Prince and Pea von Writing_League (A nohrian reenactment. Kind of.) ================================================================================ Epilog: Ugh, not again! ----------------------- „Takumi“, fragte Leo japsend, „ist das Klee in deinen Haaren?“ Takumi hatte keine Zeit, um es zu überprüfen. Er war zu beschäftigt damit, sich gegen die Tür in seinem Rücken zu pressen. Angestrengt lauschte er nach dem Geräusch von hohen Absätzen auf Mamor. „Kann sein“, antwortete er, als er nichts hörte. „Was war das?“ „Camilla. Glaube ich.“ Neben ihm stützte sich Leo auf seine Oberschenkel und holte ein paar Mal tief Luft. Er sah fertig aus. Zu fertig für den kurzem Weg von Katharinas Gärten bis hier – wo auch immer hier war. „Du solltest mehr Kondition haben.“ Leo schnaufte unbegeistert. „Ich bin Reiter, kein Fußsoldat.“ „Und ein Prinz, huh?“, erwiderte er trocken. Für einen Moment starrten sie einander an, Leo mit finsterem Blick, Takumi mit hochgezogener Augenbraue. Leo war der Erste, der lachte. Es war nur ein leises Lachen, doch es ließ die feinen Härchen auf Takumis Oberarmen kribbeln. Noch vor ein paar Tagen hätte er sich nicht träumen lassen, dass man ihn und den nohrischen Kronprinzen allein in einem Raum lassen konnte, ohne das Schlimmste befürchten zu müssen. Nicht zuletzt, weil er mit einem gewissen Groll nach Nohr gereist war, sauer wegen der Sache mit Kamui, sauer wegen des Krieges, sauer wegen dem Feuerzauber. Nie hätte Takumi geglaubt, dass er ausgerechnet mit Prinz Leo auf einen grünen Zweig kommen würde – und doch war irgendwo zwischen Cassias Bibliothek und heißer Schokolade ein Knoten geplatzt. Grinsend erwiderte er Leos Lachen. „Immerhin hat es gereicht, um die Mädchen abzuhängen“, sagte er schließlich. Leos Blick huschte zur Tür. Erst, als auch er nichts hörte, nickte er. „Weil Elise im Gegensatz zu dir nicht durchs Blumenbeet gestürzt ist.“ „Ich hatte es halt eilig“, murrte Takumi. „Elise hat mich nur gefragt, ob sie mir die Haare flechten darf. Konnte ich ahnen, dass–“ „-sie über dich herfallen, wie ein paar Harpyien?“ Missbilligend schüttelte Leo den Kopf. Sein Blick sprach Bände. Ja, schien er ihm sagen zu wollen. Das und noch mehr. Camilla war schon so, da war ich drei. Vermutlich war Elise kaum einen Deut besser. Dennoch nickte Takumi nur dumpf. Zur Antwort seufzte sein Begleiter schwer. „Ich dachte, Camillas Sticheleien wären Warnung genug gewesen.“ „Hinoka hat mich feige genannt.“ Jetzt, wo die akute Gefahr hoffentlich in einem anderen, weit entfernten Gang verschwunden war, fasste er sich doch ins Haar. Vorsichtig tastete er über seinen Pony. Da war noch alles in Ordnung - aber auch nur da. Die Mädchen hatten seinen Zopf gelöst. Der Flechtzopf, den ihm Elise stattdessen gebunden hatte, saß viel tiefer. Takumi tastete nach den kurzen Strähnen, die für einen im Nacken gebundenen Zopf zu kurz waren, ertastete allerdings etwas ganz Anderes. Es war flach, nachgiebig und nicht sehr groß. Unter seinen Fingern fühlte es sich glatt und klamm an. Kurzentschlossen zog er daran und musterte das Ding. Es war ein Stengel mit vier gleichförmigen, fast runden, grünen Blättern. „Du hast recht“, murrte er unglücklich. „Sie haben mir Grünzeug ins Haar gebunden.“ Neben ihm nickte Leo. „Klee“, verbesserte er ihn betrübt. „Soweit ich weiß, heißt das so viel wie ‚Sei mein!‘ oder so einen Käse. Pflanzensprache hat mich noch nie interessiert.“ „Sei ... mein?“ „Ja. Camillas Idee, da wette ich mit dir.“ Die Erinnerung an Camilla kam wieder hoch. An das Getuschel der Mädchen in den Gärten. An Sakuras hochroten Kopf. An Hinokas Sticheleien. An Camillas wissendes Lächeln ... Takumi schluckte unwillkürlich. Sich Katharinas Gärten zeigen zu lassen, war ein Fehler gewesen. Einer, den er hoffentlich nicht wiederholen würde. Vermutlich sollte er einfach alle Orte, die ihre Schwestern toll fanden, meiden. Skeptisch sah er sich um. Nein, der Raum, in den sie sich geflüchtet hatten, wirkte nicht wie ein Ort, die die Mädchen toll fanden. Zugegeben, er kannte Elise noch nicht lange – aber er kannte Sakura lange genug. Und mit den zugezogenen Vorhängen wirkte der Raum viel zu finster, mit den massiven Steinwänden viel zu trist, um Sakuras Interesse zu wecken. Die an den Wänden hängenden Schwerter und die monströse Äxte, die höchstens Camilla spannend gefunden hätte, taten ihr übriges. Neugierig löste Takumi sich von der Tür und trat in den Raum. Sein Weg führte ihn zu einer von knapp zwei Dutzend Vitrinen, die sich in zwei langen Reihen durch den Raum zogen. Auf einem dunklen Kissen – rot, violett, bei den dürftigen Lichtverhältnissen war der Farbton kaum auszumachen – ruhte ein silbernes Diadem. „Wo sind wir hier, Leo?“ Leo antwortete nicht sofort, doch Takumi hörte, wie er sich ebenfalls bewegte. Seinen Schritten folgte ein leises Klirren, dann Knistern. Gänsehaut kroch über seine Arme. Instinktiv fuhr Takumi herum, doch es war nur ein Schwefelholz, das sein flackerndes Licht auf Leos Gesicht warf. Auf das Feuer konzentriert, hielt er das Holz gegen die erste Kerze eines Leuchters, bis auch sie brannte. Über die Flammen hinweg spähte Leo im Augenwinkel zu ihm. Ihr Blickkontakt dauerte nur einen Wimpernschlag lang, doch er genügte. Sie wussten beide, dass er das gleiche mit Magie viel schneller hätte erledigen können. Sie wussten beide, dass er es nicht tun würde. Mit jeder weiteren Kerze, die aufflammte, beruhigte Takumis Puls sich etwas mehr. Schließlich, als jede von ihnen brannte, ergriff Leo den Leuchter und trat zu ihm. „Das hier ist die Trophäenkammer.“ „Oh.“ Mit neuem Interesse blickte er zu der Vitrine vor ihm, zu den Äxten und den Vorhängen. „Ganz schön finster für so einen Ort, findest du nicht?“ Neben ihm schüttelte Leo den Kopf, doch sein Blick sprach nicht von Missbilligung. „Es heißt, Licht wecke die Toten“, antwortete er ihm. Bevor Takumi die nächste Frage stellen konnte, fuhr er fort: „In Nohr gibt es den Glauben, dass der Tod an einem Zimmer haften bleibt, wenn in ihm jemand stirbt. Aus diesem Grund werden solche Räume in Schloss Krakenburg nicht weiter genutzt. Man zieht die Vorhänge zu und verschließt die Türen.“ „Also ist hier drin jemand ...?“ Leo warf ihm einen verdatterten Blick zu, dann lachte er leise. „Nein. Nein, nicht doch. Aber das muss man von außen nicht sehen.“ „Also nutzt ihr den Aberglauben, um Diebesgesindel von diesem Raum fernzuhalten. Hilft es denn?“ Neugierig trat Takumi zu der nächsten Vitrine, um auch in diese zu spähen. Leo folgte ihm wie ein flackernder Schatten. Der Dolch unter dem Glas wirkte unspektakulär, trotz – oder gerade wegen der Aufmachung auf dem viel zu großen Kissen – unspektakulär. Unzufrieden trottete er weiter. „Nun, den letzten, der es bis vor diese Türen geschafft hat, habe ich selbst aufgehalten.“ „Hast du? Was hast du mit ihm–“ Der Rest der Frage blieb ihm im Halse stecken, kaum dass Takumi die dritte Vitrine erreichte. Auf dem Kissen lag kein Diadem und auch sonst kein Schmuck. Es war auch keine Waffe oder irgendetwas, das Takumi in eine Ausstellung getan hätte. Es waren Kugeln. Kleine, ein bisschen eingedellte Kugeln. Sie hätten aus Gold sein können, doch dafür hätten sie im Licht der Kerzen glänzen müssen. Takumi hätte sie für einen Irrtum gehalten, wäre nicht ihre Anordnung gewesen. Das jemand sie angeordnet hatte, stand außer Frage. Takumi erkannte einen Penis, wenn er ihn sah, und das war eindeutig und ohne Zweifel ein Pimmel. Ein dämlicher, aus Erbsen geformter ... Pimmel. Er warf Leo einen skeptischen Blick zu, doch der war so blass, wie Takumi sich fühlte. Schweigend griff Leo nach dem Zettel, der unter der Vitrine klemmte. „Was ich mit ihm getan habe?“, fragte er. Beinahe, als sei es seine Antwort auf die Frage, hielt er Takumi den Zettel entgegen. „Ich fürchte, das verzeihst du mir nicht.“   Sehr geehrter Mylord Leo, Sehr geehrter Mylord Takumi,   ich habe mir erlaubt, zusammenzutragen, was Ihr zurückgelassen habt.   N. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)