Schwarzer Komet von Yosephia (Drachengesang und Sternentanz - Teil 1) ================================================================================ Kapitel 35: Die Wege, die zu unangenehmen Erkenntnissen leiteten ---------------------------------------------------------------- „Natsu, Gray!“ Der scharfe Ruf des Rüstungsmeisters genügte, um Gray sofort aufspringen zu lassen. Beinahe wäre ihm sein Kurzschwert, das er mit dem Wetzstein behandelt hatte, um sich selbst beschäftigt zu halten, aus der Hand geglitten. Überraschenderweise war Natsu nur unwesentlich langsamer, obwohl er eben noch im Schatten des Sonnensegels gedöst hatte. Wieder war Gray verblüfft, wie diszipliniert der Gleichaltrige sein konnte, obwohl er offensichtlich nie eine vollständige militärische Ausbildung erhalten hatte. Zumindest ließ das, was Gray bisher über Natsu gehört hatte, keine solchen Rückschlüsse zu. Ständig wechselnde Ausbilder und die ganzen Reisen waren bestimmt für Natsus erstaunliche Anpassungsfähigkeit verantwortlich, aber für seine Disziplin war das sicher nicht zuträglich gewesen – zumal er zugegeben hatte, nichts mit seinen Titeln in Magnolia am Hut zu haben. Gemeinsam eilten sie zu Orga, der mit Minerva und einem hageren Soldaten unter einem Sonnensegel beisammen stand, welches vor dem privaten Schlafzelt der Fürstin aufgespannt worden war. Die Wüstenlöwin stand mit gewohnt beherrschter Miene neben ihrem Rüstungsmeister und hatte für die Beiden Neuankömmlinge nur ein knappes Nicken als Begrüßung übrig. „Das ist Aldad, einer der Späher, die wir darauf angesetzt haben, nach einer Nachricht von Meredy Ausschau zu halten“, stellte Orga den Soldaten vor, der Natsu und Gray ruckartig zunickte. Er mochte am Ende seiner dritten Dekade sein. Sein Gesicht war faltig und pockennarbig, sein Haar bereits größtenteils ergraut, aber wie alle Männer hier hielt er sich aufrecht, die Schultern gestrafft, der Blick fest und selbstsicher. „Also gibt es endlich ein Zeichen von Lyon und Meredy?“, fragte Gray begierig. „Von Meister Lyon wurde nichts gesagt, verzeiht“, erwiderte Aldad mit einer angedeuteten Verbeugung. „Die Nachricht enthielt allgemein keine persönlichen Informationen. Die Kernbotschaft wurde wahrscheinlich als für zu dringlich empfunden, um mehr als unbedingt nötig zu übermitteln. Und wenn Ihr mir das Urteil erlaubt: Es ist in der Tat höchste Eile geboten.“ Gray verspürte den Drang, den Mann zu schlagen und alle Anderen anzuschreien, dass es nichts Wichtigeres gab als das Überleben seiner Familie. Seit zwei verfluchten Tagen wartete er darauf, etwas über Lyon und Meredy zu erfahren, und es machte ihn wahnsinnig. Was sollte er tun, wenn Lyon und Meredy starben? Wie sollte er die Heimat alleine wieder aufbauen? Und wie sollte er das seinem Vater erklären, wenn der noch lebte? Diese Gedanken setzten Gray schon viel zu lange zu… Doch dieses Mal hatte er sich besser im Griff. Vielleicht auch, weil er Natsu und dessen Versprechen hinter sich hatte. „Kommt zur Sache“, forderte Minerva kühl. „Wie lautet die Nachricht?“ Der Soldat straffte die Schultern und schlug einen zackigen, nüchternen Tonfall an. Minerva erinnerte Gray in ihrer Wirkung auf ihre Soldaten irgendwie an Erza. Die hatte schon während ihrer Zeit als Rekrutin eine geradezu furchteinflößende Autorität besessen, aber letztendlich hatte sie damals wie heute nicht durch Furcht, sondern durch Respekt geführt. „Die Botschaft ist in einer Eilkodierung verfasst. Wörtlich lautet sie: Ziel Sabertooth. Heer abrücken. Jadestadt Ablenkung. Diese Nachricht wurde mehrmals wiederholt. Die letzten Male wurde noch Beeilung hinzugefügt.“ Gray wurde schlecht. Meredy war einer der beherrschtesten Menschen, die er kannte. Wenn sie solch eine dringende Botschaft schickte, musste das etwas heißen. Und ihre Nachricht war beängstigend. Sabertooth wurde nur von einer halben Streitmacht und zwei Magiern verteidigt und beherbergte zigtausende wehrlose Einwohner und Flüchtlinge. Wenn der Feind dort zuschlug, würde es in einem Massaker enden. Der Gedanke an seine Freunde dort, ließ Gray beinahe zittern. War Loke bereits wieder stark genug, um sich selbst und die Anderen verteidigen zu können? Und was würde mit Levy geschehen? Beim letzten Mal hatte sie Glück gehabt, aber wie lange würde dieses Glück andauern, wenn sie womöglich direkt von einem Dämon angegriffen würde? Und Juvia? Sie war überwältigend stark, aber sie schien sich nie darin geübt zu haben, ihre Magie im Kampf einzusetzen. Für einen Moment glaubte Gray, ihren leblosen Leib vor sich zu sehen. Ihr hübsches Gesicht bleich und leblos, die schönen Augen ins Leere gerichtet… Doch Gray ballte heftig die Hände zu Fäusten und zwang sich, das Bild zu verdrängen. Wenn jemand die Dämonen überraschen konnte, dann war das Juvia! Sie hatte schon einmal bewiesen, wie stark sie war, sie konnte es wieder schaffen! „Sie haben uns an der Nase herum geführt“, murmelte Minerva düster. Ihr Blick zuckte in Richtung eines der Sonnensegel, die für die Soldaten aufgestellt worden waren. „Dann haben sie Libra und ihre Kameraden womöglich nur glauben lassen, sie wären aus eigener Kraft entkommen.“ Gray folgten dem Blick der Wüstenlöwin und erkannte die Jaderitterin zwischen den Soldaten von Sabertooth. Sie kümmerte sich um die Pflege ihres geliehenen Brustharnisches, beteiligte sich jedoch nicht an den Gesprächen der Männer und Frauen um sie herum. Die Vorstellung, dass all die Opfer und Strapazen, welche die Frau auf sich genommen hatte, dem Feind in die Hände gespielt hatten – ja, sogar von ihm benutzt worden waren –, machte Gray einmal mehr unglaublich wütend auf den Drahtzieher hinter all dem. „Und ihre Freunde sind umsonst gestorben“, grollte Orga. „Was tun wir jetzt?“ „Wir kehren mit dem Heer zurück“, entschied Minerva ohne Zögern. Als Gray Protest erheben wollte, warf sie ihm einen finsteren Blick zu, der Erza abermals Konkurrenz machte, ehe sie an ihm vorbei sah. „Natsu, du und Gray kommt alleine klar?“ „Kein Problem. Ich weiß, wie man Sandschlitten fährt. Lasst uns für den Fall der Fälle genug Proviant da, Wasser holen wir in der Stadt, sobald wir euch folgen können“, antwortete der Feuermagier prompt. Minerva nickte zufrieden. „Für den Fall, dass die Bewohner von Jadestadt noch leben, lasse ich die Hälfte der Pioniere und fünf Feldärzte hier. Holt sie aber erst, wenn die Stadt sicher ist.“ Verwirrt blickte Gray zwischen der Fürstin und Natsu hin und her. Er hatte das Gefühl, als hätten sie sich vorher schon miteinander abgesprochen, aber in der letzten Zeit war Natsu immer bei ihm gewesen und hatte gar keine Gelegenheit für solch eine Absprache gehabt. Hatte Natsu sich während seiner Zeit als Gast in Sabertooth damals so sehr mit der Wüstenlöwin vertraut gemacht? Oder hatte Minerva von Sting und Rogue genug Informationen über den Drachenreiter erhalten, um ihm so vorbehaltlos vertrauen zu können? „Lasst euch nicht töten“, sagte Orga brummend. In seinen dunklen Augen war aufrichtige Sorge zu erkennen. Aus Natsus nächsten Worten war das Grinsen heraus zu hören, aber als seine Hand auf Grays Schulter hinab fiel und diese kräftig drückte, vermeinte der Eismagier, auch seine Entschlossenheit zu spüren. Einmal mehr wurde er von einem warmen Gefühl der Dankbarkeit erfüllt. „Keine Sorge, wir können es uns nicht leisten, hier zu sterben. Wir haben noch etwas zu erledigen.“ Der schroffe Fels der Zuflucht fühlte sich kühl in Romeos Rücken an, ein abstrakter Widerspruch zur gnadenlosen Hitze, welche sogar die Luft über dem Meer aus Sand flirren ließ. Hinter den teilweise zertrümmerten Felssäulen, welche die Wüstennomaden die Wächter nannten, erstreckte sich die Wüste in vollkommener Stille, unbeeindruckt und unangetastet von den Kämpfen, die erst gestern hier getobt hatten. Die Spuren waren bereits verwischt worden, bevor die letzten Toten geborgen worden waren. Einige der Opfer des Wasserdämons, der südlich der Zuflucht sein Unwesen getrieben hatte, hatten gar nicht geborgen werden können. Zu schnell hatte die Wüste die Toten für sich beansprucht. Als wollte sie beweisen, dass sie letztendlich die alleinige Herrscherin war – über die Dämonen, über die Wüstennomaden und sogar über sich selbst. Obwohl so viele ihrer Angehörigen gestorben waren, waren die Wüstennomaden bereits dabei, die Zuflucht wieder herzurichten. Die Toten hatten sie verbrannt, ihre Asche in der Wüste zerstreut, dann hatten sie sich einfach wieder an die Arbeit gemacht. Als wäre es nicht wichtig, dass ein gutes Drittel der Bewohner der Zuflucht tot war. Ja, als würde es ihnen gar nicht auffallen. Für Romeo war dieses Verhalten vollkommen unverständlich. In seiner Heimat dauerte die Totenwache für gewöhnlich drei Tage, solange der Tote nicht an einer ansteckenden Krankheit gestorben war. Er hatte selbst schon eine für Meister Roubaul gehalten und obwohl er nicht sagen konnte, dass er dem Mann jemals außergewöhnlich nahe gestanden hatte, hatte es ihn doch viele Monde gekostet, sich daran zu gewöhnen, dass er nicht mehr da war. Sicherlich hatte diesbezüglich jedes Volk seine eigenen Sitten und Riten, aber Romeo konnte sich nicht vorstellen, dass Sting auch so eine Gefühlskälte zur Schau stellen würde, wäre er jetzt hier. Wenn er allein daran dachte, was für Sorgen Sting sich um Yukino gemacht hatte und wie schwer Dobengals vermeintlicher Tod ihn getroffen hatte… Müde seufzend strich Romeo sich mit der gesunden Hand durch die Haare. Er wünschte sich, er könnte irgendetwas tun, um seine umher springenden Gedanken abzulenken. Aber es war noch lange nicht daran zu denken, dass Wendy seinen Arm heilte. Nachdem sie gestern Abend wieder erwacht war, war sie immer noch zu geschwächt gewesen, um Magie anzuwenden. Sie hatte sich mit konventionellen Mitteln um die Verletzten gekümmert, bis Romeo sie ermahnt hatte, sich endlich schlafen zu legen. Jetzt war sie wieder seit dem Sonnenaufgang dabei, sich um die Verletzten zu kümmern. Toraan und Aki halfen beim Wiederaufbau und wo Gajeel war, wusste Romeo nicht. Wahrscheinlich versuchte er auch, sich vom Trubel fernzuhalten. Das war zumindest Romeos Grund, warum er sich hier draußen versteckt hielt. Mit seinem verletzten Arm konnte er sich ohnehin nirgends nützlich machen, also hatte er nach einem ruhigen, schattigen Platz gesucht, wo er niemandem im Weg war – und wo ihn niemand stören konnte, während er seinen Gedanken nachhing. Die Erinnerung an Wendys Blick, als sie darauf bestanden hatte, mit ins Kampfgebiet zu kommen, ließ ihn einfach nicht mehr los. So grimmig entschlossen hatte er sie nie zuvor erlebt. Aber er verstand nicht, woher dieser Wunsch, sich in Gefahr zu begeben und einen Kampf zu riskieren, auf einmal gekommen war. Wendy musste nicht kämpfen. Das war seine Aufgabe. Dafür hatte er trainiert, seit er ein kleiner Junge gewesen war. Dafür hatte er sich alles abverlangt, hatte gelernt, Schmerzen, Hunger und Müdigkeit auszuhalten, alles zur Waffe zu machen, alle Hemmungen zu überwinden… So viel hatte er auf sich genommen, nur damit Wendy sie selbst bleiben konnte. Ja, wenn er ehrlich war, hatte er in all dem irgendwann auch eine Freude gefunden, die über die blinde Abenteuerlust eines unwissenden Bengels hinaus ging. Er war stolz auf seine Fortschritte, genoss den Nervenkitzel eines guten Kampfes, wurde eins mit dem Bogen, wenn er einen Pfeil anlegte… Aber sein erster Gedanke bei jedem Schuss, jedem Tritt, jedem Hieb hatte immer und überall Wendy gegolten. War er bei all dem nicht stark genug gewesen? Hatte Wendy sich unsicher gefühlt? Hatte sie ihm nicht zugetraut, mit einem Dämon fertig zu werden? Diese Fragen geisterten durch seinen Kopf, seit er gestern hilflos ob seines verrenkten Arms hatte mit ansehen müssen, wie Gajeel die bewusstlose Wendy fort von dem Gemetzel im Inneren Kreis gebracht hatte. Als in seinem Blickfeld zwei Paar nackter Füße auftauchten, hob Romeo verwirrt den Blick. Vor ihm standen Toraan und Aki. Die beiden Dämonenkinder wirkten sehr viel ruhiger, als Romeo sich fühlte. „Yukino geht es schon viel besser, seit sie regelmäßig Wasser kriegen kann“, erklärte Aki und ließ sich sehr unelegant vor Romeo in den Sand fallen. „Wendy glaubt, dass sie schon sehr bald wieder zu Bewusstsein kommen könnte.“ Erleichtert nickte Romeo. Er war froh, dass er sein Versprechen gegenüber Sting und Rogue hatte halten können. Hoffentlich ging es den Beiden auch gut. Nach allem, was er wusste, könnten sie jetzt mit Lucy bei Zirkonis’ Höhle angekommen sein. Womöglich waren sie auch schon auf der Suche nach der Bruthöhle. „Wie sieht es bei den Wüstennomaden aus?“, fragte er vorsichtig, um sich aus seinen Gedanken an seine Freunde heraus zu reißen. „Schlechter, als sie es jemals zugeben würden, aber sie werden es überleben“, war Akis nachlässige Antwort. Toraan, die sich sehr viel eleganter niedergelassen hatte, verdrehte in Richtung ihres Freundes die Augen, ehe sie zu einer richtigen Erklärung ansetzte. „Es sind viele Reiter und Jäger getötet worden, um die Kinder zu beschützen. Dieses Opfer war nicht umsonst, insofern werden die Wüstennomaden überleben. Vorausgesetzt…“ Sie brach ab und zuckte mit den Schultern. „Es wird eine schwierige Zeit für sie. So unabhängig sie auch sind, sie haben auch ihre Schwächen.“ Romeo verstand nicht, was Toraan damit meinte, aber sein Gefühl sagte ihm, dass sie ihm auch auf Nachfragen hin keine bessere Erklärung geben würde. Das war vermutlich eines jener Geheimnisse, die jedes Volk für sich beanspruchte. Gleichzeitig fragte er sich, warum Aki und Toraan über die Wüstennomaden sprachen, als würden sie nicht dazu gehören. Waren sie nicht von ihnen großgezogen worden? Hatte Aki nicht sogar beim Anblick von Mummy – einer Wüstennomadin – und ihren katastrophalen Verletzungen die Beherrschung verloren? Aber andererseits sagte all das wohl wenig darüber aus, wie die Beiden von den Wüstennomaden behandelt worden waren. Die Wüstennomaden hatten Generationen lang Kriege gegen Dämonen geführt, besonders gegen Golems. Wer wusste, wie viel von den alten Feindseligkeiten gegen diese Kinder gerichtet worden war, egal ob nun bewusst oder unbewusst. Vielleicht waren sie deshalb so vehement auf der Suche nach überlebenden Golems. „Wie geht es eurer Freundin?“, wechselte er das Thema. „Sie lebt und irgendwann wird sie auch wieder einen Basilisken reiten können. Mummy ist zäh, sie wird wieder auf die Beine kommen“, antwortete Aki erleichtert. „Wendy hat ihr das Leben gerettet.“ „Wenn Wendy bei mir geblieben wäre, hätte das wahrscheinlich Mummys Tod bedeutet.“ Toraans Worte ließen Romeo zusammen zucken. So unvermittelt auf seinen Konflikt mit Wendy am Vortag angesprochen zu werden, vergegenwärtigte ihm einmal mehr die Ängste, die ihn angetrieben hatten, während er gegen den Berserker gekämpft hatte. Wenn er verloren hätte, wäre Wendy dann gestorben? Und wieso war er nicht besser gewesen? Er musste stärker werden, schneller, besser, klüger. Er musste jeden töten können, der eine Bedrohung für Wendy darstellte! „Du vertraust Wendy nicht.“ Entsetzt starrte Romeo Toraan an, welche ihn finster musterte. Wie kam sie auf diese Idee? Er kannte Wendy beinahe sein ganzes Leben, er wusste besser als irgendjemand sonst, wozu sie in der Lage war! Sein Blick zuckte zu Aki, der jedoch ratlos mit den Schultern zuckte. Der junge Wolfsdämon schien entschieden zu haben, seiner Freundin das Wort zu überlassen. Unsicher sah Romeo wieder Toraan an. „Das ist nicht-“ „Du wolltest Wendy nicht mit in den Kampf nehmen“, unterbrach Toraan ihn streng. „Weil sie keine Kämpferin ist“, murmelte er. „Sagt wer?“ „Wen…“ Er unterbrach sich selbst. Hatte Wendy das tatsächlich irgendwann behauptet? Auf einmal überkamen ihn furchtbare Zweifel. Er hatte damals nur gesehen, wie sehr sie sich davor gefürchtet hatte, den Schwertkampf zu erlernen, aber er hatte nie mit Wendy darüber geredet, ob sie sonst irgendwie kämpfen wollte. Ihm kam wieder Gajeels Frage nach Wendys Drachengebrüll in den Sinn. Er hatte wieder Wendys Schrei im Ohr, während sie zum ersten Mal ihre Drachenmagie richtig entfaltet hatte… „Ich…“, murmelte er verbittert und strich sich mit der gesunden Hand durch die Haare. „Ich wollte sie nur beschützen. Das ist doch meine Aufgabe…“ Toraan schnaubte laut. „Vielleicht solltest du darüber nachdenken, was für Aufgaben du sonst noch hast.“ „Toraan“, begann Aki langsam und das Mitleid in seinem Blick rief in Romeo den Wunsch hervor, sich im Sand zu vergraben. Die Dämonin winkte unwirsch ab. „Wendy will nicht nur keinen Beschützer. Sie braucht auch keinen.“ Die Worte bohrten sich wie Dolche in Romeos Eingeweide und er senkte den Blick, um Toraan und Aki nicht zu offenbaren, wie hart er getroffen war. Mest hatte ihn immer davor gewarnt, dass jeder Magier ihm haushoch überlegen war, wenn er sich nicht schnell genug anpasste, aber nie hatte Romeo in Betracht gezogen, dass das auch auf Wendy zutreffen könnte. Und dennoch hatte er gestern gesehen, wie stark sie alleine sein konnte. Wenn Wendy darauf aufbaute und Kampfmagie erlernte, was würde das dann für ihn bedeuten? Brauchte Wendy ihn dann überhaupt noch? Konnte er dann noch etwas für ihren Schutz ausrichten oder würde er zu nutzlosen Ballast verkommen? Romeo ballte die gesunde Hand zu einer zitternden Faust und biss sich auf die Unterlippe beim Gedanken daran, dass all seine Mühen der letzten Zyklen womöglich vollkommen umsonst gewesen waren. Nur vage bekam er mit, wie Toraan aufstand und davon ging. Aki blieb noch kurz und betrachtete ihn nachdenklich, aber schließlich richtete auch er sich wieder auf und ließ Romeo einfach mit den Scherben seines bisher immer so klaren Weltbildes alleine. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)