Between Near and Distance - Unter den Goldkiefern von Raimei (Eine Bonanza Geschichte) ================================================================================ Kapitel 28: Kapitel 28 ---------------------- Kapitel 28 Joe wendete sich ertappt ab und streichelte dem Rappen über die Stirn. Er mied Dannys Blick, spürte aber dessen auf sich nur zu genau. Danny hatte ihn erwischt, eiskalt. "Joe, sprich mit mir", bat Danny und drehte seinen Freund zu sich herum. "Wir sind doch Freunde. Und mir kannst du alles erzählen", lächelte der kaum Ältere. Joe seufzte und blickte an Danny vorbei. "Es hat sich etwas ergeben. Nicht mit Absicht oder gewollt. Ich kann es schwer beschreiben", redete er um den heißen Brei. "Du bist verliebt", sagte Danny einfach knallhart. Joe errötete schlagartig und nickte leicht. Sofort begann Danny zu strahlen und nahm ihn spontan in den Arm. "Das ist wunderbar. Und sie? Liebt sie dich auch?" "Ich...ich weiß es nicht. Ja, vielleicht. Zumindest bin ich schon mal nicht vollkommen egal." Nein, egal war er Adam ganz bestimmt nicht. Aber Joe war immer noch nicht sicher, ob es von seinem Bruder aus nur etwas Körperliches war. "Dann führ sie aus. Geht tanzen, lade sie zum Essen ein. Schenk ihr Blumen und Schokolade, verwöhn sie total. Mann, Joe, mach doch alles das, was du mir immer erzählt hast. Du bist doch der, der Ahnung davon hat, und nicht ich." "Ja, ich...", räusperte er sich und rieb sich über den Hinterkopf. "Ich glaube, Blumen und Schokolade kommen nicht so gut an." Danny schaute reichlich verwundert drein. "Nicht? Mag nicht jede Frau sowas?" Ja! Aber Adam war keine Frau. Und er wollte Adam als Mann erobern und ihn nicht bekommen, weil der Mitleid mit ihm bekam. "Wenn sie es etwas herber lieber mag, dann koch ihr doch was und geh mit ihr picknicken", schlug Danny nun vor und nahm Conchos Zügel. "Hm ja, das könnte klappen." Aber so sicher war er sich da nicht. Irgendwie glaubte er, dass Adam auch nicht so der Picknick-Typ war. Aber vielleicht konnte er ihn ja anders verwöhnen. Er bekam da so eine Idee. "Ich werde mir was überlegen." "Und dann sagst du mir, wie es gelaufen ist. Ich will doch wissen, wie es mit ihr weitergeht. Sie scheint dir gehörig den Kopf verdreht zu haben. Du hast dich wirklich sehr verändert, aber zum Positiven", freute sich Danny, führte sein Pferd nun hinaus und stieg auf. "Versprich es, Joe." Joe seufzte. "Ja, ich verspreche es." Nie im Leben würde er Danny verraten, um wen es ging. Zum Glück hatte Danny nicht gefragt, wer sie denn war. Danny ritt los und Joe ging wieder hinein. Inzwischen war es Abend. Ben und Hoss saßen vor dem Kamin und hatten mal wieder diverse Papiere und Stoffe vor sich ausgebreitet. Adam entdeckte er am Schreibtisch. Der Sohn Nummer eins war umzingelt von Papier und bewaffnet mit einem Füllfederhalter und einem Tintenglas. Adam sah wirklich beschäftigt aus. Hatte sein Bruder gestern Abend nicht auch gesagt, er wollte eigentlich noch arbeiten? Joe hatte ihm ziemlich die Zeit gestohlen, als er Adam überredet hatte, noch etwas bei ihm zu bleiben und er daraufhin eingeschlafen war. Also kämpfte Joe gegen sein Bedürfnis nach Nähe an und ging in die Küche. Sie war leer, Hop Sing war weg und das dreckige Geschirr vom Mittag stand auch noch herum. Joe krempelte die Ärmel hoch und füllte aus einem großen Fass Wasser in das Spülbecken. Die Teller, Gläser, Schalen, Töpfe, Besteck und einfach alles, was ihm in die Finger kam, spülte er gründlich ab. Das dauerte genau so lang wie es brauchte, um seine Finger komplett zu verschrumpeln. Und als er gerade fertig war, drückte er den Rücken durch und spürte es ganz schön im unteren Rücken ziehen. Joe seufzte und wollte die Hand in seinen Rücken legen, aber bevor er dazu kam, lag bereits die Hand eines anderen an genau der Stelle. Überrascht drehte Joe den Kopf und sah Adam an, welcher bei ihm stand und mit einer Hand Joes unteren Rücken massierte. "Adam, was schleichst du dich denn so an?", japste Joe erschrocken. "Ich habe nicht mehr oder weniger Geräusche als sonst auch gemacht. Wo ist Hop Sing?" "Das wüsste ich auch gerne. Heute Morgen war er auch nicht da. Ich habe gar nicht mitbekommen, wann er wiedergekommen war. Was willst du denn von ihm?" "Nicht so wichtig, nur ein kleiner Wunsch fürs Frühstück", wiegelte Adam ab. "Wenn ich ihn sehe, kann ich es ihm sagen, oder schreib ihm eine Nachricht." "Das ist keine schlechte Idee, hoffentlich haben wir auch Zimt." Joe hob fragend eine Augenbraue. "Zimt?" "Im Rührei", erklärte Adam. "Mit Bacon? Gebraten?", fragte Joe ungläubig. "Ja, schmeckt wirklich. Glaub's ruhig", schmunzelte Adam und schrieb tatsächlich eine kleine Notiz für Hop Sing. Den Zettel legte er gut sichtbar für den Koch hin und wollte dann eigentlich wieder gehen. Aber dann bemerkte er, dass Joe sich einen Apfel nahm und den abwusch, um ihn zu essen. Adam nahm ihm spontan den Apfel aus der Hand, kurz bevor Joe reinbeißen konnte. "Hey!" Adam hob belustigt eine Augenbraue und nahm ein Messer zur Hand, mit dem er den Apfel in zwei Hälften teilte und in die eine hineinbiss, während er die andere Joe gab. Genau so, wie Joe einen Apfel für ihre Pferde geteilt hatte, so teilte Adam den Apfel nun für sie beide. "Danke." Joe nahm die Hälfte und aß sie. Solange sie aßen, blieb Adam bei ihm. Aber dann gab es nichts mehr, bis auf die ungenießbare Kitsche. Joe entsorgte die Reste. Dann regte sich Adam und griff in seine Hosentasche. "Little Joe, ich hab was für dich. Ich hoffe, du findest es nicht kitschig, aber mir fiel gerade nichts wirklich Gutes ein", erklärte Adam zögerlich und war tatsächlich unsicher! Ein unsicherer Adam war selten. Und der hielt auch noch was in der Hand. Joe sah neugierig auf die Hand und konnte es kaum erwarten. "Ich verspreche, ich werde nicht lachen", versprach er schief grinsend. Tatsächlich öffnete Adam seine Hand und offenbarte eine Blüte, keine besondere, einfach eine Blüte. Allerdings war es keine echte, sie war aus weichem flexiblem Heu gebunden und nicht ganz einen Handteller groß. Es war nichts Besonderes, aber dennoch hatte sich jemand darüber Gedanken gemacht, was er Schönes verschenken konnte und es dabei auch noch selbst gefertigt. Joe blickte auf die schlichte schöne Blüte und wurde in der nächsten Sekunde rot. Das war ein Geschenk, um das Werben einzuleiten! Also fing wirklich Adam an! Um Joe wurde noch nie geworben. Er selbst hatte schon ein oder zwei Mal um Frauen geworben, aber das war dieser typische Kram gewesen, den eigentlich alle Frauen mochten. Adams Blüte war schlicht, keine Rose, also nicht zu kitschig und da sie aus Heu bestand, hatte sie eine schöne Assoziation zu ihren Pferden und Rindern. Joe schmunzelte und nahm die Blüte an. "Danke Adam, sie ist sehr schön." "Nicht zu kitschig?", fragte Adam doch noch etwas unsicher, aber er war auch erleichtert, dass Joe sie überhaupt angenommen hatte. "Nein. Es ist okay. Es ist süß, aber noch vollkommen okay", lächelte Joe und griff mit der freien Hand an Adams Halstuch, um den anderen ein wenig herunterzuziehen. Adam folgte dem Zug und bekam auch schon seinen Kuss, auf die Wange. Erleichtert atmete der Ältere tief durch und legte seine Stirn an Joes. "Da bin ich aber erleichtert." Joe schmunzelte und verschob den Kopf so weit, dass er einen weiteren Kuss auf Adams Nasenspitze hauchen konnte. Seine Lippen bebten, sie waren allein. Es wäre einfach, sich wieder deutlich näher zu kommen. Es war wirklich verführerisch, aber Adam hatte wohl anderes vor. Denn er löste sich etwas. "Also nimmst du sie an?" "Ja, natürlich. Sie kriegt einen Ehrenplatz", bestätigte Joe und schenkte Adam eines seiner ehrlichsten Lächeln. Der Ältere räusperte sich und nur dank seiner umfangreichen Erfahrung mit seinem Bruder wusste Joe, dass er verlegen war. "Ich muss leider weitermachen. Tut mir leid, Joe. Ich glaube, das wird heute bis in die Nacht dauern." "Schon okay. Pass aber auf, dass du deine Hand auch schonst. Es wäre schade, dich länger nicht singen und spielen zu hören. Ich höre dir sehr gerne zu, liebster Bruder." Adam lächelte und rieb sich abwesend über sein überreiztes Handgelenk, zum Glück war es nicht seine Schreibhand, sonst würde er diese heute noch gänzlich ruinieren. "Bald wieder", versprach Adam, kurzerhand nahm er Joe in den Arm und drückte den Kleineren an sich. Dann gingen sie zusammen wieder zu den anderen. Adam ging an seinen Schreibtisch zurück, schon bald war er wieder tief in seiner Welt aus Papier und Tinte vergraben, währenddessen sich Joe doch mal diese Stoffe ansah, die sein Vater da angeschleppt hatte. Die meisten waren grauenhaft. Joe wunderte sich, dass die nicht schon längst aussortiert waren und machte unter großen Protesten kurzen Prozess. Das Gemecker verstummte aber sehr bald, als das Argument fiel, dass Joe doch eh der einzige hier mit Geschmack war. Was gar nicht mal so gelogen war. Natürlich überragte Adams Sinn für Einrichtung als Architekt Joes noch bei weitem, aber der klinkte sich nicht in die Diskussion mit ein und demnach war Joe nun der mit der meisten Kompetenz. Auch die vielen Listen, Beispiele und Kostenvoranschläge nahm Joe sich nun zur Brust und sortierte auch da radikal aus. Ben und Hoss waren der Verzweiflung nahe, als Joe fertig war. Es war schon sehr spät und Joe wollte am nächsten Tag früh raus. Daher verabschiedete er sich schon sehr zeitig und wurde nur schnell von seinem Vater neu verbunden, ehe er sich dann bettfertig machte und als Erster hinlegte. Seinem Beispiel folgten dann aber nach und nach alle anderen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)