Das Legendäre Lanak von UrrSharrador (Bei der Macht des Kanals!) ================================================================================ Kapitel 3: Ein zwielichtiges Gaunerduo und des Rätsels Lösung ------------------------------------------------------------- Es sah nicht so aus, als könnte Nebulak sich lange gegen Garys Magnetmehr behaupten. Vor allem deswegen nicht, weil es schon beim ersten Donnerblitz fast K.O. war. „Na, wie fühlt es sich an, auf der Verliererseite zu stehen, Ash?“, höhnte Gary. „Warte mal – ich glaube, das weißt du schon längst!“ „Nebulak, komm zurück!“ Ash saugte sein Geistpokémon wieder in seinen Pokéball. „Du bist dran, Gullydeckel!“ Das eklige Wasser im Becken wurde gluckernd weniger, als der Gullydeckel genau in der Senke erschien und das Zeug durch ihn eine Ebene tiefer sickerte. „Oh Mann, wie blöd kann man sein?“, gackerte Gary. „Jeder weiß, das Kanalpokémon vom Typ Wasser sind! Magnetmehr wird es mit einem einzigen Angriff plattmachen!“ „Monika, ruf dein Kanalrohr!“, sagte Ash. „Wieso, ey?“ „Weil ich einen genialen Plan und keine Zeit für Erklärungen habe!“ „Oh, okay, na gut, wennste meinst. Kanalrohr, los!“ Neben dem Gullydeckel stach nun senkrecht das Rohr in die Höhe. Es sah ziemlich deplatziert aus. „So, Gullydeckel! Vereinige dich mit dem Abwasserrohr!“, befahl Ash. Der Gully schwieg und tat nichts. „Ich glaube, du musst die Pokémon selbst zusammensetzen, wenn du sie rufst“, meinte Rocko. „Na gut, dann versuchen wir’s so! Zurück, Gullydeckel! Los, Gullydeckel!“ Er beorderte den Gully wieder in den Pokéball und warf selbigen dann direkt auf das Rohr. Diesmal klappte es. Der Deckel klebte am – beziehungsweise im – Abflussrohr, wodurch man in dessen Inneres sehen konnte. „Bist du bald fertig?“, fragte Gary gelangweilt. „Magnetmehr, mach dich bereit für einen Donner!“ „Rohr plus Deckel, Angriff mit … äh …“, begann Ash. „Surfer“, half Rocko aus. „Surfer!“ Ein ekliges, hellbraunes Gemisch aus Wasser, Dreck und sonstigem Zeug, das vorher in dem Becken gestanden war, floss aufwärts durch das Rohr und schoss aus den Öffnungen des Gullydeckels. Mit einem Splotz traf es Magnetmehr, das daraufhin rückwärts gegen Gary geschleudert wurde und ihn wiederum von seinem Sockel warf. Fast zwei Meter tiefer knallte er auf den harten Boden. „Au!“ „Ob er sich wehgetan hat? Hat ganz schön ‘nen Wumms gemacht“, meinte Pokémonika besorgt. „Halb so wild“, meinte Ash. „Team Rocket segelt regelmäßig mehrere hundert Meter durch die Luft. Der menschliche Körper ist erstaunlich stabil.“ Und wirklich: Schäumend kam Gary wieder auf die Beine. „Na warte, Ash! Das hat ein Nachspiel! Das …“ In dem Moment ertönte ein lautes, steinernes Krachen, als die Decke über ihnen explodierte. In eine flammende Kugel mischten sich Sonnenstrahlen, und durch den Riss schwebte ein kleines Luftschiff. Darauf standen – sicher nur zur Show, da ein Stehplatz auf einem Mini-Zeppelin sicher alles andere als gemütlich ist – zwei zwielichtige Gestalten. Es waren ein Mann mit roten und eine Frau mit blauen Haaren. Sie trugen schwarze Kostüme mit einem grünen M auf der Brust. „Haha!“, lachte der Mann theatralisch. „Jetzt gibt’s Zoff!“ „Und gleich kommt noch härterer Stoff!“, fügte die Frau hinzu. „Kommt euch das nicht bekannt vor?“, murmelte Rocko. „Mhm“, meinte Ash. „In unser Joch den Planeten wir knechten!“, sagte der Mann. „Und die Idee unserer eigenen Nation stets verfechten!“, sagte die Frau. „Sie klingen wie Team Rocket, nur irgendwie … poetischer“, sagte Ash. „Wir scheißen auf Wahrheit und Liebe!“, rief der Mann aus. „Nur Macht befriedigt unsere Triebe!“, fügte die Frau hinzu. „Okay, vergesst, was ich gesagt habe“, brummte Ash. „Rüdiger!“ „Anneliese!“ Die beiden Witzfiguren führten eine Pose aus, die sie beinahe von ihrem Luftschiff fallen ließ, das beständig tiefer in die Kanalarena sank. „Team Missile, wir sind dermaßen schnell, dass wir drüben ankommen, noch bevor wir hier losgegangen sind!“ „Gebt lieber nicht auf, wir mögen’s, wenn man gegen uns kämpft. Kämpfend sind. Ist.“ Die beiden verharrten, sich an den Händen haltend, der Mann Rüdiger mit einer Stange Petersilie im Mund. Erwartungsvoll blickten die Pokémon-Trainer zu ihnen hoch. „Was ist?“, nuschelte Rüdiger. „Wir warten nur, ob da vielleicht noch was kommt“, sagte Ash. „Ein Mauzi oder so.“ „Wer zum Teufel seid ihr? Wie könnt ihr es wagen, unseren Kampf zu unterbrechen?“, schrie Gary wütend. Anneliese grinste und holte ihr Smartphone hervor. „Gerade weil ihr hier gekämpft habt, sind wir hergekommen.“ „Seid ihr ein Abklatsch von Team Rocket, oder was?“, fragte Ash. „Das sind unsere großen Vorbilder!“, jauchzte Anneliese wie ein hysterisches Fangirl. „Dann wollt ihr also auch Pikachu stehlen?“ Pikachu ließ ein empörtes „Pikachu“ hören. „Junge, Junge“, meinte Rüdiger kopfschüttelnd. „Die Welt dreht sich nicht nur um dein Pikachu.“ „Wir sind Pokémon-Run-Spieler“, erklärte Anneliese. „Pokémon-was?“, fragten Ash und Rocko wie aus einem Munde und Monika eine Sekunde später. „Pokémon-Run. Die neue Erweiterung für Pokémon-Go. Man fängt keine Pokémon mehr, sondern Pokémon-Trainer! Mein Smartphone hat mir angezeigt, dass Pokémon-Trainer in der Nähe sind, also haben wir die Kanalisation aufgesprengt.“ „Klar“, murmelte Ash. „Was man halt so macht, um ein Handyspiel zu spielen …“ „Das ist doch Blödsinn!“, fluchte Gary. „Ihr seid zwei dämliche Idioten, das ist alles! Magnetmehr, zeig’s ihnen!“ „Gary, lass es lieber, die sehen gefährlich aus“, warnte Ash. „Klappe! Du hast es oft genug bewiesen, oder? Dass, wenn man etwas nur genug unter Strom setzt, es irgendwann explodiert!“ „Oh, ähm … ja.“ Ash fiel keine Erwiderung ein. „Wir werden ja sehen, wer hier explodiert!“, rief Anneliese. „Los, Hannes!“ „Hannes?“, stieß Ash aus. „Mein Hamster hieß mal Hannes“, warf Monika ein. Ash sah sie finster an. „Was denn? Ich wusste zuerst nicht, dass es ‘n Weibchen ist.“ An der Kabine des Zeppelins schwang eine Tür auf, und ein muskulöser junger Mann mit einem tarzanähnlichen Lendenschurz schwang sich an einem Seil heraus. In der Hand hielt er einen großen Knochen – den Abmessungen nach sicher der ausgehöhlte Oberschenkelknochen eines Bisaflors. Damit drosch er auf Gary ein. „Hey, spinnst du?“, rief dieser. „Und schon haben wir dich!“ Rüdiger warf ein großes Fischernetz herab. Er erwischte zielgenau Gary, gerade als er stolperte und sich somit heillos in den Maschen verstrickte. Team Missile knotete das Seil, das an dem das Netz befestigt war, an den Zeppelin, und wie von allein stieg sich die Flugmaschine wieder höher. Hannes krallte die Finger ins Netz und ließ sich mit in die Höhe ziehen. „Der Typ sieht echt scharf aus mit den Muckis, ey“, schmachtete Pokémonika. „Och, ich finde, die Muskeln sind eher Durchschnitt“, meinte Ash. „Wenn ich jemals älter werde, bin ich sicher muskulöser.“ „Muskeln sind nicht so wichtig“, war Rocko überzeugt. „Wichtiger ist es, viel Charme zu haben. So wie ich.“ „Verdammt, hört auf zu reden und helft mir“, fluchte Gary. „Ash! Tu was!“ „Hm? Wieso?“ Ash pfiff unschuldig vor sich her. „Denk dir nix dabei“, meinte Monika abwinkend. „Manchmal ist er einfach ein Ash.“ „Würdest du bitte aufhören, meinen Namen als eigenständiges Schimpfwort zu benutzen?“, zischte Ash zornig. „Hey!“ Garys Stimme wurde leiser, als der Zeppelin durch das Loch in der Decke stieg. „Team Missile! Da unten stehen noch drei Pokémon-Trainer! Warum schnappt ihr die nicht auch?“ „Tut mir leid“, flötete Anneliese. „Wir haben mit dir schon sechs Trainer gefangen. Wir müssen erst mal wieder welche an unseren Computer daheim ketten, damit wir neue fangen können.“ Wie aufs Stichwort schauten noch vier weitere, eher spartanisch bekleidete Menschen aus der Zeppelinkabine und winkten fröhlich. „Keine Sorge, es wird dir bei uns gefallen“, meinte Rüdiger. „Unsere Pokémontrainer und wir, wir sind alles gute Freunde! Wir suchen später einen Namen für dich aus, dann melden wir dich für einen Schönheitswettbewerb an und danach darfst du dich mit den anderen Trainern schlagen.“ So wurde der zeternde Gary von einem dubiosen Team von Pokémontrainerdieben mit Zeppelin in einem Netz durch die Decke der neu entdeckten Kanalisation gezogen und ward nicht mehr gesehen. Noch Fragen? Eigentlich müsste dieser Twist vorhersehbar gewesen sein und keinen Raum für Fragen lassen. Nun, bei unseren Helden war es jedenfalls anders. „Was war bitte das gerade?“, sprach Ash aus, was sie alle dachten (Monika hatte übrigens zwar an das Gleiche gedacht, hätte es aber anders formuliert). „Ich weiß nicht. Ich wünschte, sie hätten mich statt Gary mitgenommen“, sagte Rocko. „Ich wäre gern Annelieses Sklave geworden.“ „La-la-la, ich will das gar nicht hören!“, sang Ash und hielt sich die Ohren zu. „Was machen wir wegen unserem komponierten Kanalpokémon?“, fragte Monika und deutete auf das Rohr mit dem Gullydeckel auf halber Höhe, das genauso nutzlos in der Gegend rumstand, wie es aussah. „Kombiniert heißt das“, sagte Ash müde. „Und … keine Ahnung. Es zurückrufen? Es wird sich schon wieder in seine Einzelteile auflösen.“ Er hielt aus reiner Routine den Pokédex in seine Richtung. „Kanalsystemteil. Eine kombinierte Form mehrerer Kanalpokémon. Es kann die Kraft mehrerer Kanalpokémon kanalisieren“, schnatterte die Stimme. „Wartet mal!“ Rocko schnippte mit den Fingern. „Ich habe plötzlich eine Idee. Ihr kennt doch die Prophezeiung von dem Kanalsystem, die die Forscher entdeckt haben.“ „Klar. Die auf der Steinplatte, richtig?“ „Nein, die auf der Schriftrolle!“ „Ist doch völlig egal, wo die drauf steht! Das scheint sich sowieso alle zwei Minuten zu ändern!“ Ashs Vorrat an Geduld war für dieses Abenteuer restlos erschöpft. „Es heißt, wenn das Kanalsystem besiegt ist, wird das Legendäre Lanak wie ein Phönix aus der Asche steigen.“ „Ja, und?“ „Das Kanalsystem! Es besteht aus lauter Pokémon, wie wir bereits festgestellt haben. Was, wenn die ganze Kanalisation in Wahrheit ein einziges, riesiges Pokémon ist, das sich aus mehreren Rohren und Kanaldeckeln und so weiter zusammengesetzt hat?“ „Uhh“, machte Ash und versuchte, seine Gänsehaut wegzurubbeln. „Das ist unheimlich.“ „Ich check mal wieder gar nix“, meinte Monika. „Kannste das auch für Doofies sagen?“ „Wenn Rocko recht hat, marschieren wir seit Tagen durch den Bauch eines riesigen Pokémons“, sagte Ash. „Oh. Boah, krass, hätt ich voll nicht gedacht, Alter.“ „Und das Kanalsystem zu besiegen, heißt …“, sagte Rocko und ließ die Zahnräder hinter Ashs Stirn die übrige Arbeit allein tun. „Wir müssen einfach alle Wände und den Boden und die Decke und einfach alles, was hier drin ist, beständig mit unseren Pokémon angreifen! Dann können wir das ganze Kanalsystem in einen Pokéball sperren!“ „Wow“, murmelte Monika. „Voll die arge Story, Alter. Das wird immer krasser. Dann haste das alles in ‘nem Pokéball, das ganze Abwasser und die ganze Schei…“ „Danke, es geht mir rein um die Prophezeiung“, sagte Ash, der sich wieder die Ohren zuhielt, ehe das Niveau unter den Meeresspiegel sank. „Mir gefällt die Idee, sinnlose Gewalt an einem altehrwürdigen Bauwerk auszuüben. Machen wir das!“ Und so forderten die drei Pokémon-Trainer das Kanalsystem heraus. In jedem Gang, Abwasserrohr oder Becken, durch das sie kamen, ließen sie die Attacken ihrer Pokémon gegen die Wände hämmern. Pikachu machte natürlich wieder am inbrünstigsten mit. Pokémonika spielte eine heroische Melodie auf ihrer Mundharmonika, die sie sich wie die Helden eines Actionfilms fühlen ließ, und als ihr die Puste ausging, fischte sie aus ihrem Rucksack eine kleine Ziehharmonika heraus und spielte einen flotten Marsch. War es Zufall oder Schicksal, weil sie tatsächlich dabei waren, die Kanalisation selbst zu besiegen? Jedenfalls erreichten sie bald einen großen, gemauerten Raum, den sie nur als das Herz des Kanalsystems bezeichnen konnten. Hier war es völlig trocken, und durch ein Gitter im Boden konnten sie auf ein riesiges Becken mit Pumpen und Rohren sehen, aus dem lautes, maschinelles Surren und Wasserrauschen kamen. Ash richtete den Pokédex darauf und musste die Lautstärke voll aufdrehen, um gegen den Krach etwas zu hören. „Abwasseraufbereitungsanlage. Das Kanalpokémon. Das am weitesten entwickelte Pokémon der Kanalregion. Nur das Legendäre Lanak ist seltener“, erklärte die russische Frauenstimme. „Was ist eigentlich so toll an diesem Lanak?“, schnaubte Monika. „Es ist das legendäre Pokémon dieser Region!“, erklärte Rocko. „Es heißt, dass es jede existierende Attacke beherrscht!“ „Oh“, meinte Pokémonika großäugig. „Das heißt, es kann alles?“ Ihr Gesicht hellte sich auf. „Ha! Habt ihr das gecheckt, Mann? Voll das geniale Wortspiel!“ Ash ignorierte sie. „Hier beginnt der letzte Akt“, sagte er bedeutungsschwanger. „Das da müssen wir besiegen und fangen. Diese Abwasseraufbereitungsanlage.“ „Also wie ist das jetzt, da unten wird das Abwasser ge-asht oder was?“, fragte Monika. „Du sollst meinen Namen nicht dauernd verwenden!“, schimpfte Ash. „Und außerdem ist das zweite Mittelwort von waschen gewaschen und nicht gewäscht!“ „Jaja, weiß ich doch.“ „Dann wollen wir mal?“, fragte Rocko, deutete auf eine kleine Treppe, die zur Anlage hinunterführte, und hatte schon wieder seine Pokébälle in der Hand. Eine Aktion wie diese wäre wohl einen Bericht in jedem Klatschblatt wert gewesen: Drei Jugendliche und ihre Pokémon verwüsten städtische Wasseraufbereitungsanlage. Und sie verwüsteten sie wirklich gründlich. Ash hatte eine Menge Wut abzubauen, Rocko hatte zu lang mit keiner Frau mehr geflirtet und musste seine ganzen aufgestauten Gefühle anderweitig loswerden und Monika fand es einfach lustig. Sie brauchten bis zum Abend – jedenfalls nahmen sie an, dass es langsam Abend wurde –, bis alles in Schutt und Ash lag, wie Monika betonte. Keuchend ließen sich die drei am Rand des Hauptbeckens nieder, das voller Trümmer war und das Wasser nun noch viel schmutziger entließ, als es hineingeflossen kam. „So, jetzt haben wir den ganzen Kanal voll geb-asht, Alter. Sollen wir versuchen, die Anlage jetzt einzufangen?“, schlug Monika schwer atmend vor. „Nein, warte noch …“, seufzte Ash erledigt. „Wir könnten sonst … meterweit abstürzen … oder mit eingesaugt werden … oder so …“ Er fühlte sich gar nicht gut. „Eigentlich müssen wir die Anlage gar nicht fangen“, sagte Rocko. „Es wäre zwar ein seltenes Pokémon, aber die Prophezeiung besagt, wir müssen die Kanalisation nur besiegen.“ „Mhm“, machte Ash kurzatmig. Er fühlte sich immer noch gar nicht gut. „Was hast du, Ash?“, fragte Monika. „Ich fühle mich gar nicht gut.“ „Hast du Hunger? Hier, iss ‘n Snickers“, bot sie ihm an. Tatsächlich rumorte es plötzlich in Ashs Eingeweiden. Er presste die Hände gegen den Bauch und stöhnte. Plötzlich kreischte Monika. „Iih! Ash! Da!“ Ash sah nach unten – und erstarrte. Sein Hemd war aufgerissen, sein Bauch wölbte sich … und dann ging alles ganz schnell. Um ekliges Horrorvokabular hier auszusparen, sei der Prozess ganz nüchtern und wissenschaftlich beschrieben: Der mittlere Teil vom Korpus des als Ash Ketchum bekannten Individuums öffnete sich und entließ in internes Subjekt in die Freiheit, das vage Ähnlichkeit mit einem Menschen hatte, allerdings anstelle von Haaren Federflaum bildete. Ash Ketchums Bewusstsein wurde während dieses Vorgangs auf nicht nachvollziehbare Weise in dieses Subjekt transferiert, während die Hülle seines vorherigen Bewusstseinsbehältnisses gemäß den Gesetzen der Physik den natürlichen Prozessen der Umwelt preisgegeben wurde, denen sämtliches nichtlebendiges Material unterliegt. So kann man diesen unglaublichen, übernatürlichen Vorgang wohl am besten beschreiben. „Iih!“, rief Pokémonika. „Ash hat sich vom Bauch ausgehend gehäutet!“ Oder so. „Was geht hier vor?“ Rocko war weiß wie die Wand. Das sah ungefähr ebenso witzig aus, wie wenn er ungläubig die Augen aufriss. „Das wüsste ich auch gern“, murmelte Ash und betrachtete seinen Körper. Er sah nicht viel anders aus als vorher, nur dass die feinen Härchen auf seiner Haut nun aussahen wie gelbe bis rötliche Federn. Sein Haupthaar war feuerrot geworden. Und bevor jemand fragt, ja, er trug Kleidung, und auch die war rot und gelb und orange und mit gleichfarbigen Federn verziert. „O mein Gott!“ Monika schlug sich mit den Händen gegen die Wangen, als sie begriff. „Ash! Alter! Du bist Lanak!“ „Hä?“ „Wir haben den Kanal besiegt“, murmelte Rocko. „Jetzt steigt der Phönix aus der Asche. Und Asche heißt übersetzt …“ „Ash, ich weiß!“, rief Ash entsetzt. „Aber was … Hey … Keiner hat mir gesagt, dass das wörtlich zu nehmen ist! Oder dass es um mich geht!“ „Mal wieder“, murmelte Rocko. „Ganz ehrlich, wundert es dich?“ „Ich seh aus wie ein Vogel!“ „Du bist ja auch ein Phönix“, gluckste Monika. „Darf ich nochmal ‘nen Pokéball auf dich werfen? Vielleicht kann ich dich ja diesmal fangen.“ „Das ist nicht witzig! Sehe ich etwa aus wie ein Pokémon?“ Er erstarrte. „Moment – bin ich jetzt etwa ein Pokémon?“ „Äh, ich glaube schon“, meinte Rocko und zuckte hilflos mit den Schultern. „Vielleicht ist das ja auch irgendein neues Phänomen der Kanal-Ära.“ „Da hat dich jemand ganz schön ver-asht“, grinste Monika. „Komm, probier‘s mal aus, ey! Ob du wirklich alle Attacken beherrschst und so, probier’s aus!“   Und Ash beherrschte sie wirklich. Fortan konnte er jede Pokémon-Attacke ausführen, die es gab oder die neu entdeckt wurde. Und die Freunde konnten endlich die Kanalisation verlassen, die nun nichts Neues mehr für sie bereit hielt, und gingen wahrscheinlich auch in die Geschichte ein. So endete das Abenteuer mit den Kanalpokémon. Ash konnte fortan persönlich an Pokémonkämpfen teilnehmen und sich seine Arenaorden selbst verdienen. Kurz darauf hängte er sein Dasein als Pokémontrainer an den Nagel, weil er dahinterkam, wie sehr es wehtat, einen Furienschlag abzukriegen. Oder einen Hyperstrahl. Stattdessen machte er sich auf die Jagd nach dem immer gefährlicher werdenden Team Missile, denn er war Trainer und Pokémon zugleich und somit der würdigste Gegner für das schrille Duo. Aber das ist eine andere Geschichte, die zudem nie das Licht der Welt erblicken wird.   ENDE. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)