The Tale of the Universe travelling Girl von DarkRapsody (Vorläufiger Titel) ================================================================================ Kapitel 5: 5. ------------- Manchmal hätte ich es lieber, dass die Zeit nie vorbei ginge und ein Moment für immer eingefroren werden kann. Andere Momente würde ich lieber vergessen machen und nie geschehen lassen. Der Moment, in dem ich zusammen mit Eizen verbrachte, wäre einer der Momente, die ich einfrieren würde. Abends sitze ich noch im Bett, unter der Decke vergraben und das Licht ausgeschaltet. Wir haben alle ein eigenes Zimmer bekommen, da hier genug Platz für eine ganze Familie wäre. Die Stille und die wärme gibt mir wieder das wunderbare Gefühl, dass ich vorhin gehabt hatte. Lange ist es her, dass ich mich so wunderbar und wohl bei jemanden gefühlt habe. aber ich genieße diese kleinen Momente des Glücks. Morgen ziehen wir weiter, dieses Mal mit Lailah an unserer Seite. Sie ist für mich jetzt schon wie eine Freundin, die ich gerne in der realen Welt gehabt hätte. Aber diese hier ist auch real... kann ich überhaupt für immer hier bleiben? Gibt es eine Begrenzung und überhaupt- Warum bin ich hier? Fragen über Fragen, die keiner erklären kann. Vorerst bin ich wirklich froh, hier zu sein und werde mein Bestes geben, hier ein besseres neues Leben anzufangen. Ich rolle mich zusammen und ziehe die Decke über den Kopf. Irgendwann bin auch ich erschöpft eingeschlafen. Im Traum fliege ich, ich fliege über weite Ebenen von grünen Wiesen und vor mir liegt das Meer. Die salzige Luft schmeckt wunderbar und durchflutet meine Lungen. Unter mir sind die Schiffe ganz klein, die Menschen sind nicht mehr zu erkennen. Meine Flügel sind breit und ledrig, mein Körper lang und schuppig. Aus meinem Maul kommen kleine Flammen der Freude, als ich einen Salto in der Luft fliege und im Sturzflug über die Wellen presche. Das Wasser spritzt mir entgegen, es schmeckt so salzig wie die Luft und ist eiskalt. Mein Schweif durchbricht die Wasseroberfläche und peitscht Wassertropfen in alle Richtungen. Vor mir geht die Sonne unter und taucht alles in ein sanftes orangefarbenes Licht. Voller Genuss lebe ich den Moment und sehe aus meinen goldenen Augen die Fische unter der Wasseroberfläche vor mir davon schwimmen. Mitten auf dem Meer treffe ich auf Fischwesen, die Delfinen ähneln, nur viel größer und mit schillernden Schuppen bedeckt. Gemeinsam fliegen wir über das Wasser und tanzen mit den Wellen. Dieser Moment ist einfach mehr als nur fantastisch. Ich schieße in die Höhe, dem Himmel voller orange bis lilafarbenen Wolken entgegen und spüre den Wind unter den Flügeln.Die Vögel verschwinden unter mir, je höher ich in die Wolkenfelder eintauche. Hier oben ist es still, kein Geräusch und der Wind ist still. Die Idylle aus Wolkenfeldern erstreckt sich schier unendlich in die Ferne. Mein Körper ist leicht, ich balanciere mit meinem langen Schweif und den Flügeln den Luftstrom und reite den Wind, sodass ich mich schwerelos fühle. Wohin die Reise gehen wird, ist ungewiss. Was dich erwartet, das weißt du nie im Vorhinein. Als ich aufwache, spüre ich in mir den tiefsten Frieden, den ich je gespürt habe. Es ist, als ob sich in mir etwas gelöst hat und alle negativen und schlechten Gedanken woanders hingetragen werden. Erleichtert schiebe ich die Decke von mir und sehe aus dem Fenster. Der Vorhang ist ein Stück offen, draußen laufen die ersten Dorfbewohner mit dem Korb unter dem Arm an die Apfelbäume, um sich ein paar Früchte zu nehmen. Jemand klopft an meiner hölzernen Zimmertür. "Bist du schon wach, Eve?" fragt Lailah fröhlich. "Komm herein!" rufe ich und schnappe mir den Morgenmantel von einem Stuhl. Sie hat einen Korb mit Handtüchern und Seife dabei. "Wir haben hier ein kleines Dampfbad, du darfst es ruhig benutzen gehen." Lailah stellt den Korb auf dem Stuhl ab. "Danke, wo kann ich es denn finden?" frage ich sie, denn hier kenne ich mich wirklich schlecht aus und mein Orientierungssinn ist wirklich kaum vorhanden. Sie winkt mir und gemeinsam gehen wir die Stufen hinab, nach draußen ein paar Meter in den Fels. "Da hier der Feuertempel ist, haben wir den Zugriff auf die vulkanische Energie. Damit wärmen wir das Badewasser und nennen es unser eigenes Onsen." Fast wie in einem typischen Onsen, denke ich. Hier ist alles einfach exakt so, wie ich es von Bildern und Animes her kenne. "Viel Spaß!" ruft sie mir im gehen zu und winkt. Wenn man baden als Spaß empfindet... Ich ziehe mir die Schuhe aus und lege die Kleidungsstücke in den Korb und wechsel es gegen ein Handtuch. An den kleinen Sitzbänken steht das Wasser und die Seife, damit wäscht man sich bevor man in das Becken steigt. Gleich um die Ecke geht es die hölzernen Stufen herab in das heiße Badewasser. Hier ist es nicht Geschlechtergetrennt, sondern alle teilen sich ein Bad. Ein wenig unwohl fühle ich mich schon dabei, aber hier ist alles von Dampf verhangen, sodass man mich in der hintersten Ecke des Beckens nicht so schnell sehen wird. Vorsichtig gehe ich hinein und spüre wie dieses fast heiße, aber angenehme Wasser sofort alle Muskeln lockert und entspannt. Es ist nicht tief, also kann ich hinüber gehen. Ich kann nicht schwimmen, daher meide ich eigentlich alles was zu tief ist, um hindurch gehen zu können. Erleichtert lehne ich mich an die Felsen und schließe die Augen. Bei dieser Wärme fühlt man sich fast wie ein Baby, am Liebsten will man sich einfach hingeben und einschlafen. Es plätschert kurz, jemand gesellt sich zu mir ins Onsen. Ich bin viel zu faul, jetzt die Augen zu öffnen und nachzuschauen, wer dort ist. Mein Körper ist sowieso mit einem Handtuch verhüllt und unter Wasser. So verstreicht die Zeit, wie lange ich hier drin bin, kann ich nicht mehr sagen. Tiefenentspannt stehe ich auf und wate mit dem nassen Handtuch durch das Becken. Hinter einem hölzernen Aufsteller sind die Hocker und die Seife. Hier wäscht man sich ab und geht danach wieder sich anziehen. Es ist nicht höflich, sich vor dem Waschen schon ab zu trocknen, also tropfe ich den Weg zum Becken hin den Boden nass. Mit Schwamm und Seife schrubbe ich ein paar Flecken von meiner Haut und reinige meine Nägel. Wie neugeboren fühle ich mit jedem bisschen Seife. "Kann ich dir helfen?" Die vertraute tiefe Stimme kommt von hinten. Ich drehe mich um und halte das Handtuch fest. Selbst mit nassen Haaren und einfach nur dem Handtuch um die Hüften sieht es noch viel schöner aus. Die Haut glänzt nass und die Haare tropfen hinab auf die trainierte Brust. Strähnig hängen ihm die Haare ins Gesicht, aber es wirkt jetzt viel mehr, als ob seine Augen voller Lebensfreude funkeln würden und er viel stärker ist. "Ja, natürlich." Wie lange habe ich ihn denn schon angestarrt? Etwas beschämt drehe ich mich um und reiche ihm meinen Schwamm. Hier ist es normal, dass man sich gegenseitig den Rücken schrubbt. Es ist fast wie ein Zeichen der Zuneigung oder Freundschaft. Der Hocker kratzt am Boden, dann sitzt er hinter mir und nimmt den Schwamm. Langsam und ganz vorsichtig beginnt er, meinen Handtuch am Rücken beiseite zu schieben und beginnt mit dem einseifen. Eine Woge der Entspannung durchfährt mich und ich gebe mich ganz dem sanften Kratzen des Schwammes hin. Es ist fast zu schade, als er fertig ist und mich mit Wasser übergießt. "Jetzt bist du dran." Ich drehe mich um und schiebe mein glühendes Gesicht auf die Hitze des Wassers. "Dein Rücken..." kleine bronzefarbene Schuppen bedecken einen kleinen Teil des Schulterblattes und den unteren Teil des Rückens. Fasziniert berühre ich sie, sie sind glatt und weich wie ein Bestandteil der Haut. "Du hast dort lauter kleine hübsche Schuppen." erkläre ich ihm. Erst bleibt er still, ich seife den Rücken vorsichtig ein. "Wenn du es hübsch findest, dann bin ich erleichtert." meint er auf einmal und mir rutscht beinahe die Seife durch die Finger. "D...danke." antworte ich und versuche, so gelassen wie möglich zu wirken. Langsam wasche ich seinen Rücken und dort, wo die Schuppen sind, bin ich eher vorsichtig. Wer weiß, wie es sich für ihn anfühlt? Als ich fertig bin, lege ich die Seife zurück und stehe auf. Er sieht zu mir auf, seine Haare sind mittlerweile angetrocknet und die Augen funkeln wie kleine Smaragde. Kurz raubt es mir den Atem, denn so schöne Dinge gibt es nur in der Fantasie. Ich reiße mich los und wickele das Handtuch fester um meinen Körper. "Wir sehen uns später, danke." meine ich knapp und verschwinde schnell um die Ecke zu den Umkleiden. Mein Herz schlägt unregelmäßig und viel schneller. Ich sollte mich nicht weiter darauf einlassen, rede ich mir ein und ziehe das Hemd, Hose und Stiefel an, die in dem Korb liegen. Anscheinend hat jemand mir meine Sachen ausgetauscht und meine neuen hingelegt, wofür ich wirklich dankbar bin. An der frischen Luft atme ich tief ein und aus, es ist heute ein sonniger Tag mit ein paar einzelnen Wolken am Himmel. Im Haupthaus steht das Frühstück bereit. Die Süßen Gebäcke und Früchte habe ich noch nie gesehen, aber einen Versuch, sie zu probieren ist es auf jeden Fall wert. Ich rutsche auf die Holzbank neben Zaveid, der gerade den Mund voller Gebäck hat. "Morschen!" nuschelt er und kaut schnell zu Ende. "Gut geschlafen?" fragt er anschließend, jetzt mit leeren Mund. "Ja, alles super. Lailah hat mich heute Morgen ins Onsen geschickt, und jetzt bin ich einfach richtig entspannt." erzähle ich ihm und schnappe mir eine sternförmige Frucht. Sie ist weich und schmeckt fast wie Ananas. Das Brot hat den bekannten Geschmack von Getreide und hier sind die Käsesorten einfach viel Vielfältiger als in meiner Welt. Ein wahrer Genuss für meinen Gaumen. Lailah setzt sich zu uns und bald ist auch Eizen mit seinem Bad fertig. "Es ist so schön zu sehen, wie es euch schmeckt!" Lailah klatscht freudig in ihre Hände und lächelt uns alle an. "Bei mir gibt es nicht so gutes Essen, das hier ist wirklich was neues für mich." meine ich und nehme mir ein paar Trauben. Still essen wir fertig, dann wird das Geschirr aufgeräumt. Lailah meint, dass falls ich noch ein wenig Kleidung bräuchte, dürfte ich mir gerne welche aus dem Schrank im Flur nehmen. Mein Hemd ist bequem und die Hosen auch, ich kann mich nicht beschweren. Und auf dem Weg durch die weite Welt kann ich sicher noch mehr mit meinem Schwert trainieren. In meine Beutel stecke ich mein Notizbuch (bisher habe ich nur versucht, die Tatoos von Zaveid schnell hin zu kritzeln) aber ich werde sicher noch mehr Motive finden. Die Bettdecke falte ich, lege die Handtücher wieder an den richtigen Platz und gehe dann hinaus zu den anderen. Eizen steht,die Arme verschränkt, vor der tür und hört sich Zaveids Gespräch an. Obwohl es anscheinend eher langweilig ist, hört er trotzdem zu und zeigt ihm Interesse. Als ich heraus komme, wendet er sich auch an mich. "Und, weißt du schon was du als nächstes sehen willst , Kleine?" fragt er und zieht sich den schwarzen Zylinder tiefer ins Gesicht. "Nun ja, vielleicht mehr Seraphe und alles was hier sehenswert ist?" antworte ich und grinse unbeholfen. Hier habe ich ja auch noch nicht viel gesehen, woher sollte ich mich denn auch auskennen? "Möglicherweise darfst du ja in Pendrago die Bibliothek besuchen und dort ein wenig nachlesen?" Lailah steht auf einmal hinter uns. "Klar, wieso nicht? Ist ja nicht so weit von hier entfernt." meint Zaveid. Da ich immer gerne lese, stimme ich den Reiseplänen einfach zu. "Müssen wir den ganzen weg wieder laufen?" Darüber bin ich wirklich überhaupt nicht begeistert, was Lailah nachvollziehen kann. "Daher haben wir einen Weg geschaffen, der durch den Berg führt. Nur kann man ihn nur von hier oben aus begehen!" Sie lacht und wir sind alle um einiges erleichtert. Ich stecke mein Schwert in die Scheide, dann bin auch ich bereit. die Dorfbewohner verabschieden sich alle sehr rührend von Lailah, sie hat hier wirklich viel geleistet laut den Gesprächen. Nach einigen vielen weiteren Umarmungen gehen wir an das Ende des Dorfes, wo sie Eizen bedeutet, den Felsen wegzuschieben. Für ihn ist das keine Aufgabe. Dahinter liegt ein Weg ins Dunkel. Lailah zündet eines ihrer Papierkarten an und erhellt die Sicht vor uns. "Gut Glück dann, wir haben ein ganzes Stück zu marschieren!" Wie sie wirklich bei allem immer positiv wirken kann... kopfschüttelnd gehe ich nach den Seraphen und hinter uns verschließt sich der Fels wieder. Viel Spaß, Eve, sage ich zu mir. Enge Orte und wenig Licht haben mir noch nie ein gutes Gefühl bereitet. Aber um wieder nach Pendrago zu kommen, laufe ich liebend gerne durch einen ganzen Berg hinab. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)