Requiem for a dream von Mieziliger ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Eins, zwei … Übersetzen… Drehung…in den Butterfly… Pirouette… „Ah!“ Mit einem frustrierten Laut schlug Yuri auf dem Eis auf. Die Kälte drang sofort durch seine dünnen Handschuhe, als wolle sie ihn dadurch ermahnen wieder aufzustehen. Yuri ignorierte es. Er wollte nicht mehr. Der Atem in seiner Lunge brannte, seine Beine waren schwer wie Blei. Er war müde.   „Was war das denn?“ Victors Stimme hallte in der leeren Eishalle wieder und brachte Yuri dazu zusammenzuzucken. Das Eis knirschte unter den Kufen des Coaches, als er näher glitt. „Ich gratuliere dir hiermit zur schlechtesten Performance, die du je abgeliefert hast. Abgesehen von deinem Versagen im letzten Grand Prix. Das war damals tatsächlich noch schlechter. Aber du gibst dir größte Mühe, an diesen Misserfolg wieder anknüpfen zu können.“ Yuri ächzte und verbarg sein rotes Gesicht unter seinen Händen. Victor ließ diese Ausflucht nicht zu. Mit festem Griff schob er Yuris Hände beiseite. In seinen hellen Augen glomm leiser Tadel auch wenn auf seinen Lippen sein so typisches Grinsen lag. „Du enttäuschst mich.“   Yuri biss sich auf die Unterlippe. „Mein Knöchel schmerzt ein wenig“, log er leise und wandte den Blick ab. „Ich muss mich falsch aufgewärmt haben.“ Victor schwieg eine lange Zeit. Sein Blick wanderte langsam über Yuri, der sich mit jeder Sekunde unwohler fühlte. Es schien ihm, als könne Victor durch ihn hindurch sehen, bis in die tiefste Faser seiner Seele. Plötzlich nickte der Coach und erhob sich. Mit einigen eleganten Schritten überquerte er das Eis und griff nach seiner Jacke, die über der Bande hing. „Gut. Dann lassen wir es mit dem Training für heute. Eine Verletzung können wir uns zu diesem Zeitpunkt nicht leisten.“ Ohne sich umzublicken, schob er die Schoner über seine Kufen und verschwand in der Umkleide. Yuri unterdrückte einen leisen Laut. Er wusste, dass Victor ihm nicht glaubte.   ~oOo~ Das heiße Wasser des Onsen färbte seine Haut innerhalb weniger Augenblicke rot. Yuri ließ sich zurücksinken und schloss die Augen. Was zum Teufel war nur los mit ihm? Sobald er aufs Eis trat entglitt ihm alles. Er verwechselte die Schrittfolgen und brachte nicht einmal mehr einen einfachen Kadettensprung zustande. Yuri stöhnte, schöpfte Wasser in die hohlen Hände und drückte sein Gesicht hinein. Erst als seine Lungen nach Luft schrien, richtete er sich mit einem happsenden Atemzug wieder auf.   „Falsche Reihenfolge, Yuri. Man ertränkt sich nachdem man in einem Wettkampf versagt hat, nicht davor.“ Yuri erschrak so sehr, dass er abrutschte und untertauchte. Als er sich wenige Augenblicke später wieder hustend an der Oberfläche befand, sah er sich Victor gegenüber. „Sehr elegant“, bemerkte sein Coach grinsend. „in etwa so wie deine Kür heute.“ Yuri antwortete mit einem bösen Blick, konnte aber nicht vermeiden, dass er bis zu den Haarspitzen errötete. „Das war keine Absicht. Mein-“ „Dein Knöchel, ich weiß, ich weiß.“ Victor unterbrach ihn mit einer wedelnden Handbewegung. Er grinste noch immer, doch Yuri bemerkte, dass die blauen Augen ausdruckslos blieben. Yuri fröstelte plötzlich trotz des heißen Wassers. Er rutschte etwas tiefer und umschlang gerade seine Knie mit den Armen, als Victor plötzlich nach seiner Hand griff. „Was ist los mit dir, kleiner Yuri?“ fragte er ruhig, während er seine freie Hand an Yuris Kinn legte und ihn zwang zu ihm aufzusehen. „Wohin ist der Yuri verschwunden, der als schönste Frau des Dorfes über das Eis flog?“ Seine Fingerspitzen strichen an Yuris Kinn entlang, bahnten sich ihren Weg zu seinen Lippen. „Der Yuri, dessen Eros allen den Kopf verdrehte?“ Yuris Wangen brannten mittlerweile so sehr, dass es ihm Kopfschmerzen bereitete. Seine Lippen trockneten unter Victors Berührungen aus. „Ich… Also… Ich…“, stammelte er und erhob sich plötzlich hastig. „Das Essen ist gleich fertig, ich gehe schon mal vor. Ich bin hungrig.“ Victors Blick folgte ihm, während er durch die Quelle watete, er konnte ihn fühlen. „Yuri.“ Er stockte, biss sich auf die Unterlippe und wandte sich dann doch noch einmal um. Victor stand hoch aufgerichtet da, eine Hand auffordernd ausgestreckt. „Du hast deinen Eros in einer Schale Katsudon gefunden. Geh und suche jetzt nach Love. Zeig mir, dass du liebst und zeig mir wie du liebst. Das heute auf dem Eis war weder Eros, noch Love, Yuri.“ Endlich kehrte die ehrliche Fröhlichkeit in sein Lächeln zurück. „Das war nur ein kleines dickes Schweinchen auf wackeligen Kufen.“ ~oOo~ „Langsam Yuri! Du verschluckst dich sonst!“ Yuri dachte nicht daran. Stattdessen schaufelte er die Schale voll Nabe noch schneller in sich hinein als zuvor. Gerade, als die Tür aufging und Victor mit einem gut gelaunten „Ein heißes Bad macht wirklich hungrig!“ in den Raum trat, stellte Yuri seine leere Schale ab, bedankte sich wortlos bei seiner Mutter und eilte nach draußen. Die Hände tief in den Taschen vergraben, stapfte er vorwärts, ohne wirklich auf den Weg zu achten. Erst als er die Tür der Eishalle öffnete und Yuko gegenüberstand, sah er wieder auf. „Kann ich noch ein wenig…?“ Er beendete seinen Satz nicht, sondern deutete nur ein Schulterzucken an. Yuko lächelte. „Da fragst du noch? Rein mit dir.“ Yuri nickte dankbar. Wenig später umfing ihn die eisige Stille der Trainingshalle. Durch die schmalen Fenster drang kein Licht von draußen herein, die Sonne war schon lange untergegangen. Yuri zog die Schoner von seinen Kufen und glitt in leichten, ziellosen Bewegungen auf dem Eis umher. „Ach, eines noch, Yuri“, rief Yuko, die plötzlich an der Seitenbande aufgetaucht war „Wir haben eine neue Musikanlage bekommen. Takeshi testet sie gerade, sei bitte nicht überrascht, wenn plötzlich Musik…“ Ihre Stimme verlor sich in dem Donnern eines völlig übersteuerten Basses. Yuri fing sich gerade noch an der Bande und versuchte sein Herz zu beruhigen, das ihm vor Schreck aus der Brust zu springen drohte. „Sorry! Sorry!“ Von irgendwo ertönte Takeshis Stimme, während die Musiklautstärke hastig heruntergedreht wurde. Yuko seufzte. „Das geht schon seit einer Stunde so. Ist ja nicht so, als hätte ich ihn gebeten, die Einrichtung der Anlage einem Profi zu überlassen.“ Sie schüttelte resigniert den Kopf und sah dann zu Yuri auf, der wieder damit begonnen hatte, lustlose Kreise zu ziehen. „Sag mal“, begann sie vorsichtig, „ist alles in Ordnung?“ Yuri blieb mit der Zacke seines Schlittschuhs im Eis hängen und stolperte. „Ja“, antwortete er leise, versuchte sich an einem Mohawk und seufzte. „Nein.“ Yuko lächelte, aber sie schwieg. Nach einigen Schlangenlinien hieb Yuri die Kante des linken Schuhs ins Eis. „Victor“, stieß er hervor. „Für ihn ist alles so leicht.“ Aus den Lautsprechern drangen leise Chopins melancholische Melodien. Yuri fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar. „Ich soll nach Love suchen. Das sagt er so einfach. Wo soll ich suchen? Was genau soll ich eigentlich suchen?“ Er sah auf, als Yuki leise zu lachen begann. „Naja, du hast deinen Eros im Katsudon gefunden. Such doch mal im Ramen. Oder im Shabu-Shabu.“ Sie hob schnell die Hände in einer entschuldigenden Geste, als sie Yuris Blick bemerkte. „Nun, an was hast du gedacht, als du das Motto deiner Kür ausgewählt hast?“ Yuri zögerte mit der Antwort. Er fuhr einen sehr langsamen Bogen und sah der Spur hinterher, die er in der Oberfläche des Eises hinterließ. „An euch alle. Wie ihr mich unterstützt habt,“ murmelte er schließlich leise. „Und an meine Liebe zum Eiskunstlauf.“ „Reicht das nicht?“ Yuri schnaubte. „Die Liebe zum Eiskunstlauf als Thema des Eiskunstlaufes? Das ist etwas … abstrakt.“  Yuko überlegte einen Moment und zuckte dann mit den Schultern. „Die Liebe kann nicht einfach in zwei Worten heruntergebrochen werden, Yuri. Du musst in dich gehen. Gibt es nichts, was du wirklich liebst? Nichts, was dir Herzklopfen beschert? Irgendetwas? Oder vielleicht … irgendjemand?“ Chopin stoppte plötzlich, wurde abgelöst von Beethovens Mondschein Sonate, die laut durch die Halle schallte. „Ich weiß es nicht“, rief Yuri, um die Musik zu übertönen. „Das kann man doch nicht so einfach … beantworten.“ Er spürte, dass er wieder rot anlief. Aus den Augenwinkeln sah er das sanfte Lächeln Yukos, das die Röte auf seinen Wangen nur noch verstärkte. „Es tut mir leid, Yuri. Da kann dir niemand helfen.“ Sie stieß sich von der Bande ab. „Aber du kannst solange hier bleiben, wie du möchtest.“ ~oOo~ Es war keine gute Idee gewesen; das wurde Yuri in dem Moment bewusst, in dem er am nächsten Morgen unter Victors scharfem Blick aufs Eis trat. Er war gestern viel zu lange hier geblieben. Seine Muskeln schmerzten vor Überanstrengung. Bis spät in die Nacht hatte er Kreise gezogen, hatte versucht herauszufinden, was dieses ominöse Love für ihn war und hatte doch nichts weiter gefunden außer Leere und Frustration. „Gut, machen wir weiter, wo wir gestern aufgehört haben.“ Entweder bemerkte Victor seinen Zustand nicht, oder er hatte beschlossen ihn zu ignorieren. „Zeig mir erst einmal einen Toeloop. Gestern waren weder Absprung noch Landung sauber.“  Yuri entfuhr ein leises Stöhnen, das in Takeshis noch immer recht erfolglosen Versuchen, die Musikanlage zu beherrschen, unterging. Er stieß sich ab und beschrieb einen leichten Bogen um genug Schwung zu bekommen. Die Zacke seines linken Schuhs bohrte sich ins Eis als er absprang, der Fahrtwind trieb ihm Tränen in die Augen. Er drehte sich einmal, landete auf der Außenkante – und fing den Sturz im letzten Moment mit ein paar ungelenken Schritten ab. Yuri ballte die Hände zur Faust. Er brauchte nicht aufzusehen, um zu wissen, welcher Ausdruck in Victors Augen lag. „Yuri“, Victor seufzte den Namen mehr, als er ihn sprach. „Ist das alles an Love, das du aufbringen kannst? Ist deine Liebe so stümperhaft und unelegant? Nun, es erklärt die Tatsache, dass du keine Freundin hast, kleines Schweinchen.“ „Entschuldige mal!“ Yuri fuhr auf, noch ehe er sich stoppen konnte. „Für dich ist das alles einfach, nicht wahr, Victor? Du weißt nicht, wie es ist, wenn man seiner Form hinterherjagt. Du, der so ein Übermaß an Talent besitzt! Du weißt nicht, wie es ist, wenn man seinem Idol nacheifert und sich nie nähern kann, nicht einmal ansatzweise! Für dich ist alles nur ein Spiel, nur eine Laune! Deine Präsenz, dein Talent … es … es erdrückt jeden anderen neben dir!“ Die Worte verhallten. In der plötzlichen Stille wurde Yuri bewusst, wie laut er geworden war. Victor stand reglos vor ihm, einen Ausdruck ehrlicher Verblüffung auf dem Gesicht. Plötzlich glitt er näher und Yuri konnte dem Drang nicht widerstehen auszuweichen. Das Blitzen in Victors Augen machte ihn nervös. „Ist das so?“ Victors Stimme war so freundlich wie immer. Und doch glaubte Yuri zu spüren, wie die Luft um ihn herum gefror. „Jetzt bin also ich das Problem? Wer war es sonst? Deine Familie? Der Jetlag? Die unbekannten Eishallen der Wettkämpfe? Jemand mit einer solchen Einstellung ist es nicht wert, mich als seinen Coach zu haben. Lauf kleiner Yuri. Lauf vor dir selbst davon, wie du es zuvor schon getan hast. Ich bin gekommen, um einen Eros zu coachen und kein vor Angst zitterndes Häschen.“ Das Eis knirschte unter Victors Kufen, als er herumschwang und zum Ausgang fuhr. Selbst in einer Situation wie dieser waren seine Bewegungen so voll Eleganz, dass Yuri am liebsten aufgeschrien hätte. Die Zeit verrann. Yuri wusste nicht, wie lange er schon mitten auf dem Eis stand und geradeaus starrte, dorthin, wo die Winterjacke über der Bande hing, die Victor offenkundig vergessen hatte. In Yuris Brust tobte ein Sturm. Jeder Atemzug schmerzte. Erst der dumpfe Basston, der aus den Lautsprechern drang, holte ihn wieder in die Wirklichkeit zurück. Als ihm bewusst wurde, welches Lied gerade ertönte, entkam Yuri ein bitteres Lachen. Requiem for a dream. Ja. Es passte. Er hatte seinem Traum soeben eigenhändig das Grab geschaufelt. Mit einer heftigen Bewegung stieß Yuri sich ab und flog so schnell über das Eis wie es ihm möglich war. Als könne er allem entkommen, wenn er nur schnell genug fuhr. Die Musik holte ihn ein. Sie war überall. Die dumpfen Klänge durchdrangen ihn, ließen seine Umgebung verschwinden. Seine Füße taten die Schrittfolgen von selbst. Er tauchte ein in den Flip, stand ihn, so perfekt wie nie und fuhr herum. In seinen Gedanken erschien plötzlich Victor. Sein Lächeln, das er trug, wann immer Yuri einen Sprung zu seiner Zufriedenheit absolvierte. Yuris Zähne knirschten. Cross Roll… Drehung… Butterfly… Victor leitete seine Schritte im Choctaw, folgte ihm durch die weiten Bögen. Yuri spürte plötzlich die Tränen, die auf seiner Wange trockneten, als sich seine Gedanken lichteten. Das Problem war nicht Victor, war es nie gewesen. Das Problem war er selbst. Er brauchte Victor. Mehr als ein Schützling seinen Coach brauchen sollte. Und er liebte ihn. Mehr als er ihn lieben durfte. Yuri stieß seine Kufe ins Eis und beschleunigte. Die Musik umfing ihn mit sanften Schwingen, als wolle sie ihn trösten und weitertragen. In Yuris Gedanken waren es Victors Hände, die an seiner Wirbelsäule entlang fuhren, sich um seine Hüften legten und ihn in den Lutz empor hoben. Der Fahrtwind zerzauste sein Haar, so sanft, wie es sonst nur eine liebevolle Berührung konnte. Eine Drehung, zwei Drehungen – seine Gedanken waren frei von Angst und Bedenken. Er war eins mit der Kälte, mit der Musik … und mit Viktor. Er war neben ihm, so nah, dass Yuri seine Wärme spüren konnte. Victors Lippen strichen über seine Wangen, seinen Hals, seinen Nacken, entlockten ihm ein Keuchen, das sich in der Musik verlor. Yuris Kufen brachen Kristalle aus dem Eis. Er brauchte Victor. Er brauchte ihn um sich, er brauchte ihn neben sich. Er musste kämpfen. Um seinen Traum, seine Zukunft und um den Menschen, den er liebte. Wie in Zeitlupe setzte er einen Fuß vor den anderen, beobachtete seine Hand, die nach außen drehte, um ihm den Schwung zu verschaffen, den er benötigte. Er spürte das Lächeln, das über seine Lippen flog, als er sich spannte und in den Salchow sprang. Seine Gedanken setzten aus. Er sah Viktor vor sich, der die Arme weit ausgebreitet hatte und ihn in einer perfekten Landung fing. Er stand. Die letzten Klänge des Requiem verstrichen. Der Traum endete. Kraftlos sank Yuri in die Knie und ließ sich schwer atmend auf die Handballen fallen. Ein Pfiff ließ sein Innerstes gefrieren. Erschrocken fuhr er hoch. Vor ihm stand Victor, die vergessene Winterjacke in der halb erhobenen Hand und scheinbar doch mitten in der Bewegung erstarrt. Yuris Herz stockte. Victor näherte sich langsam, auf seinen Zügen schimmerte ein warmes Lächeln. Er beugte sich zu Yuri und streckte eine Hand nach ihm aus, ohne ihn zu berühren. „Das, Yuri, war Love. Egal wie oder wo du dieses Gefühl plötzlich gefunden hast, halte es fest.“ Etwas in Yuri zerriss. Ohne nachzudenken schoss seine Hand nach vorne, umklammerte Victors Handgelenk und zog den überrumpelten Russen zu sich heran. Im gleichen Moment, in dem sich ihre Lippen trafen, fiel alles von Yuri ab. Die Angst, der Selbstzweifel, die ganze Anspannung. Zum ersten Mal, seit so langer Zeit, waren seine Gedanken endlich still. Das Einzige, was in ihm zurückblieb, war das heftige Schlagen seines Herzens und das Gefühl, endlich angekommen zu sein, zu besitzen, was er so unbedingt besitzen wollte. Victors Lippen zuckten unter den seinen und mit einem Mal wurde Yuri bewusst, was er tat. Erschrocken fuhr er zurück und schlug sich die Hand auf den Mund. Seine bis eben noch brennend roten Wangen wurden kalt, als eine aschfahle Bleiche darüber kroch. Victor verharrte reglos, sein Gesicht versteinert. Ein bitterer Geschmack stieg in Yuris Kehle auf und überflutete seine Zunge. Er wollte etwas sagen und hatte doch Angst, würgen zu müssen, wenn er den Mund öffnete. Sag was. Sag irgendwas. Der Gedanke pochte in Yuris Gedanken, immer lauter, bis sein Kopf zu explodieren drohte. Plötzlich richtete Victor sich auf. Yuris erstarrte. „Und das, Yuri,“, begann Victor ruhig, „war Eros.“ Seine Hand zuckte nach vorne und noch ehe Yuri wusste wie ihm geschah, hatte Victor ihn hintenüber aufs Eis gedrängt. Yuri schnappte nach Luft, doch noch ehe er einen Ton von sich geben konnte, erstickten Victors Lippen jegliche Worte. Yuris Atem stockte. Die Kälte drang durch sein dünnes Tshirt, wurde aufgesogen von der Wärme die plötzlich in ihm explodierte. Victors schlanke Hand zerwühlte sein Haar, zwang ihn dazu den Kopf weiter in den Nacken zu legen. Yuri grub seine Fingernägel in den dunklen Stoff von Victors Trainigsjacke, suchte Halt an dem sehnigen Körper, der ihn gegen die kalte Eisfläche presste. Warme Fingerspitzen suchten sich ihren Weg, glitten unter den Saum von Yuris Oberteil und legten sich auf seine Hüftknochen. Yuris überraschtes Keuchen schlug gegen Victors Lippen, als dieser sich plötzlich von ihm löste. „Na na… was spüre ich denn hier plötzlich?“ Yuri errötete auf Kommando. „Das… das ist … also…“ Victor grinste und zwickte ihm plötzlich so schmerzhaft in den Bauch, dass Yuri einen quiekenden Laut von sich gab. „Da ist doch tatsächlich immer noch ein wenig Speck übrig, kleines Schweinchen. Und ich dachte, das wäre schon alles abtrainiert. Da ist wohl heute noch eine besondere Trainingseinheit fällig.“ Er erhob sich und strich seine reichlich zerknitterte Jacke zurecht, ehe er Yuri vom Boden hochzog. “Komm. Gehen wir nach Hause.“ „W...warte…“ Yuri war so verblüfft, dass er seine peinliche Verlegenheit einen Moment lang völlig vergaß. „Ich dachte, ich sollte noch trainieren?“ Das Lächeln, das sich auf Victors Züge legte, war so freundlich wie immer und doch glaubte Yuri plötzlich, einem Hai gegenüber zu stehen. „Ja“, entgegnete Victor strahlend, während sich seine Hand eisern um Yuris Handgelenk schloss, „das werden wir auch.“ Yuri stolperte irritiert hinter ihm drein. „Aber…“ Victor fuhr herum und ließ Yuri verstummen, indem er seinen Zeigefinger sanft auf dessen Lippen legte. „Vertraue deinem Coach, Yuri.“ Wieder dieses fröhliche Haifischlächeln. „Ich weiß sehr genau, was für eine Art Training du heute noch benötigst.“ Dieses Mal gab Yuri keine Widerworte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)