Ancient Digitation von TigerNagato (A long Way to Go) ================================================================================ Kapitel 1: A long way to go --------------------------- »Digiritter wir brauchen euch. Nur gemeinsam könnt ihr unsere Welt retten. Nehmt den schwarzen Zug und begebt euch zum Anfang. Ich vertraue auf euch.«   Es war komisch gewesen, dass nach über 11 Jahren eine Nachricht aus der Digiwelt kam. Nach den Ereignissen in der Digiwelt hatten sich Takuya, Kouji, Izumi, JP, Tommy und Kouiji versprochen in Kontakt zu bleiben. Für eine Weile hatte es funktioniert, doch mit der Zeit und dem ein oder anderen Schulwechsel brach der Kontakt allmählich ab. Obwohl keiner der sechs nach all der Zeit noch an die Digiwelt und ihre Erlebnisse dort dachte, war jeder von ihm dem mysteriösen Aufruf nachgekommen und hatte sich auf den Weg zum nächstgelegenen Bahnhof gemacht. Einige waren sofort losgestürmt, andere hatten sich die Zeit genommen, sich auf die mögliche Reise vorzubereiten. Doch letztlich saßen alle sechs Digiritter in einem schwarzen Trailmon, dass sie in die Digiwelt brachte.   ~*~   Nervös betrachtete Izumi ihre Finger. Ein Teil von ihr hatte sich gefreut, zu erfahren, was aus den anderen geworden war. Doch wenn sie es genau betrachtete, dann wusste sie nicht einmal, was sie sagen sollte. Würde sie ihre ehemaligen Freunde überhaupt erkennen? Acht Jahre waren doch eine lange Zeit.   Das Öffnen der Tür ließ sie aufschrecken, obwohl sie wusste, dass sie nicht allein war. Nachdem sie eingestiegen war, hatte der Zug noch zwei Mal gehalten. „Izumi.“ Eine kühle Feststellung, die die junge Frau schmunzeln ließ. Es war nicht so, dass sie schwer zu erkennen war. Sie war das einzige Mädchen der Gruppe. „Clever“, gab sie unbeeindruckt von sich und musterte den Mann vor sich. Den Gesichtszügen und der Haarfarbe nach, musste es Kouji oder Kouiji sein. „Was tust du hier?“ „Ist die Frage ernst gemeint?“, schnaubte die angesprochene und hielt ihr Handy in die Luft. Zumindest hatte sie jetzt eine Vermutung, mit welchem der Zwillinge sie es zu tun hatte. „Es könnte gefährlich werden. Das ist nichts für ein Mädchen“, beharrte er stur und verschränkte sie Arme vor der Brust. Seufzend erhob sie sich. „Ersten bin ich eine Frau und kein Mädchen. Zweitens bin ich ebenso ein Mitglied der 10 legendären Krieger, wie du und drittens bist du immer noch so ein Arsch wie damals Kouji.“ „Gut geraten.“ Er musste zugeben, dass er ein wenig beeindruckt war. Sie hatten sich einige Jahre nicht gesehen und selbst jetzt verwechselte man ihn regelmäßig mit seinem Bruder. Vielleicht hatte sie auch einfach nur geraten. Er würde sehen, was passierte, wenn er und sein Bruder am selben Ort waren. „Das war nicht geraten. Dein Bruder ist im Gegensatz zu dir charmant und umgänglich“, lächelte sie. Vielleicht war es nicht gerade klug ihn zu provozieren, zumal sie noch nicht wusste, wie lang ihr Aufenthalt in der Digiwelt werden würde. Doch sie konnte nun einmal nicht aus ihrer Haut. „Und dabei sagen die Leute immer, ich wäre der charmantere Zwilling“, stichelte Kouji halbherzig. Er hatte schon fast vergessen, dass es auch Frauen wie Izumi gab. Die meisten Frauen, warfen sich ihm und seinem Bruder an den Hals und sogen wie Schwämme auf, was immer einer von ihnen sagte. Dabei musste es nicht einmal Sinn ergeben. Doch Izumi hatte eine eigene Meinung und vertrat diese offen und ehrlich. „Kein Wunder, dass die Welt ein schlechtes Frauenbild hat. Offenbar fehlt mir das Dumme-Blondchen-Gen“, überlegte sie laut. „Ah verstehe: jung, blond und hübsch, da müssen Männer dich ja für naiv halten.“ Für einen Moment verzog sich sein Mund zu einem spöttischen Lächeln. „Vorsicht…“, begann Izumi neckend. Das Tuten des Trailmons ließ sie innehalten, bevor ein eine Erschütterung den Zug traf. Fluchend verloren Izumi und Kouji das Gleichgewicht und fielen zu Boden. Ein weiteres Tuten erklang, als wäre nichts passiert. „Nächster Halt, Kristallschloss!“ Die Laute Stimme des Trailmons sorgte dafür das Izumi einen wissenden Blick mit ihrem alten Freund austauschte. Kouji, der bereits wieder auf den Beinen war, hielt ihr grinsend die Hand hin. Bereitwillig ließ sich die Blondine auf die Beine ziehen und strich sich ihre Haare aus dem Gesicht. Murrend vergrub sie eine Hand in der Tasche ihrer Hose, um ein Haarband zu suchen. So schön ihre Haare auch waren, sie hatte nicht die Zeit sie alle fünf Minuten zu richten. „Werden wir jetzt eitel?“, lachte Kouji scherzhaft und beobachtete wie die junge Frau ihre Haare zu einem losen Dutt zusammenband. „Höchstens praktisch“, lächelte Izumi und hielt in ihrem Tun inne. Sie band sich in letzter Zeit oft die Haare nach oben, weil es einfacher war, wenn sie lernen wollte. Die Wahl ihres Studienfaches verdankte sie unter anderen ihrem Abendeuer in der Digiwelt und sie begann sich zu fragen, ob nur sie von den Ereignissen beeinflusst wurde. „Was machen dein Bruder und du eigentlich so? Ich meine, wenn ihr nicht gerade mit nicht ganz realen Zügen in unbekannte Welten fahrt.“ Ein wenig musste sie über ihre Wortwahl lachen, doch genaugenommen wusste sie nicht wo die Digiwelt lag. „Mein Bruder studiert Jura. Er will – und ich zitiere: >verirrte und zu Unrecht beschuldigte Seelen aus der Dunkelheit retten.<“ „Das klingt nach Pastor Yukimura“, murmelte Izumi leise und vertrieb den Gedanken schnell wieder aus ihrem Kopf. Sie mochte den alten Mann nicht besonders. „Und was ist mit dir?“ „Ich bin auf dem besten Weg Polizist zu werden. Das ist mein Beitrag unsere Welt sicherer zu machen“, gab Kouji zu. „Dein zukünftiger Partner tut mir jetzt schon leid. Damals warst du ein richtiger Einzelgänger, auch wenn wir im selben Team waren.“ Es war offensichtlich, dass er noch etwa hinzufügen wollte, doch das Öffnen der Wagon Tür schnitt seinen Versuch ab. „Ich habe sie gefunden“, rief ein breitgrinsender Mann, noch während er mit wenigen Schritten den Abstand zwischen sich, Izumi und Kouji überbrückte, um sie beide in eine überschwängliche Umarmung zu reißen. „Man tut das gut euch wieder zu sehen. Und oh man Izumi, dich hätte ich beinahe nicht wiedererkannt!“ „Schon klar Takuya, mit wem hättest du sie den verwechselt - JP?“, rollte Kouji mit den Augen und wand sich aus Takuyas Umarmung. Im Laufe der Jahre war er offenbar nicht wirklich ruhiger geworden.   ~*~   Die folgende Stunde verging wie im Flug und ehe die kleine Gruppe versah, standen sie bereits in Seraphimons Schloss, wo die Digiritter bereits von den drei Digiengeln erwartet wurden. Das Wiedersehen mit den anderen war laut und stürmisch gewesen, doch es hatte alle an die alten Zeiten erinnert und sie alle hatten in Erinnerungen geschwelgt. Einzig Kouiji schien sich etwas unwohl zu fühlen, was die anderen darauf schoben, dass sie ihn erst so spät gefunden hatten. Doch jetzt wo die sechs vor den drei Digiengeln standen, war jedem von ihnen das Lachen vergangen. Es war Ophanimon, die als erste auf die Gruppe zueilte. „Ich freue mich, dass ihr alle meiner Aufforderung nachgekommen seid. Wie bereits erwähnt, brauchen wir erneut eure Hilfe“, erklärte Ophanimon ruhig. „Und wir werden unser Bestes tun, um diese Welt zu beschützen“, versicherte Takuya ernst. „Daran zweifeln wir nicht. Folgt uns, dann können wir euch in alles einweihen“, meldete sich nun Cherubimon zu Wort und ging mit Seraphimon voran. Die heiligen Digiengel führten die Gruppe in einen großen offenen Raum, in deren Mitte ein riesiger Kristall schwebte. Nach einem kurzen Blick durch den Raum bemerkte Kouji, das Grumblemon, Lanamon, Arbormon und Mercurymon ebenfalls anwesend waren. Unmerklich spannte er sich an und den anderen schien die Situation nicht ganz geheuer zu sein. „Nun da wir alle 10 legendären Digikrieger beisammenhaben, werden wir euch erklären, warum wir euch hergebeten haben“, durchbrach Seraphimon die Situation und deutete auf den Kristall. „Einst haben 10 legendäre Krieger unsere Welt beschütz und nun fürchte ich, dass ihr diese 10 Krieger erneut rufen müsst“, erklärte Seraphimon. „Ich verstehe nicht ganz. Wir sind im Besitz der Spirits, aber ich werde das Gefühl nicht los, dass es da noch etwas gibt“, murmelte Izumi und trat nach vorn. „Seraphimon redet von der Ancient-Digitation. In den letzten Monaten haben wir vier jede freie Minute damit verbracht diese Art der Digitation zu erlernen. Es ist beruhigend, dass ihr nicht annähernd so viel Zeit dazu haben werdet“, erklärte Mercurymon zufrieden. „Gut! Überspringen wir die langen und komplizierten Erklärungen“, warf JP ein und trat neben Izumi. „Also fassen wir zusammen. Wir sollen eine Antike Digitation erlernen um ich weiß noch nicht wen aufzuhalten“, fasste er noch einmal zusammen. „Ich fürchte so ist es. Unser Feind ist mächtig, böse und durchtrieben. Ihr müsst sie aufhalten. Wir flehen euch an“, gestand Ophanimon verzweifelt. „Und wie sollen wir diese Art der Digitation lernen? Es wird ja schlecht ein weiterer Sprit irgendwo auf uns warten“, mischte sich Takuya ein. „Ihr müsst eins mit eurem Element werden. Es gibt eine Prüfung der ihr euch stellen müsst.“ Seraphimon klang ernst und wand sich der Gruppe zu. „Wir können euch an einen Ort schicken, an dem ihr die größten Chancen habt, diese Digitation zu erlernen. Allerdings seid ihr dort dann auf euch selbst gestellt.“   Eine betretene Stille senkte sich über den Raum, bevor Tommy in die Mitte trat. „Wir können das Schaffen. Damals als wir zum ersten Mal herkamen, wussten wir nichts und wir haben diese Welt trotzdem gerettet. Das können wir wieder schaffen. Alles was wir dafür tun müssen ist an uns glauben und an das was wir alles gelernt haben“, erklärte Tommy aufrichtig. „Tommy hat Recht. Diese Welt braucht uns und nach allem, was wir erlebt haben, kann noch irgendjemand einfach gehen und so tun, als wäre nichts gewesen?“ „Leute das ist eine echte Premiere, aber Takuya hat Recht. Retten wir die Digiwelt.“ Mit einem zustimmenden Nicken stimmten alle Koujis Worten zu und sie wandten sich wieder an die drei Digiengel. „Wir sind soweit. Schickt uns hin, wo immer wir Antworten finden“, verkündete Takuya fest entschlossen. Mit einem Nicken wandten sich die drei heiligen Engel dem Kristall zu und erhoben ihre Hände. Wie auf ein Zeichen begann der schwebende Kristall zu leuchten und sich zu Drehen. Erst ganz langsam und dann immer schneller. Den Digirittern wurde langsam schwindelig und letztlich verlor jeder von ihnen erst den Boden unter ihren Füßen und schließlich das Bewusstsein.   ~*~   Es war das Rauschen des Windes, das Izumi wieder zu sich kommen ließ. Es war unglaublich heiß und der Wind wehte ihr Sand in den Mund. Sie konnte den Warmen Asphalt der Straße spüren und als sie die Augen öffnete sah sie die Wolken über den blauen Himmel ziehen. Es war ein unbeschreibliches Gefühl und sie gestattete sich ein noch einige Sekunden zu genießen, bevor sie sich aufrichtete. Offenbar war sie in einer Art Wüste gelandet. Doch am meisten beunruhigte sie, dass sie allein war. Quälend langsam zog die junge Frau ihre Jacke und den dünnen Pullover aus. Während sie den Pullover einfach um ihre Hüfte band, hielt sie die Jacke über ihren Kopf, um sich vor der Sonne zu schützen. Es gab zwei Dinge, die sicher waren: erstens sie musste die anderen finden und zweitens, sie musste aus der Sonne raus. Da sie keinen Anhaltspunkt hatte, in welche Richtung sie gehen musste, beschloss sie einfach dem Wind zu Folgen und das Beste zu hoffen.   Seit Stunden folgte Izumi nun bereits der Straße durch die Wüste. Es gab nicht ein einziges Zeichen von Leben oder einen wirklichen Hinweis, dass sie weitergekommen war. Wenn man von ihren schmerzenden Beinen und der sengenden Hitze absah, hatte sich die Gegend kaum verändert. Gerade als sie aufgeben wollte, sah sie den Schatten eines knorrigen alten Baumes. Erleichtert hielt sie auf den Schatten zu und nach ein paar Metern konnte sie im Schatten des Baumes etwas erkennen. Anfangs war es nur ein undeutlicher schwarzer Fleck, doch je näher sie kam desto klarer wurden die Umrisse einer Person. Erleichtert endlich jemanden gefunden zu haben beschleunigte Izumi ihre Schritte. Als sie den Schatten des Baumes endlich erreicht hatte, konnte sie genau erkennen, wer dort am Fuße des Baumes lehnte. „Oh mein Gott, Kouji!“ Erleichtert warf sich Izumi in die Arme ihres alten Freundes, was diesen schmerzhaft aufstöhnen lies. Sofort rückte die junge Frau ein Stück von Kouji ab und betrachtete ihn genauer. Auf den ersten Blick konnte sie keine Verletzungen erkennen, aber das musste nichts heißen. Sein dunkles T-Shirt würde mögliche Verletzungen verbergen. „Du bist verletzt.“ Es war keine Frage, wie Izumi feststellen musste und dabei hatte sie doch fragen wollen. „Ist das eine Frage?“ „Nein, eine Tatsache. Du hast aufgestöhnt, als ich dich umarmt habe. Und ich kenne den Unterschied zwischen schmerzhaft aufstöhnen und genervt“, erklärte sie geduldig. „Es ist nichts“, winkte Kouji ab und richtete sich noch ein wenig mehr auf. „Diese Verletzung hattest du schon, bevor du in den Zug gestiegen bist. Sie ist nur wieder schlimmer geworden“, schlussfolgerte Izumi leise. Wie gern hätte sie jetzt ihre Tasche bei sich gehabt, doch die stand immer noch im Schloss von Seraphimon. „Das ist alles halb so schlimm“, versuchte Kouji erneut die Situation herunter zu spielen. „Um das zu beurteilen, müsste ich die Verletzung sehen. Aber wir haben hier weder Wasser noch etwas das auch nur im Entferntestesten als Verband dienen könnte. Aber zuerst müssen wir hier weg. Die Lösung unseres Problems wird wohl kaum hier liegen.   Es dämmerte bereits als die beiden endlich die Berge am Ende der Wüste erreicht hatten. Es war ein anstrengender Weg gewesen, da Kouji sich als stur erwiesen hatte und auf jegliche Hilfe von Izumi verzichtet hatte. Da sie im Dunkeln unmöglich den Weg durch die Berge nehmen konnten, beschlossen die Beiden in der Höhle ihr Lager aufzuschlagen. Mit Hilfe ein paar verdorrter Zweige entzündete Kouji ein Feuer, da mit der Dunkelheit auch die Kälte kam. Obwohl Izumi dich am Feuer saß und sowohl ihren Pullover als auch ihre Jacke längst wieder angezogen hatte, fror sie. Es war als würde die Kälte geradewegs unter ihre Sachen kriechen. Wenn das so weiterging würde sie bestimmt kein Auge zu tun. Doch die Tatsache das Kouji nicht einmal zitterte, trieb die junge Blondine beinahe in den Wahnsinn. Das war schon damals so gewesen, als er ihr seine Jacke auf dem Weg zum Eiskontinent gegeben hatte. Damals schien ihm die Kälte auch nicht viel auszumachen. „Wie machst du das?“, warf Izumi frustriert in die Runde. „Momentan sitze ich einfach nur rum“, lachte Kouji leise. Er konnte sich denken, was sie so ärgerte. Es war nicht so, als wenn ihm nicht kalt wäre. Doch er war noch nie der Typ gewesen, der schnell gefroren hätte. „Ich friere mir hier den Arsch ab und du hast deine Jacke noch nicht einmal angezogen. Das ist so ungerecht“, murrte sie frustriert. „Komm her“, seufzte Kouji auf. Er spürte die Kälte, aber im Gegensatz zu ihr, saß er auf der windgeschützten Seite des Feuers. Nur zögerlich und äußerst wiederwillig erhob sich Izumi von ihrem Platz und umrundete das Feuer. „Na mach schon. Ich werde bestimmt nicht über dich herfallen.“ Es war eigentlich nicht seine Art, aber er musste zugeben, dass es Spaß machte sie zu provozieren. „Das hätte ich an deiner Stelle jetzt auch gesagt“, konterte sie, erleichtert, dass er sie auf den Arm nahm. „Erinnerst du dich an unseren Ausflug an den Strand in der Digiwelt. Ich war einer der wenigen, der nicht in deine Umkleide gestürmt war“, bemerkte Kouji leise. Ein wenig peinlich berührt, setzt sich Izumi neben ihn. Sie dachte nicht oft an diesen Tag zurück, zumal die Situation wirklich hätte in Auge gehen können. Nicht auszudenken, was geschehen wäre, wenn sie sich nur schneller für einen Badeanzug entschieden hätte. „Du solltest schlafen“, riss Kouji sie aus ihren Gedanken. „Mir ist zu kalt zum schlafen“, murmelte die junge Frau beleidigt. Zwar zog es auf dieser Seite des Feuers nicht mehr so, aber ihr war dennoch kalt. Seufzend rückte Kouji noch ein wenig näher zu ihr und legte einen Arm um sie. Nur langsam ließ sie dich gegen seine Schulter fallen und genoss die Wärme, die von ihm ausging. „Meinst du den anderen geht es gut?“, murmelte Izumi und starrte ins Feuer. „Bestimmt, bisher haben wir noch jede Prüfung der Digiwelt bestanden. Diese werden wir auch überstehen. Du wirst sehen, morgen suchen wir weiter nach den anderen und dann meistern wir die Ancient-Digitation.“ „Ich hoffe du hast Recht, aber wenigstens bin ich jetzt nicht mehr allein“, murmelte Izumi leise, bevor sie doch einschlief. Für einen Tag war einfach zu viel passiert. Entschlossen richtete Kouji seinen Blick wieder auf das Feuer. Er hoffte wirklich, das seine Worte der Wahrheit entsprachen und das die andern sich auch irgendwie gefunden hatten. Ophanimon hatte ihnen gesagt, sie waren bei dieser Prüfung auf sich allein gestellt. Deshalb hatte es ihn überrascht, als er auf Izumi getroffen war. Obwohl er zugeben musste, dass es wirklich ein gutes Gefühl war, nicht allein zu sein.   ~*~   Dem Heulen des Windes zu Folge tobte draußen vor der Höhle ein Sturm. Das war einer der Gründe, warum Izumi sich weigerte die Augen zu öffnen. Der andere Grund war Kouji oder viel mehr die Tatsache das sie immer noch in seinen Armen lag und offenbar so eingeschlafen war. Sie hatte nicht den Hauch eine Ahnung, ob sie sich dafür entschuldigen sollte oder ob es einfach mit der verqueren Situation abzutun war. So nervös und planlos war sie nicht einmal nach ihrem ersten One-Night-Stand gewesen. Sekunde, hatte sie diese Situation gerade wirklich mit einem One-Night-Stand verglichen? Es war doch gar nichts passiert. Es war kalt und sie ist an der Schulter eines Freundes eingeschlafen, was war schon dabei? Es war ja nicht so, dass sie heimlich in Kouji verliebt war und keiner von ihnen war Nackt gewesen. Also warum zum Teufel machte sie sich solche Gedanken. Kouji war nicht der erste männliche Freund, mit dem sie eine Nacht verbrachte, ohne mit ihm zu schlafen. Außerdem war Kouji auch nicht der erste gutaussehende Freund mit dem sie Zeit allein verbrachte. Zugegeben sah nicht einer ihrer männlichen Freunde auch nur annähernd so gut wie Kouji aus oder war so durchtrainiert oder hatte sie jemals so im Arm gehalten… aber was dachte sie da eigentlich. Sie musste sich ganz dringend beruhigen und ihre Gedanken ordnen. Was wahrscheinlich leichter wäre, wenn da draußen nicht so ein Sturm toben würde.   Wütend öffnete Izumi ihre Augen und stand auf. Ein wenig überrascht blickte Kouji ihr nach. Er hatte bemerkt, dass sie wach war, doch etwas hatte ihn davon abgehalten ihr das zu zeigen. Doch was Izumi jetzt vorhatte, konnte er beim besten Willen nicht sagen. Entschlossen stellte sie sich in den Eingang und aus Reflex stand er auf. Der Sturm da draußen war gefährlich und wer wusste schon, was ihr da draußen passieren könnte. Doch anstatt die Höhle zu verlassen, stemmte sie ihre Hände in die Hüften und beugte sich dem tosendem Sturm entgegen. „Es reicht! Ich versuche hier zu denken, aber bei dem Lärm ist das unmöglich. Also hör auf dich so aufzuspielen und stürme irgendwo anders!“ Sie wusste selbst nicht genau, warum sie den Sturm anschrie, als wenn er sie hören konnte, aber es tat ihr gut. Es war als würde ihre inne Anspannung von ihr abfallen. Für einen winzigen Augenblick waren Kouji, die Digiwelt und der neue unbekannte Feind völlig egal. Da waren nur sie und der Wind, der an ihren Kleidern zerrte und mit ihren Haaren spielte. Und für den Bruchteil einer Sekunde war es, als hätte Izumi in mitten des Sturm eine Art Regenbogen entdeckt. Doch das war unmöglich oder etwa nicht. „Ich sagte stopp“, wiederholte sie ganz ruhig und beobachtete blinzelnd, wie sich der Sturm innerhalb von Sekunden legte. „Was war das?“, murmelte Kouji und trat neben Izumi. „Ich schätze das war die wahre Macht des Windes. Dieser Sturm spiegelte das Chaos in meinen Gedanken wieder. Das war es das Ophanimon meinte. Wir sind auf uns allein gestellt, weil nur wir unsere Gedanken, Ängste, Träume, Wünsche oder Emotionen kontrollieren können“, erklärte Izumi zögerlich und blickte Kouji an. „Und jetzt will ich mir deinen halb so schlimmen Kratzer ansehen, denn dir läuft da Blut über den Arm.“ „Ehrlich, das ist nichts!“, beharrte Kouji eisern. „Ehrlich, zieh das verdammte Shirt selbst aus oder ich tue es“, erklärte Izumi eisern. Was auch immer Kouji sagen wollte, er wusste, dass es ihm nicht viel nützen würde. Wiederwillig zog er sein Shirt aus. Eigentlich war es halb so schlimm, aber die Streifwunde, die der Querschläger auf dem Übungspatz hinterlassen hatte, hatte wohl wieder angefangen zu bluten. Ohne ein Wort zu sagen, entfernte Izumi das Pflaster von seiner Schulter und betrachtete die Wunde. In dem Punkt hatte er nicht gelogen, es schien wirklich nicht weiter schlimm zu sein, aber dennoch wäre es besser, wenn sie die Wunde ordentlich abbinden konnte. Frustriert zog Izumi ihre Jacke aus. Wenn sie keinen anständigen Verband dahatte, würde sie eben improvisieren müssen und sich einen basteln. „Was tust du da?“, fragte Kouji irritiert, als sich Izumi nach ihrer Jacke und dem Pullover nun auch ihres Tops entledigen wollte. „Einen Verband basteln. Ich gehe nämlich nicht davon aus, dass du einen in der Tasche hast.“ Der Gedanke, dass er nervös würde, weil sie sich auszog war amüsant. Dennoch musste sie sich beeilen und deshalb zog sie ihren dünnen Pullover schnell wieder über und widmete sich ihrem weißem Top. Es war eine Schande es zerreißen zu müssen, aber eine andere Möglichkeit sah sie gerade nicht. Nachdem sie einen Anfang gefunden hatte, war es einfacher die Fasern des Gewebes zu durchtrennen und nach nicht einmal einer halben Stunde hatte sie Kouji einen halbwegs festen Verband angelegt, der die Blutung fürs erste Stoppen sollte.   Stumm hatte er Izumi dabei beobachtet, wie sie den improvisierten Verband angelegt hatte. Es war nicht zu übersehen, dass sie das nicht zum ersten Mal getan hatte. Sie hatte im Zug gefragt, was er und sein Bruder jetzt taten und auch alle anderen hatte sie ermutigt von ihrem Leben zu erzählen. Doch sie selbst hatte nicht ein Wort über ihr jetziges Leben verloren. „Was tust du eigentlich.“ Seine ruhigen Worte ließen Izumi in ihrer Bewegung innehalten. Sie hatte noch einmal nachgesehen, ob der Verband auch wirklich richtig saß und Kouji nicht behindern würde. „Ich kontrolliere den Verband noch einmal. Immerhin soll er nicht verrutschen, wenn du dich bewegst“, murmelte sie und schob sich eine Blonde Strähne hinters Ohr. Ohne auf ihre Erklärung zu achten griff Kouji nach ihrem Arm und zog sie noch ein Stück näher. „Das meinte ich nicht“, beharrte er ruhig und zwang sie ihm in die Augen zu sehen. „Ich studiere Medizin, auch wenn mein Ex-Freund nicht glaub, dass ich das durchziehen kann. Zufrieden?“ Sie redete nicht gern über das Thema. Sicher sie war stolz, dass sie Medizin studierte, doch es war nicht immer einfach. Wann immer das Thema auf ihr Studium fiel, kam auch ihr Ex in Gespräch und das setzte Izumi auch nach mittlerweile 5 Monaten noch zu. Sie hatten sich immer gestritten. Es ging weniger um das Studium an sich, viel mehr um ihre Pläne danach. Sie wollte in einem Krankenhaus arbeiten und Leben retten, doch ihr Exfreund hätte sie lieber in einer kleinen Arztpraxis gesehen, wo es weniger schlimme Dinge gab und regelmäßige Arbeitszeiten. „Du bist eine starke und selbstbewusste Frau, warum solltest du das nicht durchziehen? Ich kenne dich Izumi. Du gibst nicht auf nur, weil es gerade einmal schwierig ist.“ „Warum klingst das so, als würdest du aufgeben wollen“, murmelte sie und tippte Kouji mit dem Zeigefinger gegen die Brust. „Du läufst nicht vor deinen Problemen weg und du musst endlich einsehen, dass du nicht allein bist. Damals war doch auch alles leichter, als du dich auf uns eingelassen hast. Wir waren … nein wir sind ein verdammt gutes Team und auch wenn Takuya vielleicht das Herz unserer Gruppe ist, der Kopf bist eindeutig du.“ Es war ein schwacher Versuch Kouji aufzumuntern, aber er musste doch endlich begreifen, dass er sich nicht allein gegen den Rest der Welt stellen musste.   Einen Moment sah Kouji Izumi einfach nur in die Augen, bevor sich ein leichtes Lächeln auf seine Lippen stahl. „Dein Ex ist ein Idiot!“ „Du kennst ihn nicht einmal“, lachte Izumi leise auf. Wie oft hatte sie ihrem Ex das und noch schlimmere Dinge vorgeworfen. „Stell mich ihm vor, dann kann ich ihm erst eine reinhauen und mich dann vielleicht bedanken.“ Perplex starrte Izumi den jungen Mann vor ihr an. Den ersten Teil seines Satzes konnte sie sich noch irgendwie erklären, aber Schluss machte überhaupt keinen Sinn mehr. „Warum … das ergibt“, begann sie zögerlich. „Weist du, wenn Takuya das Herz unseres Teams ist, dann bist du auf jeden Fall die Seele“, erklärte Kouji schmunzelnd und zog die noch immer leicht verwirrte Izumi weiter zu sich. Doch im selben Moment schien die junge Frau endlich begreifen, worauf Kouji hinauswollte und was er vorhatte. Er würde sie Küssen und das obwohl sie immer noch nicht wusste, was ihre verqueren Gedanken vom Morgen zu bedeuten hatten. „Kouji…“, wisperte sie und noch im selben Moment als sich seine Lippen auf ihre legten, brach der Sturm wieder los. Doch dieses Mal war die kleine Höhle der Mittelpunkt. Es war ein Teufelskreis. Um die Ancient-Digitation zu meistern, musste sie ihre verqueren Gedanken ordnen. Doch wie sollte sie das schaffen, wenn ausgerechnet Kouji mit jedem zweiten Satz oder jeder dritten so dermaßen aus dem Konzept brachte. Vielleicht spielte das auch alles gar keine Rolle und sie sollte sich fallen lassen. Offenbar hatten sie noch einen langen Weg vor sich, also was hatte sie schon zu verlieren.   ~*~   Lachend wandte sie sich vom dunklem Spiegel ab. Da hatte Ophanimon also wirklich die Menschen zurück in die Digiwelt geholt, um sie aufzuhalten. Also nahm sie die Bedrohung endlich ernst. Was würde das noch für ein Spaß werden. „Was werden wir wegen den Menschen unternehmen, meine Liebe?“ Langsam schritt Devimon aus den Schatten auf sie zu. Er hatte eine Weile überlegt, ob er sich ihr zeigen sollte. Da sie die Sache mit den Menschen herausgefunden hatte, war er davon ausgegangen, dass ihre Laune tödlich sein würde. Doch stattdessen schien sie fast vergnügt. „Weißt du, Devimon, wir sollten sie begrüßen. Die Schatten sind trügerisch und die Dunkelheit kann tödlich sein. Vor allem, da sie noch so hilflos sind, solltest du spielend mit ihnen fertig werden.“ „Wie du wünscht, Lilithmon.“ Während sich Devimon in die Schatten zurückzog wandte sie ihren Blick wieder auf die Menschen. Ab jetzt würde es lustig werden.   ~Ende~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)