Amnesia von Holley ================================================================================ Prolog: -------- Prolog Sie zögerte. Das was sie hier tat, seit Wochen, war ein absoluter Vertrauensbruch. Sicher gab es auch eine andere Möglichkeit, doch im Moment sah sie nur diese. So nervös wie noch nie zuvor, spielte sie mit dem Schlüssel in ihren Händen. Seit gerade einmal ein paar Stunden besaß sie diesen Schlüssel. Den Schlüssel zum Haus. Zu seinem Haus. Doch dafür musste sie viel zu weit gehen. Soweit wollte sie eigentlich nicht kommen lassen und ehrlich gesagt, wusste sie nicht wie sie damit umgehen soll. Auf der einen Seite war sie geschmeichelt, dass er sich so um sie bemühte und sogar mit ihr Flirtete und ja sie ging auf die Flirts ein. Aber niemals würde sie weitergehen. Denn der Grund, warum sie sich mit ihm traf, hatte nichts mit seinen Annäherungsversuchen zu tun, auch wenn sie nicht leugnen konnte, dass sie sich ab und an zu ihm hingezogen fühlte, sondern mit ihrem Verdacht. Einem sehr schwerwiegenden Verdacht. Und auch wenn alles in ihr Schrie, dass er es war und auch die Beweise, die sie bisher gefunden gegen ihn sprachen, wollte sie es nicht glauben. Vermutlich war das auch der Grund, warum sie niemandem etwas davon erzählt hatte. Immer hin konnte sie sich auch irren und innerlich hoffte sie, dass sie sich irrte. Wie sollte sie auch glauben, dass der Mann, den sie mochte und schätzte der Mann war, denn die Polizei derzeit fieberhaft suchte. Und das wegen mehrfachen Mordes. Fluchend fuhr sie sich durch die blonden Haare und biss sich auf die Unterlippe. Immer wieder sagte sie sich, dass sie jetzt verschwinden soll. Das wenn sie jetzt geht, alles gut sein würde. Sie würde ihren Verdacht äußern und dann könnte sich die Polizei damit befassen. Andererseits, wäre sie nicht sie selbst, wenn sie jetzt verschwinden würde. Noch einmal tief durchatmend schloss sie die Haustür auf und trat ein. Wenn sie geahnt hätte, was es für folgen hat erneut das Haus zu betreten, wäre sie weggelaufen. Aber dafür war es jetzt zu spät. In dem großen Flur, der eher einer Eingangshalle Nahe kam, blieb sie stehen und verweilte einen Moment an Ort und Stelle. Sie war sich auf einmal nicht mehr so sicher, ob sie das richtige tat. Gerade als sie sich umdrehen und gehen wollte, hörte sie Schritte. Seine Schritte. „Ich hatte gehofft dich schnell wieder zu sehen, aber ich hatte nicht damit gerechnet, dass es so schnell sein wird.“ Mit einem Lächeln drehte sie sich um. „Tut mir leid, ich habe mein Handy vergessen und weil schon alles Dunkel war, wollte ich…“ „Schon okay. Ich freu mich dich zu sehen.“ Mit diesen Worten und einem sanften Lächeln kam er auf sie zu. Liebevoll legte er ihr die Hand an die Wange. Ihr Herz schlug schneller und auch ihre Atmung beschleunigte sich. Sie reagierte auf ihn, so wie sie es nicht sollte und auch nicht wollte. „Hör zu…“ Weiter kam sie nicht, da er sich in diesem Moment zu ihr runterbeugte und sie küsste. „Hör auf.“,wisperte sie und drückte ihn von sich weg, ehe sie zum Wohnzimmer ging. Eine kleine Lampe in der Ecke spendete genügend Licht, damit man alles erkennen konnte. Auf dem gläsernen Couchtisch standen, neben der Kerze, die sie bereits zu Beginn gelöscht hatte, die zwei Weingläser und die dunkelgrüne Weinflasche. Und auch ihr Smartphone lag noch genau dort, wo sie es hatte liegen lassen. Gerade als sie nach ihrem Smartphone greifen wollte, schlangen sich zwei Arme, von hinten, um sie. „Komm schon. Wir wollen es doch beide.“,flüsterte seine leicht rauchige Stimme ins Ohr, ehe er damit begann kleine Küsse vom Ohr über ihren Hals und zum Nacken hin zu verteilen. Auch seine Hände blieben nicht untätig. Seine Hand strich rauf bis zu ihrem Busen. Kurz verweilte sie dort, ehe sie noch ein Stückchen weiterfuhr und schließlich versuchte in ihren Ausschnitt zu fahren. Sofort nahm sie seine Hand weg und befreite sich vollständig von ihm. Es war nicht so, dass er ihr nicht gefiel. Im Gegenteil sogar. Er war äußerst attraktiv. Groß, blond und sportlich. Was ihm allerdings nicht das recht gab ihr so zu nahe zu kommen. Abgesehen davon wusste er, dass sie zwar ab und an mit einander Flirteten, doch mehr würde nie zwischen ihnen sein. Er war nun einmal nicht der Mann, den sie liebte. „Spinnst du? Du weist genau, dass ich mit…“ „Ich bitte dich. Wir wissen doch beide, dass deine Beziehung im Eimer ist, also hast du keinen Grund dich weiter zu zieren.“,unterbrach er sie. Es stimmte, dass sie sich zurzeit vermehrt mit ihrem Freund stritt, aber sie versöhnten sich jedes Mal und sie liebte sich. Und so unterschiedlich wie sie sowohl Optisch, als auch Charakterlich waren, so gut passten und gehörten sie zusammen. Und daran wollte sie schnell nichts ändern. „Meiner Beziehung geht es gut und ich liebe ihn über alles.“,stellte sie klar und griff nach ihrem Smartphone. „Ich dachte du seist anders.“ Seine Stimme klang kalt und verachtend. Wie konnte sich ein Mensch innerhalb weniger Sekunden so verändern. Ein seltsames Grinsen zierte seine Lippen und sein Blick bekam etwas kaltes, beinahe Ausdruckslose. Ein eisiger Schauer lief ihr über den Rücken und wieder begann ihr Herz schneller zu schlagen, Adrenalin durchströmte ihren Körper und für einen Moment hatte sie vergessen zu Atmen. Sie hatte sich nicht geirrt. Sie war besseren Wissens in die Höhle des Löwen gegangen. Er war es. Er hat all diese Frauen umgebracht. Und jetzt würde sie die nächste sein. „Du solltest nie eine von ihnen werden.“,sagte er und ging auf sie zu. Kurz bevor er bei ihr war, schaffte sie es endlich sich aus ihrer Starre zu befreien. Sie lief über die Couch und rannte aus dem Wohnzimmer. Sie wollte nur noch aus dem Haus raus. Hastig drückte sie die Klinke runter und wollte die Tür öffnen, doch nichts passiert. Die Tür war verschlossen und ihren Schlüssel hatte sie von der anderen Seite stecken lassen. Wie dumm konnte sie nur sein. „Du läufst wirklich vor mir weg.“ Sofort sah sie zum Wohnzimmer in dessen Tür er lehnte. „Lass mich gehen.“,forderte sie ihn auf. „Wie lange weist du es schon?“,fragte er. „Ich wusste es nicht. Wirklich nicht. Ich… ich habe es geahnt.“,erwiderte sie. Es war sinnlos jetzt noch zu Lügen. Er stieß sich von dem Türrahmen ab, ehe er auf sie zu kam. Sie wusste, sie sollte versuchen weg zu laufen, aber sie wusste auch, dass sie ihm nicht einfach so entkommen konnte. „Du musst das nicht tun.“ „Doch das muss ich. Und das wusstest du auch, als du durch die Tür gekommen bist.“ Er stand jetzt direkt vor ihr und legte ihr die Hand an die Wange. Sanft strich er mit dem Daumen über die weiche Haut. „Du solltest nie eine von ihnen werden. Du bist für mich etwas ganz besonders.“,wisperte er. „Wenn das wahr ist, dann hast du die Wahl. Man hat immer eine Wahl, also bitte…“ Sie griff nach seiner Hand und sah ihn bittend an. Einzelne Tränen bahnten sich ihren Weg über ihre Wangen. „Es tut mir leid. Ich wünschte, ich hätte eine Wahl.“ Seine Stimme war dunkel und hatte etwas Gefährliches. Sie wusste was er tun würde, es fehlte nur noch der Funke, der die ganze Situation endgültig eskalieren lassen würde. Dieser Funke sollte schneller kommen, als ihnen lieb war, den genau in diesem Moment, klingelte ihre Smartphone und das nächste was sie spürte, war ein Schlag ins Gesicht, der sie regelrecht zu Boden streckte. …… Unruhig lief Dante im Flur auf und ab. Die ganze Nacht über hatte er versucht seine Freundin zu erreichen. Vergebens. Und langsam machte er sich wirklich sorgen. Wie jedes andere Paar hatten sie sich gestritten. Ein vollkommen sinnloser und unnötiger Streit. Er drückte auf Wahlwiederholung, doch wieder ging nur ihre Mailbox ran. Ein Seufzen unterdrückend, wartete er ihre Ansage an, wobei er den Klang ihrer Stimme genoss. „Ich bin es. Schon wieder. Es tut mir leid, ich wollte nicht…“ Sich selbst unterbrechend, lehnte er sich mit dem Rücken gegen die Wand. „Du hattest recht. Ich bin eifersüchtig, was mir aber nicht das Recht gibt so über zu reagieren. Lass noch einmal in Ruhe darüber reden. Lark, bitte geh ans Telefon. Ich mache mir wirklich sorgen.“ Wieder schwieg er einen Moment, hoffte innerlich das sie doch noch seinen Anruf annahm. Seine Hoffnung blieb vergebens. „Ich liebe dich.“ Eigentlich sagte er ihr diese drei Worte immer nur persönlich, doch irgendwie hatte er das Gefühl es ihr nie wieder sagen zu können. Zögernd legte er auf und legte, tief durch Atmend, den Kopf in den Nacken. Nach ihrem gestrigen Streit, hatte Lark wütend ihre gemeinsame Wohnung verlassen. Eigentlich nichts Ungewöhnliches, wenn sie sich richtig stritten. Jeder von ihnen brauchte dann Zeit für sich und räumlichen abstand. Meist ging Lark dann zu ihrem besten Freund Maex und er ging mit seinem besten Freund in die Kneipe. Sie regten sich ab, ließen sich von ihren Freunden ins Gewissen reden und nach spätestens zwei Stunden schickte einer von ihnen dem anderen eine Nachricht oder rief an. Sie sprachen sich aus und versöhnten sich Ausgiebig. Doch dieses Mal war es anders. Sie war nicht bei Maex. Sie war in der Nacht auch nicht wieder nach Hause gekommen. Sie hatte sich nicht einmal gemeldet und seine Anrufe und Nachrichten blieben unbeantwortet. Tief durchatmend, vor allem um sich zu beruhigen, ging er zur Bank, die ihm gegenüberstand und ließ sich darauf sinken. Die Ellenbogen auf den Knien abgestützt, vergrub er das Gesicht in den Händen. Verzweifelt fuhr er sich durch die Haare. So sehr er auch darüber nachdachte, ihm fiel absolut kein Ort ein, wo Lark sein könnte. Oder bei wem. „Lark hat sich also immer noch nicht gemeldet.“ Hörte er die Stimme seines besten Freundes und Partners fragen. Aus dem Augenwinkel sah er, wie Kilian sich neben ihn setzte. Seufzend lehnte Dante sich zurück und mehr brauchte Kilian nicht als Antwort. „Es geht ihr sicher gut. Hey, wir reden hier von Lark.“,versuchte Kilian ihm einen Teil der Sorgen zu nehmen. „Allein diese Tatsache, gibt nur noch mehr Grund zur Sorge.“,erwiderte Dante mit einem kleinen Schmunzeln. Es stimmte Lark hatte das zweifelhafte Talent immer wieder in Schwierigkeiten zu geraten. „Hast du schon mit Maex gesprochen?“,fragte Kilian nach, ehe er aufstand und zum Kaffeeautomaten ging, der etwas abseits von der Bank stand. „Ja. Ich habe ihn gestern angerufen und war vor hin bei ihm. Aber nicht einmal Maex weis, wo sie ist. Und wenn nicht einmal Maex weis, wo sie ist… Sie hat sich nicht einmal nach unserem Streit bei ihm gemeldet. Er wusste davon nichts.“ Jetzt war Kilian überrascht und auch er begann sich sorgen zu machen. „Jetzt versteh ich deine Sorge. Du hast mir aber noch nicht gesagt, worüber ihr euch gestritten habt.“ Killian reichte ihm einen der Becher, mit dem warmen, schwarzen Getränk, dass sich hier Kaffee nannte. Wie immer schmeckte er widerlich, machte dafür aber wach. Dante zögerte mit seiner Antwort und nur unter dem lauernden und fordernden Blick Kilians drang er sich zur Antwort durch. „Ich habe ihr eine Affäre vorgeworfen.“ Sofort verschluckte Kilian sich. Ungläubig sah er seinen Freund an. „Das ist ein Scherz, oder? Ich traue Lark einiges zu, aber keine Affäre. Mit wem überhaupt?“ „Alasdair.“ Jetzt war Kilian sprachlos. Er kannte nur einen Alasdair und wenn sie gerade von demselben Alasdair sprachen, dann konnte er sehr gut verstehen, warum Lark so wütend über diesen Vorwurf war. „Alasdair? Wie Alasdair Kingston, vom Kingston Mirror? Larks Chef, der Alasdair?“ „Kennst du noch einen Alasdair?“,entgegnete Dante. Mit einem leisen Lachen setzte Kilian sich wieder neben ihn. „Ich kann nicht fassen, dass du es ihr wirklich zutraust, dass sie dich betrügen würde.“ Kilian wusste nicht worüber er mehr schockiert sein sollte, darüber das Dante ihr eine Affäre vor geworfen hat oder darüber dass er scheinbar wirklich glaubt sie hätte eine Affäre. „Ich weis, dass ich ihr blind vertrauen kann und das mach ich auch. Aber in letzter Zeit, verhält sie sich eigenartig.“ „Wie meinst du das?“ Statt zu antworten, schüttelte Dante nur den Kopf. Er wollte nicht darüber reden. Warum wusste er selbst nicht. Vielleicht weil es dann real werden würde. Aber er hatte sie gesehen. Lark und Alasdair und eindeutiger hätte es nicht sein können. Er wollte es nicht glauben, er wollte ihr vertrauen. „Mach dir später Gedanken, um nicht vorhandene Beziehungsprobleme.“,meinte ein junger Mann, der im Rollstuhl saß, auf sie zu kam. „Morgen Maex. Ist was für uns dabei?“,grüßte Kilian ihn, wobei er auf den Stapel Akten deutete, die sich auf seinem Schoß befanden. Eigentlich arbeite Maex als Assistent der Forensik übernahm gelegentlich aber auch Botendienste. So wie jetzt. „Wenn ihr euch um einen Verkehrsunfall kümmern wollt.“,erwiderte Maex, wobei er mit der Akte wedelte. Noch bevor Kilian antworten konnte, ergriff Dante das Wort. „Wenn keiner der anderen Zeit hat, dann ist es nichts für uns.“ „Wählerisch wie immer.“ Schmunzelte Maex hielt Kilian dennoch die Akte hin, da Dante sich bereits wieder das Smartphone ans Ohr hielt. „Eine junge Frau ist einem Taxifahrer vors Auto gelaufen. Bevor ihr irgendetwas sagt, ihre Hände waren mit rotem Klebeband auf dem Rücken gefesselt und ihre Lippen wurden zusammengeklebt. Sie hat sie sich selbst aufgerissen. Und um ihren Hals befanden sich…“ „Würgemale. Scheint so, als hätten wir das erste überlebende Opfer.“,sagte Kilian und sah sich die Akte an. „Irgendwelche Verletzungen vom Unfall?“,erkundigte sich Dante, der vom Anrufen auf Nachrichten schreiben übergegangen war. „Hier steht nichts.“ „Ein Problem gibt es jedoch noch, sie hatte keine Papiere bei sich und…“ Maex brauchte seinen Satz nicht beenden, damit sie verstanden, dass sie ein Opfer ohne Erinnerungen hatten. „Eine Jane Doe. Jetzt wünschte sich mir, dass deine Freundin zu erreichen sei.“,fasste Kilian zusammen. Er hasste solche Befragungen, ihm fehlte das nötige Feingefühl, genauso wie es Dante fehlte. „Sie arbeitet nach wie vor nicht für die Polizei.“,erwiderte Dante, konnte sich aber ein kleines Schmunzeln nicht verkneifen. Vor vier Jahren arbeiten sie an einer Mordserie, von dessen Aufklärung sie Meilen weit entfernt waren, als ihnen der Chief plötzlich eine Zivilperson zur Seite stellte. Sie standen ihr Skeptisch gegenüber, besonders Dante hielt nicht viel von ihr. Doch sie hatte schnell bewiesen, dass der Chief sie nicht ohne Grund als Beraterin hinzugezogen hatte. Dennoch verweigerte Dante die zusammen Arbeit mit ihr. Was daran lag, dass er zu diesem Zeitpunkt noch immer von seiner Trauer, seiner Wut und seiner Selbstverachtung beherrscht wurde und weder der Detektiv noch der Mensch war, der er sein sollte. Doch sie ließ sich nicht davon beirren, bot ihm die Stirn und zwang ihn dazu, wieder in die Spur zu kommen. Nach Wochen des gegenseitigen Verachtens, waren sie sich nähergekommen und wurden zu einem Paar. Und ihre Beziehung hielt jetzt knapp vier Jahre. „Das hat sie aber noch nie davon abgehalten, sich trotzdem in unsere Fälle einzumischen.“,sagte Kilian und riss ihn damit aus seinen Gedanken. „Sie wurde ins Universitätskrankenhaus eingeliefert.“ Informierte Maex sie noch, worauf hin Kilian aufstand und sich mit einer kurzen Handbewegung verabschiedete. Auch Dante tat es ihm gleich, wandte sich aber noch einmal an Maex. „Solltest du irgendwas von Lark hören…“ „Sage ich dir sofort beschied. Und noch eins, Lark hat keine Affäre und ich als ihr bester Freund wüsste es, wenn es anders wäre.“ „Maex, ich habe sie gesehen.“ „Was?“ „Ich wollte sie abholen und da habe ich gesehen, wie sie sich geküsst haben.“ Ungläubig sah Maex ihn an. „Das sieht ihr nicht ähnlich. Sie würde dich nicht betrügen, dafür liebt sie dich viel zu sehr.“ „Kann schon sein. Aber…“ „Kein aber. In eurer Beziehung gibt es kein solches Aber, also such nicht nach einem Problem, das es nicht gibt.“ Verständlich nickte Dante, ehe er seinem Freund folgte. „Verdammt Lark, deine Beziehung steht auf der Kippe.“,flüsterte Maex. Er wusste zwar nicht, an was für einer Story sie gerade arbeite, aber wie es schien, riskierte sie damit ihre Beziehung. …… Im Krankenhaus angekommen wurden Kilian und Dante bereits von dem behandelten Arzt erwartet. Dr. Pein war ein älterer leicht untersetzter Mann, mit lichtem weißen Haar und Brille. Vermutlich stand er kurz vor seiner Pension. „Sie muss sich heftig gewehrt haben, unter ihren Fingernägeln befanden sich Hautfetzen und Blut. Meiner Vermutung nach und den unzähligen Blessuren und den geprellten Rippen, hatte er eine extreme Wut auf sie. Von dem Klebeband sind ihre Handgelenke Wund und blutig, ihre Knie aufgeschürft. Ihre Lippen sind aufgerissen. Allerdings bereitet mir ihre Kopfverletzung größere Sorgen.“,begann Dr Pein ihnen zu erklären, nach dem sie sich kurz einander vorgestellt hatten. „Was ist mit ihrer Kopfverletzung?“,hakte Kilian nach. „In den Aufnahmen konnten wir nichts ungewöhnliches Entdecken, allerdings hat diese Kopfverletzung eine Amnesie verursacht. Bei ihrer letzten Untersuchung, konnte sie mir nicht einmal ihren Namen nennen.“,fuhr er fort, während sie den Flur runter gingen. „Als Zeugin somit völlig unbrauchbar.“,meinte Dante mit einem genervten Unterton. „Da wäre ich mir nicht so sicher. Eine Amnesie muss nicht von Dauer sein und jetzt nach dem sie sich ein paar Stunden erholen konnte, ist es gut möglich, dass sie sich bereits wieder an etwas erinnert.“,belehrte Dr. Pein ihn und klopfte an die Tür, des Krankenzimmers vor dem sie stehen geblieben sind. Der Arzt betrat als erstes das Zimmer, gefolgt von Kilian. Bevor Dante ihnen folgen konnte, klingelte sein Smartphone. Einen Blick aufs Display verriet ihm, dass es Maex war. Rasch ging er einige Schritte den Flur runter, ehe er den Anruf annahm. „Bitte sag mir, dass du was von Lark gehört hast.“,bat er sofort. „Ja habe ich. Sie hat mich eben angerufen. Dante, sie ist im Krankenhaus.“ „Was! In welchem? Wie geht’s ihr?“ Seine Sorge war deutlich heraus zu hören. „Ich weis es nicht. Sie konnte es mir nicht sagen, aber sie sagt das es ihr gut geht.“,erwiederte Maex und versuchte ihn zu beruhigen. Mit mäßigem Erfolg. „Ruf die Krankenhäuser an und frag nach ob sie…“ Kilians Stimme, die nach ihm rief unterbrach ihn und riss seine Aufmerksamkeit auf sich. Doch als er zu seinem Partner sah, lag seine Aufmerksamkeit nicht auf ihm, sondern auf der jungen Frau, die auf ihn zu kam. „Dante? Hey, was ist los?“,schallte Maex Stimme aus dem Smartphone. „Ich hab sie gefunden.“,antworte er atemlos, ehe er auflegte. Noch nie zuvor hatte er sie so blass gesehen, wodurch ihre aufgerissenen, blutigen Lippen sich unnatürlich abhoben. An ihrer Stirn klebte ein großes, weißes Pflaster, das ein wenig durchgeblutet war. Und an ihrem Hals konnte man deutliche die dunkle Verfärbung erkennen. Würgemale. Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- Kapitel 1 Seit einer Woche war Lark jetzt schon im Krankenhaus und mit jedem Tag ging es ihr ein wenig besser. Ihre Blessuren heilten gut ab und die Schmerzen waren inzwischen auszuhalten. Was ihr wirklich zu schaffen machte, waren diese wahnsinnigen Kopfschmerzen. Es war ein ständiges leichtes Pochen hinter den Schläfen. Aber nicht nur die Kopfschmerzen machten ihr zu schaffen, sondern auch die Tatsache, dass sie sich an nichts erinnern konnte, was während und vor dem Überfall passiert ist. Und egal wie sehr sie versuchte sich zu erinnern, es gelang ihr einfach nicht. Durch die Fragen, die ihr Arzt ihr während einer Untersuchung stellte, fanden sie heraus, dass ihre Amnesie ein größeres Ausmaß hatte, als bisher angenommen. Aber jetzt stand fest, dass ihre Amnesie auf die letzten vier Jahre bezieht. Das letzte an das sie sich erinnern konnte, war ein Gespräch mit ihrem Pflegevater. Gleichzeitig erklärte es, warum sie sich nicht an Dante oder Kilian erinnern konnte. Die beiden Detektivs hatte sie in diesen vier Jahren kennengelernt und war sogar mit Dante seit über drei Jahren zusammen, das hatte ihr zu mindestens Maex erzählt. Und da er ihr bester Freund seit dem Sandkasten war glaubte sie ihm und Fotos, die er ihr zeigte bewiesen dies auch, dass sie Dante sehr nah stand. Aber nicht nur das hatte sie von Maex erfahren. Es war so viel, was in den vier Jahren passiert ist, dass sie sich überfordert mit den ganzen Informationen fühlte und sich sogar zurückzog. Sie wollte nicht einmal Besuch haben, aber daran hielt Maex sich nicht, genauso wenig wie Kilian und Dante. Seufzend stützte Lark das Kinn auf der Hand ab und starrte aus dem Fenster, an dem dicke Regentropfen runter liefen. Es hatte schon die ganze Nacht geregnet, wodurch es sich auch merklich abgekühlt hatte. Die Kälte war auch einer der Gründe, warum sie in einem warmen, kuscheligen Pullover und einer heißen Tasse Tee in der Cafeteria des Krankenhauses saß. Ein anderer Grund war der, dass sie es in ihrem Zimmer nicht mehr aushielt. Außerdem wurde sie heute entlassen und über nichts freute sie sich mehr, als endlich hier raus zu kommen. Das einzige was ihre Freude erheblich dämpfte, war die Tatsache, dass sie nicht so genau wusste was sie zu Hause erwartet. Immerhin lebte sie nicht mehr mit Maex in der WG sondern wohnte mit Dante zusammen. Einen Mann den sie nicht kannte. Wie sollte das nur funktionieren? Sie sollte in eine Wohnung zurück die sie nicht kannte und dort mit einem Mann wohnen, an den sie sich nicht erinnern konnte. Es machte ihr Angst, gleichzeitig wollte sie wissen, wie ihr Leben in den letzten vier Jahren war. Dem ganzen wiedersprach jedoch die Tatsache, dass sie Dante jedes Mal wegschickte, wenn er sie besuchte. Sie wollte seine Nähe einfach nicht. Und obwohl sie seine Nähe nicht wollte, hatte sie vor einigen Tagen genau diese gesucht. Es war nach einer der zahlreichen Untersuchungen. Sie hatte die ganze Nacht nicht geschlafen und diese Untersuchung hatte sie ganz schön geschlaucht, darum begleitete auch eine Krankenschwester sie zurück aufs Zimmer. Zu mindestens wollte die Krankenschwester sie aufs Zimmer begleiten, als Lark mitten im Flur stehen blieb und ihre Aufmerksamkeit auf jemanden zu richten schien. Die Schwester brauchte einen Moment, bis sie wusste wer Larks Aufmerksamkeit erregt hatte. „Er kommt jeden Tag, um Sie zu besuchen. Selbst wenn Sie ihn nicht sehen wollen, bleibt er einige Stunden hier und erkundigt sich nach Ihnen.“ Hatte die Schwester ihr erzählt und hatte darüber geschwärmt, wie sehr sie sie um ihren Freund beneiden würde. Doch Lark hörte ihr gar nicht mehr zu und wie von selbst bewegte sie sich langsam in seine Richtung. Die Arme hatte er auf den Knien abgestützt und den Kopf gesenkt, während er sich nervös die Hände knetete. Lark hatte die Ärzte und die Schwestern von ihrer Schweigepflicht gegenüber Dante, Maex und Kilian entbunden und vermutlich hatte eine der Stationsschwestern ihn darüber informiert, dass sie bei einer Untersuchung war. Einige Schritte von ihm entfernt blieb sie stehen und begegnete seinem Blick. Er hatte sie sofort bemerkt. Seine haselnussbraunen Augen spiegelten deutliche Sorge wieder und aus irgendeinem Grund konnte sie diesen Blick nicht vergessen. Und vielleicht war es auch dieser besorgte Blick, der sie dazu brachte sich neben ihn zu setzen. Liebevoll strich er ihr eine verirrte Strähne hinters Ohr und fuhr sanft mit dem Daumen über das Pflaster, das an ihrer Stirn klebte. „Tut mir leid.“ Ohne etwas zu erwidern legte er einen Arm um sie und zog sie sanft an sich, ehe er ihr einen Kuss auf den Scheitle hauchte. „Schon okay.“ Sie wusste nicht was es war. Ob seine Worte, seine fürsorgliche Art oder ob es der sanfte herbe Geruch seines Aftershaves war, der etwas in ihr hervorrief, dass ihr Sicherheit versprach, sie wusste es nicht und es war ihr in diesem Moment auch egal. Sie wollte es einfach nur genießen, wenn auch nur für einen kurzen Augenblick. Plötzlich klammerte sie sich regelrecht an ihn und brach in Tränen aus. Der wahre Grund, warum sie ihn nicht sehen wollte, war der, dass sie spürte, dass er ihr wichtig war. Er bedeutete ihr etwas, nur wusste sie nicht was und sie wollte weder ihm noch sich selbst die Hoffnung machen, das sie sich erinnert. Sie musste sich in seinen Armen in den Schlaf geweint haben, denn als sie die Augen wieder öffnete lag sie in ihrem Bett. Neben ihrem Bett saß Dante, den Blick, gedankenverloren, nach draußen gerichtet und hielt ihre Hand. Ihre Finger waren mit einander verschlungen und sie konnte das stätige sanfte streicheln seines Daumens über ihren Handrücken spüren. Lark tat weiter hin so, als würde sie schlafen, weil sie nur so das Gefühl hatte, seine Nähe weiter hin genießen zu können. Gleichzeitig war sie sich sicher, dass er ganz genau wusste, dass sie nicht mehr schlief. Dennoch sagte er nichts oder ließ sich etwas anmerken. Vermutlich, weil auch er ihre Nähe genoss. Für einen Moment schloss sie die Augen wieder und rückte ein kleines Stückchen näher an ihn heran. Sie wartete noch kurz, ehe sie die Augen einen spaltbreit öffnete und sah gerade noch, wie Dante wieder zum Fenster sah. So konnte sie wunderbar sein Profil mustern. Das dunkelbraune Haar, war an den Seiten kürzer geschnitten. Das Haupthaar hingegen war länger und obwohl er sicher versucht hat es zu Stylen, sah es eher so aus, als wäre er gerade erst aus dem Bett gekommen und ist einmal mit den Fingern durchs Haar gefahren. Und es stand ihm unverschämt gut. Besonders mit dem dichten und gepflegtem 3-Tage-Bart. Die Tasse an ihre Lippen führend, lehnte sie sich zurück. Sie hatte seine Nähe für einige Stunden genossen, doch die Tage danach, hatte sie ihn immer wieder weggeschickt. Egal ob er Privat oder gemeinsam mit Kilian als Detektiv hier war. Sie wollte ihn nicht mit ihm sprechen und schon gar nicht wollte sie ihn sehen. Warum konnte sie sich selbst nicht genau erklären. Sie konnte sich weder an Dante noch an Kilian erinnern, aber dennoch hatte sie ein vertrauteres Gefühl bei Kilian und konnte mit ihm freier sprechen. Jedoch war das was ihm erzählen konnte keine große Hilfe, denn ihre Antworten waren immer dieselben, egal wie sehr sie sich bemühte, sie konnte sich nicht erinnern. Tief durchatmend stellte sie die Tasse auf dem Tisch ab, ehe sie sich wieder zurücklehnte, die Augen schloss und sich die Schläfen massierte. Sie hatte sich bereits an das leichte, stätige Pochen gewöhnt, doch wenn sie zu sehr versuchte sich zu erinnern, wurde es schlimmer. Die Geräuschkulisse, die in der Cafeteria herrschte, tat ihr Übriges dazu. So mit sich selbst beschäftigt, erschrak sie regelrecht, als sie plötzlich einen heißen Hauch in ihrem Nacken spürte und kurz darauf ihren Namen, dicht an ihrem Ohr, vernahm. Ruckartig drehte sie den Kopf zur Seite und sah in ein paar hellgrüne Augen, die von einer dunklen Brille umrahmt wurden und ihr so unendlich vertraut vorkamen. Für einen kurzen Moment, verlor sie sich in diesem klaren und faszinierenden Grün. Und kurz glaubte sie sich an etwas zu erinnern. Es war wie ein blasses Bild, das kurz vor ihrem inneren Auge aufflackerte. So schnell es da war, war es auch wieder verschwunden. Bevor sie weiter darüber nachdenken konnte, wurde sich der Situation bewusst. Trotz der Tatsache, dass ihr diese Augen vertraut waren, war ihr die Person viel zu nahe und das wollte sie ihm auch gerade sagen, als er sich von selbst zurückzog. „Ich habe sofort den nächsten Flieger genommen, als ich davon gehört habe. Es tut mir so leid, ich werde sofort dafür sorgen, dass sich nur die besten Ärzte um dich kümmern und natürlich werde ich es arrangieren, dass du ein Privatzimmer bekommst.“,sagte er. „Die sind übrigens für dich.“ Er reichte ihr einen großen Strauß roter Rosen, die sie nur zögernd annahm. Die Rosen rochen gut und sahen wunderschön aus. Sie hatte schon immer Rosen gemocht und mochte es auch welche geschenkt zu bekommen, aber sie war kein Fan von übertrieben großen Sträußen. Sie mochte es lieber wenn sie einzelne Rosen bekam. Von den Rosen in ihren Händen, sah zu dem Mann, der ihr jetzt Gegenüber saß. Für einen simplen Krankenbesuch, sah er viel zu elegant aus. Er trug einen dunkelblauen, dreiteiligen Anzug mit dazu passender Krawatte und weißem Hemd. Seine kurzen hellbraunen Haare hatten bereits einen leichten grau Schimmer, wodurch er älter wirkte, als er es vermutlich war. „Tut mir leid.“,entschuldigte sich Lark, als sie sich bewusst wurde, dass sie ihn regelrecht angestarrt hat. „Du musst dich nicht entschuldigen. Was ist überhaupt passiert? Warum bist du hier?“ „Doch. Doch, dass muss ich. Ich erlitt eine Kopfverletzung und wusste kurz Zeitig nicht einmal mehr wer ich bin. Inzwischen ist es so, dass sich meine Amnesie auf die letzten vier Jahre auswirkt. Was bedeutet, dass ich mich an niemanden erinnern kann, den ich in dieser Zeit kennengelernt habe.“,erklärte sie ihm. Fassungslos fuhr er sich mit der Hand über den Mund und schien einen Augenblick zu brauchen, um diese Information zu verarbeiten. Währenddessen herrschte zwischen ihnen eine seltsame Stille. Eine unangenehme Stille, wie Lark fand, aber sie ließ sie anhalten. Sie wollte, dass er diese Stille brach. Und das tat er auch. „Lark…“ Er hatte sich wieder vorgebeugt und griff nach ihrer Hand. Sanft verschränkte er ihre Finger miteinander. „Dann weist du, auch nicht wer ich bin?“ Kurz nickte sie, worauf hin er kurz den Blick senkte und durchatmete. „Das du beim Daily Mirror arbeitest, weist du aber noch?“ Wieder nickte sie, auch wenn sie sich nicht erklären konnte, wie er gerade auf diese Frage kam. „Meinem Vater gehörte der Verlag und ich habe ihn vor zwei Jahren übernommen. Wir haben uns damals auf der Firmenfeier kennengelernt und sind uns seitdem nähergekommen. Besonders Privat.“ Unglauben und Fassungslosigkeit spielten sich in ihrem Gesicht wieder. Wenn es wahr ist, was er ihr gerade offenbarte, bedeutete es, dass sie eine Affäre miteinander haben. Was im Umkehrschluss hieß, dass sie Dante betrog. Und das schon länger. Oder war es anders rum und sie hatte die Affäre mit Dante. Nein, Maex hatte gesagt, dass sie seit über drei Jahre mit Dante zusammen ist und da Maex nichts von einem anderen Mann erwähnt hat, wusste nicht einmal er etwas davon. Also konnte es wahr sein. Bei diesem Gedanken wurde ihr Schlecht und sie begann sich vor sich selbst zu ekeln. Sie hatte kein Problem damit, wenn man sich einen neuen Partner suchte oder neu verliebte, das war nur Menschlich. Doch sie konnte nicht verstehen, wie man den Menschen betrügen konnte, den man angeblich so sehr liebt. Aber scheinbar war sie jetzt genau zu so einem Menschen geworden. Sie hatte eine Affäre. Dazu noch mit ihrem Chef. Die Lippen fest aufeinandergepresst, versuchte sie einen klaren Gedanken zufassen, was nicht gerade einfach war. Es spuckten so viele Fragen in ihrem Kopf herum und sie alle wollten beantwortet werden. Nur welche sollte sie zuerst stellen? „Wann haben wir uns das letzte Mal gesehen?“ Von allen Fragen, war es ausgerechnet diese, die ihr zuerst über die Lippen kam. „Vor gut einer Woche. Du hattest zweifle, aber du wolltest es ihm sagen und dann zum Flughafen kommen.“,erwiderte er. „Wo wollten wir hin?“ „Nach London. Ich hatte dort beruflich zu tun und wir wollten das mit einem kurzen Urlaub verbinden.“ „Und als ich nicht am Flughafen erschien, hast du gedacht…“ „Das du dich anders entschieden hast. Irgendwie schafft er es immer wieder, dich ums Finger zu wickeln.“ Jetzt war es an Lark zu schweigen. Ihre Gedanken rasten und sie begann sich unwohl unter seinem Blick zu fühlen und auch seine Berührung war ihr unangenehm. Hastig zog sie ihre Hand zurück. „Tut mir leid, dass ist mir gerade alles zu fiel. Ich… ich muss hier raus.“ Mit diesen Worten stand sie ruckartig auf, wobei der Stuhl laut scharrend zurückgeschoben wurde, ehe sie aus der Cafeteria lief. 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