Kingdom Hearts - War of Light and Darkness von abgemeldet (Secret Section) ================================================================================ Kapitel 41: Wer bist du? ------------------------ Dieser Tag begann allerdings alles andere als sonnig. Als Terra sich aufsetzte und gähnend aus dem Fenster sah, dachte er kurz seine Augen wären immer noch nicht ganz wach. Draußen war absolut nichts zu erkennen. Verwundert stand er auf und trat ans Fenster. Dichter Nebel hüllte die Welt in ein Reich des Nichts. Gerade so konnte Terra Umrisse ausmachen, die er für die Bäume hielt. Aber sicher war er sich nicht, sie schienen auf der Grenze zwischen dem Sehen und Nicht-Sehen zu liegen. In dem Moment wo er glaubte sie zu sehen, schienen sie zu verschwinden und umgekehrt. Zudem war es etwas kühl geworden. Sich die Arme reibend ging Terra zu seinem Schrank und zog aus der Tasche eine Stoffjacke. Bibbernd zog er sie über sein Shirt. Unfassbar. Gestern war es ihm draußen noch viel zu warum vorgekommen und heute fühlte es sich so an als wäre der Herbst im Anmarsch. Kopfschüttelnd packte er seine Waschutensilien und begab sich zu einem kleinen Steinbecken an der Seite des Hauses. Das Becken war direkt aus einem Felsen herausgehauen und überhalb des Beckens floss ein kleiner Strom Wasser heraus, sammelte sich dort am Boden und versiegte wieder in einer weiteren Felsöffnung. Terra hatte dieses Becken bei seinem Erkundungsgang am ersten Abend entdeckt. Wahrscheinlich hatten die Mönche damals genau wie er dieses Becken zur Pflege benutzt. Wohin die zweite Öffnung führte, wusste er nicht. Da sie aber nicht über zu laufen schien, musste sie wohl irgendwo einen weiteren Ausgang haben. Wo der wohl sein musste? Solcherlei Gedanken spukten ihm immer während der morgendlichen Pflege im Kopf herum. Manchmal hatte Terra das Gefühl, sein Kopf brauche sowas um richtig wach zu werden. In Gedanken versunken spuckte er die Zahnpasta wieder aus. Heute würde er mit dem Training beginnen. Es war wichtig jeden Tag so gut wie möglich auszunutzen, sonst hätte all das hier keinen Sinn. Die Strapazen von gestern hatten ihm zwar wieder ein wenig Kraft geraubt, aber er glaubte inzwischen trotzdem wieder einigermaßen fit zu sein. Nein es bestand kein Grund länger zu warten. Terra streckte seinen Arm aus. "Feuer!", flüsterte er und in seiner Handfläche entstand eine kleine, schwebende Flamme. Der Zauber war gering gehalten, dementpsrechend spürte er den Energieverlust kaum. Überaus zufrieden ließ er die Flamme wieder erlöschen. Seine Fähigkeiten waren scheinbar wieder hergestellt. Begierig darauf mit dem Training zu beginnen, ging er zurück in sein Zimmer und frühstückte schnell. Danach packte er wieder einen Apfel und ein Sandwich, verstaute seine Sachen wieder mit der provisorischen Vorrichtung im Schrank und betrat den Hof. Wie gewohnt erwartete ihn eine Schüssel. Dieses Mal gab es jedoch keine Nachricht. "Wir müssten da dringend mal drüber reden.", rief er in den Wald hinein. "Meine Vorräte gehen langsam zur Neige." Ohne eine Antwort abzuwarten legte er Apfel und Sandwich hinein und betrat dann den Wald. Leider hatte sich der Nebel immer noch nicht verzogen. Flüchtig stellte er sich selbst die ironische Frage, ob Ami etwa ihre Kräfte in diesen Wald geschleudert hatte. Naja wohl eher nicht. Dafür konnte ihm der Nebel recht nützlich sein. Er war nämlich nicht sonderlich erpicht darauf, bei seinem Training beobachtet zu werden. So konnte ihm der Nebel ein wenig Deckung geben. Nur zur Vorsicht würde er auch eine magische Barriere erschaffen, die ihm noch zusätzlichen Sichtschutz geben sollte. Alles was er brauchte war jetzt noch ein geeigneter Platz. Den Hof schloss er aus. Sollte er die Kontrolle verlieren, könnte es passieren, dass das Gebäude darunter leiden würde. Das wollte er nicht riskieren. Nein er brauchte einen anderen Platz. Schneller als erwartet, wurde er auch fündig. Etwa eine halbe Stunde lang wanderte er durch den Wald, stets darauf bedacht sich nicht bei der schlechten Sicht irgendwo das Bein zu brechen. Bis er plötzlich auf eine kleine Lichtung stieß. Geschätzt hatte sie etwa einen Radius von einhundert Metern. Ziemlich mittig gelegen war eine kleine Senke und genau in dieser Senke lag ein sehr langer Baum. Etwa in der Mitte des Stammes war dieser gespalten, vermutlich durch den Aufprall auf den Felsen, der genau zwischen den Stämmen emporragte. Der Felsen sah von der Form her aus wie ein übergroßer, grauer Zahn. Allerdings hatte dieser Zahn einen Schönheitsfehler: er endete in einer Fläche statt einer Spitze. Sie schien breit genug, damit man auf ihr sitzen konnte. "Perfekt!", dachte Terra und setzte sich im Schneidersitz darauf. Kalt und hart fühlte der Stein sich an, nicht das er sich noch erkältete. Nach kurzer Überlegung stand er wieder auf und zog seine Jacke aus. Sorgsam legte er sie neben sich auf einen der Stämme und griff nach seinem Kettenanhänger. Terra schloss die Augen und griff nach seinen magischen Kräften. Die Kette glühte auf und tauchte ihn in ein grelles Licht. Als es wieder verblasste, stand er in voller Kampfmontur da. Rasch zog er den Umhang über den Kopf und faltete ihn mehrlagig, bevor er ihn auf den Felsen legte. Anschließend zog er seine Jacke wieder an und setzte sich erneut in den Schneidersitz. Viel besser. Der Umhang verschonte ihn vor der Härte und der Kälte des Felsens. Tief atmete Terra die Morgenluft ein, schloss die Augen und streckte seine geistigen Fühler aus. In seiner näheren Umgebung schienen nur noch die Pflanzen zu leben, ansonsten konnte er nirgendwo eine Aura wahrnehmen. Nicht das er nach einer gesucht hätte. Inzwischen hatte er sich fast daran gewöhnt die Aura seines Gastes nicht spüren zu können. Es behagte ihm zwar nicht, aber es ließ sich im Moment nicht ändern. Langsam zog er seine Fühler wieder zurück. Noch einmal atmete Terra tief ein und aus und nun versuchte er seinen Kopf von allen Gedanken zu lösen, zu einer inneren Ruhe zu kommen. Vor ein paar Tagen bei Rei war es ihm dadurch gelungen seine Umgebung aus einer ganz anderen Sicht wahrzunehmen. Es hatte ihn fasziniert, was um ihn herum alles geschah, ohne das er es mit seinen normalen Sinnen hätte erfassen können. Neugierig geworden, wollte er sehen ob ihm dies noch einmal gelang. Die Minuten verstrichen und Terra musste feststellen, dass dies gar nicht so einfach war. Beim letzten Mal schien es ihm viel leichter gefallen zu sein. Vielleicht hatte das ja an Reis ruhiger Art gelegen, die sie als Miko ausstrahlte. In dieser Rolle war ihm Rei wie eine andere Person vorgekommen. Jetzt bemerkte er, dass seine Gedanken zu schweifen begannen und er ermahnte sich innerlich selbst. Erneut versuchte er seinen Kopf zu leeren und an Nichts zu denken. Eine gefühlte Ewigkeit später bemerkte er, dass er unbewusst anfing ruhier zu atmen. Sein Körper war in eine Art Starre verfallen, er bewegte keinen einzigen Muskel, bewegte sich keinen Millimeter. Ein leichter Wind rauschte durch die Blätter und sie tanzten leise. Doch Terra meinte sie fast sehen zu können, wie sie sich im Wind hin und her wiegten. Dann war der Wind vorüber und es kehrte wieder Ruhe ein. Diese währte jedoch nicht sehr lange, als auch schon der nächste Windstoß kam. Kräftiger als der vorherige und die Blätter fingen wieder an zu tanzen. Unglaublich...vor seinem geistigen Auge konnte er jetzt wirklich sehen wie sich wiegten. Er konnte den mächtigen Stamm sehen, an dessen Äste sie hingen. Konnte die Blätter sich auf dem Boden rollen sehen, wenn der Wind sie forttrug. Die Grashalme die sich wiegten und ganz ganz leise ein kleines Lied sangen. Er sah und hörte seine Umgebung wie sie wirklich war. Freude kam in ihm auf. Er hatte es geschafft! In dem Moment jedoch wo ihn die Freude durchflutete, verebbte seine Konzentration. "Ach Mist.", fluchte Terra leise und öffnete die Augen wieder. Daran sollte er dringend noch arbeiten. Inzwischen hatte der Nebel sich einigermaßen gelichtet, man konnte schon etwas weiter sehen als vorhin. Die Morgensonne wanderte nach und nach in Richtung der Lichtung. Zaghaft streckten sich die ersten Strahlen bereits über die Baumkronen. Nicht mehr lange und die ganze Lichtung wäre in Sonnenlicht getaucht. "Es wird Zeit mich vor ungewollten Blicken zu schützen.", dachte Terra und griff erneut nach seiner Magie. Eine ziemlich lange Formel später baute sich um ihn herum die altbekannte Dimensionsbarriere auf. Nun sollte es keine Probleme mehr geben. Es wurde Zeit...Zeit für das richtige Training. Sich innerlich vorbereitend legte er seine Hände mit der Handfläche auf die Felsen und holte noch einmal tief Luft. Zwar kannte er die Schmerzen schon, welche ihn nun erwarten würden, aber das machte es nicht wirklich einfacher. Früher, wenn er sich verwandeln musste, hatte er ein Ziel vor Augen gehabt, welches ihn die Schmerzen größtenteils ignorieren lassen konnten. Nun jedoch war es was ganz anders. Mit einem Knurren ließ er seine Dämonischen Kräfte frei. Ein Keuchen entrang sich seiner Kehle als die Flügel aus seinem Rücken hervorbrachen. Die Schmerzen waren ziemlich stark. Seine Klauen bohrten sich in den Fels. Zu guter Letzt wuchs ihm der Schwanz und seine Sinne schärften sich. Als die Verwandlung abgeschlossen war, saß er keuchend da und konzentrierte sich auf seine Energie. Sein erstes Ziel bestand darin herauszufinden wie lange genau er eine Verwandlung aufrecht erhalten konnte. Wenn er das wusste, würde er zuerst versuchen seine Verwandlungen zu verlängern. Sollte ihm dies gelingen, würde er im nächsten Schritt versuchen sein Verwandlungmaximum zu erhöhen. Vielleicht schaffte er es die Anzahl auf vier zu steigern. Fürs erste. Dafür musste er nach und nach seinen Körper stärken um seine Belastbarkeit zu gewährleisten. Aber eins nach dem anderen. Wie lange würde die Verwandlung wohl halten? Terra sah auf die Uhr und prägte sich die Zeit ein. Dann schloss er die Augen und konzentrierte sich auf seine Kräfte. Jemand der ihn zufällig gesehen hätte, würde denken er meditiere gerade. Doch stattdessen achtete er genau auf die Menge der verbrauchten Energie. Er würde so lange hier sitzen bis er die Verwandlung nicht mehr aufrecht erhalten konnte. Danach würde er eine Weile ausruhen und eine weitere Verwandlung ausführen die er möglichst verlängerte. Geduldig wartete er... Der Morgen war bereits seit etwa einer halben Stunde angebrochen, als der Junge Namens Terra Kagurasaka begann sich zu regen. Zumindest ließen die Geräusche aus seinem Zimmer dies vermuten. Tatsächlich öffnete sich nur einen Augenblick später das Fenster und Terra sah ein wenig ungläubig auf den Hof hinab. Was durchaus verständlich war, diese dichte Suppe die sich Nebel schimpfte hätte jeden überrascht. Es war fast schon ein Wunder, dass man ihn und das Gebäude aus dieser Entfernung noch sehen konnte. Doch ein näherrücken war nicht möglich, es hätte zu viel verraten und noch war es nicht so weit, dass Terra alles erfuhr. Zumindest war das der Plan. Seit dem "Gespräch" gestern abend war der Entschluss dazu jedoch etwas ins Wanken geraten. Terra schien ein netter junger Mann zu sein und wenn man seiner Geschichte glauben konnte, war es möglich, dass er sich als nützlicher Mitstreiter erweisen würde. Schwertkampf hatte er gesagt...seine Aura wies eine gewisse Ähnlichkeit auf. Möglicherweise benutzte auch er diese spezielle Art von Waffe. Sicherlich wäre es interessant das einmal herauszufinden. Auch im allgemeinen war Terra ein ungewöhnlicher Junge. Niemand konnte einfach so eine Verfolgungsjagd auf den Ästen der Bäume veranstalten ohne gewisse Fertigkeiten mitzubringen. Neugierde konnte manchmal echt nervig sein, aber sie stieg immer mehr wenn es darum ging, was noch alles in diesem Jungen stecken könnte. Leider war der Kampf in der Höhle von außen nicht zu sehen gewesen, aber es war schon beeindruckend das Terra dem Biest entkommen konnte. Und auch wenn Terra es sagte, so wahr die Wahrscheinlichkeit das es wirklich tot war...nicht sehr hoch. Nein, es war garantiert noch am Leben. Sollte das Glück ihm jedoch hold sein, war es zumindest eingeschlossen. Wenn. Dafür war es eine Überraschung gewesen, als Terra auf die Blitzmagie zurück gegriffen hatte, um den Eingang der Höhle zu sprengen. Bis dato hatte er den Eindruck eines etwas ungewöhnlichen gewöhnlichen Jungens gemacht. Da war sie wieder: die Neugierde auf seine Fähigkeiten. Und dann noch die Sache mit der Feder...was mochte das wohl bedeuten? Endlich kam Terra aus dem Gebäude heraus und ging zum Wasserbecken an der Seitenwand. Es war nicht nötig ihm zu folgen, dabei musste er nicht beobachtet werden. Ein Schütteln schoss durch den Körper. Der Nebel erzeugte einigermaßen niedrige Temperaturen. Gelangweilt wanderten die Augen über die Gegend, wurden jedoch plötzlich von einem orangenen Schein angezogen, welcher kurz über die Baumstämme wanderte. Was tat der Junge nur bei dem Wasserbecken? Verdammte Neugierde. Sicher suchten die Füße einen Weg über die Äste und Stämme der Bäume bis Terra aus sicherer Entfernung wieder sichtbar wurde. In seiner Hand schwebte eine kleine Flamme. Sein Gesichtsausdruck zeigte Zufriedenheit. Aber warum? Seine Blitzmagie war wesentlich stärker und eindrucksvoller gewesen als das da. Ob er es wohl erzählen würde? Zum Glück war der Nebel immer noch sehr dicht und die Schatten im Wald noch sehr dunkel, sonst hätte Terra jetzt, als er sich umdrehte etwas sehen können. Offensichtlich hatte er aber nichts bemerkt denn er verschwand wieder in dem Gebäude, vermutlich um zu frühstücken. Knurrend meldte sich der altbekannte Hunger...wenn nur die Vorräte nicht bereits so schnell leer geworden wären wie das Portemoine...Schuldbewusstsein führte zu einer Verzögerung der Handlung, aber nach einer innerlich gemurmelten Entschuldigung sorgten erst die Füße und dann die Hand dazu, dass die leere Schüssel wieder auf ihrem alten Platz auf dem Weg landete. Das Geräusch von Schritten auf einer Treppe ließ das Herz kurz aussetzen, dann wurde hastig die Flucht eingeleitet. Eigentlich war dieses Behnehmen ziemlich kindisch, aber der Entschluss war noch nicht endgültig gefasst. Terra entdeckte die Schüssel sofort. In seiner Hand war ein Apfel und ein Sandwich auszumachen. Seine Augen schienen die Umgebung abzutasten. "Wir müssten da dringend mal drüber reden.", rief er in den Wald hinein. "Meine Vorräte gehen langsam zur Neige." Ohne eine Antwort abzuwarten legte er Apfel und Sandwich hinein und betrat dann den Wald. Wo ging er wohl hin? Achja. Er hatte ein Training erwähnt. Eigentlich erforderte die Situation eine direkte Verfolgung des Jungen, aber...der Apfel...und dieses Sandwich...und dieses laute Knurren..."Ach was solls. Er wird sich schon nicht in Luft auflösen." Vorsichtshalber wurde das ersehnte Ereignis noch ein wenig in die Länge gezogen. Nur für den Fall das er gleich wieder kommen sollte. Aber seine Aura verschwand allmählich in der Ferne. Sobald sie nur noch am Rande spürbar war, explodierte der Körper in einer Handlung, welche zuerst zum Boden und anschließend zur Schüssel führte. Bevor man sich versehen konnte waren Sandwich und Apfel verschwunden und nur das Bedauern danach blieb. Dem folgte ein Blick zurück zum Wald. Dieses Mal hatte er keine Tasche dabei. Hatte er sie etwa einfach so im Zimmer liegen lassen wie am ersten Abend die Äpfel an der frischen Luft? Das galt es herauszufinden. Ein Blick in sein Zimmer zeigte, dass er so wie gestern wieder eine kleine Konstruktion vor dem Schrank aufgebaut hatte. Schon besser wenn man den Anfang bedachte. Anscheinend wurde er sich seiner Fehler bewusste. Doch das Gelbe vom Ei wars noch nicht. Dabei machte er eigentlich nicht den Eindruck eines Dummkopfes und das Vögelchen aus Tokio hatte das bestätigt. Obs an der Geschichte lag, die er gestern erzählte? Wer wusste das schon. Allmählich fing der Nebel an sich zu lichten. Es wurde Zeit wieder ein bisschen Beobachtung zu betreiben. Suchend tasteten geistige Fühler sich durch den Wald, bis Terras Aura wiedergefunden wurde. Dort! Immer noch nur am Rande spürbar, aber er hatte sich offensichtlich nicht noch weiter fortbewegt. Flink packten Hände einen tiefhängenden Ast und zogen den Körper hinauf. Ab da übernahmen wieder die Füße die Führung und sprangen von Baum zu Baum, immer näher seiner Aura entgegen, die...plötzlich verschwunden war. Irritation ließ den Körper abrupt stoppen. Raschelnd lösten sich einige Blätter von den dünnen Zweigen, als der Ast den plötzlichen Ruck ausfederte. Rasch wurden die geistigen Fühler noch etwas weiter ausgestreckt, doch das Ergebnis blieb das Selbe. Die Aura blieb verschwunden. Wie war das möglich? Hatte er womöglich gelernt seine Aura zu verbergen? Nein, unwahrscheinlich. So etwas lernte man nicht von jetzt auf gleich. Womöglich konnte er es aber auch schon vorher und hat es aus irgendeinem Grund nur nicht getan? Wohl eher nicht. Aber was war es dann? Noch einmal um wirklich absolut sicher zu gehen, machten die geistigen Fühler sich auf die Suche, tasteten jeden Meter einzeln ab. Die Prozedur nahm wesentlich mehr Zeit in Anspruch, als wenn die Umgebung als Ganzes erfasst wurde. Dafür offenbarte es einem aber wesentlich mehr Details. So auch jetzt. Der Fühler wurde von einer Art Barriere abgestoßen. Einer Barriere die vorhin mit Sicherheit noch nicht da gewesen ist. Dies bedurfte einer genaueren Untersuchung. Von den Fühlern geleitet dauerte es nicht sehr lange, bis der Ort erreicht wurde. Vom Baum aus konnte man eine kleine Senke sehen, in dessen Mitte ein umgestürzter Baumstamm lag. Genau der Mitte war der Baumstamm gespalten, offensichtlich durch den dort ansässigen Felsen. Ansonsten waren keinerlei Bäume zu sehen, die Senke bildete gleichzeitig eine kleine Lichtung. Suchend wanderten rote Augen über die Umgebung, entdeckten jedoch keine Spur von Terra oder von der Barriere. Vorsichtig wanderten die Fühler an der Mauer der Barriere entlang und weit hinauf um die Ausmaße zu erfassen. Scheinbar war die Barriere als eine Art Kuppel konstruiert, welche die gesamte Senke umschloss. Eigentlich konnte die Barriere nur einer gemacht haben. Verwunderlich war nur, das die Fühler sie vorhin nicht auf anhieb finden konnten. Klein war sie ja immerhin nicht gerade. Aufgrund dessen das Terra jedoch nicht zu sehen war, musste es eine Barriere sein, welche ihn vor unfreiwilligen Blicken schützen sollte. Eine Spiegelbarriere, welche einfach die Umgebung wiedergab möglicherweise? Nein, von der Komplexität des Magiemusters her musste es schon weit mehr sein als das. Vielleicht eine die das Licht in der Luft brach und dem Betrachter nur vorgaukelte nicht zu sehen. Hmmm, nein auch das war nicht genug. Aber...war es eine Dimensionsbarriere? Um die Vermutung zu bestätigen, begannen die Fühler die Barriere genaustens abzutasten. Ihre Struktur, ihre Dichte und die Art der Magie aus der sie gewoben war. Ja eindeutig. Offensichtlich war sie dazu imstande, die Realität des eingeschlossenen Gebietes kurzweilig in eine andere Dimension zu versetzen. Zugegeben war es schon recht beeindruckende Magie. Die Frage war nur, ob sie auch gänzlich vom Eindringen von außen geschützt war. Vorsichtig drückte eine Hand gegen die unsichtbare Wand. Sie bewegte sich keinen Millimeter und ließ nichts durch. Begeisterung durchströmte den Geist. Eine magie Herausforderung! Suchend wurden die Fühler erneut ausgestreckt. Dieses Mal aber um mögliche Schwachstellen zu finden. Ein Schlupfloch, welches ein Eindringen ermöglichte. Aber...war das Richtig? Terra hatte diese Kuppel wahrscheinlich nicht ohne Grund erschaffen. Bestimmt wollte er nicht, dass jemand sein Training beobachten konnte. Möglicherweise war es besser ihm diese Freiheit zu gewähren. Bedauernd zogen die Fühler sich wieder zurück, auch wenn der Geist danach schrie diese Form der Magie näher zu untersuchen. Manchmal war die Begeisterung für die Magie schon fast lästig. Plötzlich vernahmen die Ohren ein leises Geflüster und weiße Schemen wanderten um den Körper herum. Ein Lächeln umspielte den Mund, als die Stimmen sprachen. Ja, allerdings. Terra konnte eine richtige Herausforderng werden. Vielleicht konnte man ja mal einen freundschaftlichen Kampf organisieren. Aber nein, sie sollten ihn jetzt nicht ausspionieren. "Er scheint in Ordnung zu sein. Lassen wir ihn.", Anfangs, wo es noch nicht sicher war, ob Terra zu den Guten oder den Bösen gehörte, war es unabdingbar gewesen ihn zu beobachten. Inzwischen wurde es fast nur noch aus Neugierde betrieben. Und wahrlich, er hatte schon viel herausgefunden. Aber eben noch nicht alles. Die wichtigsten Puzzleteile waren ja selbst nach wochenlanger Suche immer noch verschwommen. Aber vielleicht konnte das Geheimnis mit seiner Hilfe ja gelöst werden. Ob es wohl endlich zu einem Treffen von Angesicht zu Angesicht kommen sollte? Die weißen Schemen zogen sich wieder zurück, während diese Gedanken sich immer mehr im Kreis zu drehen begannen. Gemäß dem Fall, dass Terra die Mauer plötzlich wieder sinken ließ, wurde der Beobachtungsposten in der Dunkelheit der Baumgipfel erneut bezogen. So vergingen ein paar Stunden...bis die Mauer plötzlich anfing zu Beben. Wie eine Glocke auf die man etwas Schweres warf. Ungefähr so fühlte und hörte es sich an. Angespannt erhob sich der Körper aus der sitzenden Position. Gebannt starrten die Augen auf die Senke. Die Mauer war nach wie vor unsichtbar. Nur der Geist konnte sie wahrnehmen. Wie mit einem dritten Auge. Eine Zeitlang passierte nichts und der Körper entspannte sich wieder...dann bebte die Kupperl erneut wie von einem harten Schlag getroffen. Für den Moment des Bebens konnte man sie sogar fast sehen. Die Luft schien zu flimmern, das Farbspektrum geriet durcheinenander. Dann hörte es auf und alles kam wieder zur Normalität...nur um einen Moment später wieder zu beben. Unruhe plagte nun den Geist. Was war da los? Ob es ihm gut ging? Erneut verursachte ein kräftiger Schlag ein Beben der Kuppel, doch er schien ungleich stärker zu sein als der vorherige. Selbst der Baum und der Boden fingen an zu beben. Die Unruhe wuchs. Besser war es mal nachzusehen. Rasch wurden wieder die Fühler aktiviert und die Suche nach einem Schlupfloch fortgeführt. Dies erwies sich als gar nicht so einfach. Zwar gab es ein paar Stellen, wo die Wand etwas dünner war, jedoch nicht dünn genug um einzudringen. Nach einer gefühlten Ewigkeit fand sich aber endlich eine Lücke. Genau auf der Grenze zwischen Dimension und Relität lag ein kleiner Ast. Wie ein Verbindungsstück. An dem Ast selbst waren noch viele kleinere Abzweige und bei einem davon, hatte die Mauer eine winzige Lücke gelassen. Vermutlich war die Mauer mit so vielen winzigen Objekten überfordert gewesen und hatte es nicht geschafft alle zu umschließen. Vorsichtig bohrte sich ein Fühler in diese Lücke und vergrößerte sie damit um eine Winzigkeit. Keine Reaktion. Ein zweiter Fühler begab sich dazu und versuchte das Loch weiter zu vergrößern. Knirschend öffnete es sich ein wenig. Weitere Fühler wurden zur Hilfe genommen und zogen an den Rändern. Nur langsam und immer mit einem hässlichen Knirschen verbunden, wurde die Öffnung immer breiter. Bis sie schließlich groß genug war um einen kriechenden Körper hindurchzulassen. Es war nicht sehr ratsam die Mauer noch mehr zu belasten, möglicherweise würde sie sonst einstürzen und wer wusste schon was dann passierte. Nein, besser nicht überstrapazieren. Behutsam wurde der Körper hindurchgezwängt und richtete sich auf der anderen Seite wieder auf. Erschrocken wurde er sofort wieder zu Boden geworfen und wachsame Augen starrten über den Rand der Senke hinab in dessen Tiefe. Sie glich einem Schlachtfeld. Der ohnehin schon gespaltene Baumstamm war nur noch Kleinholz. Einzelne Teile waren über das gesamte Gebiet zerstreut. Felsen die aus dem Boden ragten waren größtenteils zertrümmert, kleine Krater zierten den Boden, wie von Schlägen getroffen. In der Mitte der Senke war ein schwarzes... Etwas zu sehen. Von der Form her war es irgendwie dreieckig, allerdings mit Seiten, die eher kleine Bögen beschrieben. Nur die untere Seite verband die beiden anderen Seiten mit einem größeren, nach innen gehenden Bogen. An der oberen Spitze des Dreiecks befand sich eine Art Haken. Bei näherer Betrachtung sah es so aus, als würde dieses Dreieck aus Leder bestehen. Nun, zumindest wirkte es etwas ledrig. Im Innenbereich waren mehrere kleine Furchen zu entdecken und...hatte es gerade gezuckt? Gebannt starrten die Augen auf das Etwas. Nein es zuckte nicht...es hob und senkte sich ganz leicht in einem schnellen Rhythmus. Als wenn es atmen würde. Auf einmal hob das Dreieck vom Boden ab, entfaltete sich und nun war es ziemlich offensichtlich, dass es sich um einen Flügel handelte. Einen Dämonen-Flügel. Darunter kam sein auf dem Boden kauernder Besitzer zum Vorschein. Zwar war das Profil nur seitlich zu sehen und das Erscheinungsbild hatte sich verändert, aber es war dennoch ersichtlich um wen es sich handelte. Terra! Was war nur mit ihm geschehen? Seine Hände waren nicht länger die eines Menschen, sondern die Klauen eines Dämons. Zwei mächtige Flügel ragten ihm aus den Schulterblättern heraus. Dort wo sie ausgebrochen waren, liefen dünne Blutrinnsale herab. Zusätzlich war ihm ein Schwanz gewachsen, welcher unruhig auf dem Boden umherpeitschte. Auch seine Haut war anders, wirkte viel dunkler und seine himmelblauen Augen hatten jetzt ein leuchtendes Gelb angenommen. Vor Anstrengung knurrte Terra und entblößte vier spitze Zähne. Jeweils zwei im Ober- und zwei im Unterkiefer. Ein paar Meter vor ihm lag eine hölzerne Statue. Sie sah aus als hätte sie ein Blitz getroffen und glatt gespalten. Leichte Rauchschwaden stiegen von ihr auf. Bisher war sie durch seine Flügel verborgen geblieben, so wie er selbst anfangs. Aber nun konnte man sie ungehindert sehen. War es Zufall, dass sie Terra sehr ähnlich sah? Mit Flügeln und allem drum und dran? Vor allem wie war es möglich, dass er sich in einen Dämon verwandelt hatte? Ergriff die Dunkelheit von ihm Besitz? Seine Aura hatte sich jedenfalls gewaltig verändert, sie strahlte eine starke Dunkelheit aus. Interessanter Weise war trotzdem auch genug Licht vorhanden um eine knappe Balance zu halten. Die Frage war nur, inwieweit sich das alles auf seine Persönlichkeit auswirkte. War er noch derselbe wie heute Morgen? Keuchend erhob Terra sich und starrte nachdenklich auf seine Klauen herab. Noch schien er nicht bemerkt zu haben, dass jemand seinen Dimensionsschild durchbrochen hatte. Dafür war er zu konzentriert auf seine Dämonengestalt. Langsam erhob der Körper sich und aus dem Nichts wurde ein kurzes Schwert mit einer roten Klinge gezogen. Die andere Hand zog ein langes, aber sehr schmales Schwert. Nur zur Vorsicht. Behutsam wurde ein Fuß vor den anderen gesetzt, immer näher Terra entgegen. Bis ein Fuß aus Versehen gegen einen kleinen Felsbrocken stieß, welcher sich unter einem Haufen Blätter versteckt hatte. Schnell kam der Brocken in Bewegung und rollte den Abhang der Senke hinab. Ruckartig drehte Terra sich um als er es hörte und zwei leuchtend gelbe Augen trafen auf zwei blutrote. Einen Moment bewegte sich niemand. Dann fragte Terra: "Wer bist du?" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)