Die 5 Idioten und ich von Misses-Law ================================================================================ Kapitel 5: Der fleißige Helfer? ------------------------------- „Die Möbel sind da“, lächelte Rafael mir mit einem breiten Grinsen zu. Ich starrte ihn mit offenen Mund an und wusste nicht, was ich sagen sollte. Hatte Dave nicht gesagt, dass er heute herkommen würde? Es ist gruselig, dass er Recht hatte. Was macht Rafael hier? „Was machst du denn hier?“ kam die Frage, die mir durch den Kopf schwirrte, über die Lippen. „Ich hätte ja eigentlich einen netteren Empfang erwartet, aber gut. Ich helfe bei der Möbellieferung, wie es sich als Angestellter eines Möbelgeschäftes gehört“, lachte er nun, doch irgendwie klang es nicht ehrlich. Auch seine Augen sahen ein bisschen enttäuscht aus. „Nein, sorry, so meinte ich es nicht. Ich freu mich“, lächelte ich ihn nun ebenfalls an und ließ meine Verwunderung verschwinden. „Worauf?“ fragte er leicht provokativ. „Äh…“ Was soll das denn jetzt? „Auf die Möbel?“ „Aha auf die Möbel.“ Mein Gegenüber schien noch betrübter als vorher und etwas wütend. „Jaha und auf dich natürlich auch.“ Meine Stimme klang nicht wirklich überzeugend. „Ich wollte dich nur etwas herhalten“, versuchte ich es nun etwas überzeugender und erfüllte meine Stimme mit einem Lachen. Es hatte anscheinend gewirkt und Rafaels Gesicht wurde zunehmend fröhlicher. „Na dann, ist ja gut. Sollen wir denn jetzt die Möbel hoch bringen?“ wechselte er das Thema. „Ja, ich helfe euch.“ Also gingen wir beide runter in das Foyer und halfen den Möbelpacker, die gewünschten Möbel nach oben zu tragen. Es dauerte ganze zwei Stunden bis alle oben waren und sich jeder eine Pause gönnte. Ich gab den drei Männern etwas zu trinken und sie bedankten sich. Nach einer viertel Stunde gingen zwei von ihnen, doch Rafael blieb sitzen und sah in sein Glas hinein. „Ähm Rafael, musst du nicht auch mit?“ fragte ich zögerlich. „Nein, ich habe jetzt eh Feierabend und wenn du willst, kann ich dir noch beim Aufbauen helfen. So alleine könnte sich das schon als schwierig erweisen.“ Er sah sich um und ich folgte seinem Blick. Ist es eine gute Idee ihn um Hilfe zu bitten? Was wenn die anderen gleich wieder kommen? Sie wirkten nicht gerade begeistert von ihm auch nur zu hören. Aber davon abgesehen, ich müsste alleine ein Bett, eine Kommode und ein Sofa aufbauen und das ist nun wirklich viel. Sollen sich die anderen nicht so anstellen. Wenn sie schon nicht bereit sind mir zu helfen, müssen sie eine andere Hilfe eben akzeptieren. „Na gut, du kannst mir helfen“, antwortete ich ihm und sein Gesicht fing an zu strahlen. Ich frag mich, was er nun schon wieder hat? Er ist auf jeden Fall leicht durchschaubar und offen wie ein Buch. Ist doch auch mal nicht schlecht. Ich musste lachen und bekam einen fragenden Blick, den ich gekonnt ignorierte. „Dann mal los, das könnte etwas länger dauern hier.“ Mit Motivation machte ich mich daran, die Möbel auszupacken und mir die Bedienungsanleitung anzusehen. Es würde ein leichtes werden die Möbel aufzubauen, was die Motivation nur noch verstärkte und wir uns beide mit Freude an die Sache ran machten. Nach kurzer Zeit der Stille, was Rafael anscheinend etwas unangenehm war, denn er ergriff, als erstes das Wort. „Wie kann es eigentlich, dass du alleine hier wohnst und dann doch nur Möbel für dieses Zimmer gekauft hast?“ fragte er neugierig. „Oh, ich wohne nicht allein. Ich habe noch fünf Mitbewohner“, antwortete ich ihm und konzentrierte mich wieder auf die Bedienungsanleitung der Kommode. „Mitbewohner?“ Seine Stimme klang leicht verwirrt. „Ja!?“ „Du wohnst hier alleine mit fünf Jungs?“ hackte er nach. „Ja. Ist das ein Problem?“ Ich verstand seine Überraschung nicht. Ich war schon immer lieber und mehr mit Jungs zusammen, als mit Mädchen. Sie waren nicht so kompliziert und verachteten auch keinen, wenn man gerne Anime schaute oder eine leidenschaftliche Gamerin war. Ist es denn wirklich so schlimm, so Sachen zu mögen? „Nein, eigentlich nicht.“ „Eigentlich nicht?“ „Wenn du einen Freund hast, der das akzeptiert und damit klar kommt.“ „Tja, das werden wir wohl nie erfahren?“ „Wie meinst du das? Ist etwas mit ihm passiert?“ fragte er mit großen Augen. „Er ist wahrscheinlich irgendwo auf der Welt und weiß noch nicht mal von seinem Glück, mich als Freundin zu haben“, kicherte ich. „Das versteh ich nicht“, gab er zu und sah mich fragend an. „Oh man, ich hab keinen“, löste ich das ungelöste Rätsel, auch wenn es so offensichtlich war wie sonst was. Ich sah ihn an und er schien anscheinend zu verstehen. „Ach so.“ Er sah etwas peinlich berührt in meine Augen. „Und auch keinen in Aussicht oder so?“ „Nein. Warum interessiert es dich?“ fragte ich verwundert. „Nur so“, sagte er und kratze sich am Kopf. „Aha.“ Waren meine letzten Worte und ich gab mich wieder meiner Kommode hin, die nach gut einer viertel Stunde perfekt zusammen gebaut in der Ecke neben der Tür stand. Der gesamte Aufbau der Möbel für mein Zimmer nahm nur noch eine weitere Stunde in Anspruch. Wir sahen uns das vollendete Werk an und waren stolz auf uns beide. Wir hatten es geschafft und waren endlich fertig. „Juhu, endlich fertig. Möchtest du vielleicht etwas trinken oder essen?“ bat ich meinem Helfer an. „Ja gerne, was ist denn so da?“ „Ähm, dann müssen wir mal in der Küche gucken.“ So gingen wir beide in die Küche und sahen eine Überraschung. Armin und Dave saßen am Tisch und waren sich anscheinend über irgendwas am unterhalten, so dass sie uns beide nicht mitbekamen. Erst als ich ‚Hey‘ rief wurden sie beide aufmerksam und sahen mich und meinen Begleiter an. „Also, dass ist Rafael. Er hat mir geholfen, die ganzen Möbel aufzubauen. Es war ja kein anderer dazu bereit mir zu helfen“, stellte ich ihn vor und die Stimmung in der Küche nahm schlagartig ab. Armin sah den Besucher mit einem wütenden Blick an und Dave aß nur belanglos seinen Apfel weiter. „Freut mich“, begrüßte sich nun Rafael. Es schien so, als ob er den Blick von Armin gar nicht sehen würde, denn er strahlte genau wie am Anfang. Der Schwarzhaarige dagegen wirkte von Sekunde zu Sekunde wütender und stand plötzlich auf und zwang sich den Weg zwischen uns aus der Küche. „Was ist dem mit ihm los?“ fragte ich Dave. „Ich hab keine Ahnung“, sagte er und sah mich durch dringend an. Als wolle er mir sagen, dass er Recht gehabt habe und Rafael wirklich heute gekommen sei. Ich schenkte ihn ein fragendes Lächeln und lief einfach weiter zum Kühlschrank. „Also wir haben Wasser, Saft oder Cola. Einen Schokoriegel könnte ich dir auch noch anbieten, denn bei den anderen Sachen müsste ich erst noch anfangen zu kochen“, sagte ich zu Rafael und drehte mich um, damit ich ihn ansehen konnte. Doch er sah wohl zu etwas anderes hin. Ich hatte mich runtergebeugt, damit ich einen besseren Blick in den Kühlschrank bekam, aber meinem Helfer schien etwas ganz anderes zu interessieren. „Ähh“, er sah schnell woanders hin. „Ich glaube ich werde jetzt gehen. Wir sehen uns dann ein anderes Mal.“ Schnell ging er aus der Küche und rief noch schnell „Tschüss“ hinterher, als man nur noch ein lautes Knallen der geschlossenen Tür hörte. „Was war das denn?“ fragte ich Dave verwundert und nahm einen Schokoriegel aus dem Kühlschrank. „Ich hab doch gesagt, er steht auf dich“, zwinkerte mir Dave zu. „Stimmt doch gar nicht“, verneinte ich es. „Ach ja? Und warum war er denn noch hier und konnte gerade seinen Blick von deinem knackigen Arsch nicht lassen?“ lachte er. „Mein knackiger Arsch?“ Ich sah mein Gegenüber mit großen Augen an. „Also ich würde ihn ja anders nennen“, sagte nun eine andere Stimme und Sam tauchte am Türrahmen auf. „Was willst du denn?“ fragte ich ihn auffordernd. „Ein paar Sekunden hier und schon wird man dumm angemacht“, beschwerte sich der Pinkhaarige. „Dann frag dich mal woran das liegt“, konterte ich. „Keine Sorge, ich wollte mir nur eine Cola hole.“ Sam ging auf mich zu und nahm die Cola aus den Kühlschrank. Er sah mich an und dachte wohl über irgendetwas nach, doch bevor ich nachfragen konnte, nahm er seinen Blick von mir und ging wieder aus dem Raum, doch war noch seine Stimme zu hören, die sagte: „Also ich weiß echt nicht, was an dir so toll sein sollte.“ „Pff, was ist denn mit dem los?“ „Wer weiß das schon“, lachte der Weißhaarige. „Naja, ist mir jetzt auch egal. Ich geh mal ein mein neues Zimmer. Endlich nicht mehr auf dem Sofa schlafen.“ Mit einem fetten Grinsen und einem Schokoriegel in der Hand ging ich aus der Küche in mein Zimmer. Als man in den Raum hineinkam sah man das graue Sofa und links das Bett, welches unter dem Fenster platziert wurde, mit noch einem kleinen Nachttischchen. Welches man aber nicht direkt sah, da das Bett und der Nachtisch in einer kleinen offenen Raum hinter Tür standen. Rechts von der Tür in der Ecke stand noch die Kommode und das Zimmer war fertig eingerichtet. Ich freute mich immer noch wie ein kleines Kind an Weihnachten und sprang auf mein Bett. Es war so gemütlich, dass man drin versinken konnte. Dazu war es noch angenehm kühl, da es heute besonders warm war. Ich versuchte aus dem Fenster zu sehen, doch hing es zu hoch und man konnte nur den leicht orange lila gefärbten Himmel erkennen. Also hob ich meinen Körper an, öffnete das Fenster und setzte mich auf die Fensterbank. Frische Sommerluft strömte mir ins Gesicht und ließ mich aufatmen. Ich liebte die Frische und habe mich schon als kleines Kind immer auf die Fensterbank gesetzt um mir dort den Sonnenuntergang anzusehen. Er war immer so schön und ließ einen die täglichen Sorgen vergessen. Früher sah ich immer einen kleinen Teich aus meinem Zimmer, wo sich die Sonne drin spiegelte. Heute sah ich einen kleinen Park und Hochhäuser hinter denen sich die Sonne nur halb zeigte, doch war die Wirkung die gleiche. Es entspannte mich und ich musste lächeln, als ich die kleinen Kinder im Sandkasten spielen sah. Erinnerungen von meinem Vater kamen wieder hoch, doch ich musste mich zusammenreißen. Er beobachtet mich jetzt bestimmt und soll sich keine Sorgen machen. Ich bin immerhin sein starkes Mädchen. Ich schlug mir mit beiden Händen auf die Wangen und erschreckte anscheinend jemand, der gerade in mein Zimmer gekommen ist. Ein kurzer überraschter Aufschrei und ich drehte meinen Kopf zu dem plötzlichen Geräusch. „Yosch?“ Ich sah den Ältesten fragend an. „Ja“, lächelte er mich an. „Ist ein schönes Zimmer geworden“, sagte er und sah sich um. „Nicht wahr?“ Ich folgte seinem Blick mit großer Begeisterung. „Sieht auf jeden Fall besser aus als vorher“, lachte er nun und sah mich an. „Also das nehme ich jetzt als Beleidung“, antwortete ich mir aufgeplusterten Wangen. „Diesen Saustall, der vorher hier war, kann man doch nicht als Vergleich nehmen.“ „Haha, nein ich meinte auch den aufgeräumten Raum als Vergleich. Ich glaube, dass ist der schönste Raum in der ganzen Wohnung“, gestand er. „Sogar schöner als deiner?“ Interessiert sah ich ihn an. „Mit Abstand“, antwortete er und wir beide mussten lachen. „Wie geht’s dir denn?“ fragte er auf einmal mit einer besorgten Stimme. Ich sah ihn fragend an. „Mir geht es so ganz gut, aber ich bezweifle, dass du das einfach so fragst.“ „Haha, ja, du hast mich durchschaut.“ Er setzte sich auf das Bett und sah mich auffordernd an. „Ich wollte fragen wegen von vor drei Tagen. Bisher hatte ich nicht wirklich die Möglichkeit gefunden um dich danach zu fragen. Willst du vielleicht darüber reden?“ Seine Augen sahen genauso besorgt aus, wie seine Stimme klang. „Es gibt da eigentlich nicht viel zu reden. Mein Vater ist bei einem Autounfall gestorben und wacht nun über mich und meine Mutter. Mit ihr habe ich auch schon gesprochen und wir haben uns gegenseitig aufgebaut. Auch wenn er uns vielleicht fehlt, er hätte nicht gewollt, dass wir um ihn weinen“, beendete ich meine Erklärung mit einem Lächeln. Vielleicht war es fehl am Platz und der falsche Zeitpunkt, doch half es mir und das war das Einzige was zählt. „Ist es wirklich ok? Es ist nicht schlimm auch mal zu weinen“, sagte er und sah mich mit großen Augen an. „Nein, ich habe schon genug geweint. Es war vielleicht nur eine Stunde oder so, aber es fühlte sich wie Tage an und das möchte ich nicht noch einmal erleben. Manche mögen es verkraften zu weine, doch ich lächle lieber und weiß, dass ich meinem Vater damit eine Freude bereite. Ich bin immerhin sein starkes Mädchen“, antwortete ich schon fast wütend. „Ok. Aber wenn irgendwas ist, dann kannst du immer zu mir kommen. Ich hoffe du weißt das?“ versprach er mir aufbauend. „Ja und danke“, lächelte ich zufrieden und ich bekam es genauso von meinem Gegenüber zurück. „Wie kommt es eigentlich, dass du hier sitzt?“ wechselte er nun das Thema. „Ich habe es schon immer geliebt, den Sonnenuntergang auf der Fensterbank zu beobachten.“ „Ach echt? Ist das so toll?“ „Öffne das andere Fester und finde es selbst heraus“, forderte ich ihn auf. Gesagt, getan. Er öffnete das zweite Fenster und setzte sich mit einem Bein auf die Fensterbank und sah hinaus. „Es ist wirklich schön.“ Ich folgte seinem Blick und stimmte ihm murmelnd zu. Es folgte eine Weile Stille, als wir anfingen über belanglose Sachen zu reden. Aus einigen Minuten wurden ein paar Stunden und schon zeigte die Uhr Mitternacht, als wir uns gute Nacht wünschten. Ich machte mich noch eben bettfertig und schon ließ ich mich in mein bequemes Bett hineinsinken und schlief tief und fest ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)