Das letzte Gefecht von Himawarichan (Shinjitsu Wa Itsumo Hitotsu) ================================================================================ Kapitel 3: Akamizu – Sousa-Teil oder: Unerwartete Verbündete ------------------------------------------------------------ Kapitel 3 – Akamizu – Sousa-Teil* oder: Unerwartete Verbündete *Sousa = Ermittlungen Samstag, 04. Juli, 17:10 Uhr, Café Poirot, Beika-Viertel Gut gelaunt wischte der sonnengebräunte junge Mann mit den hellbraun gefärbten Haaren zum zweiten Mal über den mittlerweile blitzblank gescheuerten Bedientresen des Cafés. Nur wenige Meter von ihm entfernt kümmerte sich seine braunhaarige Kollegin, die Kellnerin Azusa Enomoto, um die Tischhygiene. Ebenso beschwingt wie er, machte sie sich ans Werk, den letzten verbleibenden Tisch direkt am Fenster zur Straße zu säubern, bevor die letzten Gäste des Abends eintreffen würden. Da sich aktuell keine Gäste im Geschäft befanden, hatten die beiden entschieden, dass nun der beste Zeitpunkt für ihre Putzoffensive gekommen war. Azusa warf einen Blick aus dem Fenster und bemerkte, dass die Luft über dem Asphalt der Straße vor Hitze zu flimmern schien. Froh darüber, in einem der vielen japanischen mit einer Klimaanlage ausgestatteten Läden arbeiten zu dürfen, wandte sie sich wieder dem Tisch zu. „Tooru,“ meinte sie plötzlich „ich weiß nicht wieso, aber dieser Typ da drüben ist wirklich eigenartig,“ Amuro stellte das Getränkeglas, welches er bis eben noch poliert hatte, zurück auf die Ablage. „Wen meinst Du?“ Fragte er mit seinem üblichen unbekümmerten Lächeln, doch innerlich war er hochkonzentriert. „Na, diesen Mann dort hinten. Er steht da schon seit Stunden. Als ich um die Mittagszeit den Tisch hier abgewischt habe, war er auch schon da… niemand steht bei dieser Hitze freiwillig da draußen herum...“ Amuro trat nun neben sie an das Fenster und er sah sofort, was sie meinte. Der Mann da draußen war verdächtig. Er machte hin und wieder ein paar Schritte vor und zurück, scheinbar um sich die Beine zu vertreten, doch er behielt immer dieses Gebäude fest im Blick. „Hm. Der ist tatsächlich suspekt. Ich gehe am Besten mal kurz zu ihm und bitte ihn, sich einen anderen Platz zum Herumstehen zu suchen. Mit seinem Gestiere verschreckt er ja alle Gäste...“ meinte Tooru und Azusa schenkte ihm ein dankbares Lächeln. Sie hatte befürchtet, dass der unheimliche Mann zu ihrem Schichtende immer noch dort stehen würde und der Weg zu ihrer Wohnung führte genau an ihm vorbei. Tooru Amuro, dessen wirklicher Name Rei Furuya lautete, war in Wirklichkeit kein gewöhnlicher Angestellter des Cafés, sondern ein ausgebildeter Agent der japanischen Sicherheitspolizei, der sich auf einem Undercover-Einsatz befand. Als Mitglied der Sicherheitspolizei hatte er natürlich eine Polizeiausbildung an der Polizeiakademie genossen. Aus diesem Grund erkannte er sofort, dass mit diesem Kerl, der sich dort an der Straßenecke die Beine in den Bauch stand, etwas nicht stimmte. Solche Typen konnte er zwanzig Meilen gegen den Wind riechen. Immerhin war das sein Job. Und er persönlich war der Meinung, dass er diesen gut machte. Langsam und möglichst gelangweilt aussehend, trat er aus dem Café, seine Arbeitsschürze hatte er noch umgebunden. Er tat so, als wäre er ein gewöhnlicher Angestellter, der nur einen Moment seinen Arbeitsplatz verließ um, die zugegebenermaßen sehr heiße, frische Luft zu schnappen. Unauffällig sah er sich um. Aus den Augenwinkeln erkannte er, dass es sich bei dem Mann um einen relativ großen, fast schon dürr anmutenden Mann in seinen Zwanzigern handelte. Er trug einen schwarzen Mantel und eine Sonnenbrille und schien ziemlich gelangweilt zu sein. “Na na. Was ist das denn für eine Arbeitseinstellung?” Dachte der Mann mit den hellbraunen Haaren und ging ein paar Schritte auf den Kerl zu. Nun erkannte er, dass dieser pechschwarze Haare und ein langes, schmales Gesicht mit wulstigen Lippen hatte, welches ihn unweigerlich an einen Fisch denken ließ. “Moment...” kam er ins Grübeln, “...irgendwoher kenne ich diesen Typen. Er hat ein viel zu markantes Gesicht, als dass ich mich nicht an ihn erinnern könnte.” In diesem Moment fiel es ihm ein. Er hatte ihn schon einmal gesehen, als er ihm persönlich einen Auftrag erteilt hatte. Etwas, dass dieser im Namen der schwarzen Organisation hatte erledigen müssen. Es hatte sich zwar nur um einen minderwertigen Auftrag gehandelt und soweit Bourbon wusste, war dieser Mann nur ein Mitglied von niederem Rang in der Organisation. “Ano kata” hatte ihm noch nicht einmal einen Codenamen gegeben und Amuro glaubte nicht, dass das Fischgesicht genug Grips besaß um sich einen eigenen zu verdienen. “Obwohl... Wodka hat es schließlich auch geschafft.” “Was macht der hier?” Fragte er sich und folgte dem Blick des Mannes. Amuro erkannte, dass der Blick des Kerls direkt auf die große Fensterfront der Detektei Mori gerichtet war. Dem musste er sofort auf den Grund gehen. Dies hier war sein Territorium. “Was macht der hier? Und warum hat mir Wermut nicht gesagt, dass jemand direkt in meiner Nähe unter Beobachtung steht?” dachte er, nun doch ein wenig beunruhigt. Samtag, 04. Juli, 17:10 Uhr, Vergnügungspark Tropical Land Hochinteressiert beobachtete der Mann jeden Schritt des Jungen. Das Kind mit der Brille stand nun schon mehrere Minuten vollkommen in Gedanken vertieft neben dem Schwimmbecken mit dem Toten und schien zu grübeln. Er hatte mit der Installation seiner Kamera einen Glückstreffer gelandet. Er sah den braunhaarigen Jungen in direkter Frontansicht. Er zoomte den Kopf des Jungen etwas heran, nun konnte er die Denkfalten auf der Stirn des Kindes erkennen. Der Ausdruck im Gesicht des Jungen zeugte davon, dass er sich ernsthafte Gedanken machte. Wenige Minuten zuvor hatte er noch beobachten können, dass der Junge die Anweisung gegeben hatte, dass die Türen im Saal verschlossen werden mussten, damit keiner den Saal verlassen konnte, da sich der Täter vermutlich noch im Raum befand. Tatsächlich schien dies auch dem Mann von der Security einzuleuchten und er war davongeeilt, um die beiden Türen, welche in den Saal führten, zu verriegeln. Der Mann im schwarzen Anzug zollte dieser Tatsache Respekt. Da schien sich jemand wirklich sehr gut auszukennen für sein Alter. Er selbst ahnte, dass es unwahrscheinlich war, dass einer der Zuschauer den Mord begangen haben könnte. Und er hatte so ein Gefühl, dass auch der Junge dies bedachte. Conan Edogawa stand noch immer neben dem Becken mit Wasser. Bis die Polizei eintraf, würde er hier stehen bleiben und dafür sorgen, dass sonst niemand dem Tatort zu nahe kommen würde. „War das ein Unfall? Er muss doch ein geübter Springer gewesen sein… das kann ich mir einfach nicht vorstellen… außerdem ist das merkwürdig. Wie kann das Wasser so blutrot sein? Soviel Kunstblut ist doch vorhin überhaupt nicht geflossen. Und die Wunde am Kopf sieht mir wie ein oberflächlicher Riss aus. Das kann nicht sein. Die Maße des Beckens betragen höchstens 4 x 4 m. Tief ist es laut der Markierung am Beckenrand ebenfalls rund 4 Meter. Darin befindet eine viel zu große Masse an Wasser, als dass es so rot sein kann. Selbst wenn sich das komplette Blut aus dem Blutkreislauf des Mannes mit diesen Wassermassen vermischen würde, wäre es höchstens hellrot eingefärbt. Und überhaupt… direkt am Rand des Beckens kann ich trotz der unzähligen Spritzer keine Blutspur sehen, die darauf hindeutet, dass er sich dort verletzt hätte. Alle Spritzer sind viel zu weit vom Beckenrand entfernt, keiner davon befindet sich direkt an der Kante. Daher bin ich mir zu hundert Prozent sicher. Das hier war kein Unfall. Es war Mord. Zwischen dem Sprung des Mannes und der Leiche sind nur wenige Minuten vergangen. Es muss also in dieser kurzen Zeitspanne passiert sein.” Tief in Gedanken versunken streckte er seine Finger aus und tauchte sie in das rote Wasser. „Herrje, ist das kalt… das Wasser ist ja kaum 10 Grad warm… wie eigenartig.“ sofort zog er seine Finger wieder heraus. Er betrachtete seine Fingerspitzen genauer und roch daran. „Das riecht auch nicht nach Blut… vermutlich ist es eine Mischung aus Blut und einer Farbe...“ Er sah sich die Umgebung, in der er sich befand, noch einmal genauer an. Wie er es sich gedacht hatte, befand er sich auf dem rechten Teil der Bühne. Es war genau die Seite, die die Zuschauer aufgrund der vordergründig aufgestellten Eisskulpturen nicht sehen konnten. Genau diese Bühnenskulpturen befanden sich nun in seinem Rücken, er war mehr oder weniger von ihnen eingeschlossen. Von den Zuschauersitzplätzen aus konnte man ausschließlich den funkelnden Berg aus Eis sehen, der sich direkt vor dem Becken mit Wasser erhob. Es war also vollkommen unmöglich, dass einer der Zuschauer etwas von dem Vorfall mitbekommen hatte. Auch jetzt drang zwar von mehreren Seiten aufgeregtes und verwirrtes Stimmengewirr an seine Ohren, doch was genau geschehen war, schienen die Gäste der Show noch nicht zu wissen. In diesem Moment ertönte eine Lautsprecherdurchsage: „Sehr geehrte Damen und Herren, wir müssen die Show leider für heute unterbrechen… wir möchten Sie bitten, auf Ihren Plätzen zu warten,“ die Stimmen auf der anderen Seite der Bühnenbilder wurden nun lauter und einige zeugten von großem Unverständnis. “Wenn ich mir den Tatort hier so ansehe, bleibt nur eine Schlussfolgerung übrig: Die einzigen, die wirklich als Mörder in Frage kommen, sind Personen, die den genauen Ablauf der Show und die Gegebenheiten hinter den Bühnenbildnissen auf der Bühne kannten. Keiner der Zuschauer hatte wissen können, was nach dem Sprung mit dem Hauptdarsteller passierte. Es konnte nur jemand gewesen sein, der wusste, dass das Opfer in ein Becken mit Wasser springen würde. Die Hauptverdächtigen sind also auf jeden Fall die Mitglieder dieses Ensembles und die Bühnenarbeiter. Es besteht natürlich die Möglichkeit, dass noch andere Personen in den Ablauf eingeweiht waren. Verwandte oder Bekannte der Angestellten. Das ist aber unwahrscheinlich. Hätten die wirklich ein Motiv, einen Unbekannten zu ermorden… Und… wie hat es der Täter gemacht? Ich sehe hier keinerlei Spuren eines Kampfes oder einer Vorrichtung...” Samstag, 04. Juli, 17:20 Uhr, Ein unbekanntes Apartment “Was sagst Du da?” Die Amerikanerin mit den langen blonden Haaren, welche in der Organisation auf den Namen Wermut hörte, horchte sofort auf, als sie Bourbons Stimme vernahm. “Ich sagte, dass es hier neben mir noch einmal jemanden gibt, der mein Zielobjekt beobachtet. Warum hast Du mir nicht Bescheid gesagt?” “Davon weiß ich nichts...” murmelte Wermut, vollkommen überrumpelt von dieser Information. “Wie eigenartig. Als ich ihn fragte, welchen Befehl er erhalten hat und von wem, meinte er, dass er die beiden Bewohner der Detektei Mori im Auge behalten solle. Er gäbe da zwar noch ein Kind, aber dieses wäre zweitrangig. Er solle sich auf die beiden Erwachsenen konzentrieren. Und dann meinte er noch...” und als Bourbon diese Worte aussprach, weiteten sich Wermuts Augen entsetzt “...dass er den Befehl von Vodka erhalten habe und dass dieser direkt von “ano kata” gekommen wäre...” Wermut schluckte. Bis eben hatte sie noch entspannt nach einem Bad in ihrem Bademantel in ihrem Apartment in ihrem bequemen Sessel gesessen, neben sich ein Glas Wein. Der vorhin noch süß im Abgang schmeckende Tropfen hinterließ nun einen beinahe sauren Nachgeschmack auf ihrer Zunge. “Ich… ich weiß tatsächlich nichts davon...” meinte die Frau, deren zuvor noch weicher Sessel sich plötzlich steinhart und unbequem anfühlte. “Ich werde das in Erfahrung bringen.” Sie beendete das Gespräch abrupt, sie benötigte einen Moment Zeit um nachzudenken. Was sollte das? Warum stand die Detektei Mori unter Beobachtung? Hatte Gin nun doch noch vor, Kogoro Mori aus dem Weg zu räumen und möglicherweise mit “ano kata” gesprochen? Sie hatte gedacht, dass sie ihm dies damals nach dem vereitelten Anschlag auf den Politiker Domon hatte ausreden können. Hastig griff sie nach ihrem Mobiltelefon und tippte eine Nachricht ein. Als sie die E-Mail-Adresse des Empfängers eingab, war für wenige Sekunden der Anfang eines bekannten Kinderlieds zu hören. “Hast Du den Befehl gegeben, die Detektei Mori zu beschatten?” Als sie nur wenige Minuten später die Antwort erhielt, wurde ihr Gesicht unnatürlich blass. “In dieser Angelegenheit gibt es nichts zu besprechen. Wir haben womöglich einen Verräter in der Organisation. Du überschreitest deinen Kompetenzbereich. Halt Dich da raus.” Zitternd griff sie nach dem Glas mit dem blutroten Wein und nahm noch einen Schluck zur Beruhigung. Sie ging mit dem Glas in der Hand ins Bad und spuckte das Getränk ins Waschbecken aus. Er schmeckte noch immer sauer. Ihre Finger begannen zu Zittern und und sie merkte nicht, dass sie immer mehr Druck auf das Glas ausübte, bis es schließlich in ihren Fingern zerbarst. Die Scherben bohrten sich in ihre Handinnenfläche und ein leiser Blutstrom tropfte in das bereits vom Wein rot gefärbte Waschbecken. “Verdammt...” flüsterte sie, vor ihrem inneren Auge erschienen die Gesichter von Ran und Shinichi. “Angel und Cool Guy...” Sie klappte den Toilettensitz hinunter und ließ sich darauf niedersinken. Den Schmerz in ihrer Hand ignorierte sie vollkommen. Ein leiser Blutstropfen bahnte sich seinen Weg an ihrem schlanken Bein hinunter. Als ihre Hand immer stärker zu pochen anfing, ging ihr ein Licht auf. “Ein Pochen? Nein, eher ein Klopfen… Ja, das wäre eine Möglichkeit.” Sie selbst war nicht dazu in der Lage, Cool Guy und Angel zu warnen. Nicht, nachdem der Boss bereits befürchtete, dass es einen Verräter in der Organisation gab und sie diese exklusive Information erhalten hatte. Bourbon konnte sie ebenfalls nicht mit einbeziehen, dafür wusste er einfach zu viel über sie und ihre Beziehung zum Boss. Aber es gab da jemanden, der dies bestimmt liebend gern übernehmen würde. Jemanden, der später auch als Sündenbock herhalten könnte, immerhin war sie sowieso eine Verräterin. Eine NOC. Samstag, 04. Juli, 17:30 Uhr, Vergnügungspark Tropical Land Etwa eine halbe Stunde nach dem ersten Entdecken der Leiche, trafen trafen Inspektor Megure und Kommissar Takagi mitsamt der Spurensicherung am Tatort ein. Als der dickbäuchige, wie üblich mit einem langen, hellbraunen Mantel gekleidete Megure Conan entdeckte, der noch immer am Beckenrand stand und die Stellung hielt, meinte er nur: „Ah. Du schon wieder… dann sind wir ja jetzt wieder alle beisammen.“ Conan stutzte einen Augenblick, dann wurde ihm klar, was Megure damit gemeint hatte. Direkt hinter dem Inspektor war Kogoro Mori aufgetaucht. Dieser hatte ihn noch nicht bemerkt, da er sofort auf die junge Dame, die eine der ersten gewesen war, die die Leiche gefunden hatte, zugelaufen war. „Wie schrecklich, dass Sie so etwas sehen mussten, junge Frau.“ Die Frau, die mittlerweile aufgestanden war und ein paar Meter entfernt vom Rest der Bühnenangestellten und Schauspieler stand, war noch immer ziemlich schockiert und stotterte ob dieser plumpen Anrede nur ein kurzes „J… ja...“ „Meine Dame, ich empfehle mich. Ich bin der berühmte Detektiv Kogoro Mouri. Wir werden diesen unschönen Fall in Windeseile lösen… Dann können Sie schnell nach Hause gehen und sich ein wenig beruhigen.“ Als Kogoro diese Worte entfleuchten, fiel sein Blick auf Conan, der ihn aufgrund seiner schwulstigen Worte einfach nur sprachlos ansah. „Was… was machst Du denn schon wieder hier?“ Kogoro ging schnellen Schrittes auf den Jungen zu, als er diesen erkannte. „Wir haben uns die Akamizu-Show angesehen, als plötzlich diese Frau hier angefangen hat zu schreien.“ Er deutete mit unschuldigem Gesichtsausdruck auf die junge Frau, die Kogoro nun einen unsicheren Blick zuwarf. „Was machst Du denn überhaupt hier, Onkel Kogoro?“ „Ich war zufällig auf dem Polizeipräsidium und hatte einen Termin mit dem Inspektor wegen eines Falles von letzter Woche. Wir hatten erst ein paar Details besprochen, als ein Anruf einging, dass wohl ein Unfall passiert ist. Der Inspektor hat mich gebeten, mitzukommen. Du liebe Güte, der sieht ja übel aus...“ Kogoro betrachtete die Leiche, die die Spurensicherung nun vorsichtig aus dem Wasser zog. Samtag, 04. Juli, 18:00 Uhr, Tokioter Hafen, Shinagawa Container Terminal Suchend sah sich die junge, etwa dreißigjährige Frau, welche ihre langen dunkelbraunen Haare wie üblich zu einem Zopf zusammengebunden hatte, zwischen den Containern des Hafens um. Sie wartete an ihrem üblichen Treffpunkt auf ihre Verabredung. Sonst fanden die Treffen normalerweise immer eher des Nachts statt, wenn auf der kleinen Insel, auf welcher der Shinagawa Container Terminal lag, schon etwas mehr Ruhe eingekehrt war. Natürlich schlief in einer Stadt wie Tokio der Hafen niemals, doch trotzdem war es wesentlich angenehmer, wenn Treffen in der Schwärze der Dunkelheit stattfinden konnten. Die Gefahr, von Hafenmitarbeitern entdeckt zu werden, war dann natürlich wesentlich geringer. Allerdings hatte die Frau am anderen Ende der Leitung sehr eindringlich deutlich gemacht, dass ein Treffen zu sofort stattfinden musste und die Angelegenheit keinen Aufschub duldete. Kir drehte sich um, als sie das Klackern von Schuhen mit hohen Absätzen auf dem Betonboden hörte. Wermut kam ihr entgegen, ihr Gesicht zierte ein unnahbarer Gesichtsausdruck. “Da bist Du ja. Warum wolltest Du Dich mit mir treffen?” Mit kaltem, berechnenden Blick taxierte Rena Mizunashi, welche von der Schwarzen Organisation den Codenamen Kir erhalten hatte, die ihrer Meinung nach extrem arrogante Wermut. Wermut trug eine elegante Bluse und einen schlichten schwarzen Rock, der ihre Figur gut betonte. Kir fiel auf, dass die rechte Hand der Amerikanerin mit einem Verband umwickelt war. “Ich habe einen Auftrag für Dich. Er kommt direkt von “ano kata”. Kirs Augen verengten sich misstrauisch zu schmalen Schlitzen. In ihrem Kopf arbeitete es. War dies vielleicht die Gelegenheit, mit “ano kata” in Kontakt treten zu können? Bis jetzt war ihr dies immer verwehrt geblieben. Es war die Chance, näher an ihn heranzukommen, vielleicht sogar seine Identität herauszufinden und zusammen mit der CIA einen vernichtenden Schlag gegen die Organisation starten zu können. Endlich ergab sich eine Möglichkeit, ihren Vater zu rächen… “Ich will, dass Du alles über diesen Jungen in Erfahrung bringst, was möglich ist und mir dann davon berichtest. Ich möchte über jede Auffälligkeit informiert werden, verstanden? Du wirst ausschließlich mir davon berichten. Niemandem sonst. Ich werde alles direkt an den Boss weitergeben.” Sie überreichte ihr ein Foto. Wermut beobachtete nun jede Gesichtsregung von Rena. Mit Vergnügen erkannte sie für Sekunden den Ausdruck von Unglauben in ihrem Gesicht, als diese die Person auf dem Foto erkannte. “W… wer ist das?” Presste Kir hervor, doch Wermut erkannte sofort, dass die ehemalige Nachrichtensprecherin versuchte, Unwissenheit vorzutäuschen. Sie war eine gute Schauspielerin und würde sich bald wieder im Griff haben, trotzdem war sie selbst ein Profi und erkannte es sofort, wenn sich ihr gegenüber jemand unehrlich verhielt. “Ein kleiner Junge. Er wohnt in der Detektei Mori, dieser schlafende Kogoro hat ihn bei sich aufgenommen. Der Boss vermutet, dass er eine Gefahr für uns darstellen könnte...” “Ich verstehe. Ich werde den Auftrag zu seiner vollsten Zufriedenheit ausführen.” Kir hatte sich nun wieder im Griff. Sich noch länger mit ihr aufzuhalten, wäre in Wermuts Augen ausschließlich Zeitverschwendung. “Das hoffe ich. Melde Dich sofort, wenn Du etwas herausfindest.” Wermut drehte sich um und ging schnellen Schrittes davon, ein eiskaltes Lächeln auf ihren Lippen. Sie konnte nun nur noch hoffen, dass die CIA ihre Arbeit gut machte und die Bewohner der Detektei gut schützen würde. Sie hatten noch genug Zeit. Laut Bourbon war der Beobachter, welcher ausgesandt worden waren, um den schlafenden Kogoro und seine Tochter beschatten zu lassen, nur ein minderbegabter Handlanger. Wären sie wirklich in unmittelbarer Gefahr, hätte jene Person ganz sicher jemanden geschickt, um die Gefahr sofort und endgültig zu beseitigen. Sobald Angel und Cool Guy in Sicherheit waren, konnte sie damit beginnen, ihren Plan Kir betreffend in die Tat umzusetzen. Kir würde keine Gelegenheit haben, einem anderen Organisationsmitglied von ihrem angeblichen Auftrag vom Boss zu erzählen. Dafür würde sie höchstpersönlich sorgen. Und falls es doch soweit kommen sollte… Sobald der Boss die Wahl hatte, entweder ihr oder Kir zu glauben, war sie sich sicher, dass er ihr den Vorzug geben würde. Schließlich hatten sie eine ganz besondere Beziehung zueinander. Unentschlossen besah sich Kir das Foto des scheinbar vollkommen in Gedanken versunkenen Conan Edogawa. Jemand hatte eine Großaufnahme seines Gesichtes gemacht, während er grübelnd eine Hand an sein Kinn gelegt hatte. Er sah äußerst konzentriert aus. Kir hatte ihn damals zusammen mit Kogoro Mori und dessen Tochter bei einem sie selbst betreffenden Falls eines unheimlichen Klingelstreichs kennengelernt. Als sie dann kurze Zeit später aufgrund eines Unfalls während der Ausführung eines Auftrags für die schwarze Organisation ins Krankenhaus eingeliefert worden war, hatten der Junge und Shuichi Akai sie wieder in die schwarze Organisation eingeschleust. Sie hatten ihr im Gegenzug versprochen, ihren Bruder Eisuke ins Zeugenschutzprogramm aufnehmen zu lassen, wenn sie dem FBI auch noch Bericht über die Tätigkeiten der Organisation erstattete. Die Pläne der beiden waren exakt so verlaufen, wie die beiden sie geplant hatten. Als sie später einen Beweis ihrer Treue hatte leisten müssen, war ihnen dies durch das Vortäuschen von Shuichi Akais Tod tatsächlich gelungen. Den beiden hatte sie es zu verdanken, dass sie so weit gekommen war, auch wenn sie sich selbst manchmal fragte, wie dies so reibungslos hatte klappen können. Natürlich vermutete sie, dass es sich bei dem Kind nicht um irgendeinen gewöhnlichen Jungen handelte, doch wer er genau war, das hatte sie bis jetzt noch nicht herausgefunden. Kir hatte Shuichi zwar damals gegenüber behauptet, dass sie die Interessen der CIA jederzeit über die des FBI stellen würde, doch in diesem Fall musste sie einfach einen Weg finden, das drohende Unheil abzuwenden, und nun vor allem auch mit der Hilfe des FBIs, immerhin waren deren Leute bereits in seiner unmittelbaren Nähe im Einsatz. Shuichi befand sich sogar nur wenige Wohnblocks entfernt von ihm. Sie begann eine Nachricht an Shuichi zu tippen, hielt dann aber inne. Konnte es sein, dass es sich um eine Falle handelte? Was, wenn dies ein Trick war, um sie als NOC zu enttarnen? Falls es nicht so war und sie zögerte noch länger, dann wäre der Junge in einer riesigen Gefahr. Sie musste Shuichi warnen, wenn auch vielleicht auf eine andere Art und Weise. Dieser Grundschüler erinnerte sie so sehr an Eisuke in jungen Jahren, auch wenn er sich beileibe oft nicht wirklich kindlich verhielt. Außerdem hatte sie dem Jungen sehr viel zu verdanken. Conan und seine Ziehfamilie mussten vom FBI in Sicherheit gebracht werden. Samtag, 04. Juli, 18:00 Uhr, Vergnügungspark Tropical Land, Akamizu-Show, Tatort Sie mussten etwa eine halbe Stunde abwarten, bis die Spurensicherung ihre Arbeit erledigt, Fotos geschossen und alle Beweise gesichert hatte. Als Herr Tome das letzte Foto geschossen hatte, wagte Conan sich abermals in die Nähe der Leiche, die nun zur Hälfte in einen schwarzen Leichensack eingepackt auf einer Barre auf dem Boden lag, dies bewahrte dem Toten wenigstens etwas Würde. Inspektor Megure, Takagi und Kogoro hatten sich ebenfalls neben die Leiche des Mannes gestellt. „Der arme Tropf hieß Ken Tsugimura. Zusammen mit Frau Risa Amemiya, die dort hinten an der Bühne steht...“ Megure nickte zu einer schwarzhaarigen Frau hinüber. Sie trug noch ihr Eisprinzessinnenkostüm, ihre Augen schienen vom vielen Weinen vollkommen gerötet und sie starrte ängstlich zu ihnen hinüber. Gerade als Megure mitten in seinen Ausführungen war, begann plötzlich Conans Handy zu vibrieren. Die drei Männer warfen ihm einen vernichtenden Blick zu. “Tut mir leid… ich habe vergessen, es auszumachen!” Verlegen sah er kurz auf das Display. Ayumi versuchte, ihn zu erreichen. “Ihr müsst jetzt leider warten, Kinder. Ich stecke mitten in einem Mordfall,” dachte er mit einem leisen Hauch von schlechtem Gewissen. Hastig schaltete er das Gerät komplett aus und lauschte dann wieder Megures Erklärungen. „...war er der Star dieser Show. Die beiden Hauptdarsteller befanden sich kurz vor dem Sprung von Herrn Tsugimura auf diesem Bühnenbildnis dort oben...“ Megure deutete mit seiner Hand hinauf auf den Berg aus Eis und alle vier hoben die Köpfe. „Der Sprung ist ein Teil der Show,“ beendete Megure seine Ausführungen. „Warum… ist der Mann überhaupt von da oben in ein Becken mit Wasser gesprungen? Ich meine, wären Schaumstoffmatten da nicht viel angenehmer für ihn gewesen?“ fragte Kogoro und besah sich das Becken. Es schien ihm nicht wirklich geeignet, einen Sturz aus dieser Höhe angenehm abzumildern. „Ich habe hierzu das Bühnenpersonal bereits befragt. Nach diesem ersten und zweiten Akt beginnt der dritte Akt. Im ersten und zweiten Akt geht es um das Königreich des Eises, es ist eine Eisshow. Im dritten und vierten Akt geht es um das Königreich des Wassers, es ist also eine Wassershow, die in einem riesigen aus Glas bestehenden Schwimmbecken stattfindet. Es ist ein unglaublicher Mechanismus unter der kompletten Bühne verborgen. Unter dem Bühnenboden befindet sich eine Art Schwimmbecken mit Glaswänden. Zwischen Akt zwei und drei findet eine 20-minütige Pause statt. In dieser Zeit wird der Bühnenboden aus Eis zurückgefahren und das Wasser darunter erwärmt. Das alles findet bei ausgeschalteter Bühnenbeleuchtung statt. Zum geschätzten Todeszeitpunkt des Mannes war es komplett dunkel auf der Bühne, bevor jedoch der Mechanismus zum Öffnen der Abdeckung in Gang gesetzt werden konnte, wurde der verantwortliche Techniker aufgehalten, da jemand die Leiche entdeckt hatte. Für die Akamizu-Show wird übrigens nur der komplette linke Teil des Beckens und damit auch der Bühne verwendet. Es gibt allerdings noch eine andere Show, für die das komplette Becken verwendet wird. Da Herr Tsugimura ursprünglich einmal im Turmspringen tätig war, war es seine eigene Idee, doch das Wasserbecken für einen weichen Sprung zu nutzen. Da es sowieso im Wasser weitergeht, war es vollkommen egal, dass er dabei nass wird.“ meinte Takagi, doch Kogoro war noch immer skeptisch, als er das 4 x 4 Meter breite Becken betrachtete. „Und wieso ist dieses Becken dann nur so klein, wenn es doch unter der kompletten Bühne ist?“ „Da hat er allerdings recht...“ dachte Conan und ging noch ein Stückchen näher an das Schwimmbecken heran. „Entschuldigung, wenn ich mich einmischen dürfte...“ ertönte die sonore Stimme eines Mannes. Megure sah auf und erblickte einen Mann um die sechzig Jahre, er hatte ein von bereits vielen Falten gezeichnetes Gesicht mit leicht zusammengekniffenen Augen und an seinem Kinn und seinen Wangen prangte ein buschiger grau-weiß mellierter Vollbart. Er hatte die Hände hinter dem Rücken ineinander verschränkt. Mit seinem blauen Arbeitsoverall den er trug schien es eindeutig, dass er zum Bühnenpersonal gehörte. „Ja, wie kann ich Ihnen denn behilflich sein?“ Fragte Megure, obwohl er nicht sehr begeistert schien, dass er unterbrochen worden war. „Eher ist es so, dass ich Ihnen wohl helfen kann…“ meinte der Mann und deutete auf das Becken, vor dem nun einige Polizeibeamte damit beschäftigt waren, die Leiche abzutransportieren. „Ja. Dann schießen Sie doch mal los.“ Murrte Megure. „Mein Name ist Tsugumi Maeda. Ich bin seit beinahe zehn Jahren Bühnentechniker hier. Oder besser gesagt: Beckentechniker. Das Becken unter der Bühne lässt sich in mehrere Abschnitte aufteilen. Für die Shows ist das essentiell, da es einige gibt, in denen verschiedene Wasserfarben verwendet werden…“ „Mehrere Abschnitte?“ Hakte Conan nach. „Richtig. Das gesamte Becken unter der Bühne lässt sich so unterteilen. Die Zuschauer, die natürlich von oben auf das Geschehen blicken können, sehen diese Zwischenwände nicht, da es sich um Glaswände handelt, die beliebig ausgefahren werden können. Die Besucher sehen nur, dass das Wasser scheinbar wie magisch in verschiedenfarbige Vierecke eingeteilt ist...“ meinte der Mann, ein wenig schwang sogar Stolz in seiner Stimme ob dieser modernen Bühnentechnik mit. „Das bedeutet also...“ begann Megure „dass dieses Viereck hier, in das der Mann gesprungen ist, durch eine Glaswand vom Rest des Beckens abgetrennt ist… ja, tatsächlich, jetzt sehe ich es...“ er beugte sich hinunter und betrachtete die Wände des Beckens, dahinter konnte er tatsächlich weitere Wassermassen erahnen. „Das ist ja wegen dieser roten Suppe fast nicht zu erkennen. Takagi, wurde das Wasser bereits untersucht? Was ist das? Das sieht mir nicht wie Blut aus...“ Schnaufend erhob sich der dickbäuchige Inspektor. „Das ist eine spezielle hautverträgliche Farbe, die eigentlich im zweiten Teil der Show in einen Teil des Wassers geschüttet wird. Diese Dame, Frau Takato, dort hinten...“ er deutete auf eine Frau mittleren Alters, die nun direkt neben der Hauptdarstellerin stand, „ist für das Requisitendesign, die Kostüme und auch für die Schminke der Darsteller zuständig. Ihrer Aussage nach wird diese rote Farbe verwendet, da in dem Stück der Hauptdarsteller stirbt. Im dritten Akt ist das Becken dann komplett blutrot gefärbt. Aus künstlerischer Sicht sollen die blutroten Tränen der Eisprinzessin und das Blut des Wasserprinzen dafür verantwortlich sein… Das Wasser, das bereits im Becken unter dem linken Teil der Bühne steht, ist ebenfalls blutrot. Da beide Becken gleichzeitig eingelassen wurden, sind beide in dieser Farbe eingefärbt. Das spart Zeit, diese ist im Bühnengewerbe kostbar...“ Takagi kratzte sich am Kopf, während er seine Fakten herunter ratterte. „Aha...“ Megure sah nicht so aus, als ob er wirklich an der kompletten Erklärung interessiert gewesen wäre. „Was ist denn eigentlich die Todesursache?“ Mischte Kogoro sich nun ebenfalls ein. „Einer ersten Untersuchung nach hat er eine Kopfverletzung, die aber allein nicht tödlich gewesen wäre. Es sieht so aus, als hätte ihm jemand mit einem stumpfen Gegenstand auf den Kopf geschlagen und daraufhin ist er dann ertrunken… aber Näheres muss noch der Gerichtsmediziner bei einer genaueren Untersuchung feststellen,“ erklärte Tagaki, während er immer wieder einen prüfenden Blick auf die Notizen in seinem Notizbüchlein warf. „Ein Schlag mit einem stumpfen Gegenstand auf den Kopf?“ Meinte Kogoro zweifelnd. „Ist es nicht wohl eher so, dass er sich den Kopf am Beckenrand aufgeschlagen hat?“ „Nein, das ist ausgeschlossen… seht doch mal her, nirgends am Beckenrand gibt es Spuren eines Aufpralls...“ Conan deutete auf die Umrandung des Beckens. „Du schon wieder...“ Kogoro holte bereits innerlich zum Schlag aus, doch Conan ging sofort hinter Inspektor Takagi in Deckung. Die Wut des schlafenden Kogoro verschwand so schnell wieder, wie sie gekommen war. „Wurde die Tatwaffe bereits gefunden?“ „Nein, Herr Inspektor. Wir haben jeden Winkel hier untersucht, doch wir konnten sie nicht finden… als nächstes folgt die Leibesvisitation der Besucher. Und das sind ziemlich viele...“ entgegnete Takagi. „Dann lassen Sie bitte das Becken aus dem Wasser, damit wir sichergehen können, dass der Täter sie nicht dort versenkt hat. Bei dieser Brühe kann man nicht einmal bis auf den Boden des Beckens sehen...“ ordnete Megure an. „Ich… ich mache das sofort…“ meinte Maeda und trottete seelenruhig davon. „Der hat Nerven, dieser Opa...“ knurrte Megure, worauf Takagi nur leise murmelte „so viel älter als Sie ist er aber auch nicht...“ „Was sagten Sie eben, Takagi?“ fuhr der Inspektor seinen jungen Assistenten an. „Nichts… gar nichts, Herr Inspektor...“ “Und, Takagi...?” “Ja…?” “Sorgen Sie dafür, dass im Zuschauerbereich das Licht angeschalten wird. Wir können die Leute nicht noch länger im Dunkeln sitzen lassen. Wir haben die Lichtverhältnisse im Raum zum Mordzeitpunkt nun lange genug nachvollziehen können...” “Jawohl, Herr Inspektor.” Einfrig machte Takagi sich auf den Weg, den für die Lichttechnik im Saal zuständigen Mitarbeiter ausfindig zu machen. Samtag, 04. Juli, 18:15 Uhr, Vergnügungspark Tropical Land, Akamizu-Show, Eingang zum Bühnenbereich “Aber wenn wir Ihnen doch sagen, dass wir unbedingt zu unserem Freund müssen! Ein Mädchen aus unserer Gruppe ist verschwunden! Wir müssen Conan unbedingt Bescheid sagen, er muss uns helfen!” Ayumi versuchte verzweifelt, die beiden Polizisten, die den Eingang zum rechten Bühnenbereich bewachten, davon zu überzeugen, dass sie dringend mit Conan sprechen mussten. “Tut mir leid, Kinder. Aber könnt momentan nicht auf die Bühne. Dort ist es etwas Schreckliches geschehen. Etwas, das nicht für Kinderaugen bestimmt ist. Und euer Freund hat vielleicht etwas Wichtiges gesehen, deswegen darf er dort bleiben. Er muss eine Zeugenaussage machen...” meinte einer der beiden Männer freundlich zu dem kleinen Mädchen. Ayumi schüttelte den Kopf, in ihren Augen bildeten sich nun Tränen. “Bitte, wir müssen...” “Kinder, so geht es nun einmal nicht. Bitte geht jetzt. Hier, wisch Dir damit Deine Tränen ab, Kleine...” Der zweite Polizist hatte sichtlich Mitleid mit dem kleinen braunhaarigen Mädchen. Er reichte ihr ein weißes Taschentuch und Ayumi wischte sich damit die Tränen von den Wangen, dann gingen die drei Kinder mit hängenden Köpfen ein Stück zur Seite, damit sie nicht mehr im Blickfeld der beiden Uniformträger waren. “So ein Mist. Weder Conan-kun noch Haibara-san gehen an ihre Telefone… das war unsere einzige Chance, mit ihm Kontakt aufzunehmen. Heute morgen haben wir unsere Mikro-Remitter noch dem Professor gegeben, damit er ihren Radius noch einmal verbessert...” murmelte Mitsuhiko besorgt. “Ai-chan ist jetzt schon seit über einer Stunde verschwunden… sie hat krank ausgesehen, was, wenn sie irgendwo liegt, vielleicht sogar verletzt?” Schluchzte Ayumi wieder. “Leute, es hilft nichts, suchen wir sie eben noch einmal ohne Conan!” Meinte Genta nun laut. “Immerhin sind wir die Detective Boys. Wir müssen auch ohne Conan zurechtkommen!” fügte er noch hinzu. “Ja, machen wir uns auf die Suche nach Haibara-san… wir haben zwar schon alles abgesucht, aber fangen wir einfach noch einmal von vorne an...” stimmte auch Mitsuhiko dem beleibten Jungen mit seinem fleckigen T-Shirt zu. “Ja...” Schöpfte nun auch Ayumi wieder Mut. “Gehen wir. Wir sind die Detective Boys...” meinte sie und gemeinsam machten sie sich auf den Weg. Ein Mann mit braun gefärbten Haaren, einem langen braunen Mantel und einem Mundschutz hatte die Kinder die ganze Zeit beobachtet, doch nun hatte er das Interesse verloren. Er setzte in der Nähe des Bühneneingangs auf einen der roten, samtbezogenen Sessel. Er musste also noch ein wenig abwarten. Aber auch gut. Denn wenn er eines hatte, dann Zeit. Samtag, 04. Juli, 18:15 Uhr, Vergnügungspark Tropical Land, Linke Zuschauertribüne, Vorletzte Reihe Haibara kauerte noch immer unter den Sitzreihen. Sie harrte nun schon seit über einer Stunde in derselben Position aus. Ihre Glieder wurden langsam steif und die Kälte des Bodens kroch ihr immer tiefer in die Knochen. Sie wusste, dass etwas passiert sein musste, vermutlich ein Mord. Sie hatte schwören können, dass sie vorhin die Stimme von Inspektor Megure vernommen hatte. Es konnte auch nicht mehr lange dauern, bis das Licht im Saal angehen würde. Was sollte sie dann tun? Falls sie tatsächlich noch einmal ihre Position ändern wollte, musste sie es jetzt tun. Sie kroch noch ein Stückchen unter ihrer Sitzreihe entlang, bis sie fast am Ende angekommen war. Am letzten Sitz entdeckte sie, was sie gesucht hatte. Der Sitz schien leer zu sein und ein Zipfel eines Damenhalstuchs baumelte von ihm herunter. Er gehörte vermutlich zu der Frau auf dem vorletzten Sitz mit den schmalen Füßen, welche in Designersandaletten steckten. Sie hatte perfekt manikürte Fußnägel, die mit einem schauderhaft grässlichen grellpinken Nagellack lackiert waren, soweit sie diese Farbe bei diesen Lichtverhältnissen erahnen konnte. Ai hoffte inständig, dass die Frau das Fehlen des Halstuchs nicht so schnell bemerken oder noch schlimmer, es sogar sehen würde, wenn sie es zu sich unter den Sitz zog. Langsam und mit klopfendem Herzen zog sie das Tuch zu sich herunter. Zum Glück schien die Frau viel zu beschäftigt, sich mit ihrer Sitznachbarin zu unterhalten, um das Fehlen des teuren Stücks zu bemerken. Haibara sah zwar nicht viel, konnte aber erahnen, dass es das tatsächlich war. Es fühlte so an, als ob es aus Seide bestand. Erleichtert stellte sie fest, dass das Tuch genau die richtige Größe hatte, ihre Haare zu verdecken. Sie wickelte sich das Seidentuch um den Kopf. Sie nahm ihren ganzen Mut zusammen und kroch am äußersten linken Rand unter der Sitzreihe hervor. Hastig, damit die Frau das Mädchen mit ihrem Tuch auf ihrem Kopf nicht bemerkte, rannte sie hinüber zu einer der beiden Türen, die aus dem Saal führten. Eilig griff sie nach dem Türgriff und Panik breitete sie sich in ihr aus, als sie die Klinke nach unten zog und sich die Türe nicht öffnete. “Abgeschlossen...” murmelte sie panisch und zog den Griff zur Sicherheit noch einmal nach unten. Natürlich. Es musste tatsächlich ein Mord passiert sein. Das bedeutete, jeder im Saal war erst einmal verdächtig oder ein Zeuge. Niemand durfte ihn verlassen. “Was soll ich denn jetzt nur machen? Ich bin hier gefangen. Früher oder später wird mich das Organisationsmitglied finden...” Das Zittern stellte sich wieder ein. “Nein, reiß Dich zusammen, Du musst einen Weg hier raus finden… Du musst die Kinder schützen. Die Kindern und “ihn”.” Am besten wäre es, wenn sie so schnell wie möglich wieder unter die Sitze verschwinden würde. Hier, direkt vor der Türe stand sie wie auf dem Präsentierteller. Haibara erstarrte, als plötzlich die Lichter über ihr erst nur ein wenig flackerten und schließlich der Saal in ein gleißendes Licht getaucht wurde... Soo. Das war es für heute. Wie hat euch das Kapitel gefallen? Bitte schreibt mir eure Meinung. Lieben Dank und bis zum nächsten Mal, eure Himawari-chan. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)