Seelenwolf von kitty007 ================================================================================ Kapitel 1: Auf der Flucht ------------------------- Es war Nacht geworden. Dunkle Wolken zogen über das Land und der Wind verstärkte sich immer mehr. Ein Gewitter kündigte sich an. In der Ferne war das Heulen von Wölfen zu hören, das drohend durch das Tal hallte. Dies spornte die junge Wölfin weiter an. Wie lange sie schon durch die Wälder lief konnte sie nicht sagen. Tiefe Erschöpfung breitete sich bereits in ihrem Körper aus, aber sie durfte nicht stehen bleiben. Sie musste weiterlaufen. Immer weiter. Ihr Weg führte sie weiter durch den dichtbewachsenen Fichtenwald, sie sprang mit einem Satz über einen kleinen Bach und landete galant auf einem Felsen. Kurz hielt sie inne und horchte in die Nacht. Das Heulen wurde lauter, sie waren ihr immer noch auf den Fersen! Die gehetzte Wölfin schnaubte wütend und lief erneut los. Sie hüpfte in den Bach und rannte durch das seichte Wasser weiter. Sie hoffte so ihre Spuren zu verwischen und sich etwas Vorsprung zu verschaffen. Aber wohin sollte sie? Ihre Energie war nahezu erschöpft und sie spürte einen stechenden Schmerz der sich durch ihren ganzen Körper bis zur Schwanzspitze zog. Der Duft von Regen lag in der Luft und der kalte Wind blies ihr erbarmungslos durch das weiße Fell. Sie brauchte dringend einen Unterschlupf. Kaum hatte sie zu Ende gedacht, fing es an zu regnen. In kurzer Zeit war sie völlig durchnässt. Auch das Grollen des Donners war zu hören. Die Wölfin knurrte verärgert und schüttelte ihr Fell. Doch es brachte nichts, durch das nasse Fell fiel ihr das Laufen noch schwerer und so wurde sie immer langsamer. Endlich entdeckte sie eine kleine Höhle die nahe am Bach lag. Der Eingang war halb von Ästen verdeckt, doch es war ein leichtes für die Wölfin durch sie hindurch zu schlüpfen. Wachsam schaute sie sich um und schlich weiter hinein. Es war sehr dunkel darin, aber ihre bernsteinfarbenen Augen hatten keine Mühe das Innere der Höhle zu erkennen. Langsam schritt sie weiter bis sie das Ende erreicht hatte. Die weiße Wölfin blieb stehen und bewegte ihre Ohren. Das Heulen der Verfolger war verstummt. Hatte sie sie abgehängt oder hatten sie gar aufgegeben? Letzteres konnte sie wohl ausschließen, da sie ihr schon seit Tagen gefolgt waren. Ein leises Schnaufen erklang. Schreckliche Müdigkeit überfiel sie. Mit gesenktem Kopf schleppte sie sich zu einem Felsen an dem ein kleiner Haufen voller weicher Äste lag. Mühsam kletterte sie in das Nest und rollte sich zusammen. Zitternd lag sie so eine Weile da, bis sie sich letztendlich nicht mehr gegen den Schlaf wehren konnte. Draußen waren der prasselnde Regen und der brausende Wind zu hören. Das Gewitter gab sein Bestes. Doch in der Höhle schlief die weiße Wölfin tief und fest. Bis am Morgen die Sonne über den Bergen aufging und alles in leuchtenden Orange erstrahlen ließ. Fortsetzung folgt... Kapitel 2: Der schwarze Wolf ---------------------------- „Wach auf!“ Nur langsam drang die raue tiefe Stimme in ihre Gedanken. Es dauerte eine Weile bis der Nebel sich verzog und sie die Stimme klarer hörte. Erst jetzt schrak sie hoch und blickte in strahlende Augen, die bei näherer Betrachtung zwei verschiedene Farben hatten. Das rechte Auge strahlte in einem wunderschönen Blau während das Linke ein geheimnisvolles Grün besaß. Völlig von den Augen ihres Gegenübers verzaubert ignorierte sie die Tatsache, dass sich vor ihr ein großer, muskulöser und vor allem bedrohlicher Wolf aufgebaut hatte. „Was machst du hier?“ Die weiße Wölfin erschauderte als die raue Stimme erneut in ihre Gedanken eindrang und ihr ihre Situation bewusst wurde. Seine schwarze Gestalt war durchaus beeindruckend und sie war um einiges kleiner als er. Auch schien er nicht begeistert sie hier vorzufinden. Doch sie war nicht so weit gekommen hätte sie sich so leicht einschüchtern lassen. Die junge Wölfin rappelte sich hoch und starrte ihrem Gegenüber in die Augen. Eine bedrohliche Geste unter Ihresgleichen und das war auch Absicht. „Ich schlafe hier wie du siehst. Was machst du hier?“ Sie ließ ihre Stimme ein seine Gedanken eindringen und versuchte so stark wie möglich zu klingen. Denn wenn sie ehrlich war, fühlte sich ihr Körper immer noch sehr geschwächt an. Sie beobachtete ihrem Gegenüber wie er sie musterte. Er schien doch etwas überrascht über ihren forschen Auftritt ihm gegenüber. Er war es wohl gewohnt Respekt und Unterwürfigkeit entgegen gebracht zu bekommen – vor allem von Weibchen. Aber sie war nicht einfach irgendein Weibchen. Sie war die Tochter eines starken Alphas. Aber woher sollte er das auch wissen… Noch dazu wo sie sich so weit weg von ihrer Heimat befand. „Das ist meine Höhle… Also ich sage es dir nur einmal. Verlasse sie sofort oder ich muss dich rauswerfen, was weniger angenehm für dich enden wird.“ Erschrocken weiteten sich die Augen der weißen Wölfin. Er schien es ernst zu meinen. Sie war zu kraftlos um zu kämpfen und bei näherer Betrachtung schien die Höhle wirklich sein Zuhause zu sein. Reste von seiner letzten Mahlzeit lagen in der Ecke und dieses Nest aus Ästen hatte sich wohl auch nicht von selbst gebildet. Auch waren überall sein Geruch und seine Aura wahrzunehmen. All das musste sie durch ihren geschwächten Zustand in der letzten Nacht völlig ignoriert haben. Sie senkte leicht den Kopf um zu zeigen, dass sie sich ihm beugte und ging. Der schwarze Wolf wich etwas zurück und setzte sich, jedoch ließ er sie keine Sekunde aus den Augen. Die Wölfin schritt langsam auf den Ausgang zu, bedacht keine falsche Bewegung zu machen. Sie spürte seinen scharfen Blick auf ihr und er würde sofort reagieren sollte er eine Geste falsch deuten. Am Ausgang, der mittlerweile von den Ästen befreit war, angekommen blieb sie stehen. Sie konnte nicht einfach gehen. Wo sollte sie hin? Da draußen war sie ihren Verfolgern schutzlos ausgeliefert, noch dazu in ihrem körperlichen Zustand. „Worauf wartest du?“ „Ich kann da nicht raus… noch nicht. Bitte schick mich nicht weg.“ Der schwarze Wolf schnaufte und kam näher. Dicht hinter ihr blieb er stehen und gab ihr mit seiner Schnauze einen Schubs nach draußen. Überrascht tapste sie ungeschickt nach Draußen und drehte sich verwundert um. „Sei froh, dass ich heute so geduldig bin.“, knurrte ihr Gegenüber und wandte sich wieder ins Höhleninnere. „Warte! Du wirfst mich einfach raus? Bitte höre mich wenigstens an!“ „Nein. Verschwinde endlich.“ „Ich brauche deine Hilfe, bitte… Ich bin seit Tagen unterwegs und dieses Rudel…“ „Es interessiert mich nicht. Geh. JETZT.“ Der Blick den er ihr zuwarf ging ihr durch Mark und Bein. Sie hatte keine Wahl, sie musste gehen. Fortsetzung folgt... Kapitel 3: In der Falle ----------------------- Nun, da war sie wieder. Allein in diesem riesigen Wald, gehetzt von einem aggressiven Rudel und immer noch völlig erschöpft. Die weiße Wölfin musste innerlich bitter lachen. Wieder machte sie einen großen Satz nach vorne und sprang über einen umgefallen Baum. Hinter ihr war das Knurren und Heulen ihr Verfolger zu hören. Sie holten immer mehr auf und sie konnte kaum noch. In Gedanken versunken lief sie einen Hügel hoch der jedoch abrupt nach unten ging. Es schien als wäre dort eine Mure abgegangen vor langer Zeit. Die Wölfin sah dies zu spät und rutschte über die Kante des Hügels. Sie hatte keine Chance sich zu halten, rollte über Äste und Steine den Hang hinunter bis sie schmerzhaft am Ende in ein Gebüsch fiel. Ein Winseln entkam ihrer Kehle, doch sie versuchte sich sofort wieder aufzurappeln. Sie durfte nicht stehen bleiben! Das Aufstehen fiel ihr schwer und ihre Beine schienen jeden Moment nachzugeben. Die junge Wölfin sackte erschöpft zusammen, es ging nicht. Sie konnte einfach nicht mehr. Ihre Flucht war vorbei, sie würden sie finden und zurückbringen. Zurück in ihren persönlichen Alptraum. Wieder ein Winseln, so durfte es nicht enden. Sie war so weit gekommen… Plötzlich vernahm sie ein mehrstimmiges Knurren. Sie hatten sie gefunden. Mühsam hob sie ihren Kopf an und erblickte das Rudel Wölfe, das sie unermüdlich verfolgt hatte. Das Rudel bestand aus fünf Tieren mit ähnlicher Fellfarbe. Wie für die Wölfe des Nunavut Territory Rudels üblich hatten sie ein braun-graues Fell mit schwarzen unterschiedlichen Musterungen am Körper. Einer der Wölfe trat hervor und stellte sich vor die verletzte Wölfin. Man konnte förmlich sein Grinsen im Gesicht erkennen. Die weiße Wölfin knurrte und wich etwas zurück. Sie kannte Aaron nur zu gut, der Beta-Wolf des Nunavut-Clans machte sich eine Freude daraus seine Opfer zu quälen. Doch er war nur halb so schlimm wie sein unberechenbarer Alpha, der zu ihrem Glück nicht an der Verfolgung teilgenommen hatte. „Da bist du ja, wir haben dich schon gesucht. Hörst du nun endlich auf, wegzulaufen oder müssen wir dir erst die Beine brechen?“ Der Klang seiner amüsierten Stimme in ihrem Kopf tat fast so weh, wie ihr geschundener Körper. Reflexartig schüttelte sie ihren Kopf und knurrte leise. „So still heute? Keine bissigen Kommentare oder Vorwürfe? Wie langweilig, ich hatte mich schon so auf ein Wortgefecht mit dir gefreut“ Sein dunkles Lachen hallte in ihren Gedanken wieder und brachte sie zum Winseln. Wieder kroch sie ein Stück zurück, doch hinter ihr lag ein dicker Stamm, der ihr den Weg versperrte. Sie saß in der Falle. Ihr Blick fiel auf das Rudel, das etwas Abstand hielt. Sie wirkten erschöpft aber wachsam. Immer wieder knurrten sie in ihre Richtung. „Nun Liebes, wir geben dir eine letzte Chance freiwillig mitzukommen. Ansonsten müssen wir dich dazu zwingen, aber ich denke nicht dass du das willst. Oder?“ Die Situation schien ausweglos. Die junge Wölfin war eingekesselt und zu schwach um sich noch gegen die fünf Wölfe wehren zu können. Ihr Kopf sank langsam auf den kalten, mit Laub bedeckten Waldboden und sie schnaufte leise. Es war vorbei. Jetzt konnte sie nichts mehr tun, außer sich dem Rudel anzuschließen und zurück zu kehren. Aaron kam näher und beugte sich über die verletzte Wölfin. Er konnte einen unbekannten Geruch wahrnehmen und schnupperte unruhig. Ein anderer Wolf war mit ihr in Kontakt gekommen, er konnte es deutlich riechen. Wütend begann er sie anzuknurren, wie konnte sie es wagen! Sie gehörte bereits seinem Alpha! Die verängstigte Wölfin winselte. Natürlich roch sie nach einem anderen Wolf, sie hatte schließlich in seiner Höhle geschlafen. Ihr Gegenüber ging auf und ab. Er wirkte aufgebracht, sehr aufgebracht. Die weiße Wölfin stand vorsichtig auf und versuchte mühsam auf den Beinen zu bleiben. Doch mit einem Schlag wurde sie schmerzhaft zu Boden geworfen. Ein schmerzhaftes Heulen und Winseln folgte. Er hatte ihr mit seinen starken Pranken ins Gesicht geschlagen und mit seinen Klauen tiefe Kratzer hinterlassen. Warmes Blut floss über ihre Schnauze und färbte ihr weißes Fell und den Boden in dunklem Rot. Nur verschwommen konnte sie wahrnehmen wie ihr Peiniger vor ihr hin und her lief. Außer sich vor Wut. Kurz bevor sie das Bewusstsein verlor dachte sie einen bekannten Geruch wahrzunehmen aber dann war alles Schwarz. Fortsetzung folgt... Kapitel 4: Rettung in letzter Minute ------------------------------------ „Boss! Wir sollten sie doch unverletzt zurückbringen!“ Das Rudel wurde unruhig, ihr Alpha würde sehr wütend auf sie sein. Und niemand von ihnen wollte das. „Ich weiß, sei still!“ Auch er war unruhig. Erst jetzt wurde im bewusst, dass dieser fremde Geruch der an ihr haftete überall in der Umgebung wahrzunehmen war. Es war ebenfalls eine starke Aura die ihn beunruhigte und seinen Fluchtinstinkt aktivierte. „Los helft mir! Wir müssen sie an Wasser zerren. Je schneller sie wieder auf die Beine kommt, umso schneller sind wir wieder auf dem Weg nach Hause.“ Zwei der Wölfe traten näher an ihren Beta-Wolf um ihm zu helfen, doch plötzlich hielten sie inne. „Niemand fasst sie an…“ Eine dunkle raue Stimme hallte in den Köpfen der Wölfe wieder und ließ sie aufschrecken. Im Wald über ihnen erschien ein großer, schwarzer Wolf und der sie mit seinem Blick fixierte. Ängstlich winselnd wich das Rudel zurück, nur ihr Beta blieb, zwar sichtlich nervös, an der Seite der verletzten Wölfin stehen. „Misch dich nicht ein und kümmere dich um deine Angelegenheiten. Falls du uns aus deinem Revier vertreiben willst, dann gib uns nur noch eine Minute und wir sind schon weg. Wir müssen nur noch unser neuestes Rudelmitglied mitnehmen, sie fühlt sich nicht gut.“ „Vielleicht weil du ihr mit voller Wucht ins Gesicht geschlagen hast? Ich bin heute sehr geduldig und gebe euch die Chance zu gehen… Sofort… ohne sie.“ „Und wenn nicht?“, der Beta knurrte. Was bildete sich dieser daher gelaufene Köter ein?! „Weißt du denn nicht, wer ich bin?“ „Nein und es ist mir auch egal. Du bist in meinem Revier und wenn ich sage du gehst, dann gehst du. Und zu deiner Frage, wenn nicht werde ich dich töten. Ganz einfach, damit auch du es verstehst.“ Der schwarze Wolf kam langsam aus dem Wald. Er stellte sich zwischen die Wölfin, die bewusstlos am Boden lag und dem Eindringlingen. Normalerweise wäre ihm das alles ziemlich egal gewesen. Er kannte sie nicht und mischte sich nur ungern in solche Dramen ein, aber irgendetwas an ihr hatte seinen Beschützerinstinkt geweckt und zu sehen wie diese verlausten Wölfe nicht nur in sein Revier eindrangen, sondern auch noch auf ein schwächeres Wesen losgingen brachte seinen Geduldsfaden zum Reißen. Sein Blick fiel auf die weiße Wölfin, leise hörte er ihren schwachen Atem. Unerklärliche Wut stieg in ihm hoch und lenkte ihn Sekunden von den anderen Wölfen ab. Dies wollte der Beta-Wolf Aaron ausnutzen und griff den schwarzen Wolf an. Mit einem kräftigen Satz sprang er seinen Gegner an. Doch dieser hatte die Bewegung aus dem Augenwinkel längst bemerkt und schlug ihm mit seinen mächtigen Pranken zu Boden. Der Beta wehrte sich mit allen Kräften gegen die kraftvollen Pfoten, die ihn zu Boden drückten, doch mit einem Mal fiel sein Körper leblos zu Boden. Der schwarze Wolf hatte kurzen Prozess gemacht und ihm mit einem Biss das Genick gebrochen. Geschocktes Winseln ging durch das Rudel, niemand konnte fassen was eben passiert war. Einige knurrten, andere winselten weiter doch alle traten sie langsam den Rücktritt an. Mit eingezogen Schwanz liefen sie davon und gaben ein klagendes Heulen von sich. Ihr Beta hatte den Kampf gegen diesen übermächtigen Konkurrenten verloren und mit seinem Leben bezahlt. Sie waren äußerst loyal aber sein Schicksal wollten sie nicht teilen. Von diesem schwarzen Wesen gingen unglaubliche Kräfte aus. Noch eine Weile horchte der schwarze Wolf in den Wald, um sicher zu gehen dass sich das Rudel wirklich aus dem Staub gemacht hatte. Als die Luft rein schien ging er zur weißen Wölfin zurück und beugte sich zu ihr hinunter. Sanft stupste er sie mit seiner Schnauze an, doch keine Reaktion folgte. Etwas hilflos schritt der große Wolf rund um sie herum. Was sollte er denn nun mit ihr anfangen? Wieder stupste er sie an. Ein genervtes Schnauben folgte und er setzte sich ihr gegenüber. Seine leuchtenden Augen fixierten die Verletzte und er konzentrierte seine Gedanken. „Hey, kannst du mich hören? … Sie sind weg, du bist in Sicherheit… Wach auf!“ Die weiße Wölfin fing an sich zu regen. Ihr war als hörte sie eine bekannte Stimme. „Mach endlich die Augen auf!“ Und sie war ebenso schroff und rau wie eh und je. Ihr Geist musste lächeln. „Hey! Wach endlich auf!“ Sie konnte sein Knurren vernehmen und der Nebel in ihren Gedanken fing endlich an sich aufzulösen. „Hmm… tut das weh… was ist passiert?“ „Na endlich! Natürlich tut das weh… du hast einen ordentlich Hieb abbekommen.“ Langsam kam ihre Erinnerung hoch und ließen sie mit einem mal aus der Bewusstlosigkeit schrecken. Verängstigt sprang sie auf die Beine und schaute sich um. Woraufhin sich ihr Gegenüber über das plötzliche Erwachen erschrak und einen Schritt zurückwich. „Ganz ruhig, sie werden dir nichts mehr tun.“ Verwundert über den sanften Ton in seiner Stimme schaute sie den schwarzen Wolf an. Doch dann fiel ihr Blick auf den toten Beta-Wolf und sie heulte aufgebracht auf. „Was ist passiert? Hast du das getan?“ „Ja.“ „Aber… wieso hast du ihn getötet?“ „Ich habe ihn gewarnt, aber er wollte nicht hören.“ „Das gibt dir nicht das Recht ihm das Leben zu nehmen!“ Überrascht schaute der schwarze Wolf seine Gegenüber an. Wieso regte sie sich so darüber auf? Er hatte ihr doch einen Gefallen getan. „Ich habe dich von diesem Pack gerettet, etwas Dankbarkeit wäre angebracht.“, knurrte er schließlich und wandte sich von ihr ab. Langsam ging sie ihm nach, immer noch sehr angeschlagen und humpelnd. „Ich danke dir für dein Einschreiten, aber ihn zu töten hat mich nicht nur in größere Schwierigkeiten gebracht, sondern auch dich mit hinein gezogen.“ Ein lautes Donnergrollen unterbrach ihr Gedankengespräch und lenkte ihren Blick in den Himmel. Erneut ein Grollen und Wind verstärkte sich. „Komm.“ Und schon trabte der größere Wolf davon. Nach einigen Metern schaute er zurück und bemerkte, dass die weiße Wölfin nur mühsam folgen konnte. Er drehte um, lief zu ihr zurück und ging langsam neben ihr her. Ohne weitere Worte zu wechseln machten sie sich auf den Weg zur Höhle des schwarzen Wolfes. Gerade noch rechtzeitig bevor das starke Gewitter über den Wald hereinbrach. Der Sturm verwehte nicht nur Blätter, sondern auch ganze Äste. Nun prasselte auch noch ein ungeheurer Regen auf das Gebiet nieder, das morgen wohl von kleineren Überflutungen bedeckt sein würde. Die beiden Wölfe hatten sich tief in die Höhle zurückgezogen und lagen nebeneinander in einer Ecke. Der schwarze Wolf hatte sich schützend vor die Wölfin gelegt und seinen Kopf auf seine Pfoten gebettet. Seine Augen waren wachsam auf den Eingang gerichtet. Die Kleinere hatte sich zusammen gerollt und ihre Augen geschlossen. „Ich danke dir, schwarzer Wolf.“ „Schon gut… du kannst mich Zane nennen.“ „Mein Name ist Rayna.“ „Ruh dich jetzt aus, ich werde Wache halten.“ „Danke, Zane.“ „Gute Nacht, Rayna…“ Fortsetzung folgt... Kapitel 5: Ruhe nach dem Sturm ------------------------------ Am nächsten Morgen war Zane der Erste der die Augen aufschlug und sich genüsslich streckte. Er tapste an den Höhleneingang und ließ seine Sinne arbeiten. Nichts Verdächtiges war zu hören oder zu riechen. Zufrieden ging er zurück an den Schlafplatz und musterte die weiße Wölfin die eng eingerollt dalag. Ihr Schweif verdeckte ihr Gesicht, nur ihre Ohren waren noch zu sehen. „Rayna?“ Er sah wie sich ihre Ohren bewegten und sie sich regte. Der schwarze Wolf musterte die Wölfin neugierig und legte seinen Kopf schief. Rayna blickte auf und schaute direkt in die strahlenden Augen des Größeren. Mit einem leisen Winseln legte sie ihren Kopf wieder auf ihren Pfoten ab, zu geschwächt war sie noch von den Strapazen der letzten Tage. Der schwarze Wolf kam näher an sie heran und leckte ihr vorsichtig über die verletzte Schnauze. Er bemerkte wie erschöpft sie war und die Verletzung die ihr Aaron zugefügt hatte war immer noch deutlich zu sehen. Zane richtete sich auf und nach einem weiteren kurzen Blick auf seine Gegenüber verließ er ohne weitere Worte die Höhle. Rayna blieb alleine zurück. Sie schloss erneut die Augen und versuchte sich noch etwas auszuruhen. Noch war es ruhig, aber das konnte sich schnell ändern. Da Zane den Beta-Wolf getötet hatte, war es nur eine Frage der Zeit bis sich der Alpha zeigen würde. Eine Niederlage würde er nicht dulden, ebenso sein Rudel. Dieses Pack war schlichtweg aggressiv und niederträchtig. Was die weiße Wölfin aber am meisten bedrückte war, dass der schwarze Wolf nun unfreiwillig mit hinein gezogen wurde. Wenn Kaleb erfuhr, was Zane getan hatte, würde er Jagd auf den schwarzen Wolf machen. Sorgen und Schmerz geplagt rollte sie sich erneut eng zusammen und winselte leise. Was sollte sie nur tun? Die Zeit verging und der schwarze Wolf kehrte in den Mittagsstunden zurück. Leise schritt er ins Höhleninnere und legte seinen Fang vor der jungen Wölfin ab. Mit einem leisen Bellen versuchte er ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen. Es funktionierte und die Kleinere bewegte sich. Langsam schaute sie auf und schnupperte. Zane schubste mit seiner Schnauze vorsichtig das Kaninchen, das er gefangen hatte, näher zu ihr. „Du musst essen um Kräfte zu sammeln.“ „Danke…“ Schon seit Tagen von Hunger geplagt fing Rayna an die Beute zu fressen, erst langsam dann immer gieriger. Erst als sie fasst das ganze Tier verspeist hatte, schaute sie scheu auf. „Bitte verzeih, ich habe dir kaum etwas übrig gelassen.“ „Ich habe mich bereits gestärkt, keine Sorge. Iss ruhig weiter.“ Der Größere ging zum Höhleneingang und setzte sich dort. Mit seinen scharfen Augen und seinem ausgezeichnetem Gehör überwachte er die Gegend. Nachdem sie auch den Rest der Beute gierig verschlugen hatte, erhob sie sich vorsichtig und trat an die Seite des schwarzen Wolfes. Auch sie schaute nach draußen und horchte in den Wald. Alles war ruhig. Sie sah einen Elch der gemächlich durch den dicht bewachsenen Fichtenwald schritt und nach Essen suchte. Auch andere Waldbewohner konnte sie wahrnehmen, alle waren völlig entspannt. Kein Anzeichen dafür, dass Gefahr drohte. Erleichtert setzte sie sich und begann ihre schmerzende Pfote, die bei ihren ungalanten Absturz verletzt wurde, zu lecken. Der Wolf neben ihr schaute immer noch konzentriert in den Wald. Es schien als wäre er in Gedanken verloren. Eine Weile saßen sie so da, als plötzlich eine Stimme in Rayna’s Gedanken die Stille beendete. „Erzähl mir warum du auf der Flucht von diesen Kötern bist.“ Überrascht blickte sie den schwarzen Wolf neben sich an. Dieser hatte den Blick immer noch nach draußen gerichtet, schien aber die Antwort abzuwarten. „Ich dachte das interessiert dich nicht?“ „Erzähl es mir…“ Rayna legte ihren Kopf schief und schaute ihren Gegenüber fragend an. Danach ließ sie ihren Blick wieder nach Draußen wandern. „Warum lebst du hier alleine?“ Irritiert blickte der schwarze Wolf die junge Wölfin an. „Das geht dich nichts an.“ „Dann geht es dich auch nichts an warum ich davon gelaufen bin.“ Zane schnaufte und widmete seine Aufmerksamkeit wieder dem Wald vor der Höhle. „Für so einen kleinen Wolf bist du ganz schön aufmüpfig.“ Die weiße Wölfin knurrte und legte ihren Kopf auf die beiden Vorderpfoten. „Wieso willst du es mir nicht erzählen?“ „Und wieso willst du mir deine Geschichte nicht erzählen?“ „Warum sollte ich?“ Rayna schnaufte hörbar. „Für so einen großen Wolf bist du noch ein ziemlicher Welpe.“ Als es Abend wurde fühlte sich Rayna genug ausgeruht um aufzustehen. Ausgiebig streckte sie sich und blickte Zane erwartungsvoll an. Nach einen fragend Blick zurück hopste Rayna auf der Stelle. „Lass uns eine Runde laufen.“ „Du solltest dich ausruhen…“ „Bitte… es ist so lang her dass ich ohne verfolgt und gehetzt die frische Luft oder den Geruch des Waldes genießen konnte. Komm schon!“ Ohne auf eine Antwort zu warten lief Rayna los und sprang förmlich vor Freude durch die Wiese, die neben der Höhle lag. Wie ein aufgeweckter Welpen hopste sie herum und rannte weiter in den Wald. Etwas verdutzt schaute Zane ihr nach bis er sich ebenfalls aufrappelte und ihr nach trappte. So eine Wölfin war im bisher noch nie begegnet, doch er musste feststellen dass ihm irgendwie faszinierte. Fortsetzung folgt... Kapitel 6: Wilde Wölfe ---------------------- Es war bereits finstere Nacht als sich zwei Schatten blitzschnell durch den Wald bewegten. Durch den bewölkten Himmel drang kaum Mondlicht und so wurden die Hügel, Wiesen und der Wald in tiefe Dunkelheit gehüllt. Doch das störte die Wesen nicht, die über Stock und Stein liefen. Der Wind blies durch ihr dichtes Fell und spornte sie weiter an. Jeder der Beiden gab sein Bestes. Die weiße Wölfin machte einen großen Satz und sprang über einen Bach. Ihr Ohr wanderte nach hinten um zu horchen wie dicht ihr der schwarze Wolf auf den Fersen war. Er war nur wenige Meter hinter ihr und holte weiter auf. Ihr Rennen ging weiter und machte unfassbar viel Spaß. Mit einem weiten Sprung überholte der schwarze Wolf seine Konkurrentin. Er hörte ihr Knurren und musste innerlich grinsen. Es war wirklich schon lange her, dass er so großen Spaß hatte. Er genoss die kalte Nachtluft und den intensiven Geruch des Waldes. Sie kamen auf eine weite Wiese und liefen einen kleinen Hügel hinunter. Plötzlich wurde Zane von hinten besprungen und die beiden Wölfe kugelten den Hügel hinab. Ein verspieltes Gerangel begann zwischen den beiden. Rayna biss ihn sanft in die Schnauze woraufhin Zane ein leises Schnaufen von sich gab. Er schubste sie von sich und hüpfte verspielt um sie herum. Sein Schwanz wedelte wild und seine Augen glänzten. Rayna duckte sich und wedelte ebenso mit ihren weißen Schweif. „Komm schon großer böser Wolf. Was das schon alles?“, ihre Stimme klang herausfordernd aber auch amüsiert. Zane spielte den großen bösen Wolf gut. Er schaute ernst und umkreiste die Kleinere. Rayna machte sich bereit, sie wusste er würde sich jeden Moment auf sie stürzen. Doch er ließ sich Zeit, sehr viel Zeit. Er ahnte wie ungeduldig sie wurde und dann ihre Konzentration verlor. Es amüsierte ihn sehr sie so zu sehen. Sollte er nun einen Angriff antäuschen? Oder sich gleich auf sie stürzen. Er würde sie nur zu gerne unterwerfen, so frech und aufmüpfig wie sie immer war. Spannung lag in der Luft und beiden waren bereit. Doch im nächsten Moment richteten beide ihre Aufmerksamkeit in Richtung Westen. Der Wind trug verschiedene Gerüche zu ihnen. Beide hielten ihre Schnauzen hoch und schnüffelten neugierig. „Wir sollten zurück zur Höhle.“„Meinst du wir sind in Gefahr?“ „Ich spüre keine Gefahr aber sicher ist sicher.“ Rayna nickte leicht und folgte dem schwarzen Wolf zurück in den Wald. Immer wieder in den Wald horchend trappten sie zurück. Dort angekommen lief Zane noch einmal rund um die Höhle. Die Luft war rein und seine Instinkte sagten ihm ebenso, dass alles in Ordnung war. Beruhigt betrat er die Höhle und streckte sich. Zane fühlte wie ausgelaugt er war, das kleine Rennen hatte ihn ganz schön Kraft gekostet. Nie hätte er erwartet, dass die Kleinere so mithalten konnte. Sein Blick fiel auf den weißen Wolf die in der Ecke lag und ihr Fell putzte. Fasziniert beobachtete er sie eine Weile bis sie seinen Blick erwiderte. Ertappt wandte er seinen Blick ab und schaute nach draußen. Er konnte aus dem Augenwinkel wahrnehmen wie sie sich weiter putzte und ihre verletzte Pfote leckte. Also war sie doch noch nicht ganz kuriert. Zane legte seinen Kopf auf die Pfoten und atmete laut aus. Erschöpft schloss er die Augen, versunken in Gedanken schlief er langsam ein. Rayna leckte ihr Fell sauber und rollte sich ein. Ihr Blick fiel auf den schlafenden schwarzen Wolf. Sein schwarzes Fell glänzte wunderschön und wies einen silbernen Glanz auf. Aus irgendeinem Grund fühlte sie sich hingezogen zu ihm. Auch wenn er nicht der Gesprächigste war und kaum etwas von sich preisgab. Tief in ihrem Inneren spürte sie, dass er ein gutes Herz hatte. Rayna legte ihren Kopf schief und beobachtete ihn weiter. Nur zu gerne würde sie seine Gedanken lesen können, um zu erfahren was die Ursache für seine traurige dunkle Aura war. Die weiße Wölfin stand auf und tapste langsam an seine Seite. Sie drehte sich einmal um ihre eigene Achse und rollte sich neben ihm zusammen. Ein zufriedenes Seufzen kam von ihr und langsam versank sie ebenso in ihren Träumen. Am nächsten Morgen erwachten die beiden eng angekuschelt auf. Schüchtern schaute Zane weg und stand auf. Genüsslich streckte er sich und trat an den Höhleneingang. Rayna schaute ihm nach und setzte sich auf. „Alles in Ordnung Zane?“ Ihre Stimme in seinen Gedanken und wie sie seinen Namen aussprach ließ seinen Körper beben. Es machte ihn nervös und sie schaffte es ihn aus der Ruhe zu bringen, das mochte er ganz und gar nicht. Völlig in Gedanken verloren nahm er nur spät war, dass ein fremder Duft in der Luft lag. Erschrocken wich er zurück und knurrte. Seine Sinne arbeiteten auf Hochtouren, doch er konnte nichts in der näheren Umgebung wahrnehmen. Trotzdem mussten sie vorsichtig sein, fremde Wölfe hießen meist nur Ärger das hatte er bereits gelernt. „Siehst du was?“, Rayna’s Stimme drang in seine Gedanken und lenkte ihn kurzzeitig ab. „Nein, aber wir sollten dennoch vorsichtig sein.“ Zane ging nach draußen und packte den großen Ast der am Höhleneingang lag mit seinem großem Maul. Mühsam zog er es vor den Eingang. Die weiße Wölfin kam ihm zur Hilfe und so verdeckte sie den Eingang zur Gänze. Danach zogen sie sich ins Innere zurück und legten sich hinter einem größeren Felsen nebeneinander. Nervös bewegte sich der Schweif des schwarzen Wolfs hin und her. „Egal was da durch den Wald streift, wir werden damit fertig.“ Die Worte der weißen Wölfin beruhigten ihren Gegenüber. Im Moment konnten sie nur abwarten und hoffen. Fortsetzung folgt... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)