Freunde fürs Leben - Was bleibt sind die Erinnerungen von Jacqueline248 ================================================================================ Kapitel 6: Die Kraft des Meeres ------------------------------- Während Ruffy draußen in der kühlen Nachtluft zur Inselbucht lief, war seine plötzlich aufgekommene Wut längst verflogen. Er war mit einem Mal schlagartig nüchtern gewesen. Und trotzdem verlangsamte er seine Schritte nicht. Er war entschlossen, er musste das hier tun, für sich. Und wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann tat er es auch. Die kleine Stimme der Vernunft in seinem Kopf, die sagte er solle lieber wieder umkehren, ignorierte er gekonnt. Wenn Ruffy immer in seinem Leben auf sie gehört hätte, dann hätte er seine Träume niemals erreicht. Bei ihm entschied eben nicht der Kopf, sondern sein Herz oder manchmal auch sein Bauch. Als er die Bucht endlich erreichte, sah er das Objekt seiner Begierde: das alte, kleine Schiffchen. Es war wirklich nicht groß und es hatte, ganz offensichtlich, schon bessere Tage erlebt, doch das war Ruffy ziemlich egal. Es schwamm noch, also erfüllte es seinen Zweck. Nicht weit entfernt ankerte auch das Schiff von Zorro und Robin, das in einem wesentlich besseren Zustand war, aber das wollte er ihnen nicht wegnehmen, immerhin waren es seine Freunde. Das mordige, teils grün angelaufene Holz des Schiffchens machte keinen sehr stabilen Eindruck, vorsichtig streckte Ruffy erst ein Bein aus, um anzustesten. Da es standhielt, wagte er sich ganz vor. Sein altes Herz machte einen Sprung. Es war so weit, er würde Hals über Kopf in ein neues Abenteuer starten. Ihm war bewusst, dass es sein letztes Mal war, er war wirklich alt und sein Körper nicht mehr in dem Zustand, diesen Strapazen zu trotzen. Doch er brauchte es ein letztes Mal. Ein letztes Mal das Gefühl von grenzenloser Freiheit, ein letztes Mal nicht wissen, wohin der Wind einen treibt, was der Morgen bereit hält. Er atmete tief ein und schloss kurz die Augen, genoss diesen Moment. Dann machte er das Schiffchen los und setzte das Segel, das ein klein wenig porös und löchrig war. Schulterzuckend nahm Ruffy auch das hin. Wohin er jetzt letzten Endes segelte, war ihm egal. Darüber, wie er jemals wieder zurück finden sollte, machte er sich jetzt noch keine Sorgen. Zwar hatte Ruffy einen extrem schlechten Orientierungssinn, dafür aber die wunderbare Gabe, die Vernunft auszuschalten. Und bis jetzt ging immer alles gut aus, warum dann nicht auch dieses Mal? Er konnte ja nicht ahnen, dass das Schicksal diesmal etwas anderes für ihn bereit hielt. Das Wasser klatschte hoch an die Wände des kleinen Schiffchens und brachte es ordentlich zum Schaukeln. Zum Glück war Ruffys Magen nicht sehr empfindlich, jemand anders wäre bei dem Wellengang bestimmt schlecht geworden. Wo er gerade an seinen Magen dachte, wurde ihm bewusst, dass er gar keinen Proviant eingepackt hatte. Er hatte nicht mal Trinkwasser. Als die anfängliche Euphorie nach ein paar Stunden verflogen war, machte sich Langeweile bei ihm breit. Soweit er es im Dunkeln sehen konnte, war nichts als Wasser um ihn herum. Er entschied sich dazu, erst mal eine Runde zu schlafen. Da das Schiffchen kein Bett oder ähnliches hatte, legte er sich auf den harten Holzboden. Früher hatte er schließlich auch überall schlafen können. Schnell merkte er jedoch, dass das nicht so einfach war, wie er es sich vorgestellt hatte. Er drehte sich von Seite zu Seite und es schmerzte ihm überall. Es dauerte Ewigkeiten bis er eine Position fand, in der es einigermaßen aushielt. Und dann konnte er nicht schlafen, weil ihn seine Gedanken quälten. Er fühlte sich doch ein wenig schuldig, einfach so abgehauen zu sein. Die anderen, besonders Hancock, machten sich bestimmt riesige Sorgen um ihn. Und dieser lächerliche Streit, das war doch gar nicht nötig gewesen. Vielleicht war ein bisschen der Alkohol Schuld, aber alles konnte man nicht darauf schieben. Er hätte es wohl früher oder später sowieso getan, er brauchte das hier. Aber er hätte sich anders verabschieden sollen und sich auch besser vorbereiten, wie ihn sein knurrender Magen erinnerte. Und er dachte wieder an früher, an seine Freunde. Jeder Einzelne war so wichtig gewesen. Das hier war ganz anders, als früher. Hier gab es keine Nami, die ihnen sagte wo es lang ging, nicht nur auf die Richtung des Schiffes bezogen. Oder einen Sanji, der leckeres Essen kochte. Oder auch nur einen Lysop, mit dem er herumalbern konnte. Er hätte diese Liste ewig weiter führen können. Hier gab es nur ihn und seine Gedanken. Irgendwann fand er dann doch endlich in den Schlaf. Ruffy wurde wach, durch das Geräusch von Donner. Als Erstes bemerkte er, dass der Wellengang wesentlich heftiger geworden war. Und er fror am ganzen Körper. Regen prasselte heftig auf ihn herein. Es musste schon Morgen oder auch Mittag sein, doch der Himmel war fast noch so dunkel, wie in der Nacht. Mühsam versuchte er sich aufzurichten, doch das war leichter gesagt, als getan. Sein Rücken schmerzte wirklich sehr, er brauchte ein paar Anläufe, um endlich, mehr oder weniger aufrecht, zu stehen. Sein ganzer Körper schmerzte und er war völlig durchnässt, doch das vergaß er schnell. Erschrocken stellte er nämlich fest, dass sein kleines Schiffchen dabei war, in einen riesigen Strudel zu geraten. So schnell es ihm möglich war, holte er das Segel ein, denn der Wind trieb ihn immer weiter in die Gefahrenzone. Zum Glück hatte er ein Paddel an Bord, mit dem er mit aller Kraft versuchte, in die entgegengesetzte Richtig zu kommen. Doch die Strömung war wirklich stark. Sie trieb das Schiffchen immer weiter zum Strudel. Er war wie ein Magnet, der ihn anzog. Regen, Kälte und seinem Körper zum Trotz, gab Ruffy alles. Ein paar Meter kam er sogar gegen an, wenn das Meer nur nicht so viel Kraft hätte. Unaufhörlich erhellten Blitze die Szene und laut grollte der Donner. Verzweifelt merkte Ruffy, wie die Kraft in seinen alten Armen immer weiter schwand und die Strömung dabei war zu gewinnen. Er blickte sich um, eine andere Lösung musste her und zwar schnell. Doch es gab hier nichts, nicht das kleinste Bisschen. Hier war nur sein Schiffchen und der Strudel, der ihn immer dichter zog. Dadurch, dass das Schiffchen so heftig schaukelte, war auch schon einiges an Wasser hineingelaufen, doch er hatte keinen Arm frei, um es herauszuschöpfen. Das konnte doch nicht wahr sein. Er, der König der Piraten, der gegen die schrecklichsten Gegner gekämpft und aus so mancher auswegslos erscheinenden Situation gekommen war, sollte vom Meer bezwungen werden? Das war wohl ein Scherz. Er war immerhin Monkey D. Ruffy! Verbissen gab er noch ein mal alles. Mit aller Kraft, die er aufbringen konnte, schaffte er erneut sich schwer atmend ein paar Meter gegen die Strömung zu arbeiten. Doch es war schon gefährlich viel Wasser im Schiffchen und würde es nicht mehr über dem Wasser bleiben. Ihm wurde klar, die anderen hatten Recht gehabt, das hier war zu riskant und zu gefährlich gewesen, er würde es wohl mit seinem Leben bezahlen. Er war ein alter, sturer Mann, der jetzt die Konsequenzen für sein unüberlegtes Handeln trug. Tränen der Verzweiflung und der Wut über sich selbst kamen in ihm hoch. Nie wieder würde er seine Freunde oder geliebte Ehefrau wieder sehen. Er würde nicht miterleben, wie Alice aufwuchs. Kraftlos sackte er zusammen und die schweren Augenlider fielen ihm zu. Er hatte keine Angst vor dem Tod, er fand es nur schade, dass sein Leben vorbei sein sollte. Er dachte ein letztes Mal an alle schönen Momente, an alles, was er erreicht hatte. Die Gesichter seiner Freunde tauchten zogen vor seinem innerem Auge vorbei. Zu jedem fühlte er sich so tief verbunden. Der Moment, als er König der Piraten wurde, das Gefühl seinen Traum erfüllt zu haben, war einfach wunderschön. Nie hatte er daran gezweifelt sein Ziel zu erreichen. An die Geburt seines Sohnes, als er das kleine Bündel in den Armen hielt, ein unbeschreibliches Glücksgefühl. Er sah die kleine Alice fröhlich durch den Garten toben, die schwarzen Locken auf und ab wippend. Er sah das wunderschöne Gesicht von Hancock vor sich, der Liebe seines Lebens. Sie war immer für ihn da gewesen und hatte ihn bedingungslos geliebt. Ihr Gesicht sollte das letzte sein, was er vor seinem Tod sieht. Er war stolz und unendlich glücklich für all diese Dinge, die sein Leben erfüllt hatten. Mit einem Lächeln auf den Lippen zog es ihn langsam in die Bewusstlosigkeit. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)