Between Near and Distance - Unter den Goldkiefern von Raimei (Eine Bonanza Geschichte) ================================================================================ Kapitel 6: Kapitel 6 -------------------- Kapitel 6 Auf leisen Sohlen schlich Adam sich in das Zimmer seines Vaters. Sollte dieser schlafen, wollte er ihn auf keinen Fall wecken. Allerdings schlief Ben nicht. Stattdessen musterte dieser seinen Ältesten verwirrten Blickes. "Was genau tust du denn da, Adam?" "Hallo Pa. Nun ja, ich wollte dich nicht wecken. Ich wollte nur sehen, wie es dir geht." "Ich habe nur ein verstauchtes Gelenk, keine Lungenentzündung." "Trotzdem darfst du erstmal nicht rumlaufen." Adam stellte sich an Bens Fußende und betrachtete den verbundenen Fuß. Sah ähnlich aus wie bei Buck. Dick eingepackt und ziemlich feucht. "Also wie geht es dir Pa?" "Bis auf die Tatsache, dass ich bei nichts behilflich sein kann und mich noch nicht mal umdrehen kann, geht es mir fabelhaft." Ben rollte mit den Augen und Adam verschränkte die Arme. "Es ist ja nur für ein paar Tage. Außerdem hat Buck ebenfalls ein verletztes Bein. So viel hättest du also garnicht tun können." "Seid wann brauche ich ein Pferd um Holz zu hacken oder die Zäune zu reparieren. Und außerdem haben wir doch mehr als vier Pferde. Was ist eigentlich aus dem Berglöwen geworden?" "Was schon? Ich habe ihn weggeschleppt und verbrannt." "Und die zusätzlichen Männer, die du anheuern solltest?" "Sind unter Vertrag. Einer ist schon auf der Weide." "So schnell? Wollten wir nicht bis Morgen damit warten?" Adam überlegte. Das war tatsächlich der Plan gewesen, aber da Little Joe nunmal verschlafen hatte, musste er ja irgendwen da hin schicken. "Wo ist eigentlich Little Joe? Ich habe ihn noch garnicht gesehen. Hilft er dem Neuen auf der Weide?" Adam begann zu schwitzen. "Wie man es nimmt. Aber auf der Weide ist er nicht. Joe hat die Nacht über Bucks Bein gekühlt und tut nun was auf der Ranch. Er macht heute die Nachtschicht." Ben runzelte schon so die Stirn. Er begriff das nicht. Adam begriff es selbst nicht. Er seufzte und rieb sich über die Schläfen. "Er kommt sicher gleich noch zu dir. Ich habe ihm gesagt, er soll nach dir und Buck sehen." "Bin ich jetzt gleich auf mit einem Pferd? Warum war er heute früh nicht hier? Hoss hätte ihn gut gebrauchen können. Und du kamst auch nicht als deine Schicht rum war. Ich habe das Gefühl meine Söhne meiden die Ponderosa." Bens Ton wurde immer lauter und man merkte, dass sein Geduldsfaden wohl schon vor einiger Zeit gerissen sein musste. Adam hielt es für besser das Thema zu wechseln. "Wo ist Hoss eigentlich?" "In die Stadt gefahren. Er macht Besorgungen." "Das heißt du bist alleine. Auch das noch." Adam vergrub den Kopf in seinen Händen und rieb sein Gesicht grob. Er wollte doch nur ein bisschen schlafen. "Ach Adam, da ist noch etwas Wichtiges. Ich habe gestern ein lukratives Geschäft vorgeschlagen bekommen. Ein Bekannter will seine Rinderzucht aufgeben und hat mir seine Kühe angeboten, um sie für unsere Zucht zu verwenden. Ich wollte mit den Stammbüchern noch abgleichen, ob die Kühe mit unseren Bullen zusammenpassen." "Und wo ist das Problem?" "Sie sind nicht hier." Adam legte eine Hand auf den Bettpfosten und sah seinen Vater ungläubig an. "Und wo sind sie?" "Du kennst doch sicher noch unseren Nachbarn, Isaiha Edwards." "Du meinst hoffentlich einen anderen Isaiha Edwards. Denn unser Nachbar ist vor zwei Wochen nach Arizona umgezogen." Mit einem Mal schoss Bens Oberkörper mit voller Wucht nach oben. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er zunächst entsetzt Adam an, bis er den Schmerz spürte und sein Bein umklammerte. "Verdammte....aaargh. So ein verdammter Mist aber auch. Unsere Stammbücher sind weg! Wie sollen wir ohne weiter machen?" Voll Wut, auf wen auch immer, schlug Ben mit der Faust auf die Matratze. Adam konnte ihn verstehen. Ohne die Bücher wär es hirnrissig weiter zu machen. Ihre Herde brauchte dringend eine Auffrischung. Wenn sie jetzt auf gut Glück weitermachten, riskierten sie kranke oder nicht lebenstüchtige Kälber. "Pa beruhige dich. Sobald du wieder gesund bist, hole ich die Bücher. Sofort können wir die Kühe sowieso nicht holen. Das dauert doch auch wieder ein paar Wochen, bis alles durchgeplant ist. Außerdem hast du das Angebot erst gestern bekommen. So schnell erwartet doch Keiner eine Antwort von dir. Wir werden die Bücher und Kühe rechtzeitig bekommen.", versuchte Adam zu beruhigen und fasste vorsichtig nach Bens Arm. Langsam entspannte sein Vater seine Faust wieder und sah nun sehr erschöpft hinauf zu Adam. "Leg dich hin. Ich werde Joe zu dir bringen, wenn er noch hier ist. Er bleibt dann etwas hier und muntert dich auf." "Wo gehst du hin?" "Ich würde mich gerne ausruhen, Vater." "Dann geh. Ich komme zurecht." "Ich suche lieber Joe. Bitte streng dich nicht zu sehr an." "Ich bleibe ja hier." Ben verschränkte die Arme und sah sehr unzufrieden aus. Adam konnte darüber nur lächeln. Schnell verließ er das Zimmer. Nun musste er Joe nur schnell finden. Schon wieder! Er sah es kommen. Er kam heute nicht mehr dazu sich auszuruhen. Seufzend verließ er das Haus und schlurfte rüber zum Stall. Zu seinem Pech sah er Joe, wie er gerade vom Gelände ritt. Adam setzte sofort zum Spurt an und versuchte Joe noch einzuholen. "JOE!" Er fuchtelte mit den Armen wie ein Besessener, doch es brachte nichts. Joe ritt in die falsche Richtung weg und konnte ihn dadurch nicht mehr sehen und wohl auch nicht mehr hören. Wütend warf Adam seinen Hut auf die Erde und fuhr sich aufgebracht durch die Haare. Das durfte doch nicht wahr sein. Jetzt war er hier ganz alleine mit seinem Vater und hatte keine Ahnung, wann Hoss oder Joe wiederkommen würden. Ganz ruhig. Tief durchatmen. Er hatte Joe aufgetragen, sich um die Ranch zu kümmern. Das konnte nur bedeuten, dass Joe zu den Broncos geritten sein konnte. Denn die Rinder waren versorgt und alles Andere stand zwar schon an, aber noch nicht heute. Also würde Little Joe bald wieder da sein. Meistens schaffte er fünf Versuche bis er genug hatte. Das war zwar nicht sehr viel, doch war Joe auch nicht so belastbar wie er selbst oder Hoss. Adam blickte zum Stall. Fünf Versuche dauerten nicht lange. Dann wartete er eben auf Joe. Er könnte sich derweil noch mal Bucks Bein ansehen und sich dann um Ben kümmern. Mit flinken Fingern knotete er Buck ein Knotenhalfter um und führte den Buckskin langsam auf den Hof. Adam lauschte auf den Klang der Schritte und ließ den Hengst dann an ihm vorbei laufen, bis er das Ende des Stricks in der Hand hielt. Adam schnalzte und hob einen Arm. Buck reagierte sofort, begann um Adam herum im Kreis zu gehen und trabte auf sein Zeichen hin an. "Das sieht nicht so gut aus, mein Junge.", sprach Adam mehr zu sich selbst. Buck ging eindeutig noch lahm. Das hatte Joe gut erkannt. Seufzend parierte Adam Buck durch und führte ihn im langsamen Schritt einige Runden über den Hof. Die Runden wurden immer größer, sodass er bald schon um das ganze Haus herum ging. Adam beendete gerade die letzte Runde und wollte Buck wieder in den Stall führen, da hörte er das bekannte Quietschen ihres Wagens. Schon wenige Momente später sah er den Wagen anrollen. Hoss lenkte das Doppelgespann gekonnt bis vor die Türe und hielt genau vor Adam an. "Hoooh. Guten Tag, Adam. Hast du Buck ein bisschen die Welt gezeigt?" Lachend sprang Hoss vom Wagen und kam herüber. "Ich habe ihm das Haus von allen Seiten gezeigt. Er lahmt immer noch." "Das ist nicht gut. Stell dir vor Pa ist eher gesund als Buck. Da wäre Pa aber sicher traurig, wenn er ein anderes Pferd nehmen müsste." "Er wird da durch müssen. Aber bisher bin ich noch guter Dinge, dass Buck rechtzeitig gesund wird, solange wir regelmäßig sein Bein kühlen." Abwesend kraulte Adam Bucks Nüstern und ließ zu, dass der Hengst seinen Kopf an ihn lehnte. "Und was hast du jetzt mit ihm vor?" "Ich bring ihn wieder in den Stall und mach das Bein nochmal nass. Das sollte dann erst mal reichen. Kannst du derweil nach Pa sehen? Er hat sich eben ziemlich über Etwas aufgeregt und könnte Ablenkung gut gebrauchen. Eigentlich wollte ich, dass Joe das macht, aber der ist knapp entkommen." "Ja, na klar mache ich das, Adam. Und ähm, welches Thema sollte ich nicht ansprechen? Nicht, dass er sich nochmal aufregt." "Oh, am besten du sagst garnichts über Rinder. Dann bist du auf der sicheren Seite." "Das kann ich! Du machst die Pferde doch, oder?", fragte Hoss und war schon so gut wie durch die Haustüre. Adam seufzte. "Ja, geh zu Pa. Ich versorge die Pferde." Schwups, da war Hoss schon drin und Adam stand da, wie bestellt und nicht abgeholt. "Kommt mir das nur so vor oder mache ich hier fast alles alleine?" Fragend sah er Buck an und erhielt von dem ein kräftiges Schnauben. "Wenigstens du bist auf meiner Seite." Adam seufzte und band schnell das Gespann an, bevor er Buck in den Stall brachte und sofort das Bein kühlte. Eigentlich wollte er die Tücher wechseln, aber er konnte den Wagen samt Pferde nicht länger alleine draußen stehen lassen. Also eilte er hinaus und war erleichtert, dass die Pferde ganz ruhig auf ihn warteten. Seine Erleichterung verflog jedoch, als er sah, dass der Wagen voll beladen war. Ganze Säcke mit Mehl und Zucker und mehrere Paletten Eier, die in einer Decke eingewickelt waren. Adam wunderte sich, dass Hoss es geschafft hatte, keines zu zerbrechen. Unzählige Konserven und eine irre Menge Kaffee. Und nun stand er da mit der ganzen Ladung. Aber was sollte er machen? Also spuckte er in die Hände und griff sich den ersten Sack. Eine halbe Stunde später war die Speisekammer voll, der Wagen leer und Adam vollkommen am Ende. Er hatte zwischendurch nach Hoss gesucht, doch der war irgendwann durch die Hintertür wieder weg, um was auch immer zu tun. Adam fühlte sich nur noch veräppelt. Erschöpft lehnte er sich an den leeren Wagen und fächerte sich mit dem Hut Luft zu. "Was für ein Tag, puh." Die kleine Pause ging nicht lange. Die Pferde wurden langsam unruhig, weshalb er sie losband und zur Scheune brachte. Er führte die Pferde so hinein, dass der Wagen auf seinem üblichen Platz stand. Adam kratzte nochmal allen Elan zusammen und machte die Pferde vom Wagen los. Anschließend nahm er ihnen das gesamte Leder ab und führte Beide zusammen am Knotenhalfter zurück. Nur leider wusste er nicht, welche Pferde er da gerade hatte. Die Beiden kamen ihm nicht wirklich bekannt vor. Also brachte er sie in den Padock vor dem Stall und gab ihnen reichlich Wasser. Sollte Hoss sie doch dahin bringen, wo er sie her hatte. Nun brauchte er nur noch Bucks Tücher wechseln und er konnte sich endlich erholen. Mit vollem Eimer betrat Adam Bucks Nische und stellte den Jenen erst einmal ab. Langsam kniete er sich neben das verbundene Bein und strich sanft über Bucks Schulter, um ihn nicht zu erschrecken, wenn er gleich an dem Bein rumfummelte. Leicht strich er an dem Bein hinab und löste den äußeren Verband, indem er ihn vorsichtig abwickelte und legte ihn anschließend neben sich ab. Dann nahm er nach und nach alle Lappen vom Bein und tastete das Bein ab. Zu seinem Verdruss reagierte Buck noch immer druckempfindlich und dick war das Gelenk auch noch. Aber was hatte er auch erwartet. Adam seufzte und tunkte die frisch mitgebrachten Tücher ins Wasser. Leicht wrang er sie wieder aus und wickelte das Bein dann vorsichtig wieder ein. Genau so wie Joe beim ersten Mal fixierte er das Ganze mit der trockenen Bandage. "Nun hast du es geschafft, Junge." Ächzend kam Adam wieder hoch und streichelte zum Lob Buck am Hals und an der Stirn. Nun konnte er sich endlich zurückziehen. Er sammelte die Tücher ein und nahm den Eimer mit raus, ließ ihn aber neben Bucks Platz stehen. Die Tücher würde er später auswaschen und sicher nochmal verwenden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)