And now we can't have it von Khaleesi26 ================================================================================ Kapitel 35: Freundschaft ist wie Liebe… nur anders -------------------------------------------------- „Izzy, was machst du hier?“, fragte sie, während sie sich immer noch die Schläfe rieb und ihn irritiert ansah. „Ich ähm…“, begann Izzy kleinlaut und vergrub verlegen die Hände in den Hosentaschen. „Ich wollte dich sehen und mit dir reden.“ Mimi’s Augen verengten sich zu Schlitzen und sie beäugte den Rothaarigen misstrauisch. „Wozu?“, fragte sie mit fester Stimme. „Gibt’s noch etwas über Tai zu erzählen, dass ich nicht weiß?“ Izzy schluckte und wusste anscheinend nicht so recht, was er sagen sollte. Mimi verschränkte die Arme vor der Brust und zog eine Augenbraue nach oben, was ihre Schläfe erneut zum Pochen brachte. „Oder etwas von dir, dass ich noch nicht weiß?“, fragte sie zynisch und musterte ihn von oben bis unten. Izzy setzte an, etwas zu sagen, doch Mimi unterbrach ihn barsch. „Ich habe keine Zeit für noch mehr Lügen!“, sagte sie und ging an ihm vorbei, um los zu joggen. „Nein, ich muss wirklich mit dir reden“, rief Izzy ihr hinterher und fing an, ihr nachzulaufen. Schnell hatte er sie eingeholt, woraufhin Mimi ihr Tempo noch etwas erhöhte. Er sollte sich einfach verziehen! „Mimi, mir tut das alles leid… was da auf dem Abschlussball passiert ist“, setzte Izzy an, was Mimi jedoch nicht zum Anhalten bewegte, also lief der Rothaarige weiter neben ihr her. „Das war so nicht geplant.“ „Ach nein? Es gehörte also nicht zu eurem Plan, dass du dich betrinkst und eure ganzen Lügen auffliegen?“, zischte Mimi verächtlich und legte noch mal einen Zahn zu. „Tja, Pech für euch, nicht?!“ Izzy stöhnte auf und hatte inzwischen wirklich Probleme mit ihr Schritt zu halten. „Okay, das war blöd formuliert und wahrscheinlich hab ich es verdient, dass du mich jetzt…“, doch Izzy konnte nicht weiter sprechen. Stattdessen schnappte er nach Luft und wischte sich die ersten Schweißtropfen von der Stirn. Mimi drehte sich kurz zu ihm um und bemerkte, dass er immer langsamer wurde. „Du verschwendest deinen Atem“, sagte sie und wollte ihr Tempo weiter erhöhen, um ihm endgültig davon zu laufen, doch ihre pochende Schläfe meldete sich wieder zu Wort und bescherte ihr plötzliche Schmerzen, die ihren Kopf durchzogen. Sie verlangsamte ihre Schritte, bis sie schließlich stehen blieb und sich keuchend auf ihre Knie abstützte. Ihr Kopf hämmerte plötzlich so sehr, dass sie sich an die nächstgelegene Wand setzen musste und die Stirn auf ihre Arme bettete. Izzy, der sie inzwischen wieder eingeholt hatte, setzte sich neben sie. „Verschwinde endlich!“, hauchte sie in ihre Armbeuge. Ihr Kopf schmerzte so sehr… Anscheinend war der Zusammenstoß mit Izzy doch nicht so spurlos an ihr vorübergegangen. „Nein, das mach ich nicht!“, sagte der Rothaarige ernst, was Mimi aufsehen ließ. „Nicht, bevor du mir zugehört hast.“ Mimi stöhnte genervt auf. Am liebsten würde sie aufstehen und weglaufen, wie sie es auf dem Abschlussball getan hatte. Sie hatte keine Lust sich wieder mit diesem Thema auseinander zu setzen! Sich wieder an Tai erinnern zu müssen und daran, was er getan hatte. Doch aufstehen und weglaufen ließ ihr Kopf nicht zu. „Geht’s dir nicht gut?“, fragte Izzy plötzlich mitfühlend, woraufhin Mimi mit den Schultern zuckte, sich zurücklehnte und die Augen schloss. „Nur ein bisschen Kopfschmerzen, das geht gleich wieder“, flüsterte sie mehr zu sich selbst, als zu dem Rothaarigen, doch dieser stand sofort auf. „Ich besorg dir was zum Kühlen, warte hier“, meinte er und verschwand. Mimi sah aus dem Augenwinkel, wie er um die nächste Ecke abbog. Das war ihre Chance! Ihr Chance, nach Hause zu gehen, sich wieder einzuschließen und somit diesem ungewollten Gespräch aus dem Weg zu gehen. Das Letzte, was sie wollte, war Izzy zu sehen und sich seine scheinheiligen Entschuldigungen anzuhören. Kurz überlegte sie, ob sie sich zwingen sollte aufzustehen, um sich davon zu stehlen. Wie feige – schoss es ihr durch den Kopf. Dann wäre sie nicht besser, als Tai, der so feige war und ihr nicht die Wahrheit sagen konnte. Nein, sie wollte nicht länger vor der Wahrheit davonlaufen! Auch, wenn es schmerzte, sie musste sich dem Ganzen früher oder später stellen, um damit abschließen zu können. Denn Abschließen war die einzige Option, die sie noch hatte. „Komm Mimi, du packst das!“, ermutigte sie sich selbst und als sie die Augen wieder öffnete, stand Izzy mit einer Tüte Tiefkühlerbsen vor ihr und hielt sie ihr hin. „Sorry, im Supermarkt hatten sie nichts Anderes.“ Kurz zögernd griff sie nach den Erbsen und hauchte ihm ein leises „Danke“ entgegen, bevor sie die eiskalte Tüte gegen ihre Stirn drückte. Zuerst verschlimmerte sich der Schmerz, doch nach einer Weile atmete sie erleichtert aus, da das Pochen endlich nachließ. Izzy hatte sich neben sie gesetzt und sie mit einem sorgenvollen Blick beobachtet. „Geht’s besser?“, fragte er einfühlsam, was Mimi mit einem leichten Nicken bestätigte. Das Informatikgenie legte ein nachdenkliches Gesicht auf und überlegte anscheinend, was er sagen sollte, bis er schließlich seufzte und Mimi traurig ansah. „Weißt du, was das Schlimmste an der ganzen Sache ist?“ Die Brünette sah überrascht auf und wartete auf eine Antwort. „Das Schlimmste für mich ist…“, sagte Izzy und richtete den Blick betrübt zu Boden. „Dass ich dich so sehr vermisse, als Freundin.“ Mimi schluckte und überlegte, wie sie darauf reagieren sollte, während die erste Wut in ihr hochkroch. Was sollte das? Wollte er die Mitleidsschiene fahren und darauf spekulieren, dass es ihr ebenso ging? Dass sie ihn auch vermisste? Am liebsten hätte sie ihn angeschrien und ihm sämtliche Schimpfwörter um die Ohren gehauen… Doch das konnte sie nicht. Denn, wenn sie ganz ehrlich zu sich selbst war, ging es ihr tatsächlich nicht anders. Natürlich vermisste sie ihren Freund! Aber nicht den Izzy, der er jetzt war. Nicht diesen egoistischen, abgebrühten, hinterhältigen Izzy, der er in ihren Augen nun war, sondern den alten Izzy. Mit dem sie immer über alles reden konnte, mit dem sie Spaß haben konnte und den sie schon seit ihrer Kindheit kannte und nie missen wollte in ihrem Leben. Mimi biss sich schmerzlich auf die Unterlippe, um das Beben ihrer Lippen zu unterdrücken und ihre aufkommenden Tränen zurück zu halten. „Du hast alles kaputt gemacht!“, sagte sie mit erstickender Stimme und drückte die kalte Tüte noch fester gegen ihre Stirn. Izzy seufzte gequält auf. „Ich weiß, ich hab deine Beziehung zu Tai kaputt gemacht und ich weiß, wie schlecht es dir damit geht“, sagte er, doch die Brünette schüttelte den Kopf. „Das meine ich nicht. Unsere Beziehung hat er kaputt gemacht, nicht du.“ Der Rothaarige sah sie irritiert an, woraufhin Mimi das erste Mal seinen Blick erwiderte. „Du hast unsere Freundschaft mit Füßen getreten“, sagte sie und senkte betrübt den Blick. „Und ich weiß nicht, ob ich dir das jemals verzeihen kann.“ Sie drückte ihm die inzwischen angetaute Tüte Erbsen in die Hand und stand auf. „Warte!“, erwiderte Izzy hektisch und erhob sich ebenfalls, um sie am Gehen zu hindern. „Mimi, ich weiß, wie weh ich dir getan habe und es tut mir unendlich leid, das musst du mir glauben! Aber schmeiß nicht alles weg, was dir etwas bedeutet. Und damit meine ich nicht mich oder unsere Freundschaft. Ich weiß, dass ich das wahrscheinlich auf ewig verbockt habe. Aber schließ nicht die Menschen aus deinem Leben aus, die dich aufrichtig lieben.“ Mimi drehte sich zu ihm um und sah ihn verwirrt an. Was meinte er damit? Meinte er etwa…? „Du hast selbst gesagt, dass seine Liebe nicht aufrichtig ist.“ In diesem Moment veränderte sich Izzy’s Gesichtsausdruck. Er sah sie eindringlich an, mit entschlossenem Blick. Dieser Blick, den sie schon früher oft bei ihm gesehen hatte, wenn ihm etwas wichtig war. Dieser Blick, der ihr verriet, dass es ihm ernst war, mit dem was er sagte… „Das war gelogen, das weißt du! Du weißt, dass er dich liebt. Ich weiß, dass er dich liebt. Gib das nicht auf, weil ich so bescheuert war und das nicht wahrhaben wollte“, redete er weiter auf sie ein und durchbohrte sie förmlich mit seinem Blick. Mimi schwirrte der Kopf. Damit, dass Izzy nicht gekommen war, um sich zu rechtfertigen, sondern weil er Partei für Tai ergreifen wollte, hatte sie nicht gerechnet. Sie dachte, er würde sie anflehen, ihm zu verzeihen oder die Schuld Tai in die Schuhe schieben oder… irgendwas! Aber nicht das! „Hast du mal mit ihm gesprochen, seit dem Abschlussball?“, fragte Izzy plötzlich. Mimi schüttelte den Kopf. „Nein“, brachte sie lediglich leise über die Lippen. „Weißt du…“, setzte Izzy erneut an und ging einen Schritt auf sie zu. „Ich hab Tai ziemlich unfair behandelt. Genau, wie dich. Ich finde, du solltest mit ihm sprechen und dir anhören, was er zu sagen hat. Er vermisst dich sicher mindestens genauso sehr, wie ich es tue.“ Er ergriff ihre Hand und Mimi zuckte kurz zurück, hielt dann jedoch inne und sah ihn an. Er hielt ihre Hand genauso, wie er es schon mal getan hatte. Damals, nach dem Kuss. Doch diesmal war es anders… „Freundschaft ist wie Liebe, oder? Nur anders…“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)