Ashounputtel von Writing_League ================================================================================ Eine bleibende Erinnerung ------------------------- Shou lief so schnell er konnte. Ihm war inzwischen nicht nur der Prinz auf den Fersen sondern auch ein paar Wachmänner, die dazu angestiftet worden waren, ihn aufzuhalten. Der Steinboden war barfuß unangenehm, denn ein vernünftiges Fußabrollen war unmöglich, wenn er sich nicht die Hacken zerstören wollte. Das Beste daraus machend und in jedem Schritt federnd, hielt er durch und schaffte es zur Kutsche, wo die zwei Eichhörnchen in Form von Menschen ihn aufgebracht in Empfang nahmen. Auch sie hatten bemerkt, wie eng es war und mit jedem Glockenschlag, der durch die Nacht hallte, wurde ihre Panik größer. Sobald Shou die Kutsche betreten hatte, fuhren sie los, schlossen noch währenddessen die Tür und schafften es, den Verfolgern vorerst zu entkommen. Mit hohem Tempo fuhren sie hinfort, den Weg zurück durch die Stadt und mussten zu ihrem Bedauern recht bald merken, dass sie erneut verfolgt wurden. Der Prinz saß genau wie die Wachleute auf Pferden. Shou und der Rest hatten schlechte Karten, da sie das zusätzliche Gewicht der Kutsche irgendwie stemmen mussten. Genau die sorgte auch dafür, dass sie nicht so agil waren wie die einzelnen Reiter.   Das rhythmische Schlagen der Glocke war auch noch außerhalb der Stadt zu hören. Sie hatten es bis zum Wald geschafft, der ihnen aufgrund fehlender Beleuchtung und der dicht gewachsenen Bäume ein wenig Schutz bot und sie verborgen hielt. Hören konnten sie die Verfolger allerdings immer noch, wie sie ihre Pferde antrieben, genau wie das Stampfen der Pferdehufen. Die Kutsche wurde langsamer, fuhr eiernd vor sich hin und rollte mit hohem Tempo aus, während die Pferde, die Kutscher und auch sie selbst schrumpfte. Shou konnte sich noch mit einem Sprung hinaus retten, dann war ihr Zauber vergangen. Mit einer flinken Bewegung und einem rasenden Herzen sammelte er die Eichhörnchen und Mäuse ein, dann brachte er sich hinter den Büschen in Sicherheit. An ihnen vorbei jagten die Reiter, aber sie bemerkten ihr Versteck nicht.   Es war geschafft. Sie waren zwar nicht Zuhause angekommen, aber das machte nichts. Gemeinsam machten sie sich auf den Heimweg – zu Fuß nun, wo sie keine Kutsche mehr hatten, aber das war okay. Shou genoss den Spaziergang im Mondlicht. Die Friedlichkeit der Nacht beruhigte ihn und half ihm, die Geschehnisse Revue passieren zu lassen. „Es hat sich herausgestellt, dass Doumoto-senpai ein Prinz ist in dieser Realität. Er wollte, dass ich bei ihm bleibe“, sagte Shou zu den Eichhörnchen und den Mäusen und musste ein wenig lächeln. Als ihm das bewusst wurde, schlug er sich eine Hand vor den Mund. Die Wahrheit war, dass er die Zeit mit Doumoto sehr genossen hatte und dass auch er bei ihm bleiben wollte. Er fand sich selbst peinlich für seine Gedanken, aber sie ließen sich nicht stoppen und brachten sein Herz zum Flattern.   Shou war glücklich – den ganzen Weg zurück zu dem fremden Haus, das sein Zuhause war und auch noch, als er sich längst in sein Bett zurückgezogen hatte. Er brauchte lange, bis ihn die Bilder in seinem Kopf einschlafen ließen.       Es war hell draußen, als er die Augen wieder öffnete. Die lichtdurchlässigen Gardinen vor dem Fenster schafften es kaum, viel vom Sonnenlicht abzuschirmen. Einen kurzen Moment lang blendete es ihn und er musst sich erst einmal dran gewöhnen, bis er klar sehen konnte. Shou setzte sich auf, strich sich übers Gesicht. Es fühlte sich anders an. Das Bett war gewohnt hart und trotzdem war es nicht das, in dem er aufwachen wollte. Als sich langsam der Schleier der Blindheit legte, sah Shou schnell, was er eigentlich schon wusste – er war in seinem Bett aufgewacht, in seiner Wohnung. Das große, europäische Haus war nur noch eine Erinnerung, genau wie Prinz Jitarou. Alles war nur ein Traum gewesen, nicht echt, hatte nie existiert.   Aber es war schön gewesen. Vielleicht könnte Shou eines Tages aufhören, davonzulaufen. Nicht heute, nicht mit den blau-weiß geringelten Socken, die er trug. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)