Vertauscht von lullulalla (Vertauschte Welten) ================================================================================ Kapitel 2: Versprechen ---------------------- 2 Versprechen „Alles Gute zum Geburtstag, Kari!“ Ich wirbelte herum, als eine sehr bekannte Stimme hinter mir ertönte. Auf meinem Gesicht stahl sich ein breites Lächeln, als ich sie erkannte. „Yolei!!“, rief ich und sie lief auf mich zu, um mich zu umarmen. „Mein kleines Schätzchen, alles Liebe!“, sagte sie aufgeregt und drückte mich fest. Ich erwiderte ihre Umarmung herzlich. „Danke!“, antwortete ich und ließ sie los. „Und einen schönen guten Morgen.“, sagte ich schließlich und sie grinste mich an. „Guten Morgen, Kari! Ich wünsche dir auch alles Gute.“ Ken, der hinter Yolei stand, lächelte mich höflich an und nahm mich dann ebenfalls in den Arm. „Danke, Ken. Ich freu mich sehr.“ „Und? Wie war denn dein bisheriger Morgen so?“, fragte mich Yolei schließlich, als wir uns weiterhin auf dem Weg zur Schule machten. Ich zuckte mit den Schultern. „Ganz gut. Papa war schon zur Arbeit. Und Mama und ich haben mal wieder ewig gebraucht, um Tai zu wecken.“ „Typisch dein Bruder. Der ist immer nur am Pennen. Ein richtiger Morgenmuffel ist das.“, sagte Yolei und schüttelte den Kopf. „Das war er schon immer und wird es in fünfzig Jahren immer noch sein. Ist also nichts neues.“ „Morgen…“, hörten wir plötzlich hinter uns und wir drehten uns überrascht um. „Und hier haben wir noch einen Morgenmuffel.“ Yolei hob eine Augenbraue und stemmte ihre Hände in die Hüfte. „Guten Morgen, Davis.“, begrüßte ich ihn und er hob gähnend zum Gruß seine Hand. „Mann, ich hasse Montage. Wochenenden sind einfach viel zu kurz.“, murrte er und rieb sich die Augen. Ken schüttelte missbilligend den Kopf. „Würdest du nicht nachts ständig am PC hocken, wärst du auch nicht so müde.“ „Blablabla.“, machte Davis und winkte ab. „Und ich nehme wahrscheinlich Recht mit der Annahme an, dass du nicht für die Klausur heute gelernt hast.“, stellte Ken fest. Wir alle konnten das Rattern in Davis’ Kopf hören, bis es nach einigen Sekunden endlich „Klick“ machte. „Oh kacke!!“ Entsetzt riss er die Augen auf und starrte uns an. „Die Matheklausur! Die hab ich ja total vergessen!“ „Das ist nichts Neues.“, entgegnete Yolei und ich nickte ebenfalls. „Wir haben dir extra letzte Woche jeden Tag gesagt, dass wir heute die Klausur schreiben und du hast jedes Mal darauf geantwortet, dass du dich dieses Wochenende mal so richtig aufs Lernen konzentrieren willst.“, erinnerte ich ihn und er stöhnte verzweifelt auf. „Verdammt!“ „Und die Tatsache, dass du Karis Geburtstag ebenfalls vergessen hast, beweist nur, dass du echt eine Matschbirne bist, Davis.“ Yolei schnalzte mit der Zunge. „Geburtstag?“ Sein Kopf drehte sich sofort zu mir und wieder stieß er ein Stöhnen aus. „Oh mann, ich bin auch echt ein Honk!“ Er riss mich in seine Arme und drückte mich so fest, dass mir fast die Luft wegblieb. „Alles Gute, Kari!! Ich hab’s nicht vergessen, wie könnte ich denn! Es ist nur so früh am Morgen und ich brauche immer ein wenig, um richtig wach zu werden, das weißt du doch?“, sagte er in einem Zug. „Danke, Davis. Das weiß ich doch. Aber bitte lass mich wieder los, ich sterbe sonst.“, ächzte ich und er ließ mich schnell wieder frei. „Heut’ ist nicht mein Tag.“, grummelte er und schüttelte den Kopf. Ken klopfte ihn ermutigend auf den Rücken. „Komm, bis zur Klausur hast du noch drei Stunden. Und da wir bis dahin eh nur unsere Projektarbeiten weiter bearbeiten, können wir stattdessen auch lernen. Ich helf’ dir dabei.“ „Danke, Ken! Wenn ich dich nicht hätte!“ Als wir ins Klassenzimmer ankamen, blieb mein Blick als Erstes auf einen blonden, etwas zerzausten Haarschopf hängen. Auch er entdeckte mich und auf seinem Gesicht stahl sich ein schiefes Lächeln. Sofort wurde mir warm ums Herz. „Hey, Kari.“, begrüßte er mich leise, als ich an seinem Tisch ankam und er stand auf, um mich zu umarmen. „Alles Liebe zum Geburtstag.“, sagte er und drückte mir einen zarten Kuss auf die Lippen. Innerlich seufzte ich und mich durchrieselte wieder dieser warme Schauer, wenn er mich küsste. „Danke, Takeru.“, erwiderte ich ebenfalls leise und lächelte ihn an. Er nahm meine Finger zwischen seine und drückte sie sanft. „Ich hoffe, du hast unsere Verabredung heute nicht vergessen?“ Ich schüttelte den Kopf. „Darauf freue ich mich schon seit Tagen!“ „Das hoffe ich für dich, denn ich sag dir, das wird das beste Geschenk, das du jemals bekommen wirst!“ „Geschenk?“ Ich sah ihn verwirrt an. „Ich dachte, wir haben heute nur ein Date und wollten was essen gehen? Außerdem haben wir doch beschlossen, dass wir uns gegenseitig nichts zum Geburtstag schenken.“ Er schüttelte den Kopf. „Das stimmt schon, aber man wird schließlich nur einmal achtzehn.“ Ich verdrehte die Augen. „Takeru, jeder wird immer nur einmal achtzehn, neunzehn und so weiter. Das macht keinen Sinn, was du da sagst.“ „Kann schon sein, aber wir machen das so, wie ich es will.“ „Ich dachte, ich bin das Geburtstagskind?“ „Und ich bin dein geliebter Lieblingsfreund und du hast die Ehre mit mir zusammen zu sein.“ Ich lachte leise und schubste ihn leicht. „Was soll das denn heißen!“ Er grinste wieder. „Genauso, wie ich es gesagt habe.“ „Ich hätte nicht gedacht, dass du so ein Narzisst bist.“ „Ihr Turteltäubchen, habt ihr uns schon vergessen?“ Yolei stand anscheinend schon einige Minuten vor uns, ohne dass wir sie bemerkt hatten. „Entschuldige, Yolei. Kari wollte mich unbedingt für sich beschlagnahmen.“, entgegnete Takeru und ich öffnete empört den Mund. „So ein Quatsch!“ Yolei verdrehte die Augen. „Ihr seid schlimmer als Ken und ich. Also T.K., du hast hoffentlich das Plakat für unser Projekt nicht vergessen mitzubringen?“ Takeru ließ meine Hand los und griff nach einer großen Plastiktüte hinter sich und übergab diese weiter an Yolei. „Hier, bitte. Ich habe schon ein wenig weiter gearbeitet, am Besten, du überprüfst es erst mal.“ „Super, alles klar.“ Yolei nahm ihm das Plakat ab und rollte es auf. Ich seufzte. „Also dann, ich muss dann auch mal zu meiner Gruppe.“ „Schade, dass wir in getrennten Gruppen sind.“, erwiderte sie. „Ja, der doofe Kobayashi hat ja die Gruppen eingeteilt. Wenigstens sind Davis und ich in derselben.“, sagte ich. Takeru grinste. „Er ist darüber am Meisten froh, glaub mir. So wie er in dich vernarrt ist.“ Ich verdrehte die Augen. Schon wieder fing er damit an. „Mann, Takeru, du weißt genau, dass das alles Schnee von gestern ist. Das ist lange her und damals habe ich ihm gesagt, dass ich Davis nur als guten Freund sehe und nicht mehr.“ „Boom, gefriendzoned.“, murmelte Yolei grinsend und auch Takeru lachte. „Ihr seid einfach so kindisch und gemein!“, zischte ich und war froh darüber, dass Davis hinten mit Ken am Tisch saß, um für die Klausur zu lernen. „Allerdings sieht es ganz so aus als müsste ich alleine unsere Projektarbeit weitermachen.“ Auch Yolei und Takeru sahen zu unseren beiden eifrigen Freunden hinüber. „Der wird wieder nur knapp bestehen, das sehe ich jetzt schon.“ „Ja, der Meinung bin ich auch. Obwohl es immer wieder ein Wunder ist, dass er wirklich nur durch einen Punkt mehr, die Prüfung besteht. Anscheinend läuft sein Gehirn bei Prüfungen auf Hochtouren.“, entgegnete Yolei. „Oder er hat immer nur wahnsinniges Glück.“, sagte Takeru. Wieder seufzte ich. „Ich geh dann mal hinüber zu meinem Platz.“ „Bleib doch hier. Es ist sowieso kein Lehrer da, wir sind also ganz unter uns. Da kannst du doch auch gleich hier sitzen und weiterarbeiten.“ Takeru lächelte mich an. Obwohl ich wieder leichtes Herzklopfen bekam, hob ich eine Augenbraue. „Bei euch kann ich mich nicht konzentrieren. Ihr lenkt mich ab.“ Sein Grinsen wurde größer und eine Spur wölfisch. „Mache ich dich nervös?“ Meine Wangen färbten sich rot und ich runzelte die Stirn. „Unsinn. Du lenkst mich ab mit deinem kindischen Getue. Das ist alles.“ Yolei verdrehte die Augen. „Na los, an die Arbeit.“ Nach der Schule verabschiedeten wir uns von Yolei, Davis und Ken mit dem Versprechen, dass wir uns heute Abend bei mir zu Hause noch sehen, um meinen Geburtstag mit all den anderen zu feiern. Aber bis dahin wollten Takeru und ich den Nachmittag zu zweit verbringen. „Bis später dann!“, riefen wir den anderen noch zu und dann machten wir uns auf den Weg in die Stadt. „Ich hab ein tolles Café gefunden, das wird dir bestimmt gefallen.“, versprach Takeru mir. „Das klingt super. Ich liebe Cafés!“ „Das weiß ich doch. Du kennst bestimmt alle in dieser Stadt. Aber dieses hier hat ganz neu. Es ist wirklich schön eingerichtet und auch nicht so teuer.“ Das Café war wirklich wunderschön. Es war nicht sehr groß, aber dafür umso gemütlicher. An den Wänden standen Bücherschränke mit Zeitschriften und sogar einigen Romanen. Alles war aus hellem Holz, und auf jedem Sitz war ein kleines Federkissen gelegt worden. Das helle Sonnenlicht drang durch das große Fenster, welches bis zur Decke ging und auf dem Glas klebte die Aufschrift „Papillon“ in einem hellen Blau. So hieß also das Café. „Es ist wirklich wunderschön, Takeru!“, raunte ich als wir das Café betraten. Er lächelte und steuerte direkt auf das kleine Tischchen zu, welches schon gedeckt war für zwei. Gedeckt? „Was zum…“ Meine Augen wurden größer. Beim Näherkommen erkannte ich, dass in der Mitte eine kleine Minitorte mit Kerzen stand. Eine Erdbeer-Schokoladentorte. Meine Lieblingstorte. Außerdem eine Karte auf der groß draufstand: „Herzlichen Glückwunsch. Ich liebe Dich. Takeru.“ „Alles Liebe zum Geburtstag, Kari.“, sagte Takeru und schob den Stuhl nach hinten, damit ich mich hinsetzen konnte. „Takeru! Was….Wann hast du das…“, stammelte ich und ich merkte, wie rot ich wurde und mir wurde ganz heiß. Er hatte das extra für mich vorbereitet? „Die Besitzerin des Ladens ist eine gute Freundin meiner Mutter und ich habe ihr beim Bau des Cafés mitgeholfen. Zum Dank wollte sie sich revanchieren und ich habe ihr gesagt, dass du bald Geburtstag hast. Mit ihr habe ich dann diesen kleinen Plan entwickelt. Ich hoffe, die Überraschung ist mir gelungen?“ Sein Lächeln geriet ins Wanken als er sah, dass ich noch immer nur starr da stand. Endlich sah ich ihn an und meine Augen wurden feucht. „Das ist einfach so lieb von dir! Danke, danke, danke!“, raunte ich und ging mit schnellen Schritten auf ihn zu um ihn zu umarmen. Fest nahm ich ihn in den Arm und auch er drückte mich. „Ich liebe dich, Kari. Und ich bin so froh, dass wir zusammen sind.“ Ich nickte. „Ich auch. Danke für die letzten vier Jahre und ich hoffe auf weitere viele schöne Jahre mit dir.“ Er ließ mich los und grinste wieder. „Darauf kannst du dich gefasst machen. Ich lass dich nicht gehen.“ Ich wischte mir eine Träne weg und grinste ebenfalls. „Das hoffe ich doch.“ „Komm, lass uns den Kuchen probieren. Der ist bestimmt ziemlich lecker.“, sagte er und wir setzten uns hin. „Hat deine Bekannte den Kuchen gebacken?“, fragte ich und nahm die Gabel zur Hand. Er nickte. „Sie hat in Paris studiert und backt wirklich gut. Meine Mutter hat manchmal etwas von ihr mitgebracht.“ „Wow, der schmeckt richtig lecker!“, sagte ich begeistert als ich einen Bissen gekostet hatte. „Hier, probier du auch mal.“ Ich nahm eine Gabel voll und er öffnete den Mund, um das Tortenstück zu nehmen. „Sag ich doch.“, antwortete er. Ich lächelte ihn einen Moment lang an. Wie bin ich doch froh, dass ich ihn an meiner Seite habe, dachte ich. Takeru war für mich der liebste, tollste Partner, den man sich wünschen konnte. Er war immer an meiner Seite und unterstützte mich in allen Sachen. Wir waren so etwas wie Seelenfreunde und wussten fast telepathisch sofort, was der andere wollte. „Weißt du eigentlich, wie sehr ich dich brauche?“, sagte ich und konnte diesen einen Gedanken nicht für mich behalten. Fast entschuldigend blickte er mich an. „Ich glaube eher, es ist anders herum.“ Ich schüttelte den Kopf. „Bestimmt nicht. Ich wüsste nicht, was ich ohne dich wäre.“ Meine Stimme brach am Ende fast weg. Über den Tisch hinweg nahm er meine Hand in Seine und streichelte leicht meinen Handrücken. „Kari…“ „Ja?“ „Es gibt noch einen Grund, weshalb ich dich heute hierher gebracht habe.“ Ich legte den Kopf leicht schief. „Und dieser wäre?“ Einen Moment lang sah ich eine leichte Unsicherheit in seinen Augen und er presste die Lippen fest aufeinander. Aber dann nahm er den Mut zusammen und mit leisen Worten fing er an zu sprechen. „Als ich dich vor vier Jahren gefragt habe, ob du meine Freundin werden willst, da habe ich nichts anderes in der Zukunft gesehen als uns beide zusammen. Wir beide zusammen. Als Paar, als Familie, als Großeltern. Mein Bruder hat sich natürlich lustig darüber gemacht. Er meinte zu mir, ich sei noch so jung, gerade mal in der Pubertät, und ich solle nicht so naiv sein und an die ewige Liebe glauben.“ Einen Moment verstummte er, ehe er fortfuhr. „Aber weißt du was? Meine naiven Gedanken haben sich bisher nicht geändert. Ich möchte immer noch, dass wir für immer zusammen bleiben, wie kindisch sich das auch anhören mag. Ich möchte mit dir alt werden und möchte sehen, wie unsere Enkelkinder aussehen. Das klingt vielleicht altmodisch, aber es ist wirklich so. Wenn ich an meine Zukunft denke, sehe ich jedes Mal dich an meiner Seite, egal, was ich werden will. Wenn ich vorhaben will, Arzt zu werden, sehe ich dich als Krankenschwester neben mir, wenn ich Koch werden will, wärst du die Kellnerin. Wäre ich Pilot, möchte ich, dass du Stewardess wirst und sollte ich jemals ein Autor werden, wärst du meine Hauptprotagonistin. Egal, was ich mache, an was ich auch denke, du bist immer ein Teil, ein Teil meiner Zukunft. Und sicher ist das selbstsüchtig und egoistisch, aber ich hoffe, dass das auch bei dir so ist und mein Wunsch ist es, obwohl es eigentlich dein Geburtstag ist, dass du für immer bei mir bleibst.“ Ich wagte mich kaum zu rühren. Mit großen Augen sah ich ihn an und langsam drangen seine Worte in meinem Kopf. „Du…“ Fast automatisch öffnete sich mein Mund. „Du…“ Er seufzte und kratzte sich heftig den Kopf, ehe er lachend den Kopf schüttelte. „Mann, Kari! Ich habe dir eben einen Heiratsantrag gemacht!“, rief er, halb lachend und halb verzweifelt. Tränen rannen mir übers Gesicht und mein Körper fühlte sich an als wäre er taub, als wäre er nicht meiner. „Du…du willst, dass ich dich heirate?“, brach ich stotternd heraus. Er nickte, immer noch unsicher. Einen Moment herrschte Stille, doch dann bewegte er sich und beugte sich etwas hinunter, um in seine Tasche zu greifen. Er holte etwas heraus und legte schließlich eine kleine Samttruhe vor mich. Ich wusste genau, was drin war. Oh mein Gott. „A-aber wir sind gerade mal achtzehn…“, stammelte ich und starrte auf das kleine blaue Päckchen. „Ich weiß. Ich möchte ja auch nicht, dass wir sofort heiraten… Sondern eher….Naja…“ Auch er konnte die richtigen Worte nicht finden. „Ich möchte nur, dass wir bis dahin versprechen, dass wir uns weiterhin vertrauen, lieben und geduldig sein werden bis zu dem Tag…“ Mein Blick wanderte zu seinen Augen. Seine Stimme war wieder ruhig geworden und er schaute mich ernst an. „Oh, Takeru, das ist…“, raunte ich überwältigt. „Natürlich will ich! Natürlich! Takeru, das ist einfach unglaublich…ich…“ Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. „Danke…Danke….Danke…“, flüsterte ich deshalb nur und drückte das Päckchen fest an meine Brust. „Ich danke Dir…“ Seine Hand nahm wieder meine und er nahm mir die Samttruhe aus der Hand, um sie zu öffnen. Darin lag ein silberner, schlichter Ring. Mit der anderen Hand nahm er wieder meine Hand und langsam streifte er ihn über meinen Finger, bis er das Ende erreicht hatte. Einige Sekunden blickten wir beide auf unser silbernes Versprechen. Es waren nur einige Minuten vergangen, doch dieser Moment fühlte sich wie eine Ewigkeit an. In diesen Minuten hatte sich mein Leben verändert. War das die Möglichkeit? „Heißt das, wir sind verlobt?“, fragte ich ihn schließlich und er dachte kurz über diese Worte nach. „Ich denke schon.“, antwortete er und ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen. „Und das bedeutet, dass wir heiraten werden?“ „Genau das heißt es.“ „Und ich werde dann deinen Namen bekommen?“ „Stimmt genau.“, entgegnete er und ich strich mit dem Daumen sanft über meinen Ring. „Takaishi Hikari…“, flüsterte ich. „Gefällt mir.“ Er lachte leise. „Du weißt nicht, wie sehr es MIR gefällt.“ Ich fiel in sein Lachen ein. „Ich muss hier aber kurz etwas einwenden.“, sagte ich plötzlich und er sah mich fragend an. In seinen Augen sah ich nichts als Freude, Glückseligkeit und das, was ich so sehr an ihn liebe: Das strahlende Blau. „Wieso darf ich nicht auch Arzt werden, wenn du Arzt wirst? Und wieso muss ich Kellnerin werde, wenn ich doch auch kochen kann? Ich koche schließlich besser als du!“, sagte ich schnippisch. Er verdrehte die Augen. „Ist ja gut. Von mir aus kannst du sogar Anwältin werden und ich werde mit Absicht einen Mord begehen, damit ich einen Grund habe zu dir zu gehen.“ Ich grinste. „Wer sagt denn, dass ich deine Tat verteidige?“ „Ich krieg dich schon dazu.“ „Ach ja, und wie möchtest du das anstellen?“, neckte ich ihn. Er beugte sich leicht zu mir und schaute mir tief in die Augen, ehe er antwortete. „Ich werde Sie verführen, Frau Anwältin.“ Obwohl wir nur herumalberten, bekam ich doch glatt wieder Herzklopfen. Ich schluckte und schaute zur Seite. „Ich glaube, ich wäre keine so gute Anwältin.“ Er lachte nur und beugte sich wieder zurück. Sein Blick fiel auf seine Armbanduhr. „Ich glaube, wir müssen uns langsam auf den Weg machen. Die anderen sind sicherlich schon bei dir zu Hause und Tai fragt sich bestimmt auch schon, warum wir nicht langsam auftauchen.“ „Du hast recht. Lass uns aufbrechen.“ Wir standen auf und ich nahm die Geburtstagskarte vom Tisch und steckte sie sorgfältig in meine Schultasche. Draußen war viel los. Der Berufsverkehr hatte wieder begonnen und die vielen Menschen waren auf dem Weg nach Hause. Es war laut und dicht und mir kam es vor, als wäre der Zauber von eben im Café vorbei und nun befanden wir uns wieder in der Realität. Doch ich lächelte als Takeru meine Hand nahm. Nein, der Zauber war noch nicht erloschen. Ich war verlobt. Takeru und ich, wir würden heiraten. Wir würden für immer zusammen sein. Ich spürte das Gewicht des Ringes an meinem Finger. Für immer und ewig. Wir machten uns zu Fuß auf den Weg durch das dichte Gedrängel der Menschen. Die vielen Autos rasten an uns vorbei, sowie die Menschen, die sich an uns vorbeidrängten. Keiner nahm von uns Notiz. Doch das machte nichts, denn Takeru hielt meine Hand und ließ mich nicht los. Lächelnd blickte ich auf die Menschenmenge und mein Blick fiel auf ein junges Mädchen in einer blauen Schuluniform, welches auf den Boden blickend über die Straße ging. Die vielen Leute drängten sich hastig an ihr vorbei und es dauerte nicht lange, als sie schon so heftig geschubst wurde, dass sie auf den Boden fiel. In diesem Moment wurde die Ampel rot. Das Mädchen, welches noch am Boden saß, bewegte sich nicht, sondern starrte weiterhin nach unten. Keiner nahm von ihr Notiz und von weiter Ferne hörte ich, wie die Autos näher kamen. Ich blieb stehen und ließ dabei die Hand von Takeru los. „Was ist?“, hörte ich ihn, doch ich antwortete nicht. Fast automatisch ging ich mit immer schneller werdenden Schritten auf das Mädchen zu, welches anscheinend nicht die Absicht hatte wieder aufzustehen. Ich drängte mich zwischen den Menschen hindurch. Sah denn niemand das Mädchen auf den Boden? „Kari!!“, schrie Takeru, doch ich rannte immer schneller auf die Straße zu. „Pass auf!“, rief ich so laut ich konnte, doch sie hörte mich nicht. Als ich dann das Mädchen erreicht hatte, packte ich sie am Arm und versuchte sie hochzuziehen. Mit einem Ruck riss sie sich los. „Du musst aufstehen!“, rief ich ihr zu, doch sie starrte wieder auf den Boden. „Lass mich…“, hörte ich sie leise durch das laute Verkehr sagen. Wütend packte ich sie wieder. „Steh sofort auf! Ich lasse dich hier bestimmt nicht liegen, hast du kapiert!?“ Überrascht über meine plötzliche Wut blickte sie auf und dann passierte es. Plötzlich geschah alles ganz schnell. Ein großer Lastwagen bog in unsere Richtung ab und raste auf uns zu. Für einige Augenblicke stand ich stocksteif da, als dann automatisch meine Hände mit aller Kraft das Mädchen zu Seite stießen. Und in diesem Augenblick konnte ich in das Gesicht des Mädchens sehen. Sie war ein hübsches Mädchen, doch in ihren Augen konnte ich nichts anderes als eine Dunkelheit sehen. Eine so einsame und tiefe Dunkelheit, die mich unglaublich erschreckte. Auch sie schaute mich an, überrascht und verwirrt. Dann wurde alles weiß. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)