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Dunkle Vergangenheit

Karmayato
von

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Kapitel 2

Kirishima Ayato fühlte sich hier überhaupt nicht wohl. Auch nach zwei Jahren, in denen er mehr oder weniger regelmäßig hier war, konnte er sich einfach nicht daran gewöhnen. Er stand grade mitten in einem Supermarkt. Sein Geruchssinn war wesentlich besser als der, von gewöhnlichen Menschen und in Supermärkten prallten hunderte verschiedene Gerüche aufeinander.

 

Das passte ihm so gar nicht. Seine Nase kribbelte jedes Mal schrecklich, wenn er einen Supermarkt betrat. Und noch dazu waren die Gerüche teilweise so Ekel erregend. Menschliches Essen war einfach widerlich. Es sah nicht nur scheußlich aus, es roch auch mindestens doppelt so schlimm.

 

Warum er sich das antat? Die Antwort war einfach und ließ sich in zwei Wörtern zusammenfassen: Wegen Karma. Ja, Karma musste als Mensch nun mal ab und zu einkaufen. Und jedes Mal zerrte der menschliche Rotschopf ihn mit. Er solle auch mal unter Menschen wandeln. Ayato sollte möglichst nicht den Kontakt zur Menschenwelt verlieren.

 

Der blauhaarige Ghul brummte auf. Er vergrub die Hände tief in den Jackentaschen. Er hatte die Kapuze seiner Jacke tief ins Gesicht gezogen und sein Sichtfeld wurde durch die große Sonnenbrille verdunkelt. Es war Ende Februar, aber wenn Ayato schon raus musste, unter Menschen, dann wenigstens so unkenntlich wie möglich.

 

„Wenn du dich nicht immer so anstellen würdest“, seufzte Karma, während er seine Sachen zusammen suchte. „Du würdest wahrscheinlich viel weniger auffallen, wenn du dich einfach ganz normal kleiden und dich nicht immer halb vermummen würdest.“

 

„Tch, du hast ja keine Ahnung“, brummte Ayato, er trottete neben Karma durch die Gänge. „Kannst du dich nicht mal beeilen? Ich will hier so schnell wie möglich raus“, knurrte der Ghul. – „Wenn du mir helfen würdest, das Zeug zusammen zu suchen, wären wir schon wieder draußen. Ich hab dir gesagt, was ich noch alles brauche“, kam es trocken von Karma.

 

„Und ich hab dir gesagt, dass ich mit dem Menschenzeugs nichts anfangen kann“, zischelte Ayato. – Karma stieß die Luft aus. „Dann besorg Kaffee, zumindest damit solltest du dich ja wohl auskennen, oder?“, Karma warf ihm einen intensiven Blick aus goldenen Augen zu.

 

Ayato verzog den Mund kurz, nickte aber und lief in Richtung Kaffee-Regal. „Hrrr, warum gibt es so viele Sorten?“, brummte er, als er davor stand. Er überlegte einige Zeit, welchen Kaffee er nehmen sollte. – Plötzlich tippte ihn jemand an, woraufhin er sich überrascht umdrehte. „Ayato? Bist du das?“, wollte eine junge Frau wissen.

 

Ayatos Augen weiteten sich, als er sie erkannte. Braunes Haar und große braune Augen. „Hinami?“, stieß er überrascht aus. „Das ist ja’ne Ewigkeit her. Was machst du hier?“

 

„Ach ich habe nur einen kleinen Abstecher hierher gemacht, ich habe zu Hause keinen Kaffee mehr. Und ich kann ja nicht immer nur bei Touka Kaffee trinken“, erklärte sie. „Und du? Warum bist du hier?“

 

Ayato zögerte einige Sekunden, er wollte ihr eigentlich nicht sagen, dass er mit seinem menschlichen Ehemann hier war. Eigentlich sollte das keiner seiner ehemaligen Bekannten wissen. Aber Morgen würden sie es ja dennoch erfahren. „Ähm, nun ja, ich wollte auch nur Kaffee kaufen … Sag mal, bist du morgen im :re?“, fragte er ablenkend.

 

„Hm, ja, wahrscheinlich, wieso?“, Hinami legte den Kopf schief. – „Gut, ähm, nun ja, ich hatte vor, mal vorbei zu kommen. Es gibt da was, was ich euch sagen will“, er lächelte etwas verkrampft. – „Oh, jetzt bin ich neugierig. Dann werde ich auf jeden Fall da sein“, sie lächelte Ayato an.

 

„Gut … gut. Ähem, ich muss dann auch mal wieder. Also, man sieht sich morgen, ja?“, Ayato schnappte sich ein Päckchen Kaffee und machte sich dann aus dem Staub. Warum musste Hinami auch unbedingt jetzt auftauchen?

 

Er fand Karma und ging zu ihm. „So, hier ist der Kaffee und jetzt schnell raus hier“, murmelte er. – „Oh, was ist denn los?“, wollte Karma irritiert wissen. – „Ich hab eine alte Bekannte getroffen. Deshalb will ich jetzt schnell weg“, zischte er durch die Zähne.

 

„Oh, eine Bekannte. Sie soll wohl nichts von mir wissen, was?“, stichelte Karma. – „Genau, das wird sie morgen schon noch früh genug erfahren. Aber pscht jetzt, sie hat ein verdammt gutes Gehör“, er sprach sehr leise, fast lautlos und für Karma war es schwer, ihn zu verstehen.

 

„Okay, wenn du das meinst“, seufzte der Mensch. „Ich bin sowieso fertig“, damit begaben sie sich zur Kasse. Die Schlange war ziemlich lang, weshalb Ayato ziemlich hibbelig wurde. Das passte ihm jetzt gar nicht.

 

Es dauerte knapp zehn Minuten an der Kasse, alle wollten heute unbedingt noch Einkaufen, es war die Hölle für Ayato. Als sie dann endlich draußen waren, war er nervlich schon wieder fix und fertig. „Ich verstehe echt nicht, wie ihr Menschen das ertragen könnt“, stieß er genervt aus. – Karma lachte leicht. „Ist nun mal eine Notwendigkeit für uns. Nicht, dass ich mich gerne in solche Menschenmassen stürze … aber nun ja, was will man machen“, er nahm die Tüten in eine Hand und griff mit seiner freien nach Ayatos.

 

Dieser sah sich kurz um, ob Hinami auch nirgendwo zu sehen war. „Warum willst du nicht, dass deine Bekannte uns sieht? Morgen wird sie es doch sowieso erfahren“, fragte Karma. – Ayato zuckte mit den Schultern. „Du wolltest doch lange Zeit auch nicht, dass es einer deiner Freunde erfährt“, konterte er.

 

„Touché“, erwiderte Karma. „Aber gut, das wird ja ab Morgen geändert“, er grinste Ayato an. „Ah, übrigens, ich habe eben, während du weg warst, mein Telefon mal wieder angeschaltet. Die halbe Klasse hat mich mit Nachrichten zugespamt“, teilte er seinem Mann mit einer hochgezogenen Augenbraue mit. „Das scheint ja echt was Besonderes zu sein …“

 

„Tja, ich bin mal gespannt, wie die darauf reagieren werden … Aber ich muss ihnen nicht sagen, dass ich ein Ghul bin, oder? Das würde nur Probleme geben.“ – „Ich werde nichts sagen, das ist dir überlassen. Aber das weißt du ja eigentlich“, Karma drückte kurz Ayatos Hand.

 

Sie schlenderten die Straßen entlang. Ayato hing seinen Gedanken nach. Das Treffen Morgen würde sicherlich unangenehm werden. Jahre lang hatte er seiner Schwester vorgeworfen, dass sie zu verweichlicht sei und das Menschen und Ghule niemals zusammen leben konnte. Jahre lang hatte er so viele Menschen getötet.

 

Es war nicht so, dass er plötzlich Menschen ganz toll fand. Er hasste sie immer noch. Die meisten Menschen gingen ihm so was von auf die Nerven. Am liebsten würde er sie noch immer einfach so umbringen, wenn sie ihm auf die Nerven gingen, aber er hielt sich zurück.

 

Bis vor drei Jahren hätte Ayato jeden, der ihm gesagt hätte, dass er eines Tages einen Menschen heiraten würde, umgebracht. Er hätte gelacht und ihn langsam und qualvoll dafür umgebracht. Doch dann … dann war ihm Karma begegnet und hatte seine ganze Welt aus dem Konzept gebracht.

 

Er hatte seine Mahlzeit gerade beendet. Er hatte wochenlang nichts mehr gegessen, das war also dringend nötig gewesen. Er lief die dunklen Straßen entlang, wischte sich das Blut von den Lippen. Er wollte gerade wieder in die Hauptstraße abbiegen, als er stockte.

 

Ein Mann stand vor ihm. Er beendete gerade ein Telefonat, er war wohl nur rein zufällig hier. Ayato knurrte leicht, vielleicht sollte er sich etwas auf Vorrat mitnehmen, für schlechte Zeiten oder dergleichen. Seine Kakugan aktivierten sich und er wollte gerade auf den Mann zugehen, als dieser den Blick zu ihm wandte.

 

Ayatos Augen weiteten sich und wurden wieder normal. Er starrte in flüssiges Gold, so schien es ihm. Der Blick dieses Mannes war so intensiv, dass Ayato die Luft wegblieb. Dabei tat er nicht einmal sonderlich groß etwas. Er stand einfach nur da und sah ihn an.

 

Ayato hätte es auch nicht für möglich gehalten, jenen Mann von damals zu heiraten. Er hatte ja eigentlich vorgehabt, ihn zu fressen. Aber wie das Leben nun mal so spielte …

 

 

 

Sie kamen zu Hause an und Karma löste sich von ihm, um die Tür aufzuschließen. Sie betraten ihre Wohnung und der Rotschopf machte sich daran, die Einkäufe zu verstauen. Ayato währenddessen ging ins Wohnzimmer und pflanzte sich auf die Couch. Er hörte Karma in der Küche herumhantieren.

 

Nach einiger Zeit schnappte er sich die Fernbedienung und schaltete den Fernseher an, lustlos zappte er durch die Kanäle. Als Karma schließlich fertig war, setzte er sich zu dem Ghul auf die Couch. „Warum hast du dich eigentlich so vehement geweigert, dass ich deine Schwester, oder andere deiner ehemaligen Freunde kennen lerne?“, wollte Karma nach einiger Zeit wissen.

 

Ayato schwieg einige Zeit, eigentlich wollte er es ihm nicht erzählen. „Du zuerst. Warum wolltest du nicht, dass jemand von mir erfährt?“, meinte er deshalb schließlich. – „Hm, nun ja, wie ich schon sagte. Ich wollte Zeit für uns haben. Hätte ich es meinen Freunden damals gesagt, dann hätten sie uns die erste Zeit wahrscheinlich nicht in Ruhe gelassen. Das wollte ich vermeiden.“

 

„Und deine Eltern?“, hakte der Ghul nach. – Karma schob die Lippen vor. „Meinte Eltern … die sind die meiste Zeit im Ausland, ich hatte nie sonderlich viel Kontakt mit ihnen, selbst als ich noch jünger war, waren sie immer arbeiten. Um ehrlich zu sein, weiß ich derzeit nicht einmal, wo sie sich aufhalten, von daher …“

 

„Und das hatte nichts damit zu tun, dass ich ein Ghul bin? Ich meine, wenn das irgendjemand erfährt, dann sind wir beide dran.“ – „Wie ich schon sagte, dass du ein Ghul bist, hat nichts damit zu tun. Es ist mir egal, was du bist, klar? Du könntest auch ein Tentakelmonster sein, das würde mich auch nicht interessieren“, Karma beugte sich über Ayato, seine Hände stützte er links und rechts neben seinem Mann ab. Kurz gab er ihm einen Kuss. „Und jetzt du.“

 

„Ich war früher bei einer ziemlich üblen Organisation. Das CCG hatte meine Eltern getötet und meine Schwester tat trotzdem noch auf Gut Freund mit den Menschen. Ich hab sie dafür gehasst, weshalb ich mich Aogiri Tree anschloss. Ich weiß ja nicht, ob du in deinem Provinznest da, überhaupt was von mit bekommen hast, aber unsere Gruppe hat wirklich verdammt viele Menschen geschlachtet. Ich habe meine Schwester während der Zeit sogar einmal gefressen. Und auch danach hab ich mich immer gegen die Menschen ausgesprochen und gegen ihren Lebensstil. Jetzt plötzlich bei ihr anzukommen und zu sagen. ‚Hey Schwester, lang nichts mehr von einander gehört. Ach hey, übrigens, das ist mein menschlicher Ehemann, das wollte ich dir nur mal gesagt haben‘ ist irgendwie ziemlich komisch“, brummte Ayato.

 

„Du hast deine Schwester … gefressen?“, Karma hatte eine Augenbraue hochgezogen, während er Ayato ansah. „Wie kommt’s, dass sie dann noch lebt?“ – „Uh, nun ja, ich hab nur ihre Kagune gefressen, ich wollte ihr eine Lektion erteilen …“, erklärte Ayato. – „Ach so, verstehe.“

 

„Du verstehst? Himmel, mit dir stimmt irgendwas nicht. Du müsstest jetzt voll angewidert sein, du müsstest doch endlich mal einsehen, dass ich’nen verdammtes Monster bin. Aber nein, du verstehst es natürlich“, fauchte Ayato. Seine Kakugan aktivierten sich.

 

„Ayato, ganz ruhig, ja?“, meinte Karma. Er beugte sich runter und küsste Ayato. „Fang nicht schon wieder mit der Monster-Sache an, klar?“ – Ayato starrte ihn noch immer aufgebracht an. Nach wie vor war er unfähig zu verstehen, wieso es Karma so egal war, dass er ein Ghul war.

 

„Hör zu, Ayato. Du bist nicht der einzige, mit einer blutigen Vergangenheit. Ich … weißt du … in der dritten Klasse der Mittelschule ist ziemlich viel vorgefallen und damals … da hatten wir es sogar mit richtigen Auftragskillern zu tun“, setzte Karma an.

 

Überrascht hob Ayato die Augenbrauen an. „Auftragskiller? Warum das denn?“ – „Na ja, wir sind nicht nur Auftragskillern begegnet, wir uhm … waren offen gestanden auch selbst Auftragskiller, zumindest dieses eine Jahr über“, Karma räusperte sich. „Wir sollten unseren Klassenlehrer töten.“

 

„Das ist verrückt“, schnaubte Ayato. – „Jedenfalls, während dieser Zeit haben wir einiges gelernt und ich hab festgestellt, dass in Nagisa ein echtes Monster haust. Ein Monster namens Mordlust. Von uns allen war er der beste Killer. Tja, ich bin mehr als einmal mit dieser Mordlust in Kontakt gekommen, das ist wahrscheinlich der Grund, warum ich dafür unempfänglicher bin, als andere Menschen.“

 

„Moment, du meinst den Nagisa, der heute früh angerufen hat?“, hakte Ayato nach. – „Genau der. Er mag vielleicht nicht so aussehen, aber er hat es echt drauf.“ – „Hm, davon will ich mich selbst überzeugen. Schlimmer als ein Ghul kann er nicht sein“, brummte der Blauhaarige.

 

„Hehe, sag dann hinterher nicht, ich hätte dich nicht gewarnt“, murmelte Karma. „Nun, ich denke, wir sollten ins Bett gehen, wir haben Morgen schließlich viel vor.“ – „Was? Du hast doch heute Morgen so lange gepennt, wie kannst du da schon wieder müde sein?“

 

„Ich habe nie behauptet, ich sei müde. Oder das wir schlafen gehen“, Karma sah ihn mit einem viel sagenden Blick an. – „Oooh!“, stieß Ayato aus. „Dann mal los, schnell ins Bett!“

 

Karma lachte auf, er erhob sich und hielt Ayato eine Hand hin, der Ghul ergriff sie und gemeinsam verschwanden sie im Schlafzimmer.



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