Dianas Story von DarkRapsody (Die Geschichte über Diana, der Lunari) ================================================================================ Kapitel 1: Teil 1 ----------------- “Was ist das?” fragte die Nanny und deutete auf die Kinderzeichnung. Ein silberner Kreis hatte das Mädchen gemalt. “Das ist der Mond!” sagte die Kleine voller Stolz und grinste, sodass ihre Zahnlücke sichtbar wurde. Die Nanny seufzte und nahm einen Stift und malte Strahlen an den Kreis. “Wohl eher eine Sonne!” sagte sie und lächelte. Dem Mädchen gefiel das ganz und gar nicht, sie schmollte und legte das Papier beiseite. Für sie war das keine Sonne, es war der schöne silberne Mond der ihr ein Lächeln auf die Lippen zauberte. Natürlich war für die Solari die Sonne das Schönste. Doch die kleine Diana teilte nicht diese Meinung. Das ist nur eine Geschichte, an die sich die kleine erinnerte. Momente, in denen man ihr nicht das zugestand, was sie war. Niemand teile ihre Meinung zum Mond. Immer war man beschäftigt mit Studien oder glaubte nur an die Macht der Sonne. Genauso wurden ihre Geschwister erzogen. Oftmals saß sie draußen unter dem Nachthimmel und betrachtete die Sterne, als mit ihren Brüdern und Schwestern Unterricht zu machen. Aber lernen wollte sie trotzdem viel. Auch Jahre später hatte sie ihr Wissbegieren nach neuen Kulturen und vor allem dem Mond nicht abgeklungen. Gerade wälzte sie ein großes Buch mit interessanten Aufzeichnungen zu den Sternbildern, als eine ihrer Geschwister in der Tür der großen Solari-Bibliothek stand. “Du liest und lernst viel zu viel, Diana” sagte sie und lächelte verschmitzt. Diese seufzte und drehte sich um. “Jarrah, wie schön dass du vorbeikommst, aber ich bin gerade am studieren.” Sie nahm ihre Aufgabe sehr ernst, auch wenn sie sich dies selbst aufgeben hatte. Der Mond war so missachtet in ihrem Volk, aber das musste andere Gründe haben. Ihre Schwester kam ins Zimmer hinein, wie immer in den Kleidern der Solari. Diana trug lieber einfache, neutrale Kleidung. Nicht als ob sie dazugehören würde… Neugierig beugte Jarrah sich über ein paar Auszeichnungen, die sie gemacht hatte. Einige Informationen hatte sie schon zusammengetragen. Beispielsweise plagte sie der Gedanke, dass die Solari nicht immer nur der Sonne folgten. Ein Text hatte angedeutet, dass es auch Krieger des Mondes gab. Sie tippte mit ihrem schmalen Finger auf die Zeichnung eines Kriegers in Rüstung und einer Sichel als Waffe. “Das hier sieht schön aus!” und grinste, wodurch ihre Zahnlücke sichtbar wurde. Die Kleine war erst fünf und nicht ihre leibliche Schwester, hier unter den Solari waren alle Geschwister und waren füreinander da. “Ja, die finde ich wirklich hübsch.” Diana blätterte weiter und zeigte der Kleinen die zahlreichen Bilder von Kriegern in Rüstungen, die im Mond leuchteten und sie den Mond anbeteten. Jarrah verstand in ihrem Alter noch nicht, was sie dort sah, aber auch ihr würde man weiß machen, dass die Solari und die Sonne das einzigst wahre Volk waren. “Komm, du solltest mit zu den anderen gehen. Ist jetzt nicht wie immer eine Gebetsstunde für die Sonne?” Diana klappte das Buch zu und stellte es an ihren Geheimplatz im Studierraum. Hier würde keiner so schnell nachsehen, ob sie wirklich hier sich über die Geschichten der Solari informierte. Schon ewig sammelte sie Informationen und kam wirklich näher an das Geheimnis der Lunari. Sanft aber dennoch feste schob sie Jarrah aus dem Zimmer und schloss hinter sich zu. Jarrah hüpfte fröhlich den Gang entlang, lachte und zeigte immer wieder ihre Zahnlücke. Sie sprang auf Diana zu und warf sich ihr in die Arme. “Dein Haar ist wirklich so hübsch und lang! Du hast wirklich die schönsten schwarzen Haare von uns allen!” rief Jarrah und fuhr mit ihren Fingern durch Dianas Haar. “Das meinst du nur so, ich finde sie nicht sonderlich hübsch. Ich fände eine andere Farbe viel hübscher.” Jarrah verzog ihren Mund. “Dann ist das doof, denn ich mag sie!”, löste sich aus Dianas Armen und lief hinaus zu den anderen Solaris. “Freut mich wirklich.” meinte Diana nur und ging hinaus in die helle Sonne. Schützend schirmte sie ihre Augen ab, bis sie sich an die Helligkeit gewöhnt hatte. Die Ra-Horak kamen gerade pünktlich von ihrem Training zurück, um gemeinsam eine kurze Bet-Pause für die Sonne einzulegen. Sie selbst hielt nichts davon. „Warst du mit deinen Studien erfolgreich?“ Ein Ältester der Ra-Horak, Simiel, stützte sich auf sein Stab und sah sie fragend an. „Alles bestens, ich habe meine Zeit einfach gut genutzt.“ „Das solltest du in deiner Freizeit genauso tun, denn du bist mir manchmal zu seltsam. Wendest dich den falschen Dingen zu.“ In seinen Augen funkelte der Ärger. Er spielte darauf an, dass sie Nachts sich gerne hinaus schlich und sich Blumen im Mondenschein pflückte. Für sie war es einfach wunderbar und erfrischend, nur sah der Ältestenrat das überhaupt nicht gerne. „Diana, wie geht es dir? Alles gut?“ Da war die, die man feierlich als ihre „Sonnenkriegerin“ bezeichnete. Leona war von dem Kriegsstamm, da eines Tages die Sonne ihr Schild und Schwert auserwählt hatte. Die Ältesten schrieben ihr ständig vor, was sie zu tun und lassen hatte. Die Sonne ist das einzig wahre, und der solle sie auch folgen. Leona tat nur so, als ob sie Diana ausstehen konnte. Keiner mochte sie, da sie an den Mond dachte und immer alles in Frage stellte, was man ihr sagte. Ob sie nun die alten Sagen kommentierte oder im Unterricht immer alles nachgefragt hatte, irgendwann erschien es ihr, als ob man ihr mit Absicht nichts mehr beibrachte. Aber damit konnte sie leben, das hatte sie mit den Jahren gelernt. „Ja, es ist alles gut. Das Training hat mir gut getan. Wie steht es um dich?“ Leona erzählte ihr von ihren schwierigen Aufgaben und dass sie es geschafft hatte, das Licht perfekt zu bündeln und damit den Gegner zu blenden. Sie tat so, als ob sie mit vollem Interesse dabei wäre. Simiel schlug mit dem Stab auf den Boden, dann erklang der Gong. Alle knieten sich nieder und beteten zur Sonne. Diana fühlte sich jedes Mal rebellisch, wenn sie nicht dafür, sondern den Mond anbetete. Ihr Lächeln versteckte sie hinter ihren langen Ebenholz dunklem Haar. „Ihr könnt nun zum Essen gehen, später mache ich mit ein paar Novizen noch ein paar Übungen, um den Körper zu lockern.“ Diana seufzte und stand auf. Jarrah kam sofort auf sie zugestürmt. „Sitzen wir zusammen in der Halle?“ und drückte ihre Hand feste. „Natürlich.“ Antwortete Diana freundlich und lächelte die Kleine an. Der Rat bestand aus zehn Älteren, die alle an der Spitze des Tisches saßen und die Runde überwachten. Das Essen wurde ihnen serviert, jeder hatte abwechselnd Tischdienst. Diana sah im Augenwinkel Leona, wie sie sich von den anderen bewundern ließ. Heute hatte sie anscheinend wieder eine ihrer fantastischen Fähigkeiten einsetzen können, was alle immer total erfreute. Diana schlürfte ihre Suppe und versteckte sich hinter ihrem dunklem Haar. „Natürlich, die Sonne ist wirklich stark und mächtig! Wenn sie mich erwählt hatte, muss das einen Grund gehabt haben.“ „Sonne ist nicht immer das warme und gute, sie kann auch verbrennen.“ Meinte Diana und stellte die Suppe ab. Die Gruppe rund um Leona war ihr empörte Blicke zu. „Das mag sein, aber ich setze sie ein, um uns alle zu beschützen und zum guten ein zusetzten.“ „Was ist das Gute?“ konterte Diana schlagfertig. Der Rat murmelte und Simiel stand auf. Sein Blick war düster. „Wenn du dich nicht zu benehmen weißt, dann musst du gehen.“ Diana wischte sich den Mund ab und stand auf. „Ich war sowieso fertig, ich hatte vor zu gehen.“ Mit einem Ruck schob sie die Bank beiseite und verließ den Saal. Mit schnellen Schritt ging sie den Gang entlang nach draußen. Die Sonne ging unter und die ersten Sterne blitzen hinter den Wolken hervor. Das war ihre Welt… fröstelnd umschlang sie sich mit ihren Armen und sah in den Horizont. Sie würde sich nicht blicken lassen, wenn sie draußen war und den Mond genoss, also ging sie wieder hinein, als es dunkel wurde. Im Novizensaal hatte man eine Nachricht für sie hinterlassen. Der Rat wollte, dass sie zu ihnen kam und sich rechtfertigte. Wie jedes Mal würde sie ihnen Antworten herausquetschen und versuchen, die Wahrheit zu erfahren. Über Solari und Lunari, aber sie waren jedes Mal sturköpfig und hatten sie wieder in den Schlafsaal geschickt. Auch heute wird es nicht anders sein. „Diana, ich möchte gerne wissen, was dich dazu treibt, immer alles nachfragen zu müssen. Das Nachfragen ist nicht gesund.“ Simiel blickte von seinem erhöhten Podest auf sie herab, als ob sie etwas minderes wäre. „Für mich ist nicht alles klar, ich möchte immer noch die Wahrheit über Solari wissen. Für mich sind die Ra-Horak irgendwelche Krieger, die die Sonne anbeten und nicht anderes zulassen als ihren eigenen Kult.“ Mit diesem Satz handelte sie sich sicher mehrere Strafarbeiten ein. „Was wir sagen, ist und bleibt die Wahrheit. Wir beten zur Sonne, der einzigen waren Macht. Da hat ein Mädchen wie du nicht zu sagen, dass deine Mondsucht viel besser wäre.“ Ein anderer schaltete sich ein und sah sie genauso abschätzend an. „Du und dein Blümchen pflücken, du kannst dir das abschminken. In Zukunft wird es mehr zu lernen geben und dein Training fokussiert sich auf den Stil der Solari.“ Diana standen die Tränen in den Augen. Sie war eine junge Frau, aber das hielt sie nicht davon ab. „Jahrelang immer nur dahin gehalten zu werden, das mach ich doch nicht mit! Mit mir könnt ihr das nicht tun!“ Diana schrie fast, die Tränen quollen ihr aus den Augen. „Du kleines Ding, geh zu deinen Büchern. Wir haben wichtigeres als deine seltsamen Träume anzuhören. Und jetzt geh.“ Simiel winkte sie nach draußen. Diana stand wutentbrannt auf, stürmte nach draußen und sah vor Tränen ihre eigenen Füße nicht mehr. Ihr Studierzimmer war ihr einziger sicherer Ort. Diana riss die Tür auf, stolperte hinein und sah das Mondlicht hineinfallen. Es sah einfach wundervoll aus, wenn es im milchigen Weiß des Mondes erstrahlte. Da entdeckte sie etwas Außergewöhnliches. Ein Lichtstrahl leuchtete direkt auf das Bücherregal, nur erleuchtete es etwas dahinter. Diana krempelte ihr Hemd hoch und räumte den Krempel beiseite und schob hinter einer Reihe Bücher ein anderes frei. Es war in Leder gebunden und hatte keinen Titel. Überrascht schlug sie das Buch auf. Staub und der Geruch von alten Papier wehte ihr entgegen. Seiten voller Text und kleinen Skizzen. Teilweise waren die Seiten verbrannt und die Löcher hatten den Text zerfressen. Ein wirklich trauriges Anbild, dass sie einfach die alten Dokumente verbrennen wollten… Mitten in dem Buch lag ein Stück Papier mit einer Nachricht. Den Geheimcode hatte sie in den anderen Lunari-Aufzeichnungen die sie im Archiv fand, längst auswendig studiert. Diese Notiz erklärte ihr, dass sie auf dem Targon ihr Ziel finden würde, wenn sie sich im Mondlicht aufmachen würde. Entschlossen steckte sie den Zettel in ihre Hosentasche. Auf den Targon, da geht man nur hin, wenn man für etwas bestimmt ist. Das hatten die Solari ihr gelehrt. Diana hatte einen weichen Umhang mit Pelzkragen und Lederstiefel. Hoffentlich würde ihr das in der Kälte helfen… Der Mond erleuchtete ihr heute besonders hell den Weg, er führte hinauf zu dem Berg. Sollte sie es wirklich wagen? Hinter ihr lag der Tempel der Solari, mitten im Fels gehauen und mit goldenen Säulen am Eingang. Nach ihr fragte sowieso niemand. Dem Mädchen, dass den Mond liebte und nicht ihren Vorstellungen folgte. Sie atmete noch einmal tief ein und aus, dann schritt sie den in den Fels gehauenen Weg zu dem Berg hinauf. Das war eine verrückte Idee, sie war für gar nichts bestimmt. Aber die Notiz hatte deutlich gesagt, hier ist ihr Ziel. Eines, das sie selbst noch gar nicht kannte. Sie sollte es vor Anbruch des nächsten Morgens erreichen, sonst würde sich ihr die Quelle der Harmonie und Ordnung zwischen Lunari und Solari zu finden. Der Schnee wirbelte auf und ihre Sicht wurde schlechter. War das dort…eine Gestalt im Schnee? So schnell sie konnte stapfte sie durch den Schnee, welcher immer höher wurde. Eine Frau, in Bärenfell gehüllt und auf einen Holzstock gestützt. „Kann ich ihnen helfen?“ fragte Diana ein wenig schüchtern. Die Dame winkte ab. „Bitte, ich helfe ihnen. Dort vorne ist der Weg nicht mehr so verschneit, den können wir nehmen. Es geht für sie auch den Berg hinauf?“ Sie nickte und lächelte schwach. „Vielleicht können sie mir ja helfen. Ich bin nur schwach und möchte es dennoch schaffen.“ Diana nickte und lächelte aufmunternd. Sie half ihr über die Steine und reichte ihr die Hand, wenn sie es brauchte. So würde sie ihren Aufstieg auf den Targon bestreiten. In einem wirklich kaum wärmenden Mantel und mit einer alten Frau an der Seite. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)