Between Near and Distance - Unter den Goldkiefern von Raimei (Eine Bonanza Geschichte) ================================================================================ Kapitel 4: Kapitel 4 -------------------- Kapitel 4 Daheim angekommen, sprang Joe als Erstes ab und eilte an Bens Seite. Zusammen gelang es ihnen, Ben vom Pferd zu bekommen. Anschließend nahm Hoss ihren Vater lieber auf seine starken Arme, um ihn vorsichtig ins Haus zu bringen. Ben versuchte bereits kläglich mit ersten Befehlen, seine Schmerzen zu verbergen. Kaum wollte Joe ihnen folgen, da hielt Adam ihn auf. "Bring die Pferde in den Stall, Little Joe. Und sattel Sport bitte. Ich reite gleich wieder hoch." "Aber was ist mit Pa?" "Hoss und ich kümmern uns um ihn. Wir bringen ihn ins Bett und du solltest auch noch etwas schlafen. Mach nur bitte vorher, was ich gerade gesagt habe." Joe grummelte verstimmt. Adam behandelte ihn wieder wie ein kleines Kind. Versorge die Pferde und dann ab ins Bett. Mit unnötig viel Elan nahm Joe die gereichten Zügel und brachte die Pferde zum Stall. An jeder Hand zwei Tiere. Als Erstes brachte er Sport zurück in seine Nische und zog sein Halfter über die Trense, damit er die Möglichkeit hatte, sich noch etwas zu stärken oder zu trinken. Dann brachte er alle Anderen, wie sie waren, in ihre Nischen und befreite Einen nach dem Anderen vom Leder. Joe rieb Buck gründlich mit Stroh ab, denn der Buckskin war ordentlich verschwitzt und schien Einiges an Leistung gebracht zu haben in der kurzen Zeit. Bei der Gelegenheit untersuchte Joe ihn gründlich. Hoss verstand sich zwar am Besten von ihnen auf Pferde, doch glaubte er, dass Buck auf dem Rückweg etwas gelahmt hatte. Vorsichtig tastete Joe jedes Bein ab und entdeckte tatsächlich eine empfindliche Stelle am linken Hintermittelfuß. Geschwollen war das Fesselgelenk ebenfalls. "Na klasse. Du musst Pa das mit dem Fuß doch nicht nachmachen." Leise seufzend richtete Joe sich auf und beschloss Sport zu satteln, bevor Adam zurückkehrte. Danach suchte Joe ein paar alte Tücher zusammen und tunkte diese in einen Eimer kaltes Wasser ein. Damit ging er zu Buck in die Nische und wickelte das Bein vom Sprunggelenk aus nach unten ein, umfasste das gesamte Fesselgelenk und nahm sogar noch etwas von der Fesselbeuge mit. Schließlich fixierte er das Ganze mit einem trockenen, dehnbaren Verband. Gerade knotete er alles fest, als er neben sich eine Bewegung ausmachte. Adam kniete sich neben ihm ins Stroh und in seinem Blick lag Sorge. "Buck also auch? Hm, das ist nicht gut." "Er hat keine starken Schmerzen. Er reagiert aber schon etwas und das Gelenk ist auch schon dick." "Das hat uns gerade noch gefehlt. Die Arbeit kam so schon zu kurz wegen der Mistviecher und jetzt fällt auch noch Pa weg." "Was hat Pa denn?" "Der Knöchel ist verstaucht und, so wie es aussieht, ist er damit nicht der Einzige. Hoss bleibt etwas bei ihm. Du kannst dich jetzt also wieder schlafen legen." "Ich lass Buck damit nicht alleine. Einer muss dafür sorgen dass es immer gekühlt wird. Ich schlafe hier im Stall." "Von mir aus. Ich werde morgen sowieso nach Virginia City reiten und ein paar Leute einstellen, die uns bei den Pumas helfen. Da Pa nun wegfällt und einer immer hier sein sollte, bleibt uns nichts Anderes übrig als auf Andere zu vertrauen." Ein ernstes Nicken war die stumme Antwort auf Adams Worte, während Joes Blick unfokussiert an dem bandagierten Bein des Hengstes haftete. Schief lächelnd folgte Adam seinem Blick. Als er aufstand, streifte seine Hand wie beiläufig die Wange Joes. Eine flüchtige Berührung an der Wange war der klägliche Rest ihrer einstmals intensiven Nähe. Doch seit Joe volljährig geworden war, war alles seltener und immer weniger geworden. Adam hatte eine Abneigung gegen Körperkontakt, schon immer. Nur Joe war die Ausnahme gewesen. Aber auch er hatte seinen Stolz und ein gewaltiges Ego. Diese eine Berührung wär für Adam beinahe schon eine Umarmung und Joe kannte ihn gut genug um das zu erkennen. "Der Verband sieht gut aus. Besser als der, von Hoss, an Pas Fuß.", lobte Adam und entlockte Joe erst ein verwirrtes Blinzeln, ehe er selbstbewusst grinste. "Klar, ist ja auch von mir. Vielleicht sollte ich Hoss mal zeigen, wie das richtig geht." "Mach das. Also bis später, kleiner Bruder." "Bis dann." Joe sah Adam nach, wie er zu seinem Pferd ging und Sport rausholte. Er war fast aus dem Stall raus, als Joe was einfiel. "Adam!" Sport scheute, als Adam plötzlich stehen blieb und den Kopf wieder in den Stall streckte. "Ja? Was ist, Joe?" Joe hörte einen kleinen Anflug von Panik in Adams Stimme. "Kann ich deine Decke zum Schlafen haben?" Ein dumpfes Geräusch ertönte, als Adams Kopf den Türrahmen traf. Er hatte sich sonstwas ausgemalt und sein Bruder wollte nur so eine dusselige Decke haben. "Joseph. Du machst mich wahnsinnig.", jammerte Adam halbherzig und rieb sich die Stirn. Joe grinste schuldbewusst. "Ja, ich weiß. Also?" Ein Seufzen erklang, als Adam sich den Hut richtete. "Von mir aus. Aber wehe ich krieg sie dreckig wieder. Du machst sie wieder sauber, wenn du sie nicht mehr brauchst." "Mach ich." Grinsend stand Joe auf und folgte Adam nach draußen. Adam nahm mit einer Hand seine Zügel und griff, nachdem er einen Fuß in den Steigbügel gestellt hatte, mit der anderen Hand ans Sattelhorn, um sich schließlich abzustoßen und mit Schwung in den Sattel zu schwingen. Doch dazu kam er garnicht. Denn plötzlich hatte er Joes Hände an seinem Gesäß, welche ihm weit mehr Schwung gaben, als er brauchte. Beinahe wäre er auf Sports anderen Seite wieder herunter gepurzelt, wenn er sich nicht fest gehalten hätte. Joe grinste selbstzufrieden. Dafür sollte er doch Anerkennung bekommen. Stattdessen fing er sich einen Klaps auf den Hinterkopf ein. "Mach keinen Unsinn.", mahnte Adam noch einmal, ehe er sich auf den Weg zur Weide machte. Er war sich nicht ganz sicher, ob er Joe auf die Anderen loslassen konnte, wenn der seine verspielten Launen hatte. Aber er wusste auch, dass Joe mittlerweile kein Teenager mehr war. Größtenteils war Joe sehr verantwortungsbewusst und machte eigentlich gar keinen Unsinn mehr. Nur ab und zu hatte er noch ein paar schelmische Minuten. Adam hoffte sehr, dass er sich nun ausgetobt hatte. Wo hatte er sie denn hingetan? Joe suchte schon seit fünfzehn Minuten Adams Decke. Bisher suchte er nur im Erdgeschoss, denn er war sehr sicher, dass er sie hier unten irgendwo hingelegt hatte und nicht mit rauf genommen hatte. Aber so langsam glaubte er, dass Adam sie wieder in sein Zimmer gebracht hatte. Also musste er doch rauf. Joe ging flott die Treppe rauf und betrat, nach einer Sekunde des Zögerns, Adams Zimmer. Als Kind war er oft zu seinem großen Bruder ins Zimmer gekommen. Tags, Nachts und dazwischen auch oft genug. Aber nun war es so selten, dass es eigentlich schon garnicht mehr vorkam. Immerhin war er nun erwachsen und selbstständig. Er hing nicht mehr so sehr an Adam. Auch wenn der die wichtigste Bezugsperson gewesen war, als seine Mutter Marie gestorben war. Nicht Hoss und erst recht nicht sein Vater. Ben war viel zu sehr durch seine eigene Trauer betäubt gewesen, um sich um ein fünf-jähriges Kind zu kümmern. Joe schüttelte den Kopf, um den Gedanken wieder loszuwerden. Tatsache war aber, dass sich Joe gut aufgehoben gefühlt hatte. Auch wenn Adam schon zwei Jahre später durchs College die Familie verlassen musste. Aber er war ja zurückgekommen. Zu dumm nur, dass Joe in der Zeit ohne ihn hatte auskommen müssen und ihre enge Bindung, die sie zuvor aufgebaut hatten, völlig untergegangen war. Inzwischen war Joe so alt, dass er sie auch nicht mehr brauchte. Eigentlich. Doch jetzt, wo er wieder daran dachte, da tat ihm sehr Leid, dass sein rebellisches Wesen in der Pubertät voll durchgeschlagen war, nachdem Adam zurückgekehrt war. Die Folgen waren ihre immer wiederkehrenden Streitereien. Doch ganz besonders an Tagen wie heute, da wünschte er sich nichts mehr als Ruhe, Frieden und Geborgenheit. Joe entdeckte die Decke schließlich auf Adams Bett am Fußende. Schnell schnappte er sich die Decke und schlug die Tür beim Hinausgehen unnötig fest zu. Das Zimmer weckte zu viele Selbstvorwürfe und Zweifel in ihm. Er atmete tief durch und sah sofort Hoss aus Pas Zimmer kommen. "Joe du bist es. Warum knallst du denn die Tür so laut zu? Pa ist gerade eingeschlafen." "Entschuldige Hoss. Ich wollte eigentlich nur Adams Decke borgen." "Das wird Adam aber nicht gefallen, dass du seine Decke einfach so aus seinem Zimmer nimmst." "Das geht schon ok. Ich habe gefragt, ob ich die Decke haben kann." "Wozu brauchst du denn die Decke? Mir ist inzwischen schon mit meiner eigenen zu warm." "Ich nehme sie mit in den Stall. Buck hat ein dickes Bein. Ich bleibe bei ihm, um es zu kühlen." "Was? Bucks Fuß ist auch verletzt? Na so eine Pleite. Das wird Pa garnicht freuen." "Ich glaube bis Pa wieder laufen kann, ist Buck auch wieder fit. Kommst du denn klar mit Pa? Dann geh ich jetzt in den Stall und leg mich da schlafen." "Ja, klar komme ich mit Pa klar. Gute Nacht, Little Joe." "Gute Nacht, Hoss." Sorgsam legte Joe die Decke auf die Pritsche, in einer Ecke des Stalls, ab und ging mit einem Becher und einem Eimer Wasser zu Buck. Zuerst trank der Buckskin und ließ sich genüsslich von Joe die Mähne kraulen. Schließlich füllte Joe den Becher mit dem Wasser und schuf sich vorsichtig eine kleine Lücke an Bucks Verband, um genau an dieser Stelle Wasser einzugießen. Sobald der Becher leer war, füllte er ihn erneut und schuf an anderer Stelle am oberen Rand eine Lücke, um ein weiteres Mal Wasser einzugießen. Das tat er so oft, bis er glaubte, jede Seite des Beins mit dem Wasser benässt zu haben. "So das wars Junge. Nun muss ich noch etwas schlafen. Sonst verschlaf ich jeden Puma auf der Weide und das will ja keiner. Also seid schön ruhig." Leise schlich Joe zu der Pritsche, denn er wollte Chub und Cochise nicht wecken. Er hatte mitbekommen, dass die Beiden nicht mehr herumscharrten oder vom Stroh fraßen. Also lag die Vermutung nahe, dass sie schliefen. Ganz leise schüttelte er die Decke und das alte, flache Kissen auf, ehe er sich auf die Kante setzte. Gemächlich schlüpfte er aus den Schuhen und mummelte sich gemütlich ein. Fast sofort war er eingeschlafen. Joe schaffte es zwei Mal aufzustehen, um Bucks Verband kühl und nass zu halten. Eigentlich wollte er noch ein drittes mal aufstehen, doch wachte er zu dem Zeitpunkt nicht auf und schlief durch. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)