Umarmung des Zwielichts von Erea ================================================================================ Kapitel 1: Rückkehr ------------------- Kapitel 1: Rückkehr   Es war ein verregneter Spätsommernachmittag, wieder einmal saß Rin einer ihrer Freier gegenüber und sah ihn mit verschlafenen Augen an. Sie neigte ihren Kopf leicht zur Seite und unterdrückte ein Gähnen. So gelangweilt und müde sie auch sein mochte, so wollte sie dennoch nicht unhöflich erscheinen.   „Bitte, meine Dame, akzeptiert dieses Geschenk.“ Der Mann hielt ihr eine schwere Goldkette hin, welche mit Perlen, Rubinen, Aquamarinen und reichlich anderen Juwelen verziert war, welche Rin zuvor nie gesehen hatte. Dieses Ding musste zweifellos ein Vermögen wert sein, jedoch konnte sie sich nicht vorstellen etwas Derartiges im Dorf mit sich herum zu tragen.   Das Knistern des Feuers erfüllte die Stille die nun zwischen ihnen herrschte.   „Nun, nein danke, aber ich schätze diese nette Geste von euch sehr.“ antwortete Rin gelassen.   Der Mann schluckte. „I-Ich kann euch viel mehr bieten als nur das! Ich verspreche euch meine Ländereien im Süden, mein Anwesen und-„ Sie unterbrach ihn mit meinem entnervten Seufzer. All das hatte sie inzwischen schon gefühlte tausendmal gehört.   „Es tut mir leid, aber ich bin nicht interessiert an-„ sie verdrehte die Augen –„ einer Heirat. Noch interessieren mich eure Ländereien oder Besitztümer.“   „Aber, Aber-„ fing er nun mit flehenden Augen an.   Genau zur rechten Zeit trat Inuyasha in die Hütte und lehnte sich demonstrativ an den Türrahmen. „Du hast das Mädchen gehört, sie ist nicht interessiert. Und jetzt verschwinde!“ Rin lächelte innerlich. Sie schuldete ihm etwas.   „Inuyasha, versuch nett zu sein!“ rief Kagome von draußen herein.   Trotzig starrte Rin´s Freier dem Eindringling entgegen. Inuyasha gab einen spottenden Laut von sich. „Heh. Vertrau mir und verpiss dich jetzt, oder dir wird es noch leidtun. Du kannst dich glücklich schätzen dass ihr Wachhund nicht hier ist. Er würde dich in Stücke reißen wenn du ihm diesen Blick geben würdest.“ Er versuchte den Brechreiz zu ignorieren, der ihn bei dem Gedanken an seinen Halbbruder überkam.   Der Mann zögerte. Inuyasha ließ provozierend seine Fäuste knacken und fuhr langsam mit seinen Krallen am Türrahmen entlang. Rasch erhob sich der Mann, verabschiedete sich von Rin und bat sie, sich sein Angebot noch einmal zu überlegen. Rin nickte kaum merklich. Sowie der Mann die Hütte verlassen hatte, vergrub sie ihr Gesicht in Händen.   „Das muss ein neuer Rekord sein. Der sechste Freier heute, oder?“ murmelte Inuyasha ungläubig. „Verschon mich.“ Murmelte sie durch ihre Hände hindurch.   Jetzt betrat auch Kagome die Hütte und strahlte sie an. „Erinnerst du dich noch was Freier Nummer 3 gesagt hat? Dein Name ist inzwischen in allen Ländern, nah und fern bekannt. Oh, die wunderschöne, junge Rin. Sieht so aus als würdest du in nächster Zeit, keine Probleme haben deinen Zukünftigen zu finden.“ schwärmte sie und zwinkerte ihr zu.   Freier Nummer 3. Sie schmunzelte über die Art wie Kagome die Männer bezeichnete die um ihre Hand anhielten. Es war zumindest einfacher als sich all diese Namen zu merken. Ihr war es auch egal wie sie hießen.   „Na umso mehr Leute kann ich dann verjagen“ sagte Inuyasha mit triumphierendem Unterton. Kagome gab ihm einen Klaps auf den Hinterkopf.   Rin schmunzelte. „Ich glaube ich habe langsam genug von Männern die mir ihre…unterbliche Liebe und ewige Treue schwören.“ Ihr Blick nahm einen theatralischen Ausdruck an. „Ich glaube ich bin einfach zu gut für die“ Kagome und Rin kicherten.   „Und Ich glaube da hat wohl Jemandes Hochnäsigkeit auf dich abgefärbt“ sagte Inuyasha mit Verachtung in der Stimme.   „Und trotzdem bin ich immer noch eine angenehmere Gesellschaft als besagter Jemand“   „Ja, mag sein. Aber dieser Bastard hat sich auch lange Zeit nicht mehr blicken lassen.“   „Inuyasha“ sagte Kagome mit zusammengepressten Zähnen.   Sie runzelte die Stirn. Sesshomaru-sama. Sie hatte ihn nun seit zehn Monaten nicht mehr gesehen. Seine Besuche waren nun immer seltener geworden seit er sie hier im Dorf unter Kaede´s Obhut gelassen hatte. Doch wenn er sie besuchte, brachte er ihr immer wieder Geschenke mit welche sie mit Freuden entgegennahm. Sein letztes Geschenk war der rosafarbene Kimono gewesen, in welchen sie inzwischen hineingewachsen war und in dem sie (wie sie fand) sehr elegant wirkte. *** Diese Nacht wollte Rin einfach nur noch ihre Ruhe haben. Sie entschied sich zu der nahliegenden Quelle im Wald zu gehen, in der Hoffnung dort einen freien Kopf zu bekommen und ein ruhiges Bad zu genießen. Sie ließ ihren Kimono hinab gleiten und trat in das wohlig warme Wasser. Nachdem sie ihre Haare gewaschen hatte, setzte sie sich auf einen Felsen und blickte hinaus, in die Sternklare Nacht. Die zunehmende Mondsichel am Himmel erinnerte sie an das Zeichen auf Sesshomaru-sama´s Stirn. Sie fragte sich wo er wohl gerade war und was er tat…und wurde wieder daran erinnert wie sehr sie ihn vermisste. Sie zwang sich den Blick vom Himmel zu wenden und betrachtete stattdessen ihr Spiegelbild im Wasser Ein haselnussfarbenes Augenpaar blickte sie an, welches von einem herzförmigen Gesicht eingerahmt wurde. Ihr dickes dunkelbraunes Haar ging ihr inzwischen bis zu den Hüften; es war nicht mehr so widerspenstig und zerzaust, wie damals als sie noch ein Kind war. Es war jetzt weich und glatt wie das von Kagome. Sie öffnete leicht den Mund fuhr mit dem Zeigefinger über ihre Lippen, auf welchen sie rote Farbe aufgetragen hatte; ein Geschenk von Sesshoumaru-sama, welches er ihr vor ein paar Jahren gemacht hatte. Viele ihrer Freier kamen von sehr weit her in der Hoffnung ihr Herz gewinnen zu können, allein wegen dem Gerücht, eine himmlische Schönheit würde hier in diesem Dorf leben. Und wenn sie dann kamen, überschütteten sie sie mit Geschenken und Komplimenten, und schwafelten von ihren Prächtigen Anwesen und riesigen Ländereien.    Ob Sesshoumaru-sama sie wohl auch hübsch findet? Sie errötete bei dem Gedanken. Natürlich bin ich nicht in ihn verliebt, so ein Unsinn. Sie schaffte es, sich davon zu überzeugen.   Als sie noch jünger gewesen war, hatte sie ihn oft so sehr vermisst, dass sie - als er sie wieder besuchen kam - ihm ihre Liebe gestanden hatte. Sie wurde rot als sie daran dachte wie töricht und peinlich sich ihr jüngeres Ich damals verhalten hatte. Sie hatte ihn immer mit Umarmungen begrüßt, wann immer er sie besuchen kam. Bis zu dem Tag als er ihr…einen Sensei geschickt hatte, der ihr beibringen sollte wie man sich der Etikette nach zu verhalten hatte. Wie sich eine Lady zu verhalten hatte. Warum hatte er ihr nicht einfach gesagt dass er nicht umarmt werden wollte?   Sie schnaubte. Das wäre zu direkt für ihren Meister. Wenn er etwas tat, dann auf seine ganz eigene Art.   Was Liebe anging…(sie dachte dabei an eine lebhafte, leidenschaftliche Liebe, wie die zwischen Inuyasha und Kagome) hatte sie, was Sesshoumaru anging, schon längst aufgegeben. Vor ein paar Jahren, sah sich Inuyasha gezwungen mit ihr über ihre Gefühle für Sesshoumaru zu reden. Er wusste das sie langsam erwachsen wurde und hoffte wohl, ihr mit diesem Gespräch das Ein oder Andere ersparen zu können. Sie erinnerte sich noch sehr gut an das, was er ihr damals gesagt hatte.   „Wenn du glaubst das du und Sesshoumaru eines Tages…naja, du weißt schon, ein „Liebespaar“ – dabei kratzte er sich verlegen am Hinterkopf – „Ähem. Du solltest diesen Gedanken aufgeben, solange es noch früh ist. Du willst nicht das dir dein Herz gebrochen wird, glaub mir.“   „Aber warum? Wieso können Sesshoumaru-sama und ich nicht wie du und Kagome-chan sein?   Inuyasha wurde zornig. „Dieser Dämon hasst Menschen! Wenn ich daran denke was…du würdest es nicht wissen wollen, außerdem würde mir Kagome böse wenn ich es dir sage. Und, auch wenn er dich bis jetzt anständig behandelt hat, solltest du dir nicht mehr als das erhoffen, was jetzt ist. Verstehst du…? Es endet dort wo es angefangen hat; bei Vertrauen und Fürsorge. Nicht mehr und nicht weniger. Ich bin ein Hanyou, er hasst mich. Denkst du er würde dich zur Braut nehmen, wissend, dass du ihm eines Tages Hanyous gebären würdest?“    „Das kannst du nicht wissen! Vielleicht ändert er ja seine Meinung…“ sagte sie wenig überzeugt.   „Keh. Doch, glaub mir, dass weiß ich. Er ist ein sturer Esel. Stolz und Eitel…Setze deine Hoffnungen besser nicht zu hoch.“   Rin sank tiefer ins Wasser. Über die Jahre hinweg hatte sie den Sinn von Inuyasha´s Worten erst richtig verstanden. Es war ein gut gemeinter Rat gewesen. Und er hatte Recht. Ihr Lord war außerhalb ihrer Reichweite. Sie wollte die Beziehung zu ihm nicht beeinflussen, indem zuließ das ihr so etwas wie Liebe in die Quere kam. Aber sie liebte ihn wie einen Beschützer und sie würde ihm immer treu ergeben sein, egal was geschieht. Wenigstens so viel gestand sie sich ein. Er hatte sie zweimal von den Toten zurückgeholt. Ihm gehörten ihr Leben und ihre Seele. Beides hatte er sich damals mit Tenseiga zu Eigen gemacht. Er war der einzige der die Macht hatte, grenzenlos über sie zu verfügen.   Sie stand auf, trocknete sich mit dem Handtuch ab und wickelte sich in ihren Kimono. Sie nahm ihren Holzeimer und machte sich auf den Weg zurück zum Dorf. Da hörte sie ein Rascheln.   „Wer ist da?“ rief sie instinktiv, wissend, dass es ein Fehler war. Nach einem versteckten potenziellen Feind zu rufen war keine gute Idee; das hatte ihr Sesshoumaru oft genug klargemacht. Doch der Unterricht nützte ihr jetzt wenig. Sie war wehrlos und bevor sie reagieren konnte hörte sie ihren Namen.   „Rin.“   Ein Mann trat aus der nächtlichen Dunkelheit. Obwohl Sie ihn schon so oft gesehen hatte, faszinierte sie sein Anblick immer wieder aufs Neue. Er trug einen schwarzen Umhang, welche an der rechten Seite geöffnet war und den Blick auf ein weißes Hemd frei gab, und eine schwarze Hose.   „Kaname-san! Hast du mich erschreckt!“ Rin seufzte vor Erleichterung.   Der Mann kam in ihre Richtung und blieb vor ihr stehen. Er schenkte ihr die Andeutung eines Lächelns. „Ich entschuldige mich dafür“ Rin musterte ihn eine Weile. Sein schulterlanges hellbraunes Haar war vom Wind zerzaust, und seine dunklen braunen Augen sahen sie amüsiert an. Dieser Mann erinnerte sie manchmal an Sesshoumaru. Nicht nur seine gelegentliche Neigung zur Überheblichkeit, auch seine Ausstrahlung, seine Unnahbarkeit…   Sie sah ihn misstrauisch an. „Du hast mich doch nicht etwa beobachtet als ich gebadet hab, oder?“   Ungläubig runzelte er die Stirn. „Nein, hab ich nicht. Ich bin gerade erst angekommen, wenn du´s genau wissen willst.“ Rin konnte die Aufrichtigkeit in seiner Stimme hören und ihre Zweifel verflogen.   „Ich denke wir sollten uns am üblichen Ort treffen. So hast du Zeit deine Sachen nachhause zu bringen. Ich warte dort auf dich. Es ist lange her, wir haben viel zu bereden“ Erwiderte er etwas sanfter.   Sie lächelte. „Auf der Lichtung?“   „Ich werde warten.“   *** „Erzähl, was hast du so getrieben? Es ist eine Weile her. Ich dachte schon du hast mich vergessen, so wie Sesshoumaru-sama.“ Rin streckte sich im weichen Gras. Eine sanfte Brise streichelte ihr Gesicht. Sie Genoss es hier zu sein.   „Ich denke nicht, das her dich vergessen hat, Rin.“ Kaname saß neben ihr. Das rechte Bein hatte er ausgestreckt, das andere war angewinkelt und stützte seinen Arm.   „Das weißt du nicht.“ Eine Weile lang sagte keiner der beiden etwas.   „Also…willst du immer noch nicht das ich dich meinen Freunden im Dorf vorstelle? Geschweige denn das ich ihnen von dir erzähle?“ fragte sie.   „Natürlich nicht.“ Sagte er abschätzend.   „Aber warum?“   Er seufzte und wechselte das Thema. „Rin, bist du glücklich hier?“ Sie sah ihn an. Es war offensichtlich das er ihren Fragen auswich. Er starrte sie aufmerksam an. Jetzt würde Sie am liebsten seiner Frage ausweichen. Sie öffnete den Mund, und schloss ihn wieder. Unsicher was sie antworten sollte.   Der Wind wehte über die Lichtung und trug zarte Kirschblütenblätter mit sich, die im Mondlicht tanzten.   „Ich bin…zufrieden. So viel kann ich sagen.“ Ja, das stimmte. Sie hatte alles was sie brauchte; Freunde, ein Zuhause, ein einfaches Leben…Alles was sie sich als kleines Mädchen gewünscht hatte, das hatte sie jetzt. Aber ihr viel es schwer zu sagen das sie glücklich war. Die Wahrheit war das sie es vermisste mit Sesshoumaru-sama zu reisen. Sie vermisste diese vertraute Freiheit. Sie war es leid, Tag für Tag von so vielen Männern besucht zu werden, wenn der eine Mann von dem sie es sich am meisten wünschte, es nicht tat. Sie seufzte und stand auf.   „Folge deinem Herzen. Ich will das du glücklich bist. Nicht das du hier festsitzt um ungebetene Freier zu unterhalten.“ Sagte Kaname, als hätte er ihre Gedanken gelesen.   Sie blickte erstaunt drein, dann lächelte sie. „Du spendest mir Trost, weißt du das? Ich bin froh das ich dich vor 5 Jahren getroffen habe.“   Er lachte. „Ich bin froh dich damals bewusstlos im Wald gefunden zu haben. Du warst so ein ungezogenes Gör.“   Bei dieser Bemerkung wurde sie etwas wütend.   „Aber genug von mir. Ich weiß du kommst von weit her, sag wie ist es dir ergangen mein Herr?“ sagte sie gekünstelt und verneigte sich vor ihm.   Er lachte. „Nun, meine Dame, ich habe mir mein eigenes Reich im Osten erbaut. Ich mag das Land dort…Auch ich reise viel, weißt du.“   Rin keuchte. „Im Osten? Aber das ist so weit weg…Warum hast du…Wann-„   Kaname unterbrach sie. „Ich sagte doch, dass ich viel reise. Ich war zufällig in der Nähe und hoffte dich zu sehen. Also mach dir keine Gedanken.“   Rin sah ihn an. Unter dem Mondlicht sah er schon fast…ätherisch aus. Sie musste zugeben das dieser Mann sehr attraktiv war. Seine Augen waren hypnotisierend und…tief. Wenn er lächelte war es als, zeigte er ihr etwas, was sonst niemand zu sehen bekam. Und trotzdem hatte er etwas…raubtierhaftes an sich. Was lächerlich war. Sie schüttelte den Kopf.   „Ich möchte das du mir etwas versprichst, Rin.“   Er klang auf einmal sehr ernst, womit sie nicht gerechnet hätte. „Und was?“   Kaname nahm ihre linke Hand in die seine. „Bevor du eine Entscheidung triffst die dein Leben verändern könnte…lass es mich wissen. Hier. Und ich verspreche dir, ich werde hier sein. Gib mir die Gelegenheit dich hier zu treffen.“   Die Intensität in seinen Augen ließ sie erstarren. „N-Natürlich!“ sie räusperte sich. Aber, willst du schon wieder gehen? Woher willst du wissen…?“   Seine Augen wurden weich. „Vertrau mir. So wie du es immer getan hast.“   Ihr stieg die Röte ins Gesicht. „Kaname…-sama…“ Er grinste. „Du siehst aus wie eine Tomate. Geht’s dir gut?“   Sie zog ihre Hand zurück und funkelte ihn an. „Mir geht’s prima!“ seine Neckereien brachten sie in Verlegenheit.   Jetzt lachte Kaname. „Tut mir leid aber deine Unfähigkeit, Komplimente von mir zu ertragen ohne rot zu werden ist manchmal sehr unterhaltsam.“   „Ugh! LASS das!“   Das Schimpfen und Quatschen ging noch eine Weile so weiter, und nahm ein gutes Stück der Nacht in Anspruch. Nachdem Rin sich die letzten Wochen so miserabel gefühlt hatte, war sie jetzt froh das Kaname bei ihr war. Und auch wenn er manchmal einen sehr geheimnisvollen Eindruck machte und sie auch nicht viel über ihn wusste, erzählte sie ihm alles und seine Ratschläge waren alles was sie von ihm wollte. Es war schon fast so, als hätte sie einen unsichtbaren Freund; weder Inuyasha, noch Kagome, noch sonst Jemand wussten von ihm, nicht einmal ihrem Lord, Sesshoumaru, hatte sie von Kaname erzählt.   ***   (Ein paar Tage später)   „Bitte, bleib doch endlich stehen! Komm schon, ich muss noch dein Höschen wechseln! IZAYOI!“ Rin verfolgte das kleine Hanyoumädchen durch das ganze Haus. Da war sie nun. In der Hölle aller Babysitter, während Inuyasha und Kagome sich einen Tag Ruhe gönnten, weit abseits vom Dorf.   „HAB ICH DICH!“   Das kleine Mädchen lachte. „Rin-Chan! Das kitzelt!“ Ihr silbernes Haar hing ihr zerzaust im Gesicht.   „Tja, das ist deine Strafe, weil du vor mir weggelaufen bist! Jetzt LEIDE!“ rief sie und kitzelte das hilflose Kind weiter.   Irgendwie schaffte es das kleine Mädchen sich aus ihrem Griff zu befreien und bekam einen kleinen Holzstock zu fassen. Entschlossenheit spiegelte sich in den goldenen Kinderaugen wieder. „Kaze no Kizu!“ rief sie während sie mit dem Stock herumfuchtelte.   Rin heulte spielerisch auf und sank bewusstlos zu Boden. „Das…ist…nicht…das…Ende!“ jammerte sie.   „Hallo? Rin-sama?“   Rin und Izayoi unterbrachen ihre spielerischen Einlagen. Rin stand auf und begrüßte den unerwarteten Gast. Es war einer der Dorfbewohner und er schien sehr nervös zu sein.   „Ja, was gibt es denn?“   „Nun, da sind…Leute draußen die nach dir suchen.“ Leute? Etwa neue Freier? Sie seufzte. Sie war heute nicht in der Stimmung, jemanden zu empfangen.   „Nun, wie ihr sehen könnt bin ich beschäftigt und muss mich um Inuyashas und Kagomes Tochter kümmern. Ich kann nicht einfach…“   Der Mann schnitt ihr das Wort ab. „Bitte, Rin-sama…ich glaube nicht…dass ihre Absichten friedlich sind.“ Er schluckte. Da stimmte etwas nicht. Sie roch Ärger. Was ist es diesmal?   „Fein. Ich komme gleich hinaus. Bitte, bring Izayoi zu Kaede.“ Sie übergab ihm das Kind.   „Natürlich. Die…diese Männer warten am nördlichen Eingang des Dorfes.“ Eilig verließ der Mann die Hütte.   Sie hatte ein mulmiges Gefühl bei der Sache. Trotzdem. Sie straffte sich und machte sich auf den Weg. Doch nichts hätte sie auf das vorbereiten können, was sie nun vor sich sah: Dorfbewohner und Kinder standen vor ihren Häusern, auch wenn sie keine Anstalten machten sich dem Geschehen zu nähern. Sie sahen ängstlich aus, und sie hatten auch guten Grund dazu. Banditen.   „HEY DU DA, JUNGE DAME!“ Ein klobiger Mann, offensichtlich der Anführer dieses Abschaums, kam auf seinem schwarzen Pferd angeritten als er sie entdeckte. Er starrte sie an wie einen Leckerbissen. Ihr wurde übel.   „Also stimmt es wohl was man sich so Erzählt! Obwohl diese Gerüchte deiner Schönheit, nicht annähernd gerecht werden!“   Sie war wie versteinert und bewegte sich nicht vom Fleck. Hilflos musste sie zulassen wie ihre Gedanken von verdrängten Erinnerungen heimgesucht wurden…vom Tod ihrer Familie vor vielen Jahren, durch die Hand von Banditen welche sie des Nachts überfallen hatten. Sie musste zusehen wie ihr Vater und ihre Brüder abgeschlachtet worden waren, und was sie ihrer Mutter angetan hatten... Ihr Herz schlug ihr schmerzvoll gegen die Brust. Das würde nicht nochmal geschehen! Nicht hier!   „Was ist denn, süße? Hat die Katze dir etwa die Zunge abgebissen?“   „Verlasst dieses Dorf, sofort.“ Brachte sie mir Mühe hervor.   „Verlassen?“ Der Anführer lachte und seine Männer stimmten mit ein. Sie zitterte.   „Ich komme von weit…weit her, in der Hoffnung dich zu sehen. Und ich gehe nicht ohne den Schatz den ich mir von dieser Reise erhofft hatte, und das bist Du!“   Sie unterdrückte ein Keuchen. „Ich werde NIRGENDWO hingehen!“ stellte sie ein für alle Mal klar.   „Oh?“ Der massige Kerl gab ihr einen bösartigen Blick. „Da bin ich aber anderer Meinung…Es sei denn du willst, dass wir dieses Dorf niederbrennen und nach Herzenslust plündern. Und dann nehme ich dich mit Gewalt!“ Der Mann hinter ihm grunzte zustimmend.   Sie hatte lange nicht mehr so eine große Angst verspürt. Für sich selbst und für die Dorfbewohner. „Was hat das hier zu bedeuten?“ Miroku, der Mönch, stellte sich schützend vor sie.   Rin wusste Bescheid über die Tatsache, dass Sango erst kürzlich ihr viertes Kind zu Welt gebracht hatte, und brauchte seit einigen Tagen Ruhe. Inuyasha und Kagome waren fort. Shippo war zurzeit beim Kitsune-Training und Kohaku war damit beschäftigt seine alte Heimat wiederaufzubauen. Und auch wenn Miroku hier war; sie waren hoffnungslos in der Unterzahl. Sie bemerkte Kaede, die zusammen mit ein paar Dorfbewohnern hinter ihr stand, welche sich mit alten rostigen Feldwerkzeugen bewaffnet hatten. Aber es hatte keinen Sinn. Es würde ein Blutbad geben. Und es wäre ihre Schuld.   „Pff, ein Mönch? Sehe ich für dich etwa aus wie ein verdammter Dämon?!“ Der Klobige Anführer zog sein Schwert und Miroku hielt seinen Stab in einer abwehrenden Haltung vor sich.   „Rin. Ich will das du wegläufst. Lauf so schnell du kannst und dreh dich nicht um.“ Flüsterte ihr Miroku zu.   Rin schloss die Augen und schluckte. „Ich…Ich kann nicht.“ Sie brachte es nicht fertig so egoistisch zu sein und wegzurennen während das gesamte Dorf hinter ihr abgeschlachtet wurde.   „Hör mir zu. Hilfe wird bald da sein, aber wir brauchen Zeit!“   Zeit. Aber wie lange? Wie viele Menschen würden sterben bis „Hilfe“ kam? Sie konnte doch nicht… Sie trat hinter Miroku hervor und sah dem Anführer direkt in die Augen.   „Dann nimm mich. Und verschone dieses Dorf!“ Sie sprach mit einer derart festen Stimme die sie von sich selbst nicht erwartete hätte. Verzweifelt versuchte sie, die schrecklichen Bilder aus ihrem Kopf zu verbannen.   „Rin! Mach das nicht!“ flehte Miroku sie an.   „Es ist in Ordnung.“ Sesshoumaru-sama würde kommen und sie retten, so wie er es immer tat wenn sie in Gefahr war. Auch wenn sie sich dessen nicht mehr ganz so sicher war. Wann würde er das nächste Mal ins Dorf kommen und rausfinden das sie von Banditen entführt worden war? Was wenn er es erfuhr…und sie schon längst…   Der Anführer schwang sein Schwert und verharrte mit der Spitze unter ihrem Kinn. Mit einer schnellen Bewegung zerschnitt er den Kimono und ein Stück ihres Busens kam zum Vorschein. Sie schauerte, bewegte sich jedoch kein Stück.   „Du bist eine von der furchtlosen Sorte, huh? Perfekt.“ Der klobige Kerl schenkte ihr ein bösartiges Grinsen. „also gut, Männer. Nehmt sie mit!“   Rin schloss die Augen. Sie hörte wie zwei der Männer von ihren Pferden abstiegen, als der Rappe des Anführers aufeinmal durchzugehen schien.   „HEY! HEY! Beruhig dich, du dummer Ga-„   Zögernd öffnete sie wieder ihre Augen und sah eine strahlend helle Lichtpeitsche die sich um das Handgelenk des Anführers geschlungen hatte. Mit einem Ruck, der ihm den Arm brach, wurde er hoch in die Luft geschleudert und krachte in die nächste Hütte, die über ihm zusammenstürzte.   Rin sah sich verzweifelt um.   „Sesshoumaru-sama!“ rief sie voller Erleichterung.   Gelassen saß auf einem der Pfosten die das Dorf eingrenzten. Mit einer atemberaubenden Geschwindigkeit kam er vor ihr zum Stehen und sah mit sie mit seinen kalten Augen an. Sie konnte nicht anders als in dieses vertraute Gesicht des silberhaarigen vor ihr zu starren. Er war es. Er war es tatsächlich.   Sie bemerkte wie die Männer, die sie eigentlich entführen sollten, sie umzingelten.   „Du…wirst dafür bezahlen!“ schrie einer der Banditen.   „Mönch.“   Miroku straffte sich.   „Bring sie weg von hier“ sagte Sesshoumaru in einem abgehackten Ton, während er seine Krallen ausfuhr.   Der Klang seiner Stimme faszinierte sie, auch wenn er nicht mit ihr gesprochen hatte. Es war so lange her. Miroku griff nach ihrer Hand und zerrte sie mit sich, Richtung Kaede.   „Oh, mein Kind. Geht es dir gut?“ Kaede hielt sie fest als ihre Knie nachgaben . Sesshoumaru-sama. Er ist zurück. Sie konnte es immer noch nicht glauben. Sie neigte den Kopf um in seine Richtung zu sehen. Die Banditen hatten nun ihre Waffen gezückt, doch sie wusste das der Kampf bald vorbei sein würde. Gegen ihren Meister waren sie wehrlos. Es würde schnell und brutal enden.   „Sein Timing ist wirklich einwandfrei, das muss man ihm lassen. Das war wirklich knapp.“ Miroku seufzte vor Erleichterung.   „Er wird sie alle töten.“ Murmelte Rin.   „Dagegen können wir nichts machen, er würde uns nicht zuhören. Er sieht ziemlich angepisst aus…“ flüsterte er ihr zu.   „Denkst du…?“ Rin konnte das Gesicht ihres Lords nicht sehen, er stand nun mit dem Rücken zu ihr.   Die Banditen attackierten ihn nun gleichzeitig von allen Seiten. Eine schnelle Drehung mit der Lichtpeitsche und alle Männer vielen der Länge nach auf den Boden. Enthauptet. Rin konnte den Blick nicht von dem Gemetzel abwenden welches sich vor ihren Augen bot. Irgendwo schrie ein Kind. Der Rest der Männer, welche wohl den zweiten Angriff führen sollten, starrten fassungslos auf ihre toten Kameraden, welche auf dem Boden ausbluteten wie abgeschlachtetes Vieh.   Sesshoumaru wandte sich nun zum Rest der Banditen um.   „RÜ-RÜCKZUG!“ schrie einer der Männer außer sich. Panisch trieben sie ihre Pferde an.   Erstaunlicherweise hielt er sich nicht damit auf, den Rest der Männer zu verfolgen und zu töten, sondern ging direkt zu der Stelle, an der der Anführer dieser erbärmlichen Bande lag. Er lebte noch und hielt sich sein Handgelenk, welches fast gänzlich verkohlt war.   „Bitte! Töte mich nicht! Ich hatte nicht vor dem Mädchen weh zu tun!“ bettelte er, in seinen Augen stand blanke Angst. Sesshoumaru sah auf ihn herab ohne die Miene zu verziehen.   Er zog Bakusaiga aus seiner Scheide.   „Stirb.“ Er hob sein Schwert.   „Sesshoumaru-sama!“ Rin stand nur wenige Meter hinter ihm. In ihrem Blick lag ein stummes Flehen. Rin bedeckte ihre Brust, um den Schaden den ihr Kimono genommen hatte, zu verbergen.   Ein Tot durch Bakusaiga war besonders schrecklich und schmerzvoll, sowohl für Menschen als auch für Yokai. Tausende unsichtbaren Klingen, die ihr Opfer so lange quälten bis nichts mehr von ihm übrig war.   Rin wartete. Sesshoumaru sah sie für einen kurzen Moment an, dann wandte er seinen gnadenlosen Blick wieder dem Wurm vor seinen Füßen zu.   Er steckte Bakusaiga weg.   „D-Danke für eure Gnade!“ Sesshoumaru ignorierte ihn und hob nun stattdessen das Schwert des Banditen auf. Ein einziger Schwertschwung, und das Leben des Mannes war beendet.   „Der ist wirklich furchteinflößend…!“ flüsterte einer der Dorfbewohner hinter Kaede.   „Ja. Er ist nicht wie Inuyasha. Aber nichtsdestotrotz hat er das Dorf beschützt. Wir sollten Dankbar sein.“ Sogar Kaede schauerte als sie dies sagte.   Sesshoumaru ging nun auf Rin zu. Seine Miene war ausdruckslos, versteinert, wie üblich. Sie konnte nicht anders als seine goldenen Augen zu mustern, die roten Streifen in seinem Gesicht, die Mondsichel auf seiner Stirn. Sie hatte ihn so sehr vermisst. Diesen schrecklichen und…wunderschönen Dämon. Er blieb vor ihr stehen. Sie unterdrückte den Drang ihn zu umarmen wie sie es früher immer getan hatte.   „Du solltest dir dein Mitleid für diejenigen aufsparen die es verdienen.“ Seine tiefe, samtene Stimme gab ihr das Gefühl von…Sicherheit.   Sie wusste nicht was sie darauf antworten sollte.   „Bist du verletzt?“   „M-Mir ist nichts passiert.“ Sie sah an sich herab, auf die kaputte Stelle ihres Kimonos.   „Verzeiht das der Kimono den ihr mir geschenkt habt beschädigt wurde. Ich werde ihn wieder flicken.“   „Das ist unnötig. Jaken wird bald hier sein.“   Zuerst begriff sie nicht was das mit ihrem Kimono zu tun haben sollte, Jaken konnte doch unmöglich mit diesen krummen Fingern nähen. Dann kam ihr die Idee das er vielleicht Sesshoumaru´s übliche Mitbringsel bei sich hatte…Vielleicht auch einen neuen Kimono?   „Aber, dieser hier ist ein Geschenk von euch, ich werde ihn dennoch flicken!“ beharrte sie.   Sesshoumaru musterte sie stumm, fast schon nachdenklich.   Er neigte seinen Kopf leicht zur Seite und blickte nun Richtung Wald. Nur ein paar Sekunden später kam Inuyasha aus dem Wald gebrochen, Kagome auf dem Rücken.   „Ich habe Blut gerochen, als wir in der Nähe des Brunnens waren! Was ist passiert?“   Kagome sprang von seinem Rücken. „Izayoi, wo ist sie?“ ein Anflug von Panik lag in ihrer Stimme.   „Sie ist in meiner Hütte, Kagome. In Sicherheit.“ Antwortete Kaede beschwichtigend.   Inuyasha bemerkte die blutüberströmten Leichen, dann sah er zu Sesshoumaru. „Du legst immer einen großen Auftritt hin, jedes Mal wenn du kommst.“ Er rümpfte die Nase.   „Wenn du ein Problem damit hast, wie ich Gerechtigkeit übe, dann hättest du vor mir da sein sollen.“ Sesshoumaru gab ihm einen eisigen Blick.   Inuyasha wollte etwas erwidern, aber Miroku hielt ihn davon ab. „Lass gut sein, Inuyasha. Besser diese Banditen, als das Dorf.“  Miroku dachte an die nahezu hilflose Sango, ihr neugeborenes und ihre Kinder. Wenn er sein Kazaana noch gehabt hätte, dann hätte er sie ohne zu zögern damit eingesaugt, was nicht weniger grausam gewesen wäre, als das was Sesshoumaru getan hat.   „Hmph. Bitteschön. Aber ich vergrab die da nicht. Ich bin ganz sicher nicht derjenige der hinter ihm aufräumt!“ Miroku seufzte. „Also schön, ich werde einige Bewohner um Hilfe bitten.“ Soviel Anstand musste sein, auch wenn dieser Abschaum es nicht verdient hatte.   ***   Sesshoumaru lehnte an einem nahen Baum, der einen großen Schatten spendete. Nachdenklich und schweigsam wie immer.   „Meister Jaken! Wie hab ich dich vermisst!“ Rin drückte den kleinen, grünen Dämon fest an sich.   „Lass mich runter, du unverschämtes Ding!“ kreischte er, doch sie wusste das auch er froh war sie wiederzusehen. Sie setzte ihn wieder auf den Boden ab und er strich seinen braunen Mantel glatt.   „Ähem. Nun, dann zeige ich dir mal was Sesshoumaru-sama mitgebracht hat.“ Er ging zu Ah-Uhn rüber, der sich Gemütlich ins Gras gelegt hatte, und kam kurz darauf mit einer großen flachen Schachtel wieder.   Er legte den Karton vor Rin nieder und nahm den Deckel ab. Was darin war, ließ sie staunen. „Du meine Güte!“ sie entnahm der Schachtel einen wunderschönen, samtenen Kimono mit herrlichen Kirschblütenstickereien, und dem dazugehörenden seidenen Obi. Und das war noch nicht alles! Ein eleganter Fächer und zwei silberne Haarnadeln mit Perlenverzierungen an deren Enden, waren außerdem noch darin.   „Vielen, vielen Dank dafür Sesshoumaru-sama!“ rief sie hocherfreut.   Sesshoumaru sah sie flüchtig an, dann sah er wieder in die Ferne.   Zu ungeduldig um noch länger zu warten, zog sie ihren neuen Kimono über ihren alten. Eilig steckte sie sich die Haare, mit Hilfe der silbernen Haarnadeln, zu einem Dutt. Sie stand auf und verhüllte einen Teil ihres Gesichts mit dem Fächer.   „Jetzt bin ich Prinzessin Rin!“ sie sah zu Jaken. „Komm schon, Jaken! Du kennst das Spiel, mach mit!“ Sie lachte als sie seinen Gesichtsausdruck sah, sie hatte sich schon lange nicht mehr so leicht gefühlt.   Die Perlmuttschätze der fernen See Das Licht welches den Himmel erstrahlt So schön, diese Wunder über die man spricht, Doch die Liebe in meines Herzen, übertrifft es an Schönheit nicht.   Als sie den Vers beendet hatte, machte sie vor Jaken einen Knicks.   „Waaaas? Schon wieder dieses alte Spiel? Du bist doch schon viel zu alt dafür!“ meine Jaken widerwillig Rin gab ihm nur ihren „ich warte“ Blick. Jaken ergab sich schließlich seinem Schicksal.   Die Macht des Ozeans, die himmlische Sicht auch dies übertrifft ein liebendes Herz nicht. Ob funkelnde Sterne, ob glänzende Perlen alles würd ich geben, für dich würd ich sterben.   Jede Strophe untermalte er zusätzlich mit dramatischen Gesten und einer theatralischen Stimme. Rin war überrascht das er den Text auch nach so langer Zeit noch wusste. Sie kicherte leise.   „Bitte, du hast recht. Ich bin wirklich zu alt dafür, ich kann mich gar nicht mehr erinnern wie es weiterging“   Jaken funkelte sie an. „Menschen sind so vergesslich.“ Murmelte er.   „Tut mir leid.“ Sagte sie mit einem Lächeln auf den Lippen. Rin schälte sich aus ihrem neuen Kimono und erstarrte als sie plötzlich Sesshoumaru´s stimme hörte.   So komm, du schöne junge Maid Komm in mein Herz Wie Himmel, Erde, Meer und Luft Schmilzt selbst die Liebe bei deinem Duft.   Sowohl Rin als auch Jaken starrten ihren Meister mit heruntergeklappten Kinnladen an. Er hatte den Vers perfekt und flüssig wiedergegeben. Er sah noch immer in die Ferne, auch als er gesprochen hatte. Dennoch…der klang seiner Worte…die Betonung. Ihr Herz machte einen kleinen Satz.   „R-Richtig, danke, Sesshoumaru-sama.“ Rin konnte vor Verwirrung kaum sprechen. Er war einfach so…perfekt! Ein angenehmes Gefühl machte sich in ihrer Brust breit.   „Ja! Beeindruckende poetische Fähigkeiten, mein Lord! Aber ihr vergast, euch bei der letzten Zeile, vor mir zu verbeu-„ Ein Stein traf seinen Kopf.   Rin lachte lauthals. Ihr Herz fühlte sich so…leicht an. Es war lange her das sie so glücklich gewesen war. Und der Grund dafür war das er, Sesshoumaru, hier bei ihr war.   Es fühlte sich fast so an wie damals, als sie und Jaken ihm überall blindlings gefolgt waren. Bei dem Gedanken, das er schon bald wieder gehen würde nachdem er ihr diese Geschenke überreicht hatte, überkam sie Angst und Kummer. Er würde gehen…mal wieder…und wer wusste schon wann er wiederkahm…?   „Rin, was hast du“ Er hatte den Stimmungswechsel ihrerseits bemerkt. Zuerst hatte sie so hell gelacht, und im nächsten Moment klang ihr Herzschlag laut und ängstlich. Menschen.   Rin sah Sesshoumaru an, welcher sie wiederum nun ansah. Sie schluckte. Folge deinem Herzen. Kanames Worte gingen ihr durch den Kopf. Es ist soweit. Jetzt oder nie!   „Sesshoumaru-sama! Bitte…nehmt mich mit euch! Lasst mich mit Euch kommen und Jaken und Ah-Uhn. Lasst mich nicht schon wieder hier zurück. Ich habe gelernt mit Menschen zusammenzuleben, so wie ihr es vor Jahren von mir verlangt habt. Aber für mich gibt es keinen Grund mehr, hier noch länger zu bleiben.“   Sesshoumaru wandte seinen Blick von ihr ab. „Warum“ war alles was er sagte.   Sie stand auf und trat an seine Seite. „Bitte, Sesshoumaru-sama. Ich…ich bin…nicht glücklich hier. Ich möchte das alles wieder so ist früher. Ich bin es leid hier zu leben, Tag für Tag. Und ich bin es leid mich jeden Tag mit irgendwelchen Freiern zu beschäftigen!“ sie wurde Rot als sie den letzten Satz aussprach.   Jaken sprang auf. „Freier? Dann war dieser Bandit also…“   Rin sah ihn an. „Ja, er war einer der „gefährlichen“ Sorte. Aber normalerweise kommen Männer ins Dorf um zu verkünden das sie Lords von diesem und jenem sind, und versuchen mich mit ihren Besitztümern und Geschenken zu beeindrucken. Wenn sie zu aufdringlich werden, sorgt Inuyasha dafür das sie wieder verschwinden.“   Jaken schnaubte. „Nun, warum entscheidest du dich nicht einfach für einen von diesen reichen Männern, heiratest ihn und lässt dich nieder anstatt mit uns-„ Ein Stein traf seinen Kopf.   Jaken heulte auf. „Sesshoumaru-sama, warum?“   Sie musste sich eingestehen das sie schon oft darüber nachgedacht hatte. Einige ihrer Freier waren ganz ansehnlich gewesen. Andere Mädchen in ihrem Alter die im Dorf lebten, hatten schon zwei bis drei Kinder. Trotzdem hatte sie immer wieder abgelehnt.   Sesshoumaru machte sich auf den Weg Richtung Wald . „Sesshoumaru-sama, bitte!“ flehte Rin.   Er blieb stehen. Ein Windhauch ließ sein langes silbernes Haar im Wind tanzen.   „Halt deine Sachen bereit. Bei Morgengrauen reisen wir ab.“ Sagte er und verschwand.   Rin war fassungslos. Sie hatte sich das Ganze etwas schwieriger vorgestellt. „Ich…danke euch!“ sagte sie, auch wenn sie wusste, dass er schon längst weg war.   „Jaken! Hast! Du! Das! Gehört!“ sie schüttelte den kleinen Dämon.   Jaken blies noch immer Trübsal, aber Rin war schon fast hysterisch! *** Noch bevor die Sonne aufging half Kagome ihr, ihre Sachen zu packen. „Ich gebe dir noch etwas Trockenfleisch mit, so musst du dir für eine Weile keine Sorgen ums Essen machen.“ Sie steckte ihre Vorräte in ihre Reisetasche zusammen mit ein paar anderen Dingen von denen Kagome glaubte sie würden ihr nützlich sein.   „Ganz schön schwer…“   „Du kannst froh sein das du keine Bücher mitnehmen musst. Als ich in deinem Alter war, musste ich Die tonnenweise mit mir rumschleppen damit ich nicht durch meine Prüfungen fiel.“ Jetzt wo sie so darüber nachdachte, war es im Endeffekt doch Sinnlos gewesen. Hätte sie gewusst, dass sie in dieser Welt bleiben würde…   „Oh, und vergiss nicht. Falls du noch irgendwas an Heilkräutern brauchst, du weißt wo Jinenji´s Farm ist.“   Rin lächelte. Sie war schon zweimal dort gewesen. Das erste Mal, als Jaken vergiftet wurde und sie nach einem speziellen Heilkraut gesucht hatte und ein zweites Mal, als Kagome sie mitgenommen hatte um ihren Vorrat an Medizin aufzustocken. Die beiden Frauen standen auf und umarmten sich lange. „Bitte, pass auf dich auf. Mach Sesshoumaru das Leben nicht allzu schwer, und VERGISS JANICHT uns zu besuchen.“ Sagte sie mit einem ernsten Blick in den Augen.   „Mach ich nicht. Und ich danke dir für alles, Kagome-Chan. Du und Sango, ihr wart wie zwei große Schwestern für mich.“ Sie lächelte traurig.   Kagome seufzte. „Nun gut, dann wollen wir mal hoffen das Sesshoumaru gut auf dich Acht gibt.“   Rin nickte. Sie gab der schlafenden Izayoi einen Kuss auf die Stirn, nahm ihren Beutel und verließ die Hütte. Kaede, Miroku und Inuyasha warteten draußen auf sie.   „Tu mir einen Gefallen und mach diesem Arsch das Leben schwer. Spring unterwegs von ein paar Klippen, und renn dem ein oder anderen Dämon in die Arme, okay?“ Inuyasha grinste verschlagen.   „Inuyasha!“   Die drei hörten Kagome aus der Hütte rufen und alle wussten sie, was gleich passieren würde…   „MACH PLATZ!“   Mit einem lauten Knall landete der Halbdämon mit dem Gesicht voran auf dem Boden.   Miroku nahm ihre Hand. „Sei bitte vorsichtig. Hör nicht auf das was Inuyasha sagt. Auch Sango wünscht dir alles Gute.“  Rin nickte dem Priester mit einem Lächeln zu.   „Vergiss nicht was du gelernt hast, mein Kind. Und falls du noch etwas Wichtiges brauchst, macht an ein paar Dörfern auf eurem Weg, halt.“   „Das werde ich. Danke Kaede. Ich danke euch allen. Für alles. Ich werde euch besuchen kommen!“   Mit diesem endgültigen Abschied, lief sie los, mit der Hand zum Abschied winkend.   ***   Auf dem Weg zum Treffpunkt musste sie plötzlich an Kaname denken.   Bevor du eine Entscheidung triffst die dein Leben verändern könnte…lass es mich wissen.   Sie verlangsamte ihre Schritte und blieb stehen. Es war nun über eine Woche her, seit sie ihn das letzte Mal getroffen hatte…aber…würde er auch dort sein?   Vertrau mir.   Sie schüttelte den Kopf, machte auf dem Absatz kehrt und lief zu der Lichtung. Sie Sonne war noch nicht aufgegangen, sie hatte also noch ein wenig Zeit…   Und da stand er. Mit dem Rücken zu ihr. Es sah fast aus als hätte er auf sie gewartet. Sie war überrascht. Wie hat her…?   Sie ging auf ihn zu.   „Du bist gekommen.“ Kaname drehte sich zu ihr um und lächelte sie an. Es war ein trauriges Lächeln.   „Ja, bin ich. Ich kann nicht glauben das du wirklich hier bist.“ Sie ließ den schweren Beutel zu Boden fallen.   „Vertrauen geht einen langen Weg, nicht wahr?“ Er war über ihre Erscheinung überrascht. Sie hatte das Haar zu einem Dutt hochgesteckt, ein paar lose Haarsträhnen hingen herab und rahmten ihr Gesicht ein. Sie trug einen schlichten Kimono, bequem und reisetauglich. Sie sah wundervoll aus.   „Ist das…ein Lebwohl?“ fragte sie.   Die Sehnsucht ihn ihrer Stimme zerrte an seinem Herzen. „Vielleicht. Aber wenn du mich brauchst, wenn irgendetwas…passiert… Ich werde da sein.“   „Ich denke ich werde nicht fragen wie du das zu tun gedenkst. Vertrauen, oder?“ sie gab ihm ein kleines Lächeln.   „Ja.“   Sie schluckte. Für sie war er genauso wichtig wie alle anderen von denen sie bereits Abschied genommen hatte. Unerwartet berührte er mit seiner rechten Hand ihre Wange. „Flieg, kleiner Vogel…und werde glücklich. Aber vergiss nicht, du gehörst nur dir selbst. Es ist dein Leben, und nur du entscheidest was du damit anfängst.“ Mit diesen tiefgründigen Worten hatte sie nicht gerechnet. Doch bevor sie ihn fragen konnte worauf er damit anspielte, blickte Kaname in den Wald hinein. „Sei vorsichtig, kleiner Vogel.“ Flüsterte er, dann zog er seine Hand zurück.   „Rin.“   Sie zuckte zusammen und drehte sich um. Sesshoumaru erschien zwischen den Bäumen und kam auf sie zu, dicht gefolgt von Jaken und Ah-Uhn.   „War jemand bei dir?“ fragte Sesshoumaru. Sie merkte wie er die Luft prüfte und offenbar nach einem Geruch suchte…   Sie drehte sich um. Oh. Kaname war…weg!   „Ehm nein, mein Lord. Ich hoffte nur…den Sonnenaufgang zu sehen.“ Sie schaute zum Horizont. Die Sonne war nun schon zur Hälfte aufgegangen. Sie wusste nicht was sie dazu gebracht hatte zu lügen.   Ein leicht verwirrter Ausdruck machte sich auf seinem Gesicht bemerkbar. Er hätte schwören können, gehört zu haben wie sie mit jemandem gesprochen hatte aber außer ihrem Geruch nahm er keinen anderen wahr… Ich muss mich geirrt haben. Er hatte ein unangenehmes Gefühl dabei.   Er machte keine Fehler.   Rin musterte ihn schweigsam. Als das morgendliche Licht sein Gesicht berührte, sah er schon fast unwirklich aus. Magisch. Sie verlor sich in ihren Gedanken. Mit einem Mal sah er sie an. Es war kaum merklich aber Rin konnte sehen wie sein Gesichtsausdruck weicher wurde.   „Auf unserer Reise, werden sich einige Dinge verändern und andere werden so bleiben wie immer“ Sagte er zu ihr, seine goldenen Augen blickten düster drein.   „Ja, Meister.“ Rin war beinahe sprachlos.   Er betrachtete sie noch einen Moment lang, dann machte er kehrt und lief in den Wald hinein. Sein Mokomoko schwebte bei beinahe bei jedem Schritt den er tat.   „Wir gehen.“   Rin lächelte. „Ja, Meister!“ sie hob ihren Beutel auf und befestigte ihn an Ah-Uhn´s Sattel.   Sie hörte Jaken murmeln, wie er sich darüber beschwerte das sie nicht am vereinbarten Treffpunkt erschienen war und Sesshoumaru ihrem Geruch folgen musste um sie ausfindig zu machen. „Unverschämtes Gör!“ meinte er nur.   „Tut mir leid, Meister Jaken.“   „Hmph!“   Sie nahm Ah-Uhn´s Zügel und ging hinter Sesshoumaru her, sich fragend was sie nun erwarten würde, auf diesem neuen Weg der sich nun vor ihr auftat.   Ende Kapitel 1.   ***   Sooo, das was mit dem ersten Kapitel. Im nächsten wird schon ein wenig mehr passieren also bleibt dran ;) Kapitel 2: Nebel der Weisen --------------------------- Kapitel 2: Nebel der Weisen   „Ah-Uhn! Benimm dich!“ Rin lachte. Sie badete den zweiköpfigen Drachenyoukai im Fluss, doch Der wollte beim besten Willen einfach nicht stillhalten! Dauernd bespritzte er sie, absichtlich wie sie es sich einredete, mit Wasser und schnaubte in kurzen Abständen, fast so als würde er sie auslachen.   „Rin, bist du endlich fertig?“ Jaken kam aus dem Gebüsch hervor.   Sie stemmte die Hände in die Hüften und funkelte ihn an. „Wenn du willst dass es schneller geht, könntest du mir ruhig etwas helfen! Ich muss für uns beide noch ein paar Fische fürs Abendessen fangen, das weißt du doch.“ Ihr Magen knurrte. Den Vorrat an Trockenfleisch den Kagome ihr mitgegeben hatte, hatte sie schon vor zwei Monaten aufgebraucht. Seitdem besorgte sie sich ihr Essen wieder alleine, ganz wie in alten Zeiten.   „Wo ist Sesshoumaru-sama? Ich dachte er wäre vielleicht hier.“ Jaken suchte die Umgebung ab.   „Er ist schon vor einer Weile verschwunden.“ In letzter Zeit meidet er meine Nähe…   „Und wohin?“   Rin stampfte mit ihrem rechten Fuß ins Wasser. „Woher soll ich das wissen? Er sagt uns doch nie wohin er geht. Hab Geduld, er kommt sicher bald zurück.“   Jaken stutzte. Muss wohl wieder diese Zeit des Monats sein… „Hmph! Bitte.“   Als Rin fertig war und Ah-Uhn sich zum trockenen in sie Sonne gelegt hatte, beschloss Jaken ihr beim Fische fangen zu helfen. „Das ist schon der dritte der dir heute durch die Lappen geht! Was ist denn los, du warst doch immer so gut darin?“ Jaken betrachtete sie. Rin schaute zu dem Holzeimer in dem sie ihre magere Beute aufbewahrte. Ein einzelner Fisch zappelte darin.   „Naja, ich musste in letzter Zeit nicht oft Fische fangen, auch nicht als ich im Dorf lebte.“ Zumindest nicht mit meinen bloßen Händen. Vielleicht hätte sie einen kleinen Kescher mitnehmen sollen, das wäre einfacher gewesen als Fische mit der Hand zu fangen.   „OH, OH! Aufgepasst, da kommt noch einer!“ Jaken versuchte einen Fisch zu fangen der in seine Richtung schwamm. Als er ihn verfehlte, kam er direkt auf Rin zu.   „Den krieg ich!“   Schell versuchte sie ihn zu greifen…doch er flutschte ihr durch die Finger, schwamm durch ihre Beine hindurch und entkam. Jaken klatschte sich vor Enttäuschung die Hand vor die Stirn.   Rin seufzte. Es nützte nichts, sie hatte keine andere Wahl als am nächsten Dorf halt zu machen, wenn sie nicht verhungern wollte. Sie würde sich dort ein paar Vorräte kaufen. Sie hatte es satt sich von Wurzeln und Pilzen zu ernähren, zehn Jahre Dorfleben und Kaedes Kochkünste hatten schließlich ihren Tribut gefordert.   ***   Ihre Gebete wurden ein paar Tage später tatsächlich erhört. Es war ein angenehmer Herbstvormittag und sie folgten gerade einem Pfad durch den Wald, als Rin ein kleines Dorf in einiger Entfernung erspähte.   „Sesshoumaru-sama!“ rief Rin.   „Was ist?“   „Dürfte ich in das naheliegende Dorf gehen um ein paar Vorräte zu besorgen?“   Sesshoumaru blieb stehen und blickte in die Richtung in der das Dorf lag.   „Tu was du für richtig hältst.“   „Vielen Dank, Meister!“ Rin sprang von Ah-Uhn und streichelte die beiden Köpfe des Youkai.   „Sprich nicht mit Fremden.“ Doch Rin hörte seine letzten Worte nicht mehr, sie war schon auf halbem Weg zum Dorf verschwunden.   Jaken stellte sich vor ihn. Das ist meine Chance! „Erm, Sesshoumaru-sama, da ich Rin nicht in dieses Menschendorf begleiten kann, dürfte vielleicht auch ich für eine Weile gehen?“ fragte er zappelig. Es war ihm sichtlich unangenehm eine derartige Frage zu stellen.   „Und wo bitte, hast du vor hinzugehen?“   Er schluckte. „Nun, wir befinden uns zurzeit in der Nähe vom Berg Kasumidake, mein Lord, und ich wollte die Gelegenheit nutzen ein paar alte Freunde zu besuchen! Ich werde noch diese Nacht zurück sein, ich verspreche es.“   Sesshoumaru sah ihn an. Zum ersten Mal würden Rin und Jaken IHN verlassen, anstatt umgekehrt. „Geh.“   „Vielen Dank für eure Großzügigkeit, Meister!“ Jaken verbeugte sich vor Sesshoumaru und war im nächsten Moment verschwunden.   ***   „Ja ich denke das reicht! Danke.“ Rin packte ihren neuen handlichen Kescher in ihren Beutel.   Ich muss schon sagen, das ist ein ganzschön lebhaftes Dorf. Sie sah die vielen verschiedenen Marktstände und Händler die um die Wette feilschten. Auch viele Reisende konnte sie unter den Menschen erkennen.   Im Kopf ging sie die Liste mit den Sachen durch die sie noch besorgen wollte. Sie versuchte hauptsächlich nach getrockneter Nahrung Ausschau zu halten; die Reise konnte manchmal ziemlich rau sein, und Nahrung fand man schließlich nicht überall. Sie ging eine Weile umher und summte ihre Lieblingsmelodie, als sie endlich einen Stand mit Trockenfrüchten ausmachte.   „Hallo! Haben sie zufällig auch Trockenfleisch oder Fisch?“   Der Händler lächelte sie an. „JA, natürlich! Wieviel darf ich einer so hübschen Dame denn anbieten?“   Rin feilschte eine Weile mit dem Mann. Als sie sich schließlich für einen fairen Preis geeinigt hatten, bedankte sie sich und verließ den Stand.   Als sie schon eine Weile umherlief und beschloss, sich nun auf den Rückweg zu machen,  bemerkte sie eine Gruppe von Mönchen die nicht weit abseits von ihr standen und sich unterhielten. Sie kamen ihr irgendwie bekannt vor…   Zwei Dorfbewohner näherten sich der Gruppe von sieben Mönchen. Eher zufällig bekam sie ein paar Brocken der Unterhaltung mit, die die Männer untereinander führten.   „Wir hörten von einer Schar fremder Dämonen die sich im Osten niedergelassen haben. Werdet ihr der Sache nachgehen, Meister Unggai?“   Dieser Name. Diesen Namen kannte sie doch…   „Bevor wir uns dieser Sache annehmen, müssen wir herausfinden was hinter diesen Gerüchten steckt, junger Mann. Und es sind nur Gerüchte bis ich mich vom Gegenteil überzeugt habe!“ antwortete der älteste von ihnen.   Natürlich... Sie kannte diesen alten Mann! Als sie noch kleiner gewesen war, hatten er und seine Akolyten, sie und einige andere Dorfkinder, von einem kinderhaschenden Dämon befreit! Damals hatte sie ihn nicht ausstehen können, weil er versucht hatte ihren Meister aufzuhalten als dieser gekommen war um sie zu holen. Die Mönche waren nun im Begriff zu gehen, und kamen direkt auf sie zu. Rin tat einen Schritt zur Seite um den Weg für sie frei zu machen, doch noch bevor sie ganz an ihr vorbeigelaufen waren traf sie Meister Unggai´s Blick, der überrascht stehen blieb und sie neugierig musterte.   Oh nein.   „Junge Dame, ihr kommt mir bekannt vor. Haben wir uns schon einmal getroffen?“   „Ähm…ich…“ Sie wusste nicht was sie antworten sollte. Sollte sie weglaufen…?   Der alte Mann sah sie prüfend an, und ein Ausdruck der Erkenntnis überkam schließlich sein Gesicht. „Du…du warst doch dieses Kind, damals! Dieses kleine Mädchen welches diesem weißen Dämon gefolgt ist…Sesshoumaru hast du ihn genannt, nicht?“ Unruhig trat sie von einem Fuß auf den anderen.   „Und wie du gewachsen bist! Sag mir, folgst du diesem Mononoke immer noch?“ Als er die Frage aussprach, musterte er sie erneut und bemerkte den Beutel mit dem Kescher und den Trockenfrüchten. Es war offensichtlich, dass sie eine Reisende war. „Ich verstehe.“ Der Mönch seufzte.   „Um genau zu sein, reise ich erst seit kurzem wieder mit ihm. Ich habe für zehn Jahre in einem Dorf gelebt, um zu lernen mit Menschen umzugehen, so wie es mein Meister befohlen hat.“ Irgendwie hatte sie den Drang verspürt ihm dies zu sagen. Nach allem was passiert war, hatte er sie damals doch nur beschützen wollen…   Der Mönch sah überrascht aus. „Aber warum bist du dann zu ihm zurückgekehrt?“   „Ich war unglücklich.“ Antwortete sie aufrichtig.   Der Mönch schloss die Augen. „Ich werde wohl niemals verstehen warum sich manche Menschen mit Dämonen abgeben.“ Sie zuckte die Achseln   Er gab ihr einen bohrenden Blick. „Du bist eine äußerst schöne Frau geworden. Ein hübsches Ding, und kein Kind mehr. Ich hoffe für dein Wohl, dass er dies nicht ausnutzt.“   Sie weitete die Augen. „Was meint ihr damit?“   Ein weiteres Mal überraschte Rin den Mönch. Er konnte ihre Unschuld fast schon strahlen sehen. Seine Miene entspannte sich.   „Vergiss es. Ich werde nun gehen, kommt!“ er gab seinen Akolyten einen Wink.   Rin lächelte. „Danke dass ihr mich damals vor diesem Dämon gerettet habt. Ich hoffe wir sehen uns eines Tages wieder.“ Meister Unggai erwiderte ihr Lächeln, und zog von dannen. Dieser alte Mann kam ihr nun viel freundlicher vor als damals. Sie fragte sich was wohl der Grund dafür war.   Ein Mädchen, das zu einer liebenswürdigen und starken Frau geworden ist, und das obwohl ein Dämon sie großgezogen hat. Diese Welt ist so seltsam. Dachte Meister Unggai bei sich.   ***   „Wo sind denn nur alle?“ murmelte sie zu sich selbst. Sie hatte schon das Nachtlager vorbereitet und saß nun vor dem kleinen Feuer das sie angezündet hatte. Sesshoumaru und Jaken waren noch immer nicht hier. Es dämmerte nun schon seit einer Weile. Während die frisch gefangenen Fische über dem Feuer brieten, ölte sie ihr kleines Messer womit sie diese ausgenommen hatte. Sie seufzte. Wäre doch wenigstens Ah-Uhn bei ihr um ihr Gesellschaft zu leisten. Alleine hier im Wald zu sein war schon ein bisschen…eigenartig. Die Zeit verging und ihr wurde langweilig. Sie betrachtete ihr frisch poliertes Messer, visierte einen Baum an, und warf es mit einer flüssigen Bewegung aus dem Handgelenk so, dass es stecken blieb.   „Was um alles in der Welt tust du da?!“ nur Sekunden später kam Jaken hinter eben jenem Baum hervorgetreten auf den sie ihr Messer geworfen hatte zusammen mit Ah-Uhn. Er schien zu Tode erschreckt.   „Endlich, du bist zurück!“   „Was sollte das eben, willst du mich umbringen?“ Er nahm Ah-Uhn´s Zügel und band sie an einem nahen Ast fest. Auf seinem Sattel waren zwei große Tonkrüge befestigt, welche er mit Mühe auf dem Boden vor dem Lagerfeuer platzierte.   „Entschuldige, Meister Jaken. Ich wollte nur sichergehen das ich mich auch verteidigen kann, ich wusste nicht das ihr in der Nähe seid.“   „Willst du damit etwa sagen das Sesshoumaru-sama unfähig ist dich zu beschützen?“   Sie verleierte die Augen. Es war sinnlos mit Jaken zu diskutieren, immerhin hatte er viele Jahrhunderte mehr Erfahrung darin. „Meister Jaken, was hast du da eigentlich mitgebracht?“   Er grinste. „Das ist der legendäre Sake, der Nebel der Weisen! Sein Geschmack ist himmlisch, sowohl für Menschen als auch für Youkai. Glaub mir, wenn du ihn erstmal gekostet hast, wirst du nie wieder etwas finden das besser schmeckt.“ Er warf ihr einen Sakazuki zu.   „Ich mag keinen Sake“ sie erinnerte sich daran wie sie zum ersten Mal Sake probierte hatte. Sie verzog das Gesicht.   „Unfug! Hättest du ihn schon mal probiert, würdest so etwas nicht sagen!“ Jaken füllte ihren kleinen Becher.   Rin beäugte die durchsichtige Flüssigkeit misstrauisch, dann roch sie daran. Der Geruch war nicht sonderlich aggressiv. Sie sah Jaken zu wie auch er sich einschenkte und seinen Sakazuki hob.   „Auf Lord Sesshoumaru!“ rief er.   „Äh…ja“ erwiderte sie. Schnell setzte sie den Becher an die Lippen bevor sie es sich anders überlegte. Zu ihrer Überraschung war der Geschmack …einfach unglaublich. „Sugoi, Meister Jaken! Das ist ja wunderbar!“ Für sie schmeckte es nach Zucker und Blumen und Wolken und… all den schönen Dingen auf dieser Welt!   Jaken lachte. „Sag ich doch! Der Geschmack dieses Sakes hängt ganz vom Trinker ab. Deshalb gibt es niemandem dem er nicht schmecken würde!“   Sie schenkte sich erneut ein. „Nach was schmeckt er denn für dich?“   „Nun…er schmeckt nach der Suppe meiner Mutter.“ Er brach in Tränen aus. „Oh, ich vermisse sie so sehr! Wenn sie doch nur noch leben würde…“   Sie seufzte. „Hier.“ Sie gab ihm einen gegrillten Fisch, dann hob sie erneut den Becher.   „Auf Jaken´s Mutter!“ kicherte sie.   ***   Eilig flog Sesshoumaru durch den Wind, auf dem Weg zu dem Ort wo er Rin und Jaken zurückgelassen hatte. Oder besser gesagt, wo sie IHN zurückgelassen hatten. Das gefiel ihm nicht.   Sein Treffen mit dem Panther-Taiyokai hatte länger gedauert als er erwartet hatte. Wenigstens kam er so eine Weile länger von Rin weg. Ihr Geruch hatte sich die Jahre über leicht verändert. Er hatte es schon früher bemerkt, als sie anfing zur Frau zu reifen. Er hatte nun eine süßliche Note bekommen; sie war bereit. Das lenkte ihn ab und er konnte keine Ablenkung gebrauchen. Leichtfüßig landete er in der Nähe einer Klippe. Er bemerkte die frische Fährte von Rin und folgte ihr. Sie wird schon längst schlafen.   Umso überraschter war er als er sie schließlich an einen Baum gelehnt fand. Allein.   „Rin.“   Sie sah schweigend zu ihm auf.   „Wo ist Jaken? Ist er noch nicht zurück?“ Ärger stieg in ihm auf. Hatte er sie wirklich so lange allein gelassen? Gewalttätige Gedanken gingen ihm durch den Kopf, als er sich eine angemessene Bestrafung überlegte, für diesen kleinen…   Rin stand langsam auf und er konnte deutlich sehen wie sie taumelte. Als er ihr Gesicht sah, bemerkte er das etwas mit ihr nicht stimmte.   „Ohhhh…du hast dich also endlich entschieden zurückzukehren, nachdem du mich so lange hast warten lassen, Sesshoumaru-sama.“ Sie sah ihn an.   Sesshoumaru war von ihrer plötzlichen Dreistigkeit überrascht, dennoch behielt er seine ausdrucklose Haltung. „Was soll das heißen?“   „Na dass, was ich gerade gesagt hab“ sie kräuselte die Lippen.                  Prüfend musterte er ihr Gesicht. Ihre Wangen waren gerötet und ihre Augen glasig. Er nahm den unverwechselbaren Geruch von Sake wahr.   „Du bist betrunken.“ Er verengte die Augen. Seine Rin trank. Seit wann?   „Nein, ich bin nicht betrunken.“   Er zog eine Augenbraue hoch.   Dann, wie aus dem nichts, fing sie an zu weinen. Was zum…?   Zum ersten Mal war er völlig verwirrt. Sesshoumaru legte seine Hände auf ihre Schultern und rüttelte sie leicht. „Was ist denn jetzt“. Er hatte noch nie mit betrunkenen Menschen zu tun gehabt. Sie sah mit Tränen gefüllten Augen zu ihm auf. Etwas in ihm zog sich zusammen, als er sie so sah.   „Ich habe beschlossen dich mit meinen Gefühlen zu konfrontieren. Ich bin es leid immer nur diese glückliche, lachende Rin zu sein die du schon als Kind kanntest, aber die Wahrheit ist, dass es jedes Mal wehtut, wenn ich dein Gesicht sehe! Wissend das Rin dich niemals haben kann und…“   Er hielt die Luft an. „Weißt du überhaupt was du da sa-“   „…was am meisten wehtut ist, dass du mich abstoßend findest wegen meiner Sterblichkeit. Es spielt keine Rolle mehr das du mich damals gerettet hast, oder das ich immer loyal war, dass ich immer an dich gedacht habe…“   „Rin.“ Abstoßend? Er hatte ihr nie etwas der artiges gesagt. Sie irrte sich.   Sie beachtete ihn nicht, und brabbelte weiter. „…aber weil Rin ein Mensch ist, verdient sie es schlechter behandelt zu werden als Jaken, auch wenn mein Lord zu großzügig ist um mich mit Steinen zu bewerfen oder mich zu schlagen, und alles was ich getan habe, war dich zu lieben.“   „RIN!“ er wurde zornig. Was zur Hölle? Schlagen? Als er das Wort „Liebe“ hörte, zog sich seine Brust eigenartig zusammen. Er ignorierte dieses unbekannte Gefühl.   „Ich dachte ich hatte dich aufgegeben, aber Tag für Tag für Tag für Tag, hoffe und sehne ich mich danach, dass ich dir vielleicht eines Tages mehr bedeute, auch wenn ich nur ein erbärmlicher Mensch bin. Ich folge dir bis ans Ende der Welt, wissend das ich nur eine Bürde für dich bin und vielleicht besser dran, wenn ich einfach ster…“   Sesshoumaru gab auf. Er hatte keine Ahnung welche Art von Dämon von ihm Besitz ergriff als er dies tat, doch im nächsten Moment packte er sie bei der Taille und zog sie nah an sich heran um sie zu umarmen. Eh er sich versah streiften sich ihre Lippen.   Er spürte wie sie sich versteifte, doch es war schwierig an etwas Anderes zu denken, als an ihre Lippen auf den seinen. Es fühlte sich so…warm an. Wieder überkahmen ihn seltsame Gefühle die er nicht kannte. Sie entspannte sich und umarmte ihn zärtlich. Er fing an abzudriften, dann nahm er wieder den stechenden Geruch von Sake wahr, und stieß sie von sich. Was mache ich ihr eigentlich?   Er sah ihr ins Gesicht. Ihre atemberaubenden braunen Augen waren erfüllt von Anbetung und Zärtlichkeit. Mit flatternden Lidern, sah sie ihn an, die Lippen noch immer leicht geöffnet. Und, verdammt dieser Geruch...Er musste all seine Willenskraft aufbieten um sich aus ihrer Umarmung zu befreien und sich einen Schritt von ihr zu entfernen.   „Sei Still wenn ich es dir sage. Ich habe dich nie als abstoßend oder unwürdig betrachtet. Du bedeutest mir wesentlich mehr als nur das.“   „Du hast mich geküsst“ war alles was sie vor Verwunderung sagte.   Er schwieg.   Mit einem Mal formten ihre Lippen ein Spitzbübisches Lächeln. „Dann beweis es. Beweis mir das ich dir nicht zu wider bin.“   Er war perplex. Hatte er sich nicht schon viele Male bewiesen? Indem er sie beschützt hatte und sie besser behandelte als…als alle anderen die er je gekannt hatte?   „Wie?“ seine Gedanken arbeiteten.   Sie tat einen Schritt nach vorn, und schloss den Abstand den Sesshoumaru zwischen sie beide gebracht hatte, und oh, diese Augen welche plötzlich von Verlangen erfüllt waren. Diese Frau ist einfach unverzeihlich!   „Rin, hör auf mit diesen Dummeiten!“ er erhob seine Stimme, wenn auch mehr als er es eigentlich wollte.   „Du willst nicht.“ Rin lächelte ihn verführerisch an.   Wo zur Hölle hatte sie gelernt so zu sein? War sie nicht immer so unschuldig gewesen? Der Sake tat ihr einfach nicht gut. Als sie schließlich ihren Kimono abstreifte und ihre nackten Schultern entblößte, verlor er seine ausdruckslose Fassade die er für gewöhnlich an den Tag legte. Sein innerer Dämon wollte mehr sehen, dennoch würde er es nicht dazu kommen lassen. Der stolze Sesshoumaru, welcher sich immer unter Kontrolle hatte und nie an seinen Entscheidungen zweifelte, fühlte sich zum ersten Mal eigenartig unentschlossen.   Rin musste dies in seinem Gesicht gelesen haben, ihr Lächeln wurde nun breiter und wollte sich nun an ihrem Obi zu schaffen machen.   Er griff nach ihren Händen und hielt sie davon ab. Er musste ihr irgendwie Angst machen. „Ich sagte du sollst aufhören. Du hast dich mir jetzt lang genug widersetzt. Hast du wirklich die Absicht mich zu verärgern?“   Sie sah enttäuscht aus.   Gut.   „Warum musst du dich immer so unter Kontrolle haben? Wieso bist du immer so…so…“ stammelte sie.   „Willst du mir, Sesshoumaru, etwa sagen was ich tun soll?“ seine Stimme hatte einen herausfordernden Ton angenommen.   Sie sah zu Boden. „Nein. Ich wünschte nur du wärst ein wenig mehr wie Kaname. Nur einmal deine Gefühle zeigen…ich habe dich noch nie Lachen gehört.“ Murmelte sie.   Er hatte nur eine Sache gehört.   „Kaname? Wer ist dieser Kaname von dem du sprichst?“ Er fühlte sich beleidigt. Mit jemandem verglichen zu werden den er nicht kannte? Mit einer ihrer menschlichen Freier?   Ihre Augen weiteten sich vor Schreck und sie schlug die Hände vor den Mund. „Rin muss schlafen.“ Unbeholfen wollte sie sich auf den Weg machen. Diese Reaktionen hatte er von ihr nicht erwartet. Sie verhielt sich beinahe so als würde …sie etwas vor ihm verstecken. Etwas das er nicht wissen sollte. Er ergriff ihren Arm und drückte zu, zwang sie ihm in die Augen zu sehen. „Wer. Ist. Er.“ Seine gelben Augen blitzen sie einschüchternd an.   „Er ist ein Freund von mir.“   „Erleuchte mich.“   „Das…kann ich nicht. Ich habe schon mein Versprechen gebrochen, als ich ihn erwähnt habe. Es sollte ein Geheimnis bleiben…“ Brachte sie hervor.   Er atmete scharf aus, seine Geduld neigte sich dem Ende zu. „Du hast nicht das Recht, Geheimnisse vor mir zu haben. Als dein Lord und Meister, ist es an mir alles über dich zu erfahren.“ Und verdammt, das würde er!   Unschlüssig starrte sie ihn an. „Er ist mein Freund, seit fünf Jahren. Er gab mir Rat als ich nicht mehr weiter wusste. Er hat mir schon ein paar Mal aus der Patsche geholfen. Hmm…was noch?“ Sie schien tief in Gedanken versunken und lächelte wie eine Idiotin.   Noch so ein unbekanntes Gefühl durchfuhr ihn. Und er mochte es ganz und gar nicht. Was zur Hölle? „Warum wurde ich darüber nicht unterrichtet?“   Sie gähnte. „Na weil niemand davon wusste. Keine Kagome, kein Inuyasha…“   Sesshoumaru wurde praktisch von Fragen und Gedanken überflutet, auch wenn sein Gesicht nichts dergleichen preisgab. Er versuchte sich das Ziel auszumalen welches dieser Kaname verfolgte. Jemand der Rin dazu brachte ihre Freundschaft zu verbergen, vor IHM! Warum? Und das schlimmste daran war das Rin auf diesen Mann gehört hatte. Es musste also einen triftigen Grund dafür geben.   Langsam dämmerte es ihm. „Er war derjenige mit dem du gesprochen hast, bevor wir das Dorf verlassen haben.“   „Ja.“   Sie hatte ihn angelogen. Ihn, ihren Herren und Meister. Er hätte niemals gedacht dass sie dazu fähig wäre. Doch was ihn am meisten beschäftigte, war die Tatsache dass er zu jenem Zeitpunkt, unfähig gewesen war, weder seinen Geruch noch seine Präsenz wahrzunehmen. Etwas stimmte nicht. Und trotzdem war eines gewiss; wer auch immer er war, dieser Kaname war kein Mensch. Er war gefährlich.   Rin gähnte und strauchelte heftig ehe sie bewusstlos wurde. Sesshoumaru fing sie auf noch ehe sie zu Boden fiel. Auch wenn er ihr noch viele Fragen stellen würde, für den Moment war dies undenkbar. Sie war noch immer betrunken. So oder so. Sie WIRD  auf alle meine Fragen antworten, wenn sie aufwacht.   ***   Rin spürte wie sich der Boden unter ihr bewegte…oder viel mehr bebte. Sie versuchte den Kopf zu heben und wurde sofort mit einem schmerzvollen Pochen bestraft.  Sie versuchte irgendetwas zu finden an dem sie sich festhalten konnte, nur solange bis das Erdbeben aufhörte und bekam schließlich etwas Hartes und schuppiges zu fassen. Benommen schlug sie die Augen auf und richtete sich auf, den Schmerz in ihrem Kopf ignorierend. Sie sah dass sie auf Ah-Uhn ritt; sie mussten schon eine Weile unterwegs sein denn die Sonne hatte fast ihren Zenit erreicht. Sie fand Sesshoumaru der, wie üblich, ein Stück voraus ging.   „Bist du nun endlich aufgewacht, du unverschämtes Kind! Weißt du eigentlich wie spät es ist?“ Jaken sah sie wütend an und fuchtelte mit seinem Kopfstab vor ihrer Nase.   Sie blinzelte ihn mit Mühe an, das Licht stach ihr in den Augen. Trotzdem sah sie die Beulen auf Jakens Kopf. Was war gestern Abend passiert? Ihr Kopf hatte noch nie so sehr geschmerzt und ihr Körper fühlte sich wie Blei an.   „Du hast gestern mehr getrunken als für dich gut war.“    Stimmt. Sie hatten gestern diesen Sake getrunken den Jaken mitgebracht hatte. Wie nannte er ihn noch gleich…? Nebel der Weisen? Sie versuchte sich an vergangene Nacht zu erinnern…doch das letzte was ihr einfiel, war das Jaken mit ihr um das Lagerfeuer getanzt und sie dabei gesungen hatten. Danach…nichts mehr. Ich muss danach wohl eingeschlafen sein…   „Dann warst du auf einmal weg, und Sesshoumaru-sama musste dich zurück zum Lager bringen!“   …oder auch nicht.   „Was? Wo war ich denn gestern?“ fragte sie erschrocken.   „Woher soll ich das wissen! Du sagtest du müsstest mal und bist nicht mehr zurückgekommen, da bin ich eingeschlafen…“ er sah sie misstrauisch an. „Du erinnerst dich an nichts?“   Sie dachte krampfhaft nach doch ihrer Kopfschmerzen wurden immer schlimmer. „Nein, an nichts.“  Sie hoffte dass sie in ihrem Rausch nicht in Schwierigkeiten geraten war.   „Es wundert mich nicht dass du alles vergessen hast. Du warst ganz außer dir nachdem du einen ganzen Krug Sake geleert hast!“ schimpfte Jaken. Er sah wieder nach vorn und bemerkte das sein Meister stehen geblieben war. „Stimmt etwas nicht, mein Lord?“   Er ignorierte diesen Wicht und sah Rin über die Schulter hinweg an. Sie hatte sich wieder auf Ah-Uhn ausgestreckt und blickte zum Himmel. Sie sah schrecklich aus.   „Wie fühlst du dich“   „Fürchterlich.“ Ihr war als müsse sie brechen. „Sesshoumaru-sama, es tut mir leid falls ich euch gestern Nacht irgendwelche Probleme bereitet habe. Wenn ich irgendeinem Dämon in die Arme gelaufen bin…“ murmelte sie.  Sie hat weitaus schlimmeres getan als einem Dämon in die Arme zu laufen, dachte er. Doch er war sich nicht sicher ob ihm die Tatsache gefiel das sie alles von letzter Nacht vergessen hatte…einschließlich den Kuss und ihr Versuch ihn zu verführen.   „Meister, könntet ihr mir vielleicht sagen was gestern Nacht geschehen ist?“   Er sah sie nur weiter an. Er könnte ihr einiges über letzte Nacht erzählen…doch nur eine Sache war für ihn von Bedeutung gewesen.  „Du hast mir von deinem Freund, Kaname, erzählt.“   Sie keuchte und war sichtlich erschrocken, dann hielt sie sich vor Schmerz den Kopf. Sesshoumaru seufzte entnervt. „Du wirst mir mehr über diese Person erzählen, sobald wir den Palast erreicht haben und dich ausgeruht hast. Bei dem was dich momentan beschäftigt, war  es nicht besonders schlau dich zu betrinken.“ Er ging weiter.   Nein, war es nicht. Insgeheim schalte sie sich selbst dafür. Und…hatte er gerade Palast gesagt?   „Meister Jaken, wohin gehen wir?“   „Hast du nicht zugehört? Wir kehren zu Sesshoumaru-sama´s Palast zurück.“   Sie blinzelte und schaute verwundert drein. „Wir reisen also nicht mehr weiter?“ Jaken hantierte mit seinem Stab. „Nun, was auch immer Sesshoumaru-sama gesucht hat, er scheint es gefunden zu haben.“   ***   „Wir sind da!“ rief Jaken mit seiner Säuselstimme.   Zaghaft hob Rin den Kopf um einen Weiteren Schwindelanfall zu vermeiden, doch alles was sie sah war eine grüne Wiese.   „Ich kann kein Schloss sehen.“   „Pff, dummes Mädchen. Sieh hin.“   Sie lugte zwischen Ah-Uhn´s Köpfen hindurch und sah wir ihr Meister scheinbar vor etwas stehen blieb, auch wenn sie nicht erkennen konnte was dieses Etwas sein sollte. Da war nichts! Plötzlich verhielt sich die Luft vor ihnen eigenartig, als würde sie erhitzt, fing sie an sich zu kräuseln und ein Spalt öffnete sich. Eine Barriere also.   Sesshoumaru trat hindurch, gefolgt von Jaken und Ah-Uhn. Sie gingen weiter bis sie ein großes, massives Tor erreichten, welches von zwei Berghängen gesäumt wurde welche ebenfalls aus dem Nichts aufgetaucht waren. Trotz ihrer Kopfschmerzen richtete Rin sich auf, als sie das grollende Geräusch hörte mit welchem sich die beiden Tore nun öffneten um sie eintreten zu lassen. Durch das Tor hindurch konnte sie Dämonen erkennen die, wie ihr Meister, ihre anthropomorphische Gestalt angenommen hatten. Die meisten dieser Dämonen waren Krieger die zur Wache eingeteilt waren. Doch was ihre Aufmerksamkeit am meisten erregte war das riesige Gebäude das nun majestätisch vor ihnen aufragte; der westliche Palast. Als sie vorübergingen, beugten die Dämonen demütig ihr Haupt, andere vielen sogar auf die Knie. Sesshoumaru beachtete sie nicht.   „Willkommen zurück, mein Lord.“ Ein Inuyokai kam auf sie zu und Rin erkannte sofort das er kein gewöhnlicher Dämon war. Sie war erstaunt über der Ähnlichkeit welcher dieser Dämon mit Sesshoumaru hatte; die Karmesinroten Streifen im Gesicht, die Mondsichel auf seiner Stirn und langes weißes Haar das ihm bis in die Kniekehlen ging, obwohl er sie zu einem Zopf geflochten hatte. Seiner edlen Rüstung zufolge, schätzte Rin, musste er den Rang eines edlen Kriegers haben.   „Onkel.“ Sesshoumaru nickte ihm unverwandt zu. „Deine Anwesenheit muss bedeuten das meine Mutter ebenfalls hier ist.“ Der Inuyoukai nickte. „Meine Schwester erwartet dich bereits.“   „SESSHOUMARU“ eine unbekannte Stimme näherte sich ihnen.   Jaken sah sich überrascht und verärgert zugleich um. „So eine Frechheit!“ murmelte er. Der Inuyoukai verzog das Gesicht, Sesshoumaru dagegen zeigte keinerlei Reaktion bei der Ankunft dieses fremden Dämons.  „Was hat dich aufgehalten? Ich hätte nicht gedacht das ich noch vor dir im Palast ankommen würde.“ Er stand nun genau vor Sesshoumaru und Rin viel sogleich der gewaltige Unterschied zwischen den Beiden auf. Er übertraf Sesshoumaru um eine ganze Kopflänge und war extrem kräftig gebaut, schon fast kolossal. Sie hatte noch nie so viele Muskeln auf einmal gesehen. Er hatte langes rabenschwarzes Haar wie das Fell das seine komplette Brust bedeckte. Von den Hüften abwärts ähnelte er jedoch einem Menschen, bis auf einen schwarzen Schwanz und Ohren, die der einer Katze ähnelten. Er trug keine Rüstung und eigentlich trug er überhaupt nichts, mit Ausnahme eines Hakama. Rin musterte ihn von Kopf bis Fuß, dieser Dämon erinnerte sie an einen schwarzen Panther. Ihre Blicke trafen sich.   „Ah, ich erinnere mich. Du sagtest das du in Begleitung eines Menschenmädchens reist.“ Er grinste breit, zwei große Fangzähne kamen zum Vorschein. Er ging zu ihr und nahm ihre Hand.   „Ich bin Kuruhyouga, es ist mir eine Ehre dich kennen zu lernen und, du meine Güte, was für eine Augenweide du doch bist! Bist du sicher, dass du keine Göttin bist die durch die Welt streift?“ Er küsste ihre Hand.   „Ich-ähm…“ sie errötete angesichts dieser unerwarteten Schmeicheleien.   Der Panther legte den Kopf schief. „Du siehst erschöpft aus, junge Lady.“   Bevor sie darauf antworten konnte, wandte sich Kuruhyouga an Sesshoumaru, welcher die beiden aufmerksam beobachtete. „Sesshoumaru, du lüsterner Hund! Hast du die Kleine denn gar nicht schlafen lassen?“   Jaken keuchte. „WIE KANNST DU ES WA-…“   Rin erbleichte. „Das ist nicht der Grund! Ich-…“   Im nächsten Moment fuhr Sesshoumaru seine Krallen aus und hieb nach dem Panther-Taiyoukai doch der wich mit einer Geschwindigkeit aus die Rin von so einem Muskelpaket nicht erwartet hätte.   „Willst du wirklich wieder damit anfangen?“ der Pantherdämon grinste schief und nahm eine Kampfposition ein. Für Rin klang es als hätten die beiden schon einmal miteinander gekämpft.   „Es reicht, Kuruhyouga.“ Der andere Inuyoukai ging nun dazwischen. „Lord Sesshoumaru, ich verstehe nicht wieso ihr diese räudige Katze hier in eurem Palast duldet.“   Sesshoumaru ging auf die Provokationen dieses Pantherdämons nicht ein. Er bereute es auch nicht ihn aus den Bergen hierher befohlen zu haben um ihn ein weiteres Mal unter seine Dienste zu nehmen.   „Er hat seine Nützlichkeit im Dienste meines Vaters bewiesen, und er ist ein guter Krieger. Da hast du deinen Grund.“   „Seid ihr sicher, dass ihr diese Respektlosigkeit noch weiter erdulden wollt?“   Sesshoumaru wandte sich von ihm ab und setzte seinen Weg zum Palast vor ihnen fort. „Wenn er fähig ist meinen Angriffen noch weiter auszuweichen, wenn ich die Geduld verliere, dann erdulde ich diese Katze so lange bis ich ihn „aus versehen“ umbringe.“   Kuruhyouga schnaubte.   „Jaken, bring Ah-Uhn weg.“ Sesshoumaru reichte Rin die Hand und sie stieg von Ah-Uhn´s Rücken. Jaken verbeugte sich und führte Ah-Uhn außerhalb ihrer Sichtweite.   Er sah sie ausdrucklos an. „Musst du getragen werden“   Sie wurde rot. „Nein, Meister. Mir geht es besser, ich kann laufen.“ Sie konnte ihm nicht ins Gesicht sehen, also heftete sie ihren Blick starr auf den Boden.   Sesshoumaru konnte nicht glauben, dass diese Frau die nun vor ihm stand, dieselbe sein sollte die ihn gestern Nacht in Versuchung geführt hatte. Oder es zumindest probiert hatte. Ungeschickt strich sie ihren Kimono glatt und richtete sich auf. Als sie den Palast betraten, warteten bereits zwei wunderschöne Apsara auf sie; Dienerinnen dieses Hauses, schön wie die Morgenröte und ebenso unsterblich.   „Sorgt für diese Frau, und seht zu das sie alles bekommt was sie braucht.“   Die Apsara verneigten sich tief, nahmen beide ihre Hände und führten sie in ihr Gemach. „Hier entlang, meine Dame.“   Als sie ihr Zimmer erreichten und sie die Tür zu Seite schob, stockte ihr der Atem. Es war einfach traumhaft schön!  Es war riesig, der Boden war mit roten Tatami ausgelegt, wundervolle Ornamente zierten die Wände und Decke und überall standen farbenfrohe Vasen und kunstvolle Skulpturen. Es gab einen großen hohen Spiegel der an der Wand stand, und einen riesigen Futon in der Mitte des Raumes.   „Was gedenkt ihr als erstes zu tun, meine Dame? Essen? Ein Bad nehmen? Wir stehen euch für alles zu Verfügung.“ Sagte eine der Dienerinnen.   „Fürs erste möchte ich gerne alleine sein, danke.“   Beide Apsara waren angesichts ihrer Bitte entsetzt, als würden sie fürchten von Sesshoumaru bestraft zu werden. Sie lächelte. „Wenn ich etwas brauche dann lasse ich es euch wissen.“   Sie nickten und verbeugten sich. „Wie ihr wünscht.“   Als sie allein war, löste sie die silbernen Nadeln aus ihrem Haar, welches sich in einer langen Spirale über ihren Rücken ergoss. Rin schob das Fenster auf und war bezaubert vom Anblick des prächtigen Gartens welcher sich vor ihrem Zimmer befand. Sie konnte es kaum erwarten hinauszurennen und sich in dieser wunderschönen Farbenpracht aus Blumen und Gräsern zu wälzen…nun, wenn ihr Herr es ihr erlaubte. Sie seufzte. Sie hätte beinahe vergessen, dass sie mit ihm früher oder später über Kaname sprechen musste. Doch was würde sie ihm erzählen? Alles, natürlich… als hätte sie eine Wahl. Sie hoffte nur das er nicht allzu aufgebracht sein würde. Aber sie wollte nicht länger darüber nachdenken. Immerhin hegte sie keine große Hoffnungen Kaname jemals wiederzusehen. Doch ein Teil von ihr, wünschte sich nichts sehnlicher als das. Kapitel 3: Sommerlicher Schnee ------------------------------ Kapitel 3: Sommerlicher Schnee „Bitte mein Herr! Tut das nicht!“ Die Frau fiel auf die Knie. Sie musste es schaffen ihren Meister zu überzeugen, sie hatte keine andere Wahl. Das durfte nicht geschehen!   Kaname seufzte. „Erhebe dich, Erea."   Die Frau tat wie ihr geheißen und stand auf. Kaname strich ihr das Feuchte Haar aus dem Gesicht und leckte die Tränen weg die ihr heiß über die Wangen liefen. Er erfreute sich am Leid dieser niederen Kreatur.   „Meine Entscheidung ist gefallen. Nichts wird sich daran ändern…“   Sie sah ihn mit einem gequälten Ausdruck in den Augen an. „Dann lasst mich mit euch gehen!“   Welch Hingabe. „Nein, das werde ich nicht. Ich brauche dich für etwas viel Wichtigeres und du wirst mir gehorchen.“ Sie schluckte. Erea platzierte ihre rechte Hand auf die Stelle unter der ihr Herz lag. „Euer Wille ist meine Pflicht.“ Er lächelte. „Nun, dann höre mir gut zu.“   ***   „Hey, meine Göttin!“ Der Pantherdämon begrüßte sie und kam in ihre Richtung.   Sie errötete. Musste er das so laut herausschreien? „Mein Name ist Rin, Kuruhyouga-san!“   Er zuckte die Achseln. „Steht unserer Schönheit der Sinn nach einem Bad?“ fragte er als er den kleinen Holzeimer in Rin´s Hand bemerkte.   „Ja.“   Seine Schnurrhaare zuckten. „Nun, da bist du auf dem falschen Weg.“   Sie schaute ihn verwirrt an. Die Apsara die ihr als Dienerin zugeteilt war, hatte ihr deutlich gemacht wo es zu ihrem Bad ging. Oder hatte sie sich vielleicht doch verhört…? „Seid ihr sicher?“ fragte sie den Pantherdämon, immerhin kannte er sich besser im Palast aus als sie.   „Ja, meine schöne. Das Badehaus der Frauen in diesem Palast liegt in der anderen Richtung. Der dritte Gang rechts und gleich die nächste Tür links.“ Er zeigte in die Richtung die er ihr soeben beschrieben hatte.   Rin musterte ihn für einen Moment nachdenklich. „Hm, gut vielen Dank.“ Sie hatte noch immer Bedenken, allerdings entschied sie sich dafür seine Aussage als allererstes zu überprüfen bevor sie seinen Worten Glauben schenkte.   Die drehte sich um und ging in die Richtung welche Kuruhyouga ihr vorgegeben hatte. Als sie schließlich gegangen war, stahl sich ein verschlagenes Lächeln auf die Lippen des Dämons. Das versprach interessant zu werden.   „Hier muss es sein.“ Sagte Rin zu sich selbst. Langsam schob Sie die Tür zur Seite und warme Luft strömte ihr sogleich entgegen. Sie trat in den Raum und dankte dem Pantherdämon innerlich. Als sie sich umschaute bemerkte sie eine lange Holzbank. Der Raum wurde jedoch hauptsächlich von einem großen Spiegel und einem Raumteiler ausgefüllt, hinter dem Rin ein riesiges Becken aus grauem Stein vermutete, aus dem das warmes Wasser dampfte. Sie fing an ein altes Lied zu summen und entledigte sich ihrer Yukata die sie an einem Haken auf hing, gleich neben einem weiteren weißen Gewand von dem sie vermutete das es die Apsaradienerinnen für sie bereitgelegt hatten. Sie griff nach einer Flasche Jasmin Öl dass sie für ihr Bad benutzen wollte und trat hinter den Raumteiler.   ***   Sanft umhüllte der warme Nebel seinen Körper, liebkoste seine Haut und ließ seine Sinne treiben, ein Moment den er wahrhaftig nicht oft erduldete. Doch auch Dämonen hatten hin und wieder das Bedürfnis zu ruhen. Sesshoumaru schloss die Augen und ließ sich im Wasser treiben; die weißen Haare wie ein Schleier im Wasser schwebend. Er rang mit sich selbst bei dem Versuch einen klaren Kopf zu bewahren. Bei dem Versuch diese Gedanken loszuwerden über…Rin.   An ihre weichen Lippen die sich so gut auf den seinen angefühlt hatten, ihr verheißungsvoller Blick an jenem Abend und ihr verführerischer Duft, ihr stiller Schrei der ihn angefleht hatte sie endlich zu nehmen. Und dann diese Einladung. Er fragte sich wie sie wohl schmecken würde, wie sie reagiert hätte wenn er den Kuss vertieft hätte… seine Zunge die die ihre liebkoste und seine Hände die langsam über ihre-   Still! Er schalt sich selbst. Er sollte nicht auf diese Weise an sie denken. Er würde besser sein als sein erbärmlicher Hanyoubruder der sich diese Miko zur Gemahlin genommen hatte.  Und er würde NICHT denselben Fehler begehen wie sein Vater. Rin war sein Schützling, nicht mehr und nicht weniger.   Just in diesem Moment hörte er wie die Tür zur Seite glitt. Ein leises Knurren entrann seiner Kehle, wer immer es wagte seine kostbare Zeit der Erholung zu stören würde nicht mehr lange am Leben bleiben. Doch noch bevor er irgendetwas derartiges tun oder sagen konnte, vernahm er den unverwechselbaren Geruch von Rin.   Rin?   Die Stimme blieb ihm im Halse stecken. Trotzdem sollte er sie darauf hinweisen das sie sich verirrt hatte und er selbst sich auf der anderen Seite des Raumteilers befand. Oder vielleicht wusste sie es? Nachwirkungen des Sakes? So oder so sollte er… Sie wissen lassen… sollte… etwas Sagen… Er verlor sich in seinen Gedanken als er Rin´s Silhouette hinter dem Shoji sah, wie sie ihre Yukata auszog und den Arm ausstreckte um sie aufzuhängen. Ihre weichen, femininen Kurven erschienen ihm so makellos, dass er sich unbewusst anfing zu fragen wie es wohl wäre sie langsam am ganzen Körper zu streicheln. Fasziniert sah er ihren Bewegungen zu bis sie hinter den Raumteiler trat…   Rin erstarrte als sie sah, wie Lord Sesshoumaru sie eindringlich aus dem großen Becken heraus musterte. Beide sahen sich trotz ihrer Nacktheit einen Moment lang an, bis Rin plötzlich ein ohrenbetäubendes Kreischen von sich gab und ohne weiter nachzudenken die Flasche mit Jasmin Öl nach ihm warf. Sie griff nach der weißen Yukata und verließ den Raum so schnell sie nur konnte.   Sesshoumaru fing die Flasche mit Leichtigkeit im Flug bevor diese ihn treffen konnte. Vielleicht hätte er ihr erlauben sollen ihn damit zu treffen damit sie sich besser fühlte. Aber das passte nicht zu ihm. Er sank tiefer ins Wasser, enttäuscht das sich ihm dieser Anblick nur so kurz geboten hatte, und hasste sich kurzdarauf selbst weil er diese lästigen Gedanken nicht loswurde. Rin rannte die Flure entlang bis sie glaubte in der Nähe ihres Gemachs angelangt zu sein. Sie fiel auf die Knie und hyperventilierte. Ihr Gesicht fühlte sich so heiß an, dass sie glaubte sie müsse verbrennen. Oh Götter. Sie konnte nicht anders als daran zu denken wie er sie mit diesen wundervollen bernsteinfarbenen Augen angesehen hatte. Es war ein so unglaublicher Anblick gewesen! Seine Haare und Haut hatten durch den Dampf geglitzert und sein engelsgleiches Gesicht… Bauch und Brust waren wohlgebaut, die Muskeln seiner Arme gut betont. In diesem Moment wurde sie sich ihrer Nacktheit wieder bewusst und hatte die Flasche nach ihm geworfen…   Verdammt. Sie musste sich irgendwann vor ihm dafür rechtfertigen. Aber dann müsste sie ihm nur wieder ins Gesicht blicken. Durch seine empfindlichen Sinne musste er ihr Eindringen wahrscheinlich schon vorher gemerkt haben und trotzdem hatte er nichts unternommen um sie zu warnen! Ihre Kinnlade klappte herunter. Oh. Er… wollte sie so sehen?   Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen als sie ein lautes Lachen hörte. Sie stand auf und bemerkte Kuruhyouga, der sich buchstäblich den Arsch ab lachte.   „Oh, Kami. Das war weit besser als ich zu träumen gewagt hätte! Man sollte mir eine Medaille verleihen!“ Rin konnte es nicht glauben. „Du hast mich reingelegt!“   Er lachte nur noch lauter.   „Dafür wirst du bezahlen!“ Sie rann ihm mit erhobener Faust entgegen. Der Panther rappelte sich auf und macht sich mit schallendem Gelächter aus dem Staub. Rin war so sehr damit beschäftigt nicht in Scham zu versinken und diesen Dämon zu verfluchen, dass sie nicht bemerkte das die Yukata die sie trug um einiges länger und größer war als jene die sie zuvor getragen hatte.   ***   Am Tag darauf, war Rin über diese mehr als peinliche Begegnung mit ihrem Lord noch immer nicht hinweggekommen. Sie würde es diesem Panther heimzahlen, das schwor sie sich. Auch wenn sie noch nicht recht wusste wie sie das anstellen würde. Doch sie war zu müde um sich etwas einfallen zu lassen. Sie hatte schlecht geschlafen; ungewohnte Fantasien hatten sie letzte Nacht heimgesucht und sie hatte nur wenig Erholung gefunden. Sie hatte noch immer nicht die leiseste Ahnung wie sie es schaffen sollte Sesshoumaru gegenüberzutreten ohne dabei wie eine bemitleidenswerte Tomate auszusehen. Sie verscheuchte den Gedanken aus ihrem Kopf und öffnete die große Kommode aus Mahagoni welche in ihrem Zimmer stand. Sämtliche Gewänder die sich darin befanden waren sehr lang geschneidert und fast schon… königlich. Sie griff nach einem schneeweißen Kimono mit blutroten Kirschblütenstickereien und einem ebenso roten Obi und war schier überwältigt von dessen Eleganz und Schönheit. Sie zog ihn an und drehte sich vor dem Spiegel. Man könnte meinen ich sei eine Prinzessin. Sie kicherte. Auf den Weg in den Garten um Blumen zu pflücken um die leeren Vasen in ihrem Zimmer zu füllen, begegnete sie der Lady Shirahime, Lord Sesshoumaru´s Mutter.   „Wie ich sehe bist du immer noch am Leben, schmutziges Menschlein.“ Sagte Lady Shirahime und warf sich die langen weißen Zöpfe über die Schulter.   „Und wie ich sehe hast du mehr Falten bekommen, alte Schachtel.“ Konterte Rin.   Beide sahen sich einen Moment lang an. Schließlich fingen beide Frauen an zu lachen und fielen einander in die Arme.   „Oh, wie habe ich dich vermisst! Und wie groß du geworden bist!“ sie vergrub ihre Nase in Rin´s Haar und bemerkte die leichte Veränderung ihres Geruchs. Verstehe.   „Ich habe euch auch vermisst, Mylady. Es ist schon viel zu lang her.“ Sagte sie mit erstickter Stimme, während sie im Busen von Lady Shirahime zu verschwinden drohte.   Lady Shirahime war Rin sehr zugetan. Das erste Mal hatten sie sich getroffen als sie ihrem Sohn dabei helfen wollte Tenseiga´s Fähigkeit, Meido Zangetsuha zu perfektionieren. Unglücklicherweise hatte sie ihren Tod dafür in Kauf genommen; sie jedoch zurück ins Leben geholt als sie den Kummer ihres Sohnes sah. Nach diesem Ereignis, hatte Sesshoumaru sie das ein oder andere Mal zum Palast mitgenommen um seine Mutter zu besuchen. Dieses kleine Mädchen, welches sie damals noch gewesen war, war so liebenswert und süß, dass die Lady nicht anders gekonnt hatte als sie ins Herz zu schließen. Doch das was ihr am meisten an dieser Sterblichen gefiel, war wohl ihre Fähigkeit mit ihrer bipolaren Persönlichkeit umzugehen. Rin hatte anscheinend ein Händchen dafür.   „Du hast mich soeben daran erinnert wie schnell die Zeit für euch Menschen vergeht.“ Sie erlöste Rin und musterte sie nun zum ersten Mal seit längerer Zeit. Sie war in der Tat zu einer überwältigend schönen jungen Frau geworden. „Sag mir, warum hast du mich nicht gleich gestern nach eurer Ankunft aufgesucht?“   „Sesshoumaru-sama hat darauf bestanden mich zunächst zu schonen, mir ging es nicht sehr gut.“   „Nun, dieser Schrei den ich gehört habe klang aber ganz und gar nicht nach „nicht sehr gut“ für mich“ bohrte sie weiter. Rin errötete. „Nun ja… mir ist etwas sehr Peinliches auf dem Weg zum Badehaus passiert.“   „Erzähl! Ich kann mich nicht erinnern das du jemals so schüchtern warst wie jetzt.“   „Ich äh…“ Rin errötete nur noch mehr.   „Rin. Mutter.“   Die Frauen wandten sich um und erblickten Sesshoumaru, der auf sie zukam.   Sesshoumaru selbst war die Bindung, welche die beiden Frauen teilten, ein Rätsel. Eines von dem er sich nicht sicher war ob er es jemals ergründen wollte. Nach diesem Meidou-Desaster, hatte Rin oft darauf bestanden seine Mutter zu besuchen und er hatte es gestattet. Die beiden waren einander sofort zugetan, auch wenn er den Grund dafür nicht ganz verstand. Rin hatte die verstörende Fähigkeit, mit seiner Mutter an ihren schlimmsten Tagen umgehen zu können. Eine Gabe die er niemals besitzen würde. Sesshoumaru war sich schon fast sicher, dass dieses Band zwischen den beiden entstanden sein muss, als sie Rin mit dem Meidoustein seines Vaters wiederbelebt hatte.   Seine Mutter sah ihn an. „Was willst du?“   „Ich will einen Moment allein mit Rin.“   Oh, ihr Götter, nein. Rin fixierte starr den Boden um ihr rotes Gesicht zu verbergen.   Sie verschränkte die Arme. „Das wirst du nicht. Du hattest mehr als genug Zeit mit ihr, jetzt bin ich an der Reihe.“   Sesshoumaru sah sie mit ausdruckslosem Gesicht an.   „Welch undankbaren Sohn ich doch habe. Ich bin Rin wohl wichtiger als dir.“   Keine Antwort.   Die Inuyoukai gab auf. Sie seufzte. „Rin, komm später zu mir. Wir haben uns noch viel bei einer Tasse Tee zu erzählen.“   „Natürlich, Mylady.“   Lady Shirahime machte auf dem Absatz kehrt, reckte die Nase hoch und ließ sie allein.   Rin setzte ihren Weg zu den Gärten fort, Sesshoumaru folgte nicht weit hinter ihr. Als sie die Gärten schließlich erreichten, begann sie Blumen zu pflücken um diese unangenehme Stille zwischen ihnen zu vermeiden.   Minuten vergingen. Eine warme Brise wehte durch ihr Haar und die langen Strähnen tanzten im Wind. Sie spürte Sesshoumaru´s Blick im Rücken, dennoch konnte sie sich nicht durchringen ihm etwas zu sagen. Komm schon, Rin. Sag irgendwas! Du bist die Gesprächige von euch beiden. Er würde niemals eine Unterhaltung beginnen!   „Du siehst sehr schön aus in diesem Kimono.“   Wie jetzt? Sein Kompliment traf sie vollkommen unvorbereitet. Vor Erstaunen vergaß sie ihr Schamgefühl und hob den Blick. Und da war er, mit derselben stoischen Miene die sie von ihm kannte.   „Ich…danke.“ Seit wann fiel ihr das Atmen so schwer?   Eine weitere Minute verging in der beide schwiegen.   „Du solltest Kuruhyouga aus dem Weg gehen.“   „Hast du ihn bestraft?“   Sein rechter Mundwinkel zuckte. Dieser rachsüchtige Funken in ihren Augen amüsierte ihn. Das sah ihr gar nicht ähnlich. Er hatte diese verrückte Katze nicht bestraft. Insgeheim hatte er seinen Streich sogar genossen. Was er nicht hätte tun sollen. Vielleicht wurde er ja auch langsam verrückt.   „Hättest du das gewollt? Wenn du es wünschst werde ich es tun.“   Rin schüttelte den Kopf. „Nein“ Sie würde eigenhändig an ihm Rache nehmen. Sie würde sich schon etwas ausdenken…   „Erzähl mir von deinem Freund.“   Rin´s Arm erstarrte in der Bewegung als sie gerade eine Lilie pflücken wollte. „Nun, was wollt ihr wissen, mein Lord?“ Sein Blick traf sie hart wie Stein. „Ich werde nicht hier rumstehen und eine Frage nach der anderen stellen. Sag mir was du weißt.“   Die Schärfe in seiner Stimme reizte sie nicht im Geringsten, im Gegenteil, jetzt hatte sie mehr denn je einen Grund Kaname vor ihrem Meister in Schutz zu nehmen.   „Ich traf ihn vor einigen Jahren im Wald. Er fand mich bewusstlos. Seitdem sahen wir uns regelmäßig. Er kam und wir redeten.“   Er hob eine Augenbraue. „Du warst bewusstlos? Warum?“   Sie neigte nachdenklich den Kopf. „Jetzt wo ihr es sagt…Ich kann mich nicht erinnern warum. Mir ging es an dem Tag vermutlich nicht so gut, trotzdem bin ich in den Wald um Kräuter zu sammeln. Ich bin froh das Kaname mich gefunden hat bevor es ein anderer Dämon getan hat.“ Sie schauderte.   „Über was redet ihr“   „Es sind meistens sehr einseitige Dinge. Ich erzähle viel… von euch. Ich erzähle ihm viel über die Abenteuer mit euch und Jaken als ich noch jünger war. Er war ein guter Zuhörer.“ Sie lächelte.   Sesshoumaru schwieg. Rin war ein sehr redseliger Mensch bis zu dem Punkt an dem Jaken austickte.   „Immer wenn ich mich schlecht fühlte tat er sein bestes um mich aufzuheitern, selbst wenn es manchmal albern war.“ Sie musste kichern als sie dies sagte. Ihre Gedanken schienen weit weg zu sein, verloren in ihren Erinnerungen.   „Genug.“   Rin sah ihren Meister an, welcher einen eisigen Blick in den Augen hatte.   „Er ist ein Dämon.“   Ein Hauch von Skepsis zeigte sich auf ihrem Gesicht. „Ein Dämon? Unsinn.“ Kaum hatte sie die letzten Worte ausgesprochen, bemerkte sie ihren schrecklichen Fehler. Sie hatte ihrem Meister auf fatale Art und Weise widersprochen. Etwas das ihr nicht zustand. „Verzeiht. Ich wusste nicht was ich sage.“   Sesshoumaru schien diese Respektlosigkeit nicht zu kümmern und falls doch, ließ er es sich nicht anmerken.   „Nein. An dem Tag an dem du mich belogen hast war ich weder in der Lage seinen Geruch noch seine Präsenz wahrzunehmen. Ein Mensch wäre unfähig diese Aspekte vor mir zu verbergen.“ Und die meisten Dämonen, fügte er in Gedanken hinzu. Etwas das ihn noch mehr beunruhigte.   Rin war perplex, doch sie blieb stur. „Dämon oder nicht, er ist mein Freund.“   Rin war schon immer zu gütig für ihr eigenes Wohl. „Hat er gesagt wo er herkommt?“   „Er sagte er sei von sehr weit her, habe sich jedoch kürzlich niedergelassen.“   „Wie kommt es das, weder ich noch jene denen ich dich anvertraut habe von eurer Freundschaft erfahren haben? Sag, hat er oder hat er dich nicht gebeten eure Bindung geheim zu halten, vor mir?“   Sie nickte.   Also war seine Vermutung richtig. Die Rin, die er kannte, war stets erpicht darauf gewesen ihm von ihren neuen Bekanntschaften zu erzählen. Es sah ihr nicht ähnlich etwas vor ihm zu verheimlichen.   „Besitzt du die Freundlichkeit mir den Grund zu verraten?“ Der Spott in seiner Stimme war nicht zu überhören.   „Er wollte keine unnötigen Bekanntschaften schließen. Ich… akzeptierte seine Entscheidung. Trotzdem habe ich versucht ihn zu überreden, ich war überzeugt Kagome würde ihn mögen! Seine Kleidung erinnerte mich an- „   „Du wusstest so gut wie nichts über ihn und trotzdem nahmst du an, er sei ein Mensch und hast dich ihm anvertraut“   Sie antwortete nicht.   „Wie naiv.“   Bei dieser Bemerkung stand sie auf und richtete sich zu voller Größe auf. Sie war wütend. Sie war zum ersten Mal wütend auf Sesshoumaru. „Es war das selbe bei euch! Ich folgte euch blind, einem Dämon, obwohl ich nichts über euch wusste.“   „Die Umstände waren nicht dieselben. Ich brachte dich von den Toten zurück.“ Seine Arroganz, welche sie normalerweise so attraktiv an ihm fand, machte sie jetzt schier wahnsinnig.   „Doch. Er rettete mich ebenso.“   Sein rechter Mundwinkel zog sich nach oben. „Es bestand keine direkte Gefahr. Er hat dich bewusstlos aufgefunden. Jeder hätte das tun können.“ Er fand diese Diskussion mit ihr… unterhaltsam. Sie funkelte ihn an. Welch Kühnheit.   „Ich weigere mich weiter über ihn zu reden!“   „Diese Entscheidung treffe immer noch ich.“   „Nicht wenn ich euch nicht antworte.“ Ihre eigene Unverschämtheit schockierte sie. Sie sah Sesshoumaru´s Hände die sich zu Fäusten ballten; er war am Ende seiner Geduld angelangt. Doch das beeindruckte sie nicht, sie wusste Sesshoumaru würde ihr kein Leid zufügen.   „Willst du mich wirklich herausfordern? Vergiss nicht wo dein Platz ist. Du bist mein Mündel und deine Aufgabe ist es mir zu gehorchen!“   „Wie kommt es dann, das die Art wie ihr über Kaname sprecht mich annehmen lässt ihr währt…eifersüchtig.“   Sesshoumaru´s Augen weiteten sich für den Bruchteil einer Sekunde, dann sah er sie jäh an, mit Verachtung in den Augen, ein Blick welcher er so nur seinen Feinden gab.   „Ich, Sesshoumaru, versichere dir, bin NICHT eifersüchtig. Mein Frauengeschmack umfasst keine… unwürdigen Menschen.“ Sagte er mit eisiger Stimme, widersprach sich dabei jedoch selbst in jener Nacht als er Rin betrunken aufgefunden hatte. Es war nicht gerade zu ihrem Vorteil, dass sie sich an nichts von dem erinnern konnte was ihr Meister ihr damals gesagt hatte. Der Schmerz in ihren Augen ließ ihn für einen Moment lang wünschen er hätte diese letzten Worte nicht ausgesprochen, doch er hielt an seinem Stolz als Daiyoukai fest. „Ich dulde deine Freundschaft zu Kaname nicht länger. Und vergiss nicht das du mir gehörst, da ich es war der dir neues Leben schenkte.“   Ich gehöre mir allein. Es ist mein Leben und ich entscheide was ich damit anfange! Das hatte Kaname ihr gesagt und sie hielt daran fest. Doch sie hatte nicht den Mut diese Worte laut auszusprechen. Wenn sie sich genau besann dann wollte sie am liebsten nie wieder mit Sesshoumaru sprechen.   „Ich verstehe. Bitte entschuldigt die Anwesenheit dieses unwürdigen Menschen, mein Lord.“ Normalerweise war es an ihrem Meister diese Unterhaltung zu beenden, doch sie hatte schlichtweg nicht mehr die Kraft sie noch weiter zu führen. Zaghaft drehte sie sich um und verließ halb rennend die Blumenwiese des Gartens. Die Blumen in ihrer Hand warf sie achtlos zur Seite.   Sesshoumaru stand steif wie eine Statue. Er war ein Narr gewesen sie so zu behandeln. Er war unfähig die Schuldgefühle zu unterdrücken die ihn nun überkamen. Trotzdem, es spielte keine Rolle wie sehr dies an ihm nagte, es war besser so. Er und Rin würden niemals sein. Er war der Lord der westlichen Lande, ein Kaltblütiger Mörder, der vollendete Kreis der Zerstörung. Er hatte einen Ruf aufrecht zu erhalten und eine Verantwortung gegenüber seiner Blutlinie.   ***   „Wie kommt das ich jedes Mal mit weinenden Frauen zu tun habe“ es war keine Frage, mehr eine Feststellung. Sanft wischte Kaname die Tränen von Rin´s Wangen.   „Ach wirklich? Du musst dich nicht mit Rin rumplagen.“ Schniefte sie.   Sie befanden sich auf ihrer allseits vertrauten Lichtung, wo sie sich die vergangenen Jahre schon so oft getroffen hatten. Kaname strich ihr tröstend über den Rücken. Er wusste das sie oft von sich in der dritten Person sprach, wenn sie aufgebracht war.   „Das ist meine Entscheidung. Und ich will dir helfen. Sag mir, was ist es was dich so quält?“   Rin sah niedergeschlagen zu Boden. „Rin wusste immer das Sesshoumaru-sama sie vermutlich nie so sehen würde wie Rin ihn sieht, aber es von ihm zu hören tut noch viel mehr weh.“ Sagte sie zerknittert und erinnerte sich an seine harten Worte. Unwürdige Menschen.   „Ah ja, verstehe. Der jungen Liebe Leid erdulden ist nicht einfach. Er entschied sich für seinen Stolz anstatt für jemanden der ihm wichtig ist. Vielleicht weiß er es jetzt noch nicht, doch ich bin sicher er wird ein Leben voller Reue führen. Und Dämonen leben um einiges länger als Menschen.“ Vielleicht hatte Kaname ihn falsch eingeschätzt.   „Ich hasse es ein Mensch zu sein.“   Kaname lächelte leicht. „Das ist absurd.“   „Es ist der Grund warum Sesshoumaru-sama Rin nicht akzeptieren will.“   „Also würdest du deine Sterblichkeit aufgeben um mit ihm zusammen zu sein?“   Sie antwortete nicht.   Er seufzte. „Du bist so unschuldig"   Sie bemerkte den schmerzlichen Ausdruck auf seinem Gesicht.   Sie keuchte als es ihr wieder einfiel. „Es ist mir nicht länger erlaubt dich zu sehen!“ Wenn Lord Sesshoumaru sie sehen würde… sie sah sich gehetzt um. Moment. Wie war sie hierhergekommen? War sie nicht eben noch im westlichen Palast gewesen? Kaede´s Dorf lag mehrere Tage von hier entfernt… Das letzte woran sie sich erinnerte war…   „Du bist nicht wirklich hier, oder? Ich…träume nur. Es passiert alles in meinem Kopf.“ Sie runzelte die Stirn. „…es ist nicht real.“ Er hob ihr Kinn an und sah ihr in die Augen. „Nur, weil es alles in deinem Kopf passiert, bedeutet das nicht das es nicht real ist. Also Rin. Sag, was würde dich jetzt aufheitern?“   Sie sah in die Ferne und überlegte… etwas das sie aufmuntern würde…   „Schnee“   Sie kicherte als sie Kanames verwirrtes Gesicht sah.   „Aber es ist immer noch Sommer!“   Sie lächelte verlegen. Sie erinnerte sich daran wie als Kind einmal im Schnee gespielt hatte und wie sie ihm Stundenlang mein Fallen zusah. Sie war schon immer von seiner Schönheit fasziniert gewesen, eine weiße Decke die die Bäume und das Land unter sich verbarg. Dieser Anblick brachte ihr Frieden.   „So sei es. Alles um das Lächeln in deinem Gesicht zu wahren. Ich will dich nicht länger leiden sehen.“   *** Bei Morgengrauen erwachte Rin aus ihrem Schlaf. Ihre Augen waren eigenartig geschwollen, doch sie wusste nicht mehr warum. Stimmt. Sie hatte sich gestern in den Schlaf geweint. Mal wieder. Drei Tage waren nun seit ihrem Streit vergangen und sie hatte sich seitdem in ihr Gemach eingesperrt und kam nur selten raus. Von den Apsara hatte sie gehört das Sesshoumaru den Palast kurz nach ihrer Auseinandersetzung verlassen hatte.   Er muss mich wirklich hassen.   „RIN!“   Die Tür wurde mit einem lauten Knall aufgeschoben. Jaken trat ein und fuchtelte mit seinem Stab herum.   „Weißt du vielleicht wohin Lord Sesshoumaru gegangen ist? Es ist jetzt DREI Tage her!“   „Nein, ich weiß es nicht. Er ist ein starker Youkai, er wird schon allein zurechtkommen.“   „Undankbares Kind! Wie kannst du nur so gleichgültig sein?“   Jaken wich vor ihr zurück.   „Raus hier.“   Eilig verließ er ihr Schlafgemach, während er irgendwas murmelte was Rin nicht mehr verstand und auch nicht interessierte.   Sie vergrub das Gesicht in ihren Händen. War sie wirklich undankbar? Es tat weh anzunehmen das sie vielleicht zu egoistisch reagierte. Sie würde alles für ihn tun, dennoch fiel es ihr schwer sich bei ihm entschuldigen zu müssen nachdem er dafür gesorgt hatte das sie sich nutzlos vorkam.   „Hey, Ah-Uhn, wie geht’s dir?“ sagte sie zu dem zweiköpfigen Drachen als sie beide seiner Schnauzen streichelte. Sie hatte sich entschieden ihn zu besuchen, vielleicht konnte sie sich so eine Weile von ihrem Meister ablenken. „Wie wärs wenn ich mit dir zu einer schönen saftigen Wiese gehe, hm? Würde dir das gefallen?“ der Drache beschnüffelte sie neugierig dann ließ er ein zufriedenes Grunzen hören.   Rin nahm seine Zügel und schwang sich leichtfüßig in den Sattel und ritt zum großen Tor hinaus, welches auf ihr Geheiß für sie geöffnet wurde. Sie war sich bewusst über die Tatsache das sie sich nun jenseits der Barriere befand, vielleicht würde ihr das helfen sich zu beruhigen.   Ah-Uhn landete auf einer grünen Wiese nahe eine Quelle. Sie streckte sich aus und hielt die Füße ins kühle Wasser während der Drache glücklich auf der Wiese graste. Sie versuchte sich zu entspannen und den Kopf frei zu kriegen. Sie hatte in letzter Zeit über so viele Dinge nachgedacht, nicht zu vergessen geweint. Alles war so viel einfacher gewesen als sie noch ein Kind war. Wer hätte gedacht das es alles so kompliziert werden würde…   Wie sie so dalag, die weißen Wolken beobachtend sie langsam vorüberzogen, dem sanften Plätschern des Wassers lauschend, das zwitschern der Vögel, das Rascheln der Bäume, fand sie schon bald den Frieden den sie sich erhofft hatte und schlief ein. Die plötzliche Stille war es, die sie aufweckte. Ah-Uhn war in ihrer Nähe und sie konnte spüren das der Drache Rastlos war. Sie rieb sich den Schlaf aus den Augen und ging zu ihm; sie war überrascht als sie ein tiefes, kehliges Knurren von ihm vernahm. Der Dämon hielt sich nah am Boden als würde er nur darauf warten dass sie endlich aufstieg. So verhielt er sich meistens nur, wenn er Gefahr witterte. Hastig hievte sie sich auf seinen Rücken doch es war bereits zu spät. Noch bevor Ah-Uhn genug an Höhe gewinnen konnte, schrie Rin auf; etwas hatte den Drachendämon am Fuß gepackt und sie krachten auf den Boden. Der Aufprall schleuderte Rin aus dem Sattel und sie rollte einige Meter weit über die Wiese. Sie rappelte sie auf, ihr Rücken schmerzte doch sie wollte sehen mit wem sie es zu tun hatte.   Ein gigantischer schlammfarbener Oger ließ seine Keule über dem Kopf kreisen und kam brüllend auf sie zu. Ohne zu zögern stand sie auf, knicke jedoch weg als ein stechender Schmerz durch ihr Rückgrat fuhr. Der Oger nutze die Gelegenheit, packte sie im Genick und hob sie hoch. Verzweifelt trat sie um sich, doch ihre Beine fanden kein Ziel. Es fiel ihr immer schwerer zu atmen, der Dämon drohte mit seinem Griff ihre Kehle zu zerquetschen und verhinderte jeden Hilfeschrei. Sie konnte nicht nach Sesshoumaru rufen.   Als ihre Sicht langsam nachließ, traf den Oger etwas am Kopf und zwang ihn sie freizugeben. Ihr Retter fing sie noch in der Luft auf und brachte sie außer Reichweite des Dämons.   „Alles klar, meine Schöne?“   Kuruhyouga setzte sie auf dem Boden ab und keuchte, als wäre er eine lange Strecke gerannt. Sie nickte. „Bin gleich wieder da.“ Er drehte sich um und ging auf den tobenden Oger zu. „Und wie willst du deinen Tod? In Scheiben oder Gewürfelt?“   Der Ogerdämon brüllte und rann auf Kuruhyouga zu. Dieser sprang hoch in die Luft, fuhr seine langen Klauen aus und mit einem einzigen mächtigen Hieb, der so schnell war das man ihn mit dem bloßen Auge nicht erkennen konnte, war der Kampf auch schon zu Ende. Der Oger blieb wie angewurzelt stehen, verharrte in der Bewegung; die Keule über dem Kopf erhoben. Dann fiel er in fünf Teile auseinander, schwarzes Blut tränkte die saftig grüne Wiese. Ein Brechreiz überkam Rin und sie übergab sich auf den Boden.   „Also doch in Scheiben.“   Als sich Rin einigermaßen erholt hatte, betastete sie ihren Hals. Das würde schmerzhafte Blutergüsse ergeben.   „Bist du verletzt?“ fragte der Panther als er die vielen Kratzer und blaue Flecke sah. Sesshoumaru wird mich umbringen, wenn er sie so sieht. "Am besten du machst dich erstmal sauber." er deutete zur Quelle.   Rin sah an sich herab, ihre Beine und Knie waren aufgeschürft, überall waren Kratzer zu sehen. Vorsichtig stand sie auf und hielt die schmerzenden Beine ins Wasser. „Du…du hast mich gerettet. Danke.“ Brachte sie mit Mühe hervor, jedes Wort in ihrer Kehle schmerzte und ihre Stimme klang heiser.   Sein Blick musterte sie streng. „Sesshoumaru hat mich damit beauftragt auf dich aufzupassen während er weg ist. Wenn dir irgendein Leid geschieht, bin ich dafür verantwortlich. Du hast die Barriere des Palastes verlassen! Bist du noch ganz bei Trost?“ Sie antwortete nicht. Nach allem was passiert ist, sorgte sich Sesshoumaru noch immer um sie...   Er seufzte. „Habt ihr euch gestritten oder so?“   Widerwillig sah sie zur Seite.   „Ich denke das beantwortete meine Frage.“   Sie sah einem Schmetterling dabei zu wie er sich auf einer Butterblume niederließ. „Er… sagte ein paar Dinge die mich verletzt haben.“   Kuruhyouga verleierte die Augen. Welch magerer Grund. Doch wenn es sie dazu gebracht hatte sich Tagelang in ihr Zimmer zu sperren, muss es etwas Schlimmes gewesen sein. Er konnte sich schon denken was Sesshoumaru zu ihr gesagt hatte.   „Weißt du, ich war Inu no Taisho´s rechte Hand als er noch gelebt hat.“   Sie sah ihn ungläubig an. „Sesshoumaru´s Vater?“   „Ja. Wir haben in unzähligen Schlachten gekämpft, zusammen waren wir unschlagbar! Ich half ihm über die westlichen Lande zu wachen. Ich war immer in seiner Nähe und ich weiß noch wie er Lady Shirahime das erste Mal sah, eine Verbindung die für mehr Macht entstand. Ich erinnere mich an den Tag als Sesshoumaru geboren wurde, und daran wie stolz Inu no Taisho gewesen ist.“   Rin schnappte hörbar nach Luft. „Aber das bedeutet… du bist so ALT!“   Der Panther lachte und seine Schnurrhaare zuckten dabei. „Das bin ich wohl.“   Sein Gesicht nahm einen finsteren Ausdruck an. „Wir waren immer zusammen. Der Tag an dem ich nicht bei ihm war, war der Tag an dem er Ryoukotsusei gegenübertrat und von Takemaru getötet wurde bei dem Versuch seine sterbliche Gemahlin und seinen Hanyousohn zu beschützen. Wenn ich dort gewesen wäre… hätte es vielleicht anders geendet.“ In seiner Stimme lag tiefe Reue. Rin konnte seinen Schmerz spüren. Selbst nach mehr als zweihundert Jahren, erinnerte er sich an diesen Tag als wäre es erst gestern gewesen. „Als er starb, erbte Sesshoumaru den Westen. Und bald darauf entließ er mich aus seinen Diensten und ich wurde verbannt.“   „Was? Warum?"   Er lächelte schwach. „Er hatte seine Gründe. Einer davon war, das er glaubte ich hätte eine Teilschuld an seinem Tod. Ich hätte bei ihm sein sollen, doch das war ich nicht. Inu no Taisho beschloss allein zu gehen, und ich konnte ihn nicht davon abhalten. Ich hätte ja versucht ihn zu zwingen nicht zu gehen oder mich selbst zwingen müssen zu gehen ohne Rücksicht darauf zu nehmen was er wollte aber… ich konnte nicht. Dieser sture Hundedämon, er entschied sich Ryoukotsusei an einem Tag gegenüberzutreten an dem ich meine Kräfte als Dämon verlor.“   Rin starrte ihn verdutzt an.   „Ich bin nur ein Halbdämon, süße.“ Er lachte als er ihr Gesicht sah.   „Darum hätte ich nichts tun können um ihm zu helfen, was kann denn schon ein einfacher Mensch gegen einen Drachen ausrichten? Ein weiterer Grund dafür lag natürlich auf der Hand; er hasst Halbblüter und Menschen. Wie du bestimmt weißt, gab er dieser sterblichen Izayoi und ihrem Kind Inuyasha hauptsächlich die Schuld am Tod seines Vaters. Und jetzt sag mir, mit all diesem Hass den Sesshoumaru in sich trägt, warum denkst du duldet er mich innerhalb dieser Palastmauern? Mich, ein Halbblut?“   Sie überging die Frage. „Und du gingst damals freiwillig in dem glauben, dass du eine Teilschuld an Inu no Taisho´s Tod trägst?“ Er nickte. „Ich ging in die Berge und blieb dort für eine lange Zeit.“   Eine Weile lang sagte sie nichts und sah nur den Fischen in der Quelle beim Schwimmen stromaufwärts zu. Einer Legende nach zufolge hieß es, wenn ein Fisch es schafft einen Wasserfall hinauf zu schwimmen, verwandle er sich in einen Drachen…   „Ich fühle mich geehrt und bin Dankbar das du mir das alles erzählt hast aber…warum?“ wollte sie wissen.   Er kratzte sich am Kopf. „Sesshoumaru kam zu mir und fragte mich ob ich bereit wäre noch einmal in seine Dienste zu treten. Ich war schockiert angesichts dieser Tatsache, das hätte ich niemals erwartet; dass der Sohn des großen Inudaiyoukais seine Entscheidung zurücknimmt und mich begnadigt. Ich wusste, irgendetwas wichtiges musste der Grund dafür sein auch wenn ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste was es war. Dann sah ich dich und ich wusste das du der Grund warst. Du hast ihn in vielerlei Hinsicht verändert, Rin. Er hasste Menschen und jetzt bat er mich einen zu beschützen. Manchmal kann ich es immer noch nicht ganz glauben.“   Sie sah ihn mit offenem Mund an.   Er lachte. „Wirst du jetzt einfach so dasitzen und mich wie ein Fisch anglotzen?“   Noch immer brachte sie kein Wort hervor.   „Ich meine nur, was auch immer er zu dir gesagt hat, du solltest es nicht allzu ernst nehmen Er meinte es vermutlich nicht so. Es ist schwierig für einen Dämon wie ihn sich zu ändern und es erfordert viel Geduld von deiner Seite. Du kennst ihn und sein Wesen. Und du weißt wie gut er darin ist seine Gefühle zu verbergen. Ich wette mit die das er sich schuldig fühlt doch sein Stolz ihn daran hindert es sich selbst einzugestehen. Es ist nur einer Frage der Zeit bis er versucht sich zu… entschuldigen.“   „Sesshoumaru-sama? Sich entschuldigen? Bei mir? Eher würde die Hölle zufrieren. Zweimal.“ Spottete sie.   Kuruhyouga stand auf und reichte ihr die Hand. „Du wirst sehen, er wird es auf seine eigene Art tun.“   Rin wurde von Gefühlen und Gedanken überflutet. Kuruhyouga gab ihr die Hoffnung das Sesshoumaru vielleicht doch nicht so herzlos war wie er sich ihr immer zeigte. Sie sah ihn nun in einem anderen Licht.   „Los. Wir sollten zurück zum Palast gehen, ich will nicht noch so einem von der Sorte begegnen.“ Er zeigte auf die Überreste des Ogerdämons.   Zu Kuruhyouga´s Entsetzen fing Rin an zu weinen.   „Was ist denn jetzt?  Was ist los?“ unbeholfen klopfte er ihr auf den Rücken. Er hatte keine Ahnung wie er angesichts eines solchen Gefühlsausbruchs reagieren sollte.   „Es ist nur… ich danke dir so sehr. Das du mir das alles gesagt hast.“ Sie würde sich bei ihm entschuldigen sobald sie konnte, schließlich war sie es gewesen die ihn zu Weißglut getrieben hatte. Sie fühlte sich als seine ein schwere Last von ihr abgefallen.   „Okay, ist gut! Aber hör auf zu weinen, ja? Ich dachte schon…“ der Pantherdämon brach mitten im Satz ab. „Was zur Hölle?“ rief er plötzlich wie aus dem Nichts.   Rin sah ihn verwirrt an. „Was?“ Dann sah sie es selbst.   Bei den Göttern.   Kleine weiße Flocken fielen vom Himmel. Sie streckte die Hand aus und eine davon landete auf ihren Fingerspitzen. Es… schneite.   Rin kam aus dem Staunen nicht mehr raus. Wie hat er…   „Schneefall im Spätsommer? Eigenartig…“ der Panther war nicht weniger erstaunt als sie es war.   Oh, Kaname. Sie vermisste ihn so sehr.   ***   Der Vollmond stand tief am Himmel und schien sein blasses Licht durch einen Schleier fallenden Schnees. Der Lord des Westens war zurückgekehrt.   „Sesshoumaru, du bist zurück.“ Lady Shirahime kam auf ihn zu, ihre langen weißen Haare wehten hinter ihr her.   Sesshoumaru sah sie an. „Was willst du, Mutter“   Sie sah ihn mit einem eigenartig weichen Blick an. Er konnte sich nicht erinnern wann sie ihn das letzte Mal so angesehen hatte. „Dir etwas erzählen das du wissen solltest.“   Sein Blick war Steinhart. Sie müsste sofort zu Sache kommen oder er würde ihr sonst nicht lange zuhören. Die Lady des Westens holte tief Luft. „Dein Vater war ein großer Dämon, nur ein Narr würde das in Frage stellen. Er hat Fehler in der Vergangenheit gemacht, doch diese Fehler machten ihn auch stärker. Er wäre nicht derjenige geworden der er war, wäre er von Anfang an perfekt gewesen.“   Sesshoumaru verengte die Augen. „Seine Fehler haben ihn Umgebracht.“   „Vielleicht. Doch denkst du wirklich, wenn du deinem Vater noch einmal gegenübertreten würdest, er seinen Tod bereuen würde? Wohl eher nicht. Es war seine Entscheidung zu sterben, er wusste was er tat und wozu es führen würde. Es war seine Entscheidung sein Leben zu Opfern um das der Menschenfrau Izayoi und ihres gemeinsamen Sohnes zu beschützen. Jemanden zu beschützen… und für ihn zu sterben, ist die größte aller Stärken die man erlangen kann.“ Ihre Augen fixierten ein altes Wandportrait welches den großen Inudaiyoukai in seiner wahren Form zeigte.   Sesshoumaru beobachtete sie aufmerksam. Warum ist sie… „Warum hegst du keinen Hass auf Menschen, Mutter? Izayoi und Inuyasha. Hast du Vater nicht geliebt?“   Sie verleierte die Augen. „Ich mochte deinen Vater.“   „Erklär dich.“   „Unsere Verbindung entstand nicht aus Liebe. Trotzdem wurde er mein Gemahl, auch wenn ich nicht viel über ihn wusste. Es geschah für Macht; um einen mächtigen und würdigen Erben zu erzeugen, dich. Doch jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher…“ Sesshoumaru ignorierte ihre Sticheleien.   „Wir mochten einander, haben füreinander gesorgt, doch geliebt haben wir uns nie. Wir waren Freunde. Nachdem du geboren wurdest, gaben wir uns ein Versprechen: wir schworen dem jeweils anderen ihm nicht im Weg zu stehen wenn sich einer von uns verlieben würde.“   Sesshoumaru war erstaunt über diese Tatsache, sein Gesichtsausdruck verriet jedoch nichts.   „Ich hätte nicht erwartet das der mächtigste aller Dämonen sich ausgerechnet in eine Sterbliche verlieben würde, aber versprochen blieb versprochen. Ich habe ihn nie glücklicher gesehen und Ich hatte auch keinen Grund zu hassen.“   „Was war mit den anderen Daiyoukai die ihn verspottet haben? Dämonen die ihn herausforderten, weil sie in seiner Liebe zu einer Sterblichen, nichts als Schwäche sahen?“   „Was soll mit ihnen gewesen sein, Sesshoumaru?“   Das Licht der Laternen an den Wänden flackerte im Wind. Ihre goldenen Augen glänzten im sanften Schein des Kerzenlichts. „Um es einfach zu sagen, es war ihm egal. Für ihn gab es wichtigere Dinge als seinen Ruf. Und jene die dumm genug waren ihn für schwach zu halten, starben.“   Beide schwiegen wieder für einen kurzen Moment. Sesshoumaru schien nicht mehr von ihr hören zu wollen und machte auf dem Absatz kehrt.   „Rin ist ein Mensch. Ihre Zeit auf Erden ist begrenzt. Ehe du dich versiehst, wird sie alt und stirbt.“   Er hielt inne.   „Sie war immer bei dir und du hast dich um sie gekümmert. Und wenn sie sich entscheidet dich zu lieben, entscheidest du dich für deinen Stolz als Inudaiyoukai. Was willst du dann mit ihr machen? Sie mit irgendeinem Menschenjungen verheiraten? Oder sie wie ein menschliches Haustier hier im Palast behalten? Wenn du sadistisch genug bist und willst das sie für den Rest ihres kurzen Lebens so leidet, dann nur zu. Tu was du für richtig hältst.“   Nach ein paar Sekunden ging er weiter und ließ seine Mutter stehen.   Lady Shirahime seufzte.   „Denkst du der Plan geht auf?“ Kuruhyouga schälte sich aus dem Schatten hinter ihr.   „Ich weiß es nicht. Er gehört nicht zu der gesprächigen Sorte.“ Sagte sie mit einem sarkastischen Unterton. „Nun, konntest du mir Rin sprechen?“   „Ja. Armes Mädchen, aber ich denke ihr geht es seit heute Nachmittag besser. Wenn dein Sohn ausnahmsweise mal sein Hirn benutzt, wird sich die Sache schon von allein lösen.“   Die Lady des Westens wandte sich ab.   „Du siehst heute wie immer wunderschön aus.“   Sie wurde rot. „Ich brauche deine Komplimente nicht, danke.“   Kuruhyouga lachte. „Immer noch schüchtern, hm? Ich stehe zu dem was ich gesagt habe. Wenn du nicht mehr länger die Lady des Westens bist, mach ich dich zu meiner Frau. Und dann wirst du in Komplimenten nur so ertrinken.“   „Du wärst schon lange tot bevor das passiert. Vorher würden Sesshoumaru und mein Bruder Sakemaru dir den Kopf abreißen.“ Sie ignorierte die Schmetterlinge in ihrem Bauch. Dieser verdammte Hanyou!   Er zuckte die Achseln. „Sollen sie es doch versuchen. Und wenn ich sterbe, dann ist es mir eine Ehre für euch zu sterben, mylady.“ Er verneigte sich tief vor ihr.   Ihr Gesicht wurde immer heißer und bevor er noch etwas sagen konnte, ging sie aufgebracht davon.   Kuruhyouga lächelte zufrieden. Was für eine Frau. Kapitel 4: Kaname ----------------- Kleine Hintergrundinformation zur Story KuroHyou ist japanisch und bedeutet so viel wie „schwarzer Panther“. Daher der Name Kuruhyouga, für die die sich wundern warum ich unseren OC so genannt habe :D Zu den Apsara, für jene die es interessiert; ich habe mir diese Wesen nicht ausgedacht, nein, diese Fabelwesen sind um einiges älter als diese FanFic und entstammen ursprünglich der buddhistischen Mythologie. Sie galten als himmlische Wesen mit der Aufgabe den Göttern in ihren Palästen zu dienen und mit Musik und Tanz zu unterhalten. In dieser FanFic spielen sie daher nur eine unwichtige Nebenrolle, trotzdem fand ich es recht interessant diesen Fakt hier mit einzubauen. So, nun aber genug der Geschichtsstunde. Hier ist das nächste Kapitel. Viel Spaß beim Lesen! :3   o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o   Kapitel 4: Kaname   Still und unbemerkt saß Sesshoumaru neben ihrem Futon und sah ihr beim Schlafen zu. Seine Rüstung und Mokomoko hatte er in seinen Gemächern zurückgelassen und sich stattdessen einen rabenschwarzen Kimono übergeworfen. Wie flüssiges Silber strahlte das Mondlicht durch ihr Fenster und benetzte ihr Gesicht, ein Anblick welcher ihn für einen Moment dazu verleitete sie berühren zu wollen. Ihr Atem ging ruhig und flach, das dicke dunkelbraune Haar ergoss sich in sanften Wellen über den Boden. Sie duftete nach Jasmin. Er hatte den Palast für eine Weile verlassen um sich um andere Angelegenheiten zu kümmern und dabei den Kopf frei zu kriegen. Trotzdem wurden seine Gedanken von ihr jedes Mal aufs Neue verzehrt. Er hatte sich die verschiedensten Fantasien ausgemalt so weit bis ihn Schuldgefühle plagten, als er an jenen Streit zurückdachte. Der Vortrag seiner Mutter hatte alles nur noch schlimmer gemacht, doch dieser unbändige Zorn in ihm wollte einfach nicht vergehen. Sie hatte diesem Fremden vertraut, seinen Befehl missachtet... und Kaname ihm vorgezogen! Ein leises Grollen entrann tief aus seiner Brust.   Ein besitzergreifendes Gefühl umschwirrte seine Gedanken. Er kämpfte mit sich selbst und rang um Kontrolle, doch wozu? Er wusste, am Ende gab es doch keine andere Möglichkeit. Er holte tief Luft, sog ihren süßen Duft ein und spürte wie ein tief verankerter Instinkt in ihm zum Leben erwachte. Ein Instinkt von dem er nur ein oder zweimal Gebrauch gemacht hatte und dass vor vielen Jahren als er gerade zum Mann herangewachsen war. Etwas gänzlich Unwichtiges. Bis jetzt.   Er erstarrte vor Überraschung als er sie plötzlich leise kichern hörte. Er sah sie an und war erleichtert das sie noch immer schlief. Auch wenn ein kleines Lächeln ihr Gesicht erhellte. Von der Neugier gepackt die ihn überkam, strich er vorsichtig mit dem Daumen über ihre Unterlippe, wohl darauf bedacht sie nicht mit seinen Klauen zu verletzen.   So weich.   „Warum legst du dich nicht zu mir?“ fragte sie, ihre Stimme klang seltsam heiser und war schlaftrunken. Doch die Art wie sie es sagte weckte einen tiefen Hunger in ihm. Ihre Augenlider flatterten und haselnussfarbene und goldene Augenpaare trafen einander.   Langsam richtete Rin sich auf, schlang einen Arm und ihr Bein um seine Hüfte. Ihr Gesicht vergrub sie an seiner Brust. Sesshoumaru war wie erstarrt, legte jedoch, einem Impuls folgend, die Hand auf ihren Oberschenkel. Sie hatte ja keine Ahnung was sie ihm damit antat! Er drückte seine Lippen gegen ihre Stirn und versuchte sich unter Kontrolle zu halten damit er nichts Unüberlegtes tat. Doch ihr Duft quälte ihn und brachte ihn langsam aber sicher um den Verstand!   „Dieser Traum ist besser als alle die ich je von dir hatte. Es fühlt sich so echt an…“ sie lachte leise.   Ein Traum, hm? Die Andeutung eines Lächelns stahl sich auf sein Gesicht. Also hatte sie schon in der Vergangenheit von ihm geträumt. Das befriedigte ihn. „Rin, du träumst nicht. Du bist wach.“   Er beobachtete wie verschiedene Gefühlsregungen sich in ihrem Gesicht wiederspiegelten. Zuerst Verwirrung, dann Skepsis… schließlich ein Ausdruck des Schocks und zu guter Letzt, Scham.   „OH MEIN-“   Sie unternahm einen Versuch aus dem Bett zu springen, doch Sesshoumaru hielt sie davon ab und zog sie mit einem Ruck auf seinen Schoß zurück. Er hielt ihr Bein noch immer fest und drückte sie nah an sich.   „Beruhige dich. Du bleibst hier.“ Das war keine Bitte.   Sie war weit davon entfernt sich zu beruhigen! Ihr Herz raste und ihre Gedanken spielten verrückt. So nah wie sie ihrem Meister nun war konnte sie unmöglich klar denken! Sie atmete tief ein. Er roch nach den Bäumen des Waldes, nach der sanften Brise des Windes der ihr an stürmischen Tagen wild durch die Haare fuhr. Eine Naturgewalt der sich alles und jeder beugen musste.   Sie schluckte. Ihre unangemessene Position ließ sie rot anlaufen.   „Sesshoumaru-sama?“ Sie verstand das alles nicht. War er denn nicht sauer auf sie? Warum war er in ihrem Zimmer… in ihrem Bett… so nah…   „Hm?“   Zaghaft hob sie den Kopf und sah ihm in die Augen; gelassen blickte er von oben auf sie herunter, ihre Gesichter berührten fast einander. Sie kam nicht darüber hinweg wie wunderschön dieses Wesen vor ihr doch war. Sie entschied die wichtigen Fragen später zu stellen. Falls dies vielleicht doch nur ein Traum war, wollte sie ihn bis zuletzt auskosten. „Darf ich… dein Gesicht berühren?“   Er blinzelte. „Du darfst.“   Vorsichtig berührten ihre Fingerspitzen sein Gesicht. Erforschten ihn, langsam, als ob sie dadurch all seine Geheimnisse ergründen könne. Sie fuhr die Konturen seiner magentafarbenen Gesichtszeichnung entlang, die sanfte Form seiner Nase, seine geschlossenen Augenlider bis hin zu der blauen Mondsichel auf seiner Stirn. Sie fragte sich wie sich dieses Mal auf seiner Haut wohl anfühlen mochte, doch als sie zärtlich darüber strich konnte sie keinen Unterschied ertasten. Jäh griff er nach ihrer Hand und beendete so ihre Erkundung. Sie bemerkte wie er vor Anstrengung schwer atmete. Die Wirkung die sie auf ihn hatte war mehr als er ertragen konnte, auch wenn er nicht wagte dies zu zeigen. Er wollte Sie fühlen lassen, was sie ihn fühlen ließ. Sie so leiden lassen wie sie ihn leiden ließ.   Vorsichtig nahm er die Hand von ihrem Bein und fuhr langsam mit der Kralle seines Zeigefingers ihren Oberschenkel hinauf. Er lehnte seine Stirn gegen die ihre und spürte nun deutlich ihren nun schneller werdenden Herzschlag. Ihre Reaktion auf seine Berührung reizte ihn zu mehr. Doch er würde sich zurückhalten.   Er nahm den Kopf leicht zurück. „Wurdest du schon mal geküsst?“ Zur Antwort hörte er wie ihr Herz bei dieser Frage stolperte. Interessant.   Wieso stellt er mir diese unangenehme Frage? „Nein, natürlich nicht!“   Zu ihrer Überraschung Lächelte er. Für den Bruchteil einer Sekunde konnte sie seine Fangzähne sehen. Hat er eben wirklich… gelächelt? Die Schönheit dieses Augenblicks ließ ihr Herz schmelzen. Sie hoffte innig, dass dies kein Traum wahr und sie hoffte das dieses Lächeln, auch wenn es weniger als eine Sekunde gedauert hatte, nicht das bedeutete was Jaken ihr einst erklärt hatte.   „Du erinnerst dich also nicht mehr“ seine Stimme hatte einen eigenartigen Klang angenommen. Als würde sie tief aus seinem Inneren kommen, als würde eine andere, zweite Stimme aus ihm sprechen.   „Ich verstehe nicht…“   „Ich habe dir bereits einen Kuss gestohlen, allerdings warst du zu benommen um dich daran zu erinnern.“ Ihr verwirrter Gesichtsausdruck belustigte ihn.   Sie zog die Augenbrauen zusammen. Wieso nur…? „Wenn das wahr ist dann…“ sie brach im Satz ab und ihr Gesicht nahm einen traurigen Ausdruck an.   „Was ist?“   „Ich dachte immer, der erste Kuss sei etwas Romantisches…Etwas woran ich mich für den Rest meines Lebens erinnern würde. Nicht etwas, von dem ich nie wusste das es bereits passiert ist…“   So unschuldig. „Rin.“   Sie sah ihn an.   „Willst du dich erinnern?“ flüsterte er.   Sie war gefesselt von der Weichheit seiner Augen. Die Art wie er ihren Namen gesagt hatte… Diese tiefe fremde Stimme, die trotzdem noch die seine war… Oh, Kami! Er lehnte sich näher an sie heran und sie spürte wie ihr das Herz nun bis zum Hals schlug.   Dann, nur ganz leicht, streiften seine Lippen die ihren. Er hatte sich diesen Moment so oft ausgemalt, schon seitdem er sie das erste Mal geküsst hatte, auch wenn er es nicht wahrhaben wollte. Doch er gab es auf, sich noch länger darüber Gedanken zu machen, wenn er jetzt allein mit ihr war. Wenn sie hier weiterhin unter seinem Dach leben würde, könnte er der Folter nicht lange standhalten die es ihm bereitete, in ihr nicht mehr als nur seinen Schützling zu sehen, wenn doch alles in ihm nach mehr verlangte. Diese ihm fremden Gefühle die er durch Rin erfuhr, wollte er gemeinsam mit ihr erkunden und lernen sie zu verstehen. Er hatte schon andere Youkaiweibchen genommen… Doch noch nie hatte er so gefühlt.   Er bemerkte ihren benommenen Gesichtsausdruck. Ihre Fingernägel gruben sich in seinen Rücken. Nicht dass es ihn störte; es gefiel ihm sogar. Er küsste sie ein weiteres Mal, passte sich ihrer Zurückhaltung an. Doch er wollte mehr. Seine Zunge fuhr ihre Unterlippe entlang, und sie gab einen erstickten Laut von sich. Er wollte sie endlich schmecken doch sie weigerte sich ihn hinein zu lassen.   So wird das nichts, dachte er.   Er vergrub seine linke Hand in ihren Haaren und zwang sie den Kopf in den Nacken zu legen, während er die andere über ihren Bauch gleiten ließ und erntete dafür ein erregtes Keuchen. Er nutze diese Gelegenheit um den Kuss zu vertiefen; seine Zunge drang tief in sie ein, liebkoste die ihre und sie schmeckte genauso süß und verführerisch wie in jener Nacht als er zum ersten Mal von ihr gekostet hatte. Zaghaft erwiderte sie den Kuss, probierte, erkundete ihn auf ihre Weise, fast schon neckisch. Sesshoumaru gab ihr das Tempo vor und sie ließ sich in einer plötzlichen Welle der Leidenschaft treiben. Immer schneller und immer weiter. Sie spürte seine Hände die ihren Körper erkundeten, sie nah an sich drückten und nach ihren intimsten Stellen suchten. Dabei merkte sie wie sie ungewollt feucht wurde. Sein Griff wurde fester und verhärtete sich bis zu dem Punkt da es ihr unangenehm wurde. Er tat ihr weh, doch er merkte es nicht.   Etwas hatte ihren Geruch verstärkt; sagte ihm das sie bereit war sich zu paaren. Bettelte förmlich darum, und er wusste nicht mehr wie lange er es noch schaffen würde sich zurückzuhalten. Als ein leises Stöhnen ihrer Kehle entrann verlor er die Kontrolle.   Fast.   Sein innerer Instinkt wollte nichts mehr als ihr diesen lästigen Kimono vom Leib zu reißen und sie zu beißen, doch ein letzter Funken Verstand in seinem Bewusstsein hielt ihn davon ab. Er vergrub sein Gesicht in ihrem Hals, doch er merkte wie er immer mehr die Beherrschung verlor. Er knurrte frustriert.   Hastig stieß er sie von sich, beide nach Atem ringend, sahen sie sich nun an. Erst jetzt bemerkte Rin das helle, rote Leuchten seiner Augen, die viel zu breiten Streifen in seinem Gesicht, die ausgefahrenen Krallen und Fangzähne. Sie sah an sich herab und bemerkte die deutlichen Spuren die er auf ihr hinterlassen hatte.   „Erinnerst du dich jetzt?“   Sie schüttelte den Kopf und biss sich auf die Unterlippe. Warum hatte er aufgehört?   Wieder geriet er in Versuchung und diesmal war sie sich dessen bewusst, was es nur noch schwerer für ihn machte. Er schloss die Augen um ihren Anblick zu vermeiden; er musste sich wieder beruhigen. Warum war sie so… unwiderstehlich?   „Sesshoumaru-sama… Ich dachte… Ihr… Du sagtest du würdest dich niemals mit einem Menschen einlassen.“ Sie fürchtete seine Antwort.   Erst nach einem Moment der Stille antwortete er ihr. „Ich werde es nur dieses eine Mal wiederholen da du dich nicht mehr erinnern kannst. Du hast keine Ahnung wie viel du mir bedeutest. Mich kümmert deine menschliche Natur nicht.“   „Aber das was du mir in den Gärten…“   „Bedeutungslos.“   „Das bedeutet…“   „Genug.“   Er atmete scharf aus. Das Weiß seiner Augen hatte nur noch einen leichten roten Schimmer. „Ich werde dir keine weitere Frage mehr beantworten. Jetzt sei still und schlaf weiter.“ Er stand auf und ging in Richtung Tür. Er musste von ihr weg.   „Könnt ihr bleiben?“   Er drehte sich um. „Willst du das?“   „Ja.“   Sein rechter Mundwinkel zuckte. „Dann bleibe ich.“   Er kniete sich vor ihr auf ihren Futon und sie schlang die Arme um ihn. Mit einem schnellen Handgriff neigte er ihren Kopf zur Seite und drückte den Nerv zwischen Hals und Schulter. Noch ehe Rin wusste wie ihr geschah, erschlaffte ihr Körper in Sesshoumaru´s Armen und er legte sie behutsam auf ihren Futon zurück. Ihr Atem ging ruhig und gleichmäßig, ihr Herz schlug klar und deutlich.   Gut.   Sie würde nun eine Weile schlafen. Er wäre gerne geblieben doch die Versuchung war einfach zu groß. Dieser beinahe Verlust seiner Selbstbeherrschung nagte an ihm. Es war ein Fehler gewesen. Und er machte keine Fehler. Schweigend betrachtete er ihre schlafende Gestalt.   Rin. Du gehörst mir. All Jene die versuchen sollten dies zu verhindern, werden sterben.   ***   „Lady Shirahime!“ aufgebracht betrat Rin die Gemächer Lady des Westens. „Ich glaube ich habe Grund zur Annahme das euer Sohn eure bipolare Persönlichkeit geerbt hat.“ Sagte Sie zu der Inuyoukai. Sie wurde bereits von ihr zum Tee erwartet. In ihrer Hand hielt sie einen Strauß roter Hibiskus die sie in die Vase neben ihrem Futon stellte, ihre Lieblingsblumen.   Die Lady saß auf dem Boden vor einem Spiegel und war damit beschäftigt sich das lange weiße Haar zu kämmen.   Lady Shirahime bemerkte die Veränderung ihres Geruchs mit ihrem Eintreten. „Hm. Sein Geruch an dir ist sehr stark. Ist irgendetwas vorgefallen?“   „Ich weiß nicht genau was passiert ist, er war auf einmal so… zärtlich.“ Das war mehr als untertrieben, das wusste sie, jedoch wollte sie nicht auf Einzelheiten eingehen.   Die Lady lächelte zufrieden. Also hatte das Gespräch mit ihrem sturen Sohn wohl doch etwas gebracht. „Ich denke das ist ein großer Fortschritt für ihn. Wurde langsam Zeit das er endlich seine Gefühle zeigt.“   Rin setzte sich neben sie und die Lady rückte ein Stück näher. „Dann sag mal… was ist denn nun genau passiert?“   Rin errötete sichtbar. „Ich uhh… nicht wirklich viel.“   Sie schürzte die Lippen. „Ich sehe du willst nicht darüber reden. Dann sag mir wenigstens wie er dir gesagt hat das er dich mit in den Norden nimmt.“ Sie kicherte wie eine Jungfrau die zum ersten Mal einen Kuss zwischen einem Liebespaar sieht.   Rin zog die Augenbrauen zusammen. „In den Norden? Wovon sprecht ihr, mylady?“   „Oh, er hat es dir noch nicht gesagt. Ich erzähle dir nichts, du wirst es schon früh genug herausfinden.“ Sie zwinkerte ihr zu.   Sie war neugierig, entschied sich jedoch nicht weiter nachzufragen. Sie würde geduldig bleiben.   ***   (Drei Tage später)   Ausgestreckt lag Rin auf der großen Blumenwiese der Gärten des westlichen Palastes. Sie dachte an jene vergangene Nacht zurück, daran wie Sesshoumaru sie gehalten hatte, an seine leidenschaftlichen Küsse und seine Berührungen... die sogar jetzt noch ein wenig schmerzten. Doch seit dieser Nacht hatte er sich von ihr distanziert und behandelte sie genauso gleichgültig wie zuvor. Sie vermisste ihn. War er, was ihre Nähe anging, jetzt vielleicht etwas zugänglicher? Sie beschloss es herauszufinden und machte sich auf den Weg.   Sesshoumaru stand in der großen Halle des westlichen Palastes, eine Rolle Pergament lag in seiner Hand. Er wusste es war diese Einladung. Er rümpfte die Nase als er daran dachte, wie seine Mutter sich geweigert hatte ihn ein weiteres Mal zu vertreten, das hatte sie ihm vor mehreren Jahren klargemacht. Die Versammlung der Landeswächter stand bevor. Eine Zusammenkunft die die Anwesenheit aller vier lebenden Daiyoukai verlangte und nur einmal alle zweihundert Jahre abgehalten wurde. Er würde persönlich gehen müssen, und normalerweise in Begleitung der Lady des Westens. Die sich nun strikt weigerte.   Er atmete scharf aus. Er hatte den Sinn in dieser Versammlung nie gesehen und hatte es auch nie als nötig erachtet persönlich teilzunehmen da er der mächtigste unter den Landeswächtern war. Doch jetzt wo er über den Westen seit zweihundert Jahren herrschte, war seine Teilnahme unumgänglich um den Frieden zu wahren und um unnötige Konflikte zu vermeiden. Die Zusammenkunft würde dieses Mal im nördlichen Palast stattfinden.   Mit einem Knall wurde die Tür zur großen Halle geöffnet und riss ihn aus seinen Gedanken. Sakemaru trat ein und verbeugte sich vor Sesshoumaru. „Ich bringe Neuigkeiten, mein Lord.“   Er schwieg. Ein Zeichen das es ihm erlaubt war fortzufahren.   Sakemaru räusperte sich. „Die Gerüchte sind wahr. Einer meiner Späher hat es heute Morgen bestätigt. Der Lord des Ostens, Akito-sama, ist tot. Er wurde von fremdartigen Dämonen überwältigt und besiegt. Die östlichen Lande sind gefallen und unterliegen nun einem neuen Lord.“   Was Anderes hatte er auch nicht erwartet. Er hatte den Lord des Ostens schon immer für seine Schwäche verachtet, ihn verhöhnt und verspottet. Es überraschte ihn nicht im Geringsten. Er hatte ihn nie als einen würdigen Führer betrachtet, und jetzt war er nicht mal stark genug gewesen um das zu verteidigen was ihm gehörte. Es war ihm schon immer ein Rätsel gewesen wie dieser Schwächling es überhaupt zu einem Daiyoukai gebracht hatte. Und trotzdem…   „Wie ist es möglich das Krieg gegen den Osten ohne unser Wissen geführt wurde? So etwas Bedeutendes kann nicht einfach leichtfertig passiert sein.“   „Das ist es ja. Kann man dies einen Krieg nennen, wenn es ein einzelner Dämon geschafft den Osten des Landes eigenhändig zu unterwerfen? Berichten zufolge war er allein und brachte Tod und Verderben über jene die sich ihm in den Weg stellten. All das innerhalb eines einzelnen Tages.“   Sesshoumaru hob die Augenbrauen. Beeindruckend. Nur jemand vergleichbar mit seiner Macht wäre dazu im Stande gewesen. Das war unmöglich.   „Habt ihr herausgefunden um wen es sich dabei handelt?“   „Mehr oder weniger. Man sagte dieser Daiyoukai sei ein Bluttrinker. Dämonen die menschliche Gestalt annehmen und das Blut ihrer Opfer trinken. Ich habe Kuruhyouga damit beauftragt mehr über diese Dämonen rauszufinden. Er ist noch nicht zurück.“   Bluttrinkende Dämonen. Er hatte von diesen Dämonen gehört, doch angeblich beschränkten sie sich darauf Menschendörfer zu überfallen und sich an ihnen zu nähren. Ausgerechnet so einer soll es geschafft haben den Osten zu unterwerfen…?   „Ich habe seinen Namen nicht persönlich gehört, nur das er sich mit dem Norden verbündet habe. Vielleicht wenn ihr an der Versammlung teilnehmen würdet…“   Er hörte nicht mehr zu. Wenn er teilnehmen würde, dann träfe er mit Sicherheit auf diesen Daiyoukai der den Osten an einem einzigen Tag erobert hatte. Sesshoumaru übergab die Schriftrolle seinem Onkel. Wenn der neue Lord des Ostens sich mit dem Norden verbündet hatte, dann bedeutete dies…   Sakemaru brach das Siegel, räusperte sich und las vor. Nur die letzten beiden Paragraphen waren für ihn von Bedeutung. „…würden es schätzen, die Anwesenheit des großen Hundedämons zu begrüßen, Lord Sesshoumaru, Sturm der Gezeiten und Herr des Westens. Auch erwarten wir den neu ernannten Lord des Ostens, Lord Kaname vom Stamm der Blutdämonen.“   Das hatte er nicht erwartet. Er war überrascht, doch sein Gesicht zeigte keinerlei Regung. Er riss ihm das Pergament aus der Hand und las. War das wirklich möglich…? „Kaname.“ Was hast du vor?   Rin war schockiert von dem was sie eben gehört hatte. Sie stand wie erstarrt vor der Tür vor der sie bis eben gelauscht hatte, während sie einen zappelnden Jaken in den Armen hielt und versuchte ihn still zu halten. Diese kleine Kröte hatte sie erwischt während sie die Unterhaltung zwischen ihrem Meister und Sakemaru belauscht hatte. Er durfte ihre Anwesenheit auf keinen Fall verraten.   „Werdet ihr teilnehmen, mein Lord? Dieser Kaname könnte vielleicht den beständigen Frieden zwischen den Landeswächtern gefährden.“   Sesshoumaru sah ihn sichtlich gelangweilt an. Sakemaru wusste doch genau wie er, dass der alte Pakt es verbot das sich die Lords untereinander töteten. „Wenn sich Kaname mit dem Norden verbündet hat, dann mit friedlicher Absicht, selbst wenn er sich den Osten gewaltsam genommen hat. Die anderen Daiyoukai waren aller einer Meinung was Akito´s Inkompetenz anging; sein Untergang war unvermeidbar gewesen. Jemand hat diesen Schwächling endlich aus dem Weg geschafft, nur darum hat der Norden ihn mit offenen Armen empfangen.“   „Zieht ihr eine Allianz mit dem Osten in Betracht, Sesshoumaru-sama?“    „Das kommt darauf an, Sakemaru.“ Seine Augen wanderten zur Tür.   Sakemaru runzelte die Stirn. „Verzeiht die Frage, mein Lord, aber auf was?“   „Rin.“ Rief Sesshoumaru.   Die Tür glitt zur Seite und eine sichtlich frustrierte Rin trat in die große Halle. Sie warf Jaken beiseite.   „Du dreistes, unverschämtes Gör!“ fluchte Jaken als er über den Boden kullerte.   „J-Ja, mein Lord?“ sie hatte keine Ahnung wie sie sich rechtfertigen sollte. Wie lange wusste er schon das sie vor der Tür stand?   „Dein Freund, Kaname. Hat er jemals erwähnt wo er sich niedergelassen hat?“ fragte er ohne sie dabei eines Blickes zu würdigen.   Sie schluckte. „Er sagte, er würde viel umherreisen. Wohin hat er nie erwähnt. Aber eine Woche bevor ich Kaede´s Dorf verließ sagte er, er habe sich im Osten des Landes niedergelassen.“   Sesshoumaru´s Miene blieb ausdruckslos.   „Vielleicht haben sie ja nur zufällig denselben Namen“ warf Rin nervös ein. Kaname konnte doch kein blutsaugender Dämon sein. Bei Kami, er hatte ja nicht mal Fangzähne! Und er hatte ein gütiges Wesen, er würde doch gewiss niemanden umbringen… oder?   „Er ist es.“ Sein Ton duldete keine Widerrede. Er wollte diesem Kaname persönlich in die Augen sehen. Alles was er bis jetzt erfahren hatte, bestätigte seinen Verdacht nur noch mehr das dieser Dämon gefährlich war. Er würde sich seiner entledigen sobald er die Absichten seiner Taten ergründet hatte. Allein schon der bloße Gedanke das dieser Dämon jahrelang ohne sein Wissen in Rin´s Nähe gewesen war machte ihn rasend vor Wut. Sesshoumaru war überzeugt das Kaname bereits wusste wer er war, dank Rin´s großer Klappe. Plante er vielleicht Rin zu benutzen und so den Westen ebenfalls zu erobern?   Sakemaru sah die beiden verwirrt an.   Rin zog eine finstere Miene. Sie wusste das Kaname ihr nicht alles über sich erzählt hatte aber damit hätte sie nie gerechnet. Wenn sie Kaname das nächste Mal begegnen sollte, würde er ihr einiges erklären müssen.   „Rin, heute in sieben Tagen wirst du mit mir in den Norden kommen und ich werde dich als die zukünftige Lady des Westens vorstellen. Ich will das du die Zeit bis dahin mit meiner Mutter verbringst, sie wird dich auf das vorbereiten was dich dort erwartet.“   „WAS?“ antworteten die drei Anwesenden wie aus einem Mund.   Rin hatte die Augen Aufgerissen und war sprachlos, Jaken lag auf dem Boden und rührte sich nicht mehr und Sakemaru sah ihn an wie der letzte Idiot.   Rin rann um Fassung, ihr Gesicht glühte förmlich. Hatte er ihr soeben… einen Antrag gemacht?   „Dieser Witz war wirklich nicht schlecht, mein Lo-“ eine fliegende Vase traf seinen Kopf und Jaken viel wieder bewusstlos zu Boden.   „Seid ihr euch sicher Lord Sesshoumaru? Sie ist ein Mensch.“ Sakemaru konnte nicht glauben was er soeben gehört hatte. Bis jetzt hatte er gedacht sie sei nur sein Schützling, ein Mündel, diesem grünen Wicht zu seinen Füßen gleichgestellt.   Sesshoumaru´s Blick traf ihn wie Eis. „Da ist unwichtig. Stelle meine Entscheidungen nie wieder in Frage.“   Der Inuyoukai fuhr zusammen. „Verzeiht.“   „Rin, du darfst jetzt gehen. Ich werde später mit dir reden.“ Sagte er mit dem Rücken zu ihr gewandt.   „Sehr wohl, mein Herr.“ Antwortete sie respektvoll, konnte das Zittern in ihrer Stimme jedoch nicht unterdrücken. Mit noch immer geröteten Gesicht hob sie Jaken auf und verließ die große Halle.   Dieser Tag versprach mehr als interessant zu werden.   ***   Rin hatte sich in ihr Zimmer eingesperrt, noch immer entsetzt von dem was sich gerade zugetragen hatte. Sie versuchte sich zu beschäftigen so gut es ging um sich zu beruhigen. Sie kämmte ihre Haare, steckte sie hoch, kämmte sie erneut und steckte sie wieder hoch, solange bis sich die Spitzen ihrer Haare kräuselten und sanfte locken bildeten. Sie schnaubte frustriert. Es war egal was sie jetzt tat, sie würde sich für den Rest des Tages nicht mehr beruhigen können, und so ordnete sie ihre Gedanken nacheinander.   Zuerst Kaname. Sie musste dringend mit ihm reden und in Erfahrung bringen ob er wirklich derjenige war der die östlichen Lande für sich beansprucht hatte. Und ob er wirklich ein Blutdämon war… das hätte sie sich nie und nimmer träumen lassen. Aber selbst, wenn das stimmte so wusste sie doch in ihrem Herzen das Kaname nicht böse war.   Dann Sesshoumaru´s Bitte… nein, viel mehr sein Befehl ihn in den Norden zu begleiten als die zukünftige Lady des Westens. Ihr Herz setzte einen Schlag aus. Hatte er das wirklich ernst gemeint…?   Zu guter Letzt, der Norden an sich. Sie würde sämtliche Dämonen treffen die sie aufgrund ihrer Sterblichkeit verachten würden. Aber das schlimmste war immer noch die unvermeidbare Begegnung zwischen Sesshoumaru und Kaname. Sie betete zu den Göttern das es gut ausgehen würde, aber so wie sie ihren Lord kannte…wohl eher nicht. Sie schauderte bei der Vorstellung und schüttelte den Kopf um diesen Gedanken zu verscheuchen; die Locken tanzten ihr um die Schultern.   Sie beschloss sich die Locken auszukämmen. Da sah sie in den Spiegel, zuckte vor Schreck zusammen und ließ den Kamm fallen, als in der nächsten Sekunde Sesshoumaru hinter ihr stand und sie mit dem üblichen ausdruckslosen Blick musterte.   Er hätte wenigstens etwas sagen sollen! Nein, hätte er nicht. Es ist sein Palast und er kann gehen wohin er will auch in mein Gemach, wurde ihr soeben bewusst.   „Ich nehme an du willst mich sprechen.“   Natürlich wollte sie das! „Es kam nur so unerwartet. Meintet ihr das wirklich ernst? Ich? Die Lady des Westens?“   „Das was ich sage meine ich auch ernst. Ich mache keine Ausnahmen.“ Sagte er mit festen Blick.   „Es ist nur… ich dachte ich würde vorher gefragt. Aber ihr habt es mir mehr befohlen.“ Sie biss sich auf die Lippe um ein Lächeln zu unterdrücken. „Wenn ich gefragt hätte, hättest du dann abgelehnt?“ Er behielt wie immer seine übliche ausdrucklose Miene obwohl ihn dabei eine gewisse Unruhe überkam. Er konnte ihr einfach nicht sagen das er den Gedanken nicht ausstehen konnte sie mit jemandem anderen, ob Mensch oder Dämon, zu sehen. Mit jemand anderem als Ihn. Er würde diese Person zerfetzen.   Sie schüttelte den Kopf. „Nein, es ist nicht so das ich abgelehnt hätte, dennoch ist es höflicher zu fragen. Immerhin bedeutet es, dass ich eure Frau werden soll.“ Er schnaubte. Er? Höflich fragen? „Ich werde dich nicht fragen, Rin. Du wirst meine Frau ob du willst oder nicht.“ Er hatte sich bereits entschieden. Dieser schwache Mensch, der es schaffte diese eigenartige Gefühle in ihm zu wecken, war sein.   „Verstehe.“   Sie lachte. Seine Gemahlin. Sie träumte nicht. Tränen stiegen ihr in die Augen. Sie hatte sich diesen Moment schon so oft vorgestellt und hatte doch nie geglaubt das es wirklich passieren würde. So viele Jahre hatte sie in Kaede´s Dorf hiervon geträumt, wissend das es niemals Wirklichkeit werden würde. Doch hier war sie nun, hörte alles was sie jemals in ihrem Leben gewünscht hatte. Sie schluchzte.   „Was ist denn jetzt los“ sanft klopfte er ihr auf den Rücken, versuchte sie damit zu trösten.   „Es ist nichts… ich bin nur glücklich.“ Sie tat einen Schritt auf ihn zu und lehnte ihren Kopf gegen seine Brust. „Ich liebe euch, Sesshoumaru-sama…“ flüsterte kaum hörbar. Das hatte sie schon immer, nicht hatte sich je daran geändert.   Seine Brust verkrampfte sich. Rin war schon immer sehr emotional gewesen, selbst für einen Menschen. Er beschloss ihre Umarmung zu erwidern, zumindest das war er ihr schuldig. Aber Liebe? Vielleicht war dies das Wort welches seine Gefühle zu ihr beschrieb… Aber er war zu Stolz um sich dies einzugestehen.   ***   Die Tage vergingen wie im Flug, und Rin sich versah, stand sie vor den Palastmauern und verabschiedete sich von Lady Shirahime.   „Vergiss nicht was ich dir beigebracht habe. Es sollte dir nicht allzu schwerfallen, sei dennoch vorsichtig. Ich habe noch nie einen Menschen beibringen müssen wie man sich in Gegenwart dieser hochnäsigen Dämonen verhält. Und vergiss nicht das Anlegen des Juni Hitoe zu üben. Du bist immer noch furchtbar schlecht darin. Ihr werdet den Norden zwei Tage vor der Versammlung erreichen und der Lord des Nordens wird dich und Sesshoumaru in seinem Palast unterbringen. Nutze die Zeit, wenn du allein bist.“   Rin verbeugte sich. „Danke für eure Hilfe, mylady. Sie lächelte breit und ging zu Ah-Uhn.   Die Lady wandte sich an ihren Sohn, welcher nicht allzu weit weg stand und einen gelangweilten Eindruck machte. „Bist du sicher, dass du niemanden mit dir nehmen willst? Nicht einmal Sakemaru oder Kuruhyouga? Rin braucht jeden Schutz die sie bekommen kann, sie wird in den nächsten Tagen von Dämonen umgeben sein die sie nicht mögen werden.“   Sesshoumaru sah sich verächtlich an. „Ich bin der einzige Schutz den sie braucht. Ich nehme nur Jaken mit.“   Wie auf Geheiß kam der kleine grüne Dämon hervor und befestigte ein kleines Stoffbündel an Ah-Uhn´s Sattel.   „Na schön, du undankbarer Hund.“ Beleidigt wandte sie sich ab und ging in den Palast zurück.   Schweigend machten sich die drei Gefährten auf dem Weg zum großen Tor. Sakemaru erwartete sie am Ausgang; sein langer weißer Zopf wehte im Wind.   „Ich vertraue dir den Palast in meiner Abwesenheit an.“   „Wie ihr wünscht, mein Lord.“ Sagte er mit einer tiefen Verbeugung.   „Auf Wiedersehen, Sakemaru-sama!“ Rin lächelte ihn an.   Seine Augen weiteten sich. „Lebt wohl, Rin ´er hustete´ -sama…“ So viel Freundlichkeit war er einfach nicht gewohnt.   Rin kicherte.   Als sie schließlich das Tor durchschritten, unwissend was sie nun erwarten würde, fühlte sie sich mit einem Mal sehr unsicher. Auf was hatte sie sich da bloß eingelassen… Sesshoumaru bemerkte ihren rasanten Stimmungswechsel. „Alles wird gut“ seine Augen hatten diese seltene Wärme angenommen. Das war alles was sie brauchte.   ***   In dieser Nacht fand Lady Shirahime keine Ruhe. Sie hatte das eigenartige Gefühl das irgendetwas nicht stimmte. Vielleicht lag es auch nur daran das sie, wie üblich um diese Zeit, nicht mit Rin hier saß und sie ihren Tee zu sich nahmen.   Sie vernahm ein lautes Knacken.   Überrascht sah sie auf und bemerkte das die Vase, in der Rin jeden Tag neue Hibiskus für sie stellte, einen Riss bekommen hatte.   Sie runzelte die Stirn. Nur den Hauch einer Sekunde später weiteten sich ihre Augen vor entsetzten als plötzlich ein unbeschreibliches Gefühl der Angst ihr Herz erfüllte.   Was das ein Omen?   Ohne zu zögern stand sie auf und öffnete die Tür ihres Schlafgemachs.   „Sakemaru! Bruder!“   Nur einen Moment später erschien der Dämon vor ihr. Er kannte seine Schwester und wusste wann etwas passiert war. „Was ist los?“   „Sie atmete angestrengt. „Ich will das du Rin und Sesshoumaru folgst. Halte dich im Verborgenen. Beschütze Rin. Lass nicht zu das er irgendetwas… unüberlegtes tut.“   Sakemaru war überrascht. „Aber… warum?“ Ihr Blick war auf seine Brust gerichtet, doch sie schien durch ihn hindurch zu sehen. Was auch immer sie dazu verleitete ihm das zu sagen wusste er nicht, ihr Blick war leer.   „Ich dachte ich sah wie…“ sie brach ab und schüttelte den Kopf. „Es ist vermutlich nichts, aber bitte tu was ich dir sage.“ Sakemaru konnte nicht anders als nachzugeben. Er war mit ihr aufgewachsen und wusste das ihre Vorahnungen meistens zutrafen.   „Ich werde gehen.“   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)