TMNT - Eine neue Ära beginnt von oOSaeko ================================================================================ Kapitel 7: Tapetenwechsel ------------------------- Leise hörte man die Musik, welche sich mit dem Geräusch des laufenden Motors und des Gangwechsels vermischte. Die getönten Scheiben ließen nur wenig Sicht in den Innenraum des Vans, worüber Donnie froh sein konnte. Von Casey einen schwarzen Hoodie tragend, dessen Kapuze er sich übergezogen hatte, behielt er die Hände am Lenkrad, während er der ruhigen Straße in Richtung O’Neil Farm folgte. Die Sonnenbrille sollte ihn vor neugierigen Blicken schützen, welche von entgegenkommenden Fahrern kommen könnten. Neben ihm auf dem Beifahrersitz saß Hayden, schob sich ihre Brille etwas zurecht und studierte die Karte, während sie ihm Anweisungen gab, in welche Richtung er fahren sollte. Als die Straße jedoch nur noch in eine Richtung ging, faltete sie die Karte zusammen und drehte sich etwas nach hinten, um zu den anderen sehen zu können. „Alles in Ordnung bei euch dort hinten?“ wollte sie wissen, eine Hand auf dem Sitzt, um sich in der leicht ungünstigen Position halten zu können, ehe sie zu der noch immer fertig aussehenden Tammy sah. Die ganze Fahrt über hatte die Jüngste nichts gesprochen, ihren beinahe leeren Blick nur zu Boden gerichtet und nicht von Mikey’s Seite gewichen. Dieser hatte seinen Arm um ihre Schulter gelegt, während er sich gegen das kühle Blech des Partybusses lehnte und versuchte Tammy Sicherheit zu geben. „Wie vor der Fahrt schon“ antwortete Leo ihr schließlich, welcher mit dem Rücken gegen der Lehne des Beifahrersitzes lehnte. Den Kopf etwas hebend und somit die Lilahaarige ansehend hielt er die Arme verschränkt, während er eines seiner Beine angewinkelte. „Tam hat noch immer nichts gesagt, aber ihrem Zustand scheint es noch gut zu gehen. Die Atmung hat sich ein bisschen vertieft, aber das ist sicher nur das Stickige hier drin“ meinte er und wedelte für einen Moment demonstrativ mit seiner Hand. Noch immer wusste die Truppe nicht, was mit der Jüngsten los war. Wieso sie so sehr am Boden war und nicht einmal mehr zuhause sein wollte. Sie konnten nur von Glück sprechen, dass Donnie ihr mit ihrer Gesundheit helfen konnte. Den Mundwinkel leicht verziehend, während sie zu Tammy sah seufzte Hayden leise. „Die Arme. Es muss was Schreckliches sein, wenn sie nicht einmal mehr bei ihren eigenen Eltern sein möchte“ vermutete sie, das Kinn auf ihre Handfläche gestützt und den Blick schließlich auf das Bodenblech gerichtet. Donnie sah in den Rückspiegel und somit ebenfalls kurz zu der Blondine, bevor er seinen Blick wieder auf die Straße richtete. „Ich bin mir sicher, dass wir bald herausfinden werden, was los ist. Gebt ihr ein bisschen Zeit. Sie wird schon anfangen zu reden, wenn ihr danach ist“ meinte der Getarnte, doch machte auch er sich Sorgen um die Kleinere. Die Lilahaarige, welche seinen Worten gelauscht hatte, sah zu ihm und nickte kurz, ehe sie sich wieder normal in den Sitz setzte und den Kopf gegen die Scheibe lehnte. „Da wirst du Recht haben“ murmelte sie und schloss die Augen. Mikey hatte den dreien zugehört, seinen Blick bis jetzt jedoch nicht von Tammy abgewandt und strich sanft über den Arm der Jüngeren neben ihm. Sie selbst hatte vor zwei Minuten die Augen geschlossen, ihren Kopf an seine Schulter gelehnt und schien ein wenig zu dösen, während noch immer vereinzelte Tränen ihren Weg über die Wangen suchten. „….Was könnte das schlimmste sein, dass ihr hätte passieren können?“ fragte der Jüngste der Turtles nun, woraufhin Leo, ebenso wie auch Raphael und Hayden sich zu ihm drehten. Auch Donnie sah erneut in den Rückspiegel und sah ihn mit leicht gerunzelter Stirn an, bevor er um die leichte Kurve fuhr. „Was meinst du?“ wollte Raph nun wissen, welcher Mikey gegenüber saß, die Arme hinter dem Kopf verschränkt und Chompy in der Kuhle, welche seine Beine gebildet hatten, nachdem er sich in den Schneidersitz gesessen hatte. „Sie hat geweint… Ich habe sie noch nie so gesehen. Es war fast so, als wäre in ihr etwas zerrissen, als ich sie im Arm hielt“ sprach der Orangemaskierte, den Blick zu Boden gerichtet und seinen Kopf gegen das Metall lehnend. „Beinahe wie bei uns damals, als wir dachten, Splinter wäre nicht mehr“ fügte er hinzu, ehe es für einige Zeit still im Van wurde. „Es kann viele Auslöser haben, Mikey. Schwer zu sagen, was wir vermuten“ sagte Leo, lehnte sich wieder zurück und sah ebenfalls nach unten, während Raph auf das kleine Monster sah, welches in seinem Schoß schlief. „Je nach Psyche. Leute, die eine schwächere Psyche haben, können wegen Kleinigkeiten anfangen“ sprach der Zweitälteste. „Und die Jenigen wiederum, welche einen stärkeren haben, weinen nicht einmal, wenn jemand stirbt“ fuhr der Anführer seinen Satz fort. „Wir finden das schon noch heraus und werden ihr dann irgendwie helfen. Wichtiger ist jetzt wohl erst einmal, dass es ihr nicht noch schlechter geht und du schön bei ihr bleibst. Eine Stütze kann sie in ihrem Zustand gerade sicherlich brauchen“ fing Raph nun wieder an und sah schließlich aus der Windschutzscheibe bereits das Wäldchen, welches zur Farm führte. „Richtig, da muss ich ihm mal Recht geben. Und sobald wir angekommen sind wird ihr die frische Landluft auch gut tun“ nickte Leo und schloss die Augen. Leise seufzend nickte Mikey auf die Worte seiner Brüder hin und drückte Tammy, welche nun gänzlich eingeschlafen war, enger an sich. „Ich kann es immer noch nicht fassen, dass sie echt ohne uns fahren“ konnte man Casey jammern hören, während er auf der untersten Stufe lag und die Arme hinter dem Kopf verschränkt hielt. April, welche gerade dabei war die leeren Pizzaschachteln aufzusammeln warf dem Schwarzhaarigen einen kurzen finsteren Blick zu, bevor sie die bereits achte aufstapelte. „Du könntest auch mal aufhören zu jammern und mir hier helfen, Casey. Du weißt genau wie eng der Van meines Vaters ist und das Mädchen braucht die Landluft gerade mehr als wir“ sagte sie und sah zu Splinter, der ihr die Kartons abnahm und in die Küche brachte. Ihm hinterher sehend seufzte sie leise und stemmte die Hände nun in die Hüfte, während sie zu Casey sah. „Außerdem können wir nicht einfach ‘Urlaub‘ machen und Meister Splinter hier allein mit dem Footclan lassen. Was wenn sie wieder etwas vorhaben? Oder die Purple Dragons wieder ihr Unwesen treiben?“ fragte sie weiter, ehe der Ältere sich leicht genervt aufsetzte und sie ansah. „Ist ja gut, Feuerlöckchen. Kein Grund mir gleich einen Vortrag zu halten“ sagte er und rieb sich den Nacken, ehe er sich gänzlich erhob und eher widerwillig dabei half das Versteck nach langer Zeit wieder aufzuräumen. „So eine Motivation habe ich selten erlebt, muss ich schon sagen. Da staunt man wirklich, wie gerne man seine Heimat und Freunde beschützen will. Respekt“ kam es von Reyna, welche gerade dabei war mit einem Besen durch zu fegen. Zwar hatte sie nicht wirklich vorgehabt hier zu bleiben, doch konnte sie die Hilfe auch nicht einfach an sich vorbei ziehen lassen. Natürlich, zuerst hatte sie einen Schock bekommen, nachdem sie die Turtles sah, doch hatte sie auch schnell bemerkt, dass diese nichts Böses vor hatten. Auch die Ratte, welche sich als Splinter ihr gegenüber vorgestellt hatte, schien mehr oder weniger umgänglich zu sein, auch wenn die ganze Situation hier noch recht unangenehm für die Schwarzhaarige war. „Mit ihm leider Gewöhnungssache. Er freut sich nur über Dinge, die er mit seinem kindlichen Leichtsinn sofort und auf der Stelle erledigen kann… Und meistens dann demoliert zurück kommt“ sagte April mit einem Lächeln auf den Lippen, was selbst der Bogenschützin ein seichtes Schmunzeln bescherte. Casey, welcher widerwillig zuhören musste, verengte die Augen zu leichten Schlitzen und sah zwischen den beiden Frauen hin und her. „Sehr nett wie über mich gesprochen wird“ murmelte er und warf achtlos die Videokassetten von Mikey in einen Karton. „Aber du musst zugeben, Casey, dass die beiden gar nicht so falsch mit ihren Worten liegen. Oder muss ich dich erst an die unzähligen Male erinnern, in denen meine Söhne dir zur Hilfe eilen mussten?“ fragte Splinter in einem ruhigen Ton, während er hinter dem Schwarzhaarigen stand. Dieser, welcher mit dem Sensei nicht gerechnet hatte und noch immer panische Angst vor Ratten hatte, zuckte erst einmal mit einem lauten Schrei zusammen, ehe er einen großen Satz nach vorne machte und Splinter ansah. Dieser, ebenfalls zu Casey sehend, hielt seine Arme hinter seinem Rücken verschränkt und hob eine Augenbraue über die Reaktion des Kleineren, ehe er an ihm vorbei in Richtung Dojo ging. „Ich werde mich nun um den Baum kümmern. Ich danke euch, dass wieder etwas Ordnung hier rein kommt“ sagte die Ratte, ehe auch schon die Schiebetür sich hinter ihm schloss. „Ich komm damit noch immer nicht klar…“ meinte Reyna, stützte sich etwas auf den Besen und sah die geschlossene Tür an. „….Was sind das jetzt nochmal für Dinger? Humane Schildkröten und eine humane Ratte?“ fragte sie, bevor ihr Blick zu April wanderte, welche sich den restlichen Kartons widmete. Mit einem Nicken bestätigte sie ihre Worte jedoch. „So in etwa. Meister Splinter war damals ein Mensch und wohnte mit seiner Frau Tang Shen und Tochter Miwa in Japan als Hamato Yoshi. Er verlor beide durch ein Feuer, welches durch Shredder und dem Kampf zwischen ihnen um Splinters Frau entfacht wurde, bis er schließlich hier her nach New York kam“ begann April zu erzählen und zog den Müllsack zu, bevor sie diesen zur Seite stellte. „Hier hat er sich dann vier Babyschildkröten geholt, kam aber mit dem Mutagen in Berührung, als er sich gegen einige Gestalten zur Wehr setzte. Auch die Schildkröten kamen damit in Berührung und so entstanden Splinter, Leonardo, Raphael, Donatello und Michelangelo. Splinter hat sie seit damals als Söhne aufgezogen und auch als solche behandelt“ sprach sie weiter und sah mit einem Lächeln zu Reyna, welche ihr gelauscht hatte. „….Wow, das ist mal eine Geschichte...“ murmelte sie, ehe die Schwarzhaarige den Blick wieder zum Dojo richtete. „Die Ratte kann einem ganz schön leid tun. Erst seine Familie verlieren und dann ein Rattendasein bekommen. Versteckt im Untergrund wie ein Monster“ murmelte sie weiter, während sich April neben sie gesellte. „Naja, dafür hat er uns und seine Söhne. Und seine Familie ist nicht komplett ausgelöscht… Miwa lebt ja noch“ sagte die Rothaarige, verlor aber kein Wort darüber, wer Miwa eigentlich war. „Aber genug davon. Splinter wird wohl schon sauer genug sein, wenn er das nun auch noch heraus findet“ lachte sie, um das Thema nun zu wechseln. „Lass uns weiter aufräumen und den Kerl hier ein wenig auf Trap halten. Ansonsten können wir uns gleich wieder sein Gejammere anhören“ meinte sie und stieß den Besen etwas an, damit dieser zur Seite rutschte und Reyna etwas nach vorne flog. „Hey!“ rief sie, den Blick verfinstert, bevor sie doch lächeln musste. Mit der Strohseite des Besens leicht aber bestimmt auf April’s Kopf schlagend setzte sie ihre Fegearbeit fort. „Ich hab sie hoch ins Zimmer gebracht“ sagte Mikey, nachdem er die letzten beiden Stufen mit einem Sprung nahm und sich zu den anderen ins Wohnzimmer gesellte. „Sie wird sicher noch ein wenig schlafen, bis sie wieder zu uns runter kommt. Sie hat immer so einen festen Schlaf“ sprach er weiter, um seine Sorge um sie ein wenig zu überspielen. Sich über die Lehne des Sofas werfend blieb er mit dem Kopf herunter und den Beinen über die Lehne hängend liegen und schloss die Augen. Raph, welcher im Sessel saß, sah zu ihn und stützte seinen Kopf auf den Handrücken. „Man Mikey, mach dir nicht so viele Gedanken. Das passt nicht zu dir“ kam von dem Älteren der beiden, während Chompy von Raph’s Schulter kletterte und auf den Boden plumste. Dort einige Sekunden auf dem Hintern sitzend schüttelte er den Kopf und richtete sich wieder auf, um zu Mikey zu tapsen. Diesen mit dem Kopf etwas anstupsend machte er einen leisen, aber dennoch hohen Laut, woraufhin der Jüngere zu dem Kaiju sah. „….Ihr habt ja Recht, aber was soll ich denn machen?“ fragte er, ließ sich vom Sofa rutschen und fand sich auf dem Boden wieder, während er die Hand auf Chompy’s Panzer legte und mit einem Finger über seinen Kopf strich. „Richtig. Wenn man jemanden mag, dann macht man sich eben Sorgen. Besonders wenn man verliebt ist“ meinte Donnie mit einem Lächeln, welcher mit zwei Ofenhandschuhen bekleidet zwei ofenfrische Pizzen ins Wohnzimmer brachte und Mikey kurz angrinste. Dieser warf dem Älteren einen kurzen Blick zu und ließ den Kopf schließlich wieder auf den Holzboden sinken. „So wie ich mir eben immer Sorgen um April gemacht habe.“ Die Pizzen auf dem Tisch abstellend setzte er sich auf den Boden zu seinem jüngere Bruder, bevor er diesem leicht auf die Schulter boxte. „Aber dennoch solltest du dich nicht so hängen lassen, Mikey. Im Moment kann niemand ihr helfen, solange wir nicht wissen was los ist“ sagte Leo, welcher sich auf das Sofa setzte und sich – ebenso wie Raphael – ein Stück der Pizza nahm. „Immerhin hat sie gerade nur dich zur Aufmunterung. Und wer von uns kann jemanden schon so gut zum lachen bringen wie du?“ fragte er und biss sogleich ab. „Das stimmt. Manchmal nervst du zwar, aber zum lachen bringst du jeden“ stimmte Raph zu und biss ebenfalls in die Pizza hinein. Chompy währenddessen kletterte auf den Kopf des auf dem Bodenliegenden und streckte den Hals etwas in Richtung Essensduft, bevor er von Donnie auf den Tisch gehoben wurde und sich über eines der heißen Stücke her machte. Die Worte seiner Brüder schienen Mikey jedoch wieder auf den richtigen Pfad zu bringen, weswegen er sich erhob und nun vor dem Tisch saß. „Ihr habt ja Recht. Aber… ich mag es weniger als gar nicht, wenn sie sich so schlecht fühlt, dass sie sogar weinen muss“ sagte er und nahm sich ebenso ein Stück der Pizza. Dieses verschlang er aber nicht sofort, wie es für ihn üblich war, sondern starrte es erst eine Weile an, bevor er begann den Belag herunter zu zupfen. Der Anblick ihres kleinen Bruders konnten selbst die anderen langsam nicht mehr ertragen, konnten sie doch nachvollziehen, wie er sich in diesem Moment fühlen musste. Hilflos, um zu helfen, wenn es einer geliebten Person schlecht ging und schier nichts zu helfen schien, selbst wenn man den Grund nicht wusste. „Das mag keiner, Mikey. Es ist immer schwer jemanden gebrochen und am Boden zu sehen“ kam es von der Brillenträgerin, welche bis eben noch die Küche auf Vordermann gebracht hatte und nun hinter dem Sofa stand. „Am liebsten würde man alles auf sich selbst abwälzen, damit es dem anderen wieder besser geht und man das Lächeln wieder sehen kann oder alles in der Macht stehende tun, damit alles Schlechte verschwindet“ sprach sie weiter und lächelte dem Jüngeren entgegen. „Aber das was sie jetzt am meisten braucht bist du. Jemand, der ihr Halt geben kann und jemand, der für sie da ist, wenn sie jemanden braucht. Man kann noch so schlimme Dinge erleben, solang nur eine einzige Person da ist.“ Die Unterarme nun auf der Lehne abstützend neigte sie den Kopf etwas zur Seite und konnte ein Lächeln auf Mikey’s Gesicht entdecken. Sich noch ein Stück der Pizza schnappend und somit zwei in den Händen haltend, sprang er nun auf die Beine und grinste schon wieder. „Und genau deswegen mag ich euch alle so gern“ sagte er, bevor er auch schon die Treppen hinauf stürmte und verschwand. Dem jüngsten Turtle hinterher sehend schwiegen alle vier eine Weile, bevor leises Lachen von ihnen kam und Hayden sich neben Leo auf das Sofa setzte. „Dafür hat man Freunde und Brüder. Er hat aber lange gebraucht, um das zu verstehen“ meinte Raph und verschlang den Rest seines Pizzastückes, bevor er sich noch eines nahm. Zu seinem Leidwesen griff er jedoch genau nach diesem, welches Chompy sich herausgepickt hatte und bekam sogleich einen Biss in den Finger, woraufhin der Rotmaskierte leise aufjaulte. „Ist ja schon gut, sorry“ murmelte er und steckte sich den leicht blutenden Finger in den Mund. „Ich würde mal sagen, dass dein kleines Haustier langsam wirklich zuschnappen kann, Raph“ lachte Leo leise, als er seinen Bruder ansah. Donnie hingegen konnte nicht anders als das kleine Monster zu loben, indem er ihm den Kopf tätschelte. Nebenbei brach er in Gelächter aus, da er nie gedacht hatte, dass ein kleines handgroßes Monsterchen Raph je zum jammern bringen konnte. „Da brennt ja Licht in der alten Hütte. Dort war doch schon seit Jahren keiner mehr“ murmelte eine leise Stimme, während eine dunkle Gestallt auf einem der Äste saß und in Richtung O’Neil Haus sah. Die Beine ein wenig baumeln lassen wippte der Kopf leicht von einer Seite zur anderen, während man auf dem Rücken der Person einen langen Gegenstand ausmachen konnte, welcher länger war, als die Gestalt selbst groß war. Schließlich zuckte sie kurz mit den Achseln, bevor die Gestalt sich vom Ast abstieß und im Gebüsch unter ihr verschwand. Durch den Schutz der Nacht war es ein Leichtes für sie sich zu verstecken, weswegen die Person auch wieder aus dem Gebüsch kam und sich die Kleidung von haftenden Blättern befreite. „Ich sollte das im Auge behalten. Nicht, dass wieder so jemand wie ‘Der Finger‘ hier herum rennt. Das kann ich gerade weniger als gar nicht gebrauchen“ murmelte die Person, bevor sie auch schon einen Schuss hörte und einige Waldvögel in die Luft flogen. „Wenn man vom Teufel spricht“ murmelte sie, die Hand am Ende des langen Gegenstandes und mit schnellen Schritten tiefer in den Wald rennend. Die Brüder und Hayden waren gerade dabei ein wenig Fern zu sehen, während Mikey den Abend über bei Tammy verbrachte und versuchte sie ein wenig aufzumuntern, als Raphael einen dumpfen Knall in der Ferne hörte und den Blick vom TV abwandte. „Habt ihr das gehört?“ wollte er wissen und erhob sich aus dem Sessel, um direkt zum Fenster zu gehen und aus diesem heraus zu sehen. Doch erkennen konnte er nichts, außer der Dunkelheit, vereinzelte Sterne und das fahle Licht des Vollmondes, während einige Hühner umher gackerten. „Setzt dich wieder hin, Raph. Das war doch nur in dem Film“ meinte Donnie, während er auf den Bildschirm deutete. Die Szene zeigte bereits seit einigen Minuten eine Passage, in der wild umher geschossen wurde, um die Tochter eines Bankers zu retten. Doch der Hitzkopf konnte noch unterscheiden, ob ein Geräusch aus dem Fernseher oder von draußen kam, weswegen er im Sichtfeld der anderen dreien vorbei ging und sein Weg nach draußen führte. „Als ob so ein Knall aus dem Fernsehen kommt“ murmelte er leise vor sich hin. Nun mitten auf der Wiese stehend sah er sich um, lauschte in die Dunkelheit und schloss die Augen, doch blieb alles still. Die Arme vor der Brust verschränkt seufzte er leise und öffnete seine smaragdgrünen Augen wieder, seinen Blick Richtung Wald gerichtet. Hatte er sich das wirklich nur eingebildet? „Ich halluziniere wohl doch schon“ meinte er zu sich selbst und wollte gerade wieder ins Haus verschwinden, als er einen erneuten Knall hörte, welcher sich dieses Mal auch wie ein Schuss anhörte. „Wusste ich es doch!“ sagte er schließlich und rannte sogleich in den Wald hinein, direkt in die Richtung, aus der der Schuss kam. Mitten im Wald kam der Rotmaskierte zum stehen, sah auf den Boden und erblickte einige Hülsen, woraufhin er sich in die Hocke begab und eine von ihnen aufhob. Nicht weit davon entfernt waren einige Blutstropfen, welche eine Spur bildeten. Dieser folgend sah sich Raph um, die Hände an seinen Sais und seine Umgebung genauestens im Blick haltend. Hier schoss jemand mit scharfer Munition und das sicherlich nicht nur zum Spaß. Nun galt es noch heraus zu finden, ob der Schütze oder das Gejagte sein Feind war. Nachdem er gefühlt zehn Stunden im Wald umherwanderte bereute Raphael es bereits los gegangen zu sein. Als er schon aufgeben und zurückkehren wollte, hörte er jedoch weitere Schüsse, gefolgt von kurzen Schreien und Klirren, als würde Metall auf Metall treffen. Sofort nahm er die Beine in die Hand und rannte in die geglaubte Richtung, ehe er zwei Personen erkennen konnte. „Bigfoot? The Finger?“ fragte er ein wenig überrascht, während die beiden sich eng umschlugen an einen Baum gepresst hatten und den Blick zu dem Turtle richteten. „Die Schildkröte!“ kam es sogleich von dem damaligen Bigfootjäger, bevor er wieder gerade aus zu zwei weiteren Personen sah. Ein Mann mit einem langen braunen Mantel, einem schwarzen Cowboyhut und einem schwarzen Schal, welcher über Mund und Nase reichte, stand vor ihm. In der Hand ein Gewehr, welches direkt auf eine junge Frau mit braunen Haaren zielte. Um ihn herum bereits zahlreiche Patronenhülsen, während der Lauf des Gewehres vom letzten Schuss noch rauchte. „Helfen“ hörte man Bigfoot sagen, während sie in Richtung des jungen Mädchens deutete und zu Raph sah. Dieser verstand sogleich, was sie von ihm wollte und zückte seine Sais, während der unbekannte Mann auch schon das Gewehr zu einem erneuten Schuss ansetzte. Bevor der Mutant jedoch zum Angriff starten konnte, löste sich der Schuss aus dem Gewehr und verfehlte den Kopf des Mädchens nur knapp, da diese mit der Klinge ihrer Waffe das Projektil ableiten konnte. „Finger! Weg! Von! Bigfoot!“ konnte man sie im unfreundlichen Ton rufen hören, bevor sie sich vom Boden abstieß und geradewegs auf den Kerl zu rannte. Von ihm nur ein leises Lachen. Den Griff ihres Schwertes fest mit der Hand umschlossen zog sie dieses aus der langen Scheide heraus, bevor sie diese fallen ließ und mit dem Nodachi auf den Mann los ging. Ihre hiebe wirkten unkontrolliert, beinahe nur wie Herumfuchteln und doch hatten sie etwas Genaues und Treffsicheres an sich, was Raphael mit leichter Verwunderung beobachtete. Eine Person mit einer Waffe, die länger als der eigene Körper war hatte er noch nie gesehen. Besonders keine Frau, welche neben dem langen Schwert zierlicher aussah, als sie war. Doch war der Turtle nicht der einzige, der sichtlich erstaunt über den Angriff war, sondern auch der vermummte Mann, welcher mit Müh und Not die Hiebe mit dem Lauf seines Gewehres konterte. Lange hielt er diesen aber nicht Stand und zu ende war es, als die junge Frau mit einem Hieb den Lauf traf und wie Butter durchtrennte. Mit einem Tritt in den Magen brachte sie ihren Gegner schließlich zu fall und kniete sogleich auf seinem Brustkorb, während die Klinge ihres Langschwertes neben seinem Kopf in der Erde steckte. Ihr Gesicht nah an seinem, während ihre lila leuchtenden Augen ihn regelrecht durchbohrten. „…Niemand wird Bigfoot jagen, solange ich hier bin. Renn um dein Leben, wenn es dir lieb ist oder ende als Krokodilfraß“ raunte sie ihm ins Ohr, woraufhin der Mann auf dem Boden das Mädchen von sich stieß und die Flucht ergriff. Sie hingegen erhob sich, sah dem Mann hinterher und schob die nun noch halbe Waffe mit dem Fuß zur Seite, bevor sie tief seufzte und die Scheide ihres Schwertes aufhob. „Amanda geschafft!“ kam es freudig von Bigfoot, welche zu ihr gerannt war um sie in die Arme nahm. Auch ihr neuer Gefährte, The Finger, welcher sie damals jagte, kam zu den beiden und wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn. „Das war wirklich knapp. Der Kerl hat mein Jagdmesser einfach zerstört!“ kam es empört von ihm, nachdem die Braunhaarige wieder auf ihren Beinen stand. „Das war auch kein Mensch. Nicht nach der Statur und den Händen nach“ meinte sie und strich sich ihre Klamotten zurecht, welche aus einem weinrot-weiß gestreiften Pullover bestand. Darunter ein dunkelgraues T-Shirt, welches man durch den halb offenen Reißverschluss des Pullovers sehen konnte. Darunter eine helle Jeansshort, ebenso wie weiße Strümpfe, die bis zur Mitte ihrer Schenkel gingen. Doch merkte die junge Frau, dass sie nicht nur zu dritt waren. Sogleich war ihre Hand wieder am Griff ihres Nodachis, aus dem Augenwinkel heraus zu Raphael sehend und das Schwert ein wenig aus der Scheide ziehend, bevor sie blitzschnell dessen Klinge an den Hals der Schildkröte vorfand. Raphael, welcher mit der Reaktion gerade nicht gerechnet hatte, fand sich nun an einem Baum wieder, den Blick auf die 1,80 Meter Klinge gerichtet, bevor er dieser bis zum Ende folgte und Amanda schließlich ansah. Diese wiederum blinzelte einige Male, neigte den Kopf etwas zur Seite und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. „Wie niedlich. Eine sprechende Riesenschildkröte“ meinte sie und steckte kurzerhand ihre Waffe zurück, bevor sich diese wieder auf ihrem Rücken fand. „Sicher einer deiner Freunde, oder?“ fragte sie nun Bigfoot, welche daraufhin nickte. „Das sind die, die Bigfoot damals vor mir beschützt haben“ kam es schließlich von ‘The Finger‘. „Das Amanda. Beschützer von uns“ sprach Bigfoot wieder mit einem breiten Lächeln, während sie ihre große Hand auf den Kopf des Mädchens legte, welches neben dem Weibchen sehr spärlich aussah. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)