Schwarzer Komet von Yosephia (Drachengesang und Sternentanz - Teil 1) ================================================================================ Kapitel 38: Die Straße, die zu einem harten Kampf führte -------------------------------------------------------- Der Schrei zerriss die gespenstige Stille, die auf Jadestadt lastete, und brachte Gray aus dem Tritt. Keuchend stolperte er nach vorn und klammerte sich an eine Häuserecke, um nicht im Dreck zu landen. Die Ruhe, zu der er sich seit dem Aufbruch im Morgengrauen immer wieder ermahnt hatte, löste sich schlagartig in Luft auf und die wenigen Happen, zu denen Natsu ihn überredet hatten, drohten, wieder nach oben zu kommen. Nie zuvor in seinem Leben hatte Gray etwas so Schreckliches wie diesen Schrei seines Bruders gehört! „Da lang!“, bellte Natsu neben ihm und zog ihn über den verlassenen Appellplatz der Kaserne von Jadestadt. Im Laufen zog der Drachenreiter ein Messer aus einem Holster am Gürtel. Mit aller Kraft zwang Gray sich, neben seinem Kameraden wieder in einen regelmäßigen Laufschritt zu verfallen. Panik würde ihm jetzt nicht helfen, rief er sich selbst in Erinnerung. Und es würde auch nicht helfen, Natsu zu hetzen, der sie mit seiner feinen Nase bis hierher geführt hatte. Er hörte selbst, wie dringend es auf einmal war. „Wie viele Dämonen sind es?“, fragte Gray, um die nächsten Schreie seines Bruders nicht so deutlich hören zu müssen. „Drei waren hier, aber die Spur des einen führt weg von der Kaserne…“ Sie umrundeten das Lazarett und erreichten ein unbeschriftetes Gebäude, dessen vergitterte Fenster genug über seinen Zweck verrieten – und genau aus diesem Gebäude drang erneut ein Schrei, gefolgt von manischem, schrillem Gelächter. Es wurde zu viel. Ohne abzuwarten, was Natsu tat oder sagte, folgte Gray den Geräuschen eine steinerne Treppe hinunter und durch einen schummrigen Gang bis zu einer eisenbeschlagenen Tür, die nur angelehnt war. Als er sie aufstieß, blieben ihm nur wenige Herzschläge Zeit, um die Szenerie zu überblicken: Lyon und Meredy, an Handfesseln von der Decke hängend, Meredy geknebelt und sich verzweifelt windend. Lyon zitternd und wimmernd, zu seinen Füßen eine Blutlache. Neben Meredy eine gehörnte Dämonin, hinter Lyon eine kleinere, einen blutigen Dolch erhoben. Dann erklang hinter Gray ein Zischen – und im nächsten Augenblick ragte ein Wurfmesser aus der Kehle der Foltermeisterin hinter Lyon. Sie stieß ein überraschtes Gurgeln aus und ließ ihren Dolch fallen, um nach ihrer Kehle tasten zu können. Ihre Augen weiteten sich vor Unglauben und sie stolperte Blut spuckend nach hinten, bis sie an die Wand stieß und an dieser langsam zu Boden sank. Als Gray wieder bewusst wurde, dass sich noch eine zweite Dämonin im Raum befand, und er herum wirbelte, war der Überraschungsmoment schon vorbei. „Menschenbrut!“, fauchte die Gehörnte und seltsamerweise hatte ihre Stimme einen Doppelklang in Grays Kopf. „Ihr wagt es! Dafür werdet ihr leiden!“ Vor Grays Augen verschwamm erst alles und dann tauchten Lyon und Meredy vor ihm auf. Sie hingen noch immer von der Decke, regungslos, mit aufgeschlitzten Kehlen, die Augen leblos und starr. Gray entfuhr ein gepeinigtes Stöhnen und er wollte den Blick abwenden, aber etwas zwang ihn, still zu halten. Zu spät, erklang es in seinem Kopf. Lyon und Meredy verschwanden wieder, wurden von Grays Mutter abgelöst, ihr weißes Haar, das sie an Lyon vererbt hatte, Blut getränkt. Gray würgte verzweifelt. Immer zu spät. Beim Anblick seines toten Vaters sank Gray in die Knie. Der gesamte Körper seines Vaters war von Folterspuren übersäht… Etwas Warmes spritzte auf Grays Gesicht und das Bild seines Vaters löste sich langsam auf. Es fühlte sich an, als würde sich ein dichter Nebel lichten, und als Gray wieder klar sehen konnte, stand vor ihm die gehörnte Dämonin. Aus ihrer Brust ragte ein ungleichmäßiger Splitter blutroten Eises, der bereits zu schmelzen begann. Grays Blick zuckte zu seinem Bruder hinüber. Das Blut zu seinen Füßen war verschwunden und er hing nun völlig erschlafft in seinen Fesseln. Eine Bewegung am Rande seines Blickfelds hielt Gray davon ab, in Panik zu verfallen. Natsu war mit wenigen Schritten bei der Dämonin und stieß ihr von unten einen Dolch durch Kehle und Kopf. Der Blick der Gehörnten erstarb und sie sackte lautlos in sich zusammen. Zitternd und schwer atmend blieb Natsu für einen Moment über ihrem Leichnam stehen. Dann wischte er sich hastig über die Augen und drehte sich abrupt zu Gray herum. „Kümmere dich um Meredy.“ Für einen Moment wollte Gray widersprechen – Lyon brauchte seine Hilfe dringender! –, doch dann fiel sein Blick auf die Assassine. Sofort sprang er auf die Beine und machte einige Schritte auf sie zu, zögerte dann jedoch. Obwohl die Dämonen keine Hand an sie gelegt zu haben schienen, sah sie fürchterlich aus. Die Fesseln hatten ihre Handgelenke völlig aufgeschürft, ihre Haare hingen ihr aufgelöst ins Gesicht und ihre Augen hatten sich derartig verdreht, dass nur noch das Weiße zu sehen war, während sie gepeinigt in ihren Fesseln zappelte und dabei durch den Knebel hindurch dumpfe Laute ausstieß. Sie hatte offensichtlich eine Panikattacke. Lyon wäre derjenige, der sich jetzt um Meredy kümmern müsste. Er kannte Meredys Geschichte, besaß ihr Vertrauen, stand ihr nahe… Aber er konnte nicht helfen und Gray hatte sich doch geschworen, dass Meredy jetzt zu seiner Familie gehörte. Es war jetzt seine Aufgabe, sie zu beruhigen! „Meredy“, sagte er leise und machte einen Schritt nach vorn, um sie an der Schulter zu berühren. Sofort zuckte sie zusammen und stieß um den Knebel herum einen erstickten Schrei aus, ehe sie sich wieder zu winden begann. „Meredy, ich bin es, Gray“, versuchte er es noch einmal, aber sie reagierte nicht auf ihn. Es war fast, als würde sie sich immer noch in einer Halluzination der gehörnten Dämonin befinden. Was für eine Chance hatte Gray da überhaupt, zu Meredy vorzudringen? Sein Blick zuckte zu Natsu hinüber, der es bereits geschafft hatte, Lyon von seinen Fesseln zu befreien, und ihn nun vorsichtig auf den Bauch legte, um das Hemd mit einem seiner Messer aufzuschneiden und vom blutigen Rücken zu lösen. Ruckartig drehte Gray sich wieder um und griff nach Meredy Fesseln. Sie wehrte sich in blinder Panik, trat ihm mehrmals gegen die Schienbeine und schrie und wimmerte. Als er sie endlich auf die eigenen Füße stellen konnte, rutschte sie in ihrer Hast beinahe aus. „Komm zu dir!“, rief Gray und schlang die Arme um Meredy. Wieder wehrte sie sich, heftiger sogar, doch Gray hielt sie eisern fest und murmelte ihr immer und immer wieder ins Ohr, dass sie in Sicherheit war, dass Lyon in Sicherheit war, dass sie sich beruhigen musste… Und irgendwann erlahmten ihre Zuckungen und ihr Körper erschlaffte in Grays Armen. Ganz vorsichtig lehnte Gray sich zurück und betrachtete die Frau, die er zu seiner Schwester erklärt hatte. Sie klammerte sich jetzt zitternd und weinend an ihn, das Gesicht an seine Brust gepresst. Gray hatte sie noch nie so unbeherrscht gesehen. So schrecklich verletzlich und so jung und alt zugleich. Behutsam erlöste er sie endlich von dem Knebel, dann schlang er die Arme wieder fester um ihren Körper und drückte sein Gesicht in ihre Haare. Er konnte ihr die Erinnerungen an Edolas nicht nehmen, konnte das, was auch immer ihr dort widerfahren war, nicht ungeschehen machen. Alles, was er tun konnte, war, sie weiter festzuhalten. „G-gray…“ Lyons schwaches Röcheln ließ Gray und Meredy gleichzeitig herum wirbeln. Lyon lag auf dem Bauch, um ihn herum die blutigen Fetzen seines Hemdes. Mit seinem Tagelmust hatte Natsu das Blut vom Rücken gewischt und drei Stiche und zwei Schnitte freigelegt. Während Natsu sich an einer seiner Gürteltaschen zu schaffen machte, hatte Lyon den Kopf herum gedreht, um Gray und Meredy sehen zu können. Es sah aus, als hätte er alle Mühe, bei Bewusstsein zu bleiben. „Wir müssen Lyon zu den Ärzten bringen, die Minerva da gelassen hat“, krächzte Gray und versuchte, nicht zu genau auf den Schnitt am rechten Schulterblatt zu blicken, der sich bereits unheilverkündend schwarz verfärbte. „Keine Zeit“, murmelte Lyon. „Ihr müsst… Kyouka… aufhalten…“ Neben Gray zuckte Meredy heftig zusammen und dann schien sie regelrecht in sich zusammen zu schrumpfen. „Ist Kyouka der dritte Dämon?“, fragte Natsu, ehe er mit den Zähnen den Pfropfen einer kleinen Tonflasche heraus zog. „S-sie ist auf dem Weg, um…“ Meredys Stimme erstarb und sie barg wimmernd das Gesicht in den Händen. „Es ist alles meine Schuld! Es tut mir so Leid!“ „Nicht…“ Lyons Hand zuckte, als wollte er sie nach einer Freundin ausstrecken. Sein flehender Blick wandte sich an Gray, welcher sich ein Herz fasste, einen Arm um Meredys Schultern schlang und sie mit sich runter zu Lyon zog. „Im Nordviertel beim Steinbruch“, stieß Lyon matt hervor. „Dort sind die Gefangenen… Sie will sie alle töten… Ihr müsst euch beeilen.“ „Aber was ist mit dir?“, widersprach Gray und versuchte dabei, nicht an all die Menschen zu denken, die in dieser großen Stadt Platz hätten. „Meredy kann sich um ihn kümmern“, mischte Natsu sich ein und hielt der Assassine das Fläschchen entgegen. „Träufel’ die Hälfte auf die Wunden und flöße ihm den Rest ein.“ „Was ist das?“, fragte Meredy krächzend, doch wieder gefasst genug, um misstrauisch klingen zu können. „Keine Ahnung.“ Bei dem ratlosen Schulterzucken spürte Gray schon, wie ihm vor Wut die Galle hoch kam. „Gegengift von jemandem, der Ahnung davon hat. Ziemlich sicher sogar mehr als die da.“ Natsu nickte in Richtung der toten Giftdämonin, in deren Kehle noch sein Messer steckte. „Ich vertraue ihm.“ „Du kennst ziemlich viele Leute“, murmelte Meredy. Wieder zuckte Natsu mit den Schultern, dann stand er auf und durchquerte mit großen Schritten die Kerkerzelle. Für einen Moment zögerte Gray noch, dann straffte er die Schultern. „Gib Lyon das Gegengift. Keine Ahnung, warum, aber ich vertraue Natsu. Er weiß Bescheid.“ Meredys Augen weiteten sich ungläubig. „Aber warum hast du-?“ „Weil ihr Beide die größten Eishirne der Welt seid“, knurrte Gray. „Kümmere du dich um Lyon, ich helfe Natsu.“ Ohne auf eine Erwiderung zu warten, durchmaß Gray ebenfalls den Kerker und eilte die Treppe hoch. Natsu war schon nicht mehr zu sehen, also schlug Gray einfach die nächste Straße nach Norden ein. Er konnte immer noch nicht klar sagen, warum er Natsu erzählt hatte, was in der Heimat geschehen war. Sicherlich war auch Lyons Alleingang dafür verantwortlich gewesen, aber auch vorher hatte Gray sich nicht wohl mit diesem Geheimnis gefühlt. Das Gespräch mit Lucy lag ihm auch heute noch schwer im Magen. Aber er hatte sich nicht Lucy, Loke oder Levy anvertraut, die er schon seit fünf Zyklen kannte, sondern ausgerechnet Natsu. Natürlich, im Moment seines Zusammenbruchs war nur der Drachenreiter zur Stelle gewesen, aber etwas an der Art, wie er auf Grays Geheimnis reagiert hatte, hatte Grays Vertrauen geweckt. Ohne dass Natsu etwas dergleichen gesagt oder auch nur angedeutet hätte, fühlte Gray sich von ihm verstanden. Er fragte sich, was das zu bedeuten hatte. Was war Natsu in der Vergangenheit widerfahren? Magnolia stand doch noch. Kam Natsu ursprünglich nicht aus dem Fürstentum? Aber wäre ein Fremder in Magnolia zum Ehrenlegionär ernannt worden? Wieder einmal wurde Gray bewusst, dass er im Grunde nichts über seinen Kameraden wusste. Fernes Geschrei riss Grays Gedanken zurück in die Gegenwart und ließ ihn anhalten, um sich zu orientieren. Das irritierend gradlinige Straßennetz hatte es einfach gemacht, immer weiter nach Norden zu kommen, sodass er gar nicht weiter darauf geachtet hatte, wie sich seine Umgebung verändert hatte. Anstatt der Kasernen- und der daran anschließenden Wohngebäude umgaben ihn jetzt lauter Lager, die mit blockartigen Zahlen beschriftet waren. Das Geschrei erklang östlich von ihm. Waren das die Gefangenen? Mit dem Tod der Telepathin mussten sie alle erwacht sein. Wenn sie etwas Ähnliches wie Gray vorhin gesehen hatten, war verständlich, warum sie jetzt schrien. Es musste für sie wie das Erwachen aus einem schier ewig währenden Albtraum sein. Spätestens jetzt musste der letzte Dämon wissen, dass etwas nicht stimmte. Das konnte ihn womöglich zum Kerker zurück locken, aber Gray traute diesen Dämonen nicht einmal diesen Akt der Kameradschaft zu. Für viel wahrscheinlicher hielt er es, dass der Dämon sich beeilen würde, die Menschen von Jadestadt zu eliminieren. Gray fluchte atemlos und hetzte weiter in Richtung des Geschreis, weil das sein einziger Hinweis auf den Aufenthaltsort der ehemaligen Gefangenen war – nur vage erinnerte er sich an den Stadtplan von Jadestadt, den er heute Morgen noch studiert hatte. Wo bei allen Stürmen steckte bloß Natsu? Konnte er den Dämon wirklich riechen oder hatte er hier in der Nähe der Gefangenen dieselben Probleme wie in Sabertooth, als Minerva ihn gefragt hatte, ob er Jackal aufspüren konnte? Waren auch hier zu viele andere Gerüche in der Luft? Hatten sie zu lange im Kerker herumgestanden? Als hätte Natsu Grays Sorgen gespürt, erklang just in diesem Moment ein lautes Grollen und drei Straßen weiter schossen Flammen zwischen den Gebäuden hervor. Sofort änderte Gray die Richtung. Je näher er dem Flammenherd kam, desto mehr Kampfgeräusche konnte er hören. Zuletzt quetschte er sich durch einen schmalen Spalt zwischen zwei Lagerhäusern, um schneller zur anderen Straße zu gelangen. Gerade noch rechtzeitig konnte er sich selbst abfangen, als er auf die Straße zu stolpern drohte. Schwer atmend zwang er sich, zuerst die Lage zu überblicken: Natsu schwang gerade sein Langschwert nach einer Dämonin – das musste Kyouka sein – mit einer Knochenpanzerung, die gleichzeitig an einen Vogel und an eine Eidechse erinnerte, während sie mit einem Schwert parierte, das aus ihrem Armpanzer heraus wuchs. Gray erinnerte sich an eine Geschichte seiner Mutter über die sogenannten Knochenbrecher – Dämonen von unvorstellbarer Körperkraft und mit Knochenpanzerung, die sie beliebig formen konnten. Sie waren nicht so monströs stark wie Berserker, doch dafür um Längen bessere Kämpfer, schneller, wendiger, effektiver. Gnadenloser noch als viele andere Dämonen und mit einer tiefen Abscheu gegen alles Menschliche. Und sie besaßen eine unglaublich starke Resistenz gegen alle Magieformen. Hinter der Dämonin brannte ein hölzernes Fass so heiß, dass sogar die Metallbeschläge schmolzen. Natsu musste Kyouka mit voller Kraft getroffen haben, aber die Knochenbrecherin war nicht einmal angesengt. Ausgerechnet hier, wo die Umweltbedingungen ihn geradezu übervorteilten, stieß Natsu auf eine Gegnerin, gegen die er mit seiner Magie nicht das Geringste ausrichten konnte. Doch zu Grays Überraschung ließ Natsu sich nicht davon aus dem Konzept bringen. In seinem typischen wilden Kampfstil, der Gray schon bei der Schlacht gegen die Zyklopen erstaunt hatte, schlug der Drachenreiter zu, parierte, wich aus, täuschte, trat. Sein Repertoire schien unerschöpflich, Zögern schien ihm unbekannt. Er kämpfte ohne Regeln, ohne Standards. So hatte Gray, der bei der Kaiserlichen Armee schon gegen so viele andere Krieger angetreten war, noch nie jemanden streiten sehen. Allerdings war schon nach einem kurzen Schlagabtausch offensichtlich, dass Kyouka mehr Schlagkraft besaß und in Sachen Schnelligkeit mit Natsu mithalten konnte. Damit blieb Natsu als einziger Vorteil nur noch seine Unberechenbarkeit. Grays Blick huschte umher auf der Suche nach einer Möglichkeit, die Dämonin zu überwältigen. Er war nicht so ein Taktiker wie Lyon und auch nicht so ein überragender Bogenschütze wie Romeo. Mit seiner Magie war er im Nachteil und die Umgebung versprach ihnen auch keine Vorteile. Alles, was er tun konnte, war, sein Schwert im richtigen Augenblick in den Kampf zu werfen… Gray tauchte wieder in die Gasse ein und hetzte zurück, um das Lager zu umrunden und so in Kyoukas Rücken zu gelangen. „Hey da! Halt!“ Ein Soldatentrupp versperrte Gray den Weg. Sie schienen alles andere als gefasst, sie zitterten, ihre Gesichter waren bleich, ihre Augen extrem geweitet – und dennoch waren sie zu viert und hatten die Waffen erhoben. Gray stieß einen Fluch aus und blickte gehetzt zum Eingang jener Gasse, in die er rein musste, um Natsu helfen zu können. „Wer seid Ihr?“, fragte einer der Soldaten, seinem Abzeichen an der Brust nach ein Hauptmann, mit dünner Stimme. „Was ist hier geschehen?“ „Ich habe keine Zeit, um es zu erklären“, erwiderte Gray barsch. „Geht zurück zum Steinbruch und sorgt dafür, dass alle dort bleiben. Mein Kamerad kämpft noch gegen einen Dämon und wir können es nicht gebrauchen, dass Ihr dazwischen geratet.“ „Ich verstehe nicht“, stammelte der Hauptmann. „Ein Dämon? Wie ist der hier herein gekommen?“ Beim Großen Sturm! Gray hatte Mitleid mit diesen Männern, die sich viel zu lange in der furchtbarsten Gefangenschaft befunden hatten, die er sich vorstellen konnte, aber hier und jetzt wünschte er sie in die Eiswüste. „Verschwindet und kümmert Euch um Eure Leute!“, blaffte Gray und setzte sich in Bewegung. Sein Bruder hätte ihn ein Eishirn genannt und im Nachhinein musste Gray sich eingestehen, dass er damit Recht hätte. Diese Menschen hatten Angst, waren verwirrt und geschwächt. Was sie brauchten, waren geduldige Erklärungen, keine unsensiblen Befehle von einem Fremden. Es war den Männern nicht zu verdenken, dass sie ihre Schwerter hoben und Gray umzingelten. Er hätte es an ihrer Stelle wahrscheinlich genauso gemacht. Aber verdammt sollten sie sein! Sie raubten Gray damit Zeit. Zeit, die Natsu vielleicht nicht hatte! Gray zwang sich, tief Luft zu holen und jedem der Soldaten in die Augen zu blicken. „Ich weiß, dass Ihr verwirrt seid und Antworten wollt, aber ich kann sie Euch nicht geben. Nicht jetzt. Mein Kamerad braucht Hilfe!“ „W-woher sollen wir wissen, dass Ihr uns nicht anlügt?“, stammelte ein anderer Soldat. Er konnte kaum älter als Romeo sein, seine Ausrüstung war noch vollkommen neu. In seiner Angst wirkte er jünger und zerbrechlicher denn je. „Ihr könntet zu denen gehören! Wo habt Ihr unsere Fürstin versteckt? Wo ist Herrin Hisui?!“ Mit seiner Sorge um die Jadefürstin legte er auch gleich seine Verehrung für die Frau offen. Der arme Bursche war schwer verliebt in seine Lehnsherrin. „Ich weiß nicht, wo Hisui ist“, erwiderte Gray unwirsch. „Vielleicht wird sie anderswo gefangen gehalten.“ Oder vielleicht war sie tot. Es war sechs Schmelzen her, seit Gray die Jadefürstin das letzte Mal in Crocus getroffen hatte. Sie war während der Dauer ihres Studiums oft am Kaiserlichen Hof gewesen, ehe sie ihren Abschluss in Politik gemacht hatte und nach Jadestadt zurückgekehrt war, um ihren Vater auf dem Fürstenthron abzulösen. Wegen des Altersunterschiedes hatte Gray nie so viel mit ihr verkehrt wie später mit Lucy, aber er hatte sie höher geschätzt als viele andere der Sonnenmenschenfürsten, die er vor und nach ihr kennen gelernt hatte. Der Gedanke, dass die Dämonen sie womöglich getötet hatten, tat Gray aufrichtig Leid, aber er konnte und durfte sich jetzt nicht darum kümmern. „Wir lassen Euch nicht gehen, solange wir keine Antworten haben. Wir-“ Ein lautes Krachen unterbrach den Hauptmann und ließ ihn und seine Kameraden herumwirbeln. Gray spurtete los, rempelte einen der Soldaten so an, dass er dem daneben vor die Füße fiel, und rannte endlich um das Lager herum. Er hatte wirklich versucht, die Soldaten dazu zu bringen, zu verschwinden. Mehr Zeit konnte er sich nicht für sie nehmen. Wenn sie wenigstens einen Funken Restverstand hatten, würden sie beim Anblick der Dämonin hoffentlich Reißaus nehmen. Als Gray aus der engen Gasse heraus stolperte, erkannte er, dass seine Chance vertan war. Die Straße glich einem Schlachtfeld. Die so gleichmäßig verfugten Bodenplatten waren verschartet und gesprungen, teilweise sogar richtig geborsten, deutliche Zeugnisse für Kyoukas ungeheure Kraft. Der Kampf hatte sich in eines der Lager verlegt, das massive, zweiflügelige Holztor war zersplittert und hing schief in den Angeln. Im Inneren des Lagers waren unterschiedlich große Marmorblöcke fein säuberlich aufeinander gestapelt und aneinander gereiht. Es gab Fensterläden, die man öffnen konnte, um mehr Licht in den Raum zu lassen, aber jetzt waren sie alle geschlossen und je tiefer Gray in das Lager vordrang, desto schummriger wurde es. Vage erkannte er Flaschenzüge an den Deckenbalken und in einer Ecke befand sich ein kleiner Werkstattbereich, in dessen Zentrum ein teilweise bearbeiteter Block stand, der bereits die Form eines Basilisken erahnen ließ. Gray folgte dem Kampfeslärm und der Spur aus Scharten an den Marmorblöcken und als er um eine Ecke bog, stand er schließlich in Kyoukas Rücken. Die Dämonin setzte Natsu noch genauso schnell und kraftvoll zu wie zu Beginn des Kampfes, während der Drachenreiter reichlich zerschunden aussah. Über der rechten Augenbraue hatte er einen hässlichen Schnitt davon getragen und Blut rann ihm über Gesicht und Hals. Das Wams wies mehrere Schnitte auf, unter welchen der leichte Lederpanzer zum Vorschein kam. Zum Glück schien keiner der Schnitte durch den Panzer gedrungen zu sein, aber Gray war sich sicher, dass das nur Natsus schnellen Reaktionen zu verdanken war – und das konnte nicht ewig anhalten. Ohne sich noch mal aufhalten zu lassen, zog Gray sein Schwert und griff an, genau in dem Moment, da auch Natsu wieder sein Schwert schwang. Kyouka hörte ihn – richtig, Knochenbrecher hatten scharfe Sinne –, aber sie musste Natsus schlichtem, aber kraftvollem Überkopfschlag ausweichen, der auf ihren Kopf zielte. Ein Stapel Marmorblöcke behinderte sowohl ihr Manöver als auch Grays. Es war hier zu eng für einen effektiven Gebrauch des Schwerts. Allerdings war der Kampf unter solchen Bedingungen ein elementarer Bestandteil in Robs Ausbildungskonzept gewesen. Nur zu gut erinnerte Gray sich noch an all die zermürbenden Übungen zwischen eng zusammen gestellten Kisten und Fässern. Hier und jetzt musste er nicht einmal darüber nachdenken, was zu tun war. Ganz automatisch wurde aus dem Seitwärtshieb ein blitzschneller Vorwärtsstoß, der auf den Hals der Dämonin zielte. Kyouka gelang es, rechtzeitig ihren Arm hoch zu reißen. Der undurchdringliche Knochenpanzer lenkte Grays Klinge vom Hals ab, aber gerade in dem Moment, da Gray spürte, wie sich sein eigener Schwung gegen ihn zu wenden drohte, war Natsu zur Stelle. Der Drachenreiter hatte einen Dolch gezückt und stach damit nach Kyoukas Handgelenk. Das Ausbleiben eines Schmerzenschreis ließ das Knacken übelkeiterregend laut klingen. Jeder noch so gestandene Mann hätte bei einer solchen Verletzung unmöglich still bleiben können, aber Kyoukas einzige Reaktion war ein wildes Zähnefletschen, das wohl eher der Wut als dem Schmerz zuzuschreiben war. Gray fing seinen eigenen Schwung ab und gleichzeitig mit Natsu sprang er von der Dämonin zurück, die den unverletzten Arm für einen Gegenschlag hob. Seite an Seite und mit erhobenen Waffen standen sie ihrer Kontrahentin gegenüber. „Ihr Unwürdigen wagt es!“, spie sie hasserfüllt. „Und ihr habt Hand an Seilah gelegt! Ich kann ihr Blut riechen!“ „Deine Freunde haben bekommen, was sie verdienen“, erwiderte Natsu und schob sein hier nur hinderliches Langschwert in die Scheide, um stattdessen seinen Dolch in die rechte Hand zu legen. „Wenn du nicht wie sie enden willst, musst du Jadestadt verlassen, ohne auch nur einem Menschen ein Haar zu krümmen.“ Gray warf dem Drachenreiter einen Seitenblick zu. Es war klar, dass dieses Ultimatum reine Provokation zum Zweck hatte, aber Gray glaubte, dahinter auch ein Quäntchen Aufrichtigkeit zu erkennen. Hoffte Natsu etwa wirklich, die Dämonin würde das Angebot annehmen? Konnte er so naiv sein? Gray dachte an die Kämpfe gegen die Zyklopen und in Malba. Nein, der Mann, der dort ohne Zaudern gekämpft und auch getötet hatte, war kein Naivling gewesen. Natsu kannte den Tod und den Überlebenskampf. Aber allem Anschein nach kannte er auch die Prinzipien von Recht und Unrecht. Ob von Igneel, von seinem Fürsten, von seinen Eltern oder von einem seiner Lehrmeister, Natsu hatte Ehre kennen gelernt und hielt sie aufrecht. „Unwürdige Kriecher!“, zischte Kyouka und ließ an beiden Unterarmen ihre Panzer so wachsen, dass sie wie stachelartige Dolche aussahen. Eindeutig die beste Bewaffnung für die Gegebenheiten hier, auch wenn die Dämonin nicht gänzlich ihre Verletzung verschleiern konnte. Gray glaubte dennoch nicht, dass sie tatsächlich im Vorteil waren. Ihrer beider Magie war hier nutzlos und körperlich war Kyouka ihnen immer noch überlegen. Gray blieb keine Zeit, auch nur darüber nachzudenken, was für eine Strategie sein Bruder womöglich verfolgen würde. Kyouka griff unbarmherzig und unablässig an, setzte ihnen Beiden mit Hieben und Tritten zu und drängte sie zurück. Um nicht Gefahr zu laufen, Natsu in die Quere zu kommen, versuchte Gray eben nicht, ihm Deckung zu geben, sondern bewegte sich stattdessen langsam und mit vielen Rückschlägen so, dass sie Kyouka in die Zange nehmen konnten. Ob es Zufall war oder Natsu dieselbe Idee hatte oder einfach instinktiv richtig auf Grays Manöver reagierte – es gelang ihnen. Doch selbst unter diesen Bedingungen schaffte Kyouka es, die Oberhand zu behalten. Ihre Bewegungen waren zu schnell, als dass die beiden Männer eine Lücke in ihrer Verteidigung erwischen konnten, ja, sie schaffte es sogar, ihnen weiterhin zuzusetzen. Mit einem harten Tritt schleuderte sie Natsu gegen einen Stapel kleinerer Marmorblöcke. Tatenlos musste Gray mit ansehen, wie der beinahe doppelt mannshohe Turm zusammenfiel und Natsu unter sich begrub. Bevor er auch nur daran denken konnte, dem Drachenreiter zu helfen, wirbelte Kyouka herum und richtete ihre gesamte brutale Kraft gegen ihn. Mit Mühe und Not verteidigte Gray sich, schnitt dabei jedoch nicht besser ab als Natsu vorhin. Er steckte einen brennenden Schnitt am Unterarm ein, einen Schlag gegen den Kopf, schließlich einen Tritt in den Bauch, der ihn nach hinten schleuderte. Er prallte gegen etwas Großes und sackte benommen zu Boden, beide Hände leer, ohne sich erinnern zu können, wann er seine Waffe eingebüßt hatte. Träge hob er den Blick, als sich ihm schwere Schritte näherten. Er dachte an Lyon und Meredy und schickte ein Stoßgebet an seine Ahnen, dass die Beiden Kyouka irgendwie entgingen. Er sah, wie die Dämonin mit einem manischen Zähnefletschen den gesunden Arm hob, dessen Panzer zu einer Axt auswuchs… Und dann kam etwas von der Seite geflogen und schlitzte den Nasenrücken der Dämonin auf. Brüllend vor Wut wirbelte sie herum und Gray, der ihrer Blickrichtung folgte, erkannte die Soldaten von vorhin. Diese bedauernswerten Narren zitterten schlimmer als Gray bei seinem ersten Eisbad. Es war der junge, verliebte Tölpel, der das Messer geworfen hatte, die Hand noch erhoben, den Mund vor Erstaunen geöffnet ob seines Trefferglücks. Gray wollte ihnen zurufen, dass sie verschwinden sollten, aber da war es auch schon zu spät. Mit einem Sprung war Kyouka mitten unter ihnen und wirbelte mit ihrer Knochenaxt herum. Einem der Männer wurde der Kopf zerteilt, noch ehe er reagieren konnte. Die Anderen hoben ihre Waffen zur Verteidigung oder wichen aus, doch es wurde innerhalb weniger Herzschläge zu einem Gemetzel. Entsetzt wandte Gray den Blick ab und kämpfte sich auf die Beine, während er sich nach seinem Schwert umsah. Ja, er hatte die Männer eben noch verflucht, weil sie ihn aufgehalten hatten, aber das hier hatte er nicht gewollt… Sein Blick fiel auf den Gegenstand, gegen welchen er vorhin geprallt war. Es war ein Fass, das bei den Regalen der kleinen Werkstattecke stand, an welcher er vorhin vorbei gelaufen war. Und es roch nach Öl. Ein Stapel Lumpen lag darauf. Gray hatte keine Ahnung, wofür man in einer Bildhauerwerkstatt Öl brauchte, aber das war seine Rettung! Er zog einen kleinen Eispickel aus einem Holster am Gürtel, der sich abseits seines eigentlichen Zwecks auch als Wurfwaffe eignen konnte – nur eben nicht gegen einen Feind wie Kyouka –, und schlug damit in die Planke des Fasses. Nach drei gut gezielten Hieben ergoss sich das Öl aus einem faustgroßen Loch auf den Boden. Die Flüssigkeit war anders beschaffen als normales Wasser, gefror nur sehr schwerfällig und ließ sich dann auch nicht so einfach formen. Aber Ur hatte ihren Schülern seit jeher auch den Umgang mit anderen Flüssigkeiten als Wasser beigebracht. So hatte Lyon vorhin auch sein eigenes Blut gefrieren lassen können. Gray konzentrierte sich auf seine Magie, lauschte nur am Rande den Kampfgeräuschen und dem Poltern, als Natsu mühsam die Marmorblöcke von sich stemmte. Schließlich konnte er das Öl spuren. Mehr Zeit ließ er sich nicht. Abrupt drehte er sich zu Kyouka herum und machte einen Ausfallschritt, um den Schwung zu simulieren, den er dem gefrierenden Öl geben musste. Er achtete nicht auf die toten Körper zu Füßen der Dämonin, investierte all seine Aufmerksamkeit nur darauf, sie in einen unerbittlichen Hagelsturm aus Öl-Eiskörnern zu hüllen. Wie ein dichter Pfeilhagel prasselten sie auf Kyouka. Viele prallten vom Knochenpanzer ab, wirbelten herum und versuchten es erneut. Andere – und mit jedem Herzschlag wurden es mehr – drangen in winzige Lücken in der Verteidigung ein, fanden Wege zwischen die Knochenplatten und gruben sich darunter in die Haut. Sie rissen die Gesichtshaut der Dämonin auf, zerfleischten sogar ihre Augäpfel. Keuchend sackte Gray zu Boden, als ihm die Kontrolle über das Öl schließlich entglitt. Seine Kehle war auf einmal wie ausgedörrt und er fühlte sich fiebrig und schwach. „Verdammte Wüste“, stöhnte er und blinzelte gegen den Nebel der Erschöpfung an. Er erkannte die Dämonin und den jungen Soldaten, der sich hastig zurück zog, denn Kyouka verfiel in blinde Raserei – im wahrsten Sinne des Wortes. Brüllend schlug sie um sich, ließ dabei immer wieder Splitter von den Marmorblöcken abplatzen, erwischte einmal sogar einen der Stützbalken, woraufhin die darüber gelagerten Blöcke in Schräglage gerieten, rutschten und gegen den nächsten Stapel krachten, der daraufhin auch in Bewegung geriet. Und Kyouka tobte weiter, in bereits wieder schmelzendes Öl getränkt, aber allem Anschein nach bei weitem nicht so schwer verletzt, wie Gray es gehofft hatte. Er hatte zu schnell die Kontrolle über das Öl verloren… Auf einmal fühlte Gray sich von jemandem gepackt und in die Höhe gezogen. Er hob den Blick und erkannte Natsu. Der Drachenreiter sah genauso übel aus, wie Gray sich fühlte, aber er grinste grimmig. „Danke für deine Vorarbeit!“ Gray verstand erst, als Natsu tief Luft holte und dann Flammen auf die Dämonin spie. Das Öl fing Feuer und unter dem Knochenpanzer breitete sich die Glut aus, griff all jene Stellen an, die sonst unerreichbar für jedweden Angriff waren. Das Gebrüll wurde zu schrillem Geschrei, noch immer wütend und hasserfüllt, aber nun auch panisch und gepeinigt. Es waren Todesschreie. Selbst jetzt noch blieb die Dämonin stärker und ausdauernder als beinahe jedes andere Wesen, aber genau das verlängerte ihre Qual nur noch. Grays Blick fiel auf die toten Soldaten, deren Opfer ihm genug Zeit verschafft hatte, um das Öl kontrollieren zu können – und er sah sich außerstande, auch nur ein Quäntchen Mitleid für Kyouka aufzubringen. Auf Natsu gestützt sah er zu, wie die Dämonin sich irgendwann einfach zusammen krümmte und elendig jaulend zugrunde ging. Der Gestank von verkohltem Fleisch breitete sich im Lager aus. „Lass’ uns rausgehen“, schlug Natsu schließlich mit kratziger Stimme vor und Gray nickte erleichtert. Ächzend schleppten sie sich mit gegenseitiger Unterstützung in einem großen Bogen um Kyouka herum und aus dem Lager heraus. Im gleißenden Sonnenlicht fühlte Gray sich noch miserabler und er musste nach den dämmrigen Lichtverhältnissen im Lager die Augen zukneifen, aber er atmete dennoch erleichtert auf, als er wieder etwas anderes als brennendes Fleisch riechen konnte. „Puh! Das war ein Gegner!“, schnaufte Natsu und ließ sich achtlos zu Boden fallen, alle Viere von sich gestreckt. Auf seinen Lippen lag ein anerkennendes Grinsen, während er zu Gray aufblickte. „Du bist richtig gut!“ „Alleine hätte ich es nicht geschafft“, erwiderte Gray frustriert und ließ sich neben dem Drachenreiter sinken. „Ich auch nicht“, winkte Natsu leichthin ab. Bei seinen nächsten Worten hielt er Gray die Faust entgegen. „Wie gut, dass wir zusammen waren.“ Es brach die Dinge auf eine viel zu einfache Gleichung herunter, doch sie war Gray wohltuend vertraut. In der Heimat neigte man auch dazu, die Dinge einfacher zu betrachten, und hatte wenig Verständnis für all die Komplikationen der Sonnenmenschen. Zu Grays Verblüffung war Natsu unter all seiner Abenteuerlust und den Albernheiten den Eismenschen doch irgendwie ähnlich. Langsam schlug er seine Faust gegen Natsus, ehe er sich ebenfalls nach hinten in den Dreck fallen ließ. Müde blickte er zum wolkenlosen Himmel auf und lauschte schon bald Natsus gleichmäßigen Atemzügen. Dieses Feuerhirn war tatsächlich auf offener Straße eingeschlafen! „Idiot“, murmelte Gray, aber er spürte dabei, wie sich seine Mundwinkel hoben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)