Between Near and Distance - Unter den Goldkiefern von Raimei (Eine Bonanza Geschichte) ================================================================================ Kapitel 20: Kapitel 20 ---------------------- Kapitel 20 Es lag Spannung in der Luft. Sie waren nicht zimperlich mit ihren Tieren und ritten um anzukommen, nicht zum Spaß. Jeder der Drei ritt einhändig, während die andere bereits das geladene Gewehr hielt. Bei der großen Weide angekommen, sprangen sie zuerst ab und überließen die Pferde zwei Männern, die ihnen entgegen kamen, um die Tiere zu übernehmen. Ben eilte voraus, Hoss und Adam waren dicht hinter ihm. Fast hätten sie die zwei Haufen übersehen, welche neben einem Zelt lagen und verdächtig nach den Konturen von Menschen aussahen. Doch das war nicht ihr oberstes Ziel. Das Familienoberhaupt wollte zu dem Mann, der angeblich nur verletzt sein sollte. Schon aus einiger Entfernung hörten sie das schmerzerfüllte Jammern und Schreien. Ben schlug die Zeltplane weg und enthüllte einen Anblick, der ihnen das Blut in den Adern gefrieren ließ. Zwei Männer standen an einer Liege und hielten Jemanden auf dieser fest, während ein dritter damit beschäftigt war, den sich windenden Körper irgendwie notdürftig zu verarzten. Ben sah sofort, dass es schlimm um den Verletzten stand. Die linke Seite wurde von einer großen Bisswunde geziert und an Bein und Brust sah man auch noch tiefe Kratzspuren. Er war erschüttert, dass niemand einen Arzt geholt hatte. Denn der Mann, der versuchte seinen Kameraden zu versorgen, war niemand Anderes als Joes bester Freund Danny. Besagter bester Freund sah die Neuankömmlinge an und gab kurze Instruktionen an seine Helfer weiter, ehe er sich wieder auf den Verletzen konzentrierte. Ein vierter Mann welcher ebenfalls im Zelt war, kam also zu ihnen. "Zum Glück sind sie da. Es sind schon Männer in den Wald, um die Biester zu schießen, aber sie sind blind vor Wut und Trauer. Wir haben nun Angst, dass die Wut der Biester sich auch auf sie richtet." "Wer sind die beiden toten Männer? Habt ihr einen Arzt rufen lassen? Ist noch jemand verletzt?", fragte Ben und konnte seine eigene Wut kaum zurück halten. "Die Toten sind zwei Frischlinge. Thomas und Brian. Brian kam uns für die Nachtschicht zu Hilfe. Eigentlich arbeitete er mit Danny bei den Broncos. Und Thomas war unser Kuhflüsterer. Es ist wirklich schrecklich. Ein Mann ist auf der Suche nach einem Arzt in den nächst gelegenen Siedlungen, findet er da keinen, bringt er einen aus Virginia City mit", erklärte der Mann, er wirkte ruhig. Aber an den weiten Pupillen sah man ihm den Schock an. "Wie ist das passiert?", wollte Ben nun wissen und nahm den Mann mit vor das Zelt, um die Anderen nicht zu stören. Adam und Hoss waren derweil zu den Toten gegangen und halfen mit, sie weg zu tragen. Da die beiden Toten keine Familie hier hatten, würden sie hier begraben werden. Ben gab kurz den Befehl die Gräber auszuheben, da waren auch schon alle kräftig dabei. "Ich war nicht dabei. Aber so wie das klingt, war es wohl so, dass es mindestens drei Berglöwen gewesen sein müssen. Eigentlich wollten die wohl erneut Kälber reißen. Die Jungs müssen sie überrascht haben und anschließend in den Wald verfolgt. Wir haben die Pferde alleine in Panik am Lager ankommen sehen. Also waren sie wohl abgestiegen, wodurch sie in dem dunklen Wald natürlich noch leichter zu erwischen gewesen waren." Kurz pausierte der Mann, um jemandem aus dem Weg zu gehen, der ins Zelt wollte. "Kurz nach den Pferden kam Jeff blutend auf seinem Pferd bei uns an. Er erzählte, dass es zwei unserer Männer erwischt hat und er selbst nur knapp entkommen war. Er wollte uns die Stelle zeigen, doch wir behielten ihn hier. Auf gut Glück sind einige Männer in den Wald und haben die Beiden gefunden. Es ist nicht zu empfehlen, die beiden anzusehen. Es ist grausam." "Wieviele Männer sind in dem Wald im Moment?", fragte Ben schließlich, nachdem er einen Moment geschwiegen hatte, um das ganze zu begreifen. "Vier Mann. Die Männer, die eigentlich von jetzt bis Mittag auf die Herde aufgepasst hätten." "Jemand muss mir die Personalakten der Beiden bringen. Ich werde ihre Familien benachrichtigen müssen." Damit wand sich Ben um und ging. Bald erspähte er die beiden frischen Gräber. Seine Söhne standen mit den anderen Männern zusammen und klopften mit Spaten die Erde fest. Zwei andere Männer bastelten bereits an Kreuzen und ritzten ihre Namen ein. Ben nahm seinen Hut ab und ging rüber. Vor den beiden Gräbern senkte er das Haupt und bat die Toten um Vergebung und den Herrgott um Schutz für ihre Seelen. Nach einigen Minuten hob er den Kopf wieder und sah auf Hoss und Adam, welche als Einzige neben ihm standen. Die anderen Männer waren gegangen. "Wir holen uns diese Biester und beenden diesen Spuk." Entschlossen gingen sie zu ihren Pferden und saßen auf. Bis zur Waldgrenze war es nicht weit. Der Tag fing eigentlich mit schönem Wetter an, es würde heute wieder heiß werden, keine Wolke war am Himmel und die Sonne war jetzt schon fast zu warm. Dicht beieinander passierten sie die Waldgrenze und drangen in ein Gebiet ein, welches nur auf dem Papier ihnen gehörte. Denn in Wirklichkeit hatte ein Haufen kranker Katzen hier die Oberhand und das ärgerte Ben maßlos. Sie suchten noch gar nicht lang, da fanden sie als Allererstes ein totes Kalb. Tot, nicht gefressen oder angenagt, einfach nur tot. "Dieser Mistkerl", schimpfte Ben. Adam sprang von seinem Fuchs herab und sah sich das Kalb gut an. "Ich würde sagen, es ist seit zwei Tagen tot", meinte der Sohn Nummer Eins und ging zu seinem Pferd zurück, das sich schon aus Instinkt nicht genähert hatte. Flink nahm Adam das Lasso vom Sattel ab und ging zu dem Kalb, um die Hinterbeine mit dem Lasso zu verknoten. Dann stieg er wieder auf sein Pferd und wickelte das Lasso ein paar mal um das Sattelhorn und ließ Sport anziehen. Vorsichtig zog Adam das tote Tier aus dem Wald hinaus, bis er auf freier Fläche das Kalb liegen lassen konnte. Anschließend ritt er ohne Anhängsel wieder zurück in den Wald und musste ein paar Meterchen aufholen. Hoss und Ben hielten an einer kleine Höhle, als Adam wieder aufschloss. "Was meinst du, Adam? Könnte das was sein? Oder doch eher zu klein?" "Zu klein kann nicht sein. Den Kranken von gestern habe ich in einer noch viel kleineren aufgestöbert. Aber wie kommen wir dran?", fragte er und lehnte sich etwas nach vorne, um besser sehen zu können. Sein Pferd war dabei leicht unruhig, aber das war schon so, seit sie den Wald betreten hatten. Alle ihre Pferde waren unruhig. Sie spürten, dass hier etwas vorging, das nicht gut war und fühlten sich selbstverständlich bedroht. "Wir könnten versuchen auszuräuchern, was drin ist, oder wir stellen am Eingang eine Falle auf", schlug Ben vor, worauf Hoss sofort abstieg. "Dann tun wir das." Gesagt, getan. Hoss kümmerte sich um eine Grubenfalle mit angespitzten Stöckern, während Ben dafür sorgte, dass sie einen mit Stoff umwickelten Ast zum brennen brachten. Adam brachte die Pferde derweil etwas außer Reichweite und band sie an. Als alle bereit waren, schoben sie den Ast weit in die Höhle und warteten mit erhobenen Gewehren rund um den Eingang verteilt. Eine Weile passierte nichts. Doch dann hörten sie es im Inneren der Höhle kratzen und fauchen. Das Kratzen wurde lauter und schließlich quetschte sich ein beiger Katzenkopf hinaus. Die Männer erblickten sofort den Schaum und warteten garnicht mehr darauf, dass die Kreatur vollständig aus der Höhle kam. Ziemlich zeitgleich erklang drei Mal ein Schuß. Das Kratzen und Gurgeln erstarb. Dafür prangten drei dicht beieinander liegende rote Löcher auf der Stirn der Katze. Adam handelte sofort und befestigte sein Lasso an einer Vordertatze, alle Drei zusammen zogen sie den Leichnam bis zu Sport. Und wieder zog der rote Fuchs ein totes Tier aus dem Wald hinaus. Den Puma schmiss Adam einfach neben das Kalb und beeilte sich dann wieder zurück zu kommen. So wie er seine Familie kannte, war die nicht mit einem erlegten Tier einverstanden. Und er war ganz ehrlich, er war es auch nicht. Zusammen suchten sie weiter und trafen ganz plötzlich auf den nächsten Puma. Er stand auf einmal einfach vor ihnen, mitten auf dem Weg. Hoss hatte sofort das Gewehr erhoben, doch Adam war schneller und drückte das bereits erhobene Gewehr wieder hinab. "Nein, den nicht. Sieh doch hin." Hoss sah entgeistert zu seinem Bruder und den Moment nutzte die Wildkatze, um zu entkommen. "Warum durfte ich nicht schießen?" "Weil das Tier gesund war. Es war gut genährt, zeigte keinerlei Anzeichen einer Krankheit und außerdem standen die Zitzen heraus, sie hat Junge", erklärte Adam ruhig. Doch Hoss war nicht zufrieden. "Und das Blut am Maul?" "Sie hat ihre Beute fallen lassen, als wir sie überrascht haben", erklärte Ben und deutete auf ein Bündel Fell am Wegesrand. Es war ein Hase. "Besser wir reiten weiter, damit sie es holen kann", meinte wieder Adam und erlangte sofort seines Vaters Zustimmung. Sie ritten also weiter, doch man merkte wie sehr Hoss sich nun schämte. Gerade er, der jedes Tier liebte, wollte einen unschuldigen Berglöwen erschießen. Sie ritten tiefer in den Wald und kontrollierten mittels brennendem Ast jede Höhle, die sie fanden. Viele waren verlassen und aus einer kam ein ziemlich wütender Dachs angeschossen. Es tat ihnen zwar Leid, aber sie konnten nun keine Rücksicht mehr nehmen. Der Dachs war zum Glück nur wütend und nicht von dieser rasenden Wut befallen. Also ließen sie ihn in den Busch abhauen, er würde zurück kehren, sobald der Rauch sich verzogen hatte. Sie waren schon ziemlich tief drin, als sie Rauch sahen, welcher ihnen entgegen wehte. Es war nur wenig und weit von dicht entfernt. "Ich würde sagen, wir haben die anderen Männer gefunden", meinte Adam und fing sich einen verwirrten Blick seitens Hoss. "Wie kommst du darauf, Adam?" "Sie nutzen wohl dieselbe Methode wie wir, sie räuchern Höhlen aus." "Und wenn das ein Waldbrand ist?" "Dann wissen wir zumindest sicher, dass dort kein Puma mehr ist oder überlebt hat", erklärte schließlich Ben und ritt nun mit erhöhter Geschwindigkeit auf den Rauch zu. Tatsächlich waren es die vier Männer, welche voraus geritten waren. Mit vor Ekel verzogenen Gesichtern erblickten sie zwei tote Berglöwen, welche an ein Pferd gebunden waren und wie von Adam gezogen wurden. Allerdings hatte Adam die Tiere direkt hinaus gebracht und nicht mit sich geschleppt. Dabei ekelte sie nicht der Anblick der Tiere selbst, sondern die Respektlosigkeit ihrer Mitarbeiter, welche die Tiere einfach durch die Gegend schleiften. Die vier hatten in eine große Höhle einen brennenden Ast geschoben und warteten in einer Reihe nun vor der Höhle. Ben und seine Jungs wollten gerade absteigen und Informationen einholen, da raschelte es dicht neben ihnen. Aus dem Gebüsch kam ein Puma geschlichen, die Augen wahnhaft aufgerissen und das Maul geifernd. Dennoch war er beängstigend still und beachtete die Cartwrights garnicht. Der Puma hatte es auf die vier Männer abgesehen. Plötzlich legte das Tier an Tempo zu und sprang mit gewaltigen Sätzen auf die Jäger zu. Hoss riss das Gewehr hoch und schoß. Doch er verfehlte. "Verdammt." Der Puma änderte seinen Plan und sprang nun doch auf die drei Berittenen zu. Voll Panik stieg Buck hoch, so dass Ben sich nur noch mit aller Kraft fest halten konnte. "Pa!", rief Hoss voll Panik. Geistesgegenwärtig legte Adam an und schoss. Die Kreatur stolperte und sackte nur Zentimeter vor Bucks Hufen auf den Boden. Ein letztes Gurgeln war zu vernehmen... dann war Stille. Hosted by Animexx e.V. 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