A Sky full of Stars von Mondlichtkrieger ================================================================================ Kapitel 8: 08 ------------- „Sebastian Hawkins“, rief Elena aufgebracht, als sie ihn zur Haustür gehen sah. „Was zur Hölle sollte das eben?“ Er sah sie überrascht an, denn diesen Tonfall hatte er bei ihr noch nie gehört. Der Alkohol verlieh ihr Mut. „Warum rennst du dauernd vor allem weg? Ich meine, ich bin es nur.“ Sie sah ihn verzweifelt an. Er wusste nicht, was er sagen sollte, denn er wollte es nicht noch komplizierter machen, als ohnehin schon. Elena allerdings war wütend. Sie hatte ihre Hände in die Hüften gestemmt und starrte ihn wütend an. „Wir sind jetzt schon so lange befreundet und dann haust du einfach ab, nur weil du einmal ein bisschen mehr von mir zu sehen bekommst, als Jeans und T-Shirt.“ Sebastian sah betreten zu Boden, er wollte sie nicht ansehen, immerhin trug sie nur einen Monokini. „13 Jahre, Sebastian. 13 Jahre und dich stört es, wenn du mich mal berührst?“ Ihre Stimme zitterte leicht. Er hatte ihre Gefühle verletzt, was an sich kein Problem war. Nur der Alkohol machte sie sensibel, weshalb seine Zurückweisung ihr doppelt so sehr zusetzte.   „Es stört mich nicht, dass ich dich berühre“, verteidigte sich Sebastian. „Ich habe eher Angst davor, was passiert, wenn ich dir … weiter so nah bin.“ Er sah erneut zur Seite und schluckte den heranwachsenden Kloß in seinem Hals herunter. „Ich weiß nicht, was ich fühle und was … da gerade im Moment zwischen uns war.“ In seinem Körper machte sich ein ungutes Gefühl breit und er wusste nicht, wie er sich Elena gegenüber verhalten sollte. „Was denkst du, war das eben zwischen uns?“   Sie zog überrascht die Augenbrauen hoch. Ja, was war das eben zwischen ihnen? „Ich weiß nicht, worauf du hinaus willst. Es ist doch alles wie immer. Komm wieder mit rein… Bitte“, sagte sie mit Nachdruck und kam ein paar Schritte auf ihn zu. Elena wollte nicht, dass er ging. Sie wollte ihn in seiner Nähe haben, schon allein deswegen, weil er sie beschützen konnte. „Ich brauche dich hier“, flüsterte sie und nahm seine Hand, als sie direkt vor ihm stand. Sebastians Blick ruhte auf ihr, unschlüssig was er tun sollte. Sie zog sanft an seiner Hand, aber er machte keine Anstalten ihr zu folgen. „Okay, ich mache dir einen Vorschlag. Du bleibst hier, und ich werde einfach ein wenig Abstand zu dir halten. So bist du da, falls irgendwas ist“, schlug sie vor. Ihre Gedanken wanderten zu Jake, der sie lüstern angrinste. Sie schüttelte sich vor Abscheu. Hinter sich hörte Elena Schritte, und als hätte sie ihn gerufen, tauchte Jake im Flur auf. Er lächelte sie sanft an und kam zu Sebastian und ihr hinüber. „Hey, ich hab euch schon gesucht. War ein gutes Spiel“, sagte er grinsend. „Ähm, ja war es“, erwiderte Elena und sah zu ihrem besten Freund. Sie hielt immer noch seine Hand, was auch Jake nicht entging. Etwas in seinem Lächeln veränderte sich. „Ich wusste nicht, dass ihr beiden zusammen seid.“ Elena spürte einen Stich in der Magengegend und ließ Sebastians Hand augenblicklich los. „Wir sind nicht zusammen. Und Sebastian wollte eigentlich auch gerade gehen“, antwortete sie, in der Hoffnung, dass ihr Freund seine Meinung änderte. Jakes Miene hellte sich ein klein wenig auf, so als witterte er seine Chance, doch noch bei Elena landen zu können.   Sebastian biss die Zähne zusammen und presste die Kiefer fest aufeinander, so dass es in seinen Kiefergelenken fast schon schmerzte. Allerdings kam der letzte Satz von Elena so bei ihm an, dass er gehen sollte. Auch ihr Tonfall ließ ihn darauf schließen. Es verwirrte ihn vollkommen, dass Elena scheinbar ihre Meinung so schnell ändern konnte, allerdings sagte er nichts weiter dazu. Er drehte sich zur Haustür und ging durch diese hinaus. Jake sah zur jungen Frau, die verwirrt hinter ihrem Freund hersah. „Komm, ich hol uns etwas zu trinken“, lächelte er ihr entgegen und wartete darauf, dass Elena sich in Bewegung setzte. Als sie aber noch immer stehen blieb und sich nicht rührte, lief er auf sie zu und blieb wenige Meter von ihr entfernt stehen. „Lass ihn gehen. Was auch immer mit ihm ist, er wird sich wieder einkriegen. Und bis dahin, werde ich dir den Abend versüßen.“   „Nein!“, rief Elena und schlug Jakes Hand von ihrer Schulter. Sie drehte sich um und sah zu Sebastian, der gerade zu seinem Motorrad ging. Ohne nachzudenken, rannte sie ihm hinterher und schlang die Arme um seine Mitte, um ihn am Gehen zu hindern. Er erstarrte unter ihrer Umarmung, aber Elena ließ nicht los. Sie wollte nicht, dass er ging. Sie brauchte ihren besten Freund an ihrer Seite, nicht irgendeinen Möchtegernposer. „Geh nicht“, schluchzte sie an seinem Rücken. Sie konnte die Tränen nicht zurückhalten. Erst jetzt spürte sie die Kälte. Sie trug immer noch nur ihren Bikini. Auf ihren nackten Armen breitete sich eine Gänsehaut aus, aber das war jetzt egal. „Elena, ich kann nicht...“, sagte er und drehte sich zu ihr um. Sie umarmte ihn noch fester, wollte ihn nicht mehr loslassen. „Doch kannst du, bitte...“ Sie sah zu ihm auf. Als er ihr tränenüberströmtes Gesicht sah, wurde sein Blick weicher. Mit einem Arm drückte er sie an sich. Wenn er doch nur wüsste, wie wichtig es für sie war, dass wenigstens er für sie da war. Er war ihre Familie. Die Familie, die sie zu Hause nicht besaß. Eine Weile standen sie so da. Elena fror, ließ es sich aber nicht anmerken. Sie wollte nicht, dass er sie wegschickte. Sie schluchzte an seiner Brust. Normalerweise war sie es, die ihn tröstete. Sie war immer die Starke, die ihre Probleme für sich behielt.   „I-Ich kann nicht...“, sah Sebastian zur Seite und schob Elena von sich. „Ich kann nicht bleiben. Ich … muss hier weg.“ Er schloss die Augen, zog seine Lederjacke aus und legte sie um den bebenden Körper seiner Freundin. Dann wischte er mit einem Daumen die Tränen von ihren Wangen. „Geh wieder rein. Zieh dich um, bevor du noch krank wirst. Ich melde mich später bei dir.“ Bastian wandte sich zu seinem Motorrad um. Er dachte noch einmal nach, ob es das Richtige war, was er tat. Allerdings kam er zu keiner richtigen Antwort. „Oder du ziehst dich um und kommst mit mir“, sagte er ruhig und sah ihr genau in die Augen. „Entscheide du...“   Ohne groß darüber nachzudenken, rannte Elena zurück zum Poolhaus und zog sich an. Sarah war hinter sie getreten. „Wo willst du hin?“, fragte sie und verschränkte die Arme vor der Brust. Ihr Blick verriet, was sie dachte, aber Elena war nicht in der Stimmung für irgendwelche Eifersuchtsanfälle. Sie zog sich ihr T-Shirt über den Kopf und drehte sich zu ihrer Freundin. „Ich geh nur ein bisschen spazieren. Ich ruf dich auch an, wenn es länger dauert. Ich denke Sebastian hat es vorhin nicht gefallen, dass du auf Jakes Schultern saßt... Er ist ziemlich durcheinander.“ Die Lüge ging ihr leicht über die Lippen. Sarah glaubte ihr sofort, was hätte sie auch für einen Grund ihr zu misstrauen? Nachdem sie sich fertig angezogen hatte, ging Elena schnell nach draußen. Einen kurzen Augenblick dachte sie, Sebastian wäre ohne sie gefahren. Aber da stand er an seinem Motorrad gelehnt und starrte auf den Boden. Tief im Inneren wusste sie, dass irgendwas Unausgesprochenes zwischen ihnen beiden war, aber im Moment wollte sie einfach nur in seiner Nähe sein.   Sebastian stieg auf sein Motorrad und wartete darauf, dass Elena sich hinter ihn setzte und sich an ihn schmiegte, fast schon klammerte. „Lass uns fahren“, sagte er leise und startete das Bike. Mit geschmeidigen Bewegungen ließ er das Zweirad in den Verkehr gleiten und schlängelte sich durch diesen, als wenn er nie etwas anderes gemacht hätte. Nach einiger Zeit blieb Sebastian am Straßenrand stehen und schloss die Augen. Der Motor lief dabei weiter. „Ich will dich heute Nacht nicht gehen lassen, aber ich will weder zu mir, noch will ich zu dir...“, murmelte Sebastian leise und er hoffte, dass Elena seine Worte hörte. „Allerdings weiß ich nicht, wo wir sonst hingehen könnten. Ich kann dich aber nicht ewig hier draußen lassen, da dein Haar noch immer feucht ist und du sonst krank wirst.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)