Between Near and Distance - Unter den Goldkiefern von Raimei (Eine Bonanza Geschichte) ================================================================================ Kapitel 29: Kapitel 29 ---------------------- Kapitel 29 Joe schlief die Nacht über unruhig. Er wollte unbedingt aufstehen, bevor irgendeiner auch nur wach war. Immer wieder wachte Joe für wenige Sekunden auf und schlief wieder ein, nachdem er die Zeit kontrolliert hatte. Um halb sechs war es dann so weit. Er stand ganz leise auf und versuchte, so leise wie möglich im Bad zu sein. Anschließend schlich er auf Zehenspitzen die Treppe hinunter und huschte schnell in die Küche. Als Allererstes öffnete er erst einmal das Fenster. Ansonsten hätte wohl bald schon Hoss in der Tür gestanden. Er schloss dann die Tür und wollte so verhindern, dass die Gerüche, die er produzieren würde, sich im Haus ausbreiteten. Dann setzte er Wasser auf, um Kaffee zu kochen. Anschließend erledigte er vieles auf einmal. Er musste den Teig für die Pancakes machen und nebenbei noch diesen verfluchten Zimt finden. Apropos, schnell schnappte er sich den Zettel von Adam und zerknüllte ihn, bevor er ihn in den Müll warf. Den Zimt fand er schließlich in der allerletzten Ecke des Gewürzregals. Er wurde ja auch außerhalb der Weihnachtszeit nicht gebraucht, außer man hieß Adam Cartwright. Also verrührte er die Eier mit dem Zimt und ein wenig Milch. Nun kam das Schwierigste. Er musste die Pancakes, die Eier und den Speck möglichst so braten, dass nichts kalt wurde. Er improvisierte und zeigte wieder einmal, wie gut er mehreres zeitgleich bewerkstelligen konnte. Er nutzte zwei Pfannen und briet das Ei und die Pancakes gleichzeitig. Der erste glückte nie, aber darüber machte er sich keine Sorgen, denn die anderen gelangen ihm. Die Eier waren zuerst fertig. Nicht lange danach hatte er vier Pancakes auf einem Teller und drei auf dem anderen. Um sicher zu gehen, dass alles warm blieb, stellte er beide Gerichte auf ein Tablett und stellte eine Essensglocke darüber. Er wusch beide Pfannen schnell ab und nutzte eine fix, um den Bacon zu braten. Es zischte und duftete, Joe hoffte wirklich, dass seine Tat geheim blieb. Und wenn ihm doch einer auf die Schliche kam, dann konnte er immer noch behaupten, er hatte des Nachts Heißhunger bekommen. Ja, das klang gut. Den Toast schmiss er, kurz nachdem der Bacon fertig war, ebenfalls kurz zum Anbraten in die Pfanne, damit er kross wurde, und schob wieder alles unter die Glocke. Unruhig suchte er noch Adams Lieblingsmarmelade und den Ahornsirup und füllte den zwischendrin gemachten Kaffee in zwei Tassen. Wieder landete alles unter der Glocke. Als Letztes nahm er noch Besteck und Geschirr mit drunter. Erleichtert reinigte er seinen Tatort und verwischte seine Spuren. Dann nahm er das Tablett und musste sich ganz schön anstrengen, das Ganze war schwerer, als er dachte. Aber er schaffte es, das Licht in der Küche zu löschen und ohne Unfall bis zur Treppe zu kommen. Joe sah kurz zweifelnd die Stufen hoch, aber dann riss er sich zusammen und schlich langsam nach oben. Er hatte sich das vorgenommen, also zog er das auch durch. Leise ging er an den Zimmern der anderen zwei vorbei und hielt schließlich vor Adams Zimmertür. Joe drückte die Klinke einfach mit dem Rand des Tabletts runter und stieß die Tür mit dem Fuß auf. Leise huschte er in das dunkle Zimmer und stellte zuerst einmal alles auf dem Nachttisch ab. Dann schloss er die Tür leise wieder. Puh, er hatte es geschafft. Dann sah er zum Bett. Adam lag noch im Bett und schien wohl gerade aufzuwachen, denn der Körper unter der Decke regte sich nun. Joe lächelte und setzte sich auf die Bettkante. Es würde zwar bald hell werden, denn die Sonne ging auch bereits so langsam auf, aber um wirklich etwas sehen zu können, entzündete er doch lieber Adams Lampe. "Hey Adam, aufwachen", säuselte er und nahm die Glocke vom Tablett, sofort breiteten sich die gesammelten Gerüche im Raum aus und schienen Adam wirklich wach zu bekommen. Der Ältere rieb sich mit einer Hand durchs Gesicht und richtete sich ein wenig auf. "Joe, was machst du denn um ...," krächzte er und sah auf seine Wanduhr, "sechs Uhr in der Frühe hier?" "Dir Frühstück ans Bett bringen" flüsterte Joe und nahm die größere Tasse mit Kaffee und hielt sie Adam unter die Nase. Adam sog den Duft tief in sich auf und blickte sofort wacher drein. Joe grinste breit und gab ihm die Tasse, worauf Adam zwei kleine Schlucke nahm. "Guten Morgen", wünschte Joe amüsiert und bekam einen verschlafenen tadelnden Blick, der aber absolut keine Wirkung hatte und nur niedlich aussah. "Morgen", erwiderte Adam trotzdem und nahm lieber noch ein paar Schlucke Kaffee, ehe er nun das Tablett genauer betrachtete. "Du hast mir ja wirklich Frühstück gebracht." "Sag ich doch. Das ist fast alles für dich." "Fast?" "Ja, ich dachte mir, ich frühstücke mit dir", schmunzelte Joe und nahm nun das Tablett, mit zwei Handgriffen hatte er die Beine des Tabletts ausgeklappt und stellte es über Adams Beinen ab. Adam richtete sich nun ganz auf und schob die guten Gaben so herum, wie er wollte, dass sie standen, dann goss er den Sirup über die Pancakes. "Wie hast du Hop Sing erklärt, dass er nur für uns Essen machen soll?", fragte Adam und probierte zuerst die Pancakes. "Gar nicht, das habe ich selbst gemacht." Adam sah ihn verwundert an und musste kräftig schlucken, um sich nicht zu verschlucken. "Du hast gekocht?" "Ja, ich wollte nicht unbedingt, dass die anderen was mitbekommen", meinte Joe und nahm sich den volleren Teller mit Pancakes, auch da kam etwas Sirup drauf, und schob sich eine Gabel voll in den Mund. "Ich wusste nicht, dass du so was kannst." Noch immer blickte Adam ihn ungläubig an und konzentrierte sich schnell wieder auf sein Frühstück, als Joe ihm eine Gabel voll von seinem Ei klaute. "Ich auch nicht. Aber schmeckt ganz passabel, auch wenn dein Zimt gewöhnungsbedürftig schmeckt", grinste Joe und blieb doch lieber bei seinen Pancakes. "Du überraschst mich immer wieder", nickte Adam anerkennend und langte nun kräftig zu. Das Ei blieb ganz für Adam, nur bei dem Bacon teilten sie und der Toast war wieder ganz für den Älteren. Schließlich saß Joe seitlich neben Adam und lehnte am Kopfende, während er seine Kaffeetasse in beiden Händen hielt und hin und wieder ein oder zwei Schlucke daraus nahm. Adam hatte mit viel Genuss Joes Speisen verputzt und sich eventuell schon ein wenig am Frühstück überfuttert. Daher saß er ruhig neben Joe und hatte ebenfalls seinen Kaffee nah bei sich. Das Tablett hatten sie weggestellt, sobald es leer gegessen war und genossen nun die vollgefutterte Ruhe. Nun, da seine Nervosität nachgelassen hatte - immerhin hatte es Adam eindeutig geschmeckt -, spürte Joe trotz Kaffee die unruhige Nacht und neigte seinen Kopf bald träge zur Seite. Joe schreckte auf, als er eine Berührung an seinem Hals spürte und blickte auf. Neben ihm war noch immer Adam und genau der drückte Joes Kopf sanft auf seine Schulter. War er etwa eingeschlafen? Ja, er wusste genau, dass er eher aufgestanden war, um Adam Frühstück zu machen. Und dann hatten sie zusammen gefrühstückt, in Adams Bett. "Bin ich eingeschlafen?", fragte er daher vorsichtig und bekam unerwarteterweise einen Kuss auf die Stirn. "Nur für ein oder zwei Minuten", beruhigte Adam und lehnte sachte seinen Kopf an Joes. Joe atmete erleichtert durch und streckte die Beine aus, ehe er sein Gesicht richtig in Adams Halsbeuge vergrub. Wohlig seufzte er und sog Adams Geruch tief in sich auf. Adam roch immer wunderbar. Joe liebte den Geruch inzwischen richtig, sei es der pure Adam-Geruch oder der Duft des Rasierwassers. Er roch himmlisch. Dazu noch die weiche Haut des Älteren. Joes Finger wanderten hinauf und strichen mit den Fingerspitzen über den weichen Hals und den Beginn der männlichen Brust. Es kribbelte und prickelte und fühlte sich einfach schön an. Joe seufzte leise. Er war wirklich schon ziemlich verknallt. Wenn man das überhaupt noch verknallt und nicht längst verliebt nennen konnte. Diesmal blieben die Finger züchtig und blieben oben und vor allem auch über der Kleidung. Als der Wohlfühlfaktor aber wieder deutlich anstieg und Joe so einlullte, dass er erneut kurz vor dem Einschlafen stand, löste er sich langsam. Schnell fing ihn Adam noch mit einer Hand in seinem Nacken ein und zog ihn kurz wieder ran, um ihm einen liebevollen und auch dankbaren Kuss auf die Wange zu drücken. "Das war wirklich schön und sehr aufmerksam von dir. Es hat wirklich sehr gut geschmeckt. Danke, Little Joe", murmelte Adam leise und löste sich dann von Joe. Joe grinste wie ein Honigkuchenpferd und stürzte sich wieder auf Adam, um ihm einen dicken Schmatz auf die Wange zu verpassen. "Freut mich, dass ich dir eine Freude machen konnte, liebster Bruder." Adam lachte leise und strich Joe ein paar verirrte Strähnen aus dem Gesicht, dann verdüsterte sich sein liebevoller Blick. "Leider ist mein Tag heute stark verplant. Du hast genau die richtige Zeit erwischt. Ich glaube nicht, dass wir uns heute noch mal groß sehen." Nun verdüsterte sich auch Joes Gesicht. Er seufzte enttäuscht. Sofort tat es Adam leid. Aber was sollte er machen? Pa hatte ihn wieder mit Arbeit überhäuft. "Sei nicht traurig, Kleiner. Wenn du möchtest, kann ich Danny herschicken", versuchte er zu trösten und strich dem Jüngeren über die Wange, als der dann aufstand und sich die Haare richtete. "Ich will nicht Zeit mit Danny verbringen, sondern mit dir. Lass mich mitkommen." "Nein. Die Naht ist noch zu frisch, ich kann nicht riskieren, dass dir mitten in der Pampa die Wunde aufreißt", meinte Adam und stieg nun auch aus dem Bett. Inzwischen war es auch hell genug, so dass er das Licht der Lampe löschte. Joe schaute alles andere als begeistert drein, aber was brachte es ihm, nun zu motzen und zu meckern. Nichts, außer, dass Adam ihn für ein Kind hielt. Also schwieg er. Auch wenn es Schmollen eigentlich gleichkam. Adam tat es richtig weh, Joe so enttäuscht zu sehen. Ja, er wusste natürlich, dass das Frühstück die Antwort auf die Heublume war. Dieser Gedanke brachte sein Herz zum Rasen und er fühlte sich auch sehr geschmeichelt, aber das änderte nichts an seinen Aufgaben. Aber irgendwas musste er tun, um Joe zumindest wieder lachen sehen zu können. "Joe, ich kann versuchen, entweder mittags zwischendrin heimzukommen oder früher am Abend fertig zu werden. Beides geht aber nicht. Was soll ich also tun? Sag mir, was dich wieder zum Lächeln bringt und ich tu's", schlug Adam vor und strich sanft mit den Fingerspitzen über Joes Finger und Handrücken seiner zugeneigten Hand. Dann ballte Joe die Finger zur Faust und zeigte Adam einen Blick, den der genau kannte. Joe brauchte es noch nicht mal auszusprechen, da wusste Adam schon, dass sein Bruder erneut ein Lied hören wollte. Er unterdrückte ein Seufzen und kramte in seinem Gedächtnis nach etwas, das angemessen war und hoffentlich Joes Laune hob. Was passte da besser als ein Statement zur aktuellen Lage? Allerdings wagte er nicht, die Gitarre zu benutzen, also sang er mit leiser, aber gefühlvoller Stimme, Joe dabei nicht aus den Augen lassend. Hätte ich einen Pinsel zu zeichnen - dein Antlitz, den Glanz deiner Augen, den lieblichen Mund, ich malte die Wimper, die Braue, dein Lächeln, wie ich es erkannte in jener Stund'. Einen Moment wartete er und summte die Melodie. Joe sah ihn überrascht an, aber offensichtlich freute er sich schon jetzt, erneut etwas vorgesungen zu bekommen. Also sang er weiter. Hätte ich eine Flöte zu spielen - die Klänge, die von deiner Anmut und Schönheit erzählen, ich spielte den Reigen der himmlischen Tänze, wie in den Gedanken, die mich seither quälen. Doch weder Bilder noch Klänge noch Wort könnten beschreiben, was an jenem Ort mit mir geschehen, als ich dich gesehen, du in jener Nacht den Schein hast entfacht. Nun wurde der Gesang ein wenig stärker und schneller, eigentlich müsste er nun auch lauter singen, aber die Lautstärke erhöhte er nur minimal. Dafür aber legte er noch mehr Gefühl hinein. Die Sonne, die Sterne tragen Kunde von dir, jeder Lufthauch erzählt mir von dir. Jeder Atemzug, jeder Schritt trägt deinen Namen weit mit sich mit.... Die Sonne, die Sterne tragen Kunde von dir, jeder Lufthauch erzählt mir von dir. Jeder Atemzug, jeder Schritt trägt deinen Namen weit mit sich mit.... Die Stimmung wurde wieder ein wenig ruhiger, sein Gesang fast zu einem Säuseln, ganz besonders viel Vorsicht lag in der nächsten Strophe. Adam war wegen des einen bestimmten Wortes ein wenig nervös, aber er sang das Lied so, wie es war und auch wie er nun mal fühlte. Hätte ich eine Feder zu schreiben die Worte, die dich umgarnen wie silbernes Licht, ich schriebe von Liebe, von Nähe und Hoffnung und schrieb die Sehnsucht hinaus in das Nichts. Doch weder Bilder noch Klänge noch Wort könnten beschreiben, was an jenem Ort mit mir geschehen, als ich dich gesehen, du in jener Nacht den Schein hast entfacht. Wieder beschleunigte sich sein Gesang und nahm an Stärke und auch etwas mehr an Lautstärke hinzu. Es war wichtig, um Joe mitzuteilen, was er fühlte, was interessierte ihn da, wen er wecken könnte. Die Sonne, die Sterne tragen Kunde von dir, jeder Lufthauch erzählt mir von dir. Jeder Atemzug, jeder Schritt trägt deinen Namen weit mit sich mit.... Die Sonne, die Sterne tragen Kunde von dir, jeder Lufthauch erzählt mir von dir. Jeder Atemzug, jeder Schritt trägt deinen Namen weit mit sich mit.... Adam summte die Schlussmelodie und ließ mit den letzten Ton das Lied enden. Er hatte sich während des ganzes Liedes nicht bewegt und auch Joe stand noch genau so vor ihm wie vor dem Lied. Nur hatte sein Gesichtsausdruck sich deutlich geändert. Er war überrascht, ein wenig überfordert, aber eindeutig begeistert und unendlich liebevoll. Da war wieder dieses Glitzern in den grünen Augen, das Adam so sehr liebte. Einem Impuls folgend sprang Joe ihm richtig an den Hals und drückte sich fest an ihn. Adam seufzte leise und schlang seine Arme fest um Joes, während er seinen Kopf auf Joes Schulter legte. Selbst in dieser Position konnte er das Hämmern, das von Joes Herzen ausging, hören. Adam lächelte zufrieden. Ja, das wollte er erreichen. "Früher heimkommen. Den Mittag schaff ich schon", japste Joe und klammerte sich noch fester an Adam. Adam verdrehte grinsend die Augen. Wer konnte jetzt nicht über Gefühle sprechen, hm? "Okay", bestätigte Adam leise und löste sich sanft von Joe. "War das denn okay, oder zu viel?", wollte er doch noch mal unsicher wissen. "Okay, vollkommen okay. Demnächst mit Musik, ja?", strahlte Joe und überflutete Adam fast mit dieser geballten Zärtlichkeit und Liebe in seinen Augen. "Okay." Adam räusperte sich und blickte kurz zur Tür. Er müsste sich so langsam mal anziehen. Aber er wollte Joe nicht wegschicken. Aber das übernahm der schon selbst. Noch einmal hatte er Joe im Arm, bis der sich dann wirklich los machte und das Tablett griff. "Dann bis später, liebster Bruder, und denk an mich." "Wie könnte ich nicht?", lächelte Adam und zog das Hemd über den Kopf aus. Er hörte das Geschirr auf dem Tablett leise klappern und schmunzelte. "Reite vorsichtig!", empfahl Joe heiser und war dann ziemlich eilig aus dem Zimmer hinaus. So eilig, dass Adam selig lächelnd zur geschlossenen Türe sah. 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