Practice Stage!! von Writing_League ================================================================================ special act. 1 -------------- Der Tag an dem sich Ryouma schließlich mit einem „Hab meinen Text! Können nachher sofort loslegen! ♥♥♥“ meldete, kam sehr schnell. Izumi störte sich daran jedoch nicht. Er hatte es seinem Freund versprochen und er tat es nach wie vor gerne, wenn sie sich dafür wenigstens sehen konnten. So lange er seine eigenen Termine und Pflichten dabei nicht vergaß, wäre es okay, hatte Rei gesagt. Der würde letztendlich auch darauf aufpassen, dass Izumi nichts davon vergaß.   Er hatte den Werbedreh, der in seinem Terminplaner stand, längst beendet und lag auf seinem Bett zusammengerollt um sein großes Lalalulu-Kissen. Es war anstrengend gewesen – das war es immer, wenn er vor der Kamera stand – und er brauchte eine kleine Erholungspause. Schließlich wollte Izumi fit sein, wenn sein Liebster zu Besuch kam und bis dahin konnte es gar nicht mehr so lange dauern. Die Zeit war natürlich völlig vergessen, als er der Müdigkeit nachgab und einschlief. So bemerkte er auch gar nicht, dass Ryouma endlich auftauchte. Er hörte die Türklingel nicht, auch das Gespräch im Flur zwischen Rei und Ryouma blieb ungehört.       Als die Tür sich langsam öffnete und ein Kopf durch den Spalt zwischen ihr und dem Türrahmen gestreckte wurde, entwich Ryouma ein Lächeln. Der Anblick war nach wie vor einfach viel zu süß. Wann immer er Izumi schlafen sah, kam ihm dieser Gedanke. In der Regel blieb es dann allerdings nicht nur dabei, nein, jedes Mal wurde er auch aufs Gemeinste verführt. Von allem Möglichen! Sei es, dass er einmal keine Unterhose unter seinem Schlafhemd anhatte und es deutlich verrutscht gewesen war oder dass er wie so oft beim Schlafen eine Schnute zog, die geradezu Küss mich! rief. So wie auch jetzt. Ryouma konnte sie schon von Weitem sehen, wie sie sich an dem Kissen vorbei drückte und nur darauf wartete, dass er der Forderung nachkam. Seine Beine trugen ihn wie von selbst zum Bett. Noch einmal sah er Izumi in sein wunderhübsches, schlafendes Gesicht, während seine Mundwinkel zu zucken begannen. Er konnte nicht anders. So beugte sich Ryouma runter zu seinem Freund und drückte ihm einen zärtlichen Kuss auf die kleine Schnute.   Als er sich wieder aufrichtete und langsam die Augen öffnete, musste er feststellen, dass es wie immer nicht geholfen hatte. Izumi war immer noch am Schlafen, doch dieses Mal würde er ihn nicht einfach so liegen lassen. Sie hatten immerhin vor, gemeinsam für seine Rolle zu üben, da konnte er doch jetzt nicht den halben Abend verschlafen.   „Izumi. Hey, Izumi“, sagte Ryouma ruhig und strich dem Jungen über die Wange. „Du musst aufwachen, Dornröschen.“ Er war hartnäckig genug, um Izumi wirklich wach zu bekommen. Träge öffnete der die Augen und sah zu ihm hoch, während ein mildes Lächeln seine Lippen umspielte. „Ryouma, du bist ja schon da.“   „Natürlich. Du bist eingeschlafen. Es ist schon sieben Uhr durch.“   Mit einem Schlag öffneten sich Izumis Augen ein gutes Stück weiter und sein Blick suchte den Wecker auf seinem Schreibtisch. Dass es schon so spät sein sollte, konnte er gar nicht glauben. Dann hatte er ja das Abendessen verpasst! Es stimmte allerdings, es war schon fast 20 nach. Missmutig rieb er sich die Augen – nach seinem Nickerchen war er noch müder als vorher, musste er zugeben.   „Bist du immer noch müde, Izumi? Wie soll ich dich denn jetzt wach bekommen?“ Die Antwort war lediglich ein träges Nicken. Immerhin hatte sich Izumi jetzt aufgesetzt und begann, vom Bett aufzustehen. „Hast du denn schon gegessen, Ryouma?“, fragte er schließlich. Sein Magen jedenfalls verlangte nach Abendessen, umso passender also, wenn es Ryoumas ebenfalls so ging. Zu seinem Glück verneinte er und damit war es für Izumi beschlossen. Zuerst würden sie etwas essen, danach könnten sie satt und erholt an ihre erste Übungssession gehen.       Im Nachhinein wirkte die glorreiche Idee von einer anfänglichen Stärkung nicht mehr so toll. Eigentlich hätten sie es wissen müssen, aber Izumi und Ryouma hätten ja einmal Glück haben können. Leider saßen sie im Esszimmer wie auf einem Präsentierteller für Shougo, der sie – ganz sicher dank Rei – bemerkt hatte. „Iiiizumi! Und Ryouma-kun!“, stellte er vergnügt und überschwänglich fest, womit die ruhige, entspannte Stimmung zwischen ihnen beiden einstürzte wie ein Haus, in dem eine Ladung Sprengstoff gezündet wurde. Izumi verzog keinen Muskel in seinem Gesicht und aß weiter. Er war es gewohnt, schließlich war der Kerl sein großer Bruder. Ryouma dagegen sah nicht amüsiert aus über den spontanen Tischgast. Trotzdem rang er sich eine entnervte Begrüßung ab – er war eben höflich! Wenn es nach ihm ging, konnte Shougo jetzt wieder verschwinden und sie den Rest des Abends alleine lassen. Er wollte schließlich Zeit mit seinem Freund verbringen. Aber es ging nicht nach ihm...   „Ryouma-kun?“, fragte Shougo und sah ratlos zu ihm, als der plötzlich wortlos aufstand und seinen Teller wegräumte. „Huh, was hat er? Ob es ihm nicht schmeckt?“   „Ich denke nicht, dass es das ist.“   „Was? Aber was soll es sonst sein, Rei?“   Eine Antwort bekam er nicht, jedenfalls nicht von Rei. Dafür mischte sich Ryouma wieder in das Geschehen ein, nachdem er erfolgreich seinen Teller weggebracht hatte. Er griff Izumi am Handgelenk, der sah ihn daraufhin fragend an. „Es hat ganz wunderbar geschmeckt, aber ich bin satt! Izumi! Lass uns in dein Zimmer gehen!“   „Aber ich ess noch“, stellte Izumi mit leichter Empörung fest. Sein Blick wurde allerdings schnell überraschend verärgert, als er am Arm mit sich gezogen wurde. Er hatte doch gerade gesagt, dass er- „Ryouma!“ Izumi konnte gar nicht anders, als ihm hinterher zu stolpern. Leider – das hatte er schon feststellen müssen – war sein Freund nämlich viel kräftiger als er. In der Regel nutzte er das nicht aus, doch jetzt tat er es. Es gefiel Izumi nicht, was schon allein daran lag, dass er seinen eigenen Willen hatte, der zu respektieren war.   „Ryouma-kun, lass meinen süßen Izumi los“, sagte Shougo schließlich und ging ihnen eilig hinterher, um ihn aufzuhalten. „Er will noch hier bleiben, hörst du das nicht? Wenn Izumi sich was wünscht, dann bekommt er das auch!“   „Er kann später weiter essen. Jetzt haben wir wichtigeres vor.“   „Wichtigeres? Doch nicht etwa schmutzige Dinge? Lass ja die Finger von meinem Izumi.“   Dass es dafür schon 10 Mal zu spät war... Das mussten sie Shougo an dieser Stelle natürlich nicht unter die Nase reiben. Und Rei würde sich ebenfalls hüten. Izumi war schließlich so gut, die Situation aufzuklären, bevor Shougo seinem Freund an die Gurgel gehen konnte. „Wir üben nur für Ryoumas neue Rolle.“   „Was? Ryouma-kun, davon hast du mir ja noch gar nichts erzählt! Was ist das für eine Rolle?“   „Der Jäger aus Rotkäppchen“, antwortete er notgedrungen. Am liebsten hätte er Izumi längst in das Zimmer gezogen, vor dem sie mittlerweile standen, hätte die Tür zugeschlagen und abgeschlossen. Und wieder war er einfach zu nett. Außerdem wollte er sich eigentlich so gut wie möglich mit Izumis Bruder und seiner Familie verstehen – teilweise ihm zu liebe, teilweise aber auch aus purer Berechnung. Er musste sie schließlich davon überzeugen ein guter Umgang für Izumi zu sein, wenn er mit ihm zusammen sein wollte.   „Das hast du mir ja noch gar nicht erzählt, Ryouma-kun. Aber der Jäger hat doch nur 'ne kleine Rolle in dem Märchen. Irgendwie uncool.“   Ryouma verzog das Gesicht. Izumi versuchte, ihn mit Schulterpatten zu beruhigen.   „Es ist trotzdem harte Arbeit diese Rolle gut rüber zu bekommen! Im Übrigen ist sie in der Neuverfilmung viel wichtiger!“   „Reg dich nicht auf, Ryouma. Ich weiß, dass sehr viel Arbeit hinter deiner Schauspielerei steckt. Und ich weiß auch, wie gut du deine Rollen spielst.“   „Da hast du's! Izumi weiß es zu schätzen, ha! Er ist zwar ein Anfänger, was Schauspielerei angeht, aber er versteht längst mehr davon als du!“   So hatte sich Izumi den Abend definitiv nicht vorgestellt. Dass die zwei jetzt zanken mussten, um ihre Position in der Herde zu klären, erinnerte ihn wirklich an ein paar wilde Tiere statt an Menschen. Er wollte nicht so werden, wenn er älter war. Wenn Rei das geschafft hatte, würde aus ihm doch auch ein vernünftiger Erwachsener werden, ganz sicher. Wobei dieser vernünftige Erwachsene ihm auch ruhig einmal helfen konnte, Shougo und Ryouma in den Griff zu kriegen...   „Ryouma-kun, ich bin ja auch Sänger. Guck dir an, wie erfolgreich meine Songs sind, ich hab gerade wieder einen Platz-1-Hit!“ Die Euphorie des Sängers, der sich längst selbst feierte, nutzte Ryouma dazu, leise zu knurren, dann schob er Izumi in sein Zimmer. Er wollte gerade die Tür wortlos schließen, als er unsanft von Shougo zur Seite gestoßen wurde. Und schon war der große Bruder ebenfalls im Zimmer. Ryouma war seine mangelnde Begeisterung anzusehen. „Was wird denn das, wenn's fertig ist?“   „Na, wir helfen dir. Das war doch der Plan, oder? Dir bei deiner Rolle zu helfen. Je mehr Leute, desto lustiger! Und von mir kannst du noch was lernen.“   „Moment, wir?“, hakte Izumi nach und sah an Ryouma vorbei zu Rei, der mit dieser spontanen Idee auch alles andere als einverstanden schien. Aber es war längst beschlossen in Shougos Kopf und so wurde er von ihm an einer Flucht gehindert.   So hatte sich das Ryouma definitiv nicht vorgestellt. Auch bei Izumi stellte sich Ernüchterung ein. Wenn kein Wunder geschah, würde es noch ein langer, anstrengender Abend ohne Zweisamkeit werden, so viel war sicher. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)