwie uncool.“   Ryouma verzog das Gesicht. Izumi versuchte, ihn mit Schulterpatten zu beruhigen.   „Es ist trotzdem harte Arbeit diese Rolle gut rüber zu bekommen! Im Übrigen ist sie in der Neuverfilmung viel wichtiger!“   „Reg dich nicht auf, Ryouma. Ich weiß, dass sehr viel Arbeit hinter deiner Schauspielerei steckt. Und ich weiß auch, wie gut du deine Rollen spielst.“   „Da hast du's! Izumi weiß es zu schätzen, ha! Er ist zwar ein Anfänger, was Schauspielerei angeht, aber er versteht längst mehr davon als du!“   So hatte sich Izumi den Abend definitiv nicht vorgestellt. Dass die zwei jetzt zanken mussten, um ihre Position in der Herde zu klären, erinnerte ihn wirklich an ein paar wilde Tiere statt an Menschen. Er wollte nicht so werden, wenn er älter war. Wenn Rei das geschafft hatte, würde aus ihm doch auch ein vernünftiger Erwachsener werden, ganz sicher. Wobei dieser vernünftige Erwachsene ihm auch ruhig einmal helfen konnte, Shougo und Ryouma in den Griff zu kriegen...   „Ryouma-kun, ich bin ja auch Sänger. Guck dir an, wie erfolgreich meine Songs sind, ich hab gerade wieder einen Platz-1-Hit!“ Die Euphorie des Sängers, der sich längst selbst feierte, nutzte Ryouma dazu, leise zu knurren, dann schob er Izumi in sein Zimmer. Er wollte gerade die Tür wortlos schließen, als er unsanft von Shougo zur Seite gestoßen wurde. Und schon war der große Bruder ebenfalls im Zimmer. Ryouma war seine mangelnde Begeisterung anzusehen. „Was wird denn das, wenn's fertig ist?“   „Na, wir helfen dir. Das war doch der Plan, oder? Dir bei deiner Rolle zu helfen. Je mehr Leute, desto lustiger! Und von mir kannst du noch was lernen.“   „Moment, wir?“, hakte Izumi nach und sah an Ryouma vorbei zu Rei, der mit dieser spontanen Idee auch alles andere als einverstanden schien. Aber es war längst beschlossen in Shougos Kopf und so wurde er von ihm an einer Flucht gehindert.   So hatte sich das Ryouma definitiv nicht vorgestellt. Auch bei Izumi stellte sich Ernüchterung ein. Wenn kein Wunder geschah, würde es noch ein langer, anstrengender Abend ohne Zweisamkeit werden, so viel war sicher. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)