Das Legendäre Lanak von UrrSharrador (Bei der Macht des Kanals!) ================================================================================ Kapitel 2: Ein richtig epischer Pokémon-Kampf mit dem Jungen, der immer beschimpft wird --------------------------------------------------------------------------------------- Das ganze Abenteuer begann etwa vor einer Woche. Das Kanalsystem war entdeckt worden und Ash wollte sich von Professor Trauerweid, seines Zeichens Pokémonforscher und ehemaliger Kanalarbeiter, das Update auf seinen Pokédex spielen lassen. Viele andere Trainer waren auch in dem Labor, in dem der Professor arbeitete, unter anderem natürlich Gary, der Enkel von Professor Eich – den bei irgendwelchen kreativen Schimpfnamen zu rufen irgendwie Ashs Hobby geworden war. Der Andrang war so groß, dass das Wartezimmer vor dem Labor proppenvoll war. Wie im Vorraum einer Klinik waren billige Klappstühle bereitgestellt worden. Pokémon-Zeitschriften lagen auf Tischen bereit, manche Trainer plauderten auch oder dösten vor sich hin. An einigen meinte Ash schon Spinnweben zu erkennen. Die Stühle waren ausnahmslos besetzt. Das ging Ash nun gehörig gegen den Strich, denn es widersprach ganz klar seinem Motto. Was Ashs Motto war, ist wohl allgemein bekannt. Im weitesten Sinne besagte es, dass er der Allerbeste sein wollte, wie es noch keiner vor ihm gewesen war, dass er sich sehenden Auges in Gefahr begab, um alle Pokémon ganz allein zu fangen, dass er im ganzen Land nach Pokémon und dem Grund ihrer Kraft suchte, dass er nur mit seinem besten Freund die Welt retten wollte, nebenbei das gute Herz ebenjenes Freundes bewunderte und von ihm lernte und umgekehrt, auf dass sie beide Pokémon fingen; in der zweiten Strophe weiters, dass er jede Beschwerlichkeit seines Weges in Kauf nehmen würde, niemals aufgab und den Platz wollte, der ihm gehörte, und – naja, da war es. Der Platz in diesem Wartezimmer, der ihm gebührte, war der neben dem Fenster und der Tür, und er war sich sicher, dass er da viel schneller drankommen würde! Nur saß eben Gary auf dem Platz und langweilte sich. Er entdeckte Ash im selben Moment wie der ihn. Was dann passierte, kann man sich denken und soll nur in knappen Stichworten abgehandelt werden. Zwischen ihren Augen sprühten Blitze, als sich die Luft mit elektrischer Spannung auflud, die jedem Raichu zur Ehre gereicht hätte. Ash bedachte Gary mit ein paar seiner Lieblingsspitznahmen wie Gayry oder Schweinebacke, sie gingen eiferentflammt nach draußen, ließen ihre Pokémon sich gegenseitig die Seele aus dem Leib prügeln und feuerten sie zu neuen Höchstleistungen an. Ash gewann, als Pikachus Angriff Garys Magneton mit einer Überladung außer Gefecht setzte. Gary trottete rachedurstig von dannen, Ash stolzierte wie ein Pfau in das Wartezimmer zurück. Und sah, dass mittlerweile jemand anders auf seinem Stammplatz saß. Zwei Stunden bitteren Wartens mit lauter erschöpften Pokémon in der Tasche später stand er endlich ebenfalls vor Professor Trauerweid und bewunderte einmal mehr die gewaltigen Tränensäcke unter dessen Augen. Mit verschnupfter Stimme erklärte er Ash die Besonderheiten der neuen Region. „Das Abwassersystem ist äußerst tückisch. Es ist sehr verwinkelt, wie ein Labyrinth, und es gibt ein paar gefährliche Pokémon darin.“ Ash hatte diese Leier schon oft gehört und wartete nur mehr darauf, dass der Professor ihm verbat, durch hohe Algen zu gehen oder so. Außerdem schweifte Trauerweid mehrmals ab, widersprach sich selbst und war allgemein nicht für sein gutes Gedächtnis bekannt. Manchmal schien er zu vergessen, worüber er gerade noch gesprochen hatte. Das würde auch erklären, warum in der Beschreibung des größten Abwasserrohrs dort unten plötzlich ein himmelhoher Berg auftauchte, den er in seiner Jugend mal bestiegen hatte. Ash hörte nur noch mit einem halben Ohr zu, als Trauerweid plötzlich ein äußerst interessantes Thema anschnitt. „Gerüchten zufolge gibt es dort unten auch noch ein noch unbekanntes, legendäres Pokémon, das unheimlich stark sein soll“, sagte der Professor verschwörerisch. „Noch hat es keiner zu Gesicht bekommen, aber es wurde ein altes Steinrelief gefunden, auf dem eine Art Prophezeiung eingraviert ist.“ „Ist das nicht irgendwie billig?“, fragte Ash. „Warum sollte es so was in einem Abwassernetz geben?“ „Warum ist der Himmel blau?“, blaffte Trauerweid. „Willst du mehr davon hören oder nicht?“ „Ja, sicher, Entschuldigung.“ „Also, auf dieser Schriftrolle heißt es …“ „War es nicht gerade noch ein Steinrelief?“ Trauerweid schlug mit der Faust auf seinen Schreibtisch. „Unterbrich mich nicht!“ „‘tschuldigung.“ „Also, wo war ich?“ „Bei der Schriftrolle.“ „Schriftrolle? Nein, das wüsste ich. Ich glaube, ich habe von dem Steinrelief erzählt.“ „Erzählen Sie mir doch bitte einfach über die Prophezeiung.“ „Natürlich, Alan. Also, da in dem Labyrinth fanden unsere Forscher eine uralte Schriftrolle, auf der stand die folgende Prophezeiung: Wenn das Kanalsystem besiegt ist, wird das Legendäre Lanak wie ein Phönix aus der Asche steigen.“ „Das ist alles?“ Trauerweid runzelte die Stirn. „Ich wüsste nicht, was es von meinen Bergsteigerabenteuern sonst noch zu erzählen gäbe.“ Ash war nicht sicher, ob er überhaupt irgendetwas von dem glauben konnte, was der verschrobene Professor von sich gab. Wahrscheinlich schwafelte er einfach nur herum. Darum hatte er auch bei jedem Trainer so ewig lange gebraucht. „Kann ich diese Prophezeiung sehen?“ „Theoretisch schon, Alf, aber sie wird dir nichts sagen. Es ist eine uralte Sprache, die da in die Steinschriftrolle gemeißelt wurde.“ „Jetzt ist es also schon eine Steinschriftrolle?“, fragte Ash ärgerlich. „Und Sie sind sich ganz sicher, dass das Pokémon Lanak heißt und wie ein Phönix aus der Asche steigt, wenn jemand die Kanalisation besiegt?“ Trauerweid nickte heftig. „Absolut.“ Anschließend überspielte er noch das Upgrade auf Ashs Pokédex und verabschiedete ihn mit den Worten: „Bis zum nächsten Mal, Herbert.“   Und das war der Anfang seines neuen Abenteuers unter Tage gewesen. Als Ash nun die Augen aufschlug, war es immer noch finster um ihn herum und Pokémonika feuerte immer noch ihr Kanalgitter an, sich endlich weiterzuentwickeln. Da tanzte plötzlich der Lichtschein einer Taschenlampe durch das Rohr zu ihrer Rechten. Im ersten Moment hielt Ash es für einen Geist. Oder ein Geistpokémon. Aber der Strahl wurde stärker und bald konnte Ash wieder die unappetitlichen Pflastersteine sehen, aus denen das Kanalsystem gebaut war. „Hallo! Wer kommt da?“, rief er, um auf sich aufmerksam zu machen. Das Licht schwenkte herum und blendete ihn kurz. „Ash? Bist du das?“ Die Stimme kannte er doch … „Rocko?“ Sein Freund senkte das Licht und kletterte erfreut zu ihnen hoch. „Dass ich dich hier treffe!“ Sie begrüßten einander erfreut, tauschten etwa eine halbe Minute Neuigkeiten aus, dann bemerkte Rocko Monika. „Wer ist das denn?“ „Frag sie selbst. Ich krieg ihren Namen immer falsch hin.“ „Wieso spricht sie mit einem Kanalgitter?“ „Das ist ihr neuestes Pokémon.“ Rocko machte große Augen. Wer Rocko kennt, kann sich denken, wie merkwürdig das aussieht. „Wie ist sie denn da drangekommen? Ich habe gehört, es ist irrsinnig schwierig, echte Kanalpokémon von einfachen Kanalteilen zu unterscheiden.“ Ash winkte ab. „Frag besser gar nicht.“ In dem Moment stieß Monika einen erfreuten Schrei aus, als das Kanalgitter zu ihren Füßen erbebte, auseinanderfiel und das Rohr darunter sich weitete. Sie verlor den Boden unter den Füßen, und ihr Schrei wurde ein wenig panischer, als sie in die Tiefe plumpste und eine Fontäne schmutzigen Wassers aufspritzte wie ein Geysir. Kanalgitter hatte sich tatsächlich zu Kanalrohr weiterentwickelt. Und seine Trainerin war hineingefallen. „Hast du zufällig ein Seil oder so mit?“, fragte Ash Rocko.   Ein paar Meter tiefer und bis zur Brust in lauwarmem Wasser – lieber wäre es Ash gewesen, es wäre eiskalt – machte Ash seine Freunde miteinander bekannt. Monika rief ihr Kanalrohr zurück, und über ihnen erschien wieder das Gestein, die vorher dagewesen war. Dann warf sie den Pokéball gegen die Wand zu ihrer Linken, Kanalrohr erschien wieder und bildete den Durchgang zu einem weiteren, riesigen Abwasserrohr. „Praktisch“, sagte Ash, beeindruckt, einen so intelligenten Schachzug von ihr zu sehen. Trotz seiner anfänglichen Aversion machte es ihm nichts mehr aus, quasi durch das Innere eines Pokémons zu kriechen. Sie wiederholten die Prozedur noch ein paarmal, bis sie einen gemauerten Tunnel erreichten, in dem zur Abwechslung mal kein Abwasser floss und in dem wesentlich bessere Luft stand. Sie wanderten ein bisschen herum und Rocko erklärte Ash und Monika, was er überhaupt hier unten zu suchen hatte – ein Grund, mit dem ich hier niemanden langweilen will. Es sei nur gesagt, dass Ash heilfroh über Rockos Taschenlampe war. Als ihre Mägen zu knurren begannen und Ashs Augen zufallen wollten, suchten sie sich einen annähernd quadratischen Raum für ihr Nachtlager aus. Die drei Pokémontrainer packten ihren Proviant aus. Monika hatte all ihre Beeren an Kanalgitter verfüttert, aber sie hatten noch Pökelfleisch von einem Rihorn, kalte Karpador-Fischstäbchen, Ponita-Leberkäsesemmeln, Dosen mit Schillok-Suppe, leckere Kangama-Würste und Taubsi-Wings (kein Grund, so entsetzt zu tun. Wo soll in einer Welt ohne Tiere das Fleisch sonst herkommen? Außerdem sollte man nicht vergessen, dass es wirklich schwierig ist, an Rihorn-Schnitzel zu kommen, wegen ihres dicken Panzers). Pokémonika spielte noch ein wenig auf ihrer Mundharmonika, um für Entspannung zu sorgen. Dann legten sich die Freunde aufs Ohr und erwachten schließlich wieder im Dunkeln, ohne den Hauch eines Schimmers einer Ahnung, wie spät es überhaupt war. Als sie weiterwanderten, kamen sie an mehreren Kanalgittern vorbei. Ash wies Pikachu an, auf jeden einen Donnerblitz zu werfen, aber sie schienen alle keine Pokémon zu sein und er kam sich hinterher jedes Mal dämlich vor. Ihr Weg führte sie dann knapp unter die Erdoberfläche, wo ab und zu schon Scheiben aus Sonnenlicht herabfielen. Bei einem Gullydeckel hatte Ash schließlich Glück. Er ließ sein Endivie den Deckel von unten mit seinen Blättern angreifen, und der Kanaldeckel wehrte sich mit nichts Geringerem als Erdbeben! Mit Rockos Hilfe bezwang er den Gullydeckel schließlich und kam somit auch an sein erstes Kanalpokémon. Leider hinterließ der Gully kein Loch, das sie zurück zur Oberfläche hätte führen können, also marschierten sie weiter durch die Dunkelheit, nur geleitet vom Licht von Rockos Lampe, und drangen tiefer in das Labyrinth vor.   Sie trafen ihn in einem hohen Sammelbecken, in das ein gutes Dutzend Rohre mündete und in dem das Abwasser in einem kleinen Wasserfall hinter einem Gatter verschwand. Die Kloake selbst stand nicht ganz kniehoch, und auf einer steinernen, trockenen Aufbaut hatte Gary sein Lager aufgeschlagen: ein kleines Zelt und ein hübsches Feuerchen. „Sieh an“, sagte der Junge mit der braunen Haarmähne, die die Hälfte seines Gesichts verdeckte. So sah Gary also aus, wenn er seine Haare nicht stylte. Ash wusste nicht, warum, aber irgendwie glaubte er für einen Moment ein Rufzeichen über Garys Kopf aufblinken zu sehen. „Ash und sein pokéballscheues Pikachu. Samt Anhang.“ „Sieh an. Gayry“, gab Ash zurück und eine Ader begann auf Garys Stirn zu pochen. „Verdammt nochmal, ich heiße Gary! Ga-ry!“ „Mach dir nix draus, Alter“, winkte Pokémonika ab. „Meinen Namen checkt der auch nie.“ „Du kommst gerade rechtzeitig, meinen Pokémon ist nämlich langweilig“, sagte Gary und streckte einen Pokéball von sich. „Wird Zeit, dass ich mich für die Demütigung bei Professor Trauerweids Labor revanchiere!“ „Von was für einer Demütigung spricht er?“, fragte Rocko. „Das ist eine längere Geschichte“, erwiderte Ash. „Was ist jetzt? Ob du bereit bist oder nicht, ich fordere dich heraus! Los, Magneton!“ Gary schleuderte seinen Pokéball. Monika klatschte erfreut in die Hände. „Oh Mann ich steh voll drauf wenn Pokémontrainer sich wegen irgend ‘ner Kleinigkeit dermaßen dissen dass sie’s nur mehr geregelt kriegen indem sie ihre Pokémon clashen lassen!“ „Den Slang wird immer schlimmer, Monika“, sagte Ash trocken. „In deinem letzten Satz fehlen sämtliche Kommata.“ „Hä?“ „Was ist jetzt?“, rief Gary ungeduldig. Er stand immer noch ein wenig erhöht, während Ashs Gruppe im Dreck vor sich hin sumpfte. Wenn Magneton angriff, würde es wahrscheinlich das Abwasser unter Strom setzen. „Warte noch eine Sekunde.“ Ash entdeckte eine zweite gemauerte Erhebung, die wie ein verschlossener Brunnen aussah. Er kletterte die rostige Leiter empor und befand sich auf einer Augenhöhe mit Gary. Rocko folgte ihm, dann Monika. „Alter, mach ein wenig Platz, du Breitash.“ Zu dritt herrschte auf dem Mauersockel ganz schönes Gedrängel. Ehe Ash etwas erwidern konnte, plapperte Monika schon weiter: „Boah, fast wie ‘ne Arena hier!“ Da musste er ihr Recht geben. Die Halle mit den beiden Sockeln für die Trainer und der großen Fläche aus kniehohem Wasser hätte einen epischen Kampfplatz abgegeben, wäre da nicht der furchtbare Gestank gewesen. Als er Magneton über sich schweben sah, merkte er sofort, dass Pikachu diesmal im Nachteil wäre. Wer auch immer unten durch das Abwasser waten musste, würde schnell von seinen Stromschlägen gegrillt werden. Er richtete sein Käppi und warf einen Pokéball. „Los, Nebulak!“ Der Ball öffnete sich und entließ einen weiteren Ball: das Geistpokémon, das Ash seit Kurzem sein Eigen nannte. Nebulak kündigte seine Anwesenheit mit dem obligatorischen Erwähnen seines eigenen Namens an. „Diesmal wird die Sache anders ausgehen“, prophezeite Gary. „Magneton, setz Donner ein!“ „Nebulak, weich aus und dann Spukball!“ Nebulak wiederholte noch einmal seinen Namen mit einer zugegeben etwas dämlichen – oder sagen wir, gewöhnungsbedürftigen – Geisterstimme, während es blitzschnell dem blitzschnellen Blitz, der Donner hieß, auswich. Dann schleuderte dieser Ball aus dem Pokéball einen Ball auf Magneton, der schwarzviolett zuckte. „Ausweichen, Magneton!“, rief Gary. Er hätte vielleicht spezifizieren sollen, wohin. Wie jeder weiß, besteht ein Magneton aus drei Magnetilos. Garys Magneton hatte sich wohl erst kürzlich entwickelt und war noch weit davon entfernt, ein kohärentes Bewusstsein zu bilden. Wie Professor Trauerweid in seiner wissenschaftlichen Abhandlung zu der neuen Entwicklungsmöglichkeit von Pokémon der Kanal-Ära einmal schrieb: Die neuen Evolutionsperspektiven sind bereits dem Magneton genannten triadischen Konglomerat von Magnetilos immanent, offenbaren jedoch gewisse Defizite in der Kohärenz des triadischen Sinneszentrums des entwickelten Pokémons. Ehe eine variable Akkomodierungsphase abgeschlossen ist, verfügen die elementaren Bestandteile des Magnetons noch über ihr jeweils individuelles Bewusstsein, was bei diskrepanten oder diffusen Anordnungen ihrer Ausbildungskompetenz teils zu disruptivem Verhalten führen kann, was überdies bei dem Traumato einen suboptimal expandierten, hibernationsgleichen Schlaf auslöst. (Selbst bei seinen wissenschaftlichen Auseinandersetzungen sickerte das schlechte Kurzzeitgedächtnis des Professors durch. Der Artikel wurde für eine wissenschaftliche Konferenz zum Thema Kanal-Pokémon geschrieben. Falls sich jemand wundert: Der Begriff Ausbildungskompetenz ist die gendergerechte Form der Pokémon-Trainer. Der Artikel wurde übrigens nicht angenommen. Und das Gerede über diese neuen Fähigkeiten der Kanalpokémon sollte in den kommenden Absätzen verständlicher werden, wenn Ashs Nebulak Garys Magneton ordentlich einheizt.) Lange Rede, kurzer Sinn. Jedenfalls konnten die drei Einzelteile von Magneton sich nicht einig werden, in welche Richtung sie Nebulaks Spukball ausweichen wollten. Jedes zerrte in eine Richtung, was dazu führte, dass Magneton genau in Schussposition zittrig schweben blieb und voll getroffen wurde. Mit einem metallischen Tsching prallte das Pokémon gegen Garys Säule und landete im Abwasser. Ash jubelte. „Verdammt, es ist noch nicht vorbei!“, knurrte Gary. „Nebulak, noch einmal!“ Ein weiterer Spukball traf das noch benommene Magneton, und dann gleich noch einer. „Aber jetzt ist es gleich vorbei“, sagte Ash triumphierend. „Seht ihr, so gut kann man sein, wenn man nicht nach jeder Attacke wartet, was der Gegner macht.“ „Na warte“, sagte Gary und schleuderte eine ganze Handvoll Pokébälle. Ein weiteres Magneton erschien, dazu noch drei Magnetilos. „Hey“, rief Ash. „Wir kämpfen einer gegen einen!“ „Ich lasse ja auch nur ein Pokémon gegen dich kämpfen“, behauptete Gary. „Pass auf! Magneton, wir machen das, was wir besprochen haben!“ Das neue Magneton rief blechern seinen Namen und verschoss dann elektrische Blitze auf die Magnetilos, die die Energie absorbierten. „Was tut er da?“, fragte Monika. „Ich glaube, er verstärkt die Magnetilos“, meinte Rocko. Kaum hatte er das gesagt, wirbelten die drei Magnete im Kreis und schossen dann aufeinander zu, dockten an – und in einem letzten hellen Blitz war ein neues Magneton geboren. „Wow“, sagte Rocko. „Er hat die Magnetilos mit den Stromschlägen dazu gebracht, sich zu entwickeln. Geht das überhaupt?“ „Keine Ahnung“, murmelte Monika perplex. „Aber es sieht echt krass cool aus.“ „Jetzt wirst du gleich sehen, was du davon hast, auf mir herumzutrampeln, Ash!“, drohte Gary. „Was einmal funktioniert, funktioniert nochmal!“ Das ältere Magneton sandte erneut elektrische Wellen aus, und zwar nicht nur auf seinen jüngeren Artgenossen, sondern auch auf das beschädigte Magnet-Tripel, das noch im Abwasser schwamm. Die Schrammen auf seiner Oberfläche schienen, warum auch immer, zu verschwinden. Die ganze Halle leuchtete in den elektrischen Blitzen, und das fast besiegte Magneton erhob sich einmal mehr in die Lüfte – und nun geschah etwas Unglaubliches. Wie schon zuvor die drei Magnetilos, begannen auch die drei Magnetons sich zu umkreisen und klinkten sich beieinander ein – und bildeten ein einzelnes Pokémon, bestehend aus neun Magnetilo-Körpern. Die Magnete standen in alle Richtungen ab. „Unglaublich“, murmelte Rocko, während Ash seinen geupdateten Pokédex hervorholte. „Magnetmehr. Das Magnet-Pokémon. Die weiterentwickelte Form von Magneton, die nur entsteht, wenn sich drei Magnetons zusammenschließen“, erklärte die russische Frauenstimme. „Da staunt ihr, was?“, lachte Gary. „Heute ist es so weit, dass sich meine Magnetons entwickeln. Das ist etwas, das seit der Kanal-Ära möglich ist! Professor Trauerweid und die anderen Forscher haben herausgefunden, dass man Pokémon nun kombinieren kann, damit sie sich gemeinsam weiterentwickeln. Hat ja auch lange genug gedauert – bei Digimon gab’s das ja schon längst. Darf ich vorstellen? Magnetmehr!“ „Voll cool, wie man den Namen von dem Teil auf zwei Arten verstehen kann“, murmelte Monika verzaubert. Ash biss die Zähne zusammen. Das Pokémon, das dort schwebte, war nicht nur viel größer als Magneton (dreimal so groß, um genau zu sein), sondern sicher auch viel stärker. Ihm musste schnell etwas einfallen. Und weil das Kapitel schon zweitausendachthundert Wörter lang ist, gibt es jetzt einen Cliffhanger. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)