Die 5 Idioten und ich von Misses-Law ================================================================================ Kapitel 7: Warum ausgerechnet jetzt? ------------------------------------ Noch ein kurzer Blick in das Schaufenster des Cafés und schon öffnete ich die Tür, um mein neuen Arbeitsplatz zu begrüßen. Mit einem freundlichen Lächeln ging ich durch die Tür und begrüßte die Mitarbeiter und einzelne Kunden, die schon einen Platz an den Tischen gefunden hatten. Eine der Mitarbeiter empfing mich fröhlich und schickte mich zu dem kleinen Pausenraum hinter dem Café, um mich umzuziehen. Nach zehn Minuten war ich komplett umgezogen und bereit. Ich ging strahlend aus dem Pausenraum ins Café. Auf dem Weg begrüßte ich meinen neuen Chef, der sich mit seiner Frau unterhielt. Er sah zu mir hoch und lächelte. „Können Sie noch einen Moment warten? Dann zeige ich Ihnen wie wir die Maschinen und alles andere handhaben.“ Daraufhin wartete ich noch, bis der Chef mit seiner Frau fertig diskutiert hatte, um mich danach genau einzuweisen. Er zeigte mir die verschiedene Funktionen der Kaffeemaschinen und wie ich die Kunden zu bedienen hatte, als ich auch schon selber ran musste. Er meinte mir nur noch den guten Ratschlag zu geben „Learning by doing“ und war verschwunden. Gesagt getan. Ich machte mich fertig um ein paar Gäste in Empfang zu nehmen, als ich meine Mitbewohner durch die Tür traten sah. Meine Augen weiteten sich und ich schickte sie innerlich in die Hölle. Was machen die den hier? Wie können sie es wagen an meinen ersten Arbeitstag hier aufzukreuzen? Alle sahen mich mit einem breiten Grinsen an, bis auf Armin, der sich verhalten im Hintergrund hielt. „Guten Tag die Herren. Wie kann ich Ihnen weiter helfen?“ fragte ich mit einen Lächeln auf den Lippen, als ob ich sie nicht kennen würde. „Wir hätten gerne eine Tisch für fünf“, antwortete Dave, der es sich nicht nehmen ließ mir zu zuzwinkern. „Vier“, ertönte eine Stimme aus dem Hintergrund. Alle drehten sich zu Armin um und starrten ihn an. „Ich hätte gerne eine Einzeltisch“, versuchte er es zu erklären und wandte seinen Blick nicht vom Boden ab. „Wie Sie wünschen.“ Ich begleitete die ersten vier an ihrem Tisch und sagte:„ Die Bestellung nehme ich sofort auf.“ Danach zeigte ich Armin seinen Einzeltisch am Fenster in der hintersten Ecke des Cafés, damit ich nicht dauernd in seine Nähe kam und nahm seine Bestellung auf. „Was kann es denn für Sie sein?“ „Ich hätte gerne einen Kaffee mit einem Stück Erdbeerkuchen.“ „Milch und Zucker?“ „Schwarz.“ „In Ordnung. Der Kaffee und der Kuchen kommen sofort.“ Ich machte mich auf dem Weg zu den anderen, als er mich zurück hielt. „Warte!! Wann hast du Feierabend?“ Er sah zu mir auf und durchdrang mich mit seinem Blick. Er sollte wirklich aufhören mich immer so anzusehen. Schnell suchte ich den Blick zu meiner Uhr und überlegte ob ich ihm wirklich antworten sollte. „Ich möchte mit dir reden“, versuchte er es weiter. Ich sah zwischen ihm und meiner Uhr hin und her und entschied mich. „Meine Schicht hat gerade erst angefangen. Das wird noch ein paar Stunden dauern.“ Wollte ich mit ihm reden? „Ich warte so lange“, beharrte er. „Wir treffen uns um 18:30 im Park hier in der Nähe. Weißt du welchen ich meine?“ Er nickte aufgeregt und sah mich mit glänzenden Augen an. Er sollte wirklich aufhören mich immer so anzusehen! Sonst wird er immer mit irgendwas durchkommen. Oder bin ich einfach zu weich geworden? Oh man, Alex, reiß dich zusammen. Ich schüttelte den Kopf und erntete einen fragenden Blick, den ich jedoch gekonnt ignorierte. „Dann sehen wir uns um halb sieben“, lächelte er. Er soll aufhören!! „Wenn Sie mich jetzt in Frieden lassen“, antwortete ich und ging so schnell wie möglich von seinem Platz. Mit schnellem Schritt ging ich zu den restlichen vier um auch ihre Bestellung aufzunehmen. Als ich sie alle mit ihren Wünschen versorgt hatte, stellte ich mich hinter die Theke und spülte dreckige Tassen und andere Arbeit, die noch anfiel. Zwischendurch fragte ich bei den Kunden nach, ob alles in Ordnung sei und empfing manche Rechnungen, etwas Trinkgeld und wieder neue Kunden, die mit einem Lächeln in das Café eintraten. Schlimmer weise kam plötzlich Rafael durch die Eingangstür des Cafés und begrüßte mich breitgrinsend, als ich hinter der Theke stand und wieder Tassen spülte. „Was haben wir denn hier für eine Schönheit?“ fragte er, während sich ein schelmisches Grinsen sich auf seinen Lippen bildete. Mich dabei nicht aus den Augen lassend, setzte er sich auf einen der Hocker vor der Theke und stützte seinen Kopf auf seinen Händen. Warum musste er ausgerechnet heute und zu diesem Zeitpunkt kommen? Nachdem Armin und ich uns gestritten hatten, bin ich nochmal alles in meinem Kopf durchgegangen und seitdem weiß ich nicht was ich von Rafael halten soll. Es war wirklich der schlechteste Zeitpunkt, den es überhaupt geben könne. Und was wird passieren, wenn die anderen ihn sehen? Was wird Armin unternehmen? Warum musste ich ausgerechnet wieder an ihn denken? „Ich wusste gar nicht, dass du hier arbeitest“, stellte er freudig fest und riss mich somit aus meinen Gedanken. „Ist auch mein erster Arbeitstag“, versuchte ich zu lächeln. Warum jetzt? Warum heute? „Das freut mich umso mehr.“ Sein Blick wich nicht von mir und ich fühlte mich langsam unwohl. „Dann kommen wir ja doch früher zu einem Kaffee als gedacht.“ „Ich glaube nicht, dass ich während der Arbeitszeit mit einem Kunden Kaffee trinken darf“, redete ich mich geschickt heraus. „Trotzdem können wir uns ja nett unterhalten.“ Er lächelte mich zuckersüß an. „Das stimmt wohl.“ Das Einzige, was ich zustande bekam, war ein gebrochenes Lächeln. Es war wirklich der schlechteste Zeitpunkt, der jemals hätte auftreten können. Ich wusste nicht was ich tun sollte, damit er die anderen fünf nicht sieht, oder eher gesagt, die anderen nicht ihn. So wie sie auf ihn reagieren, scheinen sie bzw. Armin und Dave nicht das beste Verhältnis miteinander zu haben. Ich wusste nicht warum oder was vorgefallen sein könnte, dass sie sich so verhalten. Aber ich war auch nicht sonderlich besessen darauf, das jetzt herauszufinden. Da war mir ein anderer Zeitpunkt doch lieber. Also versuchte ich so gut es ging mitzuspielen und fing an, mich mit ihm zu unterhalten. „Was führt dich denn hier her?“ „Ach ich bin nur zufällig hier vorbeigekommen und habe dich von dem Fenster aus gesehen. Und da habe ich gedacht, ich leiste dir ein bisschen Gesellschaft.“ „Haha, man könnte wirklich meinen, dass du ein verrückter Stalker wärst“, stellte ich leicht beängstigend fest. „Haha. Keine Sorge, dass ist nur bei hübschen Frauen der Fall“, erklärte er es. „Dann werde ich schon mal nicht von dir gestalkt“, seufzte ich gespielt erleichtert. „Gerade du würdest von mir gestalkt werden“, zwinkerte er mir zu. „Wie war das nochmal mit, es sei nur bei hübschen Frauen der Fall?“ hackte ich nach. „Ja.“ „Und ich sollte von dir gestalkt werden?“ „Ja.“ „Das ist nicht dein Ernst oder?“ „Warum denn nicht?“ „Weil ich eindeutig nicht hübsch bin!!“ erläuterte ich mit fester Stimme. „Ach nein?“ Er sah mich mit zur Seite gesenktem Kopf an. „Nein! Ich bin alles, aber nicht hübsch!“ Ich blieb weiter hartnäckig. Ich konnte es einfach nicht glauben. Wenn jemand hübsch ist, dann die Frau vom Chef und eindeutig nicht ich. „Das sieht dann wohl jeder anders.“ Er zwinkerte mir zu. „Was darf es denn für dich sein“, versuchte ich nicht gerade unauffällig das Thema zu wechseln. „Was habt ihr denn alles zur Auswahl?“ „Du kannst auf die Tafel hinter mir gucken. Da steht alles von Kaffee bis Kuchen und sonstiges“, erwiderte ich. „Aber dann kann ich dich nicht mehr angucken.“ Perplex sah ich ihn an. Ist das sein Ernst? „Dann musst du wohl in deinen Erinnerungen nachforschen, was hier alles angeboten wird.“ „Willst du etwa keine Komplimente annehmen?“ fragte er verwundert und ein wenig enttäuscht. Er hatte wohl nicht damit gerechnet, dass ich seine Komplimente auf diese Weise entgegennehme. „Ich bin da jetzt nicht der größte Fan von. Und bin es auch ehrlich gesagt nicht gewohnt. Von daher kannst du dir das eigentlich alles sparen“, versuchte ich ihm mit einem Lächeln drauf hinzuweisen. Plötzlich hörte ich Gelächter und wendete mich in die Richtung, aus der es kam. Sam muss wohl auf Toilette gegangen sein und steht nun in unmittelbarere Nähe zu uns. Er ging auf uns zu und legte seinen Arm um Rafaels Schulter. „Glaub mir, mit ihr willst du nichts zu tun haben. Sie ist der Inbegriff eines Teufels. Sie mag dir jetzt nett und süß erscheinen, aber in Wahrheit ist sie das nicht, mein Freund. Es gibt da auch eindeutig hübschere Frauen als sie. Ich kann dir gerne welche zeigen.“ Mit seinen Worten versuchte er Rafael von seinem Hocker zu ziehen, doch zeigte dies keine Wirkung. Ich weiß auch nicht warum, aber irgendwie war ich froh, dass Sam gekommen war. Wenn er mich auch nur wie immer beleidigt. Aber nicht alleine mit Rafael zu sein, war sehr erleichternd. „Ich glaube du hast einen falschen Eindruck von ihr“, verteidigte mich der Blondschopf. „Ne, gerade ich hab die wahren Seiten von ihr kennen gelernt.“ Er sah zu mir auf. „Nicht wahr?“ Nachdenklich sah ich ihn an, als ich verstand und antwortete:“ Arsch!“ Ich versuchte ernst zu bleiben um mir nicht anmerken zu lassen, dass ich in mich hineingrinste. Sam war zwar ein Arsch, aber eigentlich doch kein so schlechter Kerl. Plötzlich tauchte Dave hinter ihm auf und gesellte sich zu uns. „Willst du dich denn nicht mehr zu uns setzten, Sam?“ Er bemerkte den an der Theke sitzenden Rafael und meinen hilfesuchenden Blick. Er schien die Lage schnell verstanden zu haben. „Ach du bist auch hier“, wandte sich der Neuankömmling zu Rafael. „Willst du dich nicht zu uns setzten? Dann sitzt du hier nicht so ganz alleine.“ Er näherte sich ebenso dem Blondschopf und legte seinen Arm um seine Schulter. Der Angesprochene wirkte sichtlich genervter und versuchte sich aus dem Griff der beiden zu befreien. „Ich würde mich aber lieber in Ruhe mit Alex unterhalten, wenn es den Herren genehm ist“, erwiderte dieser. „Oh, ‚wenn es den Herren genehm ist‘. Der Junge kann sich ja wirklich vernünftig artikulieren. Aber wie nett du es auch formuliert hast, ich glaube das geht nicht, oder Sam?“ Dave wandte sich an Sam. „Durchaus nicht“, äffte Sam Rafaels altmodische Aussprache nach. „Wir haben uns doch noch gar nicht bedankt, dass du, anstatt wir, die Möbel mit aufbauen musstest. Du hast uns die ganze Arbeit abgenommen und da kann man doch mal einen Kaffee spendieren“, sagte nun wieder Dave und zog Rafael von dem Hocker. „Nicht das ich vorgreifen möchte, aber ist das nicht eigentlich die Aufgabe von Alex?“ fragte der Angesprochene und versuchte sich weiterhin tatkräftig aus dem festen Griff zu befreien. „Das schon, aber wie du siehst muss sie arbeiten und hat bestimmt noch viel zu tun. Wo wir doch gerade alle hier sind können auch wir, anstatt sie, dich einladen und dann hat sich das erledigt.“ Dave und Sam nahen all ihre Kraft zusammen, um ihr Opfer an ihren Tisch zu zerren. Doch das vermeidliche Opfer sträubte sich und konnte sich letztendlich befreien. „Tur mir leid, aber mir ist gerade eingefallen, dass ich noch für eine Möbellieferung eingeteilt bin. Alex, ich wünsche dir noch einen schönen Arbeitstag und hoffe auf ein baldiges Wiedersehen“, damit wandte er sich lächelnd an mich. „…Bis dann“, sagte er zu den anderen zwei und verschwand so schnell es ging aus dem Café. Ich stand hinter der Theke und atmete erleichtert auf. „Danke euch beiden.“ „Ich kann dich ja echt nicht leiden, aber diesen Typen noch weniger. Wenn ich den weiniger sehen muss als nötig, mach ich da alles für. Aber sorg beim nächsten Mal dafür, dass du deinen Kram alleine geregelt bekommst. Nochmal helfe ich dir nicht“, brummte Sam. „Wir helfen doch gerne“, ignorierte Dave Sam und zwinkerte mir zu. „Halts Maul!“ Lautete der letzte Kommentar von dem Pinkhaarigen, als sich die beiden wieder zu ihren Mitbewohner gesellten. Ich ertappte mich dabei, wie ich kurz zu Armin hinsah, als ich sehen wollte ob irgendwelche Kunden das Szenario von vor ein paar Sekunden verfolgt hatten, doch war es glücklicherweise nicht so. Dennoch stellte ich erstaunt fest, dass Armin wohl ebenfalls in meine Richtung sah. Schnell sah ich weg und merkte wie mir immer wärmer wurde. Doch Schwarzhaarige dachte gar nicht daran woanders hinzusehen und behielt sie weiterhin im Blick. Wie er es schon die ganze Zeit tat. Als Rafael ins Café gekommen war, wollte Armin schon aufstehen, um ihn davon abzuhalten sich zu Alex zu setzten. Das wäre jedoch keine gute Idee gewesen. Rafael hätte sich bestimmt nicht umstimmen lassen, das Café zu verlassen. Seine körperlichen Fähigkeiten in Sache Kraft war ebenfalls stark eingeschränkt, um ihn rauszuziehen und am Ende wäre Alex bestimmt noch wütender gewesen. Also, Niederlage auf allen Ebenen. Die Lage hatte sich jedoch geändert, als der Blondschopf sich zu ihr gesellte und leichte Panik in ihren Augen aufleuchtete. Er bekam zwar nicht mit, was sie besprachen, doch musste er jetzt was tun. Er schrieb Sam an, als er sah, dass er an ihnen vorbei kommen würde. Der Pinkhaarige war zwar die meiste Zeit wirklich ätzend, wenn es aber hart auf hart kam und man in wirklich braucht, dann kann man sich auf ihn verlassen. Dass Dave dazukommen würde, war wohl reiner Zufall gewesen, zu mindestens hatte Armin ihn nicht darum gebeten, auch wenn man es glückliche Fügung nennen könnte. Im Laufe des weiteren Arbeitstages ist nichts außergewöhnliches mehr passiert. Der Chef hat glücklicherweise nichts von dem indirekten Rauswurf gemerkt, genau wie die anderen Kolleginnen und Kollegen. Ich durfte die ganze Zeit hinter der Theke stehen und verschiedene Sorten von Kaffee ausschenken und verteilen. Es kommen nur noch freundliche Kunden zu Gast und spendierten gutes Trinkgeld für den ersten Arbeitstag. Zum Ende meiner Schicht, was gleichzeitig die Schließung des Cafés bedeutete, ging ich freudestrahlend aus diesem und wünschte meinem Chef und meinen Kolleginnen und Kollegen einen schönen Feierabend. Jeder ging seinen eigenen Weg und ich lief mit Kopfhörern in den Ohren, mit meiner beste und lauteste Musik hörend, grinsend zum Park. Auch wenn dieses Grinsen schnell verschwand, als ich durch das Tor des Parks hindurchlief und Armin auf einer Bank erblickte. Es ging los. Wird jetzt alles bereinigt? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)