Physical Fascination von Tora-Bushi ================================================================================ Kapitel 2: Unüberlegte Handlungen --------------------------------- Ihr Leben war vor etwas mehr als zwei Jahren einfach nur perfekt. Nach der Schule war der Blondschopf gleich als Motorradrennfahrerin durchgestartet. Mit ihrem unglaublichen Talent schaffte es Haruka, sich sofort in ihrem ersten Jahr als Profi erfolgreich gegen ihre männliche Konkurrenz durch zusetzten. Sie war nur noch einen Sieg davon entfernt gewesen, sich den japanischen Meisterschaftstitel vorzeitlich zu sichern, was bisher noch keinem anderen Anfänger geglückt war. Somit hätte die blonde Frau Geschichte geschrieben. Aber leider nahm dieser Tag ein ganz anderes Ende, als sie es sich gedacht hatte. Kopfschütteln löste sich Haruka aus ihren Erinnerungen, in den sie sich gerade befand, als sie sich die Spuren von den vergangenen Tagen weiter betrachtete. Alles war seit diesem einen verdammten Tag anders. Mit vor Wut zusammen gekniffenen Augen betrachtete sie sich erneut die Narben. Doch je länger die Blonde das tat, umso mehr stieg wieder eine unkontrollierbare Unruhe in ihrem Innersten auf. Jegliche klaren Gedanken wurden nun von frustrierten, irrrationalen Anwandlungen überdeckt. Mit einem lauten Knall zersplitterte plötzlich der Spiegel vor ihr. Es dauerte noch eine Weile, bis der Blondschopf realisierte, dass sie dafür verantwortlich war, denn so langsam bildeten sich Schmerzen in ihrer rechten Hand. Wie in Trance, zog sie ihre Faust vom kaputten Spiegel zurück, und sah den nun herausquellenden roten Lebenssaft dabei zu, wie er sich seine Bahnen über ihre Hand, und dem Unterarm suchte. Am Ellenbogen angekommen, tropfte das Blut von dort aus in das Waschbecken. Es bildete sich ein kleiner Pfad runter zum Abfluss, wo die Flüssigkeit in den dunklen tiefen des Rohres verschwand. Immer noch Geistesabwesend drehte sie den Wasserhahn auf, und hielt nun die rechte Hand darunter. Sogleich vermischte sich das Wasser mit dem Blut, und floss dann aus ihren Augen den Abfluss hinunter. Nachdem sich Haruka das meiste von der roten Flüssigkeit abgespült hatte, nahm sie sich ein sauberes Handtuch, und trocknete die Hand und den Arm ab, um sich nun doch der Blutstillung und Wundversorgung zu widmen. Mit einem leichten Verband, begab sich der Blondschopf in ihr Schlafzimmer zurück. Sie wollte jetzt einfach nur noch schlafen. Ohne sich irgendetwas über zu ziehen, verkoch sich Haruka in ihr Bett. Doch kaum hatte sie ihre Augen geschlossen, konnte sie deutlich spüren, dass es in ihrem innersten immer noch brodelte. Die blonde Frau versuchte an nichts zu denken, und atmete mehrmals tief ein und aus. Es half nicht. Also drehte sie sich auf ihre andere Seite, und wiederholte das Ganze. Wieder nichts. Und nachdem sie es auch auf dem Bauch und schließlich dann auf dem Rücken liegen vergeblich versucht hatte einzuschlafen, stand sie frustriert auf. Wie sollte sie jemals wieder in solchen Situationen zur Ruhe kommen, wenn ihr das, was ihr sonst immer geholfen hatte, genommen wurde. Unruhig tigerte sie durch das Zimmer, und nährte damit nur noch mehr das in ihr herrschende Chaos. Und so stieg in Haruka die Sehnsucht nach einem Ausflug mit ihrem Motorrad gerade ins unermessliche. Zwar wusste sie nur zu gut, dass ihr vom Arzt die Fahrerlaubnis dafür entzogen wurde, aber das kümmerte sie im Moment herzlich wenig. » Ach die können mich doch alle mal. Was wissen die denn schon davon, was es mit bedeutet und wie wichtig mir das ist. Außerdem brauche ich den Arm und die Hand nicht so sehr dafür. Ich sollte es einfach mal versuchen. « Damit stand ihr Entschluss endgültig fest. Ohne sich irgendwelchen Zweifeln oder Bedenken hinzugeben, dass das was sie sich da gerade in den Kopf gesetzt hatte nicht richtig ist, zog sich der Blondschopf ihre seit so langer Zeit nicht mehr getragene Motoradkleidung an. Nachdem sie sich ihre Schlüssel und ihren Helm mit den darin enthaltenen Handschuhen geschnappt hatte, begab sich Haruka in ihre Garage. Dort entfernte sie die Schutzabdeckung von ihrer heißgeliebten Maschine. Wie in Trance strich sie mit ihrer rechten Hand über die Karoserie ihrer in einem silberblauen Design gehaltene Suzuki Hayabusa. „Na, hast du mich vermisst?“, sprach sie vor sich hin. Ein leichtes Schmunzeln schlich sich auf das Gesicht der blonden Frau. Abermals fuhr sie noch einmal mit ihrer Hand über ihr Baby, bevor sie sich auf den Sitz schwang. Ein angenehmes Gefühl durchzog ihren Körper und sie schloss für einen Moment ihre Augen. Als Haruka diese wieder öffnete und sich ihren Helm aufsetzte, verspürte sie ein leichtes Kribbeln in ihrem linken Arm. „Nein, nicht jetzt!“, knurrte sie vor sich hin. „Ich lasse mir das jetzt nicht mehr nehmen.“ Sie schüttelte kurz ihren Arm aus, was anscheinend auch die gewünschte Wirkung zeigte, da das kribbelnde Gefühl verschwunden war. Daher zog sich der Blondschopf noch ihre Handschuhe über und startete den Motor. Die Maschine sprang auch sofort an, weil sie sie weiterhin Warten und in Schuss halten ließ. Ohne ein weiteres Zögern fuhr sie auch schon hinaus in die Nacht. Es fühlte sich gleich wieder so befriedigend an, als sie die Straßen entlang fuhr. Vertraute Gefühle und Emotionen durchströmten ihren Körper. Und so machte sich Haruka auf den Weg zu ihrer Lieblingsstrecke in den Bergen. Zwischendurch kehrte allerdings immer mal wieder kurz ein kribbelndes, oder nun auch leicht taubes Gefühl in ihrem linken Arm zurück, aber jedes Mal verdrängte sie es erfolgreich aus ihrem Bewusstsein. Dennoch ging die Blonde kein zusätzliches Risiko ein, und fuhr für ihre Verhältnisse ehr ziemlich zurückhaltend. Es störte sie aber keineswegs, da Haruka einfach nur glücklich war, wieder auf ihrem Motorrad sitzen zu können. Als sie dann endlich ihr Ziel erreicht hatte, stellte sie den Motor aus, nahm sich ihren Helm ab, und befreite ihre Hände. Kaum hatte sie das getan, wehte ihr auch schon ein angenehmer Windhauch durch ihr kurzes Haar. Mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck, stieg Haruka von ihrer Maschine, und ging zu dem Aussichtspunkt herüber. Dort angekommen wurde ihr Körper gleich noch mehr von dem Wind umgarnt. Ganz so, als hätte er sie auch schon vermisst. Der Blondschopf ließ seinen Blick über die vor ihr liegende, und zum Großteil schlafende, aber dennoch ziemlich beleuchtete Stadt schweifen. Und endlich konnte die große Frau zum ersten Mal seit Stunden spüren, wie sich nun eine ruhe in ihrem innersten ausbreitete. Sichtlich zufrieden schloss sie ihre Augen, und ließ den Wind und die Stille auf sich wirken. Haruka hatte keine Ahnung, wie lange sie nun schon so verweilte. Das war ihr aber auch egal. Einzig und allein zählte für sie dieser Moment der inneren Ruhe. Doch leider brachte dieses auch die Müdigkeit, welche sie vorhin sehnlichst vermisst hatte, mit sich. Also öffnete der Blondschopf seine Augen, und holte kurz ihr Handy aus der Innentasche ihrer Motorradjacke hervor, um sich die Uhrzeit an zu sehen. 03:18 Uhr zeigte ihr das beleuchtete Display. » Ich sollte mich nun wirklich mal wieder auf dem Heimweg machen. «, dachte sich die Blondhaarige, und steckte ihr Telefon wieder ein. Gemütlich ging sie zu ihrem Baby zurück, und machte sich für die Rückfahrt bereit. Mit einem zufriedenen Grinsen vernahm die Blonde wieder den wohltuenden Klang des Motors. Da die Bergstraße komplett leer war, fuhr sie nun doch wieder in alter gewohnter Manier los. Wie in alten Tagen legte sich Haruka im perfekten Winkel in die Kurven, und beschleunigte auf den Geraden sogleich wieder ihre Hayabusa. Sie hatte nun schon die Hälfte der Strecke auf dem Berg zurückgelegt, als sich der Schmerz in ihrem linken Arm zurück meldete. Diesmal war er aber ziemlich heftig, und die blonde Frau spürte, dass er sich nicht so leicht wieder ausblenden ließ. Zudem fingen ihre Finger an zu kribbeln, und eine Taubheit breitete sich in der linken Hand aus. » Fuck. «, war alles, was der ehemaligen Rennfahrerin dazu einfiel, und sie sich der nächsten Kurve nährte. Geistesgegenwärtig vollzog sie eine Vollbremsung. Aber durch den Verlust der Kontrolle über ihren linken Arm, war sie dabei nicht in der Lage die Kupplung zu betätigen, so dass der Motor auf voller Leistung blieb. Das Hinterrad wollte weiterhin den Antrieb geben, während das Vorderrad durch die Bremsung blockiert wurde. Und dann passierte es. Haruka verlor völlig die Kontrolle über die Maschine, was sie in einem panischen Zustand versetzte Wie in Trace, spielte sich das unausweichliche Geschehen vor ihr ab. Und plötzlich wurde sie im Geiste wieder zu dem verheerenden Unfall zurück katapultiert. --- FLASHBACK --- Nur noch die enge Doppel-S-Kurve, eine kurze Gerade, dann eine scharfe links Kurve und die Zielgerade trennten Haruka von ihrem Sieg in diesem Rennen, und somit von dem Meisterschaftstitel. Doch das interessierte die blonde Rennfahrerin im Moment nicht, einzig und allein war ihre Konzentration auf den Rest der Strecke und ihrem schärfsten Konkurrenten gerichtet. Auch wenn er wirklich vor ihr ins Ziel kommen sollte, würde er es nicht verhindern können, dass sie sich den Titel holte. Denn dafür müsste die Blonde im heutigen Rennen schlechter als Platz sieben abschneiden, was definitiv durch ihren Vorsprung zum Rest des Feldes unter diesen Umständen nicht mehr drin war. Aber Haruka hatte auch nicht vor Akito Sato den Vortritt zu überlassen. Sie konnte den Mann überhaupt nicht leiden, weil er ihr schon vom Anfang an unmissverständlich seinen Standpunkt klar gemacht hatte, dass sie als Frau hier nichts zu suchen hatte. Doch ihre Antwort darauf war nur, dass sie ihm jedes Mal den Sieg vor der Nase weggeschnappt hatte. Also warum sollte sie es heute ausgerechnet anderes machen? Das war absolut nicht ihr Stil. Soeben hatte der Blondschopf die Doppel-S-Kurve hinter sich gelassen, beschleunigte ihre Maschine, und konzentrierte sich auf die letzte Kurve. Routiniert fuhr sie dafür die Ideallinie an, als sie halb im Augenwinkel mitbekam, das Sato innen zu einem Überholmanöver ansetzte. Sofort erkannte Haruka, das er sie damit in der Kurve ausbremsen wollte, woraufhin sie aber weiter Gas gab. Und dann passierte es. Als Sato direkt neben ihr war, und er mitbekam, dass sein Versuch zu scheitern drohte, trat er mit seinem rechten Bein seitlich gegen ihre Maschine, woraufhin ihre Räder die Bodenhaftung verloren. Dieses löste eine Kettenreaktion aus, was zur Folge hatte, dass die Rennfahrerin ihre Kontrolle über ihr Gefährt verlor. Und so rutschte die Maschine mit ihr zu dem Außenbereich der Kurve über die Curbs, welche ihrem Sturz jetzt eine ganz andere Wendung gaben. Aus dem Schliddern über den Boden, wurde nun ein unkontrollierter Flug auf der Auslaufzone, wodurch sich das Motorrad überschlug, und Schlussendlich an der Streckenbegrenzung zum Stillstand kam. Die ganze Zeit über konnte Haruka absolut nichts machen, um den Sturz auch nur auf irgendeine erdenkliche Art und Weise beeinflussen zu können. Vielmehr hatte die Rennfahrerin das Gefühl als sei sie nur noch in der Position eines stillen, außenstehenden Betrachters. Wie in Zeitlupe verlief der ganze Unfall an ihr vorbei, bis sie mit dem Aufprall schlagartig wieder in ihren Körper zurück katapultier wurde. Es hatte den Anschein, als würde das gerade noch rechtzeitig passieren, damit sie nun den unbändigen Schmerz in ihrem linken Arm mitbekommen sollte. Der ihr kurz darauf die Besinnung raubte, und ihr somit schwarz vor Augen wurde. --- FLASHBACK Ende --- Hart prallte der Körper der blonden Frau auf dem Asphalt auf, und rutschte zusammen mit ihrer Maschine über den Boden. Erst die Felswand am Seitenstreifen in der Kurve stoppte die Bewegung von Mensch und Maschine. Als sich der aufgewirbelte Staub endlich lichtete, gab er den regungslos liegenden Körper von Haruka preis. 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