Kaffee oder Tee? von Ginnybread (... oder vielleicht Blut?) ================================================================================ Kapitel 8: Unbelehrbar *Jared ----------------------------- Ich schaute nicht schlecht, als ich wieder aus dem Bad kam. Da ich eben duschen gewesen war, hatte ich mir nur schnell ein Handtuch um die Hüften gewickelt und wollte schnell auf meinem Zimmer verschwinden. Ich kam aber nur bis in die Mitte des Lofts, wo ich fast in Ian hineingelaufen wäre. „Huch.“, machte er, als ich ihn an der Schulter streifte und drehte sich zu mir um. Unter seiner Nase klebte ein bisschen getrocknetes Blut und er sah irgendwie… müde aus. Vielleicht auch einfach nur blass. Wo kam der denn jetzt schon wieder her? „Ähm ja… Huch?“, gab ich wenig einfallsreich von mir und verschränkte reflexartig die Arme vor der Brust. Nicht zu fassen, dass ich schon wieder oben ohne vor ihm stand. Etwas ähnliches schien ihm eben auch durch den Kopf gegangen zu sein, denn er sagte: „Du musst dich nicht immer für mich ausziehen.“ Und er sagte es mit seiner selbstverständlichen Frechheit, die mir mittlerweile vertraut vorkam, allerdings schwang auch etwas anderes in seiner Stimme mit. Ich presste verärgert die Lippen zusammen, insbesondere, da Collin hinter Ian aufgetaucht war und jetzt mit hochgezogenen Augenbrauen zu uns herüber sah. „Vielleicht…“, sagte er langezogen und musterte uns übertrieben ausgiebig. „Vielleicht sollte ich ein Schloss vor Jareds Tür machen…“ Ich schnappte wütend nach Luft und Ian lachte. „So wörtlich hat Henry das nicht gemeint, keine Sorge Collin… Und ich bin sicher, Jared wüsste sich zu verteidigen.“ Der Vampir klopfte mir freundschaftlich auf die Schulter. „Will mir vielleicht mal jemand sagen, was hier schon wieder los ist?“, fragte ich und es klang in meinen Ohren gereizter, als es sollte. Ians Grinsen geriet ein wenig ins Schwanken. Ein ganz leichter Rosahauch war auf seinen Wangen zu erkennen. Ertappt guckte er mich an. „Was ist? Hast du mich etwa vermisst?“, fragte ich spöttisch. „So in etwa könnte man es wohl sagen.“, meldete sich Collin und tippte dabei auf seinem Handy herum. „Naja, nicht so ganz.“, protestierte Ian und schaute von Collin zu mir. Ich hob fragend die Augenbrauen. Jetzt war ich aber gespannt. „Ich… hatte plötzlich ziemliche Schmerzen. Einfach nur Schmerzen, keinen Hunger…Und meine Nase hat angefangen zu bluten. Ich konnte es mir gar nicht erklären, aber Henry ist relativ schnell auf den Gedanken gekommen, dass es etwas mit der Prägung zu tun haben könnte…“ Er wurde ein wenig kleinlaut, wahrscheinlich auch, weil mir meine Gesichtszüge für einen Moment total entgleist waren. Ich musste einmal beherzt lachen. Collin stimmte glucksend in mein Lachen ein und Ian wurde noch ein bisschen roter im Gesicht. „Schön, dass ihr das lustig findet…“ „Ich habe keine Worte dafür.“, antwortete ich wahrheitsgemäß. Ich würde mir jetzt erst einmal etwas anziehen, beschloss ich und ließ die beiden im Loft stehen. Meine Zimmertür fiel hinter mir ins Schloss und ich musste mich erst einmal mit dem Rücken dagegen lehnen. Langsam wurde mir das wirklich zu viel, mit dieser ganzen Vampirgeschichte. Ich kannte ihn drei oder vier Tage lang und jetzt hatte er sich so auf mein Blut geprägt, dass er nicht einmal das Haus verlassen konnte. Wie zum Teufel sollte das gut gehen? Ich musste morgen wieder zur Arbeit! Wütend suchte ich mir etwas zum Anziehen heraus und war dabei so grob zu meinem Inventar, dass mir einer der unausgepackten Umzugskartons vom Schreibtischstuhl rutschte, zu Boden krachte und eine riesige Staubwolke verursachte. „Ach, Scheiße…“ Fluchend machte ich mich daran, den Kram wieder einzuräumen. Alter Kram, aus alter Zeit. Nichts womit ich mich auch nur einen Moment lang beschäftigen wollte. Als ich jedoch den weichen, abgegriffenen Ledereinband eines Buches in meinen Händen fühlte, hielt ich inne. Bis vor fünf Minuten hätte ich jedem geschworen, dass ich es entsorgt hatte… Ein beißender Schmerz machte sich in meiner Brust breit, während ich das helle Leder anstarrte. Es war ein beschissener Tag, ganz eindeutig. Ich warf es oben in den Karton und drehte mich auf dem Absatz um. „Jared!“ Collin schien wirklich überrascht, als ich kurz darauf neben ihm in der Küche auftauchte. „Was ist?“, knurrte ich und öffnete ruckartig die Kühlschranktür. Ausnahmsweise sogar mal ohne eine größere Verwüstung zu verursachen. „Ich dachte du schmollst jetzt den ganzen Tag in deinem Zimmer.“, antwortete mir mein Mitbewohner unverblümt. „Der Tag ist sowieso schon fast rum und ich hab Hunger.“, gab ich zurück und beschloss mir einen Auflauf zu machen. Paprika, Würstchen und Käse aus dem Kühlschrank, nicht zu vergessen die Milch, Kartoffeln waren noch unter der Spüle… ein amüsiertes Geräusch lenkte mich von meiner Essensplanung ab. Ich warf einen Blick über die Schulter und entdeckte Ian, der gerade den Knopf der Kaffeemaschine betätigte. „Das war aber ein kurzer Anflug von guter Laune.“, meinte er und bezog sich vermutlich auf mein Lachen, von eben. „Ja, das wars jetzt gewesen, für dieses Jahr.“, brummte ich und platzierte die Paprika, vielleicht ein wenig zu unsanft, auf einem Schneidebrett. „Kannst du überhaupt noch schlafen, bei dem vielen Koffein?“, hakte ich nach, als die Kaffeemaschine anfing zu brummen. „Der ist nicht für mich.“, antwortete Ian und deutete mit einem Nicken zu Collin, der sich gerade das Handy zwischen Ohr und Schulter klemmte und telefonierend den Raum verließ. „Na dann hast du dich ja schon bestens eingelebt.“, murmelte ich und bereute es sofort. Ich klang zickiger, als ein Kleinkind… „Du darfst mir gerne glauben, dass ich nicht vorhatte, hier zu bleiben. Und dass ich auch jetzt noch darauf hoffe, dass Henry einen Weg findet, diese Sache zu beenden.“ „Ja, sorry…“, murmelte ich und begann die Paprika zu waschen. Ich konnte mir durchaus vorstellen, dass Ian keine Lust darauf hatte, sich mit Nasenbluten durch den Hausflur zu wälzen und über Menschen herzufallen. Vielleicht sollte ich meinen Vorsatz, netter zu anderen Menschen zu sein, auch auf Vampire ausdehnen. „Kann ich dir was helfen?“, fragte Ian prompt. „Hmh…“, machte ich und reichte ihm das frisch gewaschene Gemüse rüber. Ich kochte eigentlich lieber in Ruhe. Collin hatte auch manchmal hilfsbereite Anwandlungen, die meistens sehr an meinen Nerven zerrten. Aber ich wollte es ja mal versuchen… Ian nahm die Paprika entgegen und schaute mich so ratlos an, dass ich um ein Haar wieder über ihn gelacht hätte. „Schneiden. Ich mache Auflauf.“, erklärte ich und zog die Besteckschublade auf. „Na dann…“ Er griff nach dem größten Messer, das er finden konnte und schnappte sich ein Schneidebrett. Motiviert schien er zu sein. Vielleicht hatte er sich einen ähnlichen Vorsatz genommen, wie ich. Und ich wäre wirklich froh, wenn wir uns ein bisschen besser verstehen würden, alleine schon Collin zuliebe. Ich widmete mich den Karotten, den restlichen Paprika und wollte mich dann an die Kartoffeln machen, als ich mal kurz einen Blick zu Ian hinüberwarf, um zu sehen warum er so lange brauchte. „Was… hast du getan…?“ Er sah mich entschuldigend an. „Gehört das nicht so? Ich habe unauffällig versucht, es dir nachzumachen…. Was weiß ich, wie man eine Paprika korrekt schneidet.“ „Schneiden? Es sieht aus, als hättest doch dich einfach draufgelegt.“ Er grinste und ich musste amüsiert den Kopf schütteln. Immerhin hatte er den Stiel und die Kerne herausgeschnitten, bevor er den Rest zerstört hatte. „Du kannst ja doch lachen. Gehakte Paprika hebt also deine Laune, das merke ich mir.“ „Besser nicht. Mit Essen spielt man nicht.“, antwortete ich und beschloss, seine Paprika trotzdem in die Auflaufform zu geben. Ian lachte. „Sorry, aber das klingt in meinen Ohren einfach viel lustiger, als es sollte. Ich spiele nämlich gerne mit meinem Essen. Fangen zum Beispiel.“ Ich brauchte einen Moment um seinem Gedankengang zu folgen, aber dann funkelte ich ihn empört an. „Ich gebe hier wirklich alles an Freundlichkeit, was ich zu bieten habe. Ich bin nicht dein Essen, klar?!“ „Nein, wir spielen ja auch gar nicht.“, erwiderte Ian und wieder sah ich etwas in seinen Augen blitzen, das ich nicht sofort zuordnen konnte und das mich stutzig machte. „Außer du möchtest, natürlich.“, fügte er dann hinzu und verschränkte die Arme vor der Brust. Hä was? Was zum Teufel wollte er? Doch nicht etwa wirklich fangen spielen..? Fieberhaft versuchte ich dahinter zu kommen, ob er mich veralberte, mir gleich an die Kehle springen würde oder ob er mich tatsächlich angeflirtet hatte. „Also Jared, dein Humor ist nicht der schnellste…“ „Du bist auch nicht der witzigste Kerl im Umkreis.“, gab ich zurück. „Ihr zankt euch, wie ein altes Ehepaar.“, bemerkte Collin, der gerade in die Küche zurückkam, um sich seinen lauwarmen Kaffee abzuholen. „Eigentlich müsste ich noch mal los…“, murmelte er, nippte an der Tasse und schaute dabei auf die Uhr. „Du kannst ruhig gehen…“, sagte ich, weil ich genau wusste, dass ich der Grund war, weshalb er bleiben wollte. „Ja damit ich dich gevierteilt vom Boden aufkratzen kann, wenn ich wiederkomme.“ „Collin-“, setzte ich an, doch Ian war schneller und erklärte sachlich: „Nichts für ungut, Collin. Aber auch wenn du da wärst, wenn ich beschließen sollte, Jared zu vierteilen, würdest du ihm nicht helfen können.“ Mir klappte die Kinnlade runter, aber Collin (dieser Verräter) grinste. „Na gut, das ist ein Argument… Ich kann unterwegs schon mal die Sachen in der Apotheke bestellen. Sie haben nicht alles da was wir brauchen, ich habe eben schon mal kurz angerufen. Aber für morgen früh würde es klappen.“ Collin trank seinen Kaffee mit wenigen hastigen Zügen leer und stellte die Tasse unsanft auf der Amartur ab. „Bis später!“ Und weg war er. „Wenn du einmal blinzelst, hast du ihn verpasst.“, bemerkte Ian. „Ja, er kann echt anstrengend sein.“, antwortete ich und wandte mich wieder den Kartoffeln zu. Ich hatte längst aufgehört, mich über Collin zu wundern. „Kann ich dich was fragen?“ „Ich vermute mal, du lässt es nicht bleiben, wenn ich nein sage…?“, fragte ich zurück und versuchte mein Tempo bei Kartoffelschälen ein wenig zu erhöhen. „Ich wollte bloß wissen, was das ist, mit dir und Collin?“, antwortete Ian ungeniert. Unwillkürlich hielt ich in der Bewegung inne. „Was meinst du?“, fragte ich, um herauszufinden, was er vermutete. Und vielleicht auch, um etwas Zeit zu schinden, bis mir eine passable Erklärung eingefallen war. „Seid ihr… zusammen?“, fragte Ian schließlich und ich biss die Zähne zusammen. Mechanisch bearbeitete ich die Kartoffel und beantwortete seine Frage mit einem schlichten: „Nein.“ „Aber ein bisschen erwischt hat es dich schon, oder…?“, fragte er direkt weiter. „Nein. Warum interessiert dich das?“, gab ich zurück und vermied es, in seine Richtung zu sehen. Ich wurde einfach nicht warm, mit ihm. Er war anstrengend, frech und jetzt auch noch neugierig. „Weil ich es nicht so ganz verstehe, was das mit euch ist… Ihr habt keine typische WG, seid kein Paar, seid offenbar nicht miteinander verwandt…“, zählte er auf und platzierte sich jetzt neben mir. „Wir sind Arbeitskollegen und haben uns angefreundet.“, antwortete ich knapp und beschloss noch eine Erklärung hinten anzuhängen. Vielleicht hatte er dann genug. „Er hat mir Asyl gewährt, als ich überraschend aus meiner alten Wohnung raus musste. Du hast ja vielleicht schon von seinem Helfer-Syndrom gehört…“ „Ach so.“, machte Ian und tatsächlich bleibe es danach still. Schweigend bereitete ich mein Essen fertig zu und schob ein paar Minuten später die randgefüllte Auflaufform in den Ofen. Als ich die Ofenklappe schloss und mich zu meinem neuen Mitbewohner umdreht, ahnte ich auch sofort, woher die Stille kam. Alle meine Alarmglocken läuteten schrill und sofort wich ich einen Schritt zurück, bis ich den Ofengriff am Rücken spüren konnte. „Es… geht schon… wirklich.“, brachte Ian hervor. Er stand in etwa dort, wo es auch das letzte Mal passiert war. Als ihn der Blutdurst erreicht hatte. Wieder hatte er die Hände zu Fäusten geballt, die Lippen fest aufeinandergepresst und war ganz blass. „Ach… und wie lange?“, wollte ich wissen und wich noch einen Schritt, in Richtung Loft. Vielleicht schaffte ich es dieses Mal, mich rechtzeitig irgendwo einzuschließen… „Keine Ahnung… Ich verstehe das alles genauso wenig, wie du… Und ich wünsche mir genauso sehr, wie du, dass es aufhört…“ Er schloss die Augen und es sah fast so aus, als ob er Schmerzen hatte. „Naja, jeder braucht ab und zu was im Magen…“, sagte ich erntete ein hämisches Lachen. „Und du sagst mir, meine Witze wären schlecht?“ „Ich meine es ernst.“, antwortete ich direkt und jetzt schaute er mich an. Er runzelte die Stirn, sein Gesicht war noch immer angespannt. „Wir müssen es echt nicht nochmal eskalieren lassen… Wenn du Blut brauchst, dann bekommst du halt welches-“ „Jared, spinnst du jetzt total?“ „Hast du ne bessere Idee?“, fragte ich zurück. Collin würde mich zwar umbringen, wenn ich das ohne Infusionsbesteck bewerkstelligen würde, aber ich wollte auch nicht noch einmal von Ian zu Boden gerungen werden. „Du lässt mich dein Blust trinken?“ „…Ja.“, antwortete ich und Ian setzte sich sofort in Bewegung. „Hey!“, protestierte ich flüchtete auf den Flur. „Wir sollten dieses Mal nicht so ein Blutbad veranstalten und-“ Ich hatte ihm sagen wollen, dass ich mich auf keinen Fall mehr von ihm beißen lassen würde, aber Ian hatte mich fest am Arm gepackt und mich mit einer ruckartige Bewegung durch die offenstehende Tür, in mein Zimmer gezogen. „Ian!“, beschwerte ich mich, leicht panisch, als die Zimmertür mit einem Krachen, hinter uns zufiel. „Halt still, okay?“, murmelte er und sein Griff, um mein Handgelenk, war mittlerweile so fest, dass es mir ein schmerzvolles Zischen entlockte. Mit der anderen Hand, presste er mich jetzt gegen die Tür. Ich war offenbar nicht fähig, aus meinen Fehlern zu lernen! Fluchend stemmte ich mich gegen ihn, aber es war natürlich zwecklos. Mit seiner rechten Hand, hielt er mich im Nacken gefasst und zog meinen Kopf zurück. „Stopp!“, brachte ich noch hervor, bevor er mich mit seinen gesamten Gewicht gegen die Tür drückte und seine Zähne, knapp oberhalb der Schulter, in meiner Haut versenkte. Wieder spürte ich den reißenden Schmerz, der nur wenige Augenblicke später von einer betäubenden Welle hinweggespült wurde. Er löste die Hand aus meinem Nacken und schlang sie mir um die Mitte, als er merkte, dass ich drohte einfach an der der Tür nach unten zu rutschen. Ich spürte wieder nicht mehr viel von meinem Körper und wenn er mich nicht eisern festhalten würde, läge ich vermutlich schon auf dem Boden. Und trotzdem war es anders, als das letzte Mal. Mein Verstand arbeitete noch und er wusste ganz genau, das hier war falsch. Einfach krank. Und er schrie mich wütend an, denn ihm konnte ich nichts vormachen. Es gefiel mir. Mit jedem Sog, den ich an meinem Hals spürte, wurde die Wärme intensiver und schien sich immer schneller durch meinen Körper zu bahnen. Und sein Gewicht, seine Nähe, ließ mich immer schneller atmen. Keinen ließ die Nähe, zu jemand andern kalt, aber das hier überschritt die Grenze des Wohlgefallens doch um einiges. Und das machte meinen Verstand, doch etwas panisch. Ian schien immer noch nicht genug zu haben, sein Arm zog sich fester und presste meine Hüfte gegen seine. Ich vernahm ein raues Knurren, das von meiner Haut gedämpft wurde und spürte deutlich, wie sehr ihn das hier anmachte. Spätestens das müsste mich innerlich zu dem Schluss kommen lassen, ihn umzubringen, wenn das hier vorbei war. Aber dem war nicht so. Ich stellte fest, dass ich wieder Gefühl in meinen Fingern hatte, als er sich von mir löste. Aber er zog sich nicht zurück. Einen Moment lehnten wir so da. Fest aneinandergepresst, außer Atem und auch ein wenig überwältigt. Dann spürte ich seine Lippen wieder an meinem Hals und ich ließ es einfach zu. Ein Schaudert jagte mir über den Rücken, als ich seine Zunge auf meiner Haut spürte, die noch etwas Blut aufleckte und heilend über die Wunde streifte. Offenbar fiel es ihm schwer zu wiederstehen, denn kurz darauf spürte ich wieder den Sog. Fest und heiß und unerwartet. Ich sog scharf die Luft ein, mein Rücken bog sich durch und ich krallte meine Hände in seinen Pullover. Auch sein Griff um meine Hüfte wurde fester, er schmiegte sich an mich und ich war einfach so überfordert damit, was das mit mir machte, dass ich mich nicht dagegen wehrte. Ich schloss die Augen und lehnte mich mit dem Kopf gegen die Tür. Seine Lippen wanderten weiter nach oben und küssten meinen Hals. Wieder rang ich nach Luft, spätestens, als sich seine Hand an meine Hüfte legte. Er löste sich von meinem Hals und wollte das ganze wahrscheinlich gerade beenden, als sich unsere Lippen streiften. Es raubte mir den Atem, mein Innerstes zog sich zusammen und mir stieg die Röte ins Gesicht. Wir berührten uns einen Moment zu lange, um es als Versehen zu bezeichnen, dann lehnte sich Ian zurück und ließ mich los. Es war zu dunkel, um seinen Gesichtsausdruck genauer zu sehen. Und ich hoffte, dass er meinen auch nicht sehen konnte. Ich konnte genau spüren, dass ich glühte und gleichzeitig bahnte sich die Wut und die Ablehnung in mir an, die eben noch nicht vorhanden waren. Ich schob ihn endgültig von mir weg und riss die Tür auf. Er reagierte nicht weiter darauf und die Tür viel hinter mir wieder ins Schloss. Auf sehr wackeligen Beinen bahnte ich mir meinen Weg Richtung Bad und atmete erst einmal tief durch. Mit zitternden Finger schloss ich hinter mir ab und brauchte noch einen Moment, bis ich den Blick in Richtung des Spiegels richten konnte. Mein Gesicht zeigte einen Rosahauch, meinen Hals zierten eine Bisswunde und nur kurz darüber… einen Knutschfleck. Sprachlos schaute ich mich an und konnte es einfach nicht begreifen. Auch dieses Mal war es eskaliert. Nur anders, als das letzte Mal. Sehr viel brisanter, wie ich fand. Ich fluchte und beschloss, dass ich einen Schwall kaltes Wasser, gut vertragen konnte. Aber auch nachdem mein Gesicht vor Wasser triefte, erschien mir die ganze Gesichte genauso verwerflich und besorgniserregend, wie zuvor. Diese Blutsaugerei war ja schon schlimm genug. Dass ich einen Vampir meine Hilfe anbot und mein Blut trinken lies, war die eine Sache. Aber dieses… Kuscheln und der Erotikfaktor, war ja ganz eindeutige so verrückt, dass es kaum in Worte zu fassen war. Nicht einmal darüber nachdenken, war ganz ohne. Ich hatte das Gefühl, dass mir vor lauter peinlicher Berührung, gleich Dampf aus den Ohren steigen würde. Und ich hatte mich nicht dagegen gewehrt… im Gegenteil! Was hatte das denn bitte zu bedeuten? Ich konnte den Kerl nicht mal leiden. Mal ganz davon abgesehen, dass er eben ein Kerl war und ich mit diesem Thema sowas von abgeschlossen hatte… Ich blieb so lange im Bad versteckt, bis ich aus der Küche den Backofen piepsen hörte. Und so wenig ich Ian jetzt begegnen wollte, dass Collins Wohnung abfackelte, konnte ich natürlich nicht riskieren. Außerdem machte es ziemlich hungrig, ausgesaugt zu werden. Ich holte tief Luft und öffnete die Tür. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)